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„Gärtnern tut der Seele gut!“

„Wenn wir die Welt der Katze in vier Wände stecken, haben wir die Pflicht diese Welt so schön wie möglich zu gestalten. Wir müssen neben Ernährung, Gesundheit & Sicherheit auch für die Seele und die Unterhaltung der Katze sorgen!“

2. Auflage

© 2016 Sabine Ruthenfranz

Alle Rechte vorbehalten. Abdruck oder Veröffentlichung in elektronischer

Form nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch die Autorin.

Fotos und Illustrationen: Sabine Ruthenfranz

Lektorat: Katja Wolf, Lüneburg

Gestaltung und Satz: Agentur rundum GWK, Bochum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

Alle in diesem Buch genannten Informationen und Angaben wurden mit größter Sorgfalt recherchiert. Es kann jedoch keine Garantie für die Richtigkeit der Informationen gegeben werden. Die Autorin übernimmt keinerlei Haftung für Schäden oder Unfälle, die im Zusammenhang mit der Nutzung von Informationen aus diesem Buch entstanden sind.

ISBN 978-3-7357-7350-0

Inhaltsverzeichnis

  1. Risikoeinschätzung
  2. Giftpflanzen erkennen
  3. Katzengras & Co.
  4. Pflanzenempfehlungen
  5. Sicherheit für Katzenbalkon und Fensterplätze
  6. Tipps für Wohnung und Balkon
  7. Anlegen einer Katzenliegewiese
  8. Umgang mit Schnittblumen
  9. Giftpflanzen

Vorwort

Im natürlichen Umfeld kommen Katzen mit zahlreichen Giftpflanzen gar nicht erst in Kontakt und würden sie daher auch nicht fressen. Die Wohnungshaltung von Katzen erzeugt jedoch eine vollkommen andere Situation: Es gibt eine Vielzahl giftiger Pflanzen, welche von den Haltern, meist ohne die Gefahr zu kennen, im Katzenhaushalt aufgestellt werden. Da Katzen gelegentlich an Pflanzen knabbern, können sie dabei leider auch schnell an eine Giftpflanze geraten und sich daran vergiften.

Auch wenn der künstliche Lebensraum der Katze, nämlich die Wohnung, „artgerecht“ ausgestattet ist, so bleibt diese doch immer nur ein Versuch die Welt draußen so gut wie möglich zu imitieren. Wir stecken die Welt der Katze in vier Wände, also tragen wir auch die Verantwortung diese Welt so schön und so sicher wie möglich zu gestalten. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit Zimmerpflanzen gehört deshalb ebenso dazu wie für Nahrung und Abwechslung im Katzenalltag zu sorgen.

Als ich damit anfing mich mit Giftpflanzen zu beschäftigen, stieß ich recht bald auf widersprüchliche Informationen. Dabei wollte ich „einfach nur“ ein paar ungiftige Pflanzen für Zimmer und Balkon finden, die ich ruhigen Gewissens in meinem Katzenhaushalt aufstellen konnte. Ehrlich gesagt hatte ich mir bis dahin nie darüber Gedanken gemacht, ob und wie man Heimtiere, wie zum Beispiel Katzen, vor giftigen Pflanzen schützen könne und ob dies überhaupt nötig sei. Als meine Katze Dolly einzog, sollte sich das ändern.

Meine Katze Dolly:

Mit unwiderstehlichem Augenaufschlag und unendlicher Neugier geht sie jedem Pflanzengeheimnis auf den Grund.

Keine Minute verging, dass ich nicht über mögliche Gefahren nachgedacht hätte. Sie kennen das sicherlich, sonst würden Sie dieses Buch vermutlich nicht lesen. Da ich schon immer ein sehr großer Pflanzenfreund war und meine Katze Dolly von Anfang an nahezu jeden Blumentopf in unserer Wohnung untersucht hat, machte ich mich auf die Suche nach verlässlichen Informationen über Giftpflanzen und nach ungiftigen Pflanzen. Ich habe viel gelesen, gestaunt und gerätselt, denn die Pflanzenwelt ist unglaublich vielfältig. Aber ich hatte auch einige Aha-Erlebnisse, die mir schlussendlich dabei geholfen haben einen sicheren „Pflanzenweg“ für mich und meine Katzen einzuschlagen.

Dieses Buch soll Ihnen einen Einstieg in den sicheren Umgang mit Katzen und Pflanzen geben und dabei helfen geeignete Pflanzen für Ihren Katzenhaushalt oder Katzenbalkon zu finden.

Die Dosis macht das Gift

Ein Zitat hat mich von Beginn an bei meiner Recherche zum Thema Giftpflanzen begleitet. Das Zitat des Arztes und Alchemisten Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus: „Dosis sola facit venenum“.

Es sagt aus, dass allein die Dosis (gemeint ist hier die Menge der Substanz und nicht die Verniedlichung von Dosenöffner ;-)) über giftig oder ungiftig entscheidet. Das leuchtet ein, wo doch auch Medikamente nur in der richtigen Dosis wirken oder aber bei falscher Dosierung Schaden anrichten können. Mit der Giftigkeit, oder der „Toxizität“ wie der Fachmann sagt, ist es deshalb so eine Sache. Es gibt Inhaltsstoffe, welche Pflanzen nun einmal giftig machen. Dann nämlich, wenn die Giftkonzentration in der Pflanze so hoch ist, dass bereits kleinste Mengen zu Vergiftungen führen. Aber was sind denn diese „kleinsten Mengen“ und „für wen“ ist diese Pflanze dann giftig?

Ich habe eine ganze Zeit damit verbracht nach „der einen Liste“ zu suchen, die mir zuverlässig sagen kann, ob eine Pflanze giftig ist oder nicht. Um zu verstehen, warum es leider keine absoluten oder gar vollständigen Angaben über die Giftigkeit von sämtlichen Pflanzen geben kann, bedarf es ein paar Hintergrundinformationen.

Riesige Pflanzenvielfalt

Man schätzt heute je nach Quelle zwischen 320.000 bis 500.000 Pflanzenarten auf der Erde. Selbst wenn man sich nur auf reine Zimmerpflanzen beschränken würde, machen diese Zahlen die unglaubliche Pflanzenvielfalt deutlich. Zudem gibt es Neuzüchtungen, Exoten, abgewandelte Formen bekannter Pflanzen, Neuentdeckungen und wiederentdeckte Spezies. Das bedeutet, dass die über die Jahre zusammengetragenen Informationen von einheimischen Pflanzen hinsichtlich ihrer giftigen Inhaltsstoffe nicht ausreichen, da wir durch Importe und Modepflanzen gewissermaßen wieder einen Schritt zurückgeworfen werden, da es über diese Pflanzen (noch) keine Informationen hinsichtlich ihrer Giftigkeit gibt.

Analyseaufwand

Analytische Methoden können nur die (giftigen) Substanzen nachweisen, nach denen man sucht und das auch nur, wenn man bereits eine Methode dafür entwickelt hat. Aber nicht alle in Giftpflanzen vorkommenden Wirkstoffe sind bekannt oder chemisch aufgeklärt. Zudem kann die Konzentration giftiger Inhaltsstoffe je nach Standort, Pflege und Unterart einer Pflanze schwanken, so dass auch eine einmalige Analyse keine aussagekräftigen Werte ergeben würde.

Giftigkeit nach Individuum

Wenn wir über Giftigkeit sprechen, müssen wir auch berücksichtigen „für wen“ etwas giftig ist, also um welches Individuum es geht. Ist eine Substanz ungiftig für den Hund, bedeutet es nicht zwangsläufig, dass diese auch ungiftig für die Katze ist. Das ist übrigens auch bei uns Menschen im Vergleich mit einzelnen Tierarten der Fall. Ein Rotkehlchen kann beispielsweise problemlos die Früchte des Pfaffenhütchens (Euyonymus europaeus) fressen. Für uns Menschen sind diese Früchte hingegen giftig. Hinzu kommt, dass neben der Giftigkeit nach Individuum auch die Menge der giftigen Substanz, Größe, Gewicht und eventuelle Vorerkrankungen des Individuums beim Verlauf einer Giftaufnahme eine Rolle spielen. Selbst das Alter hat einen Einfluss auf das Ausmaß der Giftwirkungen. Sehr junge Katzen sind gegenüber den meisten Giftstoffen deutlich empfindlicher als erwachsene Katzen. Im Laufe des Lebens nimmt die Widerstandsfähigkeit gegen das Gift zu, um schließlich im Alter wieder abzunehmen. All diese Faktoren entscheiden darüber, ob es durch die Aufnahme einer giftigen Substanz zu einer tödlichen Vergiftung kommt oder vielleicht nur zu leichteren, behandelbaren Symptomen.

Untersuchung von Vergiftungsfällen

Nicht alle Vergiftungsfälle werden aufgeklärt, so dass nur aus wenigen Fällen (neue) Erkenntnisse über die Giftigkeit von Pflanzen gezogen werden können. Wenn also eine Katze stirbt und eine Vergiftung vermutet wird, so wird diese Vergiftung in der Regel nicht aufgeklärt. Ganz gleich, ob es um für den Menschen, oder für Tiere giftige Substanzen geht: Um an neue Erkenntnisse zu gelangen, ist man auf Einzelfallbeschreibungen angewiesen. Andernfalls würde es bedeuten, dass man am lebenden Objekt testen müsste. Bei der Auswertung von Einzelfallbeschreibungen ist dann oft unklar, inwiefern die gegebenen Umstände oder die individuelle körperliche Verfassung den Vergiftungsverlauf günstig oder ungünstig beeinträchtigt haben.

Es gibt leider auch den Fall, dass eigentlich ungiftige Pflanzen „sekundär“ giftig sein können. Dann nämlich, wenn sie mit Pflanzenschutzmitteln oder Düngern behandelt wurden oder anderweitig mit Schadstoffen belastet sind. Es ist deshalb ratsam, neu gekaufte Knabberpflanzen erst nach Ablauf einer 4 bis 6-wöchigen Karenzzeit im Katzenumfeld aufzustellen.

Fazit: Wenn wir uns als Katzenhalter auf die Suche nach geeigneten Pflanzen begeben, müssen wir verschiedene Aspekte berücksichtigen und verstehen, dass es keine oder zumindest nur sehr wenige vollkommen ungiftige Pflanzen gibt.

1. Risikoeinschätzung für den Umgang mit Pflanzen im Katzenhaushalt

Bevor ich im Rahmen einer Beratung im Katzenhaushalt eine Empfehlung zum Umgang mit Zimmer- und Balkonpflanzen abgebe, mache ich eine Art „Risikoeinschätzung“. Das mache ich, um den Halter erst einmal auf das Thema Giftpflanzen aufmerksam zu machen und ihn dafür zu sensibilisieren. Mein Ziel ist es dabei jedoch nicht alle Pflanzen aus dem Katzenhaushalt zu verbannen, sondern einen sicheren Umgang mit den Pflanzen herbei zu führen. Denn einige Katzenhalter sind der Meinung, dass sie sich gar nicht darum sorgen müssten, da ihre Tiere schon wüssten was für sie giftig sei und was nicht. Andere haben schlicht und ergreifend noch nie darüber nachgedacht oder kennen die Pflanzen im Haushalt und folglich auch ihre Giftigkeit nicht. Meine erste Frage zur Risikoeinschätzung lautet stets:

„Ist Ihre Katze ein Freigänger oder eine reine Wohnungskatze?“

Der Grund für diese Frage ist, dass reine Wohnungskatzen meist ein höheres Vergiftungsrisiko tragen, als freilaufende Katzen. Nicht etwa, weil sie empfindlicher auf Gifte reagieren würden. Es liegt daran, dass sie häufiger allein sind, weniger Abwechslung haben und als reine Wohnungskatze den Pflanzen quasi direkt ausgesetzt werden. Aus Langeweile kommen sie deshalb eher in Versuchung an ungeeigneten und giftigen Pflanzen zu knabbern, sofern es diese im Katzenhaushalt gibt. Da die Frage nach ausreichender Abwechslung im Katzenalltag von den Haltern nicht wirklich neutral beantwortet werden kann (schließlich gibt ein jeder Halter sein Bestes) ist bei allen reinen Wohnungskatzen erst einmal davon auszugehen, dass sie sich tendenziell mehr langweilen als Freigänger. Folglich ist im Umgang mit Pflanzen besondere Vorsicht geboten. Die zweite Frage hat etwas mit der individuellen Vorliebe der Katze zu tun:

„Ist Ihre Katze ein echter Knabberjunkie oder knabbert sie nur gelegentlich?“

Die Antwort auf diese Frage gibt schon mal eine erste Tendenz für das Vergiftungsrisiko, was nicht heißen soll, dass sich das Verhalten oder die Vorliebe im Laufe eines Katzenlebens nicht verändern kann. Knabberjunkies haben jedenfalls ein erhöhtes Risiko an giftige oder unbekömmliche Pflanzen zu geraten. Auch kann übermäßiges Knabbern an ungiftigen, aber dafür scharfkantigen Gräsern zu gesundheitlichen Problemen führen. Bei Knabberjunkies sollte deshalb ganz besonders darauf geachtet werden, an welchen Pflanzen geknabbert wird. Und die dritte Frage:

„Woran knabbert Ihre Katze bevorzugt?“

Begnügt sich die Katze mit dem für sie zum Knabbern vorgesehenen und stets bereitgestellten Katzengras senkt diese Tatsache das Vergiftungsrisiko. Interessant wird es allerdings, wenn sich die Katze regelmäßig an „vermeintlich“ ungiftigen Pflanzen vergreift. Denn nur weil die Katze schon einige Male an einer Pflanze geknabbert hat und keine Symptome einer Vergiftung gezeigt hat, heißt das noch lange nicht, dass diese Pflanze auch wirklich ungiftig ist. Einige Gifte schädigen den Organismus erst langfristig, also bei regelmäßigem Konsum. Aus diesem Grund sollte sobald eine Katze regelmäßig an einer Nicht-Futterpflanze knabbert eingegriffen und diese sicherheitshalber weggestellt werden.

Kurzcheck zur Risikoeinschätzung

Um das Vergiftungsrisiko in Ihrem Katzenhaushalt einzuschätzen, können Sie den folgenden Kurzcheck machen. Beantworten Sie einfach die Fragen mit ja oder nein. Je mehr Fragen Sie mit Ja beantwortet haben, desto höher ist tendenziell das Vergiftungsrisiko Ihrer Katze.

  1. Ist Ihre Katze eine Einzelkatze?
  2. Ist Ihre Katze eine reine Wohnungskatze?
  3. Ist Ihre Katze eine Langhaar- oder Halblanghaarkatze und neigt zu Haarballen?
  4. Haben Sie Ihnen unbekannte oder giftige Pflanzen in der Wohnung oder auf dem Balkon stehen?
  5. Haben Sie unbekannte oder giftige Pflanzen mit grasähnlichen Blättern?
  6. Dekorieren Sie Ihre Wohnung gerne mit Schnittblumen in der Vase, die für die Katzen erreichbar sind?
  7. Knabbert Ihre Katze gelegentlich an Pflanzen?
  8. Ist Ihre Katze oft allein?

Dieser Kurzcheck ist freilich nur als Faustregel zu betrachten, denn auch bei niedrigem Vergiftungsrisiko bleibt die Gefahr bestehen, dass sich die Katze vergiften könnte. Haben Sie jedoch ein erhöhtes Vergiftungsrisiko festgestellt, sollten Sie Ihre Pflanzen recht bald unter die Lupe nehmen und geeignete Maßnahmen ergreifen, um das Risiko zu minimieren.

2. Giftpflanzen erkennen