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Impressum

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2021

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2021

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Verlagsleitung Reise: Grit Müller

Verlagsredaktion: Stella Schossow

Autorin: Kirstin Hausen

Redaktion: bookwise, München

Bildredaktion: Nora Goth

Schlussredaktion: Ulla Thomsen

Reihengestaltung: Independent Medien Design, Horst Moser, München

Kartografie: Huber Kartographie GmbH für Gräfe und Unzer Verlag GmbH

eBook-Herstellung: Anna Bäumner, Martina Koralewska, Renate Hutt

impressum ISBN 978-3-8342-3217-5

1. Auflage 2021

GuU 2-3217 01_2021_02

Bildnachweis

Titelbild (Piazza del Duomo), mauritius images: CuboImages

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DIE THEMEN DER STADT

Italiens größter Schmiergeldskandal: Mailand als Tangentopoli >

Industriebrachen zu Kulturzentren: Mit Volldampf in den Strukturwandel >

Goldgelbes Prachtstück: Warum der Panettone Kopfstand macht >

Mailands neuestes Wohnquartier: CityLife >

»Andiamo a prendere un aperitivo«: Nach der Arbeit kommt der Aperitif >

Kein Platz mehr frei: Auf dem Domdach wimmelt es von Heiligen >

Monstrum oder Meisterwerk?: Torre Velasca >

Aufbruchsstimmung: Expo 2015 – und was kam dann? >

Interview mit Andreas Kipar: »Jetzt machen wir es vor« >

Armani und Mailand: Fifty Shades of Grey >

Wo Mailand noch Dorf und schon Szenetreff ist: Die Navigli >

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MEIN MAILAND

Mailand ist zwar nur die zweitgrößte Stadt Italiens, aber unumstritten die Wirtschaftslokomotive des ganzen Landes. Hier wird viel gearbeitet und produziert, Geld verdient und Geld ausgegeben. Denn die Mailänder verstehen es auch zu genießen.

Mailand beginnt am Dom Santa Maria Nascente. Von hier breiten sich die Straßen des Zentrums sternförmig aus. Hier beginnen auch die Mailänder Hausnummern, das heißt: je höher die Ziffer, desto weiter weg vom Dom. Seinen ersten Morgen in der Stadt muss man auf dem Domplatz beginnen, wenn das Tageslicht langsam über die Domspitzen mit ihren Figuren (3159 an der Zahl) kriecht. Ich bekomme jedes Mal eine Gänsehaut. Immer noch.

Heute sind die Straßen entlang der Navigli Mailands beliebteste Ausgehmeile, und jeder, der auch nur einen Abend in Mailand hat, sollte ihn in den Trattorien, Szenebars und Straßencafés dort verbringen.

Als ich das erste Mal nach Mailand kam, war ich 17 Jahre alt und auf Klassenfahrt auf dem Weg an die Côte d’Azur. Der Bus hielt am Castello Sforzesco, und wir gingen zu Fuß Richtung Dom. Die autofreie Via Dante zwischen Piazza Cordusio und dem Castello Sforzesco mit ihren eleganten Fassaden schlug mich sofort in ihren Bann. »Was für eine elegante Stadt«, dachte ich. Noch heute liebe ich die klassische Spazierrunde vom Dom über die mittelalterliche Piazza degli Mercanti bis zur trutzigen Burganlage der Sforza und dem dahinterliegenden Parco Sempione. Überhaupt, die Parks! Mailand wird seit der Jahrtausendwende immer grüner. Landschaftsarchitektur ist das Schlagwort, denn Natur in der Stadt haben die Mailänder am liebsten in gezähmter Form.

Mailand ist auch eine Stadt, die man sich »erarbeiten« muss. Sie breitet ihre Schönheit nicht bereitwillig vor dem Betrachter aus, sondern versteckt sie oft genug hinter hohen Mauern, Hoftoren und unscheinbaren grauen Fassaden. Auch die Mailänder selbst unterschätzen ihre Stadt und fahren am Wochenende lieber an die Seen im Norden oder das Meer im Süden. Dabei könnte man samstags durch das historische Zentrum rund um den Dom mit seinen Kirchen und restaurierten Palazzi schlendern, in einer Trattoria an der Porta Venezia zu Mittag essen, nachmittags das Designmuseum Triennale und die Pinakothek in Brera besichtigen und abends in die Scala oder ins Piccolo Teatro gehen. Und den Sonntag mit einem ausgiebigen Brunch im trendigen Isola-Viertel einläuten, um dann weiter nach Süden zu spazieren und den Abend an den antiken Wasserkanälen ausklingen zu lassen, wo sich Lokale und Bars aneinanderreihen.

Mailand ist nach Rom die zweitgrößte Stadt Italiens, hat aber in vielerlei Hinsicht die Nase vorn. Die Stadt setzt neue Trends, in der Mode ohnehin, aber auch architektonisch, wie man besonders gut rund um den Bahnhof Garibaldi, im Stadtteil Porta Nuova und auf dem ehemaligen Messegelände CityLife beobachten kann. In einem Land, das an Kunst und Vergangenheit überreich ist, ist Mailand eine freche Pionierin, die sich mehr für Gegenwart und Zukunft interessiert und manchmal brachial modern auftritt. Und es ist eine Stadt für Entdecker. Langweilig wird es hier nie!

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Kirstin Hausen hat von 2001 bis 2018 in Mailand als freiberufliche Journalistin für verschiedene Radio- und Printmedien gearbeitet. Heute ist ganz Italien ihr Betätigungsfeld, sie arbeitet als Übersetzerin und schreibt über das Land, das ihre zweite Heimat geworden ist. Ihre Lieblingskaffeebar liegt an der Porta Venezia, abends durchstreift sie gerne das Isola-Viertel oder geht an die Navigli.

ZEICHENERKLÄRUNG
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MERIAN Top 10

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DER ERSTE BLICK AUF MAILAND

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Blick von der Galleria Vittorio Emanuele II (>) über die Piazza del Duomo. Hier schlägt das Herz der Stadt.

STADTTEILE

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1. DAS ZENTRUM

Elegante Plätze, großbürgerliche Palais, mehrgeschossige Wohnhäuser, verkehrsberuhigte Einkaufsstraßen und mittelalterliche Gassen – und über allem wacht die »Madonnina« auf der Spitze des Doms. >

2. SEMPIONE – MONUMENTALE

Zwischen dem Schlosspark Parco Sempione und dem Monumentalfriedhof verbergen sich originelle Geschäfte und gute Bars. Früher lag das Viertel am Stadtrand, heute pulsiert hier das Leben – wozu auch Einwanderer aus China ihren Teil beigetragen haben. >

3. ISOLA – GARIBALDI

Jenseits des Bahnhofs liegt das alternative Handwerker- und Künstlerviertel Isola, diesseits das bürgerliche Garibaldi, das sich gerade architektonisch neu erfindet. >

4. BAHNHOF – PORTA VENEZIA

Jugendstil-Palazzi, asiatische Lebensmittelgeschäfte und nette Restaurants. Hier gibt es viel zu sehen und zu schmecken. Die Via Lecco und die Piazza Lavater sind bei Nachtschwärmern sehr beliebt. >

5. PORTA ROMANA

Das südliche Viertel rund um die Porta Romana ist in seiner Mischung aus bürgerlich und aufsässig sehr authentisch geblieben. Mailands Intellektuelle lieben seine geschichtsträchtigen Bars und vielen typischen Trattorien. >

6. BRERA – GOLDENES KARREE

Museen, Restaurants und edle Boutiquen. Hinter den Fassaden in der Via Monte Napoleone verbergen sich oft wunderschöne, begrünte Innenhöfe. >

7. NAVIGLI – MAGENTA – WAGNER

Ausgelassenes Feiern an den historischen Wasserstraßen. Ehrfürchtiges Staunen vor Leonardo da Vincis Wandfresko in der Basilika Santa Maria delle Grazie. Im Südwesten Mailands, der sich in den letzten Jahren dynamisch entwickelt, ist beides und noch viel mehr möglich. >

IMG MERIAN TOP 10

Das sind sie – die Sehenswürdigkeiten, für die Mailand weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist.

IMG Dom Santa Maria Nascente

Das imposante Wahrzeichen der Stadt ist mit 1170 Quadratmetern Grundfläche eines der größten Gotteshäuser der Welt und bietet 5000 Menschen Platz. >

IMG Galleria Vittorio Emanuele II

Die überdachte Einkaufspassage von 1877 mit der imposanten verglasten Kuppel ist nach dem ersten König des vereinten Italiens benannt. >

IMG Piazza dei Mercanti

Einer der ältesten (Markt-)Plätze der Stadt besticht mit dem Palazzo della Ragione (1233) und der Loggia degli Orsini (1316). >

IMG Piazza San Sepolcro

Mailands schönster Platz aus römischer Zeit. Hier lag das Forum, wo sich die beiden Hauptstraßen von Mediolanum kreuzten. >

IMG Basilica di Sant’Ambrogio

Das wichtigste mittelalterliche Baudenkmal der Stadt. Die romanische Basilika trägt den Namen des beliebten Stadtheiligen. Sonntags sind hier die berühmten ambrosianischen Gesänge zu hören. >

IMG Castello Sforzesco

Auf den Ruinen der Burg der Visconti aus dem 14. Jahrhundert errichtete Herzog Francesco Sforza seinen Sitz. Heute beherbergt das Castello verschiedene Museen, in denen auch Michelangelos »Unvollendete« zu sehen ist. >

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Auf dem Brachland hinter dem Stadtbahnhof Porta Garibaldi entstand im Zuge der Baumaßnahmen zur Expo 2015 die moderne Piazza Gae Aulenti (>).

IMG Piazza Gae Aulenti

Das von ultramodernen Wolkenkratzern umgebene Zentrum des neuen Viertels Porta Nuova, benannt nach der 2012 verstorbenen Architektin. >

IMG Teatro alla Scala

Seine neoklassizistische Fassade und modernste Bühnentechnik zeichnen den Tempel der Oper aus. >

IMG Naviglio Grande

Mailands ältester Wasserkanal aus dem 12. Jahrhundert ist heute eine Ausgehmeile mit Szenebars und romantischen Restaurants. >

IMG Santa Maria delle Grazie und Da Vincis Wandgemälde »Cenacolo«

Leonardo da Vincis Meisterwerk (1494–1498) im Dominikanerkloster Santa Maria delle Grazie kann nur auf Vorbestellung besichtigt werden. >

IMG MERIAN EMPFEHLUNGEN

Ungewöhnliche Perspektiven, charmante Orte und feine Details versprechen besondere Augenblicke.

IMG Naviglio Pavese und Naviglio della Martesana

Mit dem Fahrrad entlang antiker Wasserstraßen das ursprüngliche Mailänder Umland entdecken. >

IMG Aperitif in der Bar Camparino

In der kleinen Bar am Domplatz, wo das Ritual des Aperitifs erfunden wurde, schmeckt’s nach Tradition. >

IMG Pause auf dem Campus

Zwei wunderschöne Kreuzgänge sind das Zentrum der Università Cattolica mit Sitz in einem alten Kloster. >

IMG Pasticceria Marchesi

Feinstes Gebäck in der Traditionskonditorei von 1824. >

IMG Friedhof als Freilichtmuseum

Ein Rundgang auf dem Cimitero Monumentale mit seinen teils bizarren (Grab-)Kunstwerken. >

IMG Bar und Restaurant Ceresio 7

Von der Dachterrasse des Szenetreffs überblickt man die neue Mailänder Skyline. >

IMG Palazzina Liberty

Jugendstilvilla mitten im Grünen – hier finden Lesungen, Vernissagen und Konzerte statt. >

IMG Abschalten im Giardino della Guastalla

Entzückender, kleiner Park mit barockem Fischteich. >

IMG Museo Teatrale della Scala

Ein Blick hinter die Kulissen der berühmten Oper. >

IMG Drink in Armanis Bar Bamboo

Cocktails im 7. Stock des Armani Hotels. >

IMG Orto di Brera

Frisches Essen direkt beim Gemüsehändler. >

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Im Innern der »Wolke«. Das Museum der Weltkulturen (MUDEC) (>) mit seiner ungewöhnlichen Sammlung entstand nach Plänen David Chipperfields.

IMG Museum MUDEC

Wechselausstellungen, Events und ein schönes Bistro auf dem Gelände der ehemaligen Ansaldo-Fabrik. >

IMG Experimentieren wie Leonardo da Vinci

Im Wissenschaftsmuseum dürfen viele der 10.000 Ausstellungsobjekte angefasst und ausprobiert werden. >

IMG Al Pont de Ferr

Kreative Spitzenküche hinter unscheinbarer Fassade. >

IMG Durch das Karree der Stille

Auf den Spuren von Schauspielern, Industriellen, Adligen und Revolutionären. >

MAILAND KOMPAKT

Daten und Fakten

Vorwahl: 02

Einwohner: 1,4 Mio.

Bevölkerungsdichte: 7300 Bewohner/km²

Fläche: 181,67 km²

Religion: 91 % Katholiken

Sprache: Italienisch

Währung: Euro (€)

Klima (Mittelwerte)

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Stadtviertel

Mailand ist in neun Verwaltungsbezirke aufgeteilt. Ausgebreitet hat sich die Stadt wie ein Wasserfleck, ausgehend vom historischen Zentrum, das die Mailänder auch »centro centro« nennen. Brera, Magenta, Garibaldi, das Goldene Karree und das Viertel um die Porta Venezia herum gehören heute auch zum Zentrum, während die Porta Romana im Süden, das Naviglio-Viertel und die Sempione-Gegend zentrumsnah sind. Sie sind heute begehrte Wohn- und Ausgehviertel. Aufgrund des Strukturwandels sind eher periphere Gebiete wie die Straßen rund um den Monumentalfriedhof, die Piazza Wagner und die Gegend südlich der Porta Genova kulturell sehr interessant. In ehemaligen Lagerhallen und Fabriken haben sich Museen, Galerien und vielfältige Kunsteinrichtungen niedergelassen. Den größten Sprung nach vorne gemacht hat das Isola-Viertel. Früher war es weitgehend abgetrennt von den Entwicklungen in der Stadt, heute ist es ein Mikrokosmos, den es zu entdecken gilt.

Bevölkerung

Mailand ist mit 1,4 Mio. Einwohnern nach Rom die zweitgrößte Stadt Italiens. In ihrem Einzugsgebiet leben noch einmal 1,8 Mio. Menschen. Die Einwohnerzahl steigt seit mehr als 10 Jahren kontinuierlich, obwohl die Geburten zurückgehen. 2019 wurden mit 9671 Neugeborenen die wenigsten Geburten seit 100 Jahren verzeichnet. Aber es ziehen pro Jahr 40.000–50.000 Menschen in die Stadt.

Religion

91 % der Einwohner sind Katholiken. Die Zahl der Protestanten ist verschwindend gering. Die zweitgrößte Religionsgemeinschaft ist die muslimische. Die Mailänder Diözese und die Caritas berechnen sie auf 3,5 % aller Gläubigen.

Bildung

Mailand hat drei staatliche Universitäten, eine ist eine Fachhochschule, das Politecnico. Unter den privaten Universitäten ist die Università Cattolica del Sacro Cuore die größte katholische Universität in Europa und die Università Commerciale Bocconi eine der zehn renommiertesten europäischen Wirtschaftsuniversitäten. Neben der Kunstakademie Accademia di Belle Arti di Brera, gibt es seit 1980 auch die Nuova Accademia di Belle Arti (NABA) mit Fokus auf Mode und Design und natürlich zahlreiche kleinere Mode und Designfachschulen.

Medien und Verlage

In Mailand haben die nationale Tageszeitung »Corriere della Sera«, die katholische Tageszeitung »Avvenire«, die Wirtschaftszeitung »Il Sole 24 Ore«, die Sportzeitung »Gazzetta dello Sport« sowie die Wochenzeitung »Panorama« ihren Sitz. Das Fernsehimperium des ehemaligen Premierministers Silvio Berlusconi ist in Mailand angesiedelt sowie die großen Verlage Mondadori, Rizzoli, Feltrinelli und Garzanti.

Politik

Seit ist 2016 ist Beppe Sala Bürgermeister von Mailand. Der frühere Manager war vorher Direktor der Weltausstellung, die 2015 in Mailand stattfand. Im Februar 2020 beging er einen folgenschweren Fehler, indem er die Mailänder zu Beginn der Coronavirus-Epidemie aufforderte, ihre Gewohnheiten nicht zu ändern.

Wirtschaft

Von den 200 größten Unternehmen Italiens haben mehr als die Hälfte ihren Sitz in Mailand. 1910 wurde hier das Reifenunternehmen Pirelli gegründet, viele weitere Fabriken folgten, Mailand war nach dem Zweiten Weltkrieg Italiens wichtigste Industriestadt. Inzwischen hat ein tiefgreifender Strukturwandel stattgefunden, und der Dienstleistungssektor macht die Hälfte der Wirtschaft aus. Die Modebranche (Kleidung, Stoffe, Lederwaren) erwirtschaftete 2018 mit 13.000 Firmen und 90.000 Angestellten einen Umsatz von 19 Mrd. €. Der Tourismus expandiert und verzeichnet vor allem seit der Expo 2015 einen steilen Anstieg. 2019 besuchten fast 11 Mio. Menschen die Stadt.

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Die Löwen am Sockel des Reiterstandbilds Vittorio Emanueles II. auf der Piazza del Duomo sind ein beliebter Landeplatz für Tauben.

Parks und Gärten

»Dort wo einst Wiesen waren, da ist heute eine Stadt« sang Adriano Celentanto in den 1960er-Jahren in seinem Lied »Il ragazzo della via Gluck«.Der Junge, der die Straße, in der er aufgewachsen ist, nach langer Abwesenheit nicht mehr erkennt, ist er selber. Die Straße, Via Gluck, gibt es wirklich, nicht weit vom Hauptbahnhof entfernt. Und in der Tat wurde in der Zeit des Wirtschaftswunders alles bebaut, was bebaubar war. Grünflächen gehörten damals nicht zu den Prioritäten in der Detailkarteung.

Das hat sich ab den 2000er-Jahren geändert, und mit der Expo 2015 wurde Mailand zu einer grüneren Stadt. Der größte innerstädtische Park ist mit 386.000 m² der Parco Sempione, der an das Castello Sforzesco angrenzt. Der beliebteste Park mit 172.000 m² sind die Giardini Indro Montanelli, den die Mailänder nach wie vor »Giardini pubblici« nennen.

Trivia

Der älteste Briefkasten Mailands stammt aus der napoleonischen Zeit und steht am Palazzo del Senato.

Für den Panettone, Mailands typischen Weihnachtskuchen, geben die Italiener mehr als 200 Mio. € im Jahr aus. Das Gewicht der 2019 verkauften Pannettoni betrug 29.000 t.

231 m hoch ist der Torre UniCredit, das höchste Gebäude der Stadt. Genauso lang ist ein antiker Wasserkanal (naviglio), der zugeschüttet und überbaut wurde und in den nächsten Jahren wieder geöffnet werden soll.

108 m hoch (bis zur Spitze der Madonnina) ist der Mailänder Dom. Er wiegt 325.000 t.

14,5 m breit ist die Galleria Vittorio Emanuele II.

96,8 km lang ist das Mailänder Metronetz. Es befördert pro Jahr 365 Mio. Fahrgäste.

GESCHICHTE

Die norditalienische Metropole zwischen Alpen und Mittelmeerküste leitete wiederholt neue Epochen in Italien ein –im Guten wie im Schlechten.

Die Kelten und die Gründungslegende (1000 v.Chr.)

Die von nördlich der Alpen einwandernden Kelten gründen mitten in den Wäldern und Sümpfen der Poebene Midland. Der Legende nach dort, wo dem Keltenführer Belloveso eine Wildsau begegnete, deren Rücken halb mit Fell bedeckt war. Die »scrofa semilanuta« wird zum Wahrzeichen der Stadt und findet sich noch heute eingeritzt in die Außenmauer des Palazzo della Ragione auf der Piazza Mercanti.

Mailand unter den Römern (222 v.Chr.)

Mit den römischen Eroberern kommen neue Gesetze, neue Infrastruktur, Schrift und Literatur. Das Zentrum von Mediolanum liegt an der heutigen Piazza San Sepolcro. Die neuen Machthaber beginnen die Sümpfe trockenzulegen und bauen Befestigungsmauern. Julius Cäsar gibt den Bewohnern die römischen Bürgerrechte. 395 n.Chr. wird Mailand sogar Hauptstadt des Weströmischen Reiches. Geblieben sind nur wenige Zeugnisse: Mauerreste eines Palazzo Imperiale in der Via Brisa und des Anfiteatro sowie die Colonne di San Lorenzo, von denen man nicht weiß, ob sie zu einem Tempel oder einem Palast gehörten.

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Auf dieser Darstellung Mailands aus dem Jahr 1158 ist der im Jahr zuvor fertiggestellte Ringgraben gut erkennbar, der als Naviglio (>) erhalten ist.

Die Lega Lombarda und der Krieg gegen Barbarossa (1167)

Die Städte der Lombardei schließen sich in der Lega Lombarda gegen Kaiser Barbarossa zusammen und fordern mehr Autonomie. In der Schlacht von Legnano 1176 unterliegt Barbarossa, 1183 vereinbaren die Mitglieder der Lega Lombarda einen Kompromiss mit dem Kaiser. Die heutige nationale Partei Lega Nord sieht sich in der Tradition der Lega Lombarda.

Mailand und die Herzöge Visconti und Sforza (1277–1499)

Konflikte zwischen den einflussreichen Mailänder Familien führen zu einem Machtkampf, den Erzbischof Ottone Visconti 1277 für sich entscheidet. Zwölf weitere Mitglieder der Visconti-Dynastie werden nach ihm herrschen: einige besser, andere schlechter. Alle sind in ständige Reibereien mit dem Kaiser, dem Papst oder beiden verwickelt. Als der letzte männliche Nachkomme der Visconti stirbt, geht das Herzogtum an den Söldnerführer Francesco Sforza I. Er lässt das Castello Sforzesco und ein großes öffentliches Krankenhaus errichten, heute Sitz der Statale, der staatlichen Universität. Sein Sohn Ludovico Il Moro lockt das Universalgenie Leonardo da Vinci an den Mailänder Hof. Auftragsarbeiten wie die »Dame mit dem Hermelin« sind in der Pinacoteca Brera zu sehen, sein Meisterwerk, das Wandfresko vom letzten Abendmahl, in der Kirche Santa Maria delle Grazie.

Rundumerneuerung durch Kaiserin Maria Theresia (1714)

Die österreichische Habsburgerin Maria Theresia, die 1714 nach dem spanischen Erbfolgestreit das Herzogtum Mailand erhält, führt wichtige Neuerungen ein, beispielsweise Straßenlaternen, Hausnummern und öffentliche Volksschulen, außerdem ein Kataster, in das Häuser und Grundbesitz eingetragen werden. Ab sofort müssen Grundeigentümer direkte Steuern entrichten, was den Druck erhöht, insbesondere aus ihrem Landbesitz Erträge zu erwirtschaften. So kommt es zu mehr Investitionen in den Ackerbau und vielen technologischen Erneuerungen in der Landwirtschaft.

Napoleon und das Feuer der Revolution (1796)

Im Mai 1796 zieht Napoleon mit seinen Truppen durch die Porta Romana in Mailand ein. Er residiert im eleganten Palazzo Serbelloni, während seine Soldaten auf dem Domplatz kampieren. Mit Napoleon verbreitet sich das revolutionäre Feuer in Mailand. Erstmals ist von Gleichheit und Brüderlichkeit die Rede. Ein Dekret verbietet es den reichen Familien, Hausangestellte zu entlassen, und im Opernhaus La Scala wird der palco reale, der gekrönten Häuptern vorbehalten war, abgerissen. Neun Jahre später lässt sich Napoleon selbst im Mailänder Dom zum König von Italien krönen. Während seiner Herrschaft werden der Arco della Pace (Friedensbogen) und die Arena gebaut und der Corso Sempione nach Pariser Vorbild angelegt.

Fünf Tage Aufstand (1848)

Nach Napoleons Sturz und der Rückkehr der Österreicher, die hart regieren, kommt es zu ersten Verschwörungstreffen gegen die Fremdherrscher. Am 9. März 1842 wird Giuseppe Verdis »Nabucco« an der Scala uraufgeführt. Das Klagelied der Juden in babylonischer Gefangenschaft interpretieren die Mailänder als Ruf nach Freiheit. Im Revolutionsjahr 1848 jagt die Mailänder Bevölkerung während den »cinque giornate di Milano« (fünftägiger Aufstand) die Truppen von Feldmarschall Radetzky aus der Stadt. Drei Monate später kehren diese jedoch zurück. Erst 1861 wird Italien tatsächlich geeint und unter König Vittorio Emanuele II als neuer Staat ausgerufen.

Faschismus und Widerstand (1922–1945)

Am 23. März 1919 gründet Benito Mussolini in Mailand die faschistische Bewegung. Nach seiner Machtergreifung 1922 hebelt er das Parlament und die staatlichen Institutionen schrittweise aus. Italien wird eine Diktatur und tritt an der Seite Hitlers in den Zweiten Weltkrieg ein. 1942 setzt der König Mussolini jedoch als Regierungschef ab. Daraufhin besetzen die deutschen Nationalsozialisten Italien. Mailand wird zum Zentrum des Widerstands, doch die Repressalien sind grausam. Der Partisanenkampf tobt, und die Alliierten fliegen Bombenangriffe, bei denen auch die Mailänder Scala in Schutt und Asche gelegt wird.

Politischer Terror (1969–1983)

Am 12. Dezember 1969 detoniert in einem Bankgebäude an der Piazza Fontana eine Bombe. Sie tötet 16 Menschen und verletzt 88. Es ist der erste Anschlag einer ganzen Reihe, für die linksextreme Terroristen verantwortlich gemacht werden. In Wahrheit sind neofaschistische Kreise dafür verantwortlich, gemeinsam mit dem Geheimdienst. Italien ist das Land mit der mitgliederstärksten kommunistischen Partei in der westlichen Welt und steht unter Beobachtung durch den CIA.

Korruptionsskandale und kein Ende (1992)

Am 17. Februar 1992 wird der Direktor des Mailänder Altenheims Pio Albergo Trivulzio wegen Korruption verhaftet. Die Mani pulite (saubere Hände) genannten Ermittlungen der Mailänder Staatsanwälte ändern Italiens Parteienlandschaft radikal. Die Christdemokratische Partei und die Sozialisten, die seit Ende des Zweiten Weltkriegs die politischen Geschicke Italiens bestimmten, gehen im Sumpf der Korruption unter. In das Machtvakuum stoßen neue politische Bewegungen: die Lega Nord und die Forza Italia des Baulöwen und Medienunternehmers Silvio Berlusconi.