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Andreas Schröfl

Brauerehre

Altherrenjagd

Schlachtsaison

Bierkrimis

Die Einzelbände

Brauerehre

Alfred Sanktjohanser, genannt der »Sanktus«, Bierbrauer und Ex-Polizist, kommt nach Jahren im Ausland in sein geliebtes München zurück. Die Freude der Heimkehr endet jäh, als er erfährt, dass sein Freund Matthias Kellerer in einem kochenden Sud des Münchner »Sternbräus« zu Tode kam. Seine ehemaligen Kollegen, alle Bierbrauer beim »Sternbräu«, überzeugen den »Sanktus«, wieder in der Brauerei zu arbeiten und als Expolizist inkognito mit ihnen zu ermitteln. Katharina, die Tochter des Brauereidirektors und Sanktus' Jugendliebe stößt hinzu. Die Ermittlungen führen sie mitten ins Herz der Münchner Brauereien, über das Oktoberfest und internationale Bierkonsortien bis zu mysteriösen Geheimbünden. Zahlreiche Geschichten über das Bier und das Münchner Lebensgefühl erwarten sie. Eine spannende, interessante und humorvolle Jagd nach dem Mörder nimmt ihren Lauf …

*

Altherrenjagd

»Ein Spiel gefällig?« lautet die mit Blut geschriebene Nachricht, die Alfred Sanktjohanser, genannt der Sanktus, an einer Wand der Münchner Rechtsanwaltskanzlei Dr. Kübrich & Dr. Engler entdeckt. Dr. Kübrich ist spurlos verschwunden. Eine geheimnisvolle E-Mail, die verschiedene Koordinaten beinhaltet, weist auf den Kleinhesseloher See, wo am nächsten Tag die Leiche des Anwalts gefunden wird. Als kurze Zeit später ein weiterer Alter Herr der Studentenverbindung, der Kübrich und Engler angehören, vermisst wird und abermals ominöse E-Mails auftauchen, bittet Dr. Engler den Sanktus um Hilfe. In einer rasanten Geocachejagd versuchen die beiden, unterstützt von Sanktus’ Brauereikollegen aus der Münchner Sternbrauerei, einen weiteren Mord zu verhindern …

*

Schlachtsaison

»Und jetzt musst du den Mörder finden. Die Susi war doch auch deine Freundin«, fleht Anna ihren Bruder Sanktus an. In München wurden zwei Frauen auf grausame Weise ermordet. Bei beiden Opfern wurden die Kehlen aufgeschlitzt und die Körper brutal verstümmelt. Alles deutet auf die Taten eines Wahnsinnigen hin, der die Whitechapelmorde von Jack The Ripper kopiert. Sanktus’ Partnerin Kathi ist von Annas Bitte wenig begeistert, da sie im fünften Monat schwanger ist und um ihre Familie fürchtet. Als ein weiteres Opfer aufgefunden wird, gibt sie ihren Widerstand auf und der Sanktus kann mit Kommissar Bichlmaier, Dr. Engler und seinen früheren Brauereikollegen ermitteln. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, da der Schlächter von München entlarvt werden muss, bevor er sein Werk der »kanonischen Fünf« wie sein offenbares Vorbild vollenden kann. Zu allem Übel belasten den Sanktus die Geburtsvorbereitungen sowie das plötzliche Auftauchen seines Vaters, der nach über dreißig Jahren nach München zurückkehrt.

Der Autor

Andreas Schröfl, 1975 in München geboren und aufgewachsen, erlernte das Handwerk des Brauers und Mälzers in einer Münchner Großbrauerei. Anschließend studierte er an der Universität Weihenstephan und arbeitete fünf Jahre als Braumeister in einer bayerischen Brauerei. Andreas Schröfl ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in einem Dorf am Rande der Hallertau. Die Sanktus-Bier- und München-Krimis vereinigen seine Liebe zum Beruf, die Verbundenheit mit München und der bayerischen Tradition sowie seine langjährige Leidenschaft für Kriminalromane.

Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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E-Book-Produktion: Mirjam Hecht

Covergestaltung: Susanne Lutz unter Verwendung von © Bruno Marques Bru / Pixabay

ISBN 978-3-7349-9474-6

Brauerehre

Copyright der Originalausgabe © 2015 by Gmeiner-Verlag GmbH

Altherrenjagd

Copyright der Originalausgabe © 2016 by Gmeiner-Verlag GmbH

Schlachtsaison

Copyright der Originalausgabe © 2017 by Gmeiner-Verlag GmbH

Inhalt

Brauerehre

Altherrenjagd

Schlachtsaison

Brauerehre

Widmung und Vorbemerkung

Für Petra, Quirin und Korbinian

*

»Item die Bierbräuer und andre sollen auch nichts zum Bier gebrauchen denn allein Malz, Hopfen und Wasser, noch dieselben Bräuer und auch die Bierschenken nichts anderes in das Bier thun, bei Vermeidung von Strafe an Leib und Gut.«

Biersatzordnung Herzog Georgs des Reichen von Baiern-Landshut um 1493

Prolog in Schriftdeutsch

Die Situation machte ihn verrückt. Er musste reagieren. Und zwar bald. Er war es nicht gewohnt, unter solch einem unerträglichen Druck zu stehen. Er war bisher immer auf der Seite der Sieger gestanden. Bis vor Kurzem jedenfalls. Eines war ihm klar. Jemand wollte ihn vernichten, ihn ausradieren.

Er musste handeln. Die Hitze im Raum schien ihn verglühen zu wollen. Er war bis auf die Unterwäsche durchgeschwitzt. Schweißperlen liefen ihm in seine Augen. Sein Atem ging schwer. Er wollte endlich wieder einen klaren Gedanken fassen können. Dazu musste er sein Problem möglichst schnell beseitigen, bevor es das mit ihm tat.

*

Endlich hatte er sich aufgerafft zu handeln. Am Morgen hatte er in der Mariahilfkirche eine Kerze gestiftet und um göttlichen Beistand gebetet.

Langsam und bedächtig stieg er jetzt die Treppe in den Keller der Brauerei hinab. Seit sein Plan gereift war, hatte das verdammte Schwitzen aufgehört. Seine Sinne waren wieder klar. Es würde nicht mehr lange dauern und er würde wieder frei sein. Es durfte nur nichts schiefgehen. Das Scheitern seines Plans schien ihm jetzt nahezu unmöglich. Er war wieder der Alte, fest auf dem Erdboden zurück.

Nun sog er genüsslich den Geruch der Gärungskohlensäure des lagernden Biers ein. Die angenehme Kühle unter der Erdoberfläche und die Stille hatten eine beruhigende Wirkung auf ihn. Das Ziel war nahe.

Von einem verborgenen Winkel aus beobachtete er, wie der Bierbrauer den nächsten zylindrischen, liegenden Tank zur Befüllung vorbereitete und dabei in dessen Inneres sah. Der befreiende Moment war nun gekommen. Ein kurzer, effektiver Schlag mit einem der Hakenschlüssel, die überall im Lagerkeller zum Festziehen der Schlauchverbindungen hingen, und der Brauer sackte in sich zusammen. Mit äußerster Kraftanstrengung hievte er sein Opfer durch das Mannloch in den Lagertank und verschloss diesen. In Kürze würde das Bier den Tank füllen und seine Probleme für immer lösen.

*

Einige Wochen später

Der Schweiß und die Verwirrung waren zurückgekehrt. Es schien schier unmöglich zu sein. Er hatte es zu Anfang zwar befürchtet, dann aber verdrängt. Es handelte sich um eine Gruppe von Gegnern. Seine Probleme waren mit einem Mal wieder präsent. Er musste erneut tätig werden. Er würde nicht untergehen. Nicht jetzt. Der Plan war bereits geschmiedet.

*

Die Septembernacht war angenehm lau. Sein Schatten huschte im Schutz der Mauern über den spärlich beleuchteten Brauereihof. Er musste einen ganz bestimmten Moment abpassen, um seinen Plan verwirklichen zu können. Hoffentlich war er nicht zu spät, sonst würde alles fehlschlagen. Er hatte sich seinen Schleichweg zurechtgelegt.

Durch eine Hintertür gelangte er ins Sudhaus, da er vom Biersieder nicht gesehen werden durfte. Dies sollte kein Problem sein, weil der Angestellte in der Nachtschicht sicherlich niemanden erwarten und daher nicht besonders achtsam sein würde. Die Hitze des Sudhauses ließ ihn sofort ins Schwitzen geraten, doch er spürte den Schweiß nicht mehr. Er konzentrierte sich ganz auf seinen Plan. Ein kurzer Blick durch das Sichtfenster des Mannlochs in die kupferne Würzepfanne sagte ihm, dass es bald an der Zeit sein würde. Der Sud brodelte noch.

Von seinem Versteck aus konnte er die gläserne Schaltwarte beobachten. Der Biersieder saß vor seinen Bildschirmen und verfolgte den Sudverlauf. Eine gelbe Warnlampe begann zu blinken. Es war so weit.

Als ob der Biersieder seine Anwesenheit spürte, blickte sich dieser im ganzen Sudhaus um, umrundete alle kupfernen Kessel, spähte hinter alle Geräte. War er entdeckt worden? Hatte der Brauereiarbeiter zuvor doch seinen Schatten oder sein Abbild an den verspiegelten Wänden bemerkt? In seinem Versteck war er jedoch sicher. Es dauerte einige Zeit, bis sich der Biersieder beruhigt der Würzepfanne näherte, eine Probe der Bierwürze aus einem Hahn nahm, diese bearbeitete und dann die Würzepfanne öffnete, um die Füllmenge mittels einer Messlatte zu bestimmen.

Es war nicht schwer, den Biersieder durch die Öffnung in die einhundert Grad heiße Würze zu befördern, da das Überraschungsmoment auf seiner Seite war. Er schloss die Pfanne und begab sich siegessicher zur Schaltwarte. Nach einigen gekonnten Griffen begann der Sud erneut zu kochen. Hoffentlich war es jetzt vorbei.

Er musste duschen.

Monolog im Volksmund

Endlich ist einmal ein richtiger Mord passiert, da sagst du »Sie«! Kurz vor dem Oktoberfest! »Ned wieder so ein Allerwelts-Gemetzel!«, hat da der Münchner frohlockt. Also nicht so ein Mord, der niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlockt, also Medien-Überdröhnung, verstehst? Tod den Gemeinplätzen! Individualität großgeschrieben. Wenn du ganz ehrlich bist, Vergewaltigung mit Todesfolge tangiert dich inzwischen eher peripher, Überfall mit zahlreichen Leichen höchstens leichte Empörung. Da muss schon irgendein Extrem-Attentat passieren, damit du beeindruckt bist – oder es muss halt mal was ganz was Neues sein!

Das gestrige Ereignis hat da schon eher mit einem Tatort konkurrieren können, also großes Fernsehen und daher schon einmal mordsinteressant. Fairerweise musst du zugeben, dass das Spektakel nicht an Medienwirksamkeit entbehrt hat, weil einen Mord in einer Münchner Brauerei kurz vor der Wiesn, den hat’s halt bisher einfach doch noch nicht gegeben, gell. Jetzt magst du sagen, während des Oktoberfests neunzehnhundertachtzig hat’s schon mal ganz schön gerumst und Tote waren auch genug dabei. Alles richtig! Wird dir kein Mensch widersprechen, aber da sind die Leute nicht einfach im Sudkessel ausgekocht worden wie gestern der Biersieder beim Sternbräu in der Landsberger Straße.

Das hat dem Durchschnittsmünchner dann doch eher zugesetzt, dass solche Rituale in den geheiligten Bierhallen der Weltstadt mit Herz zelebriert wurden. Es hat eindeutig des Bajuwaren Bierehre angegriffen und die ist riesig, zumindest rein theoretisch! Praktisch, eher verkümmert, wenn du den rückläufigen Bierabsatz anschaust, weil Methode »Vornehm und Feudal« – also Gläschen Prosecco – »Prösterchen und cin cin!« oder der gemeine Wein-Totschmatzer, also Wein-Totschwätzer beziehungsweise Bouquet-Heraufbeschwörer ganz vorn. Also auch furchtbar IN – sogar auf der Wiesn. Insgesamt Bier eher für den Pöbel, also rückläufig.

Keiner der renommierten Bayern in Stadt und Land und auch -tag möchte das gerne hören, geschweige denn zugeben, und daher hat man sich in diesen Volksfesttagen auf das traditionelle Münchner Bier und das größte Volksfest der Welt konzentriert, also Reinkultur für zwei Wochen in Trachtenanzug und Landhausverkleidung. Anschließend wieder »cin cin« und »bla, bla«.

Wiesn sowieso Droge pur. Kannst du mit Rauchen und hartem Zeugs vergleichen. Jedes Jahr sagst du wieder, heuer bleibst du daheim – sprich guter Vorsatz an Silvester – weil Trubel zu groß, Massenansturm zu beengend, Kommerz zu erdrückend, Alkoholkonsum zu dominant, Individuen zu kaputt, inzwischen sogar Terrorgefahr! Aber kaum ist’s so weit, schaust du boykottierenderweise das Anzapfen im Fernsehen an, glaubst du schon, der Geruch von gebrannten Mandeln, Hendln und so weiter kommt direkt aus dem Lautsprecher zu dir ins Wohnzimmer reingeschwirrt. Klassische Konditionierung Anfänger – also raus auf die Wiesn! Kannst du noch so krank oder sonst wie verhindert sein. Für den Münchner selbstverständlich Pflicht und Tradition.

Heute Familien-Wiesn »gemütlich wie vor fünfzig Jahren« großes Schlagwort, Wiesn live krasses Gegenteil, aber Gaudi trotzdem inbegriffen. Dabeisein ist alles.

Heuer war’s wegen dem Mord auch fast ein bisserl komisch und nicht ganz geheuer. Eher ungeheuer.

Ungeheuer! Ungeheuer? Ungeheure Sauerei! Das Blut des Münchners war auf jeden Fall in Wallung, musst du wissen, und der Schuldige für diese Mordsfreveltat hat definitiv gefunden werden müssen. Soviel war klar! Weil mir san »mir«, schreiben uns »uns« und so was hat’s noch nie ned geben in dieser unseren bayerischen Landeshauptstadt mit Herz, GELL! Herrschaftszeiten! Ist doch wahr! Oder? Wo kammad ma denn da hin? Zefix, zefix und no a moi zefix!