Aischylos: Die Perser

 

 

Aischylos

Die Perser

 

 

 

Aischylos: Die Perser

 

Übersetzt von Johann Gustav Droysen

 

Vollständige Neuausgabe mit einer Biographie des Autors.

Herausgegeben von Karl-Maria Guth, Berlin 2016.

 

Umschlaggestaltung unter Verwendung des Bildes:

Wilhelm von Kaulbach, Die Seeschlacht bei Salamis, 1868

 

ISBN 978-3-8430-6228-2

 

Dieses Buch ist auch in gedruckter Form erhältlich:

ISBN 978-3-8430-5098-2 (Broschiert)

ISBN 978-3-8430-5099-9 (Gebunden)

 

Die Sammlung Hofenberg erscheint im Verlag der Contumax GmbH & Co. KG, Berlin.

 

Älteste erhaltene griechische Tragödie, 472 v. Chr.

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind über http://www.dnb.de abrufbar.

Personen

 

Atossa

 

Bote

 

Chor persischer Fürsten

 

Dareios' Schatten

 

Xerxes

 

Palast der persischen Könige, vor dem Palast der Altar Apollons

 

CHORFÜHRER:

Wir sind die Getreuen des persischen Volks,

Das zumal auszog zum hellenischen Land,

Sind Wächter der vielglückseligen und

Goldprangenden Sitze, die Xerxes selbst,

Mein König und Herr,

Auswählte, der Lande zu wachen.

Um die Heimkehr unseres Königes nun,

Um des goldenen Heers Heimkehr angstvoll

Vorahnend erbebt in der Brust mein Herz,

Von Bekümmernis voll.

Denn die Jugend des Reichs, denn Asias Kraft

Zog fort, nachjauchzt sie dem Jüngling;

Und es kommt doch zu Fuß, und es kommt doch zu Roß

Kein Bote zur persischen Heimat.

Und von Susa so, von Ekbatana fort

Und vom alten Gemäur der kissischen Stadt

Zogen sie fernhin,

Bald Scharen zu Roß, dann andre zu Schiff,

Und des Fußvolks Reihn,

Die der Kern im Gedränge der Schlacht sind.

Auszog Amistres und Artaphernes,

Aus Megabazes und Astaspes,

Die Gewaltgen im Reich,

Könige, dienstbar nur dem Großkönige,

Feldherrn von Heeren im Heere des Reichs,

Mit dem Bogen der Schlacht, auf schäumendem Roß,

Furchtweckend zu schaun und entsetzlich im Kampf

In des Muts vielwagender Hoffnung.

Und der Schlachtroßtummler Artembares auch,

Masistres auch

Und Imaios der Held, goldbogenbewehrt,

Und Pharandakes,

Und der Rosse Bewältger Sosthanes.

Und andre gesandt hat des schwellenden Nils

Fruchtüppiges Tal,

Susiskanes, Pegastagon,

Den Ägypten gebar, und der Fürst Arsames,

Der Memphis, die heilige Stadt, sein nennt,

Und der uralt herrlichen Theben Herr

Ariomardos,

Und vom Bruchland zog schiffruderndes Volk

Mit hinaus, zahlloses Gewimmel.

Von dem weichlichen Volk aus Lydia kam

Kriegsvolk, dem zumal

Sich des Festlands Heer scharweis anschloß;

Die führt Arkteus und Matragathes,

Herrschende Könige.

Auch Sardes sendet, die goldene, viel

Kriegsscharen, verteilt in die Wagen der Schlacht,

Die mit Doppelgespann, dreifachem Gespann

Furchtbar toddräuend dahinziehn.

Die vom Tmolosgebirg und den Fluren umher,

Sie bedrohn Hellas mit dem knechtischen Joch;

So der Speeramboß Tharybis, Mardon

Und die mysischen Schleudrer. Von Babylon auch

Aus goldenem Tor in geschlängeltem Zug

Zog buntes Gewühl, teils Schiffsvolk aus,

Teils Schützen der Kunst des Geschosses gewiß;

Was Schwert nur trägt in dem ganzen Bereich

Asiatischen Stamms,

Nachfolgt es den Fahnen des Königs.

Ja, die Blüte des Volks aus persischem Reich

Zog fern in den Krieg,

Und Asias Land, das sie aufzog, seufzt

Und grämt sich um sie, von Verlangen gequält;

Und die Mutter, das Weib, die die Tage gezählt,

Sehn bang, wie die Tage dahinflehn.

 

Erste Strophe

 

CHOR:

Schon hineindrangen die burgstürmenden Kriegsscharen des Königs

In das jenseitige nachbarliche Festland

Auf der taubandigen Brück über den Sund der

Athamantischen Hella;

Um den Nacken der See schlang sich der dichtbalkige Heerweg.

 

Erste Gegenstrophe

 

Denn der vielvolkigen Flur Asia kampfkühner Gebieter,

In das Land trieb er die Heerwolke der Seinen

Wie ein Sturm, beides vom Festland, von der See her;

Er vertraut' sich den kühnsten,

Den gewaltigen Feldherren, des goldnen Geschlechts göttliche Sonne.

 

Zweite Strophe

 

Mit dem bluttrunkenen Mordblick des zum Fang fliegenden Felsdrachen,

so vielarmig, so vielschiffig hinab schießt er den Giftpfeil

Von dem Schlachtwagen Assyriens in die lanzenkundgen Städte.

 

Zweite Gegenstrophe

 

Und es tritt keiner hervor gegen die lautbrandende Heerflut,

wie ein Bollwerk vor der unzwingbaren Meerwoge zu schirmen;

Denn unnahbar in der Schlacht kenn ich und kühn das Volk der Perser.

 

Epode

 

Doch der trugsinnenden Gottheit, wer entkommt ihr von den Menschen?

Wer entrinnt ihr mit dem raschfliehenden Fuß glückenden Sprunges?

Denn so süß lächelnd im Anfange sie liebkost, sie verlockt

In das Garn, draus nimmermehr

Noch hinausschleichend, noch ausweichend der Mensch wieder entkommt.

 

Dritte Strophe

 

Denn ein Gott ordnet' die Lose des Schicksals; es gebot in der Urzeit schon den Persern,

Sich den burgstürmenden Kämpfen,

Sich der roßwimmelnden Feldschlacht, sich dem nächtigen Überfall zu weihn.

 

Dritte Gegenstrophe