Max Frisch, am 15. Mai 1911 in Zürich geboren, starb dort am 4. April 1991. Seine wichtigsten Prosawerke: »Tagebuch 1946 bis 1949« (1950), »Stiller« (1954), »Homo faber« (1957), »Mein Name sei Gantenbein« (1964), »Tagebuch 1966 bis 1971« (1972), »Dienstbüchlein« (1974), »Montauk« (1975), »Der Traum des Apothekers von Locarno«. Erzählungen (1978), »Der Mensch erscheint im Holozän«. Eine Erzählung (1979), »Blaubart«. Erzählung (1982). Seine Stücke (u. a. »Graf Öderland«, 1951, »Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie«, 1953, »Biedermann und die Brandstifter«, 1958, »Andorra«, 1961, »Biografie: Ein Spiel«, 1967) sind in zwei Bänden gesammelt: »Stücke 1 und 2« (1969). »Triptychon. Drei szenische Bilder« (1978). Sein Werk, vielfach ausgezeichnet, erscheint im Suhrkamp Verlag.

Das Hörspiel Herr Biedermann und die Brandstifter inszeniert, wie das Theaterstück Biedermann und die Brandstifter, die Geschichte eines Kleinbürgers, der die Brandstifter in sein Haus läßt, um von ihnen – verzweifelte Hoffnung opportunistischer Bonhomie – verschont zu werden.

In der verwickelten Konspiration von Spießern und Gangstern wird eine Geisteshaltung entlarvt, die zur Urgeschichte des Totalitären gehört.

Das 1952 geschriebene Hörspiel um Herrn Biedermann ist weit weniger bekannt als das 1957 entstandene Theaterstück (fast) gleichen Titels. Es ist indes nicht nur als Vorstufe des Schauspiels anzusehen, sondern mehr noch als eine selbständige Variante in einem Genre mit eigenen Erfordernissen.

Rip van Winkle gehört ebenfalls zu den relativ wenig bekannten Hörspielen Max Frischs. Es entstand 1953, also nur wenig später als das Biedermann-Hörspiel. Wie dieses war auch Rip van Winkle eine Auftragsarbeit.

Max Frisch

Herr Biedermann und die Brandstifter
Rip van Winkle

Zwei Hörspiele

Suhrkamp

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2020

Der vorliegende Text folgt der 18. Auflage der Ausgabe des suhrkamp taschenbuch 599.

Herr Biedermann und die Brandstifter
© 1963 Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main

Rip van Winkle
© 1960 Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main

Suhrkamp Taschenbuch Verlag

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Umschlag: hißmann, heilmann, hamburg

eISBN 978-3-518-75278-4

www.suhrkamp.de

Inhalt

Herr Biedermann und die Brandstifter
Hörspiel

(1952)

Personen: Verfasser • Biedermann • Frau Biedermann • Schmitz
Eisenring • Anna

VERFASSER Liebe Hörerinnen und Hörer! Herr Biedermann, der Held unsrer unwahrscheinlichen Geschichte, wartet bereits im Nebenraum, ich sehe ihn hier durch die große Scheibe, aber er kann mich nicht hören… Sie alle, liebe Hörerinnen und Hörer, kennen Herrn Biedermann, wenn auch vielleicht unter anderen Namen. Was ihn außer einem freundlichen Verzicht auf besondere Merkmale auszeichnet, ist eine rosige Gesundheit, die ihn dazu bestimmt, stets und nach jeder Katastrophe zu den Überlebenden zu gehören. Seine Art, sich zu kleiden, erinnert mich an die Puppen in den Schaufenstern, korrekt vom Scheitel bis zur Sohle. Außer den rosigen Backen, die es übrigens schwer machen, sein Alter zu schätzen, trägt Herr Biedermann eine weithin sichtbare, in der üblichen Blässe spiegelnde Glatze, was er weiß; doch möchte Herr Biedermann nicht, daß man seine Glatze öffentlich erwähnt. Das hängt mit seinem Geschäft zusammen. Nämlich Herr Biedermann handelt, wie Sie hören werden, mit Haarwasser. Wahrscheinlich wird Herr Biedermann, sobald ich ihn vor dieses Mikro bitte, Ihnen seine Unschuld versichern. Ich möchte aber Ihrem persönlichen Urteil über Herrn Biedermann in keiner Weise vorgreifen, sondern (solange wir unter vier Augen sind) nur noch beifügen: Ich habe mit bewußter Absicht eine erfundene Katastrophe gewählt, nämlich den Brand von Seldwyla, um in den geschätzten Hörern keinerlei Erschütterung auszulösen, keinerlei persönliche Leidenschaft, die uns nur das Vergnügen einer gelassenen und sachlichen Betrachtung verdirbt, das Vergnügen zu erkennen, daß es auch Katastrophen gibt, die nicht hätten stattfinden müssen.

Er klopft an die Scheibe

Herr Biedermann?!

Er tritt zum Mikrophon zurück

Er kommt sogleich. – Seldwyla, das Sie vermutlich aus der Literatur kennen, dürfen Sie sich natürlich nicht vorstellen, wie Gottfried Keller es geschildert hat. Seldwyla ist eine heutige Stadt geworden mit allem, was dazu gehört: mit Kinos, Trolleybus, Stadion, Verkehrspolizei, Kanalisation, Theater-Festspielen, Mangel an Parkplätzen usw.

Biedermann tritt in den Senderaum

VERFASSER Herr Biedermann! Ich habe die Ehre, Herr Biedermann, mich Ihnen vorzustellen: Ich bin Ihr Verfasser –

BIEDERMANN Guten Abend.

VERFASSER Vorderhand wissen unsere Hörer nur, daß es sich um den Brand von Seldwyla handelt, noch habe ich nicht gesagt, daß Sie, Gottlieb Biedermann, die Persönlichkeit sind, die unsere Katastrophe ermöglicht hat.

BIEDERMANN Mein Herr, ich bitte Sie –!

VERFASSER Ich sage keineswegs, Herr Biedermann, daß Sie die Katastrophe verschuldet haben. Keineswegs! Ich sage nur, Sie haben sie (wenn ich so sagen darf) ermöglicht.

BIEDERMANN Was will man von mir?

VERFASSER Wir möchten Sie kennenlernen, Herr Biedermann.

BIEDERMANN Warum?

VERFASSER Sie sind ein wichtiger Zeitgenosse, Herr Biedermann, weil ohne Sie, glaube ich, die Weltgeschichte zuweilen ganz anders verlaufen würde.

BIEDERMANN Ich bin unschuldig.

VERFASSER Sicher, Herr Biedermann, sicher.

BIEDERMANN Also.

VERFASSER Sie sind völlig frei, Herr Biedermann, zu sagen, was Sie denken.

BIEDERMANN Ich lasse mich nicht zur Verantwortung ziehen – –

VERFASSER Wer will das denn? Sie irren sich, Herr Biedermann, kein Überlebender zieht Sie zur Verantwortung, und die Toten sind tot. Wir sind bereit, nicht bloß den Urhebern unsrer Katastrophe eine volle Amnestie zu gewähren, sondern sogar uns selbst, indem wir alle historischen Katastrophen, die gewesenen wie die kommenden, als ein schlichtes Schicksal betrachten, als unvermeidlich. Was wollen Sie mehr, Herr Biedermann? Eben dazu stehen wir ja vor diesem Mikro, um unsern Hörer dahin zu bringen, daß er Sie, Gottlieb Biedermann, versteht und achtet. Wie sollen wir ein neues Seldwyla erbauen ohne Sie? Noch an jenem letzten Abend vor dem großen Brand, Sie erinnern sich, noch bei jenem gemütlichen Gans-Essen, wie Sie den beiden Brandstiftern das freundschaftliche Du antragen und ihnen endlich sogar die Streichhölzer schenken, soll unser Hörer einfach das Gefühl haben: Ein guter und anständiger Mensch, dieser Biedermann, eine Seele von Mensch. Also das Gefühl: Hand aufs Herz, so hätte auch ich gehandelt! Nur dann werden wir finden, Herr Biedermann ist unschuldig; er tut ja nur, was wir alle tun. Und nur dann, wenn von Verantwortung nicht die Rede sein kann, sind wir bereit, zu vergessen, wie es zu dieser Katastrophe (in Seldwyla) gekommen ist – und bereit für die nächste.

Ein Gong ertönt

VERFASSER Herr Biedermann sitzt vor seinem Kamin und liest die Zeitung, die von neuen Brandstiftereien melden; er raucht seine feierabendliche Zigarre, Bajanos, und Anna, das Dienstmädchen, tritt ein, um zu stören.

Szene I

ANNA Herr Biedermann?

BIEDERMANN Was denn schon wieder?

ANNA Da ist jemand, der Sie sprechen möchte.

BIEDERMANN Um diese Zeit?

ANNA Ich habe ihm schon gesagt, er soll morgen ins Geschäft kommen. Aber das nütze ihm nichts, sagt er, er brauche kein Haarwasser.

BIEDERMANN Was denn?

ANNA Er fragt mich, ob Sie an Gott glauben.

BIEDERMANN Sie sehen doch, Anna, daß ich das Abendblatt lese –

ANNA Es sei dringend, sagt er.

BIEDERMANN Wenn er ein Traktat verkauft, Herrgott im Himmel, dann kaufen Sie eins, ich habe nichts gegen Jesus Christus, das wissen Sie doch, Anna, aber ich möchte nicht immer gestört sein –

ANNA Ich weiß, Herr Biedermann.

BIEDERMANN Ich bin nicht zu Hause.

ANNA Sie dürfen es mir nicht verargen, Herr Biedermann, ich bin ja so erschrocken, wie ich mit dem Wein aus dem Keller komme, und plötzlich steht da dieser Kerl mitten im Flur. Mich hat fast der Schlag getroffen. Ich wagte halt nicht zu sagen: Herr Biedermann ist nicht zu Hause.

BIEDERMANN Was will er denn eigentlich?

ANNA Er suche nicht den Haarwasser-Biedermann, sagt er, sondern den Menschen-Biedermann.

BIEDERMANN Hm.

ANNA Er kenne Sie, sagt er.

Biedermann entkorkt die Flasche

ANNA Es tut mir wirklich leid, Herr Biedermann, aber ich kann doch diesen Menschen nicht einfach vor die Tür stellen.

BIEDERMANN Wieso nicht?

ANNA Er ist sehr groß, Herr Biedermann, und sehr kräftig. Sie werden schon sehen –

Das Telefon klingelt

BIEDERMANN Sagen Sie ihm, er soll im Flur draußen warten.

Anna geht hinaus, Biedermann nimmt das Telefon ab

BIEDERMANN Biedermann. / Ich weiß, Herr Knechtling. / Wie bitte? Sie haben meinen Brief erhalten, Herr Knechtling, was gibt es darüber noch zu reden? Ich habe Ihnen gekündigt, was mein gutes Recht ist. / Daß Sie eine Frau und drei Kinder haben, Herr Knechtling, das ist ja wohl Ihre Sache. Was sagen Sie? / Unrecht. Ich? / Weil ich mir diesen Ton nicht gefallen lasse, Herr, ein für allemal: Ich begehe kein Unrecht! / Bitte sehr –.

Biedermann hängt auf

BIEDERMANN Ich habe dem Mädchen gesagt, Sie sollen im Flur draußen warten!

DER FREMDE Ach so!

BIEDERMANN Wieso kommen Sie einfach herein?

DER FREMDE Entschuldigung, Herr Biedermann –

BIEDERMANN Ohne zu klopfen!

DER FREMDE Mein Name ist Schmitz.

BIEDERMANN Sehr erfreut – aber –

SCHMITZ Entschuldigung, Herr Biedermann, ich kann nicht dazu, daß ich so groß bin. Die Herrschaften erschrecken immer, wenn ich so zum erstenmal in ihrer Stube stehe. Ich bin halt so gewachsen.

BIEDERMANN Jaja, ich sehe –

SCHMITZ Sie brauchen keine Angst zu haben, Herr Biedermann, ich bin nämlich kein Landstreicher oder so. Ich bin Ringer von Beruf.

BIEDERMANN Ringer?

SCHMITZ Gewesen.

BIEDERMANN Und jetzt?

SCHMITZ Ich suche keine Arbeit bei Ihnen, Herr Biedermann. Nur weil es draußen regnet, ich dachte, und wenn man kein Geld hat– nämlich ich bin zum erstenmal in Seldwyla. So sauber wo man steht und geht, keine Spur von Unrat, das gibt es kein zweites Mal in der Welt, eine Stadt wie dieses Seldwyla – Ehrenwort!

BIEDERMANN Jaja, schon…

SCHMITZ Mit dem Zirkus, wissen Sie, bin ich viel in dieser Welt herumgekommen. Eine unmenschliche Welt, Herr Biedermann! Daß Sie unsereinen überhaupt anhören, und nicht einfach am Kragen packen, um unsereinen vor die Tür zu stellen, sehen Sie, das ist es, Herr Biedermann, was unsereiner sucht: Menschlichkeit!

BIEDERMANN Jaja, natürlich…

SCHMITZ Nämlich ich habe es auch schon anders getroffen! Kaum tritt unsereiner über die Schwelle, ein Kerl ohne Krawatte: Bitte sehr! Schon rufen sie hinterrücks die Polizei, als wäre man ein Brandstifter! Ich könnte Ihnen ja Geschichten erzählen. Die alten Weiblein zum Beispiel! So verlottert und durchnäßt, denken sie, das kann nur der liebe Gott persönlich sein, und schon zittern sie ihre Sparbüchsen auf den Tisch, was mir nicht recht ist, sehen Sie; aber ich sage mir: wozu soll man ihren Glauben enttäuschen? Es gibt schon genug Unglauben in dieser Welt –

BIEDERMANN Sicher –

SCHMITZ Genug Mißtrauen!…

BIEDERMANN Kurz und gut, mein Herr, was wollen Sie?

SCHMITZ Mein Name ist Schmitz.

BIEDERMANN Sie sagten es, ja, sehr erfreut. – Wollen Sie ein Stück Brot?

SCHMITZ Wenn Sie nichts anderes haben –

BIEDERMANN Oder ein Glas Wein?

SCHMITZ Warum nicht.

BIEDERMANN Anna!

SCHMITZ Aber nur wenn ich nicht störe, Herr Biedermann. Ich möchte nicht aufdringlich sein –

Anna kommt herein

ANNA Herr Biedermann!

BIEDERMANN Bringen Sie noch ein Glas, Anna.

ANNA Ein Glas –?

SCHMITZ Und wenn es Ihnen nichts ausmacht, Fräulein: ein Stück Brot. Oder was Sie gerade haben. Etwas Butter, etwas kaltes Fleisch oder so, ein paar Gurken. Nur keine Umstände! Was Sie gerade haben.

ANNA Sehr wohl.

Anna geht hinaus

SCHMITZ Nämlich ich habe Hunger.

BIEDERMANN Setzen Sie sich.

SCHMITZ Wovon haben wir gesprochen?

BIEDERMANN Von dem Mißtrauen heutzutage. Mich wundert es ja nicht, offen gesprochen. Keine Zeitung kann man lesen – heute schon wieder: eine halbe Stadt in Flammen. Bitte! Nichts als Brandstifterei. Bitte! Sehen Sie sich bloß diese Bilder wieder an – –!

SCHMITZ Hat Seldwyla denn eine gute Feuerwehr?

BIEDERMANN Das will ich hoffen, mein Herr.

SCHMITZ Mit roten Autos und Sirenen, daß einem das Mark gefriert, alles aus Messing, wie es sich gehört, blitz und blank, ich verstehe, eine kostspielige Sache, aber es muß ja sein – heutzutage… Kein Glaube an Gott, das ist es.

BIEDERMANN Nehmen Sie doch Platz!

SCHMITZ Danke bestens.

Sie setzen sich, Biedermann füllt die Gläser

SCHMITZ Glauben Sie an Gott?

BIEDERMANN Warum?

SCHMITZ Haben Sie keine Sorge, Herr Biedermann, ich bitte Sie nicht um ein Bett. Ich schlafe nie in einem Bett. Kommt nicht in Frage. Ein Unterschlupf auf dem Boden, sehen Sie, das genügt mir vollständig.

BIEDERMANN Prost!

SCHMITZ Prost!

Schmitz läßt hören, wie sehr der Wein ihm mundet

BIEDERMANN Beaujolais.

SCHMITZ Und dazu so ein Feuer im Kamin, nicht übel! Da kann ich stundenlang zusehen, wenn es so knistert und um die Scheiter züngelt. Was gibt es gemütlicheres! Und wie dann das Ganze plötzlich zusammenrutscht, tsch, wie die Funken sprühen…

BIEDERMANN Der Beaujolais dürfte noch etwas wärmer sein.

SCHMITZ Nämlich mein Vater ist Köhler gewesen, müssen Sie wissen. Drum mag ich das Feuer so – Kindheitserinnerungenkann mich nicht sattsehen an so einem Feuer.

BIEDERMANN Glauben Sie an Gott?

SCHMITZ Ich?

BIEDERMANN Ja.

SCHMITZ Wenn Sie es mir nicht krumm nehmen, Herr Biedermann: – ich habe Mühe.

BIEDERMANN Wieso?

SCHMITZ Nun ja – ich weiß nicht… Die Sintflut, zum Beispiel, wie lange so etwas auf sich warten läßt, langsam macht es einen schon unsicher. Weltkriege sind ja auch kein Trost, finde ich. Wenn man sich so die Überlebenden anschaut! Eine ganze Arbeit, finde ich, so die Arbeit von einem Herrgott ist es nicht – oder finden Sie?

BIEDERMANN Ich muß schon sagen –

SCHMITZ Sie lachen!

BIEDERMANN Sie haben schon eine Art, mein Herr, sich auszudrücken –

SCHMITZ Nichts für ungut, Herr Biedermann. Meinetwegen müssen Sie nicht an Gott glauben. Ich fragte nur so. Die meisten Leute glauben heutzutage an die Feuerwehr.

Anna kommt zurück

SCHMITZ Ah!

ANNA Kaltes Fleisch haben wir leider keins.

SCHMITZ Das genügt, Fräulein, das genügt. Wurst und Käse! – bloß den Senf haben Sie vergessen.

ANNA Verzeihung.

SCHMITZ Aber nur wenn Sie haben, Fräulein –.

Anna geht wieder

BIEDERMANN Sie kennen mich, sagten Sie?

SCHMITZ Sozusagen.

BIEDERMANN Woher?

SCHMITZ Von Ihrer besten Seite, Herr Biedermann, nur von Ihrer besten Seite. Gestern abend an Ihrem gemütlichen Stammtisch. Sie haben mich nicht bemerkt, ich weiß, Sie haben sich so ereifert. Mit Recht! Eine unmenschliche Welt, das kann man wohl sagen. Aufhängen, sagten Sie, sollte man alle diese Brandstifter! Sie sind ein Mensch, der das Unrecht in der Welt nicht leiden kann, das habe ich schon gemerkt, Herr Biedermann. Sie haben noch Ideale. Die ganze Wirtschaft hat Ihnen zugehört, Herr Biedermann, und genickt, jedesmal wenn Sie in Ihrer Ecke drüben sagten: Freiheit! Oder: Aufhängen sollte man sie! – da habe ich mir im stillen gedacht: Menschen wie Sie, das ist es, was wir brauchen.

BIEDERMANN Jaja, gewiß, aber –

SCHMITZ Kein Aber, Herr Biedermann, Sie haben Ideale. Sie glauben noch an das Gute in sich selbst – nicht wahr?

BIEDERMANN Schon –