cover
Für meine Söhne Vitus und Veverin
Liebe Leserin, lieber Leser
8
Kohlenhydrate
10
Zuckersüß
12
Pure Energie
16
Aus dem Vollen schöpfen
20
Zuckerbomben im Alltag
26
Gut gemacht!
32
Zuckerkrank
34
Fette
36
Macht Fett fett?
38
Gutes Fett
40
Böses Fett
46
Super-Fett selbst gemacht
48
Werde zum Nussknacker
52
EiweißE
54
Wofür brauchen wir Eiweiße?
56
Zu wenig des Guten
60
Eiweißquellen
64
Steinzeitdiät
66
Reise durch
unseren Körper
68
Unsere Zahnmühle
70
Vom guten Geschmack
74
In unserem Körper
80
Magen
80
Darm
83
Der Blutkreislauf
87
Gold und Edelsteine
des Essens
96
Mineralien und Vitamine
98
Mineralstoffe
100
Vitamine
105
Sekundäre Pflanzenstoffe
108
Inhalt
Gesundes und
ungesundes Essen
110
Wasser
112
Eine Orientierung
114
Die Ernährungspyramide
114
Lebensmittelampelsystem Nutri-Score
118
Vegetarische und vegane Ernährung
120
Wie man richtig kocht
126
Der Tag-Nacht-Rhythmus
132
Gifte im Essen?
134
Sola dosis facit venenum
136
Lecker, cremig, bunt und haltbar
140
Geschmacksverstärker
143
Konservierungsstoffe
147
Süßungsmittel
148
Aroma
151
Pestizide, Antibiotika, Arsen & Co.
154
Schwermetalle
154
Pestizide
158
Dioxine
158
Phtalate, PCB, PFT und vieles mehr
159
Arsen
159
Mineralöl
161
Medikamente in Tieren
162
Gifte durch Mikroorganismen
164
Betrug
166
Olivenöl
166
Thunfisch
167
Fake Food
170
Ernährungstipps
172
Tipps von Bas Kast
174
Meine persönlichen Tipps
176
Meine biomische Formel für dich
177
Rezepte
178
Glossar
182
Bildnachweis
188
8
Liebe Leserin, lieber Leser,
meine Großmutter sagte immer: „Wer alle
Tage Süßes isst, trinkt Kakao und kriegt
Schokolade, der weiß gar nicht, wann Sonn-
tag ist, und so was find ich schade.“ Eine
Lebensweisheit, die ich erst heute als Er-
wachsene so richtig verstehe: Wir leben in
einer Überflussgesellschaft, in der es alles
zu jeder Zeit gibt. Das ist fatal, denn tief in
unserem Inneren sind wir immer noch Stein-
zeitmenschen und für diese war vor allem
eins wichtig: möglichst viel zu essen.
Was damals half, um zu überleben, führt
heute allerdings dazu, dass wir krank werden.
Vielleicht hast du schon einmal von der
Krankheit Altersdiabetes gehört. Leider
bekommen sie inzwischen nicht mehr nur
alte Menschen, wie es der Name vermuten
lässt – der jüngste Patient der Welt war gera-
de einmal drei Jahre alt!
Krank kann aber auch folgendes Phäno-
men machen, das mein Freund Bas Kast als
„Eiweißverdünnung“ bezeichnet und auf
9
das er während der Recherchen für seinen
Bestseller Der Ernährungskompass gestoßen
ist: Unser Körper misst nämlich sehr genau,
wie viel Eiweiß wir essen. Erst wenn wir
genug Eiweiß zu uns genommen haben,
kommt das Signal: „Ich bin satt.“ Doch in
Zeiten von Tiefkühlpizza und Fertigessen
sendet unser Körper dieses Signal meist
viel zu spät. Warum das so ist und was das
für schlimme Auswirkungen haben kann,
kannst du in diesem Buch nachlesen.
Wir alle wollen sportlich, schlank und gesund
sein, doch in unserer Welt voll leckerer Ver-
suchungen ist das oft schwer. Damit es für
dich leichter wird und du nicht in die vielen
ungesunden Fallen tappst, habe ich dieses
Buch geschrieben. Du wirst sehen: Gesunde
Ernährung ist einfach und am Ende sogar viel
leckerer als alles andere. Und schreit der Stein-
zeitmensch in dir mal wieder allzu laut, kannst
du ihn mit der „Sonntagsregel“ meiner Oma
locker ausbremsen.
Viel Spaß beim Lesen!
Deine Katrin
Kohlenhydrate
Unser Treibstoff
12
KOHLENHYDRATE
H
ast du auch manchmal Heißhunger auf
Süßes? Mir geht es genauso, ich habe näm-
lich einen riesigen Kuchenzahn! Doch
warum ist ausgerechnet Süßes für uns so
unwiderstehlich? Das könnte uns ja auch
mit etwas Salzigem oder Saurem so gehen.
F
orscher haben etwas ganz Erstaunliches
herausgefunden: Zucker wird in unseren
Körpern zu einer Hälfte direkt als Energie
verwendet, zur anderen Hälfte aber in Fett
verwandelt. Vermutlich hat dieser Trick
unseren Vorfahren sogar das Leben gerettet
(siehe nächstes Kapitel) und ohne ihn gäbe
es uns vielleicht überhaupt nicht.
U
m das zu verstehen, müssen wir eine
kleine Zeitreise in unsere Vergangenheit
machen. Wir Menschen haben erst vor ca.
10.000 Jahren mit Ackerbau und Vieh-
zucht begonnen. Davor hatten wir Jahr
für Jahr dieselbe Sorge: Wie überstehen
wir den Winter? Denn es war uns unmög-
lich, Lebensmittel über mehrere Monate
aufzubewahren. Deshalb aßen wir uns im
Spätsommer und Herbst eine dicke Speck-
schicht an. Womit? Mit Obst, das am Ende
des Sommers in Hülle und Fülle zur Ver-
fügung steht und auch noch lecker süß
schmeckt. Wurde die Nahrung im Winter
knapp, zehrte unser Körper von unserem
Körperfett und wir überlebten.
O
bwohl das schon sehr lange her ist, tickt
unser Körper noch immer wie damals:
Sobald es etwas Süßes gibt, denkt er, der
Winter steht vor der Tür. Deshalb gibt er
den Befehl: Iss so viel Süßes, wie du kannst,
und werde so dick wie möglich! Süßes ist
also deswegen so lecker für uns, damit wir
gut über den Winter kommen.
Zuckersüß
Warum wir so scharf auf Süßes sind
Infokasten
Superschlaue Pflanzen
Pflanzen haben ein Problem: Sie können sich nicht bewegen. Und so müssen sie
ihre Samen dort runterfallen lassen, wo sie stehen. Damit ihre Nachfahren trotz-
dem auf Wanderschaft gehen können, wenden Pflanzen verschiedene Tricks an.
Der Trick von Obstpflanzen ist superlecker: Sie bauen süßes Fruchtfleisch um ihre
Samen. So werden sie von Tieren gefuttert. Die fliegen, laufen oder schwimmen
dann mit den Samen im Bauch herum. Und müssen irgendwann aufs Klo. Weil nur
das Fruchtfleisch verdaut werden kann, werden die Samen, beispielsweise Kirsch-
kerne, mit dem Häufchen ausgeschieden. So gelingt es Pflanzen, sich zu verbreiten
oder neue Gebiete zu erobern. Ganz schön schlau!
Tiere spielen Taxi für
Pflanzensamen und werden
dafür mit leckerem Frucht-
fleisch bezahlt.
KOHLENHYDRATE
D
er bekannte Forscher Lewis Cantley weist
darauf hin, was das in unserer heutigen
Welt bedeutet: Süßes gibt es das ganze Jahr
über. Und nicht nur in Form von Obst, son-
dern auch als Schokolade, Kuchen, Gummi-
bärchen oder Eiscreme. Süßes steht heutzu-
tage bei den meisten Menschen fast täglich
auf dem Speiseplan. Das Signal: „Hallo, iss
so viel Sü ßes, wie du kannst, damit du den
Winter ü berstehst!“ Umgekehrt sagen wir
unserem Körper mit jeder Süßigkeit: „Mach
mich fett!“
B
esonders die Fettzellen unter der Haut
sind für das Signal „Macht euch dick und
fett!“ empfänglich. Das ist noch so ein ge-
nialer Trick, denn indem wir das Fett direkt
unter der Haut lagern, bekommen wir eine
prima Isolationsschicht für den Winter und
müssen weniger frieren.
D
och wenn die Fettzellen unter unserer
Haut zu viel Süßes bekommen, sind sie
irgendwann voll. Dann versucht unser Kör-
per, das Fett woanders unterzubringen. Du
kannst das sehr gut bei vielen Erwachsenen,
manchmal aber auch bei Kindern be-
obachten (siehe Auf Spurensuche, S.15).
N
un passiert etwas sehr Gefährliches: Die
verfetteten Zellen in den Organen können
nicht mehr richtig arbeiten. Zum Beispiel
können die Zellen der Bauchspeicheldrüse
kein Insulin (siehe Infokasten auf Seite 59)
mehr herstellen und man wird zuckerkrank
(dazu mehr im Kapitel Zuckerkrank).
D
as, was früher ein Segen war, wird uns
nun zum Verhängnis. Aber wie genau funk-
tioniert dieser Trick eigentlich? Wie kann
aus Zucker Fett werden? Und ist Zucker
immer Zucker?
Wenn es um Süßes
geht, steckt unser
Körper noch in der
Steinzeit fest.
AUF SPURENSUCHE
15
Typische Speckrolle,
in der wir Energie für
schlechte Tage speichern.
Fasse dir doch mal an deinen Bauch. Kannst du in eine kleine,
weiche Fettrolle unter der Haut greifen? Das ist ganz normal und
gut so, denn dein Körper möchte immer ein bisschen Reserve haben.
Dadurch könntest du ohne Probleme ein paar Tage ohne Essen aus-
kommen. Solltest du unter dem Fettröllchen der Haut einen verhältnis-
mäßig festen Untergrund fühlen, dann ist Folgendes passiert:
Zwischen dem Darm und den inneren Organen sowie auch in ihnen
wurde Fett gespeichert. Es drückt von innen gegen die Bauch-
muskulatur. Bei viel Fett kann sich der Bauch fest und wie ein Ballon
anfühlen. Mit so viel Fett können die Organe nicht mehr gut arbeiten
und das ist ungesund.
Von innen prall
gefüllter Bauch - solcher
Speck gefährdet die
Gesundheit.
Pflanzensamen sind
pure Energie.
16
KOHLENHYDRATE
Z
ucker gehört mit zu der Stoffgruppe
der Kohlenhydrate, und wenn du dich um-
schaust, findest du Kohlenhydrate in allen
Dingen, die leben oder mal gelebt haben.
Genau genommen bestehen zwei Drittel
aller biologischen Dinge aus Kohlen-
hydraten. Ein Wald besteht fast nur aus
Zellulose, ein Kohlenhydrat, das du unter
dem Namen Holz kennst. Zellulose ist das
Hauptbaumaterial von Pflanzen und wir
nutzen es vielfältig als Baustoff, aber auch
für unsere Kleidung. Denn Pflanzenfasern
wie Baumwolle bestehen auch aus Zellulose.
E
ine weitere wichtige Gruppe ist die Stär-
ke. So wie Tiere ihre Energiereserven als
Fett anlegen, so speichern Pflanzen ihre
Energie als Stärke. Isst du zum Beispiel eine
Möhre, verzehrst du eine Wurzel, in der
eine Pflanze ihre Stärke gespeichert hat.
Wenn du eine Kartoffel isst, dann futterst
du einen Auswuchs des Pflanzenstamms, in
dem die Kartoffelpflanze ihre Stärke ge-
speichert hat. Aus Stärke besteht auch jedes
Brot. Denn um Mehl herzustellen, wurden
die Samen von Gräsern (z. B. Weizen oder
Roggen) klein gemahlen. Auch dort wurde
Stärke gespeichert, aber diesmal für die
Nachkommen der Pflanzen. Ihre Samen-
körner bestehen beinahe vollständig aus
Stärke.
Z
ellulose und Stärke sind sogenannte
Mehrfachzucker (Polysaccharide), dazu
gleich mehr.
Pure Energie
Was sind Kohlenhydrate?
AUF SPURENSUCHE
17
Eiszeit
Nimm zwei Schüsseln. Lass in einer eine Kugel deines Lieblingseises
schmelzen, lege dann in die andere eine kalte Kugel. Probier doch mal:
Schmeckt beides gleich süß oder ist eins davon süßer? Hast du eine
Idee, warum? Die Antwort findest du im Kapitel Vom guten Geschmack.
18
Z
u der dritten großen Kohlenhydrat-
gruppe neben Zellulose und Stärke gehört
der Zucker. Auch er dient den Pflanzen als
Speicherstoff. Eine Zuckerrübe besteht üb-
rigens zu fast 20 % aus Zucker, da kommt
kein anderes Gemüse mit. Daher wird aus
ihr auch unser Kristallzucker gemacht.
Normalerweise ist Zucker aber in Früchten
und du weißt ja auch schon warum.
Z
ucker ist übrigens ein Zweifachzucker
(Disaccharid). Nun schauen wir uns mal
an, was es mit diesen Zwei- und Mehrfach-
zuckern auf sich hat.
I
m Großen und Ganzen sind alle Kohlen-
hydrate aus Einfachzuckern (Mono-
sacchariden) aufgebaut. Die kennst du als
Traubenzucker. So ein Einfachzucker be-
steht aus einem Ring von sechs Kohlen-
stoffatomen. Alle Mehrfachzucker be-
stehen aus Ketten solcher Ringe – also Ring
an Ring, wie bei einer Kette. Diese Ketten
bilden die Zellulosefasern, aus denen Holz,
Seile oder Baumwollfäden bestehen. Sie
sind fest miteinander verklebt und dadurch
sehr stabil. Essen können wir sie nicht,
denn wir können sie nicht verdauen. Das
können nur Mikroorganismen.
W
eniger fest verklebt sind die Ketten, die
Stärke bilden. Sie können wir verdauen. Zu
Brot verbacken, ist Stärke richtig lecker.
Auch Zucker, gemeint damit ist der weiße
Kristallzucker, können wir verdauen. Als
sogenannter Zweifachzucker besteht er aus
zwei unterschiedlichen Einfachzuckern,
nämlich Glukose (Traubenzucker) und
Fruktose. Sie werden von unserer Leber
ganz unterschiedlich behandelt. Glukose
geht sofort weiter ins Blut und steht unse-
rem Körper als Energie zur Verfügung.
Fruktose aber wird in Form von Fett zu-
nächst in der Leber gespeichert. Das ist eine
super Idee, denn wenn wir in der Nacht
nichts essen und die Glukose irgendwann
verbraucht ist, gibt unsere Leber das Fett
wieder ab. Darüber freut sich besonders
unser Gehirn, denn das ist auch im Schlaf
recht aktiv und braucht deshalb Energie,
also Nahrung.
KOHLENHYDRATE
19
INFOKasten
„Weißes Gold“
Zucker, genannt „Weißes Gold“, musste früher über weite Strecken
nach Europa transportiert werden und war nur den Reichen vor-
behalten. Hergestellt aus eingetrocknetem Weintraubensaft und spä-
ter aus Zuckerrohr, wurde er meist in Apotheken verkauft. Erst 1747
änderte sich das: Der Apotheker und Chemiker Andreas Sigismund
Marggraf muss ein echter Zucker-Liebhaber gewesen sein! Denn
er begann, systematisch den Zuckergehalt von einheimischen
Pflanzen zu analysieren. Dabei entdeckte er die Runkelrübe,
heute besser bekannt als Zuckerrübe.
H
ast du schon mal was von Laktose ge-
hört? Sie ist ein Zucker, der in Milch
enthalten ist. Auch Laktose ist ein Zwei-
fachzucker und besteht aus einem Kohlen-
stoffring Glukose und einem Kohlenstoff-
ring Galaktose. Laktose schmeckt süß und
daher nennt man sie auch Milchzucker.
So, nun kennst du alle wichtigen Kohlen-
hydrate: Zellulose, Stärke und Zucker.
Fast drei Viertel des gesamten
Zuckers der Welt stammten von
Zuckerrohrpflanzen. Für ihren
Anbau muss vielerorts Regenwald
weichen. Wenig Zucker essen schützt
also auch die Umwelt. Am nach-
haltigsten ist Bio-Rübenzucker.
20
A
ls ich so alt war wie du, haben mich
Raumschiffe und alles, was mit Astronau-
ten zu tun hatte, unglaublich fasziniert.
Vor allem die Nahrung der Astronauten
fand ich genial: Sie war von allen Ballast-
stoffen befreit, um auf unnötigen Ballast zu
verzichten. Denn wo immer es ging, wurde
Gewicht gespart, weil jedes Gramm im
Weltall teuer mit Treibstoff erkauft werden
musste. Und so wurde Astronautennahrung
zu purer Energie. Hätten die Forscher
damals schon gewusst, was wir heute über
gesundes Essen wissen, hätten die Astro-
nauten mit Sicherheit etwas anderes be-
kommen.
B
allaststoffe sind nämlich überhaupt kein
Ballast, sondern eher das Gegenteil. Sie ent-
halten die kleinen, aber feinen Bestandteile
der Nahrung: Vitamine und Mineralien. Ich
finde, sie sind so viel wert wie Gold und
Edelsteine. Allerdings können wir auf Gold
und Edelsteine verzichten, Vitamine und
Mineralien sind dagegen unverzichtbar,
denn wir brauchen sie zum Leben. Wozu
wir sie genau benötigen, erfährst du im Ka-
pitel Gold und Edelsteine des Essens.
A
ber wenn Mineralien und Vitamine so
wichtig sind und sich hauptsächlich in den
Ballaststoffen befinden, warum spricht man
dann überhaupt von Ballast, also von einem
Gewicht, das irgendwie zu viel ist?
T
atsächlich handelt es sich bei Ballast-
stoffen um pflanzliche Stoffe, die wir nicht
verdauen können. Wir haben also über-
haupt nichts davon, sie zu essen. Das zu-
mindest haben die Forscher früher gedacht.
Heute wissen wir, dass viele dieser Ballast-
stoffe sehr wohl verdaut werden, allerdings
nicht von uns.
Ballaststoffe sind kein Ballast!
Aus dem Vollen schöpfen
KOHLENHYDRATE
Getreide zu mahlen
ist einfach.
21
D
as mag jetzt seltsam klingen, aber du bist
nicht allein! In deinem Darm, aber auch im
Magen, in der Lunge und auf deiner Haut
leben unzählige Mikroorganismen. Es
sind sogar mehr, als du selbst Körperzellen
hast. Doch dazu mehr im Kapitel Reise
durch unseren Körper.
D
iese Mikroorganismen verdauen viele
der Ballaststoffe. Man könnte sogar sagen,
dass wir sie mit Ballaststoffen füttern. Im
Gegenzug dafür bekommen wir zum Bei-
spiel besondere Fette, die uns vor Krebs
und anderen Krankheiten schützen. Un-
glaublich, ja, aber wahr!
INFOKASTEN
In deiner Nahrung sollten Ballaststoffe mindestens in einem Verhältnis 1 : 10,
besser noch 1 : 5 vorliegen. Also 20 % Ballaststoffe und 80 % Kohlenhydrate.
Basmatireis hat nur ca. 2 % Ballaststoffe, wohingegen Linsen ca. 40 %
Ballaststoffe besitzen.
Mit bloßem Auge zu erkennen:
Gesundes Mehl ist gröber als fein
ausgemahlenes Mehl.
Früher kam aus dem Kleiekotzer
der vermeintliche Abfall.
Kleie, das Wertvollste aus dem
Getreide, landet oft im Tierfutter.
22
L
eider schmecken uns Ballaststoffe nicht
besonders gut, meist sind sie bitter oder zu-
mindest langweilig. Ganz anders schmeckt
ein leckeres weißes Brötchen! Dafür wurden
die Pflanzensamen von ihrer Schale befreit.
Das, was danach übrig bleibt, ist die reine
Stärke des Korns. Dieses wird ganz fein zu
weißem Auszugsmehl zermahlen und zu
Kuchen, Weißbrot und Brötchen verbacken.
Was dabei auf unserer Zunge landet, ist
so locker, leicht und lecker, dass wir gern
mehr essen, als gut für uns ist. Der Ballast
sind hier die Schalen, also der Abfall, und
wir nennen ihn Kleie. Sie enthält unglaub-
lich viel Gutes. Meist landet die Kleie im
Tierfutter. Man kann sie aber auch kaufen.
Bei uns gibt es zum Beispiel jeden Morgen
einen Löffel Haferkleie ins Müsli.
W
as uns so gut schmeckt, ist für unseren
Körper leider gar nicht gut. Denn in den
sogenannten Auszugsprodukten wurden die
vielen lebenswichtigen Bestandteile vorher
entfernt. Aber nicht nur das: In unserem
Bauch wird das feine Auszugsmehl viel zu
schnell aufgelöst und gelangt als Glukose,
also als purer Traubenzucker, in unser Blut.
Damit unser Blut nicht überzuckert, gibt
die Bauchspeicheldrüse einen Botenstoff
ab, das Insulin. Er sagt all unseren Zellen:
„Achtung, macht die Tore auf, jetzt kommt
Zucker!“
V
ielleicht hast du schon einmal gehört,
dass sich Zuckerkranke nach jeder Mahlzeit
Insulin spritzen müssen. Sie tun das, weil
ihr Körper nicht genügend Insulin produ-
ziert und der Zuckerwert, also der Zucker in
ihrem Blut, gefährlich hoch ist.
KOHLENHYDRATE
INFOKASTEN
Die Mehltypen geben an, wie viel Mineralien in dem Mehl enthalten sind.
Dazu werden 100 g Mehl verbrannt. Das, was übrig bleibt, sind die Mineralien.
Sie werden gewogen. Bleibt ein Rückstand von 0,405 g übrig, nennt man die
Mehltype „405“, bleiben 1,6 g übrig, dann nennt man die Mehltype „1600“.
Je höher also der Wert, desto mehr Mineralien sind noch im Mehl und desto
gesünder ist es. Zum Kuchenbacken nimmt man meist das ganz fein aus-
gemahlene Weißmehl Typ 405.
Aufgepasst: Nicht jedes Brot,
das dunkel ist, enthält Vollkorn.
Oft ist es nur gefärbt.
24
T
agtäglich geht das so hin und her. Wir
nehmen Nahrung auf und unsere Zellen be-
kommen den Auftrag, sich für die Nahrung
zu öffnen. Das Problem sind die Extreme.
Wenn unser Zuckerwert in sehr kurzer Zeit
sehr hoch steigt, müssen wir sehr schnell
Insulin nachproduzieren. Dies können wir
zwar, aber auf unser ganzes Leben gesehen
ist es Stress, der auf Dauer krank macht.
V
iel besser ist es, wenn wir Essen zu uns
nehmen, das wir nur langsam verdauen
können. Vollkornprodukte, egal ob es
Vollkornmehl, Vollkornreis oder Vollkorn-
nudeln sind, behindern unsere Verdauung
auf natürliche Weise und erleichtern unse-
rem Körper die Energiegewinnung. Und
wir bleiben länger satt! Die Energie aus
unserer Nahrung wird nach und nach in
unseren Blutkreislauf entlassen, und so hat
unser Körper genau so viel Energie, wie er
braucht. Natürlich bekommen auch jetzt
unsere Zellen vom Insulin den Auftrag,
die Energie in Form der Glukosemoleküle
aufzunehmen. Doch die Insulinproduktion
ist nicht so hoch, und so fließt die Energie
langsam und koordiniert in unsere Körper-
zellen hinein.
B
esonders problematisch ist dieser Effekt
bei Getränken. Ihre Kohlenhydrate sind
schon flüssig und gelangen superschnell
in unsere Blutbahn. Aus diesem Grund
ist es ein großer Unterschied, ob du 1 kg
Äpfel isst oder einen halben Liter Apfelsaft
trinkst. Der Saft treibt deinen Insulinwert
sofort in die Höhe, wohingegen Äpfel reich
an Ballaststoffen sind und ihre Energie
langsam abgeben. Im nächsten Kapitel be-
kommst du noch ein paar weitere Beispiele
für versteckte Zuckerbomben.
KOHLENHYDRATE
AUF SPURENSUCHE
Finde ein Vollkornbrot!
Grundsätzlich gilt: Je dunkler das Mehl, desto mehr Ballaststoffe sind ent-
halten und umso gesünder ist das Brot. Die meisten Menschen wissen, dass
Auszugsmehl nicht gesund ist, und daher kaufen sie gern dunkles Brot. Echtes
Vollkornbrot schmeckt aber vielen Menschen nicht so gut. Deshalb sind die
Bäcker auf die Idee gekommen, Brot aus Auszugsmehl einfach mit Sirup zu
färben. Dieses Brot schmeckt lecker und sieht schön gesund aus. Leider ist
es aber nicht gesünder. Denn es besteht aus gefärbtem weißem Mehl und ist
somit aller wertvollen Bestandteile beraubt. Nun kommt dein Auftrag: Ver-
suche doch mal, im Supermarkt und beim Bäcker herauszufinden, welches
Brot wirklich aus 100 % Vollkorn hergestellt ist. Du wirst feststellen, das ist
gar nicht so einfach! Viele Bäcker wissen es überhaupt nicht oder wollen es
nicht verraten. Wenn du eins findest, probiere, wie es dir schmeckt.