ISBN 978-3-7431-5704-0

Herstellung und Verlag

BoD Books on Demand GmbH, Norderstedt

Inhalt

  1. Vorbemerkung
  2. Die Begegnung mit Marte Meo
  3. Funktionelles und kommunikatives Sprechen lernen
  4. Schlüsselbegriffe bei Marte Meo

Lang ist der Weg durch Lehren, kurz und erfolgreich durch Beispiele. (Seneca)

1. Vorbemerkung

Der Begriff „Marte Meo“ ist dem Lateinischen entlehnt und bedeutet soviel wie: „aus eigener Kraft“.

Die Marte Meo Methode ist von Maria Aarts in den Niederlanden entwickelt worden und verwendet Filmaufnahmen, um die Beziehungen zwischen Menschen, Kindern wie Erwachsenen zu unterstützen und weiter zu entwickeln.

Die Marte Meo Methode wird heute in mehr als 35 Ländern angewandt. Pädagogen, Lehrer, Logopäden, Psychologen, Familientherapeuten, Fachleute der Gesundheitspflege, Pflegepersonal im Altenbereich und viele andere Fachleute aus dem psychosozialen Bereich verwenden die Marte Meo Methode in ihrer täglichen Arbeit.

Die Absicht dieses kleinen Buches ist, anhand von Beispielen zu zeigen, wie man die Hauptelemente der Marte Meo Methode, insbesondere auch im Arbeitsbereich der Sprachförderung und Sprachstimulierung von Kindern, sowie überhaupt in der pädagogischen Arbeit nutzen kann.

Das Buch wendet sich insbesondere an Pädagogen, Logopäden und andere, die die Persönlichkeits- und Sprachentwicklung von Kindern anregen und unterstützen möchten.

Das eigentliche Erlernen der Marte Meo Methode geschieht, wenn man schrittweise mit Hilfe kurzer Filmclips analysiert, was man zuvor gefilmt hat.

Diese Arbeit mit dem Film nennt man Interaktionsanalyse.

Man geht von Moment zu Moment durch den Film um konkret zu analysieren, was das Kind entwickelt hat und welche Entwicklungsaufgaben als nächste anstehen.

Wenn man die Interaktionsanalyse zunehmend meistert, lernt man allmählich die Methode zu beherrschen und anzuwenden. In einem Film kann man tausend verschiedene Begebenheiten beobachten, ganz abhängig davon, wie man den Film sieht.

Das schwierigste bei der Marte Meo Methode ist erfahrungsgemäß, beim konkreten Geschehen zu bleiben, das heißt, bei dem was zu sehen ist und nicht darüber zu spekulieren, was man über das Gesehene denken kann.

Der Zweck dieses Buches ist, die Marte Meo Basiselemente so vorzustellen, dass sie zur Inspiration der täglichen pädagogischen Arbeit beitragen und dort fruchtbar werden können, auch ohne dass man gleich die gesamte Marte Meo Therapeutenausbildung machen muss.

Wenn ein Kind durch sein Verhalten zeigt, das es Hilfe braucht, - zum Beispiel zum Erlernen der kommunikativen und funktionellen Sprache-, kann man Filmaufnahmen zur Hilfe nehmen um das kommunikative Zusammenspiel des Kindes im täglichem Leben zu untersuchen.

Hierbei wird sowohl analysiert und beschrieben, welche Kompetenzen das Kind bereits entwickelt hat, und darüber hinaus, welche spezifische Unterstützung es in seiner weitere Entwicklung braucht, teils unter Beteiligung der Sprache, teils bezogen auf seine allgemeine Entwicklung.

Von Maria Aarts habe ich gelernt, Marte Meo auf die pädagogische Arbeit aufzubauen, die ich schon praktizierte.

Aus diesem Grunde sehe ich in der Marte Meo Methode eine zusätzliche Qualität in meiner langjährigen Arbeit als Logopädin und Sprachheil-Lehrerin für Kinder.

Ich verwende die Marte Meo Elemente im Rahmen eines pädagogischen Handlungsplanes, in dem ich eine Sprachbeurteilung vornehme und danach Ratschläge erarbeite, welche Form der Sprachstimulierung mir für das jeweilige Kind bedeutsam erscheint.

Ich gehe dann den Film zusammen mit dem Pädagogen und/oder den Eltern Schritt für Schritt mit Hilfe einer Interaktionsanalyse durch, und analysiere, was das Kind und was die Eltern von Marte Meo Modell übernehmen und so anwenden können, dass sich das Kind aus eigener Kraft entwickeln kann.

Im Jahre 1997 habe ich mein erstes Lehrmaterial, „Medina“, veröffentlicht. Das Medina Material ermöglicht eine Sprachbeurteilung anhand einer Filmaufnahme von einem Dialog zwischen einem Kind und einem Erwachsenen und einem Dialog zwischen zwei Kindern.

Den Inhalt der Dialoge, also das, worüber gesprochen wird, bestimmt das Kind. So nimmt es zum Beispiel sein Lieblingsspielzeug mit und bringt auf diese Weise ein Thema ein oder es hat etwas gemalt, worüber es sprechen will.

Bei der Aufnahme eines Dialoges zwischen einem Kind und einem Erwachsenen analysiere ich Clip für Clip die kommunikativen Fertigkeiten, die das Kind bereits entwickelt hat, und welche sprachliche Fertigkeiten es als nächstes entwickeln könnte.

Ich achte darauf ob das Kind mit seinem Gesprächspartner Augenkontakt hat und ob es im Dialog schon eigene Initiativen ergreift. Außerdem schaue ich darauf, welche Qualität sein Kontakt mit dem Gesprächspartner hat.

Dabei lasse ich mich von den folgenden Fragen leiten:

Als Supervisorin, die ihren Fokus auf die Sprachentwicklung legt, sehe ich die Sprachbeurteilung nie als eine isolierte Aufgabe an.

Meine Beurteilung wird immer mit mindestens drei Ideen zur Sprachförderung ergänzt, mit der die Pädagogen weiter arbeiten können.

Zu Anfang gebe ich anhand der Filminteraktionsanalyse konkrete Hinweise darauf, wie die Sprachentwicklung des Kindes unterstützt werden kann. Dabei hebe ich immer das hervor, was das Kind schon kann.

Durch das jahrelange Studium von Filmaufnahmen mit Dialogen zwischen Kindern und Erwachsenen habe ich immer wieder beobachten können, dass Pädagogen mit bester Absicht eine Frage nach der anderen stellen, ohne dass die Kinder eine Antwort geben konnten.

Einem Kind, dass beispielsweise Fotos mitgebracht hatte, hat ein Pädagoge eine Frage nach der anderen gestellt, etwa so:

„Wer hat das Foto gemacht?“

„Wo ist das aufgenommen?“

„Wer ist auf dem Bild?“

„Wann wurde das aufgenommen?“