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„An dem Tag, an dem in meinem Saal nicht mehr gelacht werden darf, wechsele ich den Beruf.“

Kollegin des Amtsgerichts

Zu diesem Buch

Helmut ist schuld.... Schuld an diesem Buch. Er fragte mich immer wieder nach Geschichten und Anekdoten aus dem Berufsalltag eines Richters. Und er kam eines Tages auf die Idee: „Schreib’ das doch alles mal auf!“.

Und Niels ist schuld. Er sammelt Comics und sonstige komische Bücher und überzeugte mich, dass es wohl tatsächlich Leute gibt, die so was auch noch lesen würden. Nach einigen Jahren als Betreuungsrichter ahnte ich bereits vorher, dass es nichts gibt, was es nicht gibt.

Der Beruf des Juristen - egal ob als Rechtsanwalt, in der Justiz, in der Verwaltung oder in den Notariaten und Kanzleien - gilt oftmals als trocken und nicht besonders spannend. Und in der Tat: Das viele Lesen langatmiger Ausführungen in dicken, nur noch mit Gürteln zusammen gehaltenen Akten (sog. „Gürteltiere“) kann langweilig oder sogar zermürbend sein. Doch manchmal - gerade wenn man es kaum mehr erwartet - finden sich Sachverhalte, Ausdrücke, Stilblüten, Verschreiber oder Formulierungen, die den Leser schmunzeln oder sogar lauthals auflachen lassen.

Solche „Aktenperlen“ sind in diesem Büchlein zusammengetragen. Alle Texte sind zu 100% authentisch und von mir oder meinen Kollegen verbürgt. Sie wurden teilweise bereits unter dem Titel „Holsteiner Landrecht“ veröffentlicht.

Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen, die durch ihre zahlreichen Einsendungen zur Sammlung beigetragen haben. Allen voran den Amtsgerichtskollegen Herrn Meisterjahn aus Itzehoe, Herrn Dr. Günther aus Meldorf, Frau Lindemann und Herrn Dr. Dornis aus Elmshorn sowie dem Kollegen Herrn Döbel vom Landgericht Kiel, der mir seine seit Jahren gut gefüllte Sammlung zur Verfügung gestellt hat.

Wenn auch Sie Beiträge zu dieser Sammlung haben, dann senden Sie mir diese bitte per Mail an info@wunschcartoon.de.

Ich danke weiter Peter Schumacher für die schöne Covergestaltung (klicken Sie unbedingt einmal www.schumacher-peter.de an, es lohnt sich!) und Thies Hollm für seine unermüdliche Unterstützung bei dem Versuch, alles in eine ansehnliche Form zu setzen.

Die Richter-Cartoons stammen im Wesentlichen aus der Deutschen Richterzeitung und stellen eine Art „Best Of“ der letzten vier Jahre dar.

Und nun wünsche ich viel Vergnügen bei der Lektüre!

Anmerkungen sind kursiv gedruckt.

Herzlichst, Ihr

Tim Oliver Feicke

Hamburg / Elmshorn,

Sommer 2010

Richter im Urlaub
Richter im Urlaub.
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Moin. Fax eines - anwaltlich vertretenen - Beklagten:

„Frohe Weihnachten!

Moin, Herr Amtsrichter! Was ist "Replik"? Komme nicht zum Termin, bin in Südsee, mit C ist das ja auch sonn Tüterkram.“

Clever. Zeugenanhörung in einem Ermittlungsverfahren:

„Ich mache von meinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch, da mein Verlobter gefahren ist.“

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Alter. Aus einem Urteil:

„Der Angeklagte ist 18 Jahre und 19 Monate alt.“

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Von der Justiz gerettet. Einlassung einer Dame (53) nach Diebstahl zweier Strapshalter und einer Haarspange:

„Ich wollte es ja gar nicht! Da ich aber keine andere Arbeit bekomme, wollte ich in ein ganz altes Gewerbe einsteigen! Ich bin froh, dass man mich erwischt hat. Denn sonst wüsste ich nicht, was aus mir geworden wäre. Wer gibt Alten und Kranken denn noch eine Arbeit?“

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Modern umgangssprachlich äußert sich dieser Beklagtenvertreter:

„In pp.

lässt die Klägerin falsch vortragen.

Das kommt nicht gut.“

Da möchte der Zivilrichter doch fragen: „Klägerin, geht da noch was?“?

Mit dem Essen spielt man nicht. Aus einer Klagerwiderung:

„Die Beklagten haben sich lediglich am Buffet stehend wechselseitig zum Verzehr Frikadelle und Wurst bzw. Brötchen und Melone zugeworfen. Die Beklagten bestreiten aber entschieden, dass sie sich zu einer Essensschlacht verabredet hätten.“

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Anamnese In einer Strafakte findet sich der ärztliche Aufinahmebericht der Klinik P.:

„Anamnese: Meinungsverschiedenheit mit Türsteher.

Schlechtere Argumente.

Diagnose: Rippenprellung.“

Sprechende Hüte, äh... Hinweise? Aus einer Klage:

„Sollte das Gericht weiteren Vortrag für erforderlich halten, bitte ich um einen sprechenden Hinweis.“

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Denglish-vornehm äußert sich dieser Prozesskostenhilfe-Antragsteller:

„Sorry für das Delay zur Darlegung meiner Lebenssituation.“

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Münchhausen I. Zur Stimmungsbildung nutzt dieser Rechtsanwalt den Grafen von Münchhausen:

„....wird beantragt, die Klage abzuweisen.

Begründung:

Einleitend ist zunächst darauf hinzuweisen, dass der Erfindungsreichtum des Klägers selbst Münchhausen vor Neid hätte erblassen lassen. (...)

Ganz offenkundig sollen damit die Eltern in dem Glauben gelassen werden, der arme Bub habe nichts verbrochen und könne generell einer Fliege nichts zuleide tun.“

Fortbildliche deutsche Sprache: „Selbsthellig“

Aus einem Anwaltsschreiben:

„Das Urteil ist willkürlich (...) Das Gericht hat sich in selbsthelliger Art jedenfalls den tatsächlichen Umständen verschlossen (...).“

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Wurstige Täterbeschreibung aus einem Polizeiprotokoll:

- „-männlich (...)

- ca. 175cm groß

- dunkel bekleidet

- rundes Gesicht

- führt eine Wurst mit sich“

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Alkoholroboter. Aus einem Vernehmungsprotokoll:

„An eine schlagende Bierflasche erinnere ich mich nicht.“

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Aus einer Klagschrift: