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Die Autoren:

Manfred Claßen, Jahrgang 1966, 1980-1983 mehrfacher Juniorenauswahlspieler, er erhielt zu der Zeit ein Angebot des Bundesligisten Bayer Uerdingen, 1984 komplizierte Sprunggelenksverletzung und das Ende seiner aktiven Spielzeit, Fußballabitur 1986 mit der Note "sehr gut", Trainer 1992-1996 zusammen mit Diplom-Sportlehrer Wolfgang Schnepper im Gesundheitsstudio in Willich, 2004 bis heute Jugendtrainer, 2010 gründete er die Informationsseite www.fussball-taktik.info

Wolfgang Schnepper, Jahrgang 1964, Diplomsportlehrer, Ex-Bezirksligaspieler im Fußball, 1988-89 in der deutschen Triathlonspitze, 1990 Bayerischer Meister im Body-Building, 1998 Konditionstrainer im bezahlten Fußball

Inhalt


Vorwort


Dieses Buch entstand aufgrund der vielen Nachfragen auf unserer Homepage www.kinder-training.info. Wir wurden gebeten weitere Bücher für die Bambini und F-Jugend zu schreiben. Diesem Wunsch sind wir hiermit nachgekommen. In diesem Buch beschreiben wir über 100 Übungen für die kleinen Fußballer.

Verhaltensregeln und Grundsätze gegenüber den Kleinen, Taktik im Kinderfußball, Spielregeln usw. werden hier aber zunächst auch abgehandelt.

Diese Punkte sind im Kinderfußball von höchster Bedeutung und viele haben unsere Bücher „Bambini / F-Jugendtraining“ oder F-Jugend / E-Jugendtraining“ nicht gelesen.

Trainer/innen und Übungsleiter/innen haben in Bezug auf die Kleinen (Bambini und F-Jugend) eine extrem große Verantwortung, die von vielen Erwachsenen vollkommen unterschätzt wird.

Noch niemals zuvor haben so viele Mädchen und Jungen bereits im Vorschulalter Fußball gespielt. Wenn wir die Kinder in diesem Alter begeistern wollen, muss das Training vom ersten Moment an Spaß machen.

Wenn wir allerdings Inhalte und Methoden aus dem Jugendbereich auf den Bambinifußball kopieren, erreichen wir genau das Gegenteil, und die Anzahl fußballspielender Kinder schrumpft in meinem Verein zusehends.

Die ersten Eindrücke des Sport- bzw. Fußballvereins sind entscheidend für den sportlichen Werdegang der Kinder.

Bei einem inkompetenten Verhalten des Trainers, der Eltern, der Betreuer usw. können die kleinen Sportler einen ablehnenden Ersteindruck bekommen, negative Erfahrungen sammeln und im schlechtesten Fall eine Aversion gegen jeden Fußballverein aufbauen.

Hier erkennen wir die große Bedeutung des richtigen, vor allem kindgerechten Verhaltens von Trainern und Betreuern, die oftmals überhaupt keine Ausbildung, kein fachspezifisches Wissen oder Menschenkenntnis (hier: in Bezug auf Kinder) besitzen.

Schon seit "eh und je" wurden Vorschulkinder häufig in Turnoder Leichtathletikvereine geschickt, um die körperliche Entwicklung zu fördern und Bewegungsmängel vorzubeugen (manchmal bekannten sich Kinder dann erst viele Jahre später zu anderen Sportarten, bei Jungen war es meistens der Fußball). Die Kinder absolvierten dort Lauf-, Wurf- oder leichte Sprungübungen. Sie turnten und wurden mit leichten Ballspielen vertraut gemacht und auch das Fußballspielen war dabei.

Eine vielseitige motorische und muskuläre Entwicklung war gewährleistet, natürlich wurden damals wie heute viele pädagogische und methodische Fehler gemacht.

Deswegen brauchen wir besonders im Kinder- und Jugendbereich qualifizierte Kräfte (es muss hier natürlich keine offizielle Ausbildung sein).

Heute kommen immer mehr Kinder direkt zum Fußball, was für die Trainer/innen eine große Verantwortung für das gesundheitliche Wohl der Kinder bedeutet. Ausgebildet für diese Tätigkeit sind nur wenige Übungsleiter/innen.

Der fußballerische Aspekt darf bei den Bambini nicht im Vordergrund stehen, sondern eine vielseitige Mobilität in Form von Laufen, Springen, Werfen, Ballspiele und Spiele unterschiedlichster Art. Die Kinder sollen hier eine grundlegende sportliche Ausbildung bekommen, wobei der Spaßfaktor und die Gemeinschaft im Vordergrund stehen. Hiermit wird die Basis für die weitere sportliche und soziale Entwicklung gelegt.

Die Bambini müssen das Gefühl vermittelt bekommen, dass sie von der Gemeinschaft gebraucht werden (was ja auch so ist), dass jeder ein wichtiges Mitglied der Mannschaft ist (unabhängig von der Leistung), und dass jeder Spieler ein gleiches Maß an Lob und Anerkennung von Eltern, Betreuern und Trainern verdient.

Merke: Die fußballerische Ausbildung darf bei den Bambini nicht im Mittelpunkt stehen, sonst hat dieses eventuell negative Auswirkungen auf die körperliche und seelische Entwicklung der Kinder. Im schlechtesten Fall wenden sich diese für immer vom Fußballverein ab oder die sportliche Leistungsfähigkeit entwickelt sich nicht optimal.

Der Trainer hat nun auch die wichtige Aufgabe, geschickt und freundlich, allzu ehrgeizige Eltern zu mäßigen, den Leistungsdruck fast ganz herauszunehmen, und Wettkampfspiele mit einem großen Spaßfaktor zu belegen. Es soll überwiegend in kleinen Gruppen gespielt werden.

Die Kinder brauchen allerdings auch mehr als Fußbälle, Pylonen und Slalomstangen. Für die vielseitige Entwicklung sollten Bälle in allen möglichen Größen und Gewichten vorhanden sein. Weiterhin können Spielplätze mit leichten Kletterparcours, Reck (zum Schwingen und Hängen), Schaukeln, Rutschen, und ein kleiner Bolzplatz, Turnhalle mit Geräten wie Bällen, Turnmatten (für leichte Turnübungen wie Purzelbaum und Strecksprung), Seile zum Balancieren und Springen, Schaumstoffbälle für verschiedene Spiele (auch für z.B. Abwurfspiele und Kopfbälle), Tischtennisausstattung und auch Banalitäten wie Luftballons und Seifenblasendosen zur vielseitigen Entwicklung der Kinder hervorragend beitragen.

Diese vielseitige sportliche Betätigung und das Spielen in Gruppen ist unabdingbar zur Entwicklung der Motorik, Schulung von Sozialverhalten und Empathie, Vorbeugung von Haltungsschwächen und –schäden und zur Förderung einer sportlichen und menschlichen Persönlichkeit.

Die Übungen und Spiele dürfen für die Bambini nicht zu schwierig sein und auch keine hohe Konzentration erfordern, da sie sonst zu schnell ermüden.

Das Übungsangebot ist breit gefächert, muss ohne lange Erklärungen auskommen, und immer wieder die Phantasie und die Neugier der Kleinen wecken.

An dieser Stelle wird uns wieder einmal verdeutlicht, welche Verantwortung und Wichtigkeit gegenüber dem Trainer oder der Trainerin im Bambinisport obliegen.

Merke: Schwierige technische Übungen, die Schulung irgendeiner Taktik, lange Erklärungen und aufkommende Langeweile haben bei den Bambinis nichts zu suchen.

Wenn die Bambini ein Fußballspiel durchführen und alle laufen immer Richtung Ball, dann lass sie. Intuitiv spielen sie im Prinzip modernen Fußball, nur das Verschieben ist noch sehr extrem.