Jörg Bernig

Roman

mitteldeutscher verlag

J Ö R G  B E R N I G, geb. 1964, lebt in Radebeul; Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und der Sächsischen Akademie der Künste; u. a. Eichendorff-Literaturpreis, Förderpreise zum Hölderlin- und Lessing-Preis; Gedichtbände »Winterkinder« (1998), »billett zu den göttern« (2002) und »wüten gegen die stunden« (2009), Romane »Dahinter die Stille« (1999), »Niemandszeit« (2002), »Weder Ebbe noch Flut« (2007), Erzählung »Die ersten Tage« (2007), Essays »Der Gablonzer Glasknopf« (2011)

2014

© mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH, Halle (Saale)

www.mitteldeutscherverlag.de

Alle Rechte vorbehalten.

Gesamtherstellung: Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale)

Umschlagabbildung: © Ray – Fotolia.com

1.  digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014

ISBN 978-3-95462-420-1

… in’s Jenseits im Diesseits, in den anderen Menschen,

in das Gespinst seiner Verschlossenheit.

Heimito von Doderer, Die Dämonen

This is the first thing

I have understood:

Time is the echo of an axe

Within a wood.

Philip Larkin, This is the first thing

Inhalt

Cover

Titel

Über den Autor

Impressum

Zitate

E i n s

Z w e i

D r e i

V i e r

F  ü  n f

S e c h s

S i  e b e n

A c  h t

N e u n

Z e  h n

E l f

Weitere Bücher

E i n s

Wenn einer aber erst einmal schwamm, dann war da nur das Wasser. Die Wasserfläche dehnte sich unüberschaubar weit aus. Vorher, vom Rand der kleinen Bucht, hatte er das andere Ufer noch gesehen. Es war zwar weit weit weg, aber wenigstens vorhanden. Wie eine Ahnung. Oder eine Möglichkeit. Er sprang ins Wasser, ließ sich lang ausgestreckt gleiten, tauchte auf und trieb seinen Leib mit kräftigen Schwimmzügen hinaus in den See.

Einmal sagte er, daß der See während des Winters geschrumpft sein müsse, er komme ihm kleiner vor als im letzten Sommer. Das war in jenem Jahr, in dem sie bis in den Herbst hinein zum See fuhren und noch an einem strahlenden Oktobertag in das schon kalte Wasser stiegen. Sie waren zu zweit. Und sie waren fünfzehn, sechzehn Jahre alt. Vielleicht siebzehn. Noch hatten die neunzehnhundertachtziger Jahre nicht begonnen. Glasklar lag der See bei ihrer Ankunft da, die Schilfstengel staken wie eingefroren darin oder wie von einem Künstler in Glas gegossen. Einzelne goldbraune Blätter trieben auf der Wasseroberfläche und klebten sich den Schwimmenden an die Schultern, blieben dort haften, so daß sie fröstelnd einander das Laub ablesen mußten, nachdem sie das Wasser wieder verlassen hatten.

»Seen schrumpfen nicht«, bekam er damals zur Antwort.

»Der Aralsee schon«, sagte er.

»Aber unserer hier nicht.« Es klang störrisch.

»Irgendwas muß es aber sein, daß er kleiner ist als im letzten Jahr«, meinte er mehr zu sich selbst.

»Das kommt dir nur so vor.«

»Was meinst du«, fragte er und rieb sich mit dem Handtuch so heftig ab, daß sich seine Haut rötete, »ob man das schafft?«

»Was schafft?«

»Na, rüberzuschwimmen.«

Er schirmte mit einer Hand seine Augen ab und ließ den Blick langsam über die Wasserfläche gehen, bis weit hinüber, dann nach links, nach rechts und zurück.

»Ich würd’s nicht riskieren«, hörte er sagen.

Wenn einer aber erst einmal schwamm, dann war da nur das Wasser. Die Welt bestand ganz aus Wasser, und selbst kleinere Wellen wirkten wie Gebirge, die sich endlos wegzogen. Darüber der Himmel. Nachts wäre selbst der verschwunden, weil die Schwärze des Wassers ununterscheidbar in die Schwärze des Weltalls überging. Da zu schwimmen, wäre das etwas anderes als der Aufenthalt eines Astronauten im All? Nur die Stofflichkeit des Wassers wüßte noch etwas von der Herkunft des Schwimmers. Wie würde es sich anfühlen, weit draußen weder das eine noch das andere Ufer zu sehen? Wie würde es sein, wenn das Woher – als Gewißheit – verschwand und das Wohin – eine Vermutung, eine Phantasie? – noch im Verborgenen lag? Wie würde es sein, wenn, irgendwo weit draußen im See, das eine so weit entfernt war wie das andere? Würden Annäherung und Entfernung dann eins werden? Er empfand bei dem Gedanken daran einen Kitzel, eine Aufregung, die sich vom Magen her ausbreitete und die nichts wollte als eine Aktion. Irgendeine. Und wie würde es an jenem Punkt sein, an dem die Arme schwer wurden, an dem ihre Züge immer weniger Wasser verdrängten, an dem die Beine tiefer ins Wasser hinabhingen und ihre Schwimmstöße rascher, aber wirkungsloser zu werden begannen?

›Ich würd’s nicht riskieren.‹ Die Worte, seit jenem Herbsttag vor dreißig Jahren hingen sie im Schilf an der kleinen Bucht fest, konnten sich nicht befreien, wisperten dort wie unerlöste Gespenster.

Nicht daß er ein schlechter Schwimmer gewesen wäre, im Gegenteil. Mindestens einmal die Woche ging er ins Schwimmbad und schwamm ohne Unterbrechung zwei Stunden auf der mittleren Bahn. Immer zwei rasche Schwimmstöße, dann einatmen, dann wieder zwei rasche Schwimmstöße, dazu zwei Tritte. Bei den Schwimmstößen war der Kopf unter Wasser, dazu atmete er kräftig aus. Zwei Stunden ohne Unterbrechung, das Tempo stets gleich, die Umgebung hinter seiner Schwimmbrille verwischt und, wenn die Sonne durch die großen Fensterscheiben des Schwimmbades hereinschien, in Licht aufgelöst. Nach einer halben Stunde verlor seine Arbeit dann für ihn ihre Dringlichkeit, gab sie die Verfolgung auf. Der hinter ihm liegende Unterrichtstag wurde löchrig und verschwand schließlich ganz. Nach einer weiteren Viertelstunde ließ er im Wasser auch die Gedanken an diesen Schüler oder jenen hinter sich. Es waren seit Jahren immer dieselben Sorgen, dieselben Versuche aufzufangen, wo es noch ging, dieselbe Kraft, die es bei Niederlagen aufzubringen galt, dieselbe Enttäuschung. Wenn all das hinter ihm im Wasser verkräuselte, dann dauerte es nicht mehr lange, daß auch die Probleme mit den Kollegen – mit manchen Kollegen – dort verwirbelten. Daß das Echo der stets endlosen Beratungen verstummte und daß der Zorn über die Fruchtlosigkeit manches wegberatenen Nachmittags oder Abends sich irgendwo verbarg. Nach diesen zwei Stunden dann aus dem Becken zu steigen mit dem Gefühl, daß Arme und Beine vor Kraft geschwollen waren, mit dem Gefühl eines Rückens, dessen Muskulatur sich wieder verfestigt hatte! Eine Zeitlang noch der Atemrhythmus wie im Wasser, er saß dann auf einer warmen Steinbank neben dem Becken und schaute aus dem Fenster. Vor einigen Jahren waren dort Bäume gepflanzt worden und herangewachsen, ihre Kronen bildeten im Sommer bereits eine undurchdringliche Wand, im Winter ein Gewirr aus Ästen und Zweigen, in dem sich einzelne Krähen hin- und herschaukeln ließen und durch das bei Sonnenuntergang der Himmel brechen konnte, als wäre es der allererste Abend der Welt.

Nie über den See geschwommen.

Nein, den Schwimmbadrhythmus würde er nicht durchhalten, also ging er es ruhiger an, viel ruhiger, damit er zwar langsamer schwimmen konnte, dabei aber nicht das Gefühl haben mußte, sich kaum von der Stelle zu bewegen. Die Bewegungen wie bei einem mechanischen Werk. Gleichmaß. Dazu das Geräusch des Ausatmens mit aufgeblähten Wangen. Trotzdem befiel ihn unterwegs Angst. Vielleicht war es auf halbem Weg zum anderen Ufer des Sees, vielleicht später, möglicherweise schon viel früher. Nichts war zu sehen, nur Wasser und Himmel. Wer da draußen schwamm, der war verlorengegangen, weg und wie nie dagewesen. Er legte sich auf den Rücken mit Armbewegungen wie Flügelschlägen und mit weit ausholenden runden Beinschlägen. Als Kind hatte er im Winter auf diese Weise Engel in den Schnee gemalt, das beruhigte ihn etwas, dann sah er, wie eine Möwe nicht hoch über dem Wasser nach Beute Ausschau hielt. Ihr Flug war harmonisch, bedächtig beinahe, sie drehte dabei den Kopf. Er war also nicht allein auf der Welt. Wieder zog er als Brustschwimmer weiter, aber die Kraft ließ nach, vielleicht hatte er die Trainingsstrecke seiner Schwimmbadstunden längst hinter sich gebracht. Wie weit war es tatsächlich bis zum anderen Ufer? Und was war weit? Das Wasser roch frisch, schmeckte aber ein klein wenig abgestanden. Vielleicht kam das von den Vogelkolonien auf der Insel her, die schon weit draußen im See lag. War er bereits daran vorbeigeschwommen? Er schaffte es nicht, sich aufzurichten und ein wenig über die Wasserfläche zu heben, um das festzustellen. Ja, vielleicht schmeckte das Wasser nach einer Spur Vogelreservat.

Toter Mann. Das hatte er noch von seinem Vater gelernt. Das Schwimmen und Toter Mann. Bald darauf war sein Vater selbst einer gewesen ... Auf dem Wasser liegend, die Beine geschlossen, die Arme ausgebreitet – nur die Hände fächelten ein wenig –, ließ er sich eine Zeitlang vom See tragen, dann schwamm er weiter, aber der Rücken schmerzte, und die Beine hingen schwer nach unten. Auch die Arme schmerzten nun, waren kraftlos, die Finger kalt, verkrampft und ihr abgestorbenes Weiß schimmerte wegen des Wassers grünlich. Er paddelte auf der Stelle, versuchte, ruhig zu atmen, aber die Angst ließ ihn ruckartig paddeln und atmen. Er drehte sich im Kreis, das Ufer, von dem er aufgebrochen war – längst schon irgendwo da hinten versunken. Nein, umkehren konnte er nicht, viel zu weit der Rückweg. Er schwamm weiter und hatte das Gefühl, daß ihm der Nacken brechen würde. Seit einer Ewigkeit hielt er nun schon den Kopf über Wasser, genauso, wie es die älteren Damen im Schwimmbad taten, damit die Frisur nicht beschädigt wurde, stocksteif schienen sie im Wasser zu stecken. Er bemühte sich, an anderes zu denken, aber die Rückenschmerzen umspannten nun alles von den Schulterblättern über die Rippen bis nach vorn zum Brustkorb, auch in der Nierengegend schmerzte es, ein reißender Schmerz, daß ihm schwarz vor Augen wurde.

Das Schwarz löste sich langsam auf, an seine Stelle trat als ein Fetzchen zwischen den kleinen Wellen das andere Ufer. Die Wellen waren zwar nicht größer geworden – der Wind hatte nicht aufgefrischt –, dennoch ragten sie wie ein Gebirge auf. Der Anblick des Ufers brachte den erhofften Adrenalinschub nicht, sondern ernüchterte ihn eher. So weit weg war es also noch! Und doch kam es näher, näherte er sich ihm, unmerklich, Stück für Stück. Er dachte an nichts mehr, schwamm, das Ufer lag bereits in Rufweite. Um zu rufen hatte er aber keine Kraft mehr, es war nur Gekrächz, was er hervorbrachte, und ein abgewürgtes Blöken. Seine Zehen tasteten nach jedem Schwimmzug, ob sie nicht endlich Grund bekämen. Er wollte winken, konnte aber die Hand nicht weit genug aus dem Wasser heben. So kurz vor dem Ufer untergehen? War das möglich? Brachten ihn seine Schwimmzüge überhaupt noch voran? Er bewegte sich in Panik. Er sah einen Jungen zwischen sich und dem Ufer auf einer Luftmatratze. Die Arme des Jungen kreisten wie Windmühlenflügel. Eine Frau rannte ins Wasser und sprang, ein Hechtsprung. Sie war verschwunden. Er stieß noch einmal einen Laut aus, dann kam – woher? – eine Welle, die riesenhaft sein mußte, sie verschluckte das Ufer, den Himmel ...

***

Der Deckel auf dem Espresso-Kocher hob sich einen winzigen Spalt, um einen kleinen Tropfen Mokka auf die Reise zu schicken. Das Tröpfchen lief dem Karikaturen-Männchen auf der Aluminiumkanne über den hoch in die Luft gestreckten rechten Zeigefinger, dann ein Stück weit den Arm des Männchens hinab und quer hinüber auf seine breite Nase. Es vertrocknete schließlich auf dem buschigen Schnurrbart. Aus dem Köcheln in der kleinen Kanne wurde ein Röcheln, eine letzte Wolke Wasserdampf stieg auf und mit ihr erfüllte Kaffeeduft die Küche. Über dem Herd hing eine Reproduktion jenes Gemäldes, auf dem Goethe hingeräkelt vor einer italienischen Landschaft liegt – fast wie die schlummernde Venus, aber mit Reisemantel und Reisehut bekleidet und nicht schlummernd, sondern posierend. Im Lauf der Zeit war von den aus Töpfen und Pfannen aufsteigenden Dämpfen eine Patina über das Bild gezogen worden, die ihm einen zarten Braunton gab. Auf den ersten Blick sah es tatsächlich einem alten Gemälde ähnlich. Susanne Anders beobachtete von der Tür aus die Meditation ihre Mannes über dem Espresso-Kocher.

Sie zögerte zu glauben, was sie sah. Gerade eben war sie doch noch eine Studentin gewesen, und jetzt sah sie ihrem Mann bei den Frühstücksvorbereitungen zu, und dieser mittelalte Mann, dieser Best-Ager, wie es so hieß, das sollte Peter sein? Seit mehr als zwanzig Jahren verheiratet, gab es einen Morgen wie diesen aber erst, nachdem die Kinder ausgezogen waren. Ein solcher Tagesbeginn hatte lange auf sich warten lassen, denn bald nach ihrer ersten Begegnung waren die Kinder gekommen, Jakob und Katharina. Sie gaben fortan den Takt vor, bestimmten auf Jahre ihren Rhythmus.

Sie lebten in einem grünen Stadtteil von Labenbrod. Ein paar hundert Meter vom Fluß entfernt, führten dort einige Straßen zum Wittenberger Platz hin, auf dem die Johanneskirche stand. Das Viertel war noch vor neunzehnhundertvierzehn begonnen worden, einige Häuser wurden sogar während des Krieges gebaut. Zum vierhundertsten Jahrestag der Reformation erhielten die neuen Straßen Namen wie Luther- oder Melanchthonstraße. Das waren die großen Adern der Gegend. Dann gab es noch die Gutenberg-, die Dürer-, die Cranachstraße. Ihr Haus schmiegte sich in die grünen Gärten der Paul-Gerhardt-Straße ein, die zur Lutherstraße hinführte, welche dann irgendwann den Wittenberger Platz erreichte, den angrenzenden Park passierte und von dort hinunter zum Fluß und stadtauswärts ging. Der Fluß im Süden, Weinberge im Norden. Dazwischen streckte sich Labenbrod aus, und von den Weinbergen waren die Umrisse der nur einige Kilometer stromauf liegenden Landeshauptstadt gut zu erkennen.

Es war ein gewöhnlicher Arbeitstag. Anders’ Unterricht begann jedoch erst zur dritten Stunde und Susanne mußte nicht vor dreiviertel neun in der Bank sein. Er hatte sich den Wecker gestellt, um das Frühstück vorbereiten zu können. Es war ein schöner Tag angekündigt worden, mit warmen angenehmen Temperaturen bereits am Morgen, und den, so hatte er am Abend zuvor nach dem Wetterbericht in der Tagesschau zu Susanne gesagt, könne man doch auch einmal wie einen Urlaubstag beginnen.

Er hatte seinen Espresso gleich während der Frühstücksvorbereitung in der Küche getrunken, auf der Terrasse genügte ihm ein Glas Mineralwasser. Leise war unter dem Vogelgezwitscher, das von überallher in den Garten hinter dem Haus fiel, das Prickeln und Platzen der kleinen Gasbläschen zu hören, das ferne Singen der Glaswand. Als Susanne auf der Terrasse erschien, lag eine Honigsemmel auf ihrem Teller, daneben auf dem Tisch die Zeitung. Die warme Milch in der Kanne. Susanne trug das Haar hochgesteckt, von einer großen Spange – ein Geburtstagsgeschenk ihrer Tochter – am Hinterkopf zusammengehalten. Sie war mit einem Kleid bereits für den Tag in der Bank angezogen und hatte im Vorübergehen den sparsamen Malachitschmuck dazu ausgewählt – eine dünne goldene Kette mit kleinem Anhänger, Ohrringe, ebenfalls nicht zu groß und mit einem ovalen Stein besetzt, sowie der dazugehörige schmale Armreif. Bevor sie sich setzte, gab sie Anders einen Kuß und stand gleich hinter ihm, um seine Schläfen leicht zu massieren. Er legte seinen Kopf in den Nacken und lehnte ihn an ihren Bauch.

»Hast du heute Anstrengendes vor dir?« fragte er mit geschlossenen Augen.

»Nein, nur das Übliche, aber zum Glück nichts Aufreibendes. Ist schon schön, wenn einem mal kein Handwerksmeister gegenübersitzt, dem man einen Kredit abschlagen muß, weil er sich völlig verkalkuliert und noch dazu keine Sicherheiten hat. Und bei dir?«

»Nichts Besonderes.«

»Du Armer.«

»Ich beklage mich nicht.«

»Ich weiß«, sagte sie und setzte sich an ihren Platz. »Danke«, nuschelte sie, nachdem sie von der Honigsemmel abgebissen hatte, goß sich Milch ein und verschwand hinter der Zeitung.

»Übrigens sollten wir mit unserem Urlaub nun langsam zu einer Entscheidung kommen. Es ist ja nicht mehr so schrecklich lange hin«, begann er.

»Könntest du dir das nicht gut vorstellen, erst zu den Kindern, dann nach Schweden?« fragte sie, ohne die Zeitung beiseite zu legen.

»Schon. Aber ich habe all die Jahre gehofft, daß wir uns, wenn die Kinder erst einmal selbständig sind, daß wir uns dann langsam von Schweden lösen könnten ...«

»Lösen ... Ich weiß schon, wohin.«

»Und?«

»Ich weiß nicht, warum, aber es zieht mich nichts nach Italien. Zu heiß, zu laut. Ich weiß es nicht, vielleicht ist es ein genetischer Defekt?«

»Meinst du deine Schweden-Obsession?«

Susanne winkte ab: »Paß mal auf, wir sind doch erwachsene Menschen. Wie wär’s, wenn du einmal allein nach Italien fahren würdest. Mach’ deine Sehnsuchtstour. Und wenn’s dir nicht gefällt, dann weißt du ja, daß ich in unserem schwedischen Holzhäuschen warte.«

Die Katze kam quer durch den Garten auf die Terrasse, stand kurz vor Anders’ Stuhl, schaute zu ihm hinauf und sprang auf seinen Schoß, wo sie sich lange unter dem Kinn kraulen ließ. Die Sonne wärmte die drei am Frühstückstisch, noch immer sangen die Vögel laut, wie sie überhaupt das ganze Frühjahr hindurch unablässig sangen, um erst mit Beginn des Brutgeschäftes gegen Sommer hin leiser zu werden. Vielleicht um Kräfte zu sparen, vielleicht um streunenden Katzen nicht das Versteck ihrer Nester zu verraten, vielleicht weil sie erschöpft waren.

»Wenn ich jetzt nicht aufstehe, dann bleibe ich für alle Ewigkeit hier sitzen«, sagte er und setzte die Katze sanft auf den Boden. Sie schaute ihn vorwurfsvoll an, peitschte den Schwanz hin und her, blickte aber gleich zu Susanne hinüber.

»Vergiß es!« sagte sie und schlug demonstrativ die Beine übereinander. »Du fusselst mir das Kleid voll. Geh in den Garten!«

Und die Katze trottete nach einer langen Sekunde, in der sie zu überlegen schien, tatsächlich in den Garten davon, wo sie sich vor einem Pfingstrosenbusch in die Sonne legte, die Pfoten beleckte und damit hinter ihren Ohren entlangstrich.

Anders war in der Zwischenzeit daran gegangen, die Kräuter und Pflänzchen, die sie in verschiedenen Terrakotta-Töpfen hielten, zu gießen. Er strich mit der Hand über den Rosmarin, sog dann den Duft ein.

»Es ist viertel neun«, sagte er, zupfte ein Blatt vom Basilikum und schob es sich in den Mund.

»Ja, leider«, sagte Susanne. »Wollen wir heute Abend etwas unternehmen?«

»Ich wüßt’ ja was ...«

»Ach du! Ich meine außerdem.«

Sie lachte, faltete die Zeitung korrekt zusammen und legte sie beiseite. Korrekt wäre wohl auch das Wort gewesen, das die meisten Bankkunden genannt hätten, mit denen sie bei Verhandlungen zur Kreditvergabe zu tun hatte, hätte wer sie beauftragt, etwas über die Anders zu sagen.

»Ich schau mal, was im Kino läuft. Soll ich Volker und Andrea fragen, ob sie mitgehen wollen?«

»Mach’ nur«, sagte sie. »Du hast Volker ja schon seit letzter Woche nicht gesehen.« Susanne hatte mit ihrer Neckerei recht, er hatte Volker nun schon einige Tage nicht gesehen. Seit ihrer Kindheit waren sie geschwisterlich aufgewachsen – ja, was für ein Wort!, brüderlich –, und als sie erwachsen waren, hatte es kaum einmal eine Woche gegeben, in der sie sich nicht gesehen oder nichts voneinander gehört hatten. Das gab es eigentlich gar nicht. Sogar im Urlaub telefonierten sie miteinander. »Soll ich dich nicht an der Schule absetzen?«

»Danke, ich fahre mit dem Rad«, sagte er.

Sie stand auf, räumte das Geschirr zusammen, und er gab ihr einen Kuß auf den Nacken.

»Du hast da was Grünes an den Zähnen«, sagte sie, als sie das Tablett nahm und Anders sie anlächelte.

»Du vergißt nicht, daß meine Eltern uns bald besuchen werden?«

»Nein, vergesse ich nicht, hab’s mir im Kalender dick angestrichen«, sagte er. »Wirst du es überstehen?«

»Wenn’s nicht wegen meiner Mutter wäre ...«

»Laß uns jetzt nicht daran denken. Es ist ein so schöner Morgen.«

Susanne nickte und trug das Tablett ins Haus.

Auf dem Weg zu seinem Arbeitszimmer, wo er seine Aktentasche hatte, schaltete Peter mit der vom Tisch gefischten Fernbedienung den CD-Spieler ein. Das Haus, noch immer von den Fenstern her lichtsatt, füllte sich augenblicklich mit Musik. No more I love yous. The language is leaving me, sang Annie Lennox und changes are shifting outside the words ... Die Katze streckte sich, auf der Seite liegend, vor dem Pfingstrosenbusch lang aus und ließ sich den Bauch von der Sonne wärmen. Aus dem weißen Bauchfell schauten kleine schwarze Flecken wie Augen heraus, zum Rücken hin war alles mit einem feinen braunroten Fellstreifen umrahmt, dahinter begann die grauschwarze Tigerung des Rückens. Vom Putzen war der Katze eine Ohrmuschel nach hinten geklappt, und das sichtbar gewordene Rosa des Gehörgangs leuchtete durch den Garten wie eine Blüte.

Susanne und Peter befanden sich nun schon seit einiger Zeit in dem, was sie für sich als ›Projekt‹ und als ›Neuerfindung‹ bezeichneten und was nichts weiter besagte, als daß sie dabei waren, ihr Leben neu oder anders zu ordnen. Da waren Kinder erwachsen geworden und eigener Wege gegangen. Die alte Ordnung, die sich mehr oder weniger – aber meistens mehr – an den Tagesabläufen von Tochter und Sohn festgemacht hatte, gab es nicht mehr. Von der Kleinkindphase abgesehen, während der sie rund um die Uhr gefordert gewesen zu sein schienen, die sie über weite Strecken in einem erschöpft und beglückt hatte, von dieser Phase abgesehen, lagen die Tage über fünfzehn Jahre hinweg gegliedert vor ihnen. Morgens das gemeinsame Frühstück, danach Kindergarten und Schule. Nachmittags Schulaufgaben und das, was sich die Kinder selbst ausgesucht hatten: Theatergruppe, Musikschule, Sportverein. Nicht zu vergessen die Freundinnen und Freunde, die Planungen für das Wochenende, die Übernachtungsgäste oder die auswärtigen Übernachtungen, am Freitagnachmittag auf dem Heimweg von der Schule vereinbart oder während der sich mehr und mehr häufenden Telefonate. ›Elternschaft als Transportunternehmen!‹ hatte Peter nicht nur einmal geklagt und bei denen, die sich in derselben Lebenssituation befanden wie Susanne und er, nur ein müd-wissendes Abwinken geerntet.

My aching heart would bleed for you to see, sang Annie Lennox. No more I love yous ... The language is leaving me in silence ...

Er warf im Arbeitszimmer wie jeden Morgen einen letzten Blick auf seine Materialien, unten hängte sich Susanne eine langhenkelige Tasche über die Schulter und kramte darin nach dem Autoschlüssel.

Changes are shifting outside the words …, klang es durch das Haus.

»Bis heut’ Abend«, rief sie. Sie hatte den CD-Spieler ausgeschaltet.

»Ja, bis dahin. Paß auf dich auf«, rief er zurück.

»Mach’ ich.«

Anders hörte, wie die Tür ins Schloß fiel und kurz darauf, wie der Wagen davonrollte. Mit einem Mal war es still. Es war eine so unerhörte Stille, daß er in seinem Arbeitszimmer innehielt und unbeweglich neben dem Schreibtisch stand. Diese völlige Stille flößte ihm Furcht ein und drehte augenblicklich den hellen Tagesbeginn um, machte aus dem Schönen wirklich bloß den Anfang von etwas Schrecklichem, denn sowie das letzte Geräusch verflogen war, schoß ihm durch den Kopf, daß nichts weiter als ein schäbiger kleiner Unfall genügte, um das, was er und Susanne seit mehr als zwanzig Jahren waren, mit einem Mal auszulöschen. Jetzt, in diesem Augenblick, wo Susanne aus der Paul-Gerhardtauf die befahrenere Lutherstraße einbiegen mußte. Oder später, wenn sie von dort auf die mehrspurige Ausfallstraße geriet. Eine einzige unkonzentrierte Sekunde genügte.

Anders stand regungslos in seinem Zimmer. Ein hochgewachsener Mann, der in seiner Jugend etwas Schlaksiges an sich gehabt haben mußte. Wie viele Hochgewachsene hielt er seinen Hals nicht gerade aufgereckt, sondern gebeugt, als wollte er seine Körperhöhe etwas verringern. Dabei war er noch nicht einmal einen Meter neunzig. Er war auch weit jenseits der Vierzig schlank geblieben. Seine schmalen, aber nicht zu kleinen Hände paßten gut zu den gleichmäßigen und langauslaufenden Gliedmaßen.

Er schüttelte den Kopf, als wäre er nach einem Sprung in einen See wieder aufgetaucht, wischte sich über das Gesicht und ließ die Schlösser an seiner Tasche geräuschvoll zuschnappen. Das Geräusch half ihm zurückzukehren. Er ging ins Bad, um sich noch einmal die Zähne zu putzen, schaute dort in den Spiegel und sah eine durcheinandergeratene Frisur – obwohl das dunkelblonde Haar schon bald nach seinem Dreißigsten schütter geworden war. Er schaute in den Spiegel und hörte Susanne, die ihm oft gesagt hatte, daß sie froh über seine Augenfarbe sei, wenngleich sie gar nicht so leicht zu bestimmen war. Es mochte ein dunkles Blaugrau sein. Vielleicht war es aber auch nur ein Grau. Wie auch immer, sie liebe diese Farbe. Er riß sich los von diesen Gedanken und fuhrwerkte mit der Zahnbürste so stark im Mund herum, daß es ein lautes, scharrendes Geräusch gab. Dann warf er sich noch einige Male kaltes Wasser ins Gesicht, trocknete es aber nur halb ab, denn nun war er doch spät dran, hatte in seinem Zimmer wohl länger herumgestanden, stocksteif und erstarrt.

Anders zog sein Rad aus dem Schuppen und warf einen Blick zurück auf den Garten, wo die Katze unter der Pfingstrose schlummerte, und noch immer war ihr eine Ohrmuschel umgeknickt, noch immer leuchtete es von dorther zartrosa. Er atmete erleichtert aus, sog dann tief Luft ein und radelte los.

Das alles war im Jahr vor dem langen, dem endlosen Sommer geschehen, als alles noch in Ordnung war, alles paßte und ineinandergriff. Die Welt lag zu diesem Zeitpunkt mit Koordinaten da, die sich lesen und bestimmen ließen, was nicht heißen sollte, daß es da nichts zu tun gab. Er fühlte sich gut, er fühlte sich kraftvoll wie seit langem nicht, und vielleicht war es nun an der Zeit, neben der Schule noch etwas anderes zu tun.

Changes are shifting outside the words ..., säuselte ihm Annie Lennox noch immer ins Ohr, aber da war er schon längst auf dem Weg. Ein halbes Jahr später sollte nichts mehr sein, wie es war.

Im Stadtrat waren sich alle einig. Damit das Gewerbegebiet eine bessere Autobahnanbindung bekam, mußte die Zubringerstraße dorthin ausgebaut werden. Um den Zubringer aber auszubauen müßten die Anlieger Teile ihrer Grundstücke abgeben. Da war es einfacher, eine neue Straße zu bauen, sie zwei Kilometer am Fluß entlanglaufen zu lassen und dort auf die alte Straße zu führen, wo es keine Anlieger gab, die dem Ausbau mehr einen Strich durch die Rechnung machen konnten. Die einzigen, die im Stadtrat die Entscheidung hätten blockieren können, waren zur letzten Kommunalwahl nicht gewählt worden. Für die Grünen interessierten sich einfach nicht genug. Gewerbegebiet hieß Beschäftigung. Und Beschäftigung war wie der Eichel-Bube im Skatspiel.

Der große Aufsteller vor René Kramers Weinhandlung war nicht zu übersehen. Kramer war ein Flußgänger. Wann immer er Zeit hatte, ging er hinunter zum Fluß, wühlte dort auf der Suche nach irgend etwas zwischen den Ufersteinen, saß mit einem Feldstecher auf dem Deich und beobachtete die Wasservögel, die in den strömungsarmen Schilfbereichen hinter den ins Wasser ragenden Halbinseln brüteten. Oder er sammelte Pflanzenblüten, die er trocknete und aus denen er im Winter Tee zubereitete. Oft ging er aber einfach nur neben dem Wasser her und genoß die Ruhe unten am Fluß. Ein paar Spaziergänger traf er dort, ab und an jemand mit Hund. Weiter vom Fluß entfernt und schon am Deich verlief der Radweg. Der Fluß zog hier durch die letzten Reste Aulandschaft, das Offene trat ganz dicht an die Stadt heran. Ein Refugium. Und mitten durch diesen Rest hindurch sollte der neue Teil der Zubringerstraße zum Gewerbegebiet führen, da waren sich die Fraktionen im Stadtrat einig.

»Diese Scheißer«, sagte Kramer zu einem Kunden, der seinen Wein verstaute und dabei auf den Aufsteller vor der Tür zu sprechen kam. »Kein Mensch wird gefragt. Das entscheiden sie einfach so. Keiner, der was dagegen sagt. Als wären es die Abgeordneten einer Einheitsliste, die dort im Stadtrat sitzen.«

Kramer sammelte Unterschriften gegen den flußnahen Verlauf der Zubringerstraße und spazierte dann mit einer Mappe voller Unterschriften in eine Stadtratssitzung. Er hatte sich nicht angemeldet, keinem der Stadträte oder dem Oberbürgermeister geschrieben. Er hörte den Stadträten lange zu, stand dann einfach auf und legte dem Erstbesten von ihnen die Mappe auf den Tisch. Zu welcher Fraktion der gehörte, war Kramer gleichgültig.

»Ohne mit uns, den Bürgern der Stadt, zu sprechen, planen Sie drauflos. Es kümmert Sie scheinbar wenig, wo Straßen verlaufen. Es scheint Sie auch nicht zu kümmern, was wir davon halten. Ich habe hier ...«

»Herr Kramer, wenn Sie bitte denjenigen die Bühne überlassen würden, die Ahnung haben.«

»Wer sagt, daß Sie Ahnung haben?«

»Ich bitte Sie. Werden Sie nicht unsachlich.«

»Ich möchte ja zur Sache kommen. Der Straßenverlauf ...«

»Herr Kramer – haben Sie übrigens bemerkt, daß wir hier bereits Ihren Namen kennen? Wir haben von Ihren und den Aktivitäten Ihrer Freunde gehört. Und wir haben während des Planfeststellungsverfahrens den Bürgern Gelegenheit gegeben ...«

»Die Unterschriften hier«, sagte René Kramer und klopfte mit den Fingerspitzen auf die Mappe.

»Welche Unterschriften?«

»Gegen den geplanten Straßenverlauf.«

»Soweit wir wissen, ist das keine ordnungsgemäße Unterschriftensammlung gewesen. Da könnten Sie und Ihre Freunde ja auch selbst ...«

Kramer winkte ab.

»Das, was Sie damals zum Planfeststellungsverfahren an Einwänden vorgebracht haben, war schon dünn genug. Was wollen Sie denn jetzt mit dieser Mappe und Ihrer Störung hier erreichen? Der Zug ist abgefahren. Die Straße wird so wie ausgewiesen gebaut. Oder wollen Sie lieber das Gewerbegebiet ruinieren und die Menschen, die sich dort ihr Brot verdienen, in die Arbeitslosigkeit stürzen?«

»Sie sollen wissen, daß es vielen Bürgern der Stadt nicht gefällt, was Sie tun.«

»Bitte, wir sind ein freies Land. Gewisse Dinge sollten aber den Fachleuten vorbehalten bleiben. Und mal unter uns: wenn es nach einigen Bürgern ginge, würden wir den elektrischen Strom wohl auch wieder abschaffen sollen.«

Kramer stand vor den Stadträten, hier und da blätterte einer in Papieren oder machte sich Notizen. Er nahm die Mappe wieder an sich und verließ den Ratssaal. Von den Zuhörern, die neben der großen Eingangstür gesessen hatten, standen einige auf und verließen mit ihm den Raum. Als sie die Tür hinter sich schlossen, hörten sie das Wort ›Stadtbürger‹ und ein Stimmengemurmel, das aber schnell abebbte.

»Weißt du was? Ich werde für den Stadtrat kandidieren.« Anders lehnte sich zurück und genoß die Überraschung auf Volker Linkes Gesicht, der sich nach einer kleinen Weile aber auf etwas zu besinnen schien und Anders skeptisch-spöttisch musterte.

»Du? Ich habe da noch im Ohr, wie einer sich immer und immer wieder gefragt hat, was um alles in der Welt einen Menschen dazu bringen könne, auf den Politikerstand herabzusinken. Hörst du das auch noch?«

»Ja, ich hör’s noch. Aber der Stadtrat ist doch etwas anderes als der Bundestag oder der Landtag. Ich meine, hier begegne ich dem Wahlvolk ja ständig.« Anders lachte und war guter Dinge. »Es ist wirklich etwas anderes, weil es weniger abstrakt ist. Das, worum es geht, ist überschaubar. Wenn du so willst, ist die Welt überschaubar, und auch die Geldmengen, über die man verhandelt, die lassen sich ja fast noch mit der Hand zählen.«

»Und für wen willst du kandidieren?«

»Keine Partei. Nicht, daß ich da nicht etwas für mich finden würde ... Naja, so einfach wär’s dann wohl doch nicht ... Nein, bei denen mußt du dich ja schon mit sechzehn hinten anstellen, wenn du auf einer Liste landen willst. Und vielleicht fängt es ja bereits damit an, daß du in jungen Jahren in den Funktionärsorbit geschossen wirst. Stallgeruch und all so was.«

»Stallgeruch ... ich weiß ja nicht. Hier geht’s ja nur um Labenbrod und bloß ein paar Sitze im Stadtrat«, sagte Linke.

»›Nur‹ und ›bloß‹. Dann laß dir doch mal von Pöltrer erklären, wie dort gehauen und gestochen wird, wenn es um die Stadtratswahl geht.«

Linke hob abwehrend die Hände. Er wußte, daß Uwe Pöltrer seit Jahren der lokalen Mittelstandsvereinigung vorsaß und von den Leuten seiner eigenen Partei aus dem Stadtrat verdrängt worden war. Linke hatte das immer darauf zurückgeführt, daß einer wie Pöltrer früher oder später jedermanns Sympathie verlieren mußte.

»Das mag ja in seiner Partei so sein. Da drängen sich doch die Wichtigen der Stadt nach allen möglichen Pöstchen. Jeder will zum Neujahrsempfang des Oberbürgermeisters eingeladen werden, jeder will auf sein Visitenkärtchen eine eminente Funktion gedruckt sehen. Da wird die Luft eben ein bißchen dünn«, sagte Volker Linke.

»Das ist bei den anderen nicht anders. Der Bihl blitzt bei den Sozis jedes Mal ab, weil sein Mitgliedsbuch zu jung ist. Wenn du mich fragst, sie wissen nicht, was sie an ihm verlieren. Einen besseren für Jugend, Freizeit und Sport finden sie schwerlich.«

»Na und du? Sag schon!«

»Wir machen eine Liste von Unabhängigen auf. Ganz einfach.«

»Wer ›wir‹?!«

»Kannst du dich noch an die Bürgerinitiative vor einigen Jahren erinnern?«

»Die wegen der Umgehungsstraße?«

»Ja, die. Als die Geschichte erledigt war, haben sich einige von denen weiter getroffen. Und damit es nicht nur ein Quatschklub werden würde, haben sie sich gegenseitig kleine Vorträge gehalten. Immer zu einem bestimmten Thema, aber aus den verschiedenen Gebieten heraus, auf denen sie tätig sind.«

»Was hattest du denn mit der Bürgerinitiative zu schaffen?«

»Als es um die Umgehungsstraße ging, nicht viel, hab’ sie halt unterstützt. Sie haben mich später dann einmal eingeladen, einen Vortrag zu halten. Zur Schule natürlich, und das übergreifende Thema war Bilder von der Welt

»Wirklich?« fragte Linke.

»Gut, was? Hab ich auch gedacht –›wirklich?‹. Das ist nichts aus dem Ärmel Geschütteltes, was die machen. Da hat ein Informatiker geredet, ein Pfarrer, eine Malerin, ein Psychologe, ein Geologe und ich. Alle zu ein und demselben Thema.«

»Und ihr seid jetzt die Unabhängigenliste, oder wie immer ihr euch nennt?«

»Wir nennen uns Stadtbürgerliste. Es geht uns um ein Stadtbürgertum, das von den Parteien hier in Labenbrod nicht vertreten wird. Sie können das wahrscheinlich gar nicht. Sie wollen an die Massen ran. Aber die sind nicht unbedingt, was wir unter Stadtbürgertum verstehen.«

»Aha. Wenn’s etwas Exklusiveres wird, dann steigst du in die Kommunalpolitik ein.«

Linke lachte, aber er wußte nicht genau, worauf das alles hinauslaufen sollte. Anders als Kandidat für den Stadtrat, meinte er das wirklich ernst?

»Das hat nichts mit Exklusivität zu tun! Aber warum sollte die Welt der Alphabetisierten immer von der Welt derjenigen bestimmt werden, die sich einen Dreck um das scheren, was uns interessiert und die es, wenn sie könnten, als nutzlosen Kram für Spinner verbieten würden. Da haben wir dann den Gedanken gehabt, daß man in einer Stadt doch vielleicht etwas erreichen könnte. Um nicht immer alles nur in sich hineinzufressen.«

»Und? Habt ihr schon einen großen Coup vor?«

»Wann hast du aufgehört, ins Theater zu gehen?«

»Bitte? Vor einigen Jahren schon, aber was ...«

»Eben. Du hast dich zurückgezogen und das haben andere auch. Weil sie nicht ständig irgendwelche Einfälle aus der x-ten Generation des Regietheaters um die Ohren gehauen bekommen wollten, weil sie nicht ins Theater gehen und dort das Umschreiben eines Stückes erleben wollten, dessen Verfasser sich nicht mehr wehren konnte, weil er schon tot war.«

»Du darfst den Wehrmachtmantel und den Chor der Arbeitslosen nicht vergessen!«

»Und den volkstümlichen Schwank. Du siehst, was ich meine. Der Coup ist der, daß es nicht für alles und jedes Geld geben wird, daß das Geld vielleicht besser verteilt wird. Überleg dir nur, was eine Inszenierung kostet – und wir haben ja bloß ein kleines Theater – und überleg dir, was wir damit machen könnten – Konzerte, ein paar Ausstellungen, einige Stipendien für Künstler.«

»Wollt ihr das Theater schließen? Dann könnt ihr als Finstermänner gleich einpacken. Die Bannerträger der ewig währenden Aufklärung werden euch plattmachen.«

»Wir wollen das Theater nicht schließen, wir überlegen nur, welche Möglichkeiten wir haben, uns Gehör zu verschaffen. Es geht um Respekt. Respekt vor der Kunst und vor uns, verstehst du? Warum soll denn die Ästhetik des Häßlichen das Normgebende sein?«

»Und sonst? Was habt ihr sonst vor?«

»Respekt – das ist das Wort. Das betrifft alles. Wer irgend etwas in unserer Stadt verwüstet, kann nicht mit unserem Verständnis rechnen. Wer andere überfällt und ausraubt, oder wenn Schüler andere Schüler schlagen, quälen und mobben, dann ist mit Verständnis nicht zu rechnen. Die Suche nach den Ursachen soll ja nicht wegfallen, aber die Suche nach den Ursachen darf die Sanktion nicht verhindern. Der Respekt vor den Tätern darf nicht größer sein als der vor den Opfern.«

»Jetzt klingst du wie Michael Douglas in einem amerikanischen Einer-gegen-alle-Krimi.«

Linke amüsierte sich. Nach und nach bemerkte er jedoch, daß Anders sich nicht mitamüsierte. Er schien vielmehr abzuwarten, daß Linke sich beruhigte und die Sache ernst nahm.

»Das sind große Kaliber, die ihr da auffahrt«, sagte der schließlich. »Glaubt ihr nicht, daß das eine Nummer zu groß ist? Es geht hier ja nur um Labenbrod, aber das, was ihr da wollt, das ist ja eher etwas für das ganze Land.«

»Stimmt, aber irgendwo muß es ja losgehen. Oder was glaubst du, warum immer mehr zu den Extremen an den Rändern laufen? Weil die Orientierungsangebote fehlen und mit der Orientierung die Identifizierung. Bei denen am Rand dürfen wir mit Verständnis nicht rechnen. Und Respekt ist denen auch fremd.«

»Aber du hast es ja selbst gesagt – Stadtbürgerliste. Ihr werdet ein paar Bürger erreichen, mehr nicht.«

»Das mag sein, ich bin mir aber nicht so sicher. Da fehlt etwas, da hängen die Fäden in der Luft und das ist nicht gut. Ich rede jetzt noch gar nicht davon, daß die unmittelbare Umgebung, das unmittelbare Umfeld vielleicht das letzte Refugium in einer Welt ist, die schier keine Grenzen mehr kennt. Du kannst hinschauen, wohin du willst – Irritation und Angst. Wir steuern auf unruhige Zeiten zu, da sollten wir ein wenig vorbereitet sein. Und versteh’ mich nicht falsch, ich halte das Prekariat oder die unteren Schichten – oder wie immer du sie nennen willst – nicht für bekloppt. Aber von da kommen keine Orientierungsangebote. Von daher kamen Nationalsozialismus und Kommunismus. Und heute kommt von dort der Terror.«

»Du wirst Ärger kriegen, das ist dir schon klar, Peter?«

»Ärger, Ärger! Geh mal in meine Schule und schau dir einige Kinder und einige Eltern an, dann weißt du, wovon ich rede. Vielleicht schaffen wir es ja, in unserer Stadt für einen Raum zu sorgen, in dem Respekt vor den anderen und vor dem, was uns umgibt, das erste Merkmal ist. Ich träume hier keine Idealwelt zusammen, ich habe nur die Nase voll, daß alles immer primitiver wird und dem nichts entgegensteht.«

»Habt ihr eine Chance?«

»Wirst du mich wählen?«

»Bleibt mir eine andere Wahl?«

»Wenn es sie gäbe, müßten wir ja nicht antreten, oder?«

Susanne Anders steuerte den Wagen gelöst und fuhr ruhig in den Tag hinein, im Autoradio wurden alte Songs gespielt, sie sang mit, wann immer sie sich an ein Stückchen Text erinnern konnte, tänzelte dazu auf ihrem Sitz hin und her, trommelte, wenn sie an Kreuzungen warten mußte, mit den Fingern den Rhythmus auf das Lenkrad. Ein paar Teenager mit rucksackartigen Schultaschen, die an sehr langen Gurten bis weit auf die Hüften hinabhingen, zeigten vom Fußweg zu ihr hinüber und lachten. Sie winkte ihnen kurz zu und zog sich augenblicklich wieder ganz in die Musik und in ihr Singen zurück. Sie winkte, als beendete sie eine Audienz, und die Teenager zogen weiter, als hätten sie das auch so verstanden. Dunkles hochgestecktes Haar über einem langen Hals. Singend in einem zügig und doch auch gemächlich dahinrollenden Wagen, eine schöne Frau um die Mitte vierzig. Zurückhaltend, aber doch bemerkbar, leuchtete Susannes Malachitschmuck, und irgendwo im Muster ihres leichten Kleides war ein Grünton versteckt, der dem Malachit im Schmuck ähnelte und der mit ihm ein Zwiegespräch zu führen schien. Sie würde rechtzeitig in der Bank erscheinen, so daß sie sich noch eine Tasse Kaffee mit den Kollegen genehmigen könnte.

Susanne leitete in der Bank die für die Kreditvergabe an Handwerker und Mittelständler zuständige Abteilung. Bei schwierigeren Konstellationen prüfte sie selbst die Vorhaben und Sicherheiten, beriet und half bei der Ermittlung der Belastungswerte, erklärte Fragen der Tilgung und all das. An manchen Tagen konnte es geschehen, daß innerhalb einer Stunde der Kleinmut und die Großmannssucht vor ihr saßen. Das eine so anstrengend wie das andere. Manche zogen enttäuscht ab, manche auch erbost, andere waren froh, an sie geraten zu sein. Bevor sie die Leitung der Abteilung übernommen hatte, war ihr Einfluß ein begrenzter gewesen. Unaufmerksamkeiten ihres Vorgängers war es zuzuschreiben, daß sich in ihrem Büro mehr als nur ein Kunde wiederfand, dessen Betriebsschiff an einer Klippe zerschellt war und das nicht nur, weil er sich bei der Entwicklung der Konjunktur verschätzt hatte und weil seine Kundschaft Aufträge zurückstellte, um das Geld erst einmal beisammenzuhalten. Mancher war angesichts der verhandelten Summen einfach nicht gewarnt und auf einen doch auch möglichen ungünstigen Ausgang der Geschäfte hingewiesen worden. Niemand hatte etwas davon gesagt, daß am Ende die Bank Haus und Hof als Sicherheit auch wirklich haben wollte. Gerade das, so erklärte sie ihren Kunden, sollte ihre Beratung vermeiden. Für die meisten war sie in dieser Position Hoffnung und Gegner in einem. Nun, wenn schon nicht Gegner, dann zumindest jemand, den man im Auge behalten mußte und zu dem man besser eine respektvolle Distanz wahrte. Sie wußte das und hatte vor langem schon aufgegeben, dieses Bild zu verändern. Vielleicht mußte es so sein, und vielleicht erleichterte das auch ihre Arbeit.

»Kaffee gewünscht?« fragte Michael Schubert, als sie in der zweiten Etage aus dem Fahrstuhl stieg.

Schubert war auf dem Weg in die kleine Küche am Ende des Gangs. Er leitete die Abteilung für die Vergabe von Krediten für Wohneigentum, Hausbau und Grundstückserwerb. Er war erst vor nicht allzu langer Zeit von der Konkurrenz zu Susannes Bank gewechselt, weil sich damit ein Aufstieg verband, auf den er bei seiner alten Bank noch lange hätte warten müssen.

»Gern. Mit viel Milch, bitte«, rief sie, schon in der Tür ihres Büros.

Kurz darauf saß er bei ihr und zeigte die neuesten Fotografien seines erst einige Monate alten Sohnes. Schubert war vierzig Jahre alt, älter wohl nicht, und als Vater ein Spätstarter. Daß er sich zunächst eine Karriere habe aufbauen wollen, hatte er, sich halb rechtfertigend, zu Susanne gesagt, als sie ihm zur Geburt seines Kindes gratulierte und das Gespräch darauf kam, daß es das erste war. Um Sicherheit sei es ihm gegangen. Sie betrachtete die Fotos – ein kräftiges Baby, mit nichts als einer Pampers bekleidet, das versuchte zu krabbeln –, und sie lachte ein warmes Lachen.

»Wie geht es Ihrer Frau? Das ist eine anstrengende Zeit mit so einem Kleinen. Schläft er schon die ganze Nacht durch?«

»Schön wär’s. Alle drei Stunden wird er wach und schreit.« Schubert sah mit einem Mal müde aus.

»Und Ihre Frau?«

»Offen gesagt, ihr geht es nicht besonders. Sie ist völlig fertig. Die Erschöpfung, wissen Sie ...«

»Es ist zwar kein Trost, aber es wird besser.«

»Und wann?«

»Irgendwann«, sagte sie und trank den Kaffee aus. Schubert blickte trübselig in seine Tasse, für den Bruchteil einer Sekunde nur, aber sie sah es. Dann schwenkte er die Tasse ein paar Mal und stürzte den Kaffeerest hinunter, als wäre es ein Schnaps.

»Machen wir uns an die Arbeit, oder?« sagte er.

In der Tür drehte er sich noch einmal um, aber Susanne bemerkte das nicht, sie hatte ihm bereits den Rücken zugekehrt, stand an einem Regal und zog einen Leitz-Ordner heraus. Dunkles hochgestecktes Haar über einem langen Hals, eine schöne Frau Mitte vierzig. Er drehte sich schnell weg und ging.

Hatten sie nicht erst gestern noch das Frühjahr im Garten genossen und immer wieder ausgiebig auf der Terrasse gefrühstückt, und nun lagen sogar Anders’ Sommerferien schon einige Zeit zurück, während der sie sich weder für Schweden noch für Italien hatten entscheiden können. Es ging auf neun, als Anders mit dem Fahrrad zum Gymnasium unterwegs war, die Geschäftigkeit des morgendlichen Aufbrechens hatte sich bereits gelegt, es war unaufgeregter als noch eine Stunde oder anderthalb Stunden zuvor, der Autoverkehr hatte sich wieder beruhigt. Die meisten Kinder waren bereits in den Schulhäusern verschwunden und Fußgänger um diese Zeit kaum je unterwegs. Die Vorstadt lag menschenleer links und rechts der Straßen, durch die Anders radelte, immer wieder tauchte er in Wolken von überreifen und vergorenen Früchten ein, es schwappte über Zäune, Mauern, Hecken. Vereinzelt pfiffen Vögel, ein Singen wie im Frühjahr war das jedoch schon seit dem Sommer nicht mehr. Bereits seit einiger Zeit stand die Luft wie leer, auch die langen Sriii-Rufe der Mauersegler gab es nicht mehr zu hören. Gelegentlich aber mischten sich aus den Gärten, die hinter den Häusern und straßenseitigen Bäumen verborgen lagen, Geräusche in die mit dem leiser werdenden Vogelgesang verstummende Luft. Da hämmerte es und dort kreischte eine Kreissäge. Die Zurüstungen zum Winter verabschiedeten den Sommer vollends. Anders fuhr ruhig und gleichmäßig mit einem Gefühl, daß von ihm nichts erwartet wurde, nichts, nur daß er auf seinem Rad blieb und durch diesen Morgen fuhr, den Duft einsog, die Geräusche sammelte, die frühherbstliche Sonne aufnahm. Von irgendwoher hallte etwas über das alles hin, es dauerte einige Sekunden, bis er den Ton zuordnen konnte. Jemand wetzte eine Sense, vielleicht zum letzten Mal im Jahr, dann konnte die Wiese dämmern. In wenigen Wochen würde sie vielleicht schon in tiefem Schlaf liegen. Tatsächlich ließ jemand einen Wetzstein über ein Sensenblatt tanzen, und dieses laut singende Kratzen schnitt ohne Schmerz in den Tag. Es schien von überallher zu kommen, erst nach und nach lokalisierte er die Gegend, in der ein unsichtbarer Schnitter sich über eine Wiese hermachte. Es lag nun schon Jahre zurück, daß er gehört und gesehen hatte, wie eine Sense gewetzt wurde, und immer schon, bereits von Kindheit an, war ihm das ein Geräusch, das von weither kam. Ein Anfangsgeräusch war ihm das, und immer schon wußte er, daß dieses Geräusch seit Ewigkeiten von Menschen erzeugt wurde und daß es von Anstrengung sang, aber auch von einer enormen Freude. Dennoch war es nichts weiter als ein kleiner Rest, eine Spur des Gewesenen, die sich im Getöse der wie eine Armee über die Getreidefelder vorrückenden Erntemaschinen nicht mehr entdecken ließ. Er radelte langsamer, um noch den letzten Ton auffangen zu können, der da über einem Fleckchen Vorstadt hing, ein Urgeräusch, und nicht weit entfernt davon fuhren Straßenbahn und Bus, nicht weit weg zog ein Hochgeschwindigkeitszug über glitzernden Stahl, und gleich über dem hintergärtlerischen Urgeräusch hielten Empfangsschüsseln auf den Häuserdächern die Verbindung zu Satelliten, die Neuigkeiten noch aus dem letzten Winkel der Welt sogen. Über all dem und in den Himmel geworfen lag ein Netz von Kondensstreifen, das die Flugzeuge auf ihren Wegen nach Berlin oder Rom, nach Warschau oder Paris hinterlassen hatten. Aber vielleicht waren sie gar nicht zu diesen Orten unterwegs, vielleicht waren sie bloß fliegende Sammeltaxis und schleppten in einer enormen geriatrischen Migration Vorruheständler und Rentner auf Mittelmeerinseln, wo diese dann überwinterten, um erst mit dem Frühjahrszug der Vögel zurückzukehren. Wie auch immer, da hinein klang der Alphaton, den der Wetzstein auf einer Sense erzeugte. Er klang hinein als ein Kurzschluß der Zeit.

Rom und das stolze Karthago. Nach der Hofpause Weimarer Republik. Und am Nachmittag dann die Beifreiungskriege. Das war der Tag, der vor ihm lag. Am Abend würden sie vielleicht mit Volker und Andrea irgendwo ein Glas Wein trinken. Aber wenn sie mochten, dann konnten sie auch einfach allein zu Hause bleiben, sich mit warmen Pullovern oder mit einer übergelegten Decke noch ein wenig in den Garten oder in den kleinen Lichtkegel auf der Terrasse setzen und lesen oder Musik hören. Anders liebte diese Tage, diese Abende.