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Über dieses Buch:

Holstein, 1625: Sie ist nur eine Magd, doch ihr leidenschaftliches Wesen nimmt ihn vom ersten Moment an gefangen. Als die junge Wiebke dem König von Dänemark begegnet, wissen beide, dass ihre Liebe unmöglich ist. Und dennoch nimmt Christian sie mit an seinen Hof, wo sie als Zofe seiner Frau dienen soll. Als diese durch einen Skandal in Schande fällt, schöpft Wiebke leise Hoffnung – aber sie hat nicht mit der Skrupellosigkeit der einstigen Königin gerechnet. Während sich Krieg über dem Land zusammenbraut, muss Wiebke alles daransetzen, um den Stürmen der Zeit zu trotzen …

»Königliche Unterhaltung.« freundin

»Eine fesselnde Geschichte um eine große Liebe.« Hamburger Abendblatt

»Ein packender historischer Roman vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges!« Das Neue Blatt

Über die Autorin:

Katrin Burseg, geboren 1971 in Hamburg, wuchs auf einem über hundert Jahre alten Bauernhof in Schleswig-Holstein auf. Ihr Faible für Geschichte und Romane ließ sie Kunstgeschichte und Literatur studieren, bevor sie als Journalistin arbeitete. Sie hat mehrere historische Romane veröffentlicht und erhielt für ihren Roman »Liebe ist ein Haus mit vielen Zimmern« den Delia Literaturpreis 2016 in der Kategorie Liebesroman. Katrin Burseg, die auch unter den Pseudonymen Karen Bojsen und Karen Best veröffentlicht, mag alte Bäume und Spaziergänge am Wasser, sie hört gerne klassische Musik und liebt die überraschenden Abenteuer beim Schreiben. Mit ihrer Familie lebt sie in Hamburg und an der Nordsee.

Die Autorin im Internet: katrinburseg.de/

Bei dotbooks veröffentlichte sie auch ihren historischen Roman »Die rebellische Königin«.

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eBook-Neuausgabe März 2020

Dieses Buch erschien bereits 2008 unter dem Titel »Das Königsmal« bei Fredebold und Fischer.

Copyright © der Originalausgabe 2008 fredebold&partner gmbh

Copyright © der Neuausgabe 2020 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock / wacomka / Phoebe Yu sowie © Fotolia / scis65

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)

ISBN 978-3-96148-887-2

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Katrin Burseg

Die Zofe der Königin

Historischer Roman

dotbooks.

Alles ist so geschehen.
Nichts war genau so.

BUCH I

PROLOG

Kopenhagen, Ende April anno 1648

Der Himmel über der Stadt war schwarz. Polarwind blies vom Meer und ließ für einen kurzen Moment den eisigen Winter wiederaufleben, der die Menschen in den vergangenen Monaten so gequält hatte.

Johanna von Krabbe wickelte sich fröstelnd in ihren Umhang. Sie duckte sich in den Schatten eines Baums, den das blasse Mondlicht warf, und wartete. Niemand durfte sie sehen, so wie niemand sehen durfte, was hier geschah. Als sie den Wagen über den Wall kommen hörte, blickte sie vorsichtig aus ihrem Versteck.

Wie eine Verbrecherin wurde die Tote im Schutz der Nacht aus der Stadt geschafft. Man hatte ihren Körper in einen schmucklosen Sarg aus Eichenholz gelegt. Kein höfisches Wappen verriet, dass hier die geliebte Gefährtin des alten Königs Christian zu Grabe getragen wurde.

Wut und Trauer überwältigten sie, wie eine dunkle Welle schlug das Gefühl über ihr zusammen. Johanna wimmerte leise und wischte sich die Tränen aus den Augen. Wenn Seine Majestät das sehen könnte, dachte sie. Verfluchen würde er die habgierige Meute, die sofort nach seinem Tod begonnen hatte, alle Spuren ihrer Existenz auszulöschen. Die Spuren einer großen Liebe.

Vor dem Nordertor brachte der Kutscher die Pferde zum Stehen. Zwei Männer sprangen vom Wagen und ließen wenig später den Sarg in ein tiefes Loch sinken. Niemand sprach ein Gebet. Hastig schaufelten die Totengräber Erde über das Holz. Johanna hörte sie leise fluchen. Dann jagten sie die Pferde über den Wall zurück in die Stadt.

Johanna wartete. Als sie sicher war, dass der Wagen das graue Pflaster der Stadt erreicht hatte, wagte sie sich aus ihrem Versteck. Sie trat an das Grab und legte die Hände auf die kalte Erde. Fast glaubte sie, einen Hauch von Apfelblüten zu riechen.

»Ich werde dich nicht vergessen, Wiebke«, flüsterte sie in die Nacht.

Sie schloss die Augen und suchte das Bild der Toten, die Bilder ihres stürmischen Lebens: von den Launen des Schicksals emporgehoben und schließlich durch die Missgunst der Mächtigen verstoßen. Die Erinnerungen ließen die Tränen wieder in ihren Augen brennen.

Meine Liebe, dachte sie, Wiebke Kruse. Sie war nicht alt geworden. Langes, noch immer mädchenhaft blondes Haar hatte ihr vollkommenes Gesicht auf dem Totenbett umrahmt – oval und mit hohen Wangenknochen. Die eigensinnig aufgeworfenen Lippen schienen wie im Schlaf zu lächeln. Nur den temperamentvollen Blick ihrer Augen hatte der Tod an sich gerissen. Am Morgen hatte Johanna die Lider der Verstorbenen sanft geschlossen. Ein letzter Dienst, zärtlich und liebevoll. Am Tag der Auferstehung sollte sie dem Herrn in Demut und Schönheit gegenübertreten.

Leise fuhr sie fort, mit der geliebten Toten zu reden. Sie gab ihr ein Versprechen, das der Wind als ein Flüstern in alle Winkel des Königreichs trug.

»Und auch die Menschen dürfen dich nicht vergessen. Ich werde deine Geschichte erzählen. Du sollst nicht wie eine Bettlerin auf diesem Acker liegen.« Dann schlug sie ein Kreuz und sprach das Vaterunser.

Wenig später machte sich auch Johanna von Krabbe zurück auf den Weg in die Stadt. Die Hofdame musste sich beeilen, niemand im Palast sollte merken, dass sie sich davongeschlichen hatte. Gräfin Munk behandelte sie streng. Und wenn sie in der Frühe nicht ihren Dienst antreten sollte, würde sie gleich ihre Habseligkeiten packen und gehen können. Doch noch wollte sie ausharren.

Sie hoffte auf Kronprinz Friedrich, auf seine Krönung zum König aller Dänen und Norweger. Würde er vielleicht einschreiten? Und vielleicht bestattete man Wiebke Kruse dann an der Seite ihres Mannes – neben dem Sarg König Christians IV, den das Volk erst im Februar im prächtigen Dom zu Roskilde zu Grabe getragen hatte.

Sie wollte dafür kämpfen, doch sie musste vorsichtig sein. Die Hofdame ahnte, dass sie in Gefahr war. Sie war eine der wenigen, die von der Intrige wussten, welche die Gräfin und ihre Gefolgschaft gegen die illegitime Nachfolgerin gesponnen hatte.

Mehr als zwanzig Jahre hatte die Witwe des Königs in der Verbannung auf Rache gesonnen. Rache an der Frau, der sie die Schuld für ihr Unglück gab. Und das, was Reichshofmeister Corfitz Ulfeldt nachts mit seiner Schwiegermutter getuschelt hatte, war ganz sicher nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen.

Die ersten Sonnenstrahlen färbten den Himmel rot, als Johanna Schloss Rosenborg erreicht hatte. Der Hofstaat und die Stadt erwachten schon. Ein Trupp Reiter preschte über das Pflaster heran. Schnell schlüpfte sie in das Gesindehaus und schloss die Tür hinter sich. Einem Schatten gleich verschwand sie in den langen Korridoren. Im Halbdunkel leuchteten die grauen Strähnen ihres Haares wie Silberfäden auf.

Im fernen Münster kamen auch an diesem Morgen die Gesandten der europäischen Mächte zusammen. Die hohen Herren und Diplomaten in ihren schwarzen Röcken verhandelten über einen Frieden für das verwüstete und ausgeblutete Europa. Sie vertraten den Kaiser, mehrere Könige, viele Fürsten und Grafen, die ersten Republiken und einige freie Städte.

Endlose Streitereien um Titel, Anreden und die besondere Bedeutung der jeweiligen Mission hatten dazu geführt, dass sich der Kongress über Jahre nur um sich selbst gedreht hatte. Wie ein toller Hund, der einem verlockenden Bissen nachjagte und nicht merkte, dass er nach dem eigenen Schwanz schnappte.

Und dennoch bahnte sich eine neue Zeit ihren Weg. Der Westfälische Friede sollte endgültig zunichte machen, wofür König Christian IV. zu seinen Lebzeiten gekämpft hatte. Dänemarks Zenit als europäische Macht war überschritten. Verblasst der Glanz der alten Seemacht. Dahin der strahlende Mythos des dänischen Königs.

DIE PROPHEZEIUNG

Barl in Holstein, Sommer anno 1621

Es war wie ein Zeichen gewesen. Der Komet, ein Bote des Unheils, war über ihre Köpfe hinweggerast. Sein feuriger Schweif hatte den Himmel geteilt, als ob er das Gute vom Bösen scheiden wollte. Dann regnete es Schwefel.

»Es wird ein Unglück geschehen«, sagten die Erwachsenen. Ihre Stimmen hatten sich verändert, Sorge schwang darin, die Angst vor dem Werk des Teufels. Die Kinder fürchteten sich.

Das Mädchen blickte zum Himmel hinauf. Drei Jahre waren inzwischen vergangen, ohne dass ein Dämon durchs Land gezogen wäre. Klar und strahlend spannte das Himmelstuch sein festliches Gewölbe über den Apfelbaum. Nicht eine Wolke trübte den Blick auf seine unendliche Herrlichkeit.

»Gott ist groß«, summte das Kind, und plötzlich fühlte es das Glück. Für einen Moment vergaß es die Ängste der Welt, jede Furcht vor einem großen Krieg. Leise kichernd kletterte es noch höher in den alten, knorrigen Baum. Hier oben wird mich niemand finden, dachte die Kleine, zufrieden mit ihrem Versteck, und schlug die Arme fest um den Stamm. Dann sog sie den Duft ein, der sie wie eine Wolke umfing, und schloss – ganz und gar überwältigt – für einen Moment die Augen.

Gerade noch hatte ein Kleid aus Tausenden von Blüten den Baum bedeckt, jetzt lagen bereits winzige grüne Früchte in einem Bett aus dunklen Blättern. Sauer und hart. Im Herbst würde sie die Äpfel mit der Mutter pflücken und auf einem Brett in der Vorratskammer lagern. Wenn die Ernte gut ausfiel, sollte das Obst bis zum nächsten Frühjahr reichen. Eine rotwangige Erinnerung an die Freuden des längst vergangenen Sommers. Zu Weihnachten schob die Mutter Bratäpfel in den Ofen. Der Duft zog dann durch alle Stuben des Bauernhauses und verkündete eine frohe Botschaft.

Vorsichtig blinzelte das Mädchen zwischen den Blättern hervor. Wer die Kleine dort oben entdeckte, sah ein fröhliches Gesicht, aus dem die goldgesprenkelten Augen neugierig herauslachten. Doch die anderen Kinder suchten auf der Wiese hinter dem Haus nach ihrem Versteck.

»Wiebke, Wiebke, wir finden dich«, drohten die beiden Nachbarsjungen wild, obwohl sie mit ihren Stöcken vergeblich durch das hohe Gras peitschten. Nur den Kater, der sich in der Mittagssonne gerekelt hatte, schlugen sie in die Flucht. Mit einem Satz jagte er davon, und das Mädchen lachte über so viel Glück.

Wiebkes Blick glitt über den Hof des Vaters mit seinem reetgedeckten Haus zum Fluss, auf dem das Sommerlicht wie ein Schleier schwamm. Das Wasser der Au floss träge durch das Dorf, ähnlich einem schwarzen Band. Es stand nur wenige Fuß hoch, doch schon im nächsten Frühjahr würde das Hochwasser wieder für Schrecken im Dorf sorgen, die Weiden überfluten und sich gefährlich nah an ihren Besitz heranwälzen.

Links und rechts des Flusses reihten sich die Höfe der Nachbarn, die stolzen Häuser der freien Bauern, hinter ihnen duckten sich die Hütten der Tagelöhner. In der Hitze war das Gras der Wiesen welk geworden. Die Zweige der Weidenbüsche hingen erschöpft übers Ufer, als suchten sie Abkühlung im Wasser. Schatten bot nur der dichte Wald, der das Dorf von den umliegenden Ortschaften trennte.

Gerade erst waren die Familien vom Kirchgang in der Stadt zurückgekehrt. Nach der Sonntagspredigt im dunklen Kirchenschiff genossen die Männer und Frauen die Sonne und den strahlend blauen Himmel, der sie Gott für einen Moment näher brachte als die strengen Worte des Pastors über Tugend und Moral. An diesem Sonntag hatte er aus der Luther-Bibel die Sprüche Salomons zitiert und die Gemeinde von der Kanzel herab mahnend angeblickt.

»Wer aber mir gehorchet, wird sicher bleiben und genug haben und kein Unglück fürchten.«

Schon auf dem Kirchplatz hatten die Bürger die Köpfe zusammengesteckt und die Neuigkeiten der Woche ausgetauscht. Verstorbene waren betrauert und Täuflinge begrüßt worden. Auch einige vom Pastor verlesene Bekanntmachungen mussten in größerer Runde kommentiert werden. Über den von Feldsteinen gerahmten Platz schwirrten die Stimmen der Männer und Frauen, ein aufgeregtes Durcheinander, während die Kinder im Schatten des mächtigen Kirchturms Fangen spielten oder mit Peitschen knallten.

Dann wendete sich das Gespräch der Kirchgänger der düsteren politischen Lage zu. Wiebkes Gedanken kehrten zu den bedrohlichen Ereignissen zurück. Sie erinnerte sich, kurz nach dem Erscheinen des Himmelsboten hatte sich das Böse gezeigt. Es hatte sich zwar einen fernen Ort gesucht, aber die Flugblätter hatten auch in Holstein über die blutigen Ereignisse berichtet. Damals war die Prager Burg zum Schauplatz einer Rebellion geworden. Es ging um Macht und Glauben: Die Wut der protestantischen Böhmen hatte sich gegen ihren streng katholischen König gerichtet. Ferdinand von der Steiermark, ein Habsburger, der wenig später von den sieben deutschen Kurfürsten auch zu ihrem Kaiser gewählt worden war, hatte die Rechte seiner Untertanen mit Füßen getreten und die zugesicherte Religionsfreiheit widerrufen.

Als sich die Böhmen gegen ihren König erhoben hatten, war dies der Auftakt der nun nachfolgenden kriegerischen Auseinandersetzungen und Schrecken gewesen. Ferdinand hatte sich mit seinem Cousin, König Maximilian von Bayern, verbündet und seine Armee unter der Führung der Feldherren Tilly und Wallenstein nach Böhmen geschickt, um den Aufstand niederzuschlagen.

Das waren düstere Aussichten – auch für das lutherische Holstein, und die Männer des Dorfes hatten am Morgen voller Misstrauen die Absichten des Kaisers diskutiert. Sie waren empört gewesen. »Schon nach dem Tod seines Vaters gab ihn seine Mutter Maria von Bayern den Jesuiten zur Erziehung«, hatte einer aus der Runde berichtet. »Ferdinand war ein gutmütiges Kind, bis die Priester ihm den Hass gegen alles Protestantische eingepflanzt haben. Vor dem Altar der Mutter Gottes zu Loreto soll er später das Gelöbnis abgelegt haben, den katholischen Glauben wieder zur einzigen Religion in all seinen Staaten zu machen.«

Die Worte klangen nun wie ein düsteres Echo in Wiebkes Erinnerung. Ihr Blick verfing sich in den Ästen des Apfelbaums. Sie wusste, dass Ferdinands Familie, die weitverzweigte Dynastie der Habsburger, als stärkste Macht auf Erden galt. Doch wie sollte sie sich das vorstellen? Ihre Sicht auf die Welt war schließlich begrenzt. Noch nie hatte sie auf eine Landkarte geblickt oder gar einen Globus gesehen. Wem aber ein Blick auf einen dieser seltenen Erdäpfel aus Leinenstoff, Pergament und Papier vergönnt war, sah, dass sich die gierige Hand der Habsburger über weite Teile der Erdkugel gelegt hatte. Ihnen gehörten Österreich, Tirol, die Steiermark, Kärnten, Krain, Teile Ungarns, Schlesien, Mähren, die Lausitz und Böhmen. Weiter westlich zählten das Burgund, die Niederlande und Teile des Elsass zum Reich, in Italien das Herzogtum Mailand, die Lehen von Finale und Piombino und das Königreich Neapel. Die Habsburger saßen in Spanien und Portugal auf dem Thron und sie regierten in der sagenhaften Neuen Welt: in Chile, Peru, Brasilien und Mexiko.

Ihre Eroberungen hatte die Dynastie weniger ihren Taten auf dem Schlachtfeld als denen im Ehebett zu verdanken. Auch heute hatte man in der Runde gespottet, es sei die Heiratspolitik der Habsburger, die sie so groß und mächtig gemacht hatte. »Wenn sie keine fremden Thronfolgerinnen finden, die sich dem Wohl ihres Reiches opfern, heiraten sie einfach untereinander«, hatten die Männer lachend, wenn auch mit einem Anflug von Bitterkeit in ihren Stimmen erklärt. »So lassen sie Liebe und Pflicht wie Pech und Schwefel aneinanderkleben.« Andere Habsburger wiederum, so erzählte man sich, sollten über das zähe Blut in ihren Adern schlicht wahnsinnig geworden oder von abstoßendem Äußeren gezeichnet gewesen sein.

Wiebke hatte versucht, sich die Fratzen der Österreicher vorzustellen. Sie mussten teuflisch sein, von fürchterlichen Malen entstellt. Warum nur erkannten die Katholiken nicht, dass sie dem Bösen folgten? Doch niemand konnte ihre Fragen beantworten. Je mehr sich die Männer über die seltsamen Sitten der Habsburger erregt hatten, desto tiefer waren sie in das politische Durcheinander vorgedrungen. »Ferdinands Imperium besteht doch nur noch aus einem großen Namen«, hatten sie festgestellt, und der Pastor hatte hinzugefügt: »Das Heilige Reich ist ein einziges Wirrwarr von Fürstenstaaten, ein merkwürdiges Miteinander von Herzögen und Grafen.«

Seinen brüchigen Zusammenhalt verdankte der Bund auch dem Augsburger Religionsfrieden. Der Pastor hatte sie daran erinnert, dass der Vertrag nach der Glaubensspaltung das friedliche Zusammenleben zwischen Katholiken und Protestanten geregelt hatte. »Den Fürsten wurde nicht nur das verweltlichte Kirchengut zugesprochen, sie können auch den Glauben ihrer Untertanen bestimmen. Der Kaiser selbst besitzt seitdem keine religiöse Gewalt im Reich mehr.«

Wiebke wusste, für ein halbes Jahrhundert – so lange, wie ihr Vater schon lebte – hatte diese Regelung gut funktioniert. Es herrschte Frieden in Deutschland, während sich die europäischen Nachbarn in blutigen Religionskriegen verwüsteten. Doch die alten Konflikte brachen wieder auf, als die katholischen Stände begannen, Land und Macht zurückzufordern. Alle nach dem Religionsfrieden verweltlichten Ländereien sollten wieder katholisch werden.

Vor allem die kleinen evangelischen Länder fühlten sich jetzt von den Katholiken bedroht und vom Kaiser im Stich gelassen. Am Morgen hatten sich die Männer über die Unfähigkeit der Fürsten beklagt: »Als sich die Herren nicht einigen konnten, gründeten sie einfach zwei gegeneinander gerichtete militärische Glaubensbündnisse – die protestantische Union und die katholische Liga«, schimpften sie. Den Männern war klar, dass Union und Liga dem Geist der alten Reichsverfassung widersprachen. »Doch die Furcht vor der anderen Seite ist stärker als jede Vernunft und Bindung an das Reich«, hatte der Pastor sorgenvoll nickend hinzugefügt.

Tatsächlich war die Erschütterung der Alten Welt groß, über die Formen des Neuen musste von nun an gestritten werden. »Die Gräben zwischen den Parteien sind inzwischen so tief, dass es entweder eines großen Kaisers oder eines großen Kriegsherrn bedarf, um sie zu bezwingen«, hatte sich Wiebkes Vater zu Wort gemeldet. Doch inzwischen war den Holsteinern durchaus bewusst, dass der Aufstand der böhmischen Glaubensbrüder einen stürmischen Brand in ganz Europa entfacht hatte. Auch wenn Wiebke hoch oben im Apfelbaum wenig von dem bedrohlichen Getöse wusste, hörte sie doch immer wieder die Sorge und Furcht aus den Stimmen der Erwachsenen heraus. Im ganzen Land suchten die Menschen nach Antworten auf die Bedrohung. Viele meinten, es seien teuflische Mächte am Werk. Ein neuer Hexenwahn griff um sich und infizierte viele Bürger mit atemloser Furcht vor allem Unerklärlichen.

Jetzt standen die Bauern in kleinen Gruppen auf ihren Höfen zusammen. Wiebke beobachtete die Frauen, die sich in ihrer Sonntagstracht mit den dunklen Röcken und weißen Hauben den alltäglichen Ärgernissen zugewandt hatten. Sie schimpften über die Marktpreise, die wegen der Angst vor einem Krieg immer weiter stiegen. Außerdem manipulierten Münzer und Wechsler die Geldstücke. Die Betrüger beschnitten die größeren Münzen am Rand und prägten daraus neues Geld. Oder sie schmolzen Silbermünzen ein und vermischten das Metall mir billigem Kupfer. Niemand wusste, was Schillinge, Kronen und Taler tatsächlich wert waren. Und so stiegen die Preise für Butter oder ein Scheffel Gerste an manchen Tagen schneller, als der Schatten über den Marktplatz wandern konnte.

Nicht weit vom Apfelbaum entfernt entdeckte Wiebke ihren Vater. Henneke Kruse überragte die Umstehenden um einen halben Kopf. Mit seinen breiten Schultern und dem dichten blonden Haar und seinem ebenso vollen Bart war er eine stolze Erscheinung. Seine Haltung und sein gerader Blick zeigten das Selbstbewusstsein des freien Bauern. Er fürchtete nichts und niemanden und er war allein seinem Landesherrn, dem dänischen König, verpflichtet. Auch die Widrigkeiten des harten Landlebens sah man ihm nicht an. Und so spannte die wollene, blaue Jacke mit den großen, silbernen Schmucktalern über einem Bauch, den Grütze, Fleisch, Brot und Bier bei Laune hielten.

Eben wandte er sich seinem Nachbarn und Freund zu. Claas Soodt war kleiner und hagerer, ein lebhafter Mann, der seine Arme und Beine schlecht stillhalten konnte. Sein Gesicht schien sorgenvoll. Dunkel verhangene Augen lugten unter Brauen hervor, die sich finster zusammengezogen hatten. Ausladende Gesten begleiteten seine Worte, während Henneke Kruse nur ab und zu nachdenklich blickend an der Pfeife zog.

»Die Lage ist zum Zerreißen gespannt«, hörte ihn das Mädchen sagen. Wieder wandten sich die Erwachsenen den bedrohlichen Ereignissen zu. Sie spitzte die Ohren, um die beiden Männer trotz der lärmenden Spatzen zu verstehen, die über den Hofplatz stoben. »Die Händler in der Stadt sagen, man fürchtet einen großen Krieg. Seit dem Prager Aufstand ist nichts mehr, wie es war.« Zornig ballte Claas Soodt die Fäuste und fügte atemlos hinzu: »Die kaiserliche Armee soll nur eine einzige Stunde für ihren vernichtenden Sieg über die Rebellen gebraucht haben. Man erzählt sich, die Seelen der Unsrigen seien in der Schlacht am Weißen Berg klagend in den Himmel aufgestiegen und hätten den Ort für alle Zeiten in einen Platz der Trauer verwandelt.«

Tatsächlich hatte die katholisch-kaiserliche Liga-Armee ganze Arbeit geleistet. Die Protestanten unter der Führung von Kurfürst Friedrich von der Pfalz, den die Böhmen zu ihrem neuen König gewählt hatten, nachdem sie Ferdinand für abgesetzt erklärt hatten, waren vernichtend geschlagen worden. Friedrich von der Pfalz war mit seiner Familie nach Den Haag geflohen, und die protestantischen Regierungen der Niederländischen Provinzen, Frankreichs, Englands und der König von Dänemark mussten mit Bestürzung erkennen, dass sie im Wirrwarr des böhmischen Krieges die Besetzung der Pfalz durch die mit dem Kaiser verbündeten Spanier zugelassen hatten. Der Habsburger Feind saß jetzt in ihrer Mitte – bereit, weiter vorzurücken. In aller Eile wurde nach Bündnispartnern gesucht. Diplomaten und Kuriere jagten durch Europa, um Allianzen zu schmieden. Doch neben Holland war nur der mächtige König Christian W. von Dänemark und Norwegen bereit, ein Bündnis gegen die Habsburger einzugehen.

Doch davon ahnten die beiden Männer noch nichts, die fernab der Schlachtfelder versuchten, die Winkelzüge der Politik nachzuvollziehen.

»Die zwölf größten Kanonen des kaiserlichen Heerführers Tilly sind nach den Aposteln benannt«, setzte Claas Soodt wieder an. »Und seine Schutzpatronin ist die Jungfrau Maria. Er selbst lebt wie ein Mönch. Aber noch gefährlicher ist Wallenstein. Er rüstet seine Heere mit eigenen Mitteln auf und stellt sie dem Kaiser zur Verfügung. Wenn der böhmische Katholik tatsächlich auf die Sterne vertraut und sich sein Schicksal aus ihren Bildern weissagen lässt, wird sich der Kaiser keinen besseren Feldherrn wählen können. Hilft ihm nicht sein Gott, holt sich der Emporkömmling seinen Beistand gewiss bei den dunklen Mächten«, fluchte er gereizt und schnippte sich eine Spinne von der Hand. Dann prophezeite er mit düsterer Miene: »Es werden blutige Zeiten kommen und Not und Elend über uns alle bringen. Wenn uns der Krieg erreicht, wird man im Namen des Herrn unsere Söhne verschleppen und die Höfe plündern und verwüsten. Es ist, als ob ein Fluch über dem Land läge. Spürst du nicht die bedrohliche Stille, die über diesem Sommer lastet?«

Henneke Kruse schüttelte den Kopf. »Ruhig, ruhig«, beschwichtigte er den Freund, der wie so oft schwarzsah. Kaum hustete eine Kuh, vermutete er schon finstere Mächte am Werk. Und selbst um die kleinen Maikätzchen machte er jedes Jahr einen Bogen. Er glaubte, sie brächten Schlangen und Unglück ins Haus. »Warum malst du schon wieder den Teufel an die Wand? Noch rührt sich der Kaiser nicht bei uns. Und wenn hinter dem Krieg wirklich der Plan steckt, die Protestanten zu vernichten, können wir Holsteiner doch ruhig abwarten. Der vertriebene Böhmenkönig soll zwar König Christian um Beistand gebeten haben, aber der wird es sich wohl überlegen, bevor er Land und Leute in Gefahr bringt. Es wird schon keine Feuersbrunst daraus werden. Und wenn es wirklich zum Schlimmsten kommt, so wird Gott der Herr uns doch schützen«, hoffte Henneke Kruse. Er fühlte sich stark und sicher, sein Gottvertrauen war noch nie erschüttert worden. »Wir sind freie Bauern. Kein Fürst kann unsere Söhne unter seine Fahne rufen. Und wer freiwillig in den Krieg ziehen will, wird doch von jeder Kugel verschont bleiben, wenn das der Wille des Herrn ist.«

»Was ist das für ein Lärm?«, unterbrach ihn Claas Soodt, als plötzlich Kindergeschrei an seine Ohren drang.

»Das sind deine Jungen«, erwiderte Henneke Kruse lachend und zeigte zum Fluss. »Sie suchen wohl nach Wiebkes Versteck. Es wird sich einer zu weit vorgewagt haben und ins Wasser gefallen sein. Hörst du nicht, wie sie sich darüber lustig machen?«

»Deine Tochter ist wirklich schlau. Ihre blonden Zöpfe und das fröhliche Lachen können ihren klugen Kopf nicht verbergen.« Claas Soodt schüttelte den Kopf. Das Mädchen hat die abenteuerlichsten Einfälle, und immer ist es den Jungen voraus, dachte er. Wer weiß, wo sich das Kind jetzt wieder verkrochen hatte? Neulich hatte er die Kleine im Stall unter den Futtertrögen entdeckt. Er musste ihr versprechen, das Versteck nicht zu verraten. Am Ende hatten die Jungen die Suche aufgegeben. »Wer deine Wiebke einmal heiraten wird, ist ein glücklicher Mann«, schloss er deshalb lächelnd und klopfte seinem Nachbarn auf die Schulter.

Von seinen vier Kindern, zwei Söhne und zwei Töchter, besetzte Wiebke tatsächlich einen eigenen Platz im Herzen von Henneke Kruse. Sie war besonders – zart und doch eigensinnig, ernst und klug, bis sie im nächsten Moment in eine Fröhlichkeit ausbrach, die sie leuchten ließ. Ihre Neugier ließ ihm keine ruhige Minute. Mit Staunen, Freude und Verwunderung blickte sich das Mädchen in der Welt um, und ständig lag ihm seine Stimme in den Ohren, die ihn über die Geheimnisse des Lebens ausfragte: »Vater, können wir auf dem Fluss hinab zum Meer schwimmen?«, wollte es wissen, oder: »Vater, warum können wir die Tiere aus dem Wald nicht zähmen?«

Ihre Späße und Streiche hatten die Kleine auch zum Liebling des Dorfes gemacht. Noch immer lachten die Bauern über das Gesicht des Schulmeisters, der beim Angeln plötzlich einen geräucherten Aal aus dem Wasser gezogen hatte. Als eine Horde Kinder lachend davongestoben war, aus deren Mitte blonde Zöpfe im Wind flogen, war allen klar, dass Wiebke dem glücklosen Angler den Leckerbissen heimlich auf den Haken gespießt hatte.

Besonders Nachbar Soodt beobachtete sein Patenkind stets mit einem Lächeln. Henneke Kruse ahnte, dass er sie sich später einmal als Braut an der Seite seines ältesten Sohnes wünschte. Doch darüber war noch nie ein Wort zwischen den Freunden gefallen. Ihr stilles Einverständnis galt ihnen mehr als jede Verabredung.

Die beiden Männer waren während des Gesprächs langsam weiterspaziert. Als sie unter dem Apfelbaum stehen blieben, hätte Wiebke ihnen mühelos eine der unreifen Früchte auf die dunklen Kappen werfen können. Doch das Mädchen hielt still und gab der Versuchung nicht nach. Es wollte dem Gespräch lauschen. Zu interessant war das alles, was es in seinem luftigen Versteck zu hören bekam.

»Von Wiebkes Hochzeitstag haben wir wohl nicht viel Freude zu erwarten«, nahm Henneke Kruse das Gespräch wieder auf. Er zuckte mit den Schultern und schob sich die Mütze in den Nacken.

»Wenn sie den alten Kerl heiratet, wird keiner auf der Hochzeit tanzen wollen«, sagte auch die Mutter, die sich inzwischen mit einigen Frauen zu den Männern gesellt hatte. Neben ihrem Mann wirkte sie zart und zerbrechlich. Das lange, honigblonde Haar, ihr ganzer Stolz, trug sie geflochten und aufgesteckt unter einer Haube. Ihr hübsches Gesicht wurde von den gleichen warmen und lebhaften Augen beherrscht, die auch ihre Tochter schmückten.

»Da werden die jungen Leute wohl aufpassen, dass dieser Tag nicht kommen wird.« Claas Soodt schnaubte und stampfte unwirsch mit dem Fuß auf. »Dass sich ja kein buckliger, zahnloser Greis in ihre Nähe wagt.«

»Warum soll das Mädchen denn einen alten Mann heiraten?«, mischte sich die Frau des Schulmeisters ein. Sie wohnte noch nicht lange im Dorf und kannte die alten Familiengeschichten nicht.

»Das ist ihr von einer Zigeunerin prophezeit worden, noch ehe sie getauft war«, seufzte die Mutter und blickte ihrem Mann in die Augen. Sie konnte sich noch gut erinnern. Ihre Tochter war an einem Donnerstag geboren worden, und sie musste mit dem Kind ein paar Tage liegen, um sich von den Strapazen der Geburt zu erholen, bevor sie gemeinsam in die Stadt zur Kirche fahren konnten.

Die Eltern hatten alles getan, um das Kind vor jedem Unheil zu beschützen, das einer ungetauften Seele widerfahren konnte. Der Bauer hatte gleich eine Furche um das Haus gepflügt, über die nach altem Brauch nichts Böses hereinbrechen sollte. Natürlich hatten sie auch ein Kreuz an die Wiege gemalt. Keiner durfte herein, um die Kleine zu sehen, der nicht vor der Tür den Staub abklopfte und erst zum Feuer ging, bevor er an die Wiege trat. Nacht für Nacht ließ man ein Licht brennen und hielt Wache, damit der Teufel nicht in einem unbeobachteten Moment über das Mädchen kommen konnte.

»Am letzten Tag vor der Taufe«, fuhr die Mutter fort, »waren die Männer zum Heumachen auf der Wiese hinten beim Wald. Die Magd saß neben mir, als wir eine Kuh auf der Weide brüllen hörten. Das Mädchen rannte hinaus und ließ mich für einen Moment allein. Ich hatte gerade ein wenig geschlafen und war erst von dem Lärm aufgewacht. Plötzlich schlug die Tür auf und die Zigeunerin stand im Raum.«

Noch immer begann ihr Herz zu schlagen, wenn sie an die fremde Frau dachte. Sie hatte wirklich geglaubt, der Leibhaftige sei ihr erschienen. Pechschwarze Augen funkelten in einem blassen Gesicht, langes, dunkles Haar fiel ihr wild über die Schultern. Vor Angst schrie sie auf. Doch die Fremde hatte sie mit leiser Stimme beruhigt: »Ihr sollt Euch nicht fürchten. Ich werde Euch kein Leid antun. Bin bloß gekommen, um nach einem Kanten Brot für meine Kinder zu fragen.«

Die Bettlerin hatte sich wirklich ganz harmlos gegeben, aber als sie mit schnellen Schritten an das Bett des Kindes gehuscht war, schlug sie erstaunt die Hände über dem Kopf zusammen

»Da liegt ja ein gezeichnetes Kind«, rief sie. »Es trägt das Königsmal auf der Stirn.«

»Ein Mal?«, fragte die Bäuerin bestürzt, denn sie konnte nichts Ungewöhnliches an ihrer kleinen Tochter finden. Sie sah so rein und unschuldig aus wie jedes Kind, das so kurz nach der Geburt noch zwischen Himmel und Erde zu schweben schien. Noch nie hatte sie etwas so Seltsames gehört. »Was soll das bedeuten?«

Die Fremde hatte inzwischen ein abgegriffenes Kartenspiel aus ihrem Rock gezogen und warf drei schmutzige Karten auf die Wiege.

»Eure Tochter ist besonders, sie ist vom Schicksal gezeichnet. Seht doch, was die Karten sagen: Sie wird einen alten Mann, einen hohen Herrn, heiraten und durch ihn zu Reichtum kommen. Aber sie wird weite Wege gehen müssen, bis es so weit kommt«, las sie aus dem Blatt. »In meinem ganzen Leben habe ich erst einen Menschen getroffen, der ein ähnliches Mal trug. Ein hoher Herr, der über viele Menschenleben richtete.«

»Schweigt, um Gottes willen, schweigt«, bat die Bäuerin sie entsetzt. Vor Angst um ihr Kind begann sie zu zittern. Dann ging die Tür auf und die Magd kam wieder herein. Als das Mädchen die Zigeunerin erblickte, sank es vor Schreck fast auf die Knie. Doch die Mutter hatte sich schon wieder gefasst. Hastig lief sie in die Kammer und drückte der Fremden dann ein Stück Speck, Eier und einen Laib Brot in die Hände. Nur fort mit der düsteren Gestalt und ihren unheimlichen Prophezeiungen.

Von der Tür aus rief ihr die Wahrsagerin noch einen Dank für die Almosen zu, dann verließ sie das Haus und verschwand im Wald. Die Magd aber warf ihr heimlich ein Stück glühender Kohle nach. Sie zog das Kind um und räucherte Stube und Wiege mit Wacholder aus, um das Böse zu vertreiben.

»Wir verabredeten, niemandem etwas von der Prophezeiung zu erzählen, bevor die Kleine nicht getauft war«, beendete die Bäuerin ihre Erzählung. Sie hakte sich bei ihrem Mann ein, als ob sie Schutz suchte, und er zog sie liebevoll an sich.

»Ihr könnt von Glück sagen, dass alles gut ausgegangen ist«, bestätigte die Schulmeisterfrau, die mit offenem Mund zugehört hatte. »Das Zigeunervolk bringt selten Gutes ins Haus. Es soll auch so manche Hexe mit dunklen Zauberkräften darunter sein. Die Gespielinnen des Teufels bringen Schaden über Kinder, Vieh und Ernte.«

»Es ist wohl nicht so schlimm, wie man glaubt«, hörte Wiebke ihre Mutter sagen. »Sosehr mich das Weib damals erschreckt hat, passiert ist doch nichts. Und später habe ich mich viel weniger vor diesem Volk gefürchtet. Sie haben uns niemals Leid zugefügt. Die Frau selbst habe ich übrigens nie wieder gesehen.«

Atemlos hatte das Mädchen hinter seinem duftenden Blättervorhang den Worten seiner Mutter gelauscht. Wiebkes Gedanken wanderten zurück zu einer seltsamen Begegnung, die sie im vergangenen Sommer gehabt hatte, als sie hinten auf dem Feld bei der Ernte half. Zur Mittagszeit hatte sie sich zwischen den Brombeeren ausgeruht und dort von den Beeren genascht.

Plötzlich hörte sie es hinter sich im dichten Gebüsch rascheln, und eine fremde Frau stand vor ihr. Die dunklen Augen und das lange schwarze Haar zeigten Wiebke, dass die Fremde dem umherziehenden Zigeunervolk angehören musste.

»Wem gehört dieses Land?«, fragte die Frau.

»Dem Bauern Henneke Kruse.«

»Und wer bist du?«

»Seine jüngste Tochter.«

»Dann habe ich dich vielleicht früher schon einmal gesehen«, sagte die Zigeunerin lächelnd. »Du wirst dich nicht erinnern, aber ich habe dich nicht vergessen. Ein hübsches Mädchen bist du geworden, schlank und mit hohen Wangen und klugen Augen. Obwohl du nicht mehr das Mal auf deiner Stirn trägst wie damals. Das haben sie dir wohl bei der Taufe gründlich abgewaschen, bist ja jetzt ein gutes Christenkind Gib mir deine Hand, damit ich sehen kann, ob ich damals richtig gelesen habe.«

Überrascht gehorchte Wiebke und reichte ihr das von Brombeeren befleckte, klebrige Händchen.

»Sieh an, sieh an, ein eigenes Haus und ein großes, prächtiges dazu«, rief die Fremde aus, als sie mit dem Zeigefinger aufmerksam die Linien in der kleinen Hand nachgezeichnet hatte. »Einen hohen Herrn wirst du heiraten. Aber Kind, du wirst weite Wege – helle und dunkle – gehen müssen, bis es so weit kommt und das Glück dich findet.« Dann ließ sie erschrocken die Hand fallen und sah ihr ernst ins Gesicht.

»Ich will dir nicht noch mehr prophezeien und dich ängstigen«, sagte sie. »Nur eins will ich dir raten. Vertrau auf deinen Verstand, denn um solche Wege zu gehen, wie sie dir bestimmt sind, gehört kluger Wille. Die beste Gefährtin der Klugheit aber ist die Wahrheit. Sprich deshalb, auch wenn es dir noch so schwer fällt, immer nur die Wahrheit. Sie wird dir in der Not weiterhelfen. Erzähle niemandem von mir, aber vergiss meinen Ratschlag nicht. Vielleicht begegnen wir uns noch einmal im Leben.«

Kaum hatte die Zigeunerin diese Worte ausgesprochen, war sie wieder im Wald verschwunden, nur einige abgerissene Brombeerranken in der Böschung bewiesen Wiebke, dass die Erscheinung kein unheimlicher Zauber gewesen war. Das Mädchen saß noch eine Weile zwischen den Ranken, doch es hatte keinen Appetit mehr auf die Beeren. Stattdessen wirbelten die Gedanken in seinem Kopf herum. Was mochte das alles bedeuten? Sollte es seinen Eltern nicht doch von der Frau erzählen?

Schließlich riefen die Frauen das Mädchen zur Arbeit zurück, und über die Wochen und Monate war die Erinnerung an die unheimliche Fremde schließlich verblasst. Erst die Erzählung der Mutter hatte Wiebke das Erlebnis wieder vor Augen geführt.

Weite Wege soll ich gehen, dachte Wiebke. Wie soll das geschehen? Kein Mensch, den sie kannte, hatte Holstein je verlassen. Und wenn der Vater sie später als Magd in Stellung geben sollte, wäre sie doch auch nur wenige Meilen von zu Hause entfernt.

Nein, sie konnte sich wirklich keinen Reim auf diese Worte machen. Verwirrt schüttelte Wiebke den Kopf, ihr wackeliges Versteck hatte sie in diesem Moment vergessen. Sofort prasselten Äpfel auf die Männer und Frauen unter ihr, die überrascht auseinanderfuhren.

»Welcher Spatz treibt da sein Unwesen mit uns?«, rief Henneke Kruse lachend und versuchte, seine Tochter im dichten Laub ausfindig zu machen. »Wenn das Vögelchen flügellahm ist, kann ich's wohl auffangen.«

Als Antwort drang ein leises Glucksen vom Baum herunter, und dann tauchten nacheinander zwei dünne Beine aus dem Geäst auf. Vorsichtig rutschte Wiebke weiter nach unten und ließ sich dann in die Arme ihres Vaters fallen.

»Der Spatz ist ja ein Apfelmädchen«, scherzte der Bauer und wirbelte das Mädchen durch die Luft, bevor er das über und über mit Blättern und kleinen Ästen bedeckte Kind ins Gras setzte.

Vergessen waren die Zigeunerin, ihre Prophezeiung und alle düsteren Gedanken. Als sich die Familie wenig später um den Tisch versammelte, dufteten die Milchgrütze und das frische Brot. Nach dem Gebet kratzten Löffel eifrig über die hölzernen Teller. Frische Butter und kühles Bier wurden gereicht.

Über das Dorf senkte sich Stille, seine Bewohner waren satt und zufrieden. Ruhig bahnte sich die Au ihren verschlungenen Weg durch die Felder. Auf seiner Reise hinab zur Nordsee passierte der Fluss eine Vielzahl von beschaulichen Ortschaften und Marktplätzen. Hier, in den südlichsten Zipfeln des dänischen Herrschaftsgebietes, färbte noch kein Kriegsgeschehen sein Wasser rot.

Doch die evangelischen Stände lebten weiter in Sorge und Verbitterung. Jeder Sieg der katholischen Armee auf ihrem Weg an den Rhein hatte am fernen Kaiserhof die Hoffnung verstärkt, die Glaubensordnung und die Verfassung des gesamten Reichs zum eigenen Vorteil verändern zu können.

Der böhmische Majestätsbrief über die Religionsfreiheit war bei der Plünderung Prags erbeutet worden. Der Kaiser selbst hatte ihn eigenhändig in Stücke geschnitten, erzählte man sich. Jetzt begann Ferdinand II. seinen Plan, die habsburgischen Länder zu einem katholischen Staat zusammenzuschweißen, in die Tat umzusetzen.

»Sein Ehrgeiz verlangt nach absoluter Macht – in seinen eigenen Ländern und überall im Reich. Der Kaiser sieht Großes für die Zukunft der habsburgischen Dynastie. Sein von Wien aus regierter Staat soll das starke Fundament für den Wiederaufbau eines katholischen Europas bilden«, warnte der entthronte Friedrich von der Pfalz die Fürsten der protestantischen Union. »Er verdammt alle Protestanten als Ketzer.«

Die Lutherischen formierten sich im Widerstand gegen einen Kaiser, der protestantische Soldaten, die einem Marienbildnis die Augen ausstachen, für schrecklicher hielt als kaiserliche Truppen, die Bauern in ihre brennenden Häuser zurückjagten.

»Besser eine Wüste regieren als ein Land voller Ketzer«, tönte er. Über Böhmen, die Rheinpfalz, die Oberpfalz, die rheinischen Bistümer und das Elsass breiteten sich die Kämpfe immer weiter aus. Mit Tod und Vernichtung im Schlepptau zogen die Truppen marodierend durch die Lande.

Johanna von Krabbe, erste Hofdame am Hof Christians IV:
Aus ihren geheimen Aufzeichnungen

Ich bin Johanna, die einzige Tochter des königlichen Kartographen Gustav von Krabbe und seiner Frau Margarete, die mich im Alter von vierzehn Jahren an den königlichen Hof in Kopenhagen gaben. Dort lebte ich zunächst als Zofe und später, nachdem ich mich unentbehrlich gemacht hatte und die königliche Gemahlin meine geschickten Hände nicht mehr missen wollte, als erste Hofdame.

Als ich Schloss Rosenborg zum ersten Mal betrat, war ich ein Kind. Mein Körper war der einer Frau, ich trug die Roben einer Dame, doch meine Seele war unschuldig, meine Gedanken ohne Hintersinn. Ich staunte über eine Welt aus Gold, das im Kerzenlicht schimmerte, über funkelnde Juwelen, Samt und Spitze und sah nicht, dass vieles nur Fassade war – eine dünne Schicht aus glitzerndem Prunk. Lächeln und Freude, vieles war Maskerade, die Enttäuschungen, Gier und Hass verbarg. Der große Krieg jedoch hat alles ans Licht gezerrt. Heute weiß ich, dass Jähzorn, Rachsucht und Habgier unser Land regieren. Intrigen wuchern wie Pilzgeflecht durch die Hofgesellschaft, und viele Herzen sind kälter als Stein.

Es ist viel geschehen. Fast dreißig Jahre sind vergangen, seit ich den Palast und seine Bewohner kennen gelernt habe. Ich habe die Liebe gesehen, ihr sanftes, leuchtendes Gesicht. Und den Hass, seine schwarze, böse Fratze. Anfang und Ende, Geburt und Tod. Heute, nach den langen Jahren am Hof, halten mich viele immer noch für eine Dame. Doch das ist eine Illusion, die ich mit Schminke, edlen Stoffen und wachsamer Höflichkeit vortäusche. Der große Krieg, Not und Wut haben auch mich verändert. Ich bin die Chronistin einer elenden Zeit, und ich habe Dinge erfahren, die nie die Mauern des Palastes verlassen sollten. Ich werde sie dennoch erzählen, ich habe keine Angst. So wie mein Vater einst die Konturen Dänemarks auf seine Karten bannte und der Küste ihre Geheimnisse entlockte, werde ich die verborgenen Vorgänge bei Hofe aufzeichnen und benennen. In meine Rocksäume habe ich Münzen und Juwelen eingenäht, ich kann über das Wasser fliehen und ein anderes Leben beginnen. Doch noch ist es nicht so weit.

Als ich an den Hof Christians IV. kam, war der König so mächtig wie keiner seiner Vorfahren. Sein Reich grenzte im Norden an die eisigen Schollen des Polarmeeres, im Süden an die sandigen Ufer der Elbe. Sein Urahn Christian I., der erste Oldenburger auf dem dänischen Königsthron, war anno 1460 auch zum Herzog von Schleswig und zum Grafen von Holstein gewählt worden und somit seitdem Lehnsmann des deutschen Kaisers.

Dänemark ist ein herrliches Land. Der Wind und das Meer formten dieses Geschenk Gottes aus mehr als vierhundert Inseln und Inselchen. Keine Stadt liegt mehr als zwei Reisetage von der Küste entfernt, die meisten jedoch erheben sich ohnehin an Förden und Buchten. Vor dem großen Krieg beherrschte Dänemark den Sund, es erhob von jedem passierenden Schiff Zoll. Und es mussten viele Schiffe die Meerenge zwischen Ostsee und Kattegat durchlaufen – die der Hanse, der Schweden, der Polen und anderer Nationen.

Seine Majestät, der König von Dänemark und Norwegen, hatte den Thron als Kind, nach dem Tod seines Vaters, bestiegen. Es war anno 1588, in Paris vertrieben die Bürger ihren König Heinrich III., die englische Flotte besiegte die spanische Armada, und in Venedig starb der Malerfürst Paolo Veronese.

Man erzählt sich, der junge Monarch sei begabt, mutig und entschlossen gewesen. Ein eigensinniger Kämpfer mit dem Herzen eines Löwen. Er förderte die Interessen seiner Dänen innerhalb und außerhalb der Grenzen des Reiches. Er bekämpfte die übertriebenen Forderungen des starken Adels und versuchte immer wieder, die Leibeigenschaft des Bauernstandes aufzuheben. Um die Macht des Hochadels zu beschränken, stärkte er Handwerker und Kaufleute. Der König ließ Schiffe bauen und legte den Grund für die dänische Handels- und Kriegsflotte. Er rüstete mehrere Expeditionen nach Grönland aus, bereiste selbst die Meere, förderte den Überseehandel und schuf einen dänischen Stützpunkt in Ostindien.

König Christian war bei seinen Untertanen sehr beliebt. Seine Lebensfreude und sein wacher Geist nahmen das Volk für den großen, blonden Mann mit den lachenden Augen, in denen sich das Blau der Ostsee spiegelte, ein. Er sprach mehrere Sprachen fließend und korrespondierte mit seinem Cousin, König Jacob I. von England, sogar auf Latein. In Kopenhagen förderte er Kunst und Wissenschaften. An vielen Bauten prangt sein königliches Signum: ein großes C mit einer kleinen 4. Und seine Schlösser spiegeln mit ihrer üppigen Pracht, den Goldornamenten und pausbäckigen Gipsputten noch heute seine lebenstrunkene Persönlichkeit wider.

Damals jedoch erfüllten noch Freude und Wohlstand das Leben. König Christians ausgedehnte Zechgelage, seine Feste, geprägt von Musik, Tanz, Feuerwerk, dem Rascheln leuchtender Seidenstoffe und dem Funkeln kostbarer Edelsteine, sein feiner Sinn für Kunst und Malerei hatten die kalten Paläste seiner Vorfahren in sinnliche Hallen verwandelt. Prächtige Gemälde der holländischen Meister bedeckten den weißen Putz. Lebensfrohe Szenen und Porträts stolzer Menschen schlugen die blutleeren Gespenster seiner Ahnen in die Flucht, die sich früher gern in den langen, dunklen Gängen der Schlösser verirrt hatten. Im Süden wunderte man sich, dass ein Mann wie König Christian in einem so kalten Klima geboren worden war. Seinem Temperament und Charakter nach schien er viel eher einer Gegend südlich der Alpen zu entstammen.

Der König war halber Deutscher, und er beherrschte die Sprache vorzüglich. Seine Großmutter, die Herzogin Elisabeth von Mecklenburg, hatte ihn im deutschen Güstrow erzogen. Als Kind, so erzählte man am Hof, hatte er oft auf ihrem Schoß gesessen und ihren Erzählungen über das auf Wassern errichtete Dänemark gelauscht. Dabei spielte er voller Vergnügen mit ihren langen Zöpfen. Als König trug er selbst eine einzelne, lange Strähne – seine heilige Locke. Nach dieser griff er immer, wenn er aufgeregt oder unsicher war. Das Haar zu berühren beruhigte ihn und half, seine Gedanken zu ordnen.

König Christian war unbezwingbar gewesen, bis der große Krieg seine Welt veränderte. Voller Anteilnahme und Sorge hatte er das Schicksal des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz vom böhmischen König zum Geächteten verfolgt, wie dieser gejagt und von seinen protestantischen Bundesgenossen im Stich gelassen wurde. Nach Friedrichs Niederlage gegen die kaiserlichen Truppen und seiner Flucht nach Holstein hatte er die Regierung des niedersächsischen Kreises bestürmt, dessen Sache zu verteidigen. Als dies fehlschlug, hatte er dem verzweifelten Winterkönig angeboten, zwischen ihm und dem Kaiser in Wien zu vermitteln.

Es war nicht nur seine Nächstenliebe, sondern auch sein Verstand und Weitblick, die König Christian zu diesem Schritt bewogen. Außerdem fühlte er sich vom Liga-Bund und der Politik des Kaisers bedroht. Er war einer der Ersten, die erkannten, dass die Zerschlagung des protestantischen Aufstandes in Böhmen die Macht der Habsburger an den Quellen der Elbe gestärkt hatte.

»Das wird sie ermutigen, ihre Herrschaft nach Westen und Norden bis an die Strände der Ostsee auszudehnen«, hatte er frühzeitig prophezeit. »Doch das darf nicht gelingen.«

Zudem wollte er selbst die Gelegenheit nutzen, um seine Stellung in Deutschland wie an der Ostsee gegen Schweden und Polen zu stärken. In seinem Land war ihm vieles gelungen, jetzt war es an der Zeit für die große Politik. Er wollte mehr Macht und Einfluss – auch südlich der Elbe. Sein zweiter Sohn Friedrich würde dann die frei werdenden Bischofssitze von Verden, Bremen und Osnabrück erhalten und er selbst, das Oberhaupt der protestantischen dänischen Reichskirche, sich als Retter des evangelischen Glaubens feiern lassen können. Ein Gedanke, der ihm gefiel.

Dank der Sundzölle waren seine Schatzkammern reich gefüllt. Der Schatzmeister hatte ihm vorgerechnet, dass sich Millionen Reichstaler in seinem Besitz befanden. Ein Meer aus funkelnden Münzen schwamm in seinen Kellern. Dazu die Vorräte an Gold- und Silberbarren, die er ab und an zu seinem Vergnügen zählte und beinahe zärtlich in den Händen wog.