Alle Ähnlichkeiten sind rein zufällig und nicht gewollt.

Sollte sich

dennoch ein

Leser

wiedererkennen

freut es mich.

© Peter Wolfgang Klose Köln

www.peter-wolfgang.klose@web.de

Books on Demand GmbH

ISBN: 978-3-7392-8194-0

für Melissa

Liebe Leser, eigentlich heiße ich ja Peter Wolfgang P. Klose

Wisst Ihr, was das „P“ bedeutet?

„P“ heißt Pelegrin. Meist lachen die Leute ja, wenn sie den Namen Pelegrin hören. Aber auch mein Ur-Ur-Ur-Urgroßvater hieß so und deshalb habe auch ich diesen Namen bekommen. Darauf bin ich sehr stolz. Ich wohne am Stadtrand von Köln, in einer Straße mit vielen Einfamilienhäusern. Hin und wieder gehe in dann im Königsdorfer Wald spazieren. Das ist nicht so weit, aber ein Wald voller Geschichte. Schon Karl der Große soll hier gewesen sein. Und dann gibt es da noch ein altes Kloster, welches durch eine große Mauer abgeschlossen ist. Man kann nicht dahinter sehen.

Den Hokopus kenne ich schon lange.

Sein Zauberhaus sieht man nur, wenn man daran glaubt.

Es ist ein altes, kleines, windschiefes Bauernhaus. Vor dem Haus stehen viele alte Bäume und viele bunte Blumen blühen rund um das Haus.

Zum ersten Mal kam ich dorthin, als ich wieder einmal am Waldrand spazieren ging. Der Weg sollte mich nach Brauweiler führen zur alten Abtei mit dem tausend Jahre alten Maulbeerbaum.

Plötzlich fing es unerwartet an zu regnen. Ja und da war plötzlich das Haus vom Zauberer Hokopus. Ich hatte das Haus früher nie gesehen. Da ich nicht nass werden wollte, klopfte 4ich an. Als er die Tür öffnete, bat er mich sofort in sein Haus, denn inzwischen regnete es Bindfäden.

Es besteht aus einem großen Zimmer. Als ich eintrat begrüßte mich ein alter schwarzer Rabe, der auf einer gedrechselten Gardinenstange saß. In einer Ecke stand neben dem großen, alten Kachelofen ein Lehnstuhl mit lustigen, bunten Flicken drauf. An der Wand gegenüber war ein großer Herd, auf dem viele große und kleine Töpfe standen. In einer Ecke stand ein Besen.

Ob Ihr es glaubt oder nicht, er zwinkerte mir mit einem Auge zu.

Mitten in dem Zimmer stand ein großer Tisch.

Was lag das nicht alles drauf: Bücher, Schüsseln, Teller, Gläser, Wurzeln, Tiegel, Schnecken, Knochen, Würmer, Blumen und Flaschen. Papiere, Korken, Socken, Strümpfe, Mausezähne, Hexenhaare, Knöpfe, Alraunwurze ln, Kokosnüsse, Straußenfedern, Tomaten und mindestens 814 andere Dinge, die ich noch nie gesehen hatte. Sogar eine alte Landkarte aus der Zeit, als die Franzosen hier in Köln und seinem Umland waren, und das ist schon sehr lange her, lag dort.

Hokopus wischte alles mit seinem Ärmel auf die Seite und zauberte uns erst einmal bequeme Sessel. Leider war bei meinem Sessel mittendrin eine Sprungfeder kaputt und schaute durch den Stoff durch.

Dazu zauberte er eine schöne Kanne Kakao und jedem ein Stück Streuselkuchen.

Dann sagte er: „Ich muss erst noch schnell etwas besorgen. Unterhalte Du Dich inzwischen mit dem Kater Fidibus. Ich fliege schnell nach Pulheim zum Supermarkt. Ich bin gleich wieder da.“

Dann war er auch schon verschwunden.

Fidibus sprang mit einem Satz auf meinen Schoß und schnurrte zufrieden. Er war ziemlich groß für einen Kater, hatte ein graubraunes Fell mit lustigen Flecken und einen weißen Fleck auf der Nase. Seine Pfoten waren rotbraun.

Danach erzählte er mir, wie er zu Hokopus gekommen war.

„Hokopus hat mich als kleines Kätzchen gefunden. Damals wurde hier die Braunkohle abgebaut und mein altes Dorf ist abgerissen worden. Sie haben es wieder neu aufgebaut, ein paar Kilometer weiter, aber mich hatten sie vergessen. Als Hokopus dann nach brauchbaren Dingen stöberte, die er zum Zaubern braucht, hat er mich gefunden. Weißt Du eigentlich, wie er wirklich heißt? Er heißt Abra Kilian Dabra Hokopus, aber das nur nebenbei.

Mit Zaubermilch hat er mich großgezogen und mir dann die Menschensprache beigebracht. Es klappt auch ganz gut. Nur, auch wenn ich das ‚R’ mehr schnurre als andere Menschen. Zum Dank versorge ich ihm das Haus und sehe zu, dass keine Mäuse in der Speisekammer sind. Abra ist ein lieber Zauberer, nur, er ist kein perfekter Zauberer. Verrate ihm aber nicht, dass ich Dir das gesagt habe.

Mitunter geht ihm auch mal ein Zauber daneben.“

Da spürte ich im Nacken ein wenig Wind und Hokopus stand ebenso plötzlich wieder im Zimmer, wie er vorher daraus verschwunden war. „Entschuldigung, dass es so lange gedauert hat, aber die Schlange an der Kasse war so lang und meinen Besen hatte ich so gut versteckt, dass ich ihn beinahe nicht wieder gefunden hätte.

Damit Ihr Euch Hokopus vorstellen könnt, will ich ihn kurz beschreiben.

Er ist ungefähr doppelt so groß, wie ein Tisch hoch ist. Sein Gesicht hat so viele Falten, dass es wie Baumrinde aussieht. Aber es macht ihn nicht alt, irgendwie passt es zu ihm.

Er trägt einen langen Mantel, der auch einem Baumstamm ähnelt. Grün, Braun und Rot sind die Farben. Lauter Flicken sind auf dem ursprünglichen Mantel.

Auf dem Kopf hat er einen großen, eigenartigen Hut. Ja, der Hut, der ist schon etwas Besonderes.

Früher ist er sicher einmal Braun gewesen. Aber im Laufe der Jahre hatte Hokopus überall bunte Federn dran gesteckt, so dass nur noch an wenigen Stellen ein Braun durchschimmerte. Der Hut sah aus, als trüge der Zauberer einen großen Vogel auf dem Kopf, der den Kopf unter seinen Flügeln versteckt hielt.

„Entschuldigen Sie, aber ich musste mit dem Besen schimpfen.

Gestern, als ich gerade Mal wieder nach Hause fliegen wollte, kam ein Gewitter auf. Mein Besen hat Angst vor Blitz und Donner. Da hat er mich einfach abgeworfen. Ich glaube, ich muss ihn mal wieder zur Strafe die Straße fegen lassen. Immer wenn es ihm mulmig wird, dann zieht er die Borsten ein. Der Feigling, der!“

„Sind Sie denn wirklich ein Zauberer?“ fragte ich und versuchte möglichst mutig auszusehen.

„Ja natürlich. Viele gibt es ja nicht mehr von uns. Hier im Bergischen Land gibt es ein paar Hexen und in Düsseldorf einige Zauberer, die meinen aber Sie könnten alles bestimme n. Sie haben so eine Art Zaubererregierung gebildet. Wir haben alle 1000 Jahre eine Wahl. Ich bin in diesem Beruf nun seit 1600 Jahren. Lassen Sie es mich genau sagen, seit 1632 Jahren, 11 Monaten und 28 Tagen. Viel ist das ja nicht für einen Zauberer, aber ich bin ja auch noch jung. Aber in 400 Jahren darf ich auch wählen gehen.

„So alt sind Sie schon?“ fragte ich. „Da haben Sie ja auch sicher schon viel erlebt. Können Sie mir nicht einmal eine Kostprobe geben. Ehrlich, so ganz glaube ich die 1632 Jahre ja nicht. So alt wird doch Keiner. „Ich bin ja auch nicht Keiner oder Jeder. Aber Sie gefallen mir und deshalb will ich Ihnen auch etwas erzählen und vorzaubern. Wenn es Ihnen Spaß macht, können Sie ja etwas bleiben. Es regnet sowieso noch wie aus Eimern.

Ja, so begann die ganze Geschichte.

Die Geschichte vom Zauberer Abra K. Dabra Hokopus.

Und glaubt mir, sie sind alle wahr. Nichts ist gelogen, vielleicht ein wenig geflunkert, aber wer macht das nicht? Und bei Zauberern weiß man ja auch nie, ob alles wirklich so passiert ist.

Aber lasst Euch überraschen.

Viel Spaß!

Die Zauberprüfung

„Möchtest Du hören, wie eine Zauberprüfung vor sich geht?“ fragte Hokopus, nachdem er sich zu mir an den Tisch gesetzt hatte. Und bevor ich überhaupt antworten konnte, fing er auch schon an.

„Auch wir Zauberer müssen eine Prüfung ablegen. Dabei müssen wir zeigen, was wir alles gelernt haben.

Während der Lehre muss man das ganze dicke Zauberbuch abschreiben. Man darf sich aber nicht verschreiben, sonst ist das ganze Buch wertlos. Oder aber man muss den Fehler 12 Jahre lang verbessern. Immer wieder die gleiche Stelle schreiben. 12 Jahre lang. Kannst Du Dir das vorstellen? Aber ich habe nur 126 Jahre gebraucht. Eine einfach lächerlich kurze Zeit.

Die Prüfung fand dieses Mal im Schloss Brühl statt. Das Mal davor mussten die Lehrlinge in die Virneburg bei Langenfeld fliegen. Aber wir waren zu viele Prüflinge, deshalb hatten die Zauberer Schloss Brühl gewählt. Das ist ja auch viel, viel festlicher. Aber am Tag der Prüfung passierte dann Folgendes:

Jeder Zauberer hat einen Gegenstand, der ihm beim Zaubern hilft. Bei mir ist es der schöne Hut mit den vielen Federn. Damals hatte er freilich noch nicht so viele Federn, aber das macht ja nichts weiter aus.

Ich musste ein Gewitter mit Blitz und Donner zaubern und aus einem Schwein einen Frosch machen. Zum Schluss dann noch aus einem Kaktus eine schöne Knackwurst. Mindestens 23 cm mussten sie lang sein.

Ich bin froh, dass viele alte Zauberer so schlecht sehen, denn sonst wäre ich sicher durch die Prüfung gefallen.

Also ich stand da und hatte fürchterliche Angst vor meinen Aufgaben. 12 junge Zauberer und 7 junge Hexen waren zur Prüfung zugelassen worden.

Dem Ersten zerbrach vor lauter Aufregung sein Zauberstab. Jetzt darf er in 1000 Jahren zur nächsten Prüfung wieder kommen.

Dem Zweiten fiel sein Zauberkiesel in den Schlossgraben. Finde Du mal den richtigen Stein unter all den anderen Steinen wieder heraus. Das ist unmöglich. Aber auch er darf in 1000 Jahren wieder kommen.

Als Dritter war ich an der Reihe.

Es blitzte und donnerte, dass es eine Freude war. Für die Brühler Bürger sah es aus, als hätte man ein Feuerwerk entzündet. Jetzt musste ich auf meinem Besen um den Zauberberg reiten. Du kennst ihn sicher, es ist der Drachenfels. Ich schwang mich also auf den Besenstiel und ritt los. In der Luft merkte ich, wie der Besen wieder einmal Angst vor dem Gewitter bekam.

Ich redete ihm also gut zu und er flog auch anfangs ruhig weiter. Ungefähr fünf Meter vor dem Landeplatz blitzte es furchterregend.

Da bekam er Angst und warf mich Borsten über Stiel mit dem Gesicht mitten in ein Moorloch. Da lag ich nun. Aber die Prüfzauberer waren so von dem letzten Blitz geblendet, dass sie mein Unglück nicht sahen.

Auch die Sache mit dem verwandelten Schwein ging noch gut. Die Prüfer haben nämlich nicht bemerkt, dass mein Frosch noch einen Ringelschwanz hatte.

Und auch die Knackwurst ist mir gut gelungen. Sie war genau 27,8 cm lang. Die sah vielleicht lecker aus. Die hat geduftet, kann ich Dir sagen, einfach lecker. Zur Belohnung durfte ich sie auch gleich aufessen. Gut, ich bin ja ehrlich, am Ende waren noch ein paar Stacheln. Aber ich habe nur 12 Jahre gebraucht, bis ich den letzten Stachel wieder aus der Zunge gezogen hatte.“

Ich musste doch lachen, denn auch mir war inzwischen klar geworden, dass Abra Hokopus ein Zauberer war, dem nicht immer Alles gelang.

Aber lustig erzählen konnte er doch. Nur bei all den Zahlen war ich mir nicht sicher, ob er nicht doch flunkerte.

Inhaltsverzeichnis

Die Geschichte von der alten Marie

Abra Hokopus hatte seine engsten Freunde zum Abendessen eingeladen.

Da es draußen stürmte und schneite, konnte nur seine Freundin, die alte Marie zu ihm kommen. Sie wohnte nicht weit weg im Kloster Brauweiler. Ihr Lieblingsplatz war der Maulbeerbaum, den vor über 1000 Jahren die Kaiserin Mathilde gepflanzt haben soll.

Beide saßen nun vor dem prasselnden Kaminfeuer. Hokopus hatte sich seinen Kater Fidibus auf den Schoß gelegt und überlegte, wie er mit Marie noch einen schönen Abend verbringen konnte.

Da beklagte sich Marie auf einmal, dass es in letzter Zeit immer schwerer sei, Heilkräuter zu verkaufen. Die Leute gingen immer mehr in Apotheken oder Drogerien und immer weniger kamen zu ihr, um sich ihren Tee zu holen.

Dabei hatten gerade jetzt so viele Schnupfen.