3 Noch mehr Unterstützung für die InsektenweltSinnvolle Insektenhotels......................134Insekten-Trinkstationen aufstellen..............................................135Hummeln unterstützen........................136Insektenfreundlicher Konsum: bio.........................................138Insektenfreundlicher Konsum: regional und saisonal...........139Insektenfreundlicher Konsum: weniger Fleisch...................................140Empfehlenswerte Bezugsadressen......141Über den Autor....................................143Impressum ............................................143Die Insektenoase auf dem Balkon und auf dem FlachdachGeeignete Pflanzgefäße........................98Die besten Arten für Balkon und Dach..................................99Stauden für Balkon und Dach?...........102Wichtiges für die „Wiese“ auf Balkon und Dach.........................103Der Insektenbalkon und das -dach im Laufe der Jahreszeiten..................104Die Insektenoase in der Hecke und auf der StreuobstwieseHeckenarten, die Insekten und Vögel besonders mögen.............108Eine Hecke anlegen: Grenzabstand einhalten.......................112Eine Hecke anlegen: So geht’s!............113Die Hecke pflegen.................................117Hecken für den Balkon..........................119Eine Streuobstwiese anlegen...............120Insektenfreundliche Sorten für die Streuobstwiese........................122Die Insektenoase auf dem Grünstreifen vor dem HausRechtliche Absicherungen...................128Insektenfreundliche Arten für den Grünstreifen..........................130
4 Insekten unterstützen – aber richtig!Das große Bienen- und Insektensterben ist in aller Munde. Jedes Jahr landen mehr Arten auf der Roten Liste der bedrohten Arten, jedes Jahr verlieren wir auch in dieser Gruppe von Lebewesen ein Stück wertvolle Artenvielfalt. Da-bei brauchen wir die Insekten ganz unmittelbar für unser eigenes Leben: Ohne Insekten keine Bestäubung – und ohne Bestäubung keine Nahrungsmittel. So einfach könnte man es auf den Punkt bringen. Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Es gibt auch windbestäubende Pflanzen, die keine Insekten zur Vermehrung benötigen, und manche Insekten tragen auch nicht zur Bestäubung bei. Dafür sind diese aber zumindest Futter für ande-re, größere Tierarten, die wir schützen wollen, und wenn diese kein Futter mehr finden, werden auch diese Arten über kurz oder lang verloren gehen. Sie sehen: Die Insektenwelt ist die Basis für das Leben auf unserer Erde, wie wir es kennen, und es ist in unserer aller Interesse, sie zu schützen und zu erhalten. Auch wenn uns die kleinen Lebewesen mitunter ganz schön auf die Nerven ge-hen können: Es hat eben alles seinen Preis. Wer den Insekten helfen möchte, wird derzeit mit Angeboten überhäuft. Über-all findet man Blühmischungen für Insekten- und Bienenwiesen zum kleinen Preis, die mit bunten Blüten auf dem Tütchen eine Farbexplosion für den eigenen Garten und einen reich gedeckten Tisch für die Insekten versprechen. Dabei sind
5 viele der Blumen, die in diesen Mischungen enthalten sind, für die Insekten gar nicht verwertbar, und nach nur einem Sommer blüht auf der Fläche gar nichts mehr, da es sich ausschließlich um einjährige Pflanzen handelte, die schnell er-blühen und genauso schnell wieder von der Bildfläche verschwinden. Darum ist es wichtig, sich vorher genau zu informieren, was die Insekten eigentlich brau-chen, um zu überleben und sich zu vermehren, und dann genau das zu pflanzen. Alles andere ist maximal eine kurzfristige Freude fürs eigene Auge.Eine sinnvolle Insektenwiese kann man überall anlegen, ob im Garten, auf dem Balkon oder auf dem Grünstreifen vor der Haustür. Man braucht nur die richti-gen Samen und die richtige Pflegemaßnahmen für den vorhandenen Boden. Als Gründer und Inhaber eines Unternehmens, das seit über 35 Jahren Wildblu-men und Wildgräser anbaut und kultiviert und so dazu beiträgt, der Erde etwas von ihrer Artenvielfalt zurückzugeben, möchte ich Ihnen in diesem Buch zeigen, wie das gelingt. Denn wirklich jeder kann etwas tun für diese wichtigen Kleinst-lebewesen vor unserer Haustür!IhrErnst Rieger
Die Welt der Insekten – ein schützenswerter MikrokosmosKapitel IDie Rolle der Insekten für unser ÖkosystemWie die Bestäubung durch Insekten funktioniertFür die Bestäubung wichtige InsektenartenBedrohungen für die InsektenVon Steingärten und englischem RasenDie meist gefährdeten Insekten123456
8 1Den meisten von uns sind sie lästig oder wir haben sogar Angst vor ihnen: Je nachdem, in welcher Umgebung der Mensch lebt und vielleicht auch aufgewachsen ist, hat er sich an die Insekten, die ihn vor allem im Sommer umschwirren, mehr oder weniger gewöhnt. Über die Bedeutung all dieser häufig filigran gebauten, winzig-kleinen Lebewesen für unser Leben und die Umwelt macht man sich jedoch zu wenig Gedanken. Die Rolle der Insekten für unser ÖkosystemInsekten sind sehr wertvoll für unser Ökosystem. Wenn wir wieder aufmerksamer für sie werden, hilft uns selbst das am meisten!
KAPITEL I DIE WELT DER INSEKTEN – EIN SCHÜTZENSWERTER MIKROKOSMOS9 Die wahren LebensmittelproduzentenDabei sind Insekten extrem wichtig für die Bestäubung von Pflanzen und damit auch unmittelbar für unsere Ernährungssituation: Wenn Pflanzen nicht bestäubt werden, tragen sie keine Früchte, und wenn ihre Samen nicht verbreitet werden, wachsen keine neuen Pflanzen nach. Die meist im Übermaß gefüllten Lebens-mittelregale in unseren Supermärkten und Discountern hängen also zum großen Teil unmittelbar davon ab, ob (Nutz-)Pflanzen von Insekten angeflogen und be-stäubt werden oder nicht. Zweites Stichwort: NahrungsketteDie zweite wichtige Funktion, die die krabbelnden und fliegenden Tier-chen für unsere Umwelt haben, hat nicht ganz so unmittelbar, aber doch auch mit unserer Ernährung zu tun: Wenn es zu wenig Insekten gibt, finden zahlreiche größere Tiere nicht mehr ausreichend Nahrung. Am Beispiel der Vögel ist das momentan am deutlichsten zu sehen: Wie beispielswei-se Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie und der Ornithologischen Arbeitsgruppe Bodensee herausfanden, ging die Zahl der brütenden Vogelpaare am Bodensee in den letzten 30 Jahren um 25 % zurück. Und auch in anderen Regionen sind drastische Rückgänge in den Vogelpopulationen zu verzeichnen.
10 AUFBAU DER NAHRUNGSKETTE• Die Grundlage der meisten Lebewesen bildet die Pflanzenwelt, sie ist der Produzent. Da Pflanzen sich mithilfe von Photosynthese selbst ernähren können, sind sie relativ autark von ihrer Um-welt. Damit haben sie ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber allen anderen Lebewesen auf dieser Erde: Sie produzieren (mithilfe von Licht, Wasser und Nährstoffen) ihre eigene Nahrung und damit Energie. Diese Energie speichern sie, z. B. in ihren Wurzeln, Früchten oder Blättern.• Der erste Nutznießer dieser Energie wird Erstkonsument genannt. Das kann z. B. eine Raupe sein: Sie ernährt sich direkt von der Pflanze, etwa indem sie die Blät-ter der Pflanze frisst und so ihre Energie aufnimmt und für sich selbst nutzt. So wird die Energie der Pflanze im Erstkonsu-menten gespeichert. • Der sogenannte Zweitkonsument wiederum frisst den Erstkonsumenten auf und nutzt dessen Ener-gie für sich, in unserem Beispiel mit der Raupe etwa ein Vogel. • Auf den Zweitkonsumenten folgt dann häufig noch ein Drittkonsument, beispielsweise ein Raubvogel, der den (kleineren) Zweitkonsumenten-Vogel wie-derum als Nahrungsquelle nutzt.
KAPITEL I DIE WELT DER INSEKTEN – EIN SCHÜTZENSWERTER MIKROKOSMOS11 Je nach Nahrungskette kann die Liste der Konsumenten innerhalb der Nahrungs kette sehr lang werden. Der Mensch gehört wie alle Lebewesen, die keine natürlichen Fressfeinde mehr haben, zu den Letztkonsumenten: Er wird von keinem anderen Konsumenten mehr als Nahrungs-quelle genutzt, sprich: nicht mehr aufgefressen.Da die Erstkonsumenten immer Kleinstlebewesen wie Insekten sind, wird durch das Insektensterben und dem damit verbundenen Rückgang der Artenvielfalt in diesem Bereich vielen Lebewesen die Existenz-grundlage entzogen. So sterben langfristig immer mehr Arten in jedem Bereich der Natur aus.Das Insektensterben schränkt bereits jetzt die Nahrungskette für viele Vögel ein. Ohne Insekten ist also für all die Lebewesen, die sich nicht direkt von Pflanzen ernähren, kein Leben auf dieser Erde möglich. Und selbst die Pflanzenfresser würden irgendwann in die Röhre schauen, denn ohne Insekten keine Bestäubung – ohne Bestäubung keine Früchte und keine Vermehrung von Pflanzen. Wir hängen also alle davon ab, dass Bienen, Schmetterlinge, aber auch Ameisen und Käfer weiterhin fliegen und krabbeln können!
12 2Insekten sind notwendig für uns, weil ohne sie unter anderem keine Bestäubung wichtiger Pflanzen möglich wäre, die wir für unsere Ernährung benötigen. Für die Insekten selbst ist das Bestäuben ebenso wichtig, denn eigentlich sammeln sie nur Pollen, da sie diese für die Ernährung ihrer Brut benötigen. Das Bestäuben durch Insekten ist also eine Art Win-Win-Situation: Die Pollen werden mit den Insekten als Vehikel von Pflanze zu Pflanze getragen und sorgen dort für die Bestäubung, und die Insekten ernähren mit dem, was sie am Ende des Tages noch an ihrem Körper kleben haben, ihren Nachwuchs.Wie die Bestäubung durch Insekten funktioniertVon Insekten bestäubte PflanzenWenn Insekten nicht wären, hätten wir beispielsweise viel weniger oder gar keine(n): Tomaten, Gurken, Erdbeeren, Äpfel, Raps, Kürbisse, Kirschen, Birnen, Paprika, Pflaumen, …Die Liste ließe sich fortsetzen. Die genannten Pflanzen sind Blütenpflanzen, sie locken ihre tierischen Helfer mit bunten Blüten und vor allem mit süßem Nektar. Daneben gibt es Pflanzen, die sich allein durch Windbe-stäubung vermehren; bei 40 % aller Pflanzen jedoch funktioniert die Windbestäubung nur sehr einge-schränkt, sodass bei ausschließlicher Windbestäubung weniger neue Pflan-zen wachsen würden und die Pflanzen weniger Ertrag, also Früchte liefern würden.
KAPITEL I DIE WELT DER INSEKTEN – EIN SCHÜTZENSWERTER MIKROKOSMOS13 Windbestäubte PflanzenDie gräserartigen Pflanzen, etwa Ge-treidearten, sind windblütig, das heißt, dass ihre Pollen so gut wie nur vom Wind verbreitet werden. Diese Pflan-zen haben sich darauf eingerichtet und sichern ihr Überleben dadurch, dass sie extrem viele Pollen bilden: Wo-hin der Wind diese trägt, ist nämlich hauptsächlich Zufall, und darum kann es sein, dass viele Pollen nie bei einer anderen passenden Pflanze ankommen und nicht zur Bestäubung beitragen können. Je mehr Pollen also fliegen, desto höher die Chancen für erfolg-reiche Windbestäubung. Viele Pflanzen, von denen wir uns ernähren, sind gänzlich oder größtenteils darauf angewiesen, dass sie von Insekten angeflogen werden, die ihre Pollen weitertragen und so die weiblichen Teile der Pflanzen bestäuben. Windblütige Pflanzen lösen das Problem des Zufalls, der bei ausschließlicher Windbestäubung eine große Rolle spielt, durch die Produktion übermäßig vieler Pollen – gut für die Vermehrung, schlecht für Allergiker, die mit Heuschnupfen auf starken Pollenflug reagieren. Die Haselnuss ist ein klassisches Beispiel für eine windbestäubte Pflanze, die häufig Allergien auslöst.
14 3Wer hat nicht von ihnen gehört: den Bienchen und den Blüm-chen … Dass Bienen, hier vor allem die Honigbienen, die wich-tigsten Bestäuber sind, ist die landläufige Überzeugung, und tatsächlich ist die Honigbiene ein wichtiges Mitglied in der Truppe der bestäubenden Insekten. Doch es gibt noch einige Insekten mehr, die uns dabei genauso nützlich sind – oder sogar noch nützlicher!Für die Bestäubung wichtige Insektenarten