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‎© Ulrike Hermann 2016 ‎

Titel der Originalausgabe:‎

‎»Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung«, Westend Verlag GmbH, Frankfurt 2016 ‎

 

‎© Piper Verlag GmbH, München 2022 ‎

Covergestaltung: zero-media.net, München; nach einem Entwurf von Buchgut, Berlin

 

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Inhalt

Einleitung
I Was von der Nazi-Zeit übrig blieb
Das Deutsche Reich: Ein Schwellenland
Zu Fuß in den Krieg
Der Untergang
Der Hunger erreicht Deutschland
Wenn Geld nichts mehr wert ist: Der Schwarzmarkt
II Kein Wunder: Das »Wirtschaftswunder«
Ein Symbol wird geboren: Die D-Mark
Der wahre Vater der D-Mark: Edward A. Tenenbaum
Das »Wunder« startet – nicht nur in Westdeutschland
Ein Fehler: Erhard gibt fast alle Preise frei
Noch ein Fehler: Die SPD setzt auf Sozialismus
III Ludwig Erhard: Ein talentierter Selbstdarsteller
Verkäufer für Weißwäsche
Profiteur des NS-Regimes
»Kriegswichtige« Gutachten
Eine Denkschrift, die auch die SS liest
Die Lüge vom Widerstand
Als Minister gescheitert, aber »Professor«
Eine Qual für beide: Erhard und Adenauer
Seltsamer Nachruhm
IV Die Rettung kommt von außen: Europa
Der Marshallplan: Nicht nur Propaganda
Genial und effizient: Die Europäische Zahlungsunion
»Exportstar« Deutschland: Die ewigen Überschüsse
Gold – ein schlechtes Geschäft
Europa vereinigt sich – wider Willen
V Die »soziale Marktwirtschaft« war nicht sozial
Das große Missverständnis: Um Gerechtigkeit ging es nicht
Kein Wahlgeschenk: Die Rentenreform von 1957
Nirgendwo ist »Marktwirtschaft«: Die ungebrochene Macht der Großkonzerne
Die Kontinuität der Eliten
VI Die Krisen kehren zurück
Eine Schlüsselindustrie verschwindet: Die Kohle
Goldkrise: Die Tücken der Leitwährung Dollar
»Truppendollar«: Ständiger Streit mit den USA
Erhard muss gehen: Die Bundesbank stürzt einen Kanzler
Die SPD triumphiert: »Wahlschlacht um die Mark«
Die Spekulanten siegen: Das Weltwährungssystem zerfällt
Herstatt: Eine Kölner Pleite hat weltweite Folgen
Der Ölpreis explodiert – und Autos bleiben stehen
VII Staat im Staat: Die Bundesbank
Die Macht der Unabhängigkeit
Adenauer muss nachgeben
Alarm: Inflation!
»Hysterie in Frankfurt«
Die Bundesbank torpediert die deutsche Einheit
Europa ist empört: »Tyrannei der D-Mark«
VIII Ein historisches Geschenk: Die Wiedervereinigung
Die DDR: Ein Vasallenstaat der Sowjets
Die Macken der Planwirtschaft
Selbst SED-Kader resignieren
Teuer und trotzdem kostenlos: Die Wiedervereinigung
Schicksalswahl 1990: Das tragische Versagen von Oskar Lafontaine
Die »soziale Marktwirtschaft« bleibt unsozial
IX Die Reichen werden beglückt – vor allem von Rot-Grün
»Die größte Steuerreform der Bundesrepublik«
Agenda 2010: Die SPD-Wähler werden betrogen
»Riester-Rente«: Die Angst vor der Altersarmut kehrt zurück
Vor der GroKo ist nach der GroKo
X Die Finanzkrise ab 2007: Die Pleite einer Bank war keine gute Idee
Der ewige Traum: Spekulieren ohne Risiko
Selbst Arbeitslose kaufen Häuser
Der Schock: Lehman Brothers geht pleite
Seltsam: Auch deutsche Banken sind bankrott
Nach der Krise ist vor der Krise
Ein Sanierungsfall: Die Deutsche Bank
XI Ein Kontinent zerstört sich selbst: Die Eurokrise
Die D-Mark war kein Dollar
Der Euro ist die »Story«
Es funktioniert nicht: Ein Euro, aber 19 Staatsanleihen
»Exportstar« Deutschland: Weltrekorde im Außenhandel
Der Euro wird von innen gesprengt
Kein Euro ist auch keine Lösung
Der Euro könnte wie der Dollar sein
XII Schluss: Politik lohnt sich
Dank
Anmerkungen
Literatur

Literatur

Abelshauser, Werner, Schopenhausers Gesetz und die Währungsreform. Drei Anmerkungen zu einem methodischen Problem. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 1985, S. 214 – 218

Abelshauser, Werner, Kohle und Marktwirtschaft. Ludwig Erhards Konflikt mit dem Unternehmensverband Ruhrbergbau am Vorabend der Kohlenkrise. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 1985, S. 489 – 546

Abelshauser, Werner, Deutsche Wirtschaftsgeschichte. Von 1945 bis zur Gegenwart (Beck 2011)

Abelshauser, Werner (Hg), Das Bundeswirtschaftsministerium in der Ära der Sozialen Marktwirtschaft (De Gruyter / Oldenbourg 2016)

Admati, Anat / Martin Hellwig, The Bankers´ New Clothes. What´s Wrong with Banking and What to Do about it (Princeton University Press 2013)

Alberti, Michael, »Exerzierplatz des Nationalsozialismus«: Der Reichsgau Wartheland 1939 – 1941. In: Klaus-Michael Mallmann / Bogdan Musial (Hg), Genesis des Genozids. Polen 1939 – 1941 (Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2004), S. 111 – 126

Angrick, Andrej, Besatzungspolitik und Massenmord. Die Einsatztruppe D in der südlichen Sowjetunion 1941 – 1943 (Hamburger Edition 2003)

Bach Stefan / Martin Beznoska / Viktor Steiner, Wer trägt die Steuerlast? Verteilungswirkungen des deutschen Steuer- und Transfersystems (Hans Böckler Stiftung 2017)

Bach, Stefan / Andreas Thiemann / Aline Zucco, Looking for the Missing Rich: Tracing the Top Tail of the Wealth Distribution (DIW 2018, Discussion Papers 1717)

Bach, Stefan, 100 Jahre deutsches Steuersystem: Revolution und Evolution (DIW 2018, Discussion Papers 1767)

Bähr, Johannes / Christopher Kopper, Industrie, Politik, Gesellschaft. Der BDI und seine Vorgänger. 1919 – 1990 (Wallstein 2019)

Bahr, Egon, Zu meiner Zeit (Siedler 1998)

Baltensperger, Ernst, Geldpolitik bei wachsender Integration (1979 – 1996). In: Deutsche Bundesbank (Hg), Fünfzig Jahre Deutsche Mark. Notenbank und Währung in Deutschland seit 1948 (Beck 1998), S. 475 – 560

Baring, Arnulf / Manfred Görtemaker, Machtwechsel. Die Ära Brandt – Scheel (dtv 1984)

Bartels, Charlotte, Einkommensverteilung in Deutschland von 1871 bis 2013: Erneut steigende Polarisierung seit der Wiedervereinigung. In: DIW-Wochenbericht 2018, S. 51–58

Berger, Helge / Albrecht Ritschl, Die Rekonstruktion der Arbeitsteilung in Europa. Eine neue Sicht auf den Marshallplan in Deutschland 1947 – 1951. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 1995, S. 473 – 519

Binwanger, Mathias, Der Wachstumszwang. Warum die Volkswirtschaft immer weiterwachsen muss, selbst wenn wir genug haben (Wiley 2019)

Blanchard, Olivier, Macroeconomics. 5. Auflage (Pearson 2009)

Blinder, Alan, After the Music Stopped. The Financial Crisis, The Response, and the Work Ahead (Penguin 2013)

Bofinger, Peter, Wir sind besser, als wir glauben. Wohlstand für alle (Pearson 2005)

Bofinger, Peter, Zurück zur D-Mark? Deutschland braucht den Euro (Droemer 2012)

Borsdorf, Ulrich / Lutz Niethammer (Hg), Zwischen Befreiung und Besatzung. Analysen des US-Geheimdienstes über Positionen und Strukturen deutscher Politik 1945 (Hoffmann & Campe 1976)

Brenke, Karl, Die Jahre 1989 und 1990: Das wirtschaftliche Desaster der DDR – schleichender Niedergang und Schocktherapie. In: Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung 2009/2, S. 18 – 31

Brenke, Karl / Klaus F. Zimmermann, Ostdeutschland 20 Jahre nach dem Mauerfall: Was war und was ist heute mit der Wirtschaft? In: Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung 2009/2, S. 32 – 62

Brockway, Fenner, German Diary (Left Book Club Edition 1946)

Brüggemeier, Franz-Josef, Grubengold. Das Zeitalter der Kohle von 1750 bis heute (Beck 2018)

Bucerius, Gerd, Der Adenauer. Subjektive Beobachtungen eines unbequemen Zeitgenossen (Hoffmann und Campe 1976)

Buchheim, Christoph, Die Währungsreform 1948 in Westdeutschland. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 1988, S. 189 – 231

Buchheim, Christoph, Die Wiedereingliederung Westdeutschlands in die Weltwirtschaft 1945 – 1958 (Oldenbourg 1990)

Buchheim, Christoph, Die Unabhängigkeit der Bundesbank. Folge eines amerikanischen Oktrois? In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 2001, S. 1 – 30

Bührer, Werner, Westdeutschland in der OEEC. Eingliederung, Krise, Bewährung 1947 – 1961 (Oldenbourg 1997)

Bührer, Werner, Der Traum vom »Wohlstand für alle«. Wie aktuell ist Ludwig Erhards Programmschrift? In: Zeithistorische Forschungen 2007, S. 256 – 262

Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung, Nachhaltigkeit in der Finanzierung der Sozialen Sicherungssysteme. Bericht der Kommission (Berlin 2004)

Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Sozialbudget 2017 (Berlin 2018)

Busch, Andreas, Banking Regulation and Globalization (Oxford University Press 2009)

Caspari, Volker / Klaus Lichtblau, Franz Oppenheimer. Ökonom und Soziologe der ersten Stunde (Societäts-Verlag 2014)

Dahrendorf, Ralf, Liberal und unabhängig. Gerd Bucerius und seine Zeit (Beck 2000)

Deutsche Bundesbank, Aktualisierung der Außenwertberechnung und Anpassung an die Bedingungen der Europäischen Währungsunion. In: Deutsche Bundesbank, Monatsbericht 1998, S. 57 – 71

Deutsche Bundesbank, Die Zahlungsbilanz der ehemaligen DDR von 1975 bis 1989 (Frankfurt 1999)

Deutsche Bundesbank, Geschäftsbericht 2018 (Frankfurt 2019)

Deutsche Rentenversicherung, 125 Jahre gesetzliche Rentenversicherung: 1889 – 2014 (Berlin 2014)

Deutsche Rentenversicherung, Rentenversicherung in Zahlen 2019 (Berlin 2019)

Ehmke, Horst, Mittendrin. Von der Großen Koalition zur Deutschen Einheit (Rowohlt 1994)

Eichengreen, Barry, Vom Goldstandard zum Euro. Die Geschichte des internationalen Währungssystems (Wagenbach 1999)

Eichengreen, Barry / Albrecht Ritschl, Understanding West German Economic Growth in the 1950s (SFB 649 Discussion Paper 2008–068)

Emminger, Otmar, D-Mark, Dollar, Währungskrisen. Erinnerungen eines ehemaligen Bundesbankpräsidenten (DVA 1986)

Erhard, Ludwig, Kriegsfinanzierung und Schuldenkonsolidierung. Faksimiledruck der Denkschrift 1943/44 (Propyläen 1977)

Erhard, Ludwig, Wohlstand für alle, 1957 (Anaconda 2009)

Erker, Paul / Toni Pierenkemper (Hg), Deutsche Unternehmer zwischen Kriegswirtschaft und Wiederaufbau. Studien zur Erfahrungsbildung von Industrie-Eliten (Oldenbourg 1999)

Flassbeck, Heiner / Friederike Spiecker, Die deutsche Lohnpolitik sprengt die Europäische Währungsunion. In: WSI-Mitteilungen 2005, S. 707 – 713

Flassbeck, Heiner / Friederike Spiecker, Das Ende der Massenarbeitslosigkeit. Mit richtiger Wirtschaftspolitik die Zukunft gewinnen (Westend 2007)

Fratzscher, Marcel, Verteilungskampf. Warum Deutschland immer ungleicher wird (Hanser 2016)

Frieden, Jeffry, Banking on the World. The Politics of American International Finance (Harper & Row 1987)

Friedman, Milton, Kapitalismus und Freiheit, 1962 (Eichborn 2002)

Fuhrmann, Uwe, Die Entstehung der »sozialen Marktwirtschaft« 1948/49. Eine historische Dispositivanalyse (UVK Verlagsgesellschaft 2017)

Galbraith, John Kenneth, A Life in Our Times (Houghton Mifflin 1981)

Gall, Lothar, Der Bankier Hermann Josef Abs. Eine Biographie (Beck 2005)

Gassert, Philipp, Kurt Georg Kiesinger, 1904 – 1988. Kanzler zwischen den Zeiten (DVA 2006)

Gavin, Francis J., Gold, Dollars and Power. The Politics of International Monetary Relations, 1958 – 1971 (University of North Carolina Press 2004)

Gerlach, Christian, Ludwig Erhard und die »Wirtschaft des neuen deutschen Ostraums«. Ein Gutachten aus dem Jahr 1941 und Erhards Beratertätigkeit bei der deutschen Annexionspolitik 1938 – 43. In: Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik Band 13, 1997, S. 241 – 276

Gillies, Peter / Daniel Koerfer / Udo Wengst, Ludwig Erhard (be.bra wissenschaft 2010)

Görtemaker, Manfred, Geschichte der Bundesrepublik. Von der Gründung bis zur Gegenwart (Fischer 1999)

Grunenberg, Nina, Die Wundertäter. Netzwerke der deutschen Wirtschaft 1942 – 1966 (Pantheon 2008)

Hassel, Anke / Christof Schiller, Der Fall Hartz IV: Wie es zur Agenda kam und wie es weitergeht (Campus 2010)

Hegelich, Simon / David Knollmann / Johanna Kuhlmann, Agenda 2010. Strategien – Entscheidungen – Konsequenzen (VS Verlag 2011)

Heinzen, Georg / Uwe Koch, Von der Nutzlosigkeit, erwachsen zu werden (Rowohlt 1985)

Hellwig, Martin, Germany and the Financial Crises 2007 – 2017 (Schwedische Reichsbank 2018)

Hentschel, Volker, Die europäische Zahlungsunion und die deutschen Devisenkrisen 1950/51. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 4/1989, S. 715 – 758

Hentschel, Volker, Ludwig Erhard. Ein Politikerleben (Ullstein 1998)

Herbert, Ulrich, Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert (Beck 2014)

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Herrmann, Ulrike, Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht (Westend 2010)

Herrmann, Ulrike, Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen (Westend 2013)

Herrmann, Ulrike, Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie oder Was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können (Westend 2016)

Hielscher, Erwin, Der Leidensweg der deutschen Währungsreform (Richard Pflaum Verlag 1948)

Hobsbawm, Eric, The Age of Extremes 1914 – 1991 (Abacus 1995)

Hockerts, Hans Günter, Sozialpolitische Reformbestrebungen in der frühen Bundesrepublik. Zur Sozialreform-Diskussion und Rentengesetzgebung 1953 – 1957. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 1977, S. 341 – 372

Hockerts, Hans Günter / Günther Schulz (Hg), Der »Rheinische Kapitalismus« in der Ära Adenauer (Ferdinand Schöningh 2016)

Hohensee, Jens, Der erste Ölpreisschock 1973/74. Die politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen der arabischen Erdölpolitik auf die Bundesrepublik Deutschland (Steiner 1996)

Hohmann, Karl, Ludwig Erhard (1897 – 1977). Eine Biographie (ST-Verlag 1997). Wird hier nach der PDF-Ausgabe auf der Homepage der Ludwig-Erhard-Stiftung zitiert.

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IWH, Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle, Vereintes Land – drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall (Halle 2019)

Joly, Hervé, Großunternehmer in Deutschland. Soziologie einer industriellen Elite 1933 – 1989 (Leipziger Universitätsverlag 1998)

Judt, Matthias, Der Bereich Kommerzielle Koordinierung. Das DDR-Wirtschaftsimperium des Alexander Schalck-Golodkowski – Mythos und Realität (Links Verlag 2013)

Judt, Tony, Postwar. A History of Europe since 1945 (Vintage 2005)

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Kreikamp, Hans-Dieter, Die Entflechtung der I. G. Farbenindustrie A. G. und die Gründung der Nachfolgegesellschaften. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 1977, S. 220 – 251

Krelle, Wilhelm, Überbetriebliche Ertragsbeteiligung der Arbeitnehmer. Mit einer Untersuchung der Vermögensstruktur der Bundesrepublik Deutschland (Mohr 1968)

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Kuczynski, Jürgen, Memoiren (Pahl-Rugenstein 1983)

Lever, Paul, Berlin Rules. Europe and the German Way (Tauris 2017)

Lewis, Michael, Liar´s Poker. Two Cities, True Greed: Playing the Money Markets (Coronet 1989)

Lillteicher, Jürgen, Raub, Recht und Restitution. Die Rückerstattung jüdischen Eigentums in der frühen Bundesrepublik (Wallstein 2007)

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Löffler, Bernhard, Soziale Marktwirtschaft und administrative Praxis. Das Bundeswirtschaftsministerium unter Ludwig Erhard (Franz Steiner Verlag 2002)

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Lütjen, Torben, Karl Schiller, »Superminister« Willy Brandts (Dietz 2007)

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Rossum, Walter van, Meine Sonntage mit »Sabine Christiansen«. Wie das Palaver uns regiert (Kiepenheuer & Witsch 2004)

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Scherzer, Landolf, Der Erste (Aufbau 1997)

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Schmähl, Winfried, Die Einführung der dynamischen Rente 1957: Gründe, Ziele und Maßnahmen. Versuch einer Bilanz (ZeS-Arbeitspapier 3/2007)

Schmidt, Helmut, Menschen und Mächte (Siedler 1987)

Schindelbeck, Dirk / Volker Ilgen, »Haste was, biste was!« Werbung für die soziale Marktwirtschaft (Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1999)

Schneidewind, Uwe, Die große Transformation. Eine Einführung in die Kunst gesellschaftlichen Wandels (Fischer 2018)

Schöllgen, Gregor, Gerhard Schröder. Die Biographie (DVA 2015)

Schöne, Jens, Die DDR. Eine Geschichte des »Arbeiter- und Bauernstaates« (Berlin Story Verlag 2014)

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Schürer, Gerhard et al., Analyse der ökonomischen Lage der DDR mit Schlussfolgerungen (SED-Politbüro 30. Oktober 1989)

Schulmeister, Stephan, Der Weg in die Prosperität (Ecowin 2018)

Schupp, Jürgen, Hartz IV – weder Rolltreppe aus der Armut noch Fahrstuhl in die Armut. In: Wirtschaftsdienst 2019, S. 247 – 251

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Simms, Brendan, Britain´s Europe. A Thousand Years of Conflict and Cooperation (Allan Lane 2016)

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Waigel, Theo, Ehrlichkeit ist eine Währung. Erinnerungen (Econ 2019)

Walter, Franz, Gelb oder Grün? Kleine Parteiengeschichte der besserverdienenden Mitte in Deutschland (transcript 2010)

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Walter, Franz, Die SPD. Biographie einer Partei von Ferdinand Lasalle bis Andrea Nahles (Rororo 2018)

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Wimschneider, Anna, Herbstmilch. Lebenserinnerungen einer Bäuerin (Piper 1984)

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I Was von der Nazi-Zeit übrig blieb

Deutschland ist nicht aus Ruinen auferstanden, obwohl es zunächst so aussah. Frankfurt sei »eine Toten-Stadt«, schrieb der amerikanische Journalist Robert Thompson Pell im April 1945. Die Gebäude seien zu 80 bis 90 Prozent zerstört, und »nach der Ausgangssperre um 19 Uhr schallen die Stiefel der GIs wie Schritte in einer Gruft«.1

Wie in Frankfurt sah es in vielen Teilen Deutschlands aus: 131 Städte waren bombardiert worden; etwa 560 000 deutsche Zivilisten sowie 40 000 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene waren dabei umgekommen.2 Doch so groß die Verwüstung war – nicht jeder wurde gleich hart getroffen. US-Journalist Pell stellte fest, dass in Frankfurt vor allem die Armen litten. »Die Reichen leben von all dem ziemlich unberührt in den Vororten oder den umliegenden Städten wie Bad Homburg oder Ursel; sie wohnen dort mit Dienern und haben fast allen Luxus.«3

Nach dem Krieg gab es keine Stunde null – zu groß waren die Kontinuitäten. Nicht nur der Unterschied zwischen Arm und Reich setzte sich ungebrochen fort – auch die deutsche Wirtschaft fing keineswegs bei null an. Trotz der immensen Zerstörungen hatten viele Fabriken weitgehend intakt überlebt, wie die Besatzer erstaunt notierten.

Bereits im April 1945 begannen die Alliierten, die Folgen des Bombenkrieges zu erfassen. Der US-Ökonom Moses Abramovitz reiste durch die schon besetzten Gebiete in Westdeutschland und hielt in seinem Bericht fest: »Die drei größten Betriebe der I. G. Farben in Frankfurt, darunter auch das große Werk in Höchst, weisen … fast keine Schäden auf.« Gleiches galt auch für »die Betriebe mit mehr als 250 Beschäftigten im Düsseldorfer Raum«.4 Die Zechen an der Ruhr hätten ebenfalls fast intakt überlebt.

Die Fabriken hatten den Krieg so unversehrt überstanden, dass sich die bundesdeutsche Wirtschaft nicht verstehen lässt, ohne die NS-Ökonomie zu kennen.

Das Deutsche Reich: Ein Schwellenland

Das Deutsche Reich war kein reiches Land. Bis heute wird gern so getan, als sei Deutschland schon immer – spätestens seit dem 19. Jahrhundert – eine voll entwickelte Industrienation gewesen. Tatsächlich war Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg in weiten Teilen noch ein Schwellenland, wie man es heute nennen würde. Zwar gab es Weltkonzerne wie Siemens, Krupp und I. G. Farben, die große Exporterfolge vorweisen konnten – daneben aber existierten Millionen von Bauern, die häufig noch sehr traditionell wirtschafteten.5

Heute wird diese Rückständigkeit gern vergessen und lieber eine Leistungsschau der deutschen Wirtschaft präsentiert. Die Abfolge der Superlative liest sich dann so: »In seiner Roheisenerzeugung hatte Deutschland 1903 England und 1913 sogar die USA überrundet. In der Stahlproduktion wurde Großbritannien schon 1893 eingeholt … Mehr als die Hälfte des Welthandels mit elektrotechnischen Erzeugnissen entfiel 1913 auf deutsche Lieferungen. Die Chemieindustrie hatte 1913 … vor den Vereinigten Staaten … den führenden Platz erreicht.«6

Diese industriellen Leistungen waren zweifellos imposant, aber lange Zeit prägten sie nicht die gesamte deutsche Wirtschaft, sondern waren eher Inseln in einem Meer von Kleinstbetrieben und einer oft armseligen Landwirtschaft.

Wie dürftig und hart das Leben auf dem Land war, hat die bayerische Bäuerin Anna Wimschneider 1984 beschrieben. Ihre Autobiographie Herbstmilch wurde zu einem Bestseller und mehr als zwei Millionen Mal verkauft, nicht zuletzt weil so viele Leser ihre eigene Kindheit wiedererkannten. Anna Wimschneider stammte von einem Hof, der nur neun Hektar Grund hatte – und dieser Besitz reichte in den 30er-Jahren noch nicht einmal, um die Familie zu ernähren. Das Essen war so knapp, dass die Kinder die Kartoffeln verschlangen, die eigentlich als Futter für die Schweine gedacht waren.7

Die Familie der Anna Wimschneider war kein Einzelfall. Wie der britische Wirtschaftshistoriker Adam Tooze berechnet hat, lebten 1933 rund zwölf Millionen Deutsche auf Bauernhöfen, die eigentlich zu klein waren, um einen angemessenen Lebensstandard zu sichern. Das waren 18 Prozent der Gesamtbevölkerung.8

Das Deutsche Reich war damals europäisches Mittelmaß – und längst nicht so weit entwickelt wie die USA oder Großbritannien. Diese Tatsache ließ sich auch schon messen. In den 1930er-Jahren entstanden die ersten Versuche, das Nationaleinkommen zu berechnen. Führend war der junge Australier Colin Clark, der 1938 zu dem Ergebnis kam, dass das Pro-Kopf-Einkommen gerade einmal halb so hoch war wie in den USA – und mindestens ein Drittel niedriger anzusetzen war als in Großbritannien. Auch die Schweiz, die Niederlande, Frankreich und Dänemark waren damals pro Kopf reicher als Deutschland. Ärmer waren hingegen unter anderem Österreich, Griechenland und Italien.9

Das Pro-Kopf-Einkommen zu Hitlers Zeiten lag etwa so hoch, wie es heute in Südafrika, im Iran oder in Tunesien ist. Allerdings geht es den Menschen dort besser, weil sie von der technologischen Entwicklung im Westen profitieren, die seither stattgefunden hat. Bei Bedarf können die Südafrikaner Computer, Atomkraftwerke oder Flugzeuge importieren, was in Hitler-Deutschland nicht möglich war. Tooze kommt daher zu dem Schluss: Der Vergleich mit Südafrika sei sogar noch »schmeichelhaft für die deutsche Situation« zu Hitlers Zeiten.10

Das Deutsche Reich war schlicht zu arm, um einen Weltkrieg zu gewinnen. Dennoch wollte Hitler von Anfang den Krieg, und sofort nach seiner Machtübernahme 1933 begann er aufzurüsten. Umfang und Geschwindigkeit waren einmalig: Nie zuvor waren in einem kapitalistischen Land in Friedenszeiten so große Teile des Nationaleinkommens in das Militär geflossen. In der Weimarer Republik hatten die Rüstungsausgaben weniger als ein Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung ausgemacht; unter Hitler stiegen die Militäraufwendungen bis 1939 auf 23 Prozent des Volkseinkommens.11

Binnen weniger Jahre wurden daher die Arbeitskräfte knapp. Wo eben noch Arbeitslosigkeit grassiert hatte, herrschte plötzlich Vollbeschäftigung. Im Januar 1933 hatte man noch knapp sechs Millionen Arbeitslose gezählt, 1934 waren es im Jahresdurchschnitt nur noch 2,7 Millionen. Ab 1937 meldeten alle Branchen, dass es an Beschäftigten fehlte – während die Arbeitslosenquote in den USA 1938 immer noch bei 19 Prozent lag. Nicht nur in Deutschland, auch im Ausland sprach man von einem »deutschen Wirtschaftswunder«. Selbst die Begriffe der Nachkriegszeit sind also nicht immer neu, sondern stammen zum Teil aus der NS-Zeit.12

Von diesem Wachstum profitierten die Arbeitnehmer allerdings kaum. Bereits 1933 wurden die Löhne eingefroren – und zwar auf dem sehr niedrigen Niveau der Weltwirtschaftskrise. Obwohl Vollbeschäftigung herrschte, ging es den Deutschen schlechter als in der Weimarer Republik: Der Konsum pro Kopf lag zu NS-Zeiten durchweg niedriger als 1928, während sich gleichzeitig die wöchentliche Arbeitszeit verlängerte.13

Das Wachstum kam vor allem den Unternehmern zugute: Zu NS-Zeiten explodierten ihre Gewinne, wobei die Jahre 1935 bis 1941 besonders lukrativ waren. Die Eigenkapitalrendite nach Steuern lag damals bei sensationellen 14 Prozent – was in der Bundesrepublik nie wieder verzeichnet wurde.14

Protest musste Hitler nicht befürchten: Die Arbeiter verglichen ihre Lage nicht mit den »goldenen Jahren« der Weimarer Republik, sondern mit den Entbehrungen der Weltwirtschaftskrise, als jeder Dritte arbeitslos war. Auch ein schlechter Lohn war besser als gar keiner. Die Vollbeschäftigung vermittelte ein Gefühl der Sicherheit, das viele Deutsche seit dem Ersten Weltkrieg nicht mehr gekannt hatten. Endlich glaubte man, sich keine Sorgen mehr machen zu müssen, ob der eigene Job morgen noch existieren würde.

Allerdings handelte es sich um einen Pseudo-Boom: Schon 1936 geriet die NS-Wirtschaft in einen Teufelskreis, aus dem sie nicht mehr herausfinden sollte. Die Aufrüstung verschlang Devisen, weil viele Rohstoffe importiert werden mussten. Um dieses Geld zu verdienen, hätte Deutschland seine Exporte steigern müssen – doch dann hätten die Industriekapazitäten gefehlt, um weiterhin aufzurüsten und Waffen herzustellen. Also blieb, zumindest aus Hitlers Sicht, nur der Eroberungskrieg, um den permanenten Mangel an Rohstoffen, Devisen und Arbeitskräften zu beheben.

Da alle Ressourcen in die Aufrüstung flossen, wurden selbst banalste Konsumgüter knapp. Bereits im Herbst 1936 bildeten sich »lange Schlangen unzufriedener Menschen vor den Lebensmittelgeschäften«, wie der amerikanische Journalist William Shirer berichtete: »Es gibt Mangelerscheinungen bei Fleisch und Butter, bei Obst und Fett. Schlagsahne ist verboten. Herren- und Damenbekleidung wird zunehmend aus Zellstoff hergestellt.«15

Normalerweise hätte es jetzt zu einer Inflation kommen müssen, weil die Nachfrage viel zu groß für das knappe Angebot war. Doch das NS-Regime verhängte 1936 kurzerhand einen generellen Preisstopp und diese Preise galten dann bis zur Währungsreform 1948. Die Inflation war damit aber nicht verschwunden, sondern wurde nur kaschiert.

Die meisten Deutschen befanden sich in einer seltsamen Situation: Sie hatten zwar Arbeit und damit Lohn, konnten ihr Geld aber nicht ausgeben, weil es in den Geschäften fast nichts zu kaufen gab. Also mussten sie sparen. Milliarden Reichsmark flossen jedes Jahr auf die Bankkonten. Hatten die Kundengelder bei den Kreditinstituten Ende 1939 bei nur 51 Milliarden Reichsmark gelegen, waren die Einlagen bis Herbst 1944 schon auf 160 Milliarden Mark angeschwollen.16

Die Banken hatten jedoch keine Möglichkeit, diese Geldfluten anzulegen – außer beim Staat. Investiert wurde nur noch in die Rüstung, andere Kreditnehmer gab es kaum. Es setzte eine geräuschlose Kriegsfinanzierung ein: Ahnungslos trugen die Sparer ihr Geld zur Bank, die die gleiche Summe an das Deutsche Reich verlieh, das damit Waffen produzierte. Von Anfang an war klar, dass die deutschen Sparer ihr Geld nur wiedersehen würden, falls Deutschland den Krieg gewann.

Zu Fuß in den Krieg

Doch so fanatisch Hitler den Krieg befahl – ein Sieg war nicht möglich. Deutschland verfügte zu keinem Zeitpunkt über genug Stahl und Rohstoffe wie Kupfer, als dass es gleichzeitig ausreichend Panzer, Schiffe, Flugzeuge und Munition hätte herstellen können.

Anfangs konnte diese strukturelle Schwäche noch durch »Blitzkriege« überdeckt werden: Deutschland begann den Zweiten Weltkrieg, indem es am 1. September 1939 Polen überfiel, das sich schon nach wenigen Wochen ergeben musste. Ähnlich rasant wurden 1940 Dänemark, Norwegen, die Benelux-Staaten und Frankreich unterworfen. Jugoslawien und Griechenland folgten im Frühjahr 1941.

Diese Siege bedeuteten strategisch jedoch nichts. Wie Hitler genau wusste, war der Krieg nur zu gewinnen, wenn es Deutschland gelang, die damalige Weltmacht Großbritannien zu erobern. Im Juli 1940 gab er daher den Befehl zur »Luftschlacht um England«, die zum ersten großen Fehlschlag geriet und schon nach zwei Monaten abgebrochen wurde. Zwar flogen die Deutschen weiterhin Bombenangriffe auf englische Städte, aber die geplante Invasion musste auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Hitler hatte eingesehen, dass er Großbritannien nicht einnehmen konnte.

Es war kein Zufall, dass Hitler ausgerechnet an Großbritannien scheiterte. Deutschland fehlte schlicht die Wirtschaftskraft, um die Briten zu besiegen. Deren maritime Übermacht war so erdrückend, dass die britischen Admiräle selbst in den dramatischen Sommermonaten von 1940 nicht die gesamte Flotte mobilisierten: Etwa die Hälfte der Schiffe blieb in Gibraltar, um bei Bedarf im Mittelmeer gegen die Italiener zu kämpfen, die mit Deutschland verbündet waren.17

Im Herbst 1940 herrschten die Deutschen zwar von Narvik bis zu den Pyrenäen und von Brest bis Warschau, aber selbst diese riesige Landmasse reichte nicht, um sich zu einer Weltmacht aufzuschwingen und England niederzuringen. Öl war weiterhin verheerend knapp – und es gab noch nicht einmal genug Lebensmittel. Hungern mussten allerdings nicht die Deutschen, die täglich mit 2 570 Kalorien18 versorgt wurden, sondern es traf die Menschen in den besetzten Gebieten. In Belgien und Frankreich betrugen die Rationen für »normale Konsumenten« ganze 1 300 Kalorien pro Tag, in Polen gab es 938 und für Juden nur 369 Kalorien.19 Mangel und Rassenwahn verquickten sich: Das Massensterben im Osten war gewollt, denn dort führte Hitler einen erbarmungslosen »Vernichtungskrieg«, wie er es ungeschminkt nannte.

Die Lebensmittel wurden unter anderem knapp, weil die Briten eine Seeblockade gegen den europäischen Kontinent verhängt hatten. Doch noch banaler war eine weitere Ursache: Nicht nur Menschen zogen in den Krieg – sondern auch Pferde, die dann auf den Feldern und bei der Ernte fehlten. Die deutschen Streitkräfte waren kaum motorisiert; es mangelte an Autos und Lastfahrzeugen, sodass Pferde die Munition und Waffen transportieren mussten. Allein am deutschen Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 waren nicht nur drei Millionen Soldaten beteiligt, sondern auch geschätzte 750 000 Pferde.20 Der Zweite Weltkrieg war der größte Pferdekrieg aller Zeiten.

Vollständig motorisiert waren allein die Amerikaner, die 1944 in der Normandie landeten. Die deutschen Soldaten hingegen saßen meist nicht in Panzern oder Autos, sondern gingen schlicht zu Fuß. Es war ein »Einmarsch« im wahrsten Sinne des Wortes.

Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion hatte das erklärte Nahziel, die eigene Versorgung mit Rohstoffen und Nahrungsmitteln zu verbessern. Die Idee war so simpel wie grausam: Geschätzte 30 Millionen Russen sollten verhungern, damit die Wehrmacht und die Deutschen in der Heimat ernährt werden konnten. Dieser »Hungerplan« war kein Geheimnis, sondern wurde ab Mai 1941 breit diskutiert: im Kreise der Staatssekretäre und mit den Generälen der Wehrmacht. Per Broschüre wurden auch die nachrangigen Befehlsempfänger informiert, dass die Ernte der Russen zu konfiszieren sei. Einwände hatte niemand: Die Slawen galten als minderwertige Rasse, und die Flächen bis zum Ural waren sowieso schon als deutscher »Lebensraum« eingeplant.21

Anfangs war die Wehrmacht optimistisch, dass sie die Sowjets in einem weiteren »Blitzkrieg« besiegen könnte. Generalstabschef Franz Halder war am 3. Juli 1941 sogar so euphorisch, dass er prognostizierte: »Es ist wohl nicht zu viel gesagt …, dass der Krieg im Prinzip bereits innerhalb von 14 Tagen gewonnen werden« könne.22 Es kam bekanntlich anders. Die deutsche Offensive geriet bereits Anfang August ins Stocken; ab Herbst blieb sie dann im Schlamm stecken, und im Winter erfroren viele Soldaten bei minus 40 Grad. Ende 1941 zählte die Wehrmacht fast eine Million Tote, Verwundete und Vermisste.

Wieder hatte Deutschland die eigene ökonomische Potenz überschätzt; die Sowjetunion war genauso wenig zu besiegen wie England. Der »Hungerplan« konnte daher nicht vollständig umgesetzt werden, dennoch kostete er Millionen von Ukrainern und Russen das Leben. Bereits in den ersten Wochen ihres »Unternehmens Barbarossa« hatten die Deutschen rund 3,3 Millionen Soldaten der Roten Armee gefangen genommen, die dann auf offenem Feld eingesperrt und nicht verpflegt wurden. Die meisten Kriegsgefangenen starben an Seuchen oder einen langsamen, qualvollen Hungertod.

Generalleutnant Friedrich Freiherr von Broich hat später in britischer Gefangenschaft plastisch beschrieben, wie die russischen Soldaten misshandelt und ermordet wurden: »Wir … kamen an einem Lager vorbei, wo 20 000 Gefangene saßen. Die heulten nachts wie die wilden Tiere. Hatten nichts zu fressen … Dann marschierten wir die Straße runter, da ging eine Kolonne von 6 000 völlig wankenden Gestalten, völlig ausgemergelt, sich gegenseitig stützend. Alle 100 bis 200 Meter blieb einer bis drei liegen. Nebenher fuhren Radfahrer, Soldaten von uns, mit der Pistole; jeder, der liegen blieb, kriegte einen Genickschuss und wurde in den Graben geschmissen. Alle 100 Meter war das.«23

Oberstleutnant Hans Reimann hatte einen Soldatentransport in der Ukraine miterlebt: »(Da) waren sechzig bis siebzig Mann in einem Viehwagen! Auf jedem Halt haben sie zehn Tote herausgezogen, weil die Leute aus Sauerstoffmangel erstickten … Auf den Stationen schauten die Russen aus diesen schmalen Luken heraus und brüllten wie die Tiere auf Russisch zu diesen russischen Einwohnern, die da standen: ›Brot! Gott wird euch segnen‹ und so weiter und schmissen ihre alten Hemden und ihre letzten Strümpfe und Schuhe heraus, und da kamen Kinder und brachten ihnen Kürbisse zu fressen. Die Kürbisse wurden hereingeworfen, und dann hörte man in dem Wagen nur noch ein Gepolter und ein tierisches Gebrüll, da haben sie sich gegenseitig wahrscheinlich erschlagen. Ich war fertig, ich habe mich in eine Ecke gesetzt und mir den Mantel über den Kopf gezogen. Ich fragte den Wachfeldwebel: ›Ja, habt ihr denn nichts zu fressen?‹ Er sagte zu mir: ›Herr Oberstleutnant, wo sollen wir was haben? Es war ja nichts vorbereitet!‹«24

Bis Februar 1942 waren weit mehr als zwei Millionen russische Soldaten umgekommen; bis zum Kriegsende stieg die Zahl auf 3,3 Millionen Tote – von insgesamt 5,7 Millionen Gefangenen.25 Hinzu kamen die vielen russischen Zivilisten, die in den besetzten und belagerten Städten starben, weil sie systematisch ausgehungert wurden. Allein in Leningrad kamen mindestens 700 000 Menschen um. Neben dem Massenmord an den Juden war die Hungerpolitik in der Sowjetunion das deutsche Kriegsverbrechen, das die meisten Opfer gekostet hat.

Der Untergang

Strategisch war der Krieg schon seit Sommer 1940 verloren, als es nicht gelang, England zu erobern. Doch erst Anfang 1943 erkannten auch die meisten Deutschen, dass mit einer Niederlage zu rechnen war. Die Schlacht um Stalingrad ist bis heute ins kollektive Gedächtnis eingebrannt und steht für das Ende der deutschen Großraum-Träume. Aus der Offensive wurde der Rückzug.

Im Osten verfolgte die Wehrmacht das Prinzip der »verbrannten Erde«. Tausende von Ortschaften und die gesamte Infrastruktur wurden zerstört, während sich die deutschen Soldaten aus der Sowjetunion zurückzogen. Zudem wurden etwa zwei Millionen Zivilisten verschleppt. SS-Führer Heinrich Himmler hatte im April 1943 die Losung ausgegeben, dass sich für die deutschen Truppen jetzt nur noch eine Frage stellte: »Wie nehmen wir dem Russen am meisten – tot oder lebendig – Menschen weg?« Seine Antwort lautete: »Wir tun das, indem wir sie totschlagen oder indem wir sie in Gefangenschaft bringen und wirklich der Arbeit zuführen.«26

Die sowjetischen Truppen marschierten daher auf ihrem Weg nach Westen fast zwei Jahre lang und 1 500 Kilometer weit durch Gebiete, die die Deutschen komplett verwüstet zurückgelassen hatten. Dann endlich war Ostpreußen erreicht – und die Russen fanden ein blühendes, unzerstörtes Land vor.27 Die spontane Rache der Roten Armee war furchtbar. Es kam zu Plünderungen, Massenvergewaltigungen und Brandschatzungen. Millionen Deutsche traten panisch die Flucht an und mussten ihre Heimat für immer verlassen. Doch so barbarisch sich die sowjetischen Soldaten verhielten – anders als Nazi-Deutschland hatten sie niemals einen Völkermord im Sinn.

Während die Wehrmacht im Osten von der Roten Armee zerrieben wurde, setzte im Westen die strategische Bombardierung der deutschen Städte ein. Auf der Konferenz von Casablanca hatten sich die USA und Großbritannien im Januar 1943 darauf verständigt, dass die Amerikaner tagsüber zielgenau Industrie und Infrastruktur attackieren sollten, während die Briten nachts großflächig die Wohngebiete der Deutschen zerstören würden.

Dieses Flächenbombardement war keine alliierte Erfindung. Die deutsche Luftwaffe hatte als Erste angefangen, die Zivilbevölkerung zu terrorisieren. Guernica, Warschau, Rotterdam oder Coventry waren bombardiert worden, obwohl dies militärisch wirkungslos war.

Die amerikanischen und englischen Luftflotten warfen im Zweiten Weltkrieg insgesamt 2 698 Millionen Tonnen an Bomben ab; die Hälfte fiel auf Deutschland.28 Trotzdem konnte das NS-Regime seine Rüstungsproduktion noch bis Mitte 1944 steigern, denn es erwies sich als schwierig, die deutschen Fabriken zielgenau zu treffen, weil sie durch Flugabwehrkanonen (Flak) meist gut geschützt waren.

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