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BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN- 9783750489844

WIDMUNG

Dr. Joachim Koch, Universitaet Regensburg

Inhaltsverzeichnis

“Liquidate labor, liquidate stocks, liquidate the farmers, liquidate real estate ... It will purge the rottenness out of the system. High cost of living and high living will come down. People will work harder, live a more moral life. Values will be adjusted, and enterprising people will pick up the wrecks from less competent people.”

„Arbeitsplätze abwickeln, Kapital liquidieren, die Landwirte abwickeln, Immobilien veräußern … Das wird die Fäulnis aus dem System spülen. Hohe Lebenshaltungskosten und ein hoher Lebensstandard werden sich anpassen. Die Menschen werden härter arbeiten und ein moralischeres Leben führen. Die Werte werden sich anpassen und unternehmungslustige Leute werden die Ruinen von weniger kompetenten Leute übernehmen.“

– Andrew W. Mellon

Weltwirtschaftskrise

Inside Job

Arbeitslosigkeit

Deflation

Goldene Zwanziger

Schwarzer Donnerstag

Bank Run

Bankenpleite

Black Friday

Konjunktur

Protektionismus

Wohlfahrtsstaat

Great Depression

Kinderarmut in den Industrieländern

New Deal

Investition (Volkswirtschaftslehre)

Deficit spending

Goldstandard

Radikalismus

Nationalsozialismus

Paradigma

Keynesianismus

Gelenkte Volkswirtschaft

Wirtschaftspolitik

Erster Weltkrieg

Börsenkrach

New York Stock Exchange

Zoll (Abgabe)

Saysches Theorem

Federal Reserve System

Andrew W. Mellon

Joseph Schumpeter

Österreichische Schule

Ressourcenallokation

Friedrich August von Hayek

Geldpolitik

Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes

Makroökonomie

Einkommensverteilung

Giralgeldschöpfung

Reichsbank

Früchte des Zorns

Deutsche Bankenkrise

Hyperinflation

Wirtschaftskrise

Globalsteuerung

Vollbeschäftigung

Stagflation

Inflation

Monetarismus

Tulpenmanie

Spekulationsblase

Wirtschaftskrise von 1857

Gründerkrach

Geld

Savings-and-Loan-Krise

Lateinamerikanische Schuldenkrise

Bubble Economy

Asienkrise

Russlandkrise

Brasilienkrise

Dotcom-Blase

Finanzkrise ab 2007

Lehman Brothers

American International Group

Fannie Mae

Freddie Mac

UBS

Commerzbank

Fremdkapital

Eigenkapital

Realwirtschaft

General Motors

Internationaler Währungsfonds

Finanzkrise ab 2007/Regionaler Verlauf

Europäische Zentralbank

Economic Stimulus Act of 2008

Emergency Economic Stabilization Act

American Recovery and Reinvestment Act

Finanzmarktstabilisierungsgesetz

Maßnahmenpaket „Beschäftigungssicherung durch Wachstumsstärkung“

Notverstaatlichung

Bad Bank

Deutsche Bundesbank

Vertrag von Maastricht

Hypo Real Estate

WestLB

Ratingagentur

Hedgefonds

Steueroase

G-20-Gipfel in Washington 2008

OECD

Weltbank

Gesellschaft und Stiftungen

1998 wurde von einer Gruppe von Unternehmern, Wissenschaftlern und Publizisten in Freiburg die Friedrich-A.-von-Hayek-Gesellschaft gegründet, die mit jährlichen Veranstaltungen („Hayek-Tage“), Juniorenkreisen und der Verleihung der Hayek-Medaille sowie mit einem bundesweiten universitären Essaywettbewerb für die Ideen Hayeks wirbt. Die Hayek-Medaille wurde bisher unter anderem Roger Douglas (neuseeländischer Reformminister), dem amerikanischen Nobelpreisträger Gary Becker, Elisabeth Noelle-Neumann von der Stiftung Demoskopie in Allensbach, Wissenschaftlern wie Manfred Streit und Erich Hoppmann sowie auch an bekannte Publizisten wie Günter Ederer und Hans-Olaf Henkel verliehen.

Vorsitzender der Gesellschaft ist Gerhard Schwarz, Ressortleiter Wirtschaft der Neuen Zürcher Zeitung.

Im Jahr darauf wurde ebenfalls in Freiburg die F.-A.-Hayek-Stiftung für eine freie Gesellschaft gegründet und von einem rheinländischen Unternehmer kapitalisiert. Sie arbeitet eng mit der genannten Gesellschaft zusammen. Vorsitzender ist Gerd Habermann, Professor an der Universität Potsdam.

Parallel dazu wurde die Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung mit der Firma Wüstenrot & Württembergische AG gegründet. Stiftungszweck ist die Grundlage einer freiheitlichen Wirtschaft- und Gesellschaftsordnung. Alle zwei Jahre vergibt sie den internationalen Preis sowie den Publizistikpreis. Preisträger 2007 sind der ehemalige slowakische Ministerpräsident Mikuláš Dzurinda (Internationaler Preis) und Horst Siebert, ehemaliger Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel (Publizistik-Preis). Den internationalen Preis dieser Stiftung 2009 erhielt der tschechische Staatspräsident Václav Klaus. Vorsitzender dieser zweiten Stiftung ist Lüder Gerken, Freiburg.

Das Friedrich A. v. Hayek Institut ist ein 1993 in Wien gegründetes privates Forschungsinstitut, dessen Ziel die Auseinandersetzung mit Hayeks wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Denken und die Verbreitung seiner Ideen in der Öffentlichkeit ist

Veröffentlichungen

Geldtheorie und Konjunkturtheorie. Wien und Leipzig 1929.

The Road to Serfdom (1944).

1. deutsch: Der Weg zur Knechtschaft. Olzog, München 2007, ISBN 978-3-7892-8227-0

Wahrer und falscher Individualismus. In: ORDO. Band 1, 1948, S. 19–55.

Die Anschauungen der Mehrheit und die

zeitgenössische Demokratie. In: ORDO. Band 15/16, 1962/63, S. 19–42.

Die Anmaßung von Wissen. In: ORDO. Band 26, 1973, S. 12–21.

The Fatal Conceit: The Errors of Socialism (1988).

1. deutsch: Die Verhängnisvolle Anmaßung: Die Irrtümer des Sozialismus. J.C.B.Mohr, Tübingen 1988, ISBN 3-16-146674-8. (Der Inhalt des Buchs ist wesentlich von William Warren Bartley beeinflusst worden. )

The Constitution of Liberty, Routledge and Kegan Paul, London 1960

1. deutsch: Die Verfassung der Freiheit. Übersetzt von Ruth Temper, Dietrich Schaffmeister und Ilse Bieling, Mohr Siebeck, Tübingen 1991, ISBN 3-16-145844-3

Law, legislation and liberty: a new statement of the liberal principles of justice and political economy, Routledge & Kegan Paul, London 1998, ISBN 0415098688

1. deutsch: Recht, Gesetz und Freiheit. Mohr Siebeck, Tübingen 2003, ISBN 3-16-147878-9

Freiburger Studien: Gesammelte Aufsätze. 2. Auflage, Tübingen 1994.

The Sensory Order: An Inquiry Into the Foundations of Theoretical Psychology. University of Chicago Press, 1953. Deutsche Ausgabe: Die sensorische Ordnung. Eine Untersuchung der Grundlagen der theoretischen Psychologie. Mohr Siebeck, ISBN 3-16-148379-0

Choice in Currency. London 1976 ( PDF)

Denationalisation of Money. Institute of Economic Affairs, London 1976 ( PDF) bzw. Entnationalisierung des Geldes. Mohr Siebeck, Tübingen 1977, ISBN 3-16-149224-2

Erweiterte Neuauflage 2010: ISBN 978-3-16-149223-5 Literatur

Philipp Batthyány: Zwang als Grundübel in der GesellschaftDer Begriff des Zwangs bei Friedrich August von Hayek. Tübingen 2007, ISBN 3-16-149365-6

Hardy Bouillon: Ordnung, Evolution und Erkenntnis: Hayeks Sozialphilosophie und ihre erkenntnistheoretische Grundlage. Tübingen 1991, ISBN 3-16-145713-7

Eamon Butler: Hayek. His Contribution to the Political and Economic thought of our Time. London 1983

Bruce J. Caldwell: Hayek's Challenge: An Intellectual Biography of F.A. Hayek. Chicago 2003

Alan Ebenstein: Friedrich Hayek: A Biography. University Of Chicago Press, Chicago 2003, ISBN 978-0226181509.

Andrew Gamble: Hayek – The Iron Cage of Liberty. 1996, ISBN 0-8133-3125-0

Gerd Habermann: Philosophie der Freiheit. Ein Friedrich-August-von-Hayek-Brevier. Thun 2001

Hans Jörg Hennecke: Friedrich August von Hayek. Die Tradition der Freiheit. Bonn 2000

Erich Hoppmann (Hrsg.): Friedrich August von Hayek. Vorträge und Ansprachen auf der Festveranstaltung der Freiburger Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät zum 80. Geburtstag von Friedrich A. von Hayek. Baden-Baden 1982

Iris Karabelas: Freiheit statt Sozialismus: Rezeption und Bedeutung Friedrich August von Hayeks in der Bundesrepublik, Campus Verlag, 2010.

Wolfgang Kerber (Hrsg.): Die Anmaßung von Wissen. Neue Freiburger Studien von F. A. von Hayek. Tübingen 1996

Ingo Pies: Eucken und von Hayek im Vergleich. Zur Aktualisierung der ordnungspolitischen Konzeption (= Untersuchungen zur Ordnungstheorie und Ordnungspolitik, 43). Tübingen 2001, ISBN 3-16-147636-0

Ingo Pies, Martin Leschke (Hrsg.): F. A. von Hayeks konstitutioneller Liberalismus. Mohr Siebeck 2003, ISBN 3-16-148218-2

John Raybould: Hayek. A Commemorative Album. London 1998

Christoph Sprich: Hayeks Kritik an der Rationalitätsannahme und seine alternative Konzeption. Metropolis, Marburg 2008, ISBN 3-89518-660-0

Manfred Streit: Wissen, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung – Zum Gedenken an Friedrich August von Hayek. In: Hans-Hermann Funke (Hrsg.): Ökonomischer Individualismus und freiheitliche Verfassung – Gedenkakademie für Friedrich August von Hayek. 1995

Christoph Zeitler: Spontane Ordnung, Freiheit und Recht: Zur politischen Philosophie von Friedrich August von Hayek. Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-631-30725-X

Literatur von und über Friedrich August von Hayek im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1974 an Friedrich August von Hayek (englisch) Hayek-Gesellschaft e.V.

ausführliche Bibliografie von Hans Jörg Hennecke Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung

Hayek im Ordnungspolitischen Portal

Ausführliche Biographie und Bibliographie (englisch)

Hayek: A Bibliography of his Writings (ausführliche Bibliographie, englisch)

Richard M. Ebeling: Up from Serfdom: Friedrich A. Hayek and the Defense of Liberty

Walter Hämmerle: Philosoph der Freiheit. In: Wiener Zeitung vom 22. März 2002

Werner Vontobel: Visionen des Einäugigen In: Cicero vom März 2005, Seite 90 f.

Gerard Radnitzky: Hayek und Myrdal. Der zwischen zwei Antipoden geteilte Nobelpreis. 1993

Interview Hayeks mit Andreas K. Winterberger (1981)

Geldpolitik

Als Geldpolitik (auch Geldmarktpolitik) bezeichnet man zusammenfassend alle wirtschaftspolitischen Maßnahmen, die eine Zentralbank ergreift, um ihre Ziele zu verwirklichen. Im engeren Sinn ist eine Verknappung der Geldmenge eine kontraktive/restriktive Geldpolitik; eine Ausdehnung der Geldmenge eine expansive Geldpolitik.

Ziele der Geldpolitik

Unter den Zielen, die die Geldpolitik verfolgt, sind die zwei hauptsächlichen:

wirtschaftspolitisches Ziel: ergibt sich in der Regel aus den Zentralbankstatuten. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ist das die Preisniveaustabilität. Die Zentralbank der USA (das Federal Reserve System, „Fed“) hat daneben ein Wachstums- und Beschäftigungsziel. Auch die EZB hat das Nebenziel, die allgemeine Wirtschaftspolitik zu unterstützen. Bisweilen verfolgen Zentralbanken auch Wechselkursziele.

Ziel der Zentralbankpolitik: ergibt sich aus dem Zwischenziel, das sie bei der Erfüllung ihres wirtschaftspolitischen Ziels im Auge hat. Das Zwischenziel ist somit ein Indikator, ob das wirtschaftspolitische Ziel eingehalten wird. Dies kann z.B. die Geldmenge, der Zins, die Inflationsrate, das Wirtschaftswachstum oder eine Kombination aus mehreren Zielen sein.

Wirtschaftspolitische Ziele der Geldpolitik

Theoretische Grundlagen

Die Rolle des Geldes im Wirtschaftsgeschehen und damit auch die Bedeutung der Geldpolitik ist zwischen den volkswirtschaftlichen Schulen umstritten.

Die Klassische Nationalökonomie unterstellt in der Regel die Neutralität des Geldes. D.h. sie sieht im Geld ein wichtiges Transaktionsmedium und nimmt an, dass es nur als "Gleitmittel" dient - ohne Rückwirkungen auf die reale Wirtschaft. Mit anderen Worten: Ob und wieviel produziert wird, entscheidet sich unabhängig vom Preisniveau.

Der Keynesianismus erkennt zwar realwirtschaftliche Konsequenzen der Geldversorgung an, räumt der Geldpolitik aber nur eine unterstützende Funktion ein. Da eine Ausweitung der Geldmenge in einer Rezession die Nachfrage nicht stimulieren kann, weil sich die Wirtschaft in der Liquiditätsfalle befindet, ergeben sich nur indirekte Wirkungen über den Zins, der bei Keynes eine wichtige Determinante der Investitionstätigkeit ist. Insofern befürwortet der Keynesianismus eine Geldpolitik im Sinne einer Zinspolitik.

Für den Monetarismus hingegen spielt die Geldpolitik eine zentrale Rolle. Statt für kurzfristige Interventionen spricht er sich für vorhersehbare, stetige Bedingungen für die Wirtschaft aus. Zentrales Ziel ist die Preisniveaustabilität. Um diese zu gewährleisten, empfehlen die Vertreter des Monetarismus ein regelgebundenes Geldmengenwachstum.

Preisniveaustabilität gilt wegen der negativen Wirkungen der Inflation auf die Kapitalbildung und das Wachstum als das wichtigste Ziel der Geldpolitik. Da Inflation Geldvermögen entwertet und Schuldner begünstigt, sind die Wirtschaftssubjekte bei hoher Inflation nicht bereit zu sparen. Deshalb steht bei Inflation für Investitionen kein Geldkapital zur Verfügung; es wird zu wenig Sachkapital gebildet und das behindert das Wachstum. Außerdem überdeckt eine hohe Inflationsrate die Signale, die von Preisen auf das Marktgeschehen ausgehen: Wird ein Produkt teurer, so ist unklar, ob dies nur der allgemeinen Inflation folgt, oder weil die Nachfrage danach steigt, so dass sich Unternehmen der Produktion dieses Gutes zuwenden sollen.

Ziele in der Praxis

Ausgehend von den unterschiedlichen theoretischen Positionen kann man folgern, dass in Ländern, in denen eine eher keynesianische Politik verfolgt wird, die Notenbank vorwiegend Wachstums- und Beschäftigungsziele hat. In Ländern mit monetaristischer Ausrichtung der Wirtschaftspolitik steht eher die Preisniveaustabilität im Mittelpunkt. Einfach ist die Unterscheidung nicht. So spielen bei der Ableitung von Zielen auch historische Erfahrungen eine wichtige Rolle. In Deutschland war nach zwei Hyperinflationen Preisniveaustabilität stets ein wichtiges Ziel, unabhängig von der allgemeinen Ausrichtung der Wirtschaftspolitik.

IWF-Chefökonom Olivier Blanchard hat angesichts der Wirtschafts- und Finanzkrise vorgeschlagen, die Inflationsziele der Notenbanken deutlich von zwei auf vier Prozent anzuheben. Dieser Vorstoß hat eine internationale Diskussion entfacht.

Zwischenziele der Geldpolitik

Um ihre jeweiligen wirtschaftspolitischen Ziele zu erreichen, nehmen die Notenbanken auf die Geldversorgung und die Zinsen und damit auf die Finanzierungsbedingungen in der Volkswirtschaft Einfluss. Sie orientieren sich an Zwischenzielen, die idealerweise gut und kurzfristig beobachtbar sind und gleichzeitig in einem hinreichend engen Zusammenhang zum wirtschaftspolitischen Ziel stehen. Gebräuchliche Zwischenziele sind die Geldmenge, die Zinsen, die Inflationsrate selbst, bisweilen auch der Wechselkurs.

Eine Geldmengensteuerung, wie sie z. B. die Deutsche Bundesbank ab 1975 bis zur Übergabe der geldpolitischen Kompetenz an die EZB betrieb, basiert auf der Annahme des Monetarismus, dass die Geldnachfrage in einer Volkswirtschaft langfristig stabil ist. Unter dieser Annahme lässt sich aus der Quantitätsgleichung eine einfache Regel für ein Geldmengenwachstum ableiten, das einerseits genügenden Spielraum für das Wirtschaftswachstum bietet, andererseits keine Inflation aufkommen lässt: Wächst die Wirtschaft z. B. mit einer durchschnittlichen Rate von 3 % und hält die Notenbank eine Inflationsrate von 2 % für akzeptabel (oder unvermeidbar), muss die Geldmenge langfristig mit einer Rate von 5 % ausgeweitet werden. Das hindert einerseits die Wirtschaft nicht am Wachsen, lässt andererseits keine unakzeptabel hohe Inflation entstehen.

Bei einer Zinspolitik versucht die Notenbank die Zinsen am Kapitalmarkt, die für die Finanzierungsbedingungen von Unternehmen und Konsumenten entscheidend sind, zu beeinflussen. Die Kapitalmarktzinsen sind das Ergebnis von Angebot und Nachfrage und können daher von der Notenbank nur indirekt beeinflusst werden, indem diese durch ihre geldpolitischen Instrumente das Angebot am Kapitalmarkt beeinflusst. Es gibt aber insbesondere bei offenen Kapitalmärkten und internationaler Kapitalmobilität Situationen, in denen die Notenbank die Kapitalmarktzinsen nur unzureichend beeinflussen kann.

Eine dritte Möglichkeit besteht in einer direkten Inflationssteuerung (direct inflation targeting): Notenbanken legen ein Inflationsziel fest und beobachten die gegenwärtige Preissteigerung und Faktoren, die die künftige Preissteigerung bestimmen (z. B. das Wirtschaftswachstum). Sehen sie eine Gefährdung ihres Inflationszieles, gestalten sie ihre Geldpolitik restriktiver, d. h. sie ergreifen Maßnahmen, um den Geldumlauf einzuschränken.

Insbesondere für kleine Länder mit einem großen außenwirtschaftlichen Sektor kann es sinnvoll sein, die Geldpolitik einem Wechselkursziel unterzuordnen. Vollständig ist diese Unterordnung in einem Currency board, bei dem die Notenbank nur so viel Geld in Umlauf bringen darf, wie sie Devisenreserven besitzt.

Die Europäische Zentralbank verfolgt eine Mischstrategie (Zwei-Säulen-Strategie). Sie verfolgt einerseits ein Inflationsziel, achtet andererseits aber auch auf die Geldmenge, die ihr langfristige Inflationsgefahren anzeigt.

Expansive Geldpolitik

Expansive Geldpolitik ist eine geldpolitische Maßnahme der Ausdehnung der Geldmenge oder des Geldangebotes einer Zentralbank. Dadurch wird versucht, wirtschaftspolitische Ziele zu erreichen. Eine Verknappung der Geldmenge wird als restriktive Geldpolitik bezeichnet.

Zur Erreichung der geldpolitischen Ziele steht der Notenbank eine Reihe geldpolitischer Instrumente zur Verfügung. Sie führt Offenmarktgeschäfte durch, bietet ständige Fazilitäten an und verlangt, dass die Kreditinstitute Mindestreserven bei ihr hinterlegen. Expansive Geldpolitik zeigt sich auch dadurch, dass die Zentralbank zum Beispiel bei den Geschäftsbanken bestimmte Wertpapiere und Wechsel ankauft. Im Rahmen der Offenmarktpolitik ist es der Zentralbank ebenfalls möglich, Wertpapiere am Wertpapiermarkt zu erwerben. Eine expansive Geldpolitik verfolgt die Senkung der Reservesätze durch die Zentralbank und ermöglicht dadurch die Entstehung von Überschussreserven.

Auswirkungen

"Die Geldpolitik ist ein wirkungsvolles Instrument zur kurzfristigen Stabilisierung von Konjunkturzyklen." Gegenüber der restriktiven Geldpolitik wird expansive Geldpolitik in Rezessionen getätigt, um die Wirtschaft anzukurbeln. In der kurzen Frist hat sie reale und schnelle Wirkung auf die Produktion beziehungsweise den Zinssatz, in mittleren Frist jedoch ist sie wirkungslos und im Endeffekt bleibt nur eine Preisniveauerhöhung.

Auswirkungen in der kurzen Frist

In der kurzen Frist lässt eine expansive Geldpolitik den Zinssatz sinken und Produktion und Preisniveau steigen. Die Produktionslage einer Volkswirtschaft verbessert sich kurzfristig.

Mit der Hilfe des IS-LM-Modells und AS-AD-Modells zeigt die expansive Geldpolitik uns, wie sie sich auf die Wirtschaftssituation auswirkt. Wir nehmen zuerst an, dass alle Märkte sich im Gleichgewicht befinden. Dies ist Punkt A der Schnittstelle von der IS- und LM-Kurve in Bild: Expansive Geldpolitik im AS-AD-Modell und IS-LM-Modell vor der Änderung der nominalen Geldmenge. D. h., die Produktion liegt auf ihrem natürlichen Niveau Yn und der Zinssatz ist gleich i. Dies entspricht auch dem Gleichgewichtspunkt A im AS-AD-Modell. Eine Ausdehnung der nominalen Geldmengen verursacht die Verschiebung der LM-Kurve nach rechts. Im AS-AD-Modell verschiebt sich die aggregierte Nachfrage auch nach rechts, von AD nach AD'. Wir erinnern uns an die AD-Kurve in Gleichung: Y = Y (M/P, G, T). Die Erhöhung der nominalen Geldmenge M lässt die reale Geldmenge, M/P ansteigen. Dadurch ergibt sich ein neues Gleichgewicht im Punkt A' in beiden Modellen. Der Endeffekt wäre die Zinssenkung auf dem Geldmarkt und dadurch entsprechende Anregung der Investition und Produktion auf dem Gütermarkt.

Auswirkungen in der mittleren Frist

Auf dem neuen Gleichgewicht A' liegt die Produktion nun über ihrem natürlichen Niveau. Solange die Produktion über ihrem natürlichen Niveau liegt, steigt das Preisniveau mit dem Lauf der Zeit. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die zusätzliche Produktion die Arbeitslosenquote sinken lässt und damit Löhne und Preise steigen. Dadurch geht die reale Geldmenge M/P jedoch immer weiter zurück. Die LM-Kurve verschiebt sich entlang der IS-Kurve weiter zurück nach oben, bis sie ihre ursprüngliche Lage wieder erreicht hat. Der Zinssatz steigt stetig wieder an, Investitionsnachfrage und Produktion gehen entsprechend zurück. Mit der stetigen Ausdehnung der Preiserwartungen verschiebt sich die aggregierte Angebotskurve so im Lauf der Zeit nach oben entlang der aggregierten Nachfrage AD', bis sie den Punkt A'' erreicht. D. h. das natürliche Produktionsniveau entspricht dem tatsächlich erwarteten Preisniveau, damit der Anpassungsprozess endet. Auf mittlere Frist ist die aggregierte Angebotskurve durch AS'' gegeben. Die Volkswirtschaft befindet sich in Punkt A'': die Produktion ist wieder gleich Yn, allein das Preisniveau ist höher- auf dem Punkt P''. In der mittleren Frist schlägt sich die Erhöhung der nominalen GM vollständig in einem proportionalen Anstieg des Preisniveaus nieder. D. h. die Änderung der nominalen Geldmenge auf mittlerer Frist beeinflusst weder Produktion noch Zinssatz, sondern nur das Preisniveau; dies wird auch als die Neutralität des Geldes auf mittlere Frist bezeichnet.

Problemfälle

Es gibt jedoch auch Sonderfälle, in denen die expansive Geldpolitik wirkungslos bleibt:

Investitionsfalle

Die IS-Kurve verläuft senkrecht, die Elastizität der Investitionen liegt bei Null. Eine expansive Geldpolitik verschiebt die LM-Kurve nach rechts. Die Investitionenhöhe verändert sich nicht, auch wenn der Zinssatz sinkt. Die expansive Geldpolitik wirkt sich nicht auf Investitionen aus. Diese kann sich aufgrund negativer Zukunfts- oder Renditeerwartungen der Investition ergeben.

Liquiditätsfalle

Eine expansive Geldpolitik führt zu einer Rechtsverschiebung der LM-Kurve, jedoch bleibt das Zinsniveau wie zuvor, da dies bereits einen unteren Punkt erreicht hat und zusätzliches Geld nur noch in Liquidität gehalten wird statt zu investieren. Die Investition wird nicht stimuliert. Dadurch ist unter diesem Fall expansive Geldpolitik ebenfalls wirkungslos.

Geldmengenfalle

Bei dieser Konstellation kann eine expansive Geldpolitik das Gegenteil bewirken. Wenn die Zentralbank die Geldmenge zu stark über das festgesetzte Ziel hinaus erhöht, wird eine Zinssteigerung dem Preisanstieg folgen. Diese führt zu einer Steigerung des Nominalzinses. Jetzt wirkt die expansive Geldpolitik sogar restriktiv. Und die Zentralbank kann im Grund kein Lockerungssignal mehr setzen.

Quantitative Lockerung

Ist der Leitzins der Zentralbank bereits auf null Prozent abgesenkt, kann die Zentralbank versuchen, über Quantitative Lockerung weiterhin eine expansive Geldpolitik zu betreiben wie etwa die Japanische Zentralbank ab 2001.

Kontraktive Geldpolitik

Die kontraktive Geldpolitik umfasst alle Maßnahmen, welche das Geldangebot, das heißt die Höhe des sich im Umlauf befindlichen Geldes, verringert. Eine Zentralbank kann Offenmarktgeschäfte nutzen, um die Geldbasis zu verringern. Das erfolgt typischerweise über den Verkauf von Wertpapieren gegen Bargeld. Durch den Einzug dieses Bargeldes entzieht sie der Wirtschaft Geld und verkürzt damit die monetäre Grundlage. Kontraktive Geldpolitik kann durchgeführt werden, indem die Zentralbank von den Geschäftsbanken die Haltung einer höheren Mindestreserve fordert. Banken halten nur einen Bruchteil ihres Vermögens für unmittelbare Geldabhebungen in Bargeld. Der Rest ist in Unbares, wie zum Beispiel Krediten oder Hypotheken, investiert. Vor allem in Zeiten konjunktureller Überhitzung ist die kontraktive Geldpolitik ein wirksames Instrument. Sie führt zu Zinssteigerungen, Produktions- und Investitionsrückgang und dämmt die Gefahr einer verstärkten Inflation ein.

Erklärung am AS-AD-Modell

Das AS-AD-Modell vereint das Gesamtangebot (aggregiertes Angebot) und die Gesamtnachfrage (aggregierte Nachfrage). Es führt somit den Arbeits-, den Güter- und den Geldmarkt zusammen und beschreibt die Wechselwirkungen von Produktion und Preisniveau.

AS-Kurve: P = Pe(1+μ)F(1-Y/L;z)

Sie beschreibt das Gesamtangebot auf Basis des Arbeitsmarktes mit nachfolgenden Bedeutungen:

P = tatsächliches Preisniveau

Pe = erwartetes Preisniveau

μ = Strukturvariable des Gütermarktes (Vollständigkeitsgrad des Wettbewerbes am Markt: μ=0 vollkommener Wettbewerb, in der Regel 0<μ<1; je größer μ, desto höher der Monopolisierungsgrad)

Y = Einkommen

L = Zahl der Erwerbspersonen

z = Strukturvariable des Arbeitsmarktes (umfasst alle Merkmale, die die Struktur eines Arbeitsmarktes ausmachen, z.B. Arbeitsbedingungen, -schutz)

AD-Kurve: Y = Y(M/P;G;T)

Sie bildet die Einigung von IS- und LM-Kurve (siehe unten), wobei gilt:

Y = Produktionsniveau

M = nominale Geldmenge

P = Preisniveau

G = Staatsausgaben

T = Steuern

Die Vorgänge, welche eine Geldmengenreduzierung auslöst, sollen nun erklärt werden:

Zum besseren Verständnis der Ausführungen sei gesagt, dass sich die Produktion im Laufe der Zeit tendenziell dem natürlichen Produktionsniveau Yn (Produktionskapazität bei Normalbeschäftigung) anpasst. An diesem Punkt entspricht das tatsächliche Preisniveau dem erwarteten Preisniveau.

Die Verringerung der Geldmenge beeinflusst lediglich die Nachfragekurve, da das Gesamtangebot unabhängig von der Geldbasis ist. Ausgehend von einer Produktion bei Normalbeschäftigung führt die nominale Geldherabsetzung auch zu einer realen Geldherabsetzung, da das Preisniveau vorerst konstant bleibt. Das Geldangebot geht zurück, die Gesamtnachfrage sinkt (Verschiebung der AD-Kurve nach links). Dadurch verringert sich die Produktion und das Preisniveau fällt auf P'. Durch den Produktionsrückgang liegt die Produktion nun unter ihrem normalen Niveau. Das hat eine Verringerung der Beschäftigung zur Folge. Weiterhin liegt das tatsächliche Preisniveau nun unter dem erwarteten. Diese Tatsachen führen zu veränderten Preiserwartungen. Die Löhne werden nach unten korrigiert. Auf Grund dessen verändert sich schließlich auch das Gesamtangebot. Die Kurve verschiebt sich nach unten, da die Preise fallen. Tatsächliche und erwartete Preise passen sich solange an, bis das natürliche Produktionsniveau wieder erreicht ist (A' ').

Man muss also zwischen kurzer und mittlerer Frist unterscheiden. Kurzfristig geht aufgrund der Geldreduzierung die Nachfrage zurück. Produktion und Preisniveau sinken ab. Mittelfristig kehrt die Produktion durch die weitere Preisanpassung (Reagieren des Angebotes) zu ihrem natürlichen Niveau zurück. Allein das Preisniveau ist niedriger.

Erklärung am IS-LM-Modell

Das IS-LM-Modell stellt den Zusammenhang von Güter- und Geldmarkt dar. Dabei wird der Gütermarkt durch die IS-Funktion und der Geld- oder Finanzmarkt durch die LM-Funktion beschrieben. Das Ziel dieses Modells ist die Erklärung der Wechselwirkungen von Einkommen (oder Produktion) und Zins.

Auswirkung innerhalb einer geschlossenen Volkswirtschaft

In einer geschlossenen Volkswirtschaft bestehen keine ökonomischen Verbindungen zum Ausland, das heißt es gibt keine länderübergreifenden Handelsbeziehungen.

IS-Kurve: Y = C+I(Y;i)+G

Sie stellt das Gleichgewicht auf dem Gütermarkt dar. Dabei gilt Folgendes:

Y = Produktion

C = Konsum (Einkommen - Steuern)

I = Investitionen, abhängig vom Einkommen und vom Zinssatz

G = Staatsausgaben

LM-Kurve: M/P = YL(i)

Sie beschreibt das Gleichgewicht auf dem Geldmarkt, wobei Folgendes gilt:

M = nominale Geldmenge

P = Preisniveau

Y = Einkommen

L(i) = Liquiditätsnachfrage, abhängig vom Zinssatz

Die Abläufe einer Geldmengenreduzierung sollen nun am Modell erläutert werden:

Da die Geldmenge keinen Einfluss auf die IS-Kurve hat, wirken sich geldpolitische Maßnahmen lediglich auf die LM-Kurve in Form einer Verschiebung aus. Durch die Reduzierung der nominalen Geldmenge kommt es auf Grund der Tatsache, dass das Preisniveau konstant bleibt, auch zu einer Verringerung der realen Geldmenge. Das Geldangebot geht also zurück, was bei einer gleichbleibenden Nachfrage eine Zinssteigerung nach sich zieht. Für jedes beliebige Einkommen ist nun der Zins, der zu einem Geldmarktgleichgewicht führt, höher. Die LM-Kurve verschiebt sich also nach oben. Es kommt zu einem neuen Gleichgewicht A', in dem nun weniger Einkommen zur Verfügung steht, was zu einer Verringerung des Konsums führt. Diese Folge und die eben erklärte Zinssteigerung resultieren in einem Rückgang der Investitionen und Produktion.

Diesem Modell liegt ein konstantes Preisniveau zugrunde, das heißt die nominelle Geldmengenreduzierung ist gleich der realen Geldmengenreduzierung. Berücksichtigt man die Ausführungen des AS-AD-Modells erkennt man, dass sich das Preisniveau mittelfristig anpasst. Das Senken der nominalen Geldmenge zieht demzufolge nach einiger Zeit das Sinken des Preisniveaus nach sich. Somit steigt die reale Geldmenge wieder an. Die Auswirkungen der Geldherabsetzung werden zum Teil wieder aufgehoben. Die LM'-Kurve verschiebt sich wieder Richtung LM-Kurve (auf Darstellung dieses Effektes in der Abbildung sei aus Übersichtlichkeitsgründen verzichtet). Die anfänglichen Auswirkungen auf den Zinssatz klingen ab.

Auswirkungen innerhalb einer offenen Volkswirtschaft Eine offene Volkswirtschaft ist durch rege Handelsbeziehungen mit dem Ausland in Form von Ex- und Importen charakterisiert

IS-Kurve: Y = C+I(Y;i)+G+NX(Y;Y*;E)

Sie stellt das Gütermarktgleichgewicht dar. Dabei gilt:

Y = Produktion

C = Konsum (Einkommen - Steuern)

I = Investitionen, abhängig vom Einkommen und vom Zinssatz

G = Staatsausgaben

NX = Nettoexporte (Exporte - Wert der Importe), abhängig von der inländischen sowie ausländischen Produktion und vom Wechselkurs

LM-Kurve: M/P = YL(i)

Sie beschreibt das Gleichgewicht auf dem Geldmarkt, wobei Folgendes gilt:

M = nominale Geldmenge

P = Preisniveau

Y = Einkommen

L(i) = Liquiditätsnachfrage, abhängig vom Zinssatz

Die Wirkung der kontraktiven Geldpolitik kann folgendermaßen beschrieben werden:

Im Prinzip verlaufen die Prozesse ähnlich wie bei einer geschlossenen Volkswirtschaft. Die Verringerung der Geldmenge (im Inland) wirkt sich nur auf die LM-Kurve aus, was zu einem Rückgang des Geldangebotes und zu einer Zinssteigerung führt. Diese Zinssteigerung resultiert direkt in einem Produktionsrückgang. Im Unterschied zur geschlossenen Volkswirtschaft spielt aber auch der Wechselkurs eine entscheidende Rolle. Ein Anstieg des inländischen Zinses bewirkt gemäß der Zinsparitätenbeziehung auch einen Anstieg des Wechselkurses. Da ein Zinsanstieg die Attraktivität der Wertpapiere erhöht, wollen viele (ausländische) Anleger in diese investieren, was zur Folge hat, dass sie ihre ausländische Währung in inländische Währung tauschen müssen. Somit erfährt die Inlandswährung eine Aufwertung, was die relative Verteuerung der inländischen gegenüber den ausländischen Gütern zur Folge hat. Die Nachfrage nach inländischen Gütern geht zurück, die Produktion sinkt. Folglich wirkt sich der Zinsanstieg einmal direkt und einmal indirekt (über den Wechselkurs) negativ auf die Produktion aus. Dieser Rückgang bedingt die Verringerung der Geldnachfrage, was zu einem Sinken des Zinses führt und somit die soeben dargestellten Effekte teilweise aufhebt. Die LM-Kurve tendiert wieder in Richtung ihrer Ausgangsposition LM (siehe Darstellung IS-LM-Modell in einer geschlossenen Volkswirtschaft).

Übersicht über die Wirkung der Instrumente auf die Ziele

Eine Erhöhung (Senkung) des Mindestreservesatzes löst idealtypisch folgende Reaktionen aus:

Die Banken können von ihren Einlagen einen geringeren (größeren) Teil als Kredite an Unternehmen und Privatpersonen vergeben.

Die Banken können weniger (mehr) Kredite vergeben; die Geldschöpfungsmöglichkeiten sinken (steigen).

Der Geldumlauf sinkt (steigt) dadurch.

Ein geringerer (höherer) Geldumlauf dämpft (erhöht) die Inflation, da die Nachfrage sinkt (steigt).

Da weniger (mehr) Geld für Kredite zur Verfügung steht, steigt (sinkt) der Zins; Zinsen sind der Preis für Geld, also ein Knappheitsindikator.

Höhere (niedrigere) Zinsen dämpfen das Wirtschaftswachstum (kurbeln die Wirtschaft an).

Bei höherem (niedrigerem) Zinsniveau wird mehr (weniger) gespart und weniger (mehr) konsumiert und investiert.

Höhere (niedrigere) Zinsen führen zu Kapitalimporten (-exporten) und damit zu einer Aufwertung (Abwertung) der eigenen Währung.

Aufwertungen (Abwertungen) dämpfen (steigern) Inflation und Wirtschaftswachstum zusätzlich.

Eine Erhöhung (Senkung) des Refinanzierungssatzes hat Folgendes zur Folge:

Es wird für die Banken teurer (billiger), sich bei der Notenbank mit Geld zu versorgen

Sie geben die gestiegenen (gesunkenen) Kosten an ihre Kunden weiter.

Es werden weniger (mehr) Kredite vergeben.

Der Geldumlauf sinkt (steigt) dadurch.

Ein geringerer (höherer) Geldumlauf dämpft (erhöht) die Inflation.

Höhere (niedrigere) Zinsen führen zu Kapitalimporten (exporten) und damit zu einer Aufwertung (Abwertung) der eigenen Währung.

Aufwertungen (Abwertungen) dämpfen (steigern) Inflation und Wirtschaftswachstum zusätzlich.

Eine Erhöhung (Senkung) der Zinsen auf Offenmarktpapiere bewirkt Folgendes:

Es wird für Banken lukrativer (weniger lukrativ), Offenmarktpapiere zu kaufen.

Deshalb kaufen sie mehr (weniger) Offenmarktpapier und vergeben weniger (mehr) Kredite.

Der Geldumlauf sinkt (steigt) dadurch.

Ein geringerer (höherer) Geldumlauf dämpft (erhöht) die Inflation.

Da weniger (mehr) Geld für Ausleihungen zur Verfügung steht steigt (sinkt) der Zins.

Höhere (niedrigere) Zinsen dämpfen das Wirtschaftswachstum (kurbeln die Wirtschaft an).

Höhere (niedrigere) Zinsen führen zu Kapitalimporten (exporten) und damit zu einer Aufwertung (Abwertung) der eigenen Währung.

Aufwertungen (Abwertungen) dämpfen (steigern) Inflation und Wirtschaftswachstum zusätzlich.

Geldpolitik der Europäischen Zentralbank

Geldtheorie

Privatnotenbank

Literatur

Ralph Anderegg: Grundzüge der Geldtheorie und Geldpolitik. Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2007. ISBN 978-3-486-58148-5

Peter Bofinger, Julian Reischle, Andrea Schächter: Geldpolitik: Ziele, Institutionen, Strategien und Instrumente. Vahlen, 1996, ISBN 3-8006-2017-0

Walter Heering: Europäische Geldpolitik. Fischer Taschenbuch Verlag. ISBN 3-596-15366-2

Egon Görgens, Karlheinz Ruckriegel, Franz Seitz: Europäische Geldpolitik. Verlag Lucius & Lucius. ISBN 3-8252-8285-6

Otmar Issing: Einführung in die Geldtheorie. 8. Auflage. Verlag Vahlen, München 1991, ISBN 3-8006-1556-8

Deutsche Bundesbank: Geld und Geldpolitik

Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes

Die Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes (häufig auch als Allgemeine Theorie oder General Theory (vom engl. Originaltitel The General Theory of Employment, Interest and Money) bezeichnet) wurde von dem britischen Ökonomen John Maynard Keynes verfasst. Es erschien im Februar 1936 und gilt als sein wirtschaftswissenschaftliches Hauptwerk.

Das abstrakte und rein makroökonomische Werk richtet sich gegen klassische bzw. neoklassische Axiome ("Postulate"), insbesondere gegen den sogenannten natürlichen Zinssatz und somit gegen das Saysche Theorem. Nach Keynes tendiert der freie Markt zu einem Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung und keines Falls zur Vollbeschäftigung, wie es die Neoklassik behauptet. Nach der Weltwirtschaftskrise 1929 galt das Werk als Fundament neuer wirtschaftspolitischer Konzeptionen und läutete in der Wirtschaftswissenschaft die Keynesianische Revolution ein.

Online-Text

The General Theory of Employment, Interest and Money. 1936 ( online im Marxists Internet Archive)

Deutsche Ausgabe

Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes. Duncker & Humblot, München/Leipzig 1936; 10. verbesserte Auflage ebd. Berlin 2000, ISBN 3-428-07985-X.

Makroökonomie

Die Makroökonomie (von griechisch μamakros "groß"; , oíkos "Haus" und μ, nomos "Gesetz"), auch Makroökonomik, makroökonomische Theorie oder Makrotheorie, ist ein Teil der Volkswirtschaftslehre. Die Makroökonomie befasst sich mit dem gesamtwirtschaftlichen Verhalten der Sektoren, mit der Analyse der gesamtwirtschaftlichen Märkte und den Zusammenhängen.

Der Begriff Makroökonomik wird in der Literatur überwiegend synonym verwendet. Manche Autoren unterscheiden jedoch zwischen der Makroökonomik als der Wissenschaft und der Makroökonomie als deren Untersuchungsgegenstand.

Begriff

Definition

Die Makroökonomie ist die Wissenschaft der gesamtwirtschaftlichen Vorgänge.

Hintergründe

Die Makroökonomie versucht, die wesentlichen Bestimmungsgründe, die internationalen Unterschiede und die zeitliche Entwicklung makroökonomischer (gesamtwirtschaftlicher) Schlüsselvariablen, wie zum Beispiel gesamtwirtschaftliche Produktion von Gütern und Dienstleistungen, Gesamteinkommen, Arbeitslosigkeit, Inflation und Zahlungsbilanz, zu erklären. Als Begründer der Makroökonomie gilt John Maynard Keynes, der 1936 die erste simultane Analyse der makroökonomischen Schlüsselvariablen vorlegte.

Wichtige Teilgebiete der makroökonomischen Theorie sind die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, die Einkommens- und Beschäftigungstheorie, die Wachstumstheorie und die Konjunkturtheorie. Die Trennung zwischen Mikroökonomie und Makroökonomie ist bisweilen problematisch. Viele Teilgebiete der Volkswirtschaftslehre, insbesondere die monetäre Theorie (Geldtheorie und Theorie der Geldpolitik), die Finanzwissenschaft, die Außenwirtschaftstheorie und die Verteilungstheorie, weisen Elemente der Mikroökonomie und der Makroökonomie auf.

Mittelpunkt makroökonomischer Theorien ist schließlich die Frage nach der Rolle des Staates im gesamtwirtschaftlichen Kontext; aus den Theorien werden Empfehlungen an die Wirtschaftspolitik abgeleitet. Regierungen versuchen, die Größen, die auf Grund der ex-post-Betrachtung als maßgeblich erscheinen, zu ändern. So werden durch Änderungen bei Steuern, Zinsen oder Staatsausgaben politisch definierte Ziele wie Preisniveaustabilität, Vollbeschäftigung, außenwirtschaftliches Gleichgewicht und/oder Wirtschaftswachstum angestrebt. Makroökonomische Kenngrößen spielen daher im politischen Legitimationsprozess eine wichtige Rolle, da sie von den Wählern als Hinweis auf die Qualität der Arbeit einer Regierung gedeutet werden.

Heute werden makroökonomische Analysen häufig auf mikroökonomischen Zusammenhängen aufgebaut (sogenannte Mikrofundierung). Allerdings ergeben sich hierbei viele Probleme, da sich mikroökonomische Zusammenhänge nicht ohne weiteres auf die Makroökonomie übertragen lassen. Beispielsweise besagt das Sonnenschein-Mantel-Debreu Theorem, dass die aggregierte Nachfragefunktion nur einen Teil der Eigenschaften der individuellen Nachfragefunktionen übernimmt, wodurch multiple Gleichgewichte theoretisch möglich würden. Der Keynesianismus verfügt nur innerhalb der Neuen Makroökonomie in Teilen über eine eigenständige Mikrofundierung. Er greift weitestgehend auf die neoklassische Mikroökonomie zurück.

Die makroökonomische Analyse versucht die komplexe wirtschaftliche Wirklichkeit auf eine überschaubare Anzahl wesentlicher Zusammenhänge zu vereinfachen. In der Regel wird dabei die Anzahl der betrachteten Märkte auf vier reduziert:

den gesamtwirtschaftlichen Gütermarkt

den gesamtwirtschaftlichen Geldmarkt

den gesamtwirtschaftlichen Arbeitsmarkt

den gesamtwirtschaftlichen Wertpapiermarkt

Auf dem Gütermarkt wird das homogene Inlandsprodukt gehandelt, das fiktiv in den privaten Konsum, den Staatskonsum, die Investitionen sowie die Importe und Exporte aufgespalten wird.

In der Makroökonomie existieren verschiedene Erklärungsansätze. Es lässt sich indessen rechtfertigen, letztlich nur von zwei Erklärungsmustern (Paradigmen) zu sprechen. Auf der einen Seite steht die klassische Makroökonomik, die durch den Monetarismus und die Neue Klassische Makroökonomik neu begründet und verfeinert wurde. Auf der anderen Seite steht der Keynesianismus.

Abgrenzung

Die Volkswirtschaftslehre unterscheidet sich in zwei große Hauptteile, die Mikroökonomie und die Makroökonomie. Diese lassen sich nicht exakt voneinander trennen, sondern ergänzen sich gegenseitig. Mikroökonomie und Makroökonomie analysieren beide die Verhaltensweisen von Wirtschaftssubjekten. Im Mittelpunkt der Mikroökonomie steht dabei das einzelne Wirtschaftssubjekt, bei der Makroökonomie hingegen das Durchschnittsverhalten der Wirtschaftssubjekte. Das heißt, dass in der Mikroökonomie zum Beispiel die Nachfrage eines einzelnen Haushaltes untersucht wird, während die Makroökonomie die aggregierte Nachfrage, also die gesamte Nachfrage aller Haushalte analysiert. Hinzu kommt, dass in der Makroökonomie auch Bereiche in die Untersuchung mit einbezogen werden, die in der Mikroökonomie nicht berücksichtigt werden, wie zum Beispiel die Bedeutung des Staates oder des Auslandes.

Zusammenfassend ist festzustellen: Die Mikroökonomie befasst sich hauptsächlich mit einzelnen Märkten, also mit Märkten von bestimmten Gütern und deren Analyse. Die Makroökonomie hingegen betrachtet die aggregierten Einzelmärkte wie den Gütermarkt oder den Geldmarkt und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Gesamtzusammenhänge. Dabei greift die Makroökonomie auf die in der Mikroökonomie untersuchten Einzelentscheidungen der Wirtschaftssubjekte zurück.

Geschichte der Makroökonomie

Die Vorläufer

Erste Fragen zu ökonomischen Sachverhalten finden sich bereits in der Antike. So werden schon in "Politeia" von Platon Aussagen zu den Vorteilen der Arbeitsteilung oder in den Erörterungen des Wertes von Aristoteles werden Aussagen zum Geld und zum Zins getroffen. Dies sind Gedanken, welche sicherlich bereits zu früherer Zeit aufkamen.

Das Besondere an den Griechen und Römern, den Scholastikern und Naturrechtsphilosophen ist allerdings, dass sie nicht die Volkswirtschaftslehre als solche in den Vordergrund stellten, sondern sie die ökonomischen Probleme immer im Zusammenhang mit einer anderen Wissenschaft betrachteten, beispielsweise der Ethik, der Rechtswissenschaft oder der politischen Philosophie. Eine eigentliche Wirtschaftswissenschaft liegt hier allerdings nicht vor. Jedoch sollte man die Mitarbeit dieser Autoren nicht unterschätzen, da ihr Beitrag einer der beiden Urquellen ökonomischer Forschung gleichwertig ist.

Eine andere Quelle ist das Werk diverser Autoren, welche sich mit praktischen und politischen Fragen der Wirtschaftsführung und auch der Verwaltung befassten. Zu diesen Autoren zählen unter anderem Lehrer der damaligen Verwaltungshochschulen, Bürokraten, Politiker und Geschäftsleute. Da sie Praxiserfahrung mitbrachten, war ihnen die analytische Darstellung ihrer Ideen weniger wichtig als das eingebrachte Tatsachenwissen. Im 16. und 17. Jahrhundert stieg die Zahl der Veröffentlichungen derart an, dass die Hauptaussagen der formulierten Gedanken den Namen Merkantilismus prägten. Hauptaufgabe des Merkantilismus war es, die nationale Handelskraft zu unterstützen und die Beschaffung von Einnahmen für die Schatzkammer der Fürsten (auch camera genannt). Daraus leitet sich die Bezeichnung Kameralismus ab, welche den deutschen Merkantilismus bezeichnet. Sie stellt einen Vorläufer der deutschen Finanzwissenschaft dar.

Eine erste wichtige Persönlichkeit in der Entstehung der ökonomischen Analyse ist Sir William Petty. Petty stellte die These des volkswirtschaftlichen "Überschusses" und damit die ausschlaggebende Eigenschaft einer Klassischen Ökonomik. Mitte des 18. Jahrhunderts schloss sich in Frankreich eine Gruppe von Autoren zusammen und gründeten eine Schule. Sie nannten sich "les économistes", heute würde man sie als Physiokraten bezeichnen. Der Arzt Francois Quesnay war Gründer und Oberhaupt dieser Einrichtung. Er war der erste, der eine gesamte Analyse des Wirtschaftsprozesses aufstellte, die auch die Kreislauftheorie mit einbeschloss. Diese Leistung ist beachtenswert. Beeinflussung erhielten die Physiokraten von Richard Cantillon, der erstmals näher auf das Problem der Allokation einging und der zeigte, welchen Einfluss die Nachfrage über eine Änderung der relativen Preise auf die Zusammensetzung der Volkswirtschaftlichen Produktion hat. Anne Robert Jacques Turgot, der eine enge Verbindung zu den Physiokraten besaß, erarbeitete zu dieser Zeit ebenfalls eine weitestgehend umfassende Wirtschaftstheorie und entwickelte außerdem Beiträge, aufgrund deren man ihn heute zu den herausragenden klassischen Ökonomen zählt.

Die Klassik

Der Beginn der Klassik liegt im Jahr 1770, gehört also zu dem Jahrzehnt, in dem Turgots Hauptwerk und das wohl populärste ökonomische Buch, nämlich "An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations" von Adam Smith, entstanden. Smith war Professor für Moralphilosophie an der Universität Glasgow und die Bedeutung seines Werkes kam einerseits von seinem eigenen analytischen Einsatz, zum größten Teil aber vom Festhalten der bereits vorhandenen Erkenntnisse. Durch sein Werk wurde die Volkswirtschaft als selbstständiges Wissensgebiet anerkannt. Orientiert man sich an Schumpeters Aussage, dass die Erkenntnis einer Wissenschaft die Erkenntnis ihrer selbst sei, so war dies der Schritt, mit dem die Ökonomie eine eigenständige wissenschaftliche Disziplin wurde.

Die Klassik macht nur Sinn, wenn man sie zusammen mit ihren vorangegangenen Epochen betrachtet. Mit dem Werk von Smith und den Beiträgen der Vorläufer als Grundlage beschäftigten sich die Ökonomen der Klassik mit allen essentiellen Fragen, die den Inhalt der heutigen Volkswirtschaftslehre ausmachen.

Einen Kernpunkt der Klassischen Ökonomie stellt das Harmonieprinzip dar. Damit gemeint ist die Gewissheit der Funktionstüchtigkeit einer Marktwirtschaft, wie Smith sie mit seiner "invisible hand" bildlich darstellt. Die "unsichtbare Hand" in Form des Preismechanismus rief aufgrund der rationalen und individuellen Handlungsweise des Einzelnen eine Ordnung der Wirtschaftspläne hervor. Hintergrund des Ganzen ist eine natürliche Ordnung, die sich der gegebenen Ordnung möglichst anpassen sollte, um eine größtmögliche gesellschaftliche Wohlfahrt herzustellen. Sehr wichtig ist dabei, dass sich der Staat weitestgehend aus dem Wirtschaftsleben heraushält. Der Staat sollte lieber seinen zwei wichtigen Funktionen nachkommen, nämlich der inneren und äußeren Sicherheit sowie der Verwirklichung eines geeigneten Rechtssystems mit Handlungsfreiheit sowie Schutz des Privateigentums.

Das Hauptinteresse des Klassikers galt vielmehr den Aussagen, die bereits zum Überschuss getroffen wurden. Für sie waren die größten Probleme die Entstehung des Überschusses, wie er auf die unterschiedlichen Bevölkerungsschichten verteilt werden sollte und seine eventuelle Verwendung für "Luxuskonsum" oder "Ersparnis". Auf die Verwendung des Überschusses legten die Ökonomen besonderes Augenmerk. Sie entscheiden sich klar für die zweite Verwendungsmöglichkeit, da eine Erhöhung der Ersparnisse langfristig dem "Wohlstand der Nationen" dient und diesen erhöht.

Außergewöhnliche Volkswirte dieser Epoche sind neben Adam Smith vor allem Thomas Malthus, Jean Baptiste Say, David Ricardo und John Stuart Mill.

Die Idee einer "Klassischen" Periode hat ihren Ursprung bei Karl Marx, der ebenso bedeutsam ist wie die Klassiker und John Stuart Mill als deren letzten Vertreter ansah. Das Ende der klassischen Epoche befindet sich, wenn man der Marxschen Einteilung folgt, im Jahr 1870 und ist gleichzeitig der Beginn der Neoklassik.

Die Neoklassik

Der Marginalismus als Überschrift für Grenzbetrachtungen, zu denen unter anderem die Grenzkosten und der Grenznutzen zählen, gehört ohne jeden Zweifel zu den wichtigsten Innovationen der Neoklassik. Er ermöglichte es, das wirtschaftliche Verhalten auf einzelne Individuen zurückzuführen. Während der klassischen Epoche stand noch die makroökonomische Betrachtungsweise im Vordergrund, während in der Neoklassik ein universelles Individuum im Mittelpunkt der Analyse steht. Diese Sicht kann man als mikroökonomisch bezeichnen.

In der Werttheorie kam der neoklassische Marginalismus zum ersten Mal zum Ausdruck und zog außerdem noch eine weitere einschneidende Veränderung nach sich. War für die Klassiker noch der Wert eines Gutes gleich den Kosten der Produktion, so sind die frühen Neoklassiker der Meinung, dass derjenige Preis, den die Nachfrager zu zahlen bereit sind, also der Marktpreis, sich durch den Grenznutzen bestimmt. Die Wertlehre, welche hier Anwendung findet ist im Unterschied zur Klassik subjektiv geprägt.

Auch ist der Schwerpunkt, welcher im Mittelpunkt der Überlegungen steht, ein anderer als der in der klassischen Epoche. Die Neoklassik befasst sich hauptsächlich damit, wie knappe vorhandene Ressourcen verteilt werden. Diese Überlegungen führten zum Ergebnis, dass sich die Angebotsstruktur durch den relativen Preismechanismus der Nachfragestruktur angleicht und somit eine optimale Allokation entsteht.

Als Autoren, die fast zeitgleich und unabhängig voneinander die "marginalistische Revolution" einleiteten, sind William Stanley Jevons, Carl Menger und Léon Walras zu nennen. Das Hauptthema ihrer Ausführungen zu diesem Thema ist der Grenznutzen. Durch das Anwenden der Grenznutzentheorie erreichten Jevons und Walras, dass heute gebräuchliche mathematische Anwendungen als Standard eingeführt wurden.