ISBN 978-3-89997-600-7

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eBook-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim

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Inhalt

Vorwort

Horoskopkreise und Tierkreiszeichen

Die Theorien der Häuserbedeutung

Einführung in die Teilung der Himmelssphäre

Die Hemisphären

Die Quadranten

Eckstellung

Die Freuden

Ein historischer Überblick

Die Kardinalpunkte und die Bedeutsamkeit der solaren Philosophie Ägyptens

Die untere Himmelsmitte (IC): 4. Haus

Der Aszendent (AC): 1. Haus

Die Himmelsmitte (MC): 10. Haus

Der Deszendent (DC): 7. Haus

Aspekte und Pforten: 2. Haus / 8. Haus

Die Achse 2. Haus / 8. Haus

Planetare Freuden: 5. Haus / 11. Haus

Das 5. Haus

Das 11. Haus

Der König und die Königin: 3. Haus / 9. Haus

Das 3. Haus

Das 9. Haus

Abschluss und Niedergang: 6. Haus / 12. Haus

Das 12. Haus

Das 6. Haus

Häuserherrschaft in der Praxis

Das 1. Haus

Das 2. Haus

Das 3. Haus

Das 4. Haus

Das 5. Haus

Das 6. Haus

Das 7. Haus

Das 8. Haus

Das 9. Haus

Das 10. Haus

Das 11. Haus

Das 12. Haus

Die Häuserproblematik

Die Häuser als dreidimensionale Teilung des Raums

Schwierigkeiten bei der auf der Ekliptik beruhenden Teilung des Raumes

Die auf dem Raum beruhende Alternative

Projizierte Häuserteilungen: Zeitsysteme

Mach‘ es möglichst einfach!

„Starke Orte“ bei Ptolemäus und die Erweiterung des Einflusses der Häuser

Verwirrungen über die „Grenze der Eckstellung“

Die Kröte schlucken - auch wenn sie einem nicht schmeckt

Anhang A: Glossar

Anhang B: Die Planetenstunden

Die Berechnung der Planetenstunde

Anhang C: Al Birunis Ratschlag zur Ermittlung der Geburtszeit

Kapitel 524: Verfahren bei einer Nativität

Kapitel 525: Keine Geburtszeit - die Verwendung des Animodar

Literatur

Vorwort

von Robert Hand

Die Häuser sind in der modernen Astrologie der Baustein mit den größten Problemen, und doch sind sie zugleich einer ihrer grundlegendsten Bestandteile. Wer sich mit moderner Astrologie auskennt, weiß, dass die Debatte um die richtige Methode der Berechnung der Häuserspitzen lange getobt hat. Wir haben heute eine außerordentliche Methodenvielfalt: Koch, Campanus, Placidus, Regiomontanus, äquale Häuser, Meridianhäuser, Morin usw. Die genaue Lokalisierung der Häuser ist äußerst wichtig, denn sehr viele Techniken hängen von einer exakten Kenntnis der Häuserspitzen ab. Jedoch scheint die Astrologie auch heute der Lösung dieses Problems noch keinen Schritt näher gekommen zu sein. Aber das wissen wir alle.

Es scheint aber nicht so klar zu sein, dass sich das Häuserproblem nicht ausschließlich auf deren mathematische und astronomische Herleitung beschränkt. Wir haben auch ein zunehmendes Problem mit den Deutungsinhalten der Häuser. Besonders in den letzten Jahrzehnten setzte eine ernsthafte Verschiebung hinsichtlich der Bedeutung der Häuser ein. Wir geraten also nicht nur bezüglich der korrekten Rechenmethode in Widersprüche, sondern auch im Hinblick auf die Deutung der Häuser. Deborah Houlding befasst sich im vorliegenden Buch hauptsächlich mit diesem zweiten Problem, also den Unterschieden in der Symbolik.

Es ist nicht schwierig nachzuvollziehen, wie es zu dieser Situation kommen konnte. Ich selbst habe in meinen Anfangszeiten ganz ohne Häuser gearbeitet, weil mir ihre Interpretation und die Anordnung ihrer symbolischen Bedeutung wunderlich und willkürlich erschien. Doch sogar die Deutungen der Häuser, so wie sie uns seit dem 19. Jahrhundert überliefert sind, lassen zugrunde liegende Muster vermuten. Ich habe mich in meinem Buch Horoskopsymbole mit einigen davon befasst. Zum Beispiel sind allgemein gesprochen die Häuser über dem Horizont eher sozialer und kollektiver Natur, während die Häuser unter dem Horizont eher persönlich und individuell ausgerichtet sind. Häuser, die zueinander in Opposition stehen, scheinen zwei Aspekte ein und desselben Lebensbereiches zu sein. Häuser auf der linken (aufgehenden) Seite des Horoskops sind mehr mit den Taten des Geborenen verbunden, während die Häuser auf der rechten (untergehenden) Seite mehr mit der Erfahrung des Individuum zu tun haben usw.

Jedoch lässt keines dieser Muster sich für jedes Haus in jedem Abschnitt des Horoskops beibehalten. Jedes Bemühen, die Bedeutung der Häuser vernünftigen Kategorien unterzuordnen und eine Art zusammenhängender, theoretischer Grundlage zu schaffen, misslingt, weil eines oder mehrere Häuser nicht in ein bestimmtes Schema passen.

Deswegen ist die Versuchung groß, die Bedeutung der Häuser zu „berichtigen“, so dass jene Häuser, die nicht stimmig sind, passend gemacht werden können. Ich habe mehrere solcher Anpassungen in meinem Buch Horoskopsymbole1 vorgeschlagen, Vorschläge, die ich heute sehr viel zögerlicher machen würde. Es könnte sich letzten Endes herausstellen, dass wir diese Angleichungen vornehmen müssen. Aber zuvor sollten wir den Entstehungsprozess der Bedeutung der Häuser im Laufe der Geschichte gründlich verstanden haben.

Nachdem ich Zugang zu vielen der älteren Schriften im Original oder in Übersetzungen hatte, wurde mir klar, dass den meisten Studenten der Astrologie diese Möglichkeit leider verwehrt bleibt. Es ist also eine Diskussion über die Kernfrage der Interpretation der Häuser notwendig. Zusätzlich benötigen wir eine gute Zusammenfassung der Entwicklung ihrer Deutung im Laufe der Zeit. Diese gab es bislang nicht. Das vorliegende Buch schießt diese Lücke jedoch. Hier haben wir eine vorzügliche Kritik an der Tendenz jener modernen Astrologen, die mit der Tradition improvisieren und diese verändern, ohne dem, was die Tradition sagt, genügend Beachtung zu schenken. Der Großteil dieses Buches befasst sich mit der Geschichte der Interpretation der Häuserachsen und den unterschiedlichen Deutungsansätzen, die für jeden sichtbar dargelegt werden. Es kann in letzter Instanz zutreffen, dass die moderne Astrologie eigene Wege gehen muss, um eine Lösung für die Häuserproblematik zu finden. Aber lassen Sie uns das wenigstens erst dann tun – falls wir es tun müssen, wenn wir die Möglichkeiten der alten Überlieferungen ausgeschöpft haben. Nach diesem Buch, meine ich, gibt es keine Entschuldigung mehr dafür, die überlieferte Geschichte zu ignorieren. Ich würde mir wünschen, dass selbst jene Astrologen, die kein besonderes Interesse an traditioneller Astrologie, also der Astrologie vor 1700 haben, und die das Häuserproblem scharfer Kritik unterziehen wollen, diesen Schritt erst dann gehen, nachdem sie dieses Buch zu Rate gezogen oder selbst vergleichbare Forschungen betrieben haben.

Horoskopkreise und Tierkreiszeichen

Die Theorien der Häuserbedeutung

Jedes Gestirn wird freilich unter welchem Bild auch immer von den Häusern des Kosmos geprägt; das Haus überlagert Sternennatur, bringt Gaben und Schaden; die Sphäre durchwandelt Jedes Gestirn, erhält dort die Kräfte und schenkt sie dem Himmel.
Manilius2

Schon seit dem klassischen Altertum waren die Häuser einer der vier Hauptbestandteile der Astrologie. Zusammen mit den Planeten, Zeichen und Aspekten bildet ihre zwölffache Aufteilung der Himmelssphäre einen der grundlegenden Bausteine der astrologischen Deutung. Jedoch trotz all der vielen Bücher, die von der unentbehrlichen Botschaft der Häuser sprechen, existiert merkwürdigerweise nur sehr wenig in der zeitgenössischen Literatur, das eine echte Würdigung dieser ausschlaggebenden Bedeutung durch eine Darlegung fördert, woher deren Bedeutung kommt. Der Ursprung ihrer Symbolik wird kaum verstanden und von modernen Astrologen wurde nur wenig daran gesetzt, die Bedeutung der Häuser zu definieren und zu erforschen.

Es scheint so, als sei eine Tradition bezüglich der Charakteristik der Häuser aufgebaut worden mit wenigen oder gar keinen Gedanken daran, wie diese zu ihren überlieferten Deutungsinhalten kamen. Woher wissen wir, was sie bedeuten? Die meisten von uns lernen deren Auslegung am Beginn des Studiums, indem wir uns mechanisch auf ein System von Begriffen zur Häuserbedeutung besinnen, die wir im Gedächtnis verankern und in die Praxis integrieren. Wir lernen, dass das 2. Haus für Wohlstand und Finanzen steht – aber warum? Schwangerschaft gehört in das 5. Haus – aber warum? Gefängnisstrafen sind im 12. Haus, Tod im 8.Haus und Reisen im 9. Haus zu finden – aber wiederum ist es wichtig zu fragen, warum.

Stellt man solche Fragen einem Astrologen, dann variieren die Antworten von einem verwirrten „keine Ahnung“, über „weil das Zeichen dafür steht“ bis zu „vielleicht ist das numerologisch“. Nur wenige haben sich die Mühe gemacht, die Ursprünge und Entwicklung der Häuser zu erforschen und noch weniger empfanden es als eine Kernfrage, über die etwas geschrieben werden sollte.

Die meisten Astrologen würden mit mir darin übereinstimmen, dass eine exakte astrologische Praxis von einem gefestigten Verständnis der Grundprinzipien abhängt. Wo es uns an einer klaren Vorstellung der Grundlage der Hausbedeutung fehlt, verlegen wir uns darauf, neue Herrscher zuzuordnen. Als Stundenastrologin werde ich oft von Studenten um Rat gefragt. Sie wissen nicht, aus welchem Haus sie eine Deutung entnehmen sollen, weil ihre Denkweise verwirrt ist. Aber auch erfahrene Astrologen konsultieren mich, die mit der Entscheidung kämpfen, welches Haus in Horoskopen für ungewöhnliche Situationen relevant ist. Das Wissen um die Grundkonzepte beseitigt diese Zweifel, denn dadurch wird klar und offensichtlich, wo ein Merkmal des Lebens, sei es traditionell oder gegenwärtig, in das Häuserschema passt. Hierin liegt der Schlüssel zu einer erfolgreichen Astrologie: eine überzeugende und unzweideutige Anwendung ihrer Symbolik.

Unter den heutigen Theorien der Häuserbedeutung gibt es gegenwärtig nur zwei Ansätze, denen man eine Glaubwürdigkeit zubilligt. Der erste ist die ziemlich unbedachte Annahme, dass die Häuser mit den Tierkreiszeichen assoziiert werden und ihre Bedeutung daraus gewinnen. Auf diesen Punkt kommt Ralph William Holden in seinem Buch Astrologische Häusersysteme zu sprechen, wo er behauptet:

Beide [Häuser und Zeichen] repräsentieren einfach zwei Sichtweisen auf dasselbe Konzept, welche der Grundidee der Zeichen zu eigen ist, sei es Widder, Stier, Zwillinge oder eines der anderen Zeichen. … Folglich ist die Grundbedeutung für das erste Haus keineswegs ,Erscheinungsbild, Disposition, Aussehen, Körper, Gesundheit, Vitalität, oder körperlicher Zustand“, sondern einfach nur ,Widder’. Dies enthält schlussendlich alles, was gesagt werden muss.3

Zwar erlaubt die moderne Astrologie einen Austausch der Bedeutung zwischen Häusern und Zeichen, doch der Annahme, dass Häuser ihre Deutung von den Zeichen herleiten, wird in den klassischen Texten klar widersprochen, wo eine wesentlich strengere Unterscheidung leicht zu erkennen ist. Diese Theorie ist bestenfalls grobe Vereinfachung. Schlimmstenfalls verwischt sie die Ränder zweier vollkommen separater astrologischer Techniken, was zu einer flachen Symbolik führt, die so vage ist, dass sie kaum von praktischem Nutzen ist.

Verzerrungen schleichen sich ein, schwächen die Aussagekraft der Symbolsprache und gelangen schließlich zu allgemeiner Akzeptanz aufgrund der einfachen Handhabung. Finanzielle Angelegenheiten und nützliche Ressourcen werden nicht mehr nur auf das 2. Haus eingeschränkt, sondern durch die Assoziation „Stier herrscht über Wohlstand“ und durch Schlussfolgerungen auf die Venus ausgedehnt, so dass diese als natürlicher Signifikator für Geld angesehen wird. Diejenigen, die diese Idee fraglos angenommen haben, sollten eine Denkpause einlegen, bevor moderne Abweichler sich in weiteren Verästelungen verzweigen und wir den Bezug zu den Grundprinzipien völlig verlieren. Die traditionellen Herrscherbezüge bleiben ganz auf der Strecke, da sie mit der Sonnenzeichen-Theorie nicht erklärbar sind. Indem sie missverstanden werden, werden sie an Wert verlieren und werden wahrscheinlich durch ungeeignete Vorschläge ersetzt. Wenn wir nicht sorgfältig sind, dann wird alles, was streng genommen in das 5. Haus gehört, aber nicht mit der Symbolik des Löwen übereinstimmt, aus Bequemlichkeit gestrichen. Und dann müssen wir uns auch nicht mehr mit den Deutungen abmühen, die aus räumlichen Qualitäten hergeleitet werden.

Überprüfen wir exemplarisch die gedankliche Kette „2. Haus = Stier = Venus = Geld“. In antiken und traditionellen Texten beschreibt das Zeichen Stier keineswegs Wohlstand. Ebenso wenig würde ein Zeichen wie Fische für Gefängnisstrafen stehen. Zeichen und Häuser werden als zwei vollkommen verschiedene Begriffe verstanden, wobei jedes eine spezielle Rolle spielt. Die Zeichen sollen beschreibende Informationen über die Planeten liefern. Die Häuser sollen den Einfluss der Planeten lokalisieren und ein Gespür für deren Befähigung oder Unfähigkeit erbringen. Die alten Astrologen bezogen sich auf die Symbolik des Stiers in beschreibender Weise und waren der Auffassung, dass das Zeichen erdbetont, kalt, trocken, melancholisch, fest, weiblich, nächtlich, fix und ein tierisches ist. Da Stier ein Zeichen ist, das der fruchtbaren Frühlingsperiode angehört, wurde es als erzeugend, gemäßigt und fruchtbar angesehen. Stier herrscht über den Hals und beschreibt anschaulich einen Menschen mit breiter Stirn, großem Mund, dunklem Haar sowie einem starken Nacken. Man ging davon aus, dass Stier sturköpfige und halsstarrige Charaktere hervorbringt, die etwas schwerfällig sind, mit einem einfachen Gemüt und einer unveränderlichen geistigen Haltung, ganz ähnlich wie das Tier, das sie sinnbildlich darstellt. Die Ansicht, dass Stier über die Finanzen herrscht, ist eine neuzeitliche Idee, die man lediglich daraus ableitete, dass man das Zeichen mit dem 2. Haus identifizierte.

Versuchen Sie, einen Beleg in klassischen Texten dafür zu finden, dass der Planet Venus Handel oder Finanzen repräsentiert. Sie werden nichts dergleichen finden. Zieht man die inhärente Natur der Venus mit in Erwägung, dann ist Venus in kaum einer Weise ein Planet des Handels. Ja – Venus sucht den Luxus sowie all die schönen Dinge, die wir mit Wohlstand assoziieren. Aber dieser weiche, runde Planet kennt in geschäftlichen Angelegenheiten keine Gewandtheit. Sie kann uns dazu inspirieren, mehr auszugeben, als wir uns an erfreulichen Dingen leisten können, denn Venus würde alles für einen Wohlfühlfaktor opfern würde, aber dass sie der Planet des Genusses und der Freude am Luxus ist macht sie noch lange nicht zum Planeten für Geld und Kommerz. In der traditionellen Astrologie gereicht diese Ehre dem Merkur, dem traditionellen Signifikator für Handel, Tauschgeschäfte und Wechselverkehr und selbstverständlich auch für Geldbörsen, Schätze, Münzen und alles, was mit Währung zu tun hat.

Als ein weiteres Beispiel dafür, wohin dieses kunterbunte „Vermischen und Austauschen“ führen kann, wenden wir uns dem 11. Haus der Freunde und Hoffnungen zu. Wir sind in der Anwendung des Basiswissens so undiszipliniert geworden, dass wir uns fast verpflichtet fühlen, das 11. Haus einfach mit der Bedeutung des Wassermanns zu überlagern – eine Situation, die erst recht zu schweren Verzerrungen führt, wenn Uranus auch noch ins Spiel gebracht wird. Es wird gelehrt, dass alle drei eine ähnliche Bedeutung haben und jeder auf den anderen bezogen werden kann. In dem populären Astrologiebuch The New Complete Astrologer4 finden wir bei der Beschreibung von Uranus unter anderem die Begriffe: humanitär, freundlich und liebenswürdig. Wassermann wird als „nicht vorhersehbar, exzentrisch, rebellisch, widersprüchlich, taktlos und verderbt“ beschrieben – ein Austausch der Symbolik zwischen Planet und Zeichen, der den gängigen Häuserdeutungen einverleibt wird durch solche falschen Auffassungen wie dass das 11. Haus Erdbeben, Astrologie und soziale Rebellion regieren würde. Diese modernen Häuserzuordnungen werden in diesem Buch in Frage gestellt, da ihre Grundlagen unbewiesen und unzuverlässig sind. Wir sollten nicht davon ausgehen, dass Popularität von Grundregeln, die in modernen Textbüchern unablässig wiederholt werden, ein Hinweis für deren Vorzug ist, zumal Verleger gerne für eine Vereinfachung plädieren, um einen breiteren Markt zu erreichen. Die Verknüpfung der Hausbedeutung mit der Symbolik der Zeichen kann für diejenigen ganz nützlich sein, deren natürliche Neugier sich nur auf drei anstatt vier Grundprinzipien erstreckt.

Kommt es aber so weit, dass man gleichrangige Qualitäten von verschiedenen Grundbestandteilen des Horoskops ähnlich deutet, so führt dies lediglich zu einer endlosen Aneinanderreihung von schwacher Symbolik, was der Fantasie erlaubt, sich alles vorzustellen, was sie will. Dies lenkt aber nur von tiefer und ausführlicher Darstellung ab, die ein abgegrenzterer und systematischerer Zugang zu den Häusern erbringen kann.

Ein Rückgriff auf die Urprinzipien würde uns zwingen einzuräumen, dass Uranus viel eher zu der Beschreibung „nicht vorhersehbar, exzentrisch, rebellisch, widersprüchlich, taktlos und verderbt“ passt. Das würde zugleich für den Wassermann bedeuten, dass er seine Reputation als „humanes“ Zeichen zurückgewinnt, bekannt für Gunst, Taktgefühl und Geselligkeit. Die menschlichen Zeichen – die Luftzeichen – sind die stolzen Eigner einer bemerkenswerten Fähigkeit zu intellektueller Kommunikation sowie für zivilisiertes und rationales Denken, ganz anders als die animalischen Zeichen, die mehr zu sturem und aufsässigem Verhalten neigen, da es ihnen an den sozialen und geistigen Fähigkeiten der Luftzeichen mangelt. Indem wir zu den Ausgangsprinzipien zurückkehren werden wir auch einräumen müssen, dass kein Planet die Züge von „Liebenswürdigkeit“ und „freundschaftlicher Gesinnung“ weniger an den Tag legt als Uranus. Seine ersten Beobachter charakterisierten ihn an „böse“ und entzweiend in seiner Auswirkung. Uranus verursacht Trennung, und wenn er Spannungen löst, dann geschieht dies manchmal auf eine abrupte Weise, die man als schockierend, grausam und gewaltsam erlebt. Wenn wir auf die Ausgangsprinzipien zurückgreifen, dann müssten wir schließlich auch akzeptieren, dass die Planeten kennzeichnen, die Zeichen beschreiben und die Häuser örtlich bestimmen und befähigen. Dies können sie umso effektiver, wenn jedem seine Eigenheit zuerkannt wird. Bei seiner Erklärung zum Ursprung der Hausbedeutung hätte Ralph Holden nicht noch falscher liegen können – das 1. Haus hat sehr wohl mit „Auftreten, Aussehen, Veranlagung, Körper, Gesundheit und Vitalität“ zu tun und viel weniger mit Widder, als die meisten von uns denken.

Holdens Theorie ist nur in einem Punkt stimmig, es scheint nämlich bei den anatomischen Zuordnungen immer eine Verwandtschaft zwischen Zeichen- und Hausbedeutung bestanden zu haben. So werden sowohl das 1. Haus als auch Widder dem Kopf zugeordnet, das 2. Haus und Stier werden dem Hals zugeordnet usw. Aus diesem Grund hat William Lilly die Zeichen als Co-Signifikatoren für die Häuser bezeichnet, aber die Planeten, die er als Co-Signifikatoren feststellte, haben nichts zu tun mit den Zeichenherrschern. In seinem Werk wird den Verbindungen zwischen Zeichen und Häusern abgesehen von deren gemeinsamer Herrschaft über bestimmte Körperteile keine große Bedeutung zugemessen. Die Vorstellung, dass diese in einem allgemeineren Sinne gleichgestellt werden könnten, scheint erst während der Popularisierung der Astrologie im 17. Jahrhundert Fuß gefasst zu haben und ist seitdem langsam unser Denken eingesickert. Die Astrologen der Renaissance, die ihre Arbeit ernst nahmen, verwarfen diese Verdrehung der astrologischen Prinzipien und mahnten zur Vorsicht. Dies klingt ganz offensichtlich bei Nicholas Culpeper durch. Er schreibt im Jahr 1658:

Manche Autoren vertreten die Meinung, dass die Zeichen die gleiche Bedeutung haben in der Abfolge der Himmelshäuser, so dass Aries das Leben bezeichnet, Stier den Besitz, Zwillinge die Geschwister und kurze Reisen – alles weitere kennen Sie. Wahrlich, es ist meine Meinung, dass viele Autoren wundersame Dinge erfunden haben, und nachdem sie dies getan hatten, haben sie dies der Nachwelt als Wahrheit vorgesetzt. Diese wiederum hat es ohne weitere Erprobung übernommen und die Tradition in Plüsch und das arme Urteilsvermögen in Lumpen gekleidet. Ein Autor hat es so gesagt. Ergo ist dies wahr, ob richtig oder falsch.5

Ohne Rücksicht darauf, ob einige Astrologen es für nützlich halten, die Bedeutung von Zeichen und Häusern in dieser Weise anzuwenden, bleibt es eine historische Tatsache, dass sich die Bedeutung der Häuser nicht aus den Tierkreiszeichen heraus entwickelt hat, sondern dass die Zeichen angepasst und ausgeweitet wurden, um ihnen die Bedeutung der derjenigen Häuser einzuverleiben, die ihnen in der natürlichen Abfolge der Zeichen entsprechen. Wie wir anhand der Untersuchung der traditionellen Herrschaftsbezüge und der diesen zugrunde liegenden Prinzipien sehen werden, erlangten die Häuser ihre wesentlichen Deutungsinhalte durch die Eingliederung ganz anderer und sehr viel wichtigerer symbolischer Einflüsse. Ihnen ist eine wirkungsvolle Philosophie zu eigen, die wir sehr wohl erkennen dürften, wenn wir uns von vagen und unpräzisen Deutungsmöglichkeiten lösen und den Blick für zuverlässige und spezielle Details schärfen, die einen direkteren und praktischeren Wert haben.

Die zweite allgemein akzeptierte Theorie über die Entstehung der Häuserbedeutungen behauptet, dass sie das Ergebnis eines ursprünglichen „Lebenszyklus“ sind, der am Aszendenten beginnt und mit dem 12. Haus endet, wo wir uns zersetzen und in das Gefäß des Unbewussten auflösen, aus dem wir einst gekommen sind. Dieser Ansatz hat eine besonders populäre Anziehungskraft, da er eine psychologische oder spirituelle Wahrheit präsentiert und genügend unklar ist, um für jede aktive Imagination einen fruchtbaren Boden zu liefern. Diese Theorie wurde besonders von denjenigen Astrologen verfochten, die eine lockere Herangehensweise an Symbole bevorzugen, was eigentlich nur dann funktioniert, wenn man in der Lage ist, die traditionellen Herrscher in eine vollkommen neue Perspektive zu überführen. Howard Sasportas war ein berühmter Vertreter dieses Standpunktes. Er schreibt zum Beispiel in seinem Buch Häuser und Aszendenten, dass die Häuser ein Rad des Lebens darstellen, welches mit der Zählung der Häuser im Gegenuhrzeigersinn korrespondiert. Dies scheint mit den ersten Häusern auch gut zu funktionieren und wir erfahren: „Das Aszendentenzeichen symbolisiert eine Facette der Gesamtheit des Lebens, die im eigentlichen Sinne des Wortes Verkörperung durch das sucht, was in diesem Augenblick geboren wird.“6 Das zweite Haus weist auf unsere „Beziehung zu allem, was mit Geld und Besitz zu tun hat, also auf unsere Einstellung gegenüber der materiellen Welt und den Bedingungen, die wir in diesem Bereich antreffen“7 , im dritten Haus entwickeln wir unser „Ego-Bewusstsein“ usw.

Danach beginnt die Logik der Theorie abzudriften und bietet uns keine rationale Erklärung dafür, warum ausgerechnet das 8. Haus des Todes dem 10. Haus vorausgehen soll, welches mit Karriere und Berufung zu tun hat, oder warum das 5.Haus, dem Schwangerschaft und Kinder zugeordnet werden, dem 7. Haus von Partnerschaft und Ehe vorausgeht. Die Versuche, Tradition und die gegenwärtige Anwendung auszusöhnen, sind ausgeklügelt und Punkte, die dafür sprechen, werden mehr durch kreative Vermutungen als durch historische Forschung gerechtfertigt. Ich wiederhole, diese Theorie verlässt sich stark auf die modernen Herrscherzuordnungen, für die es im traditionellen System keinen Beleg gibt. Das führt zu immer weiterer Aushöhlung der traditionellen Häuserdeutung, anstatt die Hypothese tauglich zu machen.

Das erkennbare Versagen der derzeit vorherrschenden Theorien ist daran zu sehen, dass sie es vorziehen, die Deutungen, die während der gesamten Geschichte der Astrologie üblich und gängig waren, zu ignorieren. Um es passend zu machen, müssen wir unser Verständnis von den Deutungen zu etwas „entwickeln“, das so ziemlich genau das Gegenteil von dem ist, was die Astrologen früherer Generationen zugelassen hätten.

Abb. 1: Moderne, psychologische Bedeutung der Häuser

Abb. 1: Moderne, psychologische Bedeutung der Häuser

„Schaden, Tod und Kummer“, früher dem 8. Haus zugeordnet, nahm einen schnellen und dramatischen Entwicklungsweg und wurde zur „Transformation“ und dadurch zur „Sexualkraft“. Dadurch ging das traditionelle Empfinden für einen Niedergang verloren und eine starke Ausdruckskraft für neues Leben tritt an dessen Stelle. Anstatt zu versuchen, die Grundlagen der Haussymbolik zu entwirren, indem man deren Ursprünge, Entwicklung und überlieferte Anwendung in Erwägung zieht, scheint es einfacher zu sein, die Einzelheiten zu verändern, damit diese zu den Erklärungen passen. Aber es ist einfach unmöglich, die Prinzipien zu verstehen, die in den Hausdeutungen verankert sind, ohne einen ernsthaften Versuch zu unternehmen, die symbolische Perspektive zu erforschen, aus der heraus sie sich entwickelten. In diesem Sinne ist es wesentlich, dass wir uns der Problematik nicht mit der Haltung des Astropsychologen des 20. Jahrhunderts nähern, sondern mit der Kenntnis der philosophischen und kulturellen Weltanschauung jener Zivilisationen, die diese entwickelt haben. Ich meine die alten Zivilisationen, in denen ein wirkungsvolles Verständnis der universellen und kosmischen Gesetze mythologisch ausgedrückt wurde, was wir erst heute zu schätzen beginnen. Dadurch vertiefen wir nicht nur unser praktisches Wissen von ihrer Bedeutung, sondern ergründen auch die tiefen Einsichten, durch welche die Alten erkannten, dass die Lebensreise durch kosmische Muster und Zyklen gespiegelt wurde.

Der Zweck dieses Buches liegt darin, zu zeigen, dass keine der derzeit gängigen Theorien über Tierkreiszeichen und psychologische Lebenskreise als historisch stimmig angesehen werden kann, und dass keine der Theorien einen vollen und zuverlässigen Einblick in die „Grundzüge“ der Häuserdeutung gewährt. Ein Ziel des Buches ist es, wieder zur Kraft der traditionellen Perspektive zurückzufinden. In dieser Perspektive ist die astronomische und symbolische Würdigung der räumlichen Qualitäten in die Mitte unserer Kunst eingeschlossen, wie wir sie täglich in unserer Deutung der Häuser nutzen und die so selten unsere nachdenkliche Aufmerksamkeit und tiefe Achtung erfährt.

Einführung in die Teilung der Himmelssphäre

Leser, denen die traditionellen Techniken neu sind, werden die folgende Darstellung nützlich finden. Im Laufe des Buches werden wir darauf noch ausführlicher zu sprechen kommen. Verwendete Begriffe aus der traditionellen Astrologie werden bei ihrem erst-maligen Gebrauch erläutert und finden sich auch im Glossar (Anhang A).

Die Hemisphären

Die Himmelssphäre wird durch den Horizont in zwei Hälften geteilt.

Über der Erde: 7., 8., 9., 10., 11. und 12. Haus. Planeten in einem dieser Häuser kann man über dem Horizont sehen. Allgemein gilt ihr Einfluss als aktiver, kräftiger und mehr nach außen gekehrt (oder sozial). Das 10. Haus, das in Verbindung mit der Himmelsmitte gesehen wird, wird ganz besonders als „über der Erde“ gesehen.

Abb. 2: Der Horizont

Abb. 2: Der Horizont

Diese Hemisphäre ist auch als „diurnale Hälfte oder Taghälfte“ bekannt. (Diurnal bedeutet „entsprechend der Qualität des Tages und ist dem männlichen Prinzip ähnlich, indem ein direkter Ausstoß an Energie und ein expressiver Einfluss suggeriert wird).

Unter der Erde: 1., 2., 3., 4., 5. und 6. Haus. Planeten in diesen Häusern kann man nicht sehen und sie liegen unter dem Horizont. Allgemein gilt ihr Einfluss als passiv, subtil, verborgen und mehr im privaten Erfahrungsbereich. Das 4. Haus wird mit dem Imum Coeli gleichgesetzt und manchmal auch als „unter der Erde“ bezeichnet.

Diese Hemisphäre ist auch als „nocturnale Hälfte“" bekannt. (Nocturnal bedeutet „die Qualität der Nacht“ und ist dem weiblichen Prinzip ähnlich, indem eine sich zurückziehende Energie suggeriert wird.)

Die Himmelssphäre wird weiterhin auch durch den Meridian in zwei Hälften geteilt.

Aufsteigende Hälfte. 1., 2., 3., 10., 11. und 12. Haus. Die Himmelssphäre scheint sich während ihrer Tagesbewegung um den scheinbar stillstehenden Standpunkt des Beobachters zu drehen. Planeten in diesen Häusern steigen auf in Richtung Himmelsmitte, welche den höchsten Punkt bei ihrer täglichen Durchquerung des Himmels repräsentiert. Generell ist ihr Einfluss eher vital und auf die persönlichen Aktivitäten und Eigeninitiative ausgerichtet. Das 1. Haus, das auch mit dem Aszendenten gleichgesetzt wird, wird ausdrücklich als „aufsteigend“ bezeichnet.

Abb. 3: Der Meridian

Abb. 3: Der Meridian

Diese Hälfte ist auch als „orientale Hälfte“ (oriental im Sinne von östlich) bekannt, weil die Planeten im Osten über dem Horizont aufgehen. (Es gibt auch einen östlichen Quadranten – siehe unten). Da diese Hälfte mit den neu aufgestiegenen Planeten assoziiert wird, gelten die als östlich gekennzeichneten Planeten als Hinweis auf Jugend, Dynamik und erneuerte Kraftquellen.

Absteigende Hälfte. 4., 5., 6., 7., 8. und 9. Haus. Die Planeten in dieser Hälfte haben ihren höchsten Punkt bereits überschritten und steigen nun in Richtung Imum Coeli ab, welches den tiefsten Punkt im Horoskop im täglichen Himmelslauf der Planeten repräsentiert. Generell gilt ihr Einfluss als schwächer, eher destruktiv oder feindselig, und bezieht sich auf Erfahrungen, in die jemand anderes verwickelt ist oder die von jemand anderem angeregt wurden. Das 7. Haus, das auch mit dem Deszendenten gleichgesetzt wird, wird ausdrücklich als „absteigend“ bezeichnet.

Die Quadranten

Die Teilung der Himmelssphäre durch den Horizont und den Meridian ergibt vier Viertel oder Quadranten. Jeder Quadrant hat seine eigene Qualität und sein eigenes Temperament, was den Zyklus der täglich über die Achsen aufsteigenden und absteigenden Planeten mit den Jahreszeiten und den „Menschheitsaltern“ verbindet.

Der Einfluss der Quadranten fungiert nur als ein Unterbau zu den Hausbedeutungen, jedoch wird die Vertrautheit mit den folgenden Prinzipien nützlich sein für das Verständnis der in diesem Buch vorgetragenen Argumente.

Abb. 4: Die Quadranten

Abb. 4: Die Quadranten

Der sanguinische Quadrant. Er befindet sich zwischen Aszendent und Himmelsmitte und umfasst das 10., 11. und 12. Haus. Man nennt ihn östlichen (oder orientalischen) Quadranten, weil er mit dem Aszendent beginnt, der die Ekliptik im Osten schneidet. Er wird als „männlich“ klassifiziert und mit dem Vorgang des Aufstiegs assoziiert und deswegen symbolisch mit neuem Leben, aktivem Wachstum und Projekten im Anfangsstadium oder Personen in der Kindheit verknüpft. Bei den traditionellen Prognosetechniken werden Planeten in diesem Quadranten in Bezug zu jungen Menschen gesetzt oder sie beschleunigen die Auswirkungen der zeitlichen Abstimmung.8 Aktives Wachsen und Sprießen werden auch dem Frühling zugeordnet, sowie dem die Gesundheit erhaltenden sanguinischen Körpersaft, dem Blut, das mit dem Element Luft gleichgesetzt wird. In Einklang mit seinem Körpersaft wird der Einfluss, den dieser Quadrant auf die Planeten ausübt, als „warm und feucht“ bezeichnet.

Der cholerische Quadrant. Er reicht von der Himmelsmitte bis zum Deszendenten und umfasst das 7., 8. und 9. Haus. Er wird als südlicher Quadrant bezeichnet, da er am Medium Coeli beginnt, welches die Ekliptik im Süden schneidet9. Er wird als „weiblich“ klassifiziert. Obwohl er schon zum Deszendenten hin absteigt befindet er sich immer noch in der Taghälfte und wird deswegen symbolisch mit Aktivität, offenem Ausdruck und der Zeit zwischen Jugend und Erwachsenenalter assoziiert. Da dieser Quadrant mit dem blühenden Leben verbunden ist, gehört zu ihm der Sommer und der Hitze erzeugende Körpersaft, der mit dem Feuer zu tun hat. In Einklang mit seinem Körpersaft wird der Einfluss, den dieser Quadrant auf die Planeten ausübt, als „heiß und trocken“ bezeichnet.

Der phlegmatische Quadrant. Dieser befindet sich zwischen Deszendent und Imum Coeli und umfasst das 4., 5. und 6. Haus. Man bezeichnet ihn als den westlichen Quadranten, denn er beginnt am Deszendenten, der die Ekliptik im Westen schneidet. Er wird als „männlich“ klassifiziert und wird mit dem Lebensabschnitt zwischen Erwachsensein und Alter assoziiert. Er steht im Bezug zum Herbst und dem ausscheidenden Körpersaft, der dem Element Wasser entspricht. Folglich wird sein Einfluss als „kalt und nass“ definiert.

Der melancholische Quadrant.