Für Hartmut alias Mahmoud Susu

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über

http://dnb.ddb.de

This is a WAITAWHILE book. Alle Rechte vorbehalten.

© 2015 Sigrid Hauff, Wartaweil 37, D-82211 Herrsching

Umschlaggestaltung: Sigrid Hauff und Barbara Bode

Fotos: Sigrid Hauff.

Die Steine wurden gefunden, gewaschen und vermauert von meinen russischen Freunden Andreas, Ireni, Boris, Alla und Alla, Alexej und Alexander auf der Insel Gavdos/GR.

Gesetzt in Adobe Garamond Pro und Century Gothic Layout und Formatierung: Barbara Bode, Arthur Bartl Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt. Printed in Germany.

ISBN 978-3-7392-5222-3

Bei dem, was ich andernwärts borge, achte man darauf, ob ich etwas auszuwählen verstanden habe, wodurch die Erfindung gehörig gehoben und unterstützt wird, welche allemal von mir herrührt. Denn ich lege andern, nicht nach ihrer, sondern nach meiner Willkür, dasjenige in den Mund, was ich, sei es aus Mangel meiner Sprache, sei es wegen Schwäche meiner Kenntnisse, nicht so gut ausdrücken kann.

(Montaigne. Essais)

Inhalt

Vorwort

Hätte ich alles in eigene Worte fassen sollen? Warum?Ich freute mich, wenn ich bei andern fand, was ich dachte, was mich beschäftigte, was meiner Situation oder meiner Verfassung entsprach. Oder was Fragen aufwarf und neue Perspektiven eröffnete.

Zwiegespräche mit Menschen aus Literatur und Philosophie setzten Wegmarken und erleichterten Entscheidungen. Auch Denker längst vergangener Zeiten habe ich mit Respekt gelesen. Für mich sind es alte Freunde, die ungefragt helfen und gut zureden können. Ihre Einsichten sind Schätze. Nur die Zeiten haben sich geändert. Die Probleme sind im Wesentlichen die gleichen geblieben.

Rund fünfzig Jahre lang hielt ich fest, was mir merkenswert schien. Wer chronologisch liest, mag in der Auswahl der Notate und Zitate eine Geschichte entdecken, die spannender sein kann als ein Roman: der Weg eines jungen unsicheren Menschen zu mehr Klarheit, und im Laufe der Jahre zu mehr Ausgeglichenheit, sicherer Basis, Offenheit, Stärke.

Das Lesebuch mag anregen zu weiterer Lektüre. Es ist ein Wegweiser aus Krisen, hin zu innerem Gleichgewicht.

Wartaweil am 15. März 2015

Sigrid Hauff

Kein Schatten (1958 – 1966)

Wahrheit ist erträglicher, wenn wir uns bewusst machen, dass sie nur einen Augenblick lang gilt.

*

Zeit mit Uhren zu messen ist die größte Irrsinnstat der Menschheit. Ich stelle jede Chronologie in Frage. Auch das Altern ist keine Frage der Zeit. Zeit ist Bewegung. Kreislauf.

*

Gleichgültigkeit gegenüber der Welt und allem, was von außen an den Menschen herantritt - ein freiwilliger Abbruch jeder Beziehung - ob das nicht fälschlicherweise Irresein genannt wird?

Ich kann mir Irrewerden als einen reinen Willensakt vorstellen und denke dabei an Nietzsche, Hölderlin. Ihr Entrücktwerden scheint mir eine zwangsläufige Folge ihres ausgeprägten Willens.

*

Der Mensch ist, was er denkt. Er ist in ständiger Verwandlung, ist alles was er sieht, hört, fühlt, riecht, schmeckt. Er ist zeitlich, solange er Zeit denkt, und zeitlos, wenn er den Zeitbegriff für sich abschafft.

Für den, der keine Zeit kennt, ist Geburt und Tod ein einziger Augenblick.

*

Charakter ist mehr oder weniger stark ausgeprägte Gleichgültigkeit.

Gleichgültigkeit dem Guten gegenüber ist das Böse im Menschen.

Ist Charakter eine Folge von Willensakten?

*

Ob unsere besten Künstler nicht die sind, die nichts schreiben, nichts malen? Großes verliert an Größe in der Mitteilung.

Missionare versündigen sich von Berufs wegen am Menschen: weil sie sich von Berufs wegen überlegen fühlen müssen.

*

Wir messen unser Leben an unserer Vergänglichkeit. Wenn wir unsere Vergänglichkeit begreifen und akzeptieren, leben wir ewig.

*

Die einen sind verrückt, weil sie dumm sind - die andern, weil sie wissen, dass sie dumm sind.

Der eine tappt vor sich hin, zu dumm, um vorwärtszugehen - der andere läuft und läuft, steigt hinauf, stürzt ab, vergräbt sich und stürmt weiter vorwärts. Er rennt sich an seiner Grenze den Kopf ein.

*

Eine Komödie endet nicht mit dem Happy End. Wie leicht wäre eine Tragödie zu ertragen, wenn sie einen Schluss hätte.

*

Eine kleine Gruppe verschleierter Frauen, gekleidet wie unsere Nonnen, fliegen wie schwarze Vögel vor den Autos her, auf dem weiten Platz vor der Blauen Moschee in Istanbul. Abwechselnd übernimmt die eine und dann eine andere die Führung. Rabenflug. Papierfetzen im Wind.

*

Sich selbst und seinen Weg aus der Vogelperspektive betrachten. Von weitem.

*

Martin Buber: Die Rede, die Lehre und das Lied.

Er beschreibt mein Vogelerlebnis.

*

Ekstase, Tao, Stille.

Lao Tse, Buddha, Jesus, Mohammed sind Durchblicker, deren Gedanken nur deshalb zur Religion wurden, weil ihre Jünger ihnen nicht gewachsen waren, weil sie ihren Gedanken das Lebendige nahmen, sie einfroren, indem sie sie zur Lehre erhoben. (Literaturkritiker spielen eine ähnliche Rolle).

Es gibt zweifellos viele unbekannte Erfüllte, die glücklicherweise keine Schüler und Prediger gefunden haben.

*

Das Wort Religionsstifter ist ein Schimpfwort für Lao Tse, Jesus, Buddha, Mohammed. Religion ist die Verfälschung ihrer Lehre.

*

Aus dem Gefühl, „eins und ewig zu sein mit allem“ wird man oft herausgerissen. Sich rückbesinnen.

*

Auf jede Frage kann man ebenso mit ja wie mit nein antworten. Sich für eine von beiden Antworten entscheiden, ist Gedankenlosigkeit, Unbedachtsamkeit.

*

Sich systematisch etwas zerstören: Vertrauen, Liebe, das Bild, das sich ein Mensch von uns macht, der uns wert ist, um die Situation nach der Zerstörung heraufzubeschwören - ein Angriff auf Illusionen.

Ein kindlich-naives Spiel, ohne zu bedenken, dass die Zerstörung nicht rückgängig gemacht werden kann.

*

Ein Dichter müsste absolut konzessionslos sein - oder seine Werke selbst drucken.

*

Ein Gedicht unvernünftig lesen, ohne den Verstand einzuschalten. So wird Lesen zum schöpferischen Akt. Neues entsteht.

*

Hôpital Cochin, Paris.

“Le bassin s‘il vous plaît!”

Niemand rührt sich.

Schnarchen.

„Le bassin s‘il vous plaît!“ jammernd, in Not.

Nichts.

„Que je suis malheureuse!“

Nichts.

Schnarchen.

„Eh bien … ça y est … j‘ai pisse au lit!“

Befriedigt. Dreht sich um, schläft.

Nach einiger Zeit kommt die Krankenschwester: „Eh bien, ma Mémé, on a pissé au lit?“ „Que je suis malheureuse, ma petite.“

*

Ein altbekannter Weg tut sich plötzlich wieder auf. Das Blau des Himmels, die Schwäne auf dem Wasser, mein kleiner Vogel in Paris.

Das Gefühl: ich kann.

Ich will allein sein.

Die Frage nach dem Wesentlichen in der kurzen Zeit, die uns bleibt.

*

Kunst entsteht ganz ursprünglich, um eine Leere zu füllen.

Wo sie heute nicht die menschliche Leere füllt, ist sie l´art pour l‘art, funktionslos.

*

Hilflose Koseworte, zur Probe, aus Mitleid.

Nicht am Alleinsein verzweifeln wir, sondern dass wir den andern nicht in unser Alleinsein hineinziehen können.

Ich falle in mich zurück.

*

Ein Weg.

Bis an den Horizont.

Staubig. Mit Radspuren.

Rechts und links Steppe, die am Horizont ins Blau des Himmels übergeht.

Weit. Still. Nach allen Seiten offene Landschaft.

Ein Weg, den wenige gehen.

Sonne brennt auf den Wanderer.

Kein Schatten.

Er erinnert sich an eine Quelle, die so fern liegt, dass die Erinnerung daran schon fast versiegt ist.

Dürres Gras. Unbewegt.

Steine.

Königskerzen.

Leicht, weit und offen gehe ich in mein Land.

Fluchtbereit (1966 – 1972)

Februar 1967. Kosack liest altägyptische Märchen vor auf der Party in Meadi/Kairo. Draußen beginnen Hunde zu bellen. Eine Dame aus bester Gesellschaft sagt ruhig, beiläufig: „Könnt ihr die Hunde nicht gelegentlich einmal erschießen?“

*

Charles Mingus ist seit 1935 Buddhist.

Er sagt, das Ergebnis seiner Meditationen sei das Gefühl, sterben zu können, wann und wenn er will.

Psycho-Selbstmord.

Ich weiß, dass ich allein durch den Willen mein Leben beenden kann.

*

Immer fluchtbereit. Daher die ständige Suche nach Auswegen.

Ich will freiwillig bleiben.

*

Der Mensch ändert sich von einem Augenblick zum andern.

Er muss sich jeden Augenblick frei machen können.

*

Wir sind in Deutschland. Aus Kairo dem Siebentagekrieg entflohen. Aber Deutschland beklemmt. Ich kann in diesem Land nicht aufatmen.

*

Ein Philosoph interessiert besonders da, wo er meine eigenen Gedanken ausführt und weiterführt. Da ist Lesen produktiv.

Sich theoretisch andere Gedanken aneignen, sich in Systeme einarbeiten ohne Bezug zu eigenem Denken ist unfruchtbar.

*

Schaffen bedeutet … nichts anderes als Sein … die Menschen, wenn sie zur Betrachtung zu kraftlos sind, wenden sich dem Handeln zu … … dass Sein und Denken dasselbe sind … (Plotin) Das Nichts als Anfang allen Anfangs gedacht, als das Allererste und Allerletzte. Nur, dass Plotin noch nicht genug Mut hatte. Er tippt nur an und erschrickt.

*

Schlimm, wenn jemand eine Idee in eine Form pressen will - z. B. Sartre in seinen Dramen, Mrozek in Tango. Es ist verzwungene, leblose Theorie.

*

Dass man sein eigenes Leben weiterlebt und nicht dem Kind zuliebe stirbt - die Trennung muss sich mit der Geburt vollziehen, in aller Liebe. Ich bleibe ich, und nicht die Mutter von x. (05. 09.1967)

*

Ich bin jeden Moment das, was ich denke. Die Grenze meiner Welt liegt also in der Grenze meiner Denkfähigkeit. Die Grenze der Denkfähigkeit liegt in der Grenze meiner Sprache.

Also ist das, was ich nicht sagen kann, jenseits meiner Welt. Da ich „Gott“ sagen kann, wäre er in dieser meiner Welt und nicht im Jenseits.

*

Zeit ist Ortsveränderung?

Wer den Augenblick lebt, lebt ewig.

*

Denken und Sein sind dasselbe. Dann wäre der, der immer ganz das ist, was er denkt, sich am nächsten, vollkommen.

So fasse ich Erleuchtung in der buddhistischen Religion auf.

*

Leben kann nicht nur arbeiten sein, vor allem nicht nur arbeiten, ohne dass das, was man tut, Freude macht.

Wesentlich leben, tun was Freude macht und damit ein Existenzminimum erhalten. Bedürfnisse lassen sich reduzieren, das Äußere verliert an Gewicht.

Ohne Gängelband leben, sich selbst leben, auch beim Kartoffelhacken.

*

Tod. Es gibt keinen Tod. Es gibt keine Zeit. Es gibt keine Vergangenheit und keine Zukunft. Es gibt nur den Augenblick, den gegenwärtigen Moment, in dem ich - body and soul - bin.

*

Es gibt keine Kontinuität im menschlichen Dasein. Der Mensch stirbt jeden Augenblick und wird jeden Augenblick neu geboren. So lebt er ewig.

*

Gut und Böse sind Begriffe, die auf Erfahrung basieren. Erfahrung setzt Zeit voraus. Zeit existiert nicht, also gibt es keine Erfahrung - und weder Gut noch Böse. Der Mensch, der im Augenblick lebt, hat keine Moral. Er verändert sich von Augenblick zu Augenblick. Als Unveränderliches bleibt sein Menschsein. Er wirkt sich als Mensch aus. Das ist seine Moral.

Er ist jeden Augenblick seine Welt. Seine Welt ist jeden Augenblick er. So verändert sich seine Welt mit ihm.

Er ist, was er denkt. Denkt er Gott, ist er Gott.

Er hat eine Form. Erkennt er sie, kann er sie verteidigen als Form gegen Formen und „Uniformen“, gegen die Gesellschaft.

Wer sich an fremde Formen anzupassen versucht, hat keine Individualität. Wer seine eigene Form verkennt oder verleugnet, richtet sich nach der Gesellschaft. Der Mensch mit eigener Form braucht die Gesellschaft nicht als Stütze.

Die Gesellschaft, die uniforme Masse, versteht ihn nicht und stößt ihn aus.

*

Wesentliche Antriebskraft des Menschen: der schöpferische Spieltrieb.

Spiel kennt keine Zeit.

*

Leo Navratil spricht in Schizophrenie und Sprache über Hölderlin.

Wenn ich konsequent wäre, fände ich mich bereits mitten auf seinem [Hölderlins] Weg. Der Übergang ist nicht wahrnehmbar, für mich nicht existent. Nur manchmal - im Vergleich mit andern - wird einem klar, dass man nicht normal reagiert.

*

Cocktailparty in Meadi/Kairo, November 1967: Angenehm - sehr angenehm - nett dass sie - für die Blumen den Mantel - Vase - Herr Megid auch - Abdou kam in einer zerknitterten Galapia - Rosen - Sardellenpaste von Goma - nach Hause geschickt, soll eine anständige weiße Galapia anziehen - vorstellen Dozent - Attaché - Pressereferent Kulturbeirat - die typische Ägypterin - deutsch gelernt in Deutschland? - gefällt ihnen - Vase für die Blumen – schönes Stück der Kelim - selbst gemacht? - verstehe nur meinen Lehrer - Dialekt, hören Sie er sagt ich spreche Dialekt - freut mich Herr Konsul - haben Sie ne Ahnung - kümmere dich um Frau Nagib - habe ein Kind – studiert - stehen schon wieder am Buffet - kam zurück - unmöglich, hat wieder Gott und die Welt eingeladen - Platz - nehmen Sie - angenehm - Wetter - hübsches Kleid - wie geht es ihrem - was arbeiten? - Wirtschaft und Politik - kennen Sie - guter Whisky, kann man hier nicht kaufen - unmögliche Galapia - er bringt Rosen - ob er wohl - darf ich Ihnen - schmecken gut - Club - Swimming Pool - so angenehm finde ich das Haus nicht - welcher Schneider - Dialekt, sagt er - ich kann keine Grammatik, nur sprechen - beste Klasse - Frau des Kulturbeirats für Westeuropa – Philosophie - ich glaube dass sich die Fotografie in der Neuzeit durchsetzen wird - Figur - Beine - möchte sehen - fahre jeden Monat nach Beirut zum Einkaufen - schon einen Sohn mit 20 Jahren - kaum zu glauben - bitte sehr Herr Konsul - gestattet gnädige Frau - dumm aber hübsch - kümmere mich um die Schiffe im Bittersee - ich verstehe nur meinen Lehrer - Dialekt sagt - spreche gut - Deutschland - Bonn, muss selbst - Diener nach Hause geschickt - Pastete - 4 E.L. - Galapia unmöglich - geschenkt - kühl - noch Moskitos - noch ein Whisky - darf nicht so viel - kann nicht mehr - ja doch, Kaffee - nicht mehr ans Rote Meer - schon gehen, Herr Konsul - hinausbegleiten - hat mich gefreut - wohl allgemeiner Aufbruch - wissen Sie was das ist - wissen Sie was das ist - 2 Uhr früh - zuviel getrunken - weiß einen Nachtclub - Dank für die Einladung - sehr angenehm - gut unterhalten.

*

Schlemmer. Briefe und Tagebücher. Entdecke mit ihm Eigenes.

*

Jetzt, wo das Kind da ist, fühle ich mich sehr in die eigene Falle gegangen.

Freund sein. Nebenbei bin ich auch Frau. Diese Frau wird täglich so lange gewürgt bis sie fast tot ist, nur leider nie lange genug. Inkonsequent auch. Ab und zu ist die Frau gefragt, soll plötzlich wieder da sein, wo sie doch immer kurz vor dem Verschwinden ist.

Den Rest Frau abtöten oder der Frau zum Leben verhelfen? Unser Verhältnis sind zwei Verhältnisse, die sich widersprechen und bekämpfen. Mich hin- und hertreiben.

Die alltägliche kleine Hoffnung kehrt sich gegen mich.

Hoffnung gegen die Hoffnung. Verzicht.

*

Cosi van tutte, in der alten Oper von Kairo. Allein eindrucksvoll die übertriebene und doch äußerst sparsame Gestik und die gemeinsamen Mundbewegungen der Sänger.

Man müsste heute eine Oper ausdenken am Beispiel dieser alten und einen Schritt weitergehen in die Trivialität, damit sie ironisch, bitter wird.

*

Opium. Entspannung. Klarheit. Heiterkeit von innen. Kein Rausch. Ruhe, die zu hören ist.

*

Weshalb Komplimente bei Menschen Erfolg haben? Weil sie allein sind und dankbar für das Interesse, die Teilnahme, die ihnen jemand entgegenbringt. Dass diese Teilnahme geheuchelt oder berechnend ist, dieser Gedanke kommt ob der großen Befriedigung gar nicht erst auf.

*

Wo man stirbt und wie man stirbt, ändert am Tod selbst nichts.

Der Traumtod: im Bett zu Hause einschlafen und nicht mehr aufwachen.

Was aber bei einem Unfall oder einem sonstigen gewaltsamen Tod? Versucht man, sich zu retten, wehrt sich dagegen, weil er einem letztlich ungerecht vorkommt im Vergleich zu einem gemütlichen Tod im Bett?

Gleich welcher Tod, sag „das ist mein Tod“, nimm ihn an, und er ist dem erwünschten Tod gleich.

*

Leere. Etwas ist nicht mehr da. Verloren, entwichen, genommen. Die Gedanken gehen dem Nicht-mehr-Vorhandenen nach. Der Körper verlangt das Verlorene zurück, wird krank.

*

Mein Weg: rücksichtslos ich selbst sein. Alle Versuche, Unmögliches zu erreichen, aufgeben. Haß und Verbitterung aus enttäuschten Erwartungen ablegen. Frei werden.

Sonne und Schatten sein - nicht gestaltloses Schemen unter bedecktem Himmel.

*

Charakter, Lebenseinstellung, nicht aus eigener Auseinandersetzung mit der Realität gewonnen, haben keine Basis. Sind imitativ. Verändern sich mit der Lektüre.

*

Exaktheit im Denken, Schärfe, Härte, sind mir so notwendig, dass Gespräche auf anderer Grundlage kaum möglich sind.

*

Wir wissen voneinander, was der See von dem Berg weiß, der sich in ihm spiegelt.

Wir treffen uns. Unsere Welten treffen sich nicht. Sie bleiben zurück.

Wir bleiben zurück.

Wir verlassen unsere Welten und treffen uns.

*

Ein gerader Weg. Wie ich gehe, kommt sein Ende auf mich zu. Von weitem sichtbar. Die Sonne ist hell.

Kein Hasch-mich-Spielen in verschlungenen Parkwegen, hinter Buchsbaumhecken. Aufrecht gehen. Geradeaus.

*

Haschisch. Der Arm liegt neben mir, wie abgetrennt. Die Beine - unkontrollierbar, weit weg. Der Rumpf - gar nicht vorhanden. Der Kopf besteht nur aus Augen und Ohren. Alles ist leicht, weit und sehr still. Ich höre. Ich sehe.

*

Hilfe ist nur, was dem andern hilft, sich selbst weiterzuhelfen.

Verursachtes Leid hilft unter Umständen weiter als erspartes.

Schonung verhindert Entwicklung. Buddha leidet nicht mehr.

Deshalb: sein Leben leben, nach eigener Moral. Gut sein in umfassendem Sinne. Gut sein.

*

Philosophen lesen. Sie helfen mir das Leben definieren, das ich leben will.

*

Der Grund meines Müßiggangs liegt wohl darin, dass mir vieles unwesentlich erscheint. Detailwissen ist mir oft nur Ablenkung.

Ich werde weder Kunst- noch Literaturkritiker, weil ich nie lese, um zu wissen, sondern um zu verstehen und für mich daraus zu schließen.

*

Ein Romanschriftsteller muss von der Bedeutung seines Werkes eine sehr hohe Meinung haben, denn er maßt sich immerhin an, eine enorme Zeit des Lesers in Anspruch nehmen zu dürfen.

Oder aber: er rechnet damit, dass die meisten seiner Mitmenschen von Langeweile geplagt werden, die er ihnen auf seine Weise vertreiben will.

Ich glaube, die meisten Romane sind im Hinblick auf den Gelangweilten geschrieben, denn es ist viel Leerlauf drin.

Der Roman als Form ist dagegen gut geeignet zur Darstellung von Alpträumen, die durch ihre Länge drücken, beim Lesen also erfahren werden können. Kafka. Proust.

Alle anderen Erfahrungen gibt das Leben selbst besser, sie können mir nicht durch Romanlesen ersetzt werden.

*

Heinrich Heine. Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland.

Heinrich Heine geht daraus sehr deutlich hervor.

*

LP Mingus revisited.

Covertext: “… I found a thing that made me think I could die if I wanted to. And I used to work at it. Not death and destruction, but just to will yourself to death.”

Das Stück half mast inhibition ist abgeklärt wie es nur nach dieser Wiederauferstehung möglich ist.

*

Schopenhauer. Seine Auffassung von Tod entspricht meiner: Widerstandslos wieder eintauchen in die Natur.

*

Das einzige, wonach zu streben sich lohnt, ist, nach Schopenhauer, die Muße, sich mit dem zu beschäftigen, was einen interessiert.

*

Kulturreferent Kuhnt, Deutsche Botschaft Kairo, am 8. September 1969, 11 Uhr: „Sie können doch um Gottes Willen nicht auf einen 10-jährigen (10 Jahre Dienst getan habenden) Diener Rücksicht nehmen, wenn es um politische Dinge ersten Ranges geht, um unsere Stellung hier überhaupt, liebe Frau. Was macht‘s, wenn der vom Geheimdienst ein bisschen verprügelt wird?!“

*

Montaigne. I, XX. Über den Tod.

… nehmen wir ihm das Fremde, üben wir ihn, gewöhnen wir uns an ihn, haben nichts so oft im Kopf wie den Tod. Stellen ihn uns vor in unserer Phantasie alle Augenblicke, in allen Erscheinungsformen (Gesichtern). Beim Straucheln eines Pferdes, beim Herabfallen eines Ziegelsteines, beim kleinsten Stich einer Nadel, überlegen wir sofort: ‚Nun, wenn es der Tod wäre?‘ und daraufhin halten wir uns gerade und bleiben wir fest. Während der Feste und Freuden, behalten wir immer den Refrain der Erinnerung unserer Stellung (conditio) im Gedächtnis und lassen uns nicht so sehr vom Vergnügen mitreißen, dass uns nicht ab und zu in Erinnerung käme, auf wie vielerlei Arten dieser unser Jubel dem Tod ausgesetzt ist, und mit wie vielen Zugriffen er ihn bedroht. So taten die Ägypter, die inmitten ihrer Feste und während ihrer besten Essen ein Knochengerüst herbeitragen ließen von einemToten, um den Tischgenossen zu warnen. ‚Halte für deinen letzten Tag jeden Tag der ihn dir bringt, die Stunde, auf die du nicht gezählt hast, wird dir wie ein glücklicher Aufschub vorkommen‘ (Horaz Epist. I, IV, 13-14)

Es ist ungewiss, wo der Tod uns erwartet, erwarten wir ihn überall. Das vorherige Nachdenken über den Tod ist Bedenken der Freiheit: Wer gelernt hat zu sterben, hat zu dienen verlernt; das Sterbenkönnen befreit uns von jeder Unterwerfung und jedem Zwang: es gibt nichts Schlechtes im Leben für den, der wohl verstanden hat, dass die Beraubung des Lebens nichts Böses ist …

*

In der neuen Kunst (Popart, Free Jazz, Jandl und Genossen) geht es nicht so sehr um Kunst als um Leben.

*

Kairo. Kontrolleure kontrollieren die Kontrolleure der Kontrolleure.

*

Müttern passiert es, dass ihr Neugeborenes von der Familie des Ehemannes entführt wird, so dass sie es nicht ein Mal zu Gesicht bekommen.

*

Proust. Durch Kunst wird das Leben auf das Wesentliche zurückgeführt. Clichés werden entwickelt, Unbewusstes bewusst, aus Undeutlichem und Dunklem, von Leidenschaft, Eigenliebe u. a. Beschattetem, kommt das wesentliche Leben hervor.

*

Literatur als wesentlich gelebtes Leben. Vergangenheit reproduziert, geklärt, befreit … gelebt.

Ein Stück weiter nach Osten, in der Philosophie, und die nachträglich gelebte Vergangenheit wird augenblicklich bewusst gelebte Gegenwart. Dann bleibt der Kunst allerdings nur mehr wenig Daseinsberechtigung. Und Prousts Werk wäre nicht entstanden.

*

Diderot. Pensées philosophiques.

XXV: Waren denn alle Juden, die in Jerusalem lebten, eindeutig konvertiert angesichts der Wundertaten Jesus-Christi? Keineswegs. Weit davon entfernt, an ihn zu glauben, haben sie ihn gekreuzigt. Zugegeben, die Juden sind einmalige Menschen; überall hat man Völker mitgerissen gesehen durch ein einziges falsches Wunder, und Jesus-Christ hat dem jüdischen Volk mit einer Unzahl wahrer Wunder nichts anhaben können (n‘a pu rien faire du peuple juif ).

XXVI: Es ist dieses Wunder der Ungläubigkeit der Juden, dem man Gewicht geben muss, nicht das der Auferstehung.

XXXII: Man wirft ein, dass die Unterwerfung unter eine gesetzgebende Autorität vom Denken dispensiert. Wo aber ist die Religion auf der Erdoberfläche ohne eine solche Autorität?

*

Europäer und Orientalen. Der Europäer sieht vor allem Unstimmigkeiten im Kleinen und kämpft dafür (Tierschutz im 3. Reich bei geduldeter Judenvernichtung); der Orientale kämpft in erster Linie um Großes, da er daran gewöhnt ist, kleine Ungerechtigkeiten wehrlos schlucken zu müssen.

*

Brötzmann - Coltrane. Brötzmann weist Probleme auf, gegen die er protestiert.

Coltrane zeigt die Möglichkeiten der Lösung von Problemen, gegen die er protestiert.

Die Probleme Brötzmanns sind auch meine, ich kenne sie, habe also nicht das Bedürfnis, zuzuhören.

Coltrane zeigt den Weg zu dem, was ich suche: nämlich den Weg zur Lösung meiner Probleme.

*

Sein Leben multiplizieren, mehrere voneinander völlig verschiedene Leben leben, die miteinander kaum zusammenhängen; eine Lebensweise, die, bei der geistigen Entwicklung der Betroffenen, nur durch Lügen ermöglicht werden kann, obwohl, bei größerer Einsicht und Weitsicht, die Betroffenen von der Ehrlichkeit und dem guten Willen des Mannes überzeugt sein könnten. Der Reiz dieser Art Leben müsste verstanden werden, wird es aber wahrscheinlich immer nur von jenen, die ihn selbst schätzen.

Hat die muslimische Vier-Frauen-Ehe damit Gemeinsames? Nein. Die Frauen wissen voneinander. Der Reiz eines multiplizierten Lebens entfällt. Das Leben bleibt simpel, multipliziert sich nicht.

Individualismus und soziale Ungebundenheit sind Voraussetzung für diese Art Doppel- bzw. Dreifach- bzw. Vierfachleben. (Das zur Frage des neuen Kollegen, ob ich mir vorstellen könne, dass man vier verschiedene Leben gleichzeitig leben und diesem lügenhaften Dasein nachträglich noch Reiz abgewinnen könne, ja sogar fürchten müsse, irgendwann wieder ein Bedürfnis danach zu haben).

*

Proust.

Aimer c’est avant tout souffrir et entre deux êtres celui qui aime le plus est toujours vulnerable et plus souvent victime.

L’amour ne signifie pas bonheur mais exigence d’absolu, enrichissement douloureux et révélation de soi a soi-même.

La grandeur de l’art véritable … c’était de retrouver, de resaisir, de nous faire connaître cette réalité loin de laquelle nous nous écartons de plus en plus au fur et a mesure que prend plus d’épaisseur et d’imperméabilite la connaissance conventionelle que nous lui substituons, cette réalité que nous risquerions fort de mourir sans avoir connue et qui est tout simplement notre vie.

*

Zwei sitzen nebeneinander und sprechen, und der Dialog wird allmählich zum Monolog jedes einzelnen.

*

Vergewissern wir uns unserer menschlichen Lage. Wir sind immer in Situationen. Die Situationen wandeln sich, Gelegenheiten treten auf. Wenn wir sie versäumen, kehren sie nicht wieder. Ich kann selber an der Veränderung der Situation arbeiten. Aber es gibt Situationen, die in ihrem Wesen bleiben, auch wenn ihre augenblickliche Erscheinung anders wird … (Jaspers. Einführung in die Philosophie.)

*

Wesentlich leben heißt für mich: sich diese unveränderlichen Situationen in den sich verändernden bewusst machen, bewusst halten.

‚Scheitern‘ heißt bei Jaspers die Sinnlosigkeit des Daseins erfahren.

Sie schweigend hinnehmen ist für mich kein Weg. Die Erfahrung akzeptieren. Sich als Teil der Welt sehen und sich und die Welt - und sich als Teil dieser Welt - akzeptieren.

*

Die Trennung von Philosophie und Wissenschaft hätte sich also mit Descartes vollzogen, als er das zwingend Gewisse suchte.

Jaspers verlangt Kommunikation.

Ich habe das Bedürfnis, mein Pariser Vogelerlebnis all denen mitzuteilen, die mir nahe sind.

*

Wie widerlegt Kant die Gottesbeweise?

*

Eine tragische Figur, der schöpferische Mensch, der in der Masse als Material benutzt wird: Die Ohnmacht eines Freien, der an eine nicht zu stoppende Maschine gespannt ist.

Unterwerfung oder Protest, aber keine Möglichkeit einer Befreiung.

Ein oft wenig offensichtlicher, schleichender Prozess.

Auswege suchen, wenn keine Befreiung möglich ist.

*

Einen Menschen, der ein rundes fragloses Leben lebt, darf man nicht verunsichern. Es ist ein Verbrechen, ihn aus diesem unversehrten runden Leben herauszureißen.

*

Manfred Durzak über Die Blendung von Elias Canetti: Die Zerstörung dieser mythischen Wirklichkeitsganzheit durch Rückverwandlung in die Normalität der konventionellen Wirklichkeit wäre das Verbrechen gewesen, Zerstörung des quasi paradiesischen Glücks. (Akzente 2/70)

Er geht davon aus, dass sich jeder Mensch seinen eigenen Mythos schafft.

*

Canetti. Die Blendung

Von den Entwicklungen tropfte Ulrike sich frei, schabte Ursprüngliches, in Geschlechtern verschüttet, aus sich heraus, bis sie blank und ihr dichtestes Ich war. Jahrtausende hatte sie rückwärts eingeholt und wünschte das spätere Paradies nicht herrlicher.

Das Demütigende am Leben ist, dass man alles, was man mit Kraft und Stolz verabscheut hat, schließlich hinnimmt. So gelangt man wieder an den Punkt, von dem man jung ausging, in die eigene Umgebung von damals verwandelt. - Aber wo ist man nun selbst? Man ist in der Härte, mit der man es sieht und verzeichnet.

Die eigentliche Versuchung des denkenden Menschen ist die, zu verstummen. Der Gedanke erlangt durch Verstummen seine höchste Würde: er bezweckt nichts mehr (siehe Martin Buber: Die Rede, die Lehre und das Lied), er erklärt nichts, er dehnt sich nicht aus. Der Gedanke, der sich verschweigt, verzichtet auf Berührung. Vielleicht kann selbst dieser Gedanke töten. Aber er weiß es nicht. Er hat es nicht gewollt. Er besteht nicht darauf, zu überleben.

*

Körperliches Bedürfnis nach einer Beziehung zwischen dem was ist und dem was war. Keine Übereinstimmung. Ich falle in die Leere zwischen Vergangenem und Kommendem. Ohne Gegenwart.

Grenze zum Wahnsinn? Traum und Wirklichkeit gehen ineinander über.

*

Frédérique, viereinhalb Jahre alt: “Tous les jours il est aujourd’hui. Demain est demain. Aujourd´hui est aujourd’hui.”

*

Möglich, dass man eines Tages auf seiner eigenen Spur zurückgehen muss bis zu dem Punkt, wo noch Halt war in einem selbst, und dann neu anfangen, wiederholen und nicht wiederholen: nicht die gleichen Fehler machen.

*

Sunny Murray. Hommage to Africa.

Entspricht mir. Sicherer Grund, mit regelmäßigem Auf und Ab. Darüber das Affektbedingte, in Extremen, das die sichere Grundmelodie übertönt, zeitweise, verunsichert, aber nicht stört. Soli sind Ausbrüche.

*

Dem Schweigen lauschen, das man bricht. Ich kenne keine Fragen, und doch bricht mir alle Augenblicke eine aus dem Mund.

Schweigen bewahren ist nicht alles. Wichtig ist auch die Art des Schweigens, das man bewahrt.

*

Spaltung innerhalb einer Person: Der eine Teil einverstanden, rund - der andere am Ausbrechen: verstanden als aus sich selbst Herausgehen, um zu sich selbst zu kommen.

Soli + Thema. Trennung und Zusammenspiel der beiden.

*

Ende. Nichts wird geschehen, als dass sich eine Erinnerung wiederholt. Liebe zerbricht in Begriffe aus der Psychologie, in Worte, Erklärungen. Ich sehe die Gefahr.

Den Todesstoß geben der Liebe durch bedingungslose Hingabe. Sich schwach zeigen, wenn man schwach ist.

Balance halten zwischen Grausamkeit und Liebesüberschwang.

Das Gleichgewicht überwinden. Stark sein. Nichts erwarten. In sich glücklich sein.

*

Eldridge Cleaver. Seele auf Eis.

Menschen, die einander wirklich zuhören, die aufnehmen, was der andere zu sagen hat, messe ich große Bedeutung an; denn es ist nicht einfach, jemanden zu finden, der fähig ist, dich oder sich selbst ernst zu nehmen.

Jemanden verstehen lernen, jene neue Welt betreten, ist ein letzter endgültiger Sprung in das Unbekannte. Die Aussicht ist erschreckend. Die Einsätze sind hoch. Die Gefühle sind überwältigend. Es widerstrebt zwei Menschen, sich voreinander wirklich bis auf die Haut zu entblößen, weil sie dadurch verwundbar werden und einer dem andern über sich ungeheure Macht verleiht. Wie oft fügen sie einander Schmerz und Qual zu!

*

Widersprüche. Der Tod als einschneidendes und gleichzeitig absolut unbedeutendes Ereignis.

Die Suche nach einer „bleibenden Verbindung in der Welt“ - und Scheu und Flucht davor.

Intensiv leben wollen und nicht am Leben hängen.

Peter Brook. Der leere Raum

Hauptanliegen des Künstlers: als Mensch nicht stehenzubleiben. Seine Arbeit zielt auf sein künstlerisches Wachstum ab.

Diejenigen, die an einem Happening teilnehmen und daran Spaß haben, können sich leisten, das Gelangweiltsein des Außenseiters gleichgültig hinzunehmen. Geringe Mittel, intensive Arbeit, rigorose Disziplin, absolute Präzision.

Wunsch, deutlicher ins eigene Innere zu schauen … Es gibt viele rosarote alte Männer und Frauen. Es sind Menschen, die eine erstaunliche Energie haben, die aber gleichzeitig große Babys sind: unbeschrieben im Gesicht und im Wesen; nett, aber nicht erwachsen.

*

Alles ist was du daraus machst.

*

Jeder ist gut und schlecht.

Du kannst jeden gut oder schlecht machen.

*

Zwei Menschen.

Es gibt Wege

die sich kreuzen

die sich nähern

die entfernt parallel laufen.

Wege, die nebeneinander verlaufen, gibt es selten.

*

Im Traum habe ich herauszufinden versucht, was zu lernen wert ist: ich selbst zu werden.

*

Ein Du ist das Gegenüber, so wie ich es sehe. Weil es durch mich hindurch muss, ehe es ankommt, hat es sehr viel von mir.

*

Nicht versuchen, eine Entwicklung aufzuhalten. Nicht plötzlich einen Punkt setzen, von dem aus Geschehenes rückblickend neu zu betrachten wäre. Guten Erlebnissen ihren Wert lassen. Nicht leiden, weil sie nicht wiederholbar sind. Nicht festhalten wollen, was nicht von alleine bleibt.

Weiterleben.

Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich verheimliche, was ich offen verteidigen kann.

Du hast ein schlechtes Gewissen, weil es für dich Verbote gibt, die du dir von Gesellschaft und Religion in den Weg stellen lässt und gegen die du dein Tun nicht verteidigen zu können glaubst.

Der freie Mensch und der zeitweilig unberechtigterweise aus seinem Gefängnis entwichene.

*

Jahnheinz Jahn: Muntu

Practical intelligence is nothing more than slyness, cunning, intellectual grasp or cleverness. Habitual intelligence, on the other hand, means active knowledge, ability, understanding, wisdom … Kagame reports that an old Ruandese woman who cannot read and write will say with the most complete conviction: “White men are really disarmingly naive! They have no intelligence.”

What we cannot conceive of is unreal, it does not exist.

But every human thought, once expressed, becomes reality. For the word holds the course of things in train and changes and transforms them. And since the word has this power, every word is an effective word, every word is binding. There is no “harmless”, noncommital word. Every word has consequences. Therefore the word binds the muntu (Menschen). And the muntu is responsible for this word …

African poetry is never a game, never l’art pour I’art, never irresponsible.

Thus the magic of metamorphosis never stops. Nommo, the word, creates images upon images and transforms them and the poet with them. For he himself never approaches things unchanging; since he too is in his nature a force among forces, he changes with them and from them … The weakness of many men is, writes Césaire, ‘that they do not know how to become a stone or a tree’ …

Eine Wand (1972 – 1979)

Plastikmenschen. Plastikmonster. Erleben alles in Form und nichts in Inhalt, geraten in Panik vor Gefühlen, die sie in abstrakt äußerliche Bemerkungen verdrängen. Gefühl wird verleugnet. Verreckt einer im Film: „Wie schlecht beleuchtet die Szene war“; leidet einer: „Wie farbig das Ganze“. Wird das Gefühl unüberhörbar angesprochen: „Die haben alle Mittel eingesetzt“.

„Leben“ in der 2. Dimension. Die Basis ist begraben, unter unwahrscheinlich viel Gerümpel, sich nicht zersetzendem Plastikgerümpel.

Der Alltag wird genau gleich registriert: formal.

Liebe passiert im Unterleib. Liebe gibt es nicht.

Bewunderung wird in Zynismus ausgedrückt, Angst in Gleichgültigkeit.

Plastikmenschen. Plastikmonster. Ein Zündholz dranhalten, sie flammen kurz auf und nichts bleibt übrig. Produkte unserer Zeit.

*

Herbert Marcuse. Der eindimensionale Mensch.

Es gibt Daseinsweisen, die niemals „wahr“ sein können, weil sie niemals in der Verwirklichung ihrer Potentialitäten, in der Seligkeit des Seins zur Ruhe gelangen können. In der menschlichen Wirklichkeit ist damit alle Existenz, die sich darin erschöpft, die Vorbedingungen des Daseins herbeizuschaffen, ein „unwahres“ und unfreies Dasein.

*

Bertold Brecht. Geschichten von Herrn Keuner.

Einer fragt Herrn K, ob es einen Gott gebe. Herr K sagte: „Ich rate dir, nachzudenken, ob dein Verhalten je nach der Antwort auf diese Frage sich ändern würde. Würde es sich ändern, dann kann ich dir wenigstens noch so weit behilflich sein, dass ich dir sage, du hast dich schon entschieden: Du brauchst einen Gott.“

Entfremdung: beim Gedanken an dich benutze ich die 3.

Person Singular.

*

Peter Handke. Als das Wünschen noch geholfen hat.

In diesem Herbst ist die Zeit fast ohne mich vergangen Vier Wochen lang hat jetzt die Sonne geschienen und ich bin auf der Terrasse gesessen und zu allem was mir durch den Kopf ging und zu allem was ich sah habe ich nur „ja, ja“ gesagt …

*

Unehrlich, um der Unehrlichkeit anderer die Kraft zum Verletzen zu nehmen. Als letzter Ausweg. Die nächste Verletzung ist tödlich.

*

Veränderte Rezeption. Tränen, Begeisterung, Erschütterung, Bezug auf eigenes Handeln - das war ehedem Reaktion auf Literatur.

Heute: Foyer-Smalltalk darüber, in welcher Tradition das und das stehe und ob es gelungen oder misslungen sei, Rezeption heute ist „literarische“ Rezeption. In der Musik, der bildenden Kunst, der Literatur ersetzt neuerdings die Theoriekenntnis der Artisten und Rezipienten die ehemals gemeinsame Beziehung zur Wirklichkeit.

*

Trennung – schmerzhaft wie nie zuvor.

Bergketten hintereinander. Wolken fliegen vorbei im Kreis um die Sonne, blau in blaugrau die sonst braunen Berge, die Sonne tief.

Ob ich hätte bleiben sollen, hoffnungsleer? Ein Gefühl, dass ich ganz schnell wieder zu Hoffnung kommen muss, damit das Flugzeug, von Hoffnung getragen, oben bliebe und nicht anfinge zu trudeln und schließlich zerschellte. Hoffnungssuche zwischen Kabul und Kandahar.

Anita hüpfte lustig auf der Zuschauerterrasse. Olaf stand still, angelehnt.

Loslösung. Richtung Sonne. Ins Allgemeine. Weg von den Problemen.

Augen für Lehmdörfer, Menschen darin, anderes Leben und andere Probleme. Offen werden. Nicht nur nach innen schauen.

Stereotype Durchsagen. Ein Kind weint ängstlich. Kandahar. Gartenland von oben. Schwarze Erde, vulkanisch.

Vulkanschlote, bizarre Kegel, stehen vor der Sonne, die die Landschaft orange einfärbt und durchscheinend wirken lässt.

Warten auf etwas Unerwartetes. Ein Vulkan der ausbricht. Feuer aus der Spritleitung. Der Tankwagenfahrer küsst den Copiloten, der ihn kräftig umarmt.

Berge als blaue Schatten unter mir. Ein Streifen orange am Horizont. Wir fliegen der Sonne nach. Unter uns tiefblau grau. Feuriger Streifen am Horizont. Geht über in Regenbogenfarben zu einem durchsichtigen Wasserblau.

Ich bin unruhig. Spüre wo ich mein Herz vermute. Beengt. Angst. Vor dem was kommt, hoffentlich nicht kommt, kommen könnte?

Das Verhalten spontanen Einfällen überlassen. In eine Seelenlandschaft reisen, in der man sich wundert über das, was man tut.

Neugier. Brutale Neugier.

Kampf ich gegen mich. Kampf um einen Weg, den man erst sucht.

Ich bin aus der Bahn gekommen.

Wir sinken. Schäfchenwolken, unten. Wir nähern uns. Die Schäfchen werden dick schwarz. Eine Wand durch die wir hindurch müssen. Es wird schwarz um mich. Wohlig Nacht. Lichter ohne Zahl. In Reihen wie Perlen auf einer Schnur, auf vielen Schnüren kreuz und quer.

Vergessen.

Ich lache.

Beängstigend viele Gesichter. Das Taxi rast in die Stadt. Der Fahrer flucht verständlich. Läden. Angebote. Auslagen. Für die Vielen. Für die vielen Bedürfnisse der Vielen. Wo sind die Einen, die auf wenige Bedürfnisse beschränkten?

Hotel EI Borg, über dem Nil. Unbeteiligte Gesichter. Woher kommen wir. Wohin gehen wir.

Du. Ich sehe dich lachen.

Geräusche in der Frühe, wenn Kairo noch grau in grau im Dunst liegt. Ich höre den Zug über die Nilbrücke fahren nach Alexandria. Autos fahren in der Ferne an. Autos hupen in allen Tonlagen. Trillerpfeifen der Polizisten. Ein Flugzeug. Ein Hund.

Später alle Geräusche ineinander vermischt. Starkes Hintergrundrauschen, von Autohupen gleich Solisten übertönt. Aus verschiedenen Richtungen. Lang. Kurz. Rhythmisch. Verloren. Fordernd lang. Auffordernd kurz. Lastwagen poltern vorbei. Ein Schlepper hupt auf dem Nil. Eine Bauarbeitertruppe stößt rhythmisierte Arbeitsgesänge aus.

Kairo glücklich: die Geräusche der Stadt Musik, der Dunst ein Schleier der sich abhebt. Kairo - Szenerie für ein Spiel, in dem zahllose Autos mitkreisen, Motoren mitsingen, Menschen mitspielen.

Kairo trostlos: der Balkon im 8. Stock eine Verlockung, die Stadt ein Abgrund, in den es hineinzieht, die Autos auf den Brücken und in den Straßen kreisende Mechanik aus einem Alptraum, jeder Hupton ein Stich ins Eingeweide, jedes Möglichkeit, überfahren zu werden, als unerkennbares Nichts aus dieser Welt zu verschwinden.

Das kenne ich doch. Paris. Als jedes Taxi, das vorbeifuhr, ein Taxi war, das vorbeifuhr. Als ich von den Geräuschen der Stadt erschlagen wurde. Als ich auf und ab lief wie ein eingesperrtes wildes Tier, gequält, zerschnitten, auseinandergerissen von Telefonklingeln, Autohupen, Gesprächsfetzen.

Tief unten oder aber an einer Mauer oder an einem vorstellbaren Ende angekommen bemerkte ich plötzlich, dass die Sonne durch die schmiedeeiserne Gittertür hereinfiel und Muster auf den Boden zeichnete. In diese Muster starrte ich, in diese Muster hüpfte plötzlich ein Vogel, ein Spatz, und tippelte durch die offene Tür herein auf mich zu. Ich verstand die magische Botschaft - in diesem Augenblick veränderte sich mir die Welt für alle Zukunft. Die Sonne war da, und so viel Glück auf der Welt wie ein Mensch allein nicht verbrauchen kann. Unerschöpfliche grundlose Heiterkeit.

Und heute? Was immer - ich muss mir nur den Vogel in Erinnerung rufen.

*

Rollen spielen fällt mir schwer. Ich wehre mich dagegen.

Nicht überzeugend in der Rolle der Dozentin - nicht würdig, gesetzt genug, zu lebhaft in den Bewegungen. In der Rolle der Ehefrau und Mutter? Die Kinder müssten mir beistehen. Den Erwachsenen spielen fällt mir schwer. Offen nach allen Seiten, veränderbar und bereit, mich zu verändern. Nur in meinen Tiefs, in der Resignation, dem Nicht-Mehr-Erwarten und Nicht-mehr-wissen-wollen, in der totalen Unbetroffenheit durch meine Umwelt fühle ich mich unveränderlich, fixiert, in einer Form, die nach außen als erwachsen und gesetzt wirken mag. Da gibt es Momente, in denen ich mich alt fühle, gelähmt, halb tot. Oft ein Zustand wie kurz vor dem Ertrinken, die Kehle schon zu vor Schreck. Ich kann dann zu niemandem sprechen, gebe Antworten nur soweit unbedingt nötig auf an mich gerichtete Fragen. Was mich immer wieder aus dem Wasser zieht? Kurz, grausam kurz manchmal, um mich gleich wieder unterzutauchen? Und wann immer ich hoch komme und Luft schnappe bin ich fröhlich. Woher die Hoffnung?

Die Rolle der betrogenen Ehefrau, die Rolle der Maitresse?

Wie im Theater. Als ob es eine andere Wirklichkeit gleichzeitig gäbe.

*

Die hochgeknoteten Galapias. Die eingefallene Brust desManikürmädchens beim Frisör, im Ausschnitt des Arbeitsmantels.

Sein verschlossenes junges Gesicht.

*

Ein Telegramm der JAL bestätigt meine Befürchtung, dassHartmut mit den Kindern in den Ausbruch des Bürgerkriegs in Beirut hineingeraten ist. Keine Nachricht.

Das Denken setzt aus, streckenweise, wird völlig zusammenhanglos, fällt immer wieder ruckartig auf schon Gedachtes zurück, ein Erschrecken, kein Verweilen, und schon kommt das nächste Bild. Rasend, dann wieder abgehackt langsam, wie gestört. Warten. Warten auf den Schock. Kopflos. Mutlos.

Keine Nachricht. Zwei Tage mit 2 x 24 Stunden x 60 Minuten. Die Zeit vergeht genauso stotternd wie meine Gedanken stotternd ablaufen.

Inzwischen ist Schreiben ein hilfloser Versuch, Leiden zu mildern. Die unklaren Momente zu vertreiben, in denen der Schmerz wie mit Messern sticht. So erschöpft, dass ich immer wieder einschlafe. Das Aufwachen ist umso schlimmer. Kairo seit zwei Tagen nur noch Lautkulisse. Zum ersten Mal kam mir der Gedanke, dass überlaute Freude verletzend sein kann.

Wäre es tröstlich, in einer Menge zu sein als eine von vielen?

Ich hatte einen Flug nach Beirut gebucht, nach einer Woche Warten, um nach den Dreien in den Krankenhäusern der Palästinenserviertels, der zerbombten Gegend zwischen Flughafen und Stadt, zu suchen. Eine Stunde vor Abflug kam ein Telex der Lufthansa aus Stuttgart: sind seit einer Woche zu Hause.

Peter Handke. Wunschloses Unglück.

… stumpfsinnige Sprachlosigkeit … mein kopfloses Dösen und Herumlungern … manchmal wundere ich mich, dass mir Sachen, die ich halte, nicht schon längst aus der Hand gefallen sind … es ist ein Entsetzen, bei dem es mir wieder gut geht … ein schmerzloses Zeitvergehen … dass mir die kurzen Tagträume der letzten Wochen schon fremd geworden sind … und das Bewusstsein schmerzte, so leer war es darin auf einmal geworden …

Da waren eben kurze Momente der äußersten Sprachlosigkeit und das Bedürfnis, sie zu formulieren - die gleichen Anlässe zum Schreiben wie seit jeher … Momente, wo das äußerste Mitteilungsbedürfnis mit der äußersten Sprachlosigkeit zusammentrifft.

*

Zu Hause: Eine Welt, die ich als Erinnerung liebe und der ich jetzt fremd gegenüberstehe. Keine Sehnsucht zurück. Rücksichten, Zärtlichkeiten in eine frühere Zeit zurück, und die Angst, durch meine Fremdheit zu verletzen.

*

Wahnsinnigwerden aus der Unfähigkeit zum schöpferischen Akt heraus?

*

Ins Leben um uns herum hineinschauen wie in ein Theater.

*

Kairo. Juli 1975.

Ein Balkon zum Hinabstürzen, ein Fenster zum Hinausspringen.

Eine Brücke mit niedrigem Geländer, und darunter der Nil.

*

Einer von dem ich so viel weiß, wie ich für eine Beziehung zu wissen für wichtig halte. Alle verstecken sich zu sehr hinter sich selbst, oder ich schreibe ihnen Empfindsamkeiten zu, erlebe meine eigene Empfindsamkeit in ihnen – sie aber sind stumpf. Ich möchte sprechen lernen.

*

Katastrophenvorstellungen.

*

Als ob ich, wenn mich meine Vernunft auch nur einen Moment im Stich lässt, vom Turm springe, mich irgendwo fallen lassen werde. Wobei ich von vornherein hinterher bedaure und rückgängig machen möchte.

Was ist für mich von vornherein vorgesehen?

*

Warum habe ich nie irgendetwas laut, vernehmlich für andere, von mir gegeben, auch nur irgendwo mitgesungen?

Ich wollte nie auffallen.

*

Wie sich Gesichtsbewegungen, Gesichtszüge verändern.

*

Das Verstummen als langsamer Prozess.

*

Die Auslöseautomatik von Handlungen. Von Worten.

*

Wie sich Alleinsein auf meine Verfassung, auf mein Tun auswirkt.

*

„Du machst es mir leichter, dich kennenzulernen, als ich es dir machen kann“.

*

Nicht produzieren um der Produktion willen.

*

Hanoville. Sept. 1975

Eichendorff. Aus dem Leben eines Taugenichtses.

Wir Genies – denn ich bin auch eins – machen uns aus der Welt ebenso wenig als sie sich aus uns, wir schreiten vielmehr ohne besondere Umstände in unsern Siebenmeilenstiefeln, die wir bald mit auf die Welt bringen, gerade auf die Ewigkeit los. Oh, höchst klägliche, unbequeme, breitgespreizte Position, mit dem einen Beine in der Zukunft, wo nichts als Morgenrot und zukünftige Kindergesichter dazwischen, mit dem andern Beine noch mitten in Rom auf der Piazza del Popolo, wo das ganze Säkulum bei der guten Gelegenheit mit will und sich an den Stiefel hängt, dass sie einem das Bein ausreißen möchten … du und ich und die Sonne, wir sind heute früh zusammen aufgegangen und haben den ganzen Tag gebrütet und gemalt, und es war alles schön – und nun fährt die schläfrige Nacht mit ihrem Pelzärmel über die Welt und hat alle Farben verwischt!

*

Ein Weg. Alles, alle verlassen. Mit einem Minimum an Gepäck, das in eine Handtasche gehen müsste, wie ein moderner Taugenichts durch die Welt ziehen.

*

Eine Frau hatte einen Nervenzusammenbruch, Weinkrampf, Schwächeanfall. Sie wurde, steif in ihrem Sessel, in ein Zimmer getragen.

*

Ich werde mich, in Gedanken, nicht mehr in Beziehung bringen zu andern Leuten, dann sind Gedanken wie ‚Gemeinheit, mich in diesem Zustand alleine zu lassen‘, ausgeschaltet. Keine Erwartungen zu haben ist eine Befreiung. Ich könnte ein freundlicher widerspruchsloser Mitmensch werden. Beziehungslosigkeit in belangloser unengagierter Freundlichkeit und Gefälligkeit. Eigene Gefühle in für andere unerreichbarer Tiefe.

*

Rejean Ducharme. Les enfantômes.

Le temps commençait où je m’aperçevais que j’avais fait une erreur, qu´il fallait aimer une femme c´est tout, qu´il n ´y en a pas plus qu´une au fond que toutes les autres la recouvrent pour effacer son nom et son visage c´est tout.

*

Handke. Chronik der laufenden Ereignisse.