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1.DAS ZUSAMMENSPIEL VON GENEN UND UMWELT: WIE AUS EINEM KONZERTFLÜGEL MUSIK WIRD

GENE, NERVENZELL-NETZWERKE UND ZWISCHENMENSCHLICHE BEZIEHUNGEN

Gene steuern nicht nur, sie werden auch gesteuert. Die Vorstellung, dass Gene auf eine starr festgelegte Weise funktionieren und danach das gesamte Leben programmieren, ist nicht zutreffend. Vielmehr unterliegen Gene zahlreichen Einflüssen, die ihre Aktivität in hohem Maße regulieren. Am deutlichsten wurde dies durch Beobachtungen und Entdeckungen, die in den letzten Jahren auf dem Gebiet der neurobiologischen Forschung gemacht wurden. Diese sollen in diesem Buch zur Sprache kommen.

Geistige Tätigkeit, aber auch Gefühle und Erlebnisse in zwischenmenschlichen Beziehungen haben im Gehirn biologische Veränderungen zur Folge, über die wir bis ins Detail hinein inzwischen einiges wissen. Hätten wir die Möglichkeit, einmal im Jahr eine Reise in unser Gehirn zu machen und uns dort mit einem Elektronenmikroskop umzusehen, würden wir jedes Mal erheblich veränderte »Landschaften« entdecken. Der Grund dafür ist, dass Ereignisse, Erlebnisse und Lebensstile die Aktivität von Genen steuern und im Gehirn Strukturen verändern. Wie dies geschieht, davon soll in den nachfolgenden Kapiteln die Rede sein.

Alles, was wir lernen, erfahren und erleben, vollzieht sich im Zusammenhang mit zwischenmenschlichen Beziehungen. Zwischenmenschliche Beziehungserfahrungen und das, was sie sowohl an Emotionen als auch an Lernerfahrungen mit sich bringen, werden in Nervenzell-Netzwerken des Gehirns gespeichert. Das Buch wird das faszinierende Phänomen beschreiben, wie Nervenzell-Netzwerke, indem sie neue Eindrücke und Erfahrungen aufnehmen und speichern, zugleich ihre Feinstrukturen verändern.

Diese Zusammenhänge haben hohe gesundheitliche Relevanz. Da das Gehirn zahlreiche Körperfunktionen steuert, sollten uns Studien nicht verwundern, die wissenschaftlich belegen, dass Depressionen z. B. das Risiko erhöhen, herzkrank zu werden, und dass sich für Patienten, die bereits unter einer Herzkrankheit leiden, durch eine Depression das Sterberisiko massiv erhöht. Der Einfluss zwischenmenschlicher Beziehungserfahrungen reicht in den gesamten Körper hinein. Dies wird das Buch in vielen Details darstellen.

In den USA weisen herausragende Vertreter der neurobiologischen Spitzenforschung wie der Nobelpreisträger Eric Kandel darauf hin, dass die neuen Entdeckungen über die Verbindung zwischen »mind« (Geist) und »brain« (Gehirn) ein Umdenken in der Medizin erfordern. Da alles, was wir geistig tun, seelisch fühlen und in Beziehungen gestalten, seinen Niederschlag in körperlichen Strukturen findet, macht, wie es Thure von Uexküll auszudrücken pflegt, eine Medizin für »Körper ohne Seelen« ebenso wenig Sinn wie eine Psychologie für »Seelen ohne Körper«.

UNABÄNDERLICHES UND VERÄNDERLICHES: DER GENETISCHE CODE UND DIE REGULATION DER GENAKTIVITÄT

Welche Rolle spielen die Gene? In der Medizin werden sie vielerorts als die Verantwortlichen allen Übels hochgespielt. Der Genforscher und Molekularbiologe Jens Reich hat die Gene, die bekanntlich die Träger unserer Erbanlagen sind, mit einem Konzertflügel verglichen. Ein Konzertflügel kann für sich alleine keine Musik machen. Das Instrument genügt nicht, es muss jemand auf ihm spielen. Wer aber »spielt« auf den Genen? Dieser Frage ist dieses Buch gewidmet.

Im Frühjahr 2000 wurde im Rahmen des Human Genome Project die Entschlüsselung der Gesamtheit menschlicher Gene, des so genannten »Genoms«, abgeschlossen. Während die Schlussfolgerungen, die aus dem Abschluss dieses Projekts gezogen wurden, einerseits immer weitreichender und kühner wurden, zeigte sich andererseits, dass sich die Kenntnisse über Genetik in der Bevölkerung, auch bei vielen gebildeten Menschen, auf dem Stand des Augustinerpaters Gregor Johann Mendel (1822  1884) befinden, des Urvaters und Begründers der Erblehre. Demgemäß beschränkt sich das Wissen über die Gene also vielfach darauf, dass Merkmale der biologischen Grundausstattung eines Organismus im Rahmen eines festgelegten Erbganges an die Nachkommen weitergegeben werden.

Bei der Funktion der Gene sind jedoch zwei Aspekte zu berücksichtigen: Der erste Aspekt der Genfunktion ist der »Text« eines Gens, der auch als »DNS-Sequenz« bezeichnet wird. Dieser »Text« ist in einem Lebewesen ein für alle Mal festgelegt, er geht auch in die Erbfolge ein. Sieht man jedoch von den sehr seltenen, echten Erberkrankungen einmal ab, so ist der andere Aspekt, der die Regulation der Genaktivität betrifft, für sämtliche gesundheitsrelevante Körperfunktionen weitaus wichtiger. Was eine DNS-Sequenz ist und wie ein Gen aktiviert wird, diesen Fragen ist später ein eigenes Kapitel gewidmet.

Die Regulation der Genaktivität unterliegt in hohem Maße situativen Einflüssen und wird überwiegend nicht vererbt. Sie richtet sich nach den aktuellen Umgebungsbedingungen, sowohl nach jenen der einzelnen Körperzelle als auch nach denen des gesamten Organismus. Erst in jüngster Zeit wurde außerdem entdeckt, dass individuelle Erfahrungen im Organismus Reaktionsmuster ausbilden können, die einen Einfluss auf die Regulation der Genaktivität in zukünftigen Situationen haben. Es wurde experimentell gezeigt, dass bestimmte genetische Reaktionsmuster durch Erlebnisse und Erfahrungen »eingestellt« werden können.

DIE UMWANDLUNG VON SEELISCHEN WAHRNEHMUNGEN IN BIOLOGISCHE SIGNALE

Wahrnehmungen der jeweiligen äußeren Situation haben, auf dem Weg über Nervenzell-Systeme der fünf Sinne, einen Signalzufluss zur Großhirnrinde und dem mit ihm verbundenen limbischen System (dem »Zentrum für emotionale Intelligenz«) zur Folge. Einer der faszinierendsten Aspekte der Hirnfunktion ist die Umwandlung von Erlebniseindrücken in biologische Signale. Wie seriöse wissenschaftliche Untersuchungen, auf die dieses Buch näher eingehen wird, zeigten, können Vorgänge in zwischenmenschlichen Beziehungen massiven Einfluss auf die Regulation zahlreicher Gene und aufgrund dessen nicht nur seelische, sondern auch weitreichende biologische Auswirkungen haben.

Mittlerweile liegt eine große Zahl an Untersuchungen über positive und negative biologische Auswirkungen vor, die sich aus fördernden oder belastenden zwischenmenschlichen Beziehungen ergeben. Durch die Umwandlung sozialer Beziehungen in biologische Signale übt das Gehirn nicht nur Einfluss auf zahlreiche Körperfunktionen aus, vielmehr verändert es unter dem Einfluss der von ihm selbst erzeugten biologischen Signale seine eigene Mikrostruktur. Leon Eisenberg von der Harvard Medical School, einer der großen US-Mediziner, sprach deshalb in einem inzwischen berühmt gewordenen Artikel von der »sozialen Konstruktion des menschlichen Gehirns«.

SEELISCHE ERKRANKUNGEN NEU VERSTEHEN

Wenn wir erkannt haben, in welchem Umfang zwischenmenschliche Erfahrungen von unserem Gehirn in biologische Signale umgewandelt werden, werden wir auch in der Lage sein, eine ganze Reihe schwerer, in letzter Zeit leider zunehmend verbreiteter Krankheiten zu verstehen: Die Kapitel 8 bis 14 führen aus, wie sich die Depression, die posttraumatische Belastungsstörung PTBS, aber auch die unter jungen Menschen zunehmende Borderline-Krankheit vor dem Hintergrund der modernen Neurobiologie neu verstehehn lässt. Hier wird deutlich werden, welche besonders verhängnisvollen biologischen Spuren – bis hin zur Veränderung der Genaktivität – vor allem Gewalt- und Missbrauchserfahrungen hinterlassen können.

Auch was wir therapeutisch zur Behandlung seelischer Gesundheitsstörungen tun, hat biologische Auswirkungen. Kapitel 11 wird die erheblichen Probleme ansprechen, mit denen die medikamentöse Behandlung derzeit noch belastet ist. Faszinierende neue Erkenntnisse über die Effekte von Psychotherapie beschreibt das Kapitel 16.

GENE UND UMWELT: »DIE EINHEIT DES ÜBERLEBENS«

Gene führen also kein auf sich gestelltes, »autistisches« Eigenleben. Organismus und Umwelt, Gene und ihre Umgebung bilden eine »Einheit des Überlebens«, wie es der Biologe, Verhaltensforscher und Philosoph Gregory Bateson ausdrückte. Die Frage »Gene oder Umwelt«, über die auch heute noch begeistert gestritten wird, ist daher unsinnig. Beide funktionieren nur gemeinsam. Die Beiträge dieses Buches widmen sich der faszinierenden Tatsache, dass Faktoren, die Gene steuern und Gesundheit beeinflussen können, zu einem wesentlichen Teil aus dem Bereich zwischenmenschlicher Beziehungen kommen.

Zusammenfassend heißt dies: Wir selbst wirken durch die Gestaltung unserer zwischenmenschlichen Beziehungen entscheidend daran mit, was sich biologisch in uns abspielt. Aus dem, was wir über die biologische Bedeutung sozialer Beziehungen heute wissen, ergibt sich eine neue Dimension der Verantwortung. Die Absicht dieses Buches ist es, der Leserin beziehungsweise dem Leser etwas über die große Zahl an spannenden wissenschaftlichen Ergebnissen und Einsichten aus den letzten Jahren weiterzugeben, die wir über diese faszinierenden Zusammenhänge heute haben.

2.ALLTAGSSITUATIONEN UND DIE BIOLOGIE DES KÖRPERS: DIE ROLLE DER ZWISCHENMENSCHLICHEN BEZIEHUNG

DIE »SPIEGEL-NERVENZELLEN« DES GIACOMO RIZZOLATTI

Wenn interessante Fakten dargelegt werden und von neuen wissenschaftlichen Beobachtungen berichtet wird (dies wird in den nachfolgenden Kapiteln ausgiebig geschehen), ist das Publikum vor allem dann überzeugt, wenn »objektive« Messungen, möglichst auch mit größerem apparativen Aufwand, durchgeführt wurden (das vorliegende Buch wird die Leserin und den Leser auch in dieser Beziehung nicht enttäuschen). Menschen können ja sozusagen viel erzählen, ein Apparat lügt nicht. Lassen Sie uns diesen Gedanken zum Anlass nehmen, die Rolle zwischenmenschlicher Beziehungen in einer »objektiven« Welt zu bestimmen. Ein interessantes Experiment, das kürzlich von einer – international renommierten – italienischen Forschergruppe durchgeführt wurde, ergab einen ziemlich erstaunlichen Hinweis darauf, dass das Gehirn unsere Apparate-Gläubigkeit nicht teilt.

Giacomo Rizzolatti und seine inzwischen berühmt gewordene Arbeitsgruppe aus Parma sind die Entdecker der so genannten »Spiegel-Nervenzellen« (auch »Spiegel-Neurone« oder »mirror neurons« genannt). Diese können sich das, was wir bei einem anderen Menschen beobachten, so einprägen, dass wir es selbst fühlen, aufgrund dessen aber auch besser nachahmen können (das Erste, was Säuglinge an kommunikativem Verhalten zeigen, ist der Versuch, mütterliche Gesichtsausdrücke und den Klang ihrer Stimme zu »spiegeln«, siehe dazu Kap. 6). Die Wissenschaftler um M. Alessandra Umiltà und Giacomo Rizzolatti entdeckten in einem Versuch mit Affen (die neurobiologisch unsere allernächsten Verwandten sind), dass Spiegel-Nervenzellen des Gehirns nur dann »ansprechen«, wenn eine beobachtete Handlung von einem lebenden Artgenossen höchstpersönlich durchgeführt wird (wenn der gleiche Vorgang mit einem Instrument vollzogen wurde, zeigte sich bei den Spiegel-Nervenzellen keine Reaktion).

ZWISCHENMENSCHLICHE BEZIEHUNGEN UND GESUNDHEIT

Giacomo Rizzolatti entdeckte bei seinen bahnbrechenden Experimenten die neurobiologische Grundlage für die Erkenntnis, dass das menschliche Erleben, auch das Lernen, persönliche Beziehungen braucht, und dass es letztlich nicht zum Erfolg führen wird, wenn bei der Erziehung und beim Spielen von Kindern, beim Unterricht von Schülern, in der Familie, aber auch am Arbeitsplatz direkte Kontakte zwischen Menschen immer mehr reduziert werden. Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Stressforschung, auf die wir in diesem Buch im Detail noch vielfach eingehen werden, ist, dass gute zwischenmenschliche Beziehungen nicht nur im Gehirn »abgebildet« und »gespeichert« werden, sondern dass sie die am besten wirksame und völlig nebenwirkungsfreie »Droge« gegen seelischen und körperlichen Stress darstellen. Zwischenmenschliche Beziehungen sind das Medium, in dem sich nicht nur unser seelisches Erleben bewegt, sondern in dem sich auch unsere körperliche Gesundheit bewahren lässt. Überall da, wo sich Quantität und Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen vermindern, erhöht sich das Krankheitsrisiko.

DAS BEISPIEL EINER PATIENTIN

Eine Patientin berichtete mir bei ihrem ersten Besuch, sie gerate seit kurzem jeweils an Sonntagen am Spätnachmittag ziemlich regelmäßig in einen Zustand von Panik, ohne dass sie dies selbst beeinflussen könne. Ihr Herz beginne so zu rasen, dass sie befürchte, einen Infarkt zu erleiden, sie spüre Unruhe und Angst, auf der Haut träten, vor allem am Hals und im Gesicht, rote Flecken auf und sie habe das Gefühl von Atemnot. Untersuchungen bei ihrem Hausarzt hätten keine Schädigung oder Leistungsbeeinträchtigung eines Organs gezeigt. Herzfunktion, Schilddrüse, Niere und Blutwerte seien ohne Auffälligkeiten gewesen. (Keine Frage, dass die Beschwerden nicht »eingebildet« waren, sondern auf körperlichen Vorgängen beruhten. Diese Vorgänge spielen sich aber nicht da ab, wo die Schulmedizin sie sucht.) Ich bat sie, etwas über den Verlauf ihrer Wochenenden zu berichten, auch über ihre Gedanken und Gefühle an diesen für sie offenbar kritischen Sonntagnachmittagen. Sie erzählte, eigentlich freue sie sich sehr auf ihre Wochenenden, die sie meistens mit ihrem Partner verbringe, wobei sie sich in der Regel gut erhole.

Bei der 48-jährigen, lebenstüchtigen Frau stellte sich dann etwas Interessantes heraus: Die von ihr geschilderten Symptome wurden – was ihr bis dahin gar nicht aufgefallen war – dann ausgelöst, wenn mitten in ihrer entspannten Sonntagnachmittags-Stimmung Gedanken an den darauf folgenden Montagmorgen auftauchten. Ihre Arbeit, die sie seit vielen Jahren ausübe, tue sie gerne. Doch habe sich in den zwischenmenschlichen Beziehungen etwas verändert. Ihre frühere Vorgesetzte sei durch eine jüngere Chefin abgelöst worden. Zugleich seien einige jüngere Kollegen zum Kollegium hinzugekommen. Sowohl unter den Kollegen als auch in ihrer Beziehung zu ihrer neuen Vorgesetzten habe sich ein eifersüchtiges und feindseliges Klima entwickelt. Das gute Verhältnis zu Kollegen sei für sie jedoch immer sehr wichtig gewesen. Ihr Wunsch nach einem Gespräch sei mit dem Hinweis abgewiesen worden, man empfehle ihr, sich vorzeitig in den Ruhestand versetzen zu lassen; dies empfinde sie jedoch als einen demütigenden Ratschlag, da sie stolz auf ihren Beruf sei (sie hatte sich, aus schwierigen Verhältnissen stammend, mit sehr viel Fleiß in ihrem Beruf hochgearbeitet). Bei ihrem Mann habe sie diese Angelegenheit bisher nicht zur Sprache gebracht, da dieser »Weinerlichkeit« und »Probleme« nicht leiden könne.

BIOLOGISCHE ALARMREAKTIONEN UND IHRE AUSLÖSER

Alarmsituationen, wie sie diese Patientin schilderte, müssen von außen betrachtet nicht immer dramatisch aussehen (erst, wenn sich der Arzt auf eine Gesprächsbeziehung einlässt, wird der tatsächliche Ernst der Lage sichtbar). Eine Situation wie die geschilderte wird vom betroffenen Menschen mit gutem Grund als schwere Bedrohung erlebt. Oft bleibt das tatsächliche Vorliegen einer Alarmsituation lange Zeit aber sogar dem betroffenen Menschen selbst verborgen, jedenfalls seiner bewussten Wahrnehmung – so lange, bis der Körper, der die Gefahr unbewusst offenbar bereits begriffen hat, intensive körperliche Alarmzeichen aussendet. Der menschliche Körper hat die Fähigkeit, unbewusste Wahrnehmungen aufzunehmen und ohne unser Wissen seelische und biologische Reaktionen in Gang zu setzen; darauf werden wir später noch eingehen.

Alarmreaktionen wie im Falle der Patientin treten in typischen Situationen auf, z. B. wenn Menschen mehr leisten müssen, als ihre Kräfte eigentlich hergeben; oder wenn Konflikte in der Partnerschaft, in der Familie oder am Arbeitsplatz bestehen; wenn Lehrer Angst vor Schülern oder deren Eltern haben und sich von Kollegen beziehungsweise Vorgesetzten im Stich gelassen fühlen; wenn Personen ungewollt arbeitslos wurden; wenn Jugendliche das Vertrauen in ihre Eltern verloren haben; wenn Menschen bis zur Selbstaufgabe einen pflegebedürftigen Angehörigen, z. B. ein behindertes Kind oder einen Alzheimer-Kranken, versorgen; oder wenn Personen unerwartet verlassen oder vom Tod eines nahe stehenden Menschen überrascht wurden. Eine in besonderer Weise von Stresserkrankungen betroffene Gruppe, die wir in den Arztpraxen immer häufiger sehen, sind Menschen, die wegen erlittener Gewalt, Krieg oder Vertreibung ihre Heimat verlassen mussten. Der menschliche Organismus löst nicht nur dann eine biologische Alarmreaktion aus, wenn ihm ein Stein auf den Kopf fällt, wenn also eine »harte« Bedrohung der körperlichen Unversehrtheit oder des Lebens vorliegt. Wie neuere arbeitsmedizinische Untersuchungen zeigen, ist die Gesundheit heute in weit größerem Umfang von den so genannten »soft facts« (also den »weichen« Tatsachen) bedroht, das heißt durch zwischenmenschliche Konflikte, fehlende soziale Unterstützung oder andere Stressfaktoren.

Im Falle der erwähnten Patientin hatte die Zuspitzung einer zwischenmenschlichen Situation eine massive Veränderung des körperlichen Zustands zur Folge. In ihrem Falle ließ sich ein enger zeitlicher und situativer Zusammenhang der körperlichen Symptome mit der äußeren, von ihr als alarmierend erlebten Situation aufzeigen. Oft sind solche Zusammenhänge für die Betroffenen jedoch kaum erkennbar. Wenn seelisch bedingte körperliche Beschwerden nicht psychotherapeutisch behandelt werden, sondern längere Zeit fortbestehen, dann kann der zeitlich enge Zusammenhang zwischen äußerer Belastungssituation und körperlicher Belastungsreaktion immer mehr verloren gehen. Körperliche Beschwerden, die am Anfang einer Erkrankung eng an die zwischenmenschliche Problemsituation »gebunden« waren, können sich im weiteren Verlauf zunehmend »selbstständig« machen, sich im gesamten Alltag des Patienten immer mehr ausbreiten. Wir werden auf die Gründe für dieses Phänomen in einem späteren Abschnitt des Buches – nämlich beim Thema Depression – näher eingehen.

GRÜNDE FÜR STRESS UND AUSWEGE

Nicht nur unser seelisches Empfinden, sondern – für manchen vielleicht überraschend – auch die neurobiologische Ausstattung unseres Gehirns ist, wie wir in den folgenden Kapiteln sehen werden, auf gute zwischenmenschliche Beziehungen angewiesen. Wenn im Leben eines Menschen Angst, anhaltende Traurigkeit, Stressgefühle oder andere emotionale Schwierigkeiten auftauchen, dann hat dies in der Regel damit zu tun, dass im Rahmen einer bedeutsamen zwischenmenschlichen Beziehung dieses Menschen wichtige emotionale Anliegen beziehungsweise Bedürfnisse in Gefahr geraten sind. Manchmal weiß man in einer solchen Situation weder, welche Gefühle es sind, die nicht »stimmen«, noch, welche Beziehung das wirkliche Problem ist. Manche suchen nach »Schuldigen«, obwohl es diese in den meisten Fällen nicht gibt, auch wenn es vordergründig manchmal so aussieht. Viele, die in einer solchen Situation von der Beratung durch einen psychotherapeutischen »Coach« sehr profitieren könnten, scheuen davor zurück, teils aus Stolz (weil »man« so etwas ja nicht nötig habe), teils aus Angst oder wegen Vorurteilen.

WARUM BEZIEHUNGEN »IN TROUBLE« GERATEN KÖNNEN

Die Gefühle, die in einer zwischenmenschlichen Beziehung »in trouble« geraten können, sind vielfältiger Natur. Insbesondere Partnerbeziehungen können sich aus sehr unterschiedlichen Gründen »verhaken«. Der Endpunkt, an dem es für viele ohne Hilfe nicht mehr weitergeht, ist in den meisten zwischenmenschlichen Beziehungen dann erreicht, wenn Kränkungen oder Demütigungen zum Abbruch des Gesprächsfadens zwischen zwei Menschen geführt haben. Hat der Klient Interesse an der Fortsetzung der Beziehung oder ist auf sie angewiesen, so besteht der erste Schritt bei der Psychotherapie darin, die Kommunikation zwischen den Beteiligten wieder in Gang zu bringen, um herauszufinden, worum es eigentlich geht. Meist stellt sich dann im Rahmen einer Reihe von Gesprächssitzungen heraus, dass es im Zusammenhang mit Wünschen (oder Sehnsüchten), die in der Beziehung zurückgehalten wurden, zu Enttäuschungen oder Ärger kam.

Die Gründe, warum Wünsche und Sehnsüchte in einer Beziehung nicht zur Geltung kommen, sind vielfältig: Manche Menschen konnten sich – aus tiefer innerer Angst oder Scham, manchmal auch wegen bestimmter Vorerfahrungen – nicht trauen, bestimmte Gefühle überhaupt zu empfinden. Manchmal stehen eigentlich gehegten emotionalen Wünschen andere Gefühle im Wege, z. B. Stolz, Ärger oder die Angst, vor sich beziehungsweise dem anderen Menschen »keine gute Figur« zu machen. Solche Positionen, mit denen sich viele Menschen – oft ohne es bewusst zu wissen – selbst (beziehungsweise ihren emotionalen Bedürfnissen) im Wege stehen, haben in der Regel mit Vorerfahrungen in früheren Beziehungen zu tun, bei denen der Betreffende gezwungen war, jene Positionen einzunehmen, die ihm jetzt hinderlich sind.

»TAKE FIVE«: FÜNF RATSCHLÄGE, MIT (BEZIEHUNGS-)STRESS UMZUGEHEN

Womit man es bei Angst, Stress und einem Beziehungsproblem zunächst selbst versuchen kann, wenn man mit der Konsultation eines Psychotherapeuten noch warten möchte, ist: Überlegen Sie in einer ruhigen Minute 1., in welcher ihrer Beziehungen das wirkliche Problem auftritt. Oft werden Probleme von einer Beziehung in die andere »verlagert«, z. B. von der Beziehung mit einem/einer Vorgesetzten zur Partnerbeziehung oder umgekehrt. Natürlich kann es auch sein, dass mehrere Beziehungen gleichzeitig Probleme bereiten. Versuchen Sie dann 2., in einer ruhigen Situation für sich selbst herauszufinden, was ein für Sie wichtiges, zugleich aber auch realistisches erstes Teilziel wäre, das Sie als Wunsch dem Beziehungspartner gerne vortragen würden. Je »emotionaler« der Gegenstand des Wunsches ist (z. B. Kritik beziehungsweise Ärger oder ein Wunsch nach Anerkennung, Liebenswürdigkeit oder Zärtlichkeit), desto besser. Dies heißt aber nicht, dass Sie den Wunsch in emotional aufgeladener Weise vortragen sollten. Teilen Sie dann 3. dem Beziehungspartner in einer entspannten Situation mit, dass Sie mit ihm/ihr »in Ruhe sprechen« wollen, und tun Sie dies zu einem Zeitpunkt, an dem kein Zeitdruck herrscht. Versuchen Sie, das Gespräch freundlich zu führen, und bedenken Sie, dass Ihr Gesprächspartner vermutlich genauso Angst und Stress empfindet wie Sie. Beginnen Sie das Gespräch damit, dass Sie dem Gesprächspartner als Erstes kurz sagen, was Sie an ihm am meisten schätzen (auch das sollten Sie sich vorher überlegt haben). Kommen Sie dann aber rasch zum eigentlichen Punkt und tragen Ihr Anliegen vor. Besprechen Sie ihr Problem 4. mit Angehörigen oder Freunden/Freundinnen. Freunde/Freundinnen, die abwägend und in Ruhe Stellung nehmen, helfen mehr als solche, die mit Ihnen gleich in den Krieg ziehen wollen.

Tun Sie 5. etwas nur für sich: Treiben Sie entweder Sport (gehen Sie z. B. einbis zweimal in der Woche laufen, radfahren oder schwimmen), oder erlernen Sie eine Entspannungsübung (z. B. Muskelrelaxation nach Jacobson, autogenes Training oder Yoga), die Sie dann regelmäßig anwenden.

Wenn Sie mit diesen fünf Punkten nicht weiterkommen, ist das Leben noch lange nicht zu Ende. Es muss nicht an Ihnen liegen, wenn die von Ihnen gewünschte Klärung und Verbesserung einer Beziehung nicht funktioniert. Vielleicht ist dies dann aber auch der Zeitpunkt, an dem Sie erwägen sollten, eventuell eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten um Rat zu fragen. Wie Psychotherapie arbeitet und was Sie bewirkt, davon handelt das letzte Kapitel dieses Buches.

ZUSAMMENFASSUNG

Zwischenmenschliche Beziehungen sind mehr als eine kulturelle Lebensform, auf die wir zur Not auch verzichten könnten. Beziehungen sind nicht nur das Medium unseres seelischen Erlebens, sondern ein biologischer Gesundheitsfaktor. Die Entdeckung eines im Gehirn vorhandenen Systems von Spiegel-Neuronen (Spiegel-Nervenzellen) zeigt, dass unsere Gehirnstrukturen spezialisierte Systeme besitzen, die auf Beziehungsaufnahme und Beziehungsgestaltung angelegt sind. Wie neuere große arbeitsmedizinische Studien zeigen, sind »soft facts«, das heißt Arbeitsbedingungen, die mit Beziehungsgestaltung und mit der Regulation von Stressfaktoren zu tun haben, zur mittlerweile führenden Erkrankungsursache geworden. Überall dort, wo zwischenmenschliche Beziehungen quantitativ und qualitativ abnehmen, nehmen Gesundheitsstörungen zu.

3.GENE SIND KEINE AUTISTEN

»GENSCHALTER« UND GENREGULATION

Dieses Kapitel soll in kurzer und verständlicher Weise bislang wenig beachtete Aspekte der Arbeitsweise der Gene darstellen. Leser, die sich für nähere Einzelheiten interessieren, haben die Möglichkeit, im Kapitel 17 am Ende dieses Buches nochmals ausführlich nachzulesen, wie Gene funktionieren. Die Anfänge der Genetik beginnen bei Gregor Mendel im 19. Jahrhundert. Er entdeckte, dass Gene in einem Organismus bestimmte Grundeigenschaften auf eine unveränderliche Weise festlegen und dass Gene nach bestimmten Regeln weitervererbt werden. In den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts entdeckten die Nobelpreisträger Watson und Crick die biochemischen Buchstaben der Erbsubstanz, den so genannten genetischen Code. Eine weit verbreitete Ansicht besteht darin, Gene würden unbeirrt von der Außenwelt ihr Programm abspulen, unsere biologischen und psychischen Eigenschaften vorherbestimmen und darüber entscheiden, an welchen Krankheiten wir erkranken. Doch Gene steuern nicht nur, sie werden auch gesteuert.

Bei den höheren Lebewesen stehen alle Gene unter dem Kommando eines oder mehrerer »Genschalter«, die jedem Gen vorgeschaltet sind. In der Fachsprache der Genforscher werden diese Schalter »Promoter« und »Enhancer« genannt. Ein Promoter (vom englischen »to promote«) ist ein kurzer Abschnitt vor dem eigentlichen Gen. An diese Genschalter oder Promoter können sich von außen kommende Signalstoffe anlagern. Die Anlagerung eines dieser Signalstoffe (Fachbezeichnung: »Transkriptionsfaktoren«) an den Genschalter hat zur Folge, dass das nachgeschaltete Gen in seiner Aktivität entweder auf- oder abgedreht wird, je nachdem, welcher Signalstoff sich an welchen der vorhandenen Genschalter angelagert hat. »Aufdrehen eines Gens« heißt konkret, dass das Gen vermehrt abgelesen wird, dass also die Produktion des Produktes angeworfen wird, für welches das Gen den Bauplan enthält. Andere Genschalter können, wenn ein Signalstoff (»Transkriptionsfaktor«) gebunden hat, das Gen aber auch »herunterfahren« oder abschalten.

UMWELTEINFLÜSSE UND GENREGULATION

Wer entscheidet darüber, ob ein Signalstoff (»Transkriptionsfaktor«) an einen Genschalter bindet? Die entscheidende Rolle spielen Signale, welche von außen auf die Körperzellen treffen. Das Eintreffen eines Signals auf der Außenwand der Zelle kann z. B. dadurch erfolgen, dass ein aus einer anderen Körperregion kommender Botenstoff an eine Empfängerstation (Fachsprache: »Rezeptor«) auf der Außenwand der Zelle bindet. Die Verbindung von Botenstoff und Empfängerstation führt dann zu einer dominosteinartigen Weitergabe von Signalen ins Innere der Zelle, worauf es am Ende zur Anschaltung oder Abschaltung von Genen im Zellkern kommt. Die Aktivierung bzw. Deaktivierung der Genaktivität durch von außen kommende Signale wird in der Fachsprache als Genregulation bezeichnet. Die meisten Gene des Körpers werden reguliert. Nur sehr wenige Gene sind auf einer bestimmten Stufe andauernd und unverändert aktiv.

Von »außen« kommende Signale, welche in einer bestimmten Körperzelle Gene an- oder abschalten, kommen zu einem großen Teil aus den anderen Regionen des eigenen Körpers. Die verschiedenen Organe des Körpers müssen ihre Aktivität eng koordinieren. Ohne Genregulation wäre dies nicht denkbar. Ein Teil der Signale kommt jedoch auch aus der Außenwelt. Hier sind es jedoch nicht nur die Nahrung, das Klima oder die Umweltverschmutzung, die Effekte auf die Regulation der Genaktivität ausüben können, sondern auch psychische Einflüsse. Seelische Erlebnisse werden vom Gehirn in bioelektrische Impulse und in die Freisetzung von Nerven-Botenstoffen umgewandelt. Das Gehirn macht aus jedem psychischen also einen biologischen Vorgang. Vom Hirn ausgesandte Signale führen sowohl zur gegenseitigen Stimulation der Nervenzellen im Gehirn als auch zur Stimulation zahlreicher Körperorgane. Wo immer solche von der Psyche ausgesandte Signale bei einer einzelnen Zelle eintreffen, können sie zu einer Veränderung der Genaktivität führen.

Dass seelische Vorgänge in biologische Signale umgewandelt werden und im Weiteren auch an der Regulation der Genaktivität mitwirken, ist im Prinzip bereits seit einiger Zeit bekannt. Einen erstmaligen Nachweis, dass psychischer Stress direkt Transkriptionsfaktoren und daraufhin auch Gene aktivieren kann, erbrachte im Jahre 2003 eine deutsch-amerikanische Arbeitsgruppe um Angelika Bierhaus, Clemens Kirschbaum und Peter Nawroth. Unter Verwendung des Trierer Stresstestes (von ihm wird im weiteren Verlauf des Buches noch die Rede sein) konnten sie zeigen, dass seelischer Stress einen der wichtigsten Transkriptionsfaktoren aktiviert (die Fachbezeichnung dieses Transkriptionsfaktors lautet »Nuclear factor kappa B«; dieser Faktor kann an zahlreiche Genschalter binden und sehr viele Gene regulieren).

UMWELT ODER GENE: EIN UNSINNIGER GEGENSATZ

Der alte Streit zwischen denjenigen, die Gene für die allein Verantwortlichen für alle Körpervorgänge halten, und den anderen, die Umwelteinflüsse für wichtiger halten, ist Schnee von gestern. Beide, Gene und Umwelt, wirken zusammen. Aus der Umwelt kommende oder durch die Seele erzeugte Signale versetzen den Organismus in die Lage, sich – durch Regulation der Genaktivität – sowohl an sich ändernde Umweltbedingungen als auch an sich verändernde zwischenmenschliche Beziehungen anzupassen. Nur ein sehr kleiner Teil (ein bis zwei Prozent) der heute in der Medizin vorkommenden Erkrankungen ist durch Veränderungen der Gene selbst (durch so genannte Mutationen) verursacht. Diese echten Erbkrankheiten sind glücklicherweise sehr selten. Dem gegenüber sind die großen Volkskrankheiten, wie z. B. der chronische Bluthochdruck, u. a. überwiegend (nicht ausschließlich) durch Lebensstile und durch Stress in zwischenmenschlichen Beziehungen bedingt. Bei den meisten großen Volkskrankheiten haben wir eine Situation, wo gesundheitsschädliche, durch Lebensstile verursachte Signale so lange Gene regulieren bzw. fehlregulieren, bis eine Gesundheitsstörung eingetreten ist. Wie dies im Einzelnen vor sich geht, soll das Thema dieses Buches sein. Denen, die noch mehr über Gene wissen wollen, sei das Kapitel 17 empfohlen.

ZUSAMMENFASSUNG

Gene sind keine Autisten, also keine Eigenbrötler ohne Kontakt zur Außenwelt. Gene stehen in permanentem Kontakt zur Umwelt, um die Körperfunktionen an die jeweiligen Erfordernisse anpassen zu können. Jedes Gen hat Genschalter, die in der Fachsprache als Promoter und Enhancer bezeichnet werden. Von außen kommende Signale erzeugen eine Stimulation von Körperzellen, die u. a. dazu führen, dass im Inneren der Zelle Signalstoffe (so genannte Transkriptionsfaktoren) aktiviert werden, die an Genschalter binden, wodurch die Aktivität der nachgeschalteten Gene erhöht oder erniedrigt werden kann. Die Fähigkeit des Körpers, die Aktivität seiner Gene an die momentane Situation bzw. an die jeweiligen Umweltbedingungen anzupassen, wird als Genregulation bezeichnet. Zwischenmenschliche Erfahrungen und psychische Prozesse werden vom Gehirn in biologische Signale, z. B. in die Ausschüttung von Nervenbotenstoffen, umgewandelt. Botenstoffe des Gehirns sind in der Lage, sowohl im Gehirn selbst als auch im Körper zahlreiche Gene zu regulieren. Obwohl diese Zusammenhänge bereits seit einiger Zeit grundsätzlich bekannt sind, konnte eine deutsch-amerikanische Forschergruppe um Angelika Bierhaus und Clemens Kirschbaum kürzlich den ultimativen Nachweis dafür erbringen, dass psychosozialer Stress direkt Transkriptionsfaktoren aktivieren und die Genaktivität regulieren kann.

4.WIE GENE AUF STRESS REAGIEREN

DER »HÄRTETEST« IM TRIERER STRESSLABOR

Vor einiger Zeit konnten sich in Trier gesunde junge Leute in einem Labor der Universität freiwillig zu einem interessanten Selbstversuch melden. Dort wurden die Probanden von Clemens Kirschbaum, Dirk Hellhammer und deren Mitarbeitern empfangen – alles exzellente Wissenschaftler, die seit Jahren den Geheimnissen der Stressreaktion auf der Spur sind. Kirschbaum und Hellhammer hatten eine Testsituation vorbereitet, die sich für die jungen Leute als weniger amüsant erwies, als sie erwartet hatten. Es wurde ihnen mitgeteilt, dass sie in einem Nebenzimmer zehn Minuten Zeit hätten, sich auf einen anschließenden Auftritt in einem Raum vorzubereiten, bei dem sie fünf Minuten vor einer dreiköpfigen Kommission frei über sich selbst sprechen sollten, als würden sie sich um eine Stelle bewerben. Den Probanden wurde gesagt, dass sie ihren fünfminütigen Vortrag stehend, vor einem eingeschalteten Mikrofon und bei laufender Kamera zu halten hätten. Die dreiköpfige Kommission werde nicht nur auf den Vortrag, sondern auch auf die dabei gezeigte Körpersprache achten. Nachdem sie ihren fünfminütigen Auftritt hinter sich gebracht hatten, war der Fall noch nicht erledigt. Die Probanden wurden nun von der Kommission aufgefordert, weitere fünf Minuten lang so schnell wie möglich von der Zahl 1.022 in 13er-Schritten nach unten zu zählen (also immer 13 abzuziehen). Jedes Mal, wenn ihnen dabei ein Fehler unterlief, mussten sie mit der Aufgabe nochmals bei 1.022 beginnen.

»DER PATE« UNTER DEN STRESSGENEN: CRH (CORTICOTROPIN-RELEASING-HORMON)

Wie zu vermuten und von den Versuchsleitern auch beabsichtigt, kamen die meisten Probandinnen und Probanden beim Trierer Stresstest erheblich ins Schwitzen. Woran die beiden Stressforscher Kirschbaum und Hellhammer interessiert waren, war jedoch weniger der Angstschweiß ihrer unter Druck gesetzten, freiwillig angetretenen »Versuchskaninchen«, sondern vielmehr ein Hormon mit dem Namen Cortisol. Cortisol ist eine Substanz, die vom Körper nur dann in vermehrter Menge produziert wird, wenn im Gehirn ein Gen mit dem Namen CRH-Gen (Corticotropin-Releasing-Hormon) angeschaltet wird. Tatsächlich zeigten die Probanden bereits innerhalb der zehnminütigen Vorbereitungszeit einen Anstieg der Cortisolkonzentration im Blut, der sich während der Vortragsphase nochmals massiv steigerte. Die rein psychische Anspannungssituation hatte also das CRH-Gen in Gang gesetzt. Nervenzellen des Gehirns, die das CRH-Gen anschalten und damit das Hormon CRH produzieren können, sitzen in einer der tieferen Hirnregionen, im so genannten Hyopthalamus. CRH wird nicht nur beim Menschen produziert, sondern bei allen Wirbeltieren (sie alle haben im Gehirn ebenfalls einen Hypothalamus). Aus Beobachtungen an Tieren weiß man, dass auch bei ihnen innerhalb kürzester Zeit (innerhalb von Minuten) das CRH-Gen angeschaltet wird, wenn sie sich in Gefahr fühlen.

Die Aktivierung des CRH-Gens setzt dann eine Kettenreaktion in Gang: Das gebildete CRH wird im Gehirn in ein unter dem Hypothalamus gelegenes Nachbargebiet mit dem Namen Hypophyse oder Hirnanhangsdrüse weitergeleitet. Dort wird durch CRH ein zweites Gen mit dem Namen POMC-Gen angedreht (POMC steht für Proopiomelanocortin). Ein Produkt des POMC-Gens ist das Hormon ACTH (Adrenocorticotropes Hormon), das in den Blutkreislauf freigesetzt wird, sich im Körper verteilt und in der Nebenniere die Bildung von Cortisol veranlasst. Die Aktivierung des CRH-Gens zieht also eine dominoartige Kette von Folgereaktionen nach sich. Der gesamte Vorgang, von der Wahrnehmung der äußeren Stresssituation über die Aufregulation des CRH-Gens bis zum Beginn des Cortisolanstiegs, dauert nur wenige Minuten.

STRESSGENE, PARTNERSCHAFT UND SEXUALITÄT

Die Aktivierung des CRH-Gens ist ein Paradebeispiel dafür, wie zwischenmenschliche Beziehungen konkreten Einfluss auf unsere Gene haben. Die Wirkung des Hormons CRH beschränkt sich jedoch nicht darauf, das POMC-Gen anzustoßen und mit dem dadurch gebildeten ACTH die Konzentrationen des Hormons Cortisol in die Höhe zu treiben. CRH hat auch zahlreiche weitere Effekte, insbesondere auf das Nervensystem, den Kreislauf sowie den Stoffwechsel. An freiwillige Versuchspersonen verabreichtes, künstlich hergestelltes CRH erzeugt einen Zustand innerer Unruhe und Angst. Es stellt den Appetit ab. Es erhöht den Blutdruck und kann jene rötlichen Hautflecken im Gesicht sowie am Hals hervorrufen, die bei Personen im Stress oft zu beobachten sind. Vom Auftreten dieser Flecken, die medizinisch als »flush« bezeichnet werden, hatte auch die im Kapitel 2 erwähnte Patientin berichtet, die jeweils am Sonntagnachmittag Panikzustände erlitt, sobald sie an die angespannte Arbeitssituation am darauf folgenden Montag dachte. Hätte diese Patientin sich nicht psychotherapeutische Hilfe geholt, dann hätten sich weitere Symptome eingestellt, die durch CRH hervorgerufen werden, wenn Stressbelastungen längere Zeit anhalten.

Zu diesen krank machenden Folgen einer anhaltenden Aktivierung des CRH-Gens gehören unter anderem auch Auswirkungen auf Partnerschaft und Sexualität. Eine stressbedingte Aufregulation der »Achse« CRHACTH – Cortisol führt sowohl beim Mann als auch bei der Frau zu einer Verminderung der Produktion von Sexualhormonen. Wie Peter Nilsson von der schwedischen Universität Lund herausfand, ist psychische Stressbelastung bei Männern mit erniedrigten Konzentrationen des männlichen Sexualhormons Testosteron gekoppelt. Beim Mann können sich daraus Störungen des sexuellen Antriebs und der Zeugungsfähigkeit, bei der Frau ein Ausbleiben des Zyklus und eine Störung der Empfängnisfähigkeit ergeben. Untersuchungen einer Arbeitsgruppe um Richard Neugebauer an der Columbia University in New York haben außerdem bewiesen, dass Stress bei schwangeren Müttern auch das Risiko einer Frühgeburt erhöht.

»DER PATE« (CRH) UND SEINE »FAMILIE«: WEITERE STRESSGENE

Sicher, CRH ist eines der wichtigsten Stressgene. Es ist jedoch bei weitem nicht das einzige Gen, das durch zwischenmenschlichen Stress in Gang gesetzt wird. Wird eine äußere Situation vom Großhirn und seinem Kompagnon, dem limbischen System, als Gefahren- oder Alarmsituation bewertet, dann senden diese beiden Hirnregionen ihre Alarmsignale nicht nur an den Hypothalamus (dort wird das CRH-Gen gestartet), sondern auch an den untersten Teil des Gehirns, den so genannten Hirnstamm. Dort sitzen unter anderem Nervenzellen, welche die Frequenz der Atmung, die Pulsfrequenz und den Blutdruck kontrollieren. Auch einer der wichtigsten Nerven für die Regulation von Herz, Magen und Darm, der Vagusnerv, nimmt hier im Stammhirn seinen Ausgang. Im Stammhirn eintreffende Alarmsignale führen zur Ausschüttung der Nervenbotenstoffe Adrenalin und Noradrenalin, die Herzfrequenz, Puls und Kreislauf hochtreiben. Mit dieser Ausschüttung einher geht eine Aktivierung von Genen, die für die Produktion dieser Botenstoffe sorgen. Zu den bei Stress im Hirnstamm aktivierten Genen zählen z. B. die beiden Gene mit dem Namen cfos und Tyrosin-Hydroxylase.

FALLSCHIRMSPRÜNGE FÜR DIE STRESSFORSCHUNG

Stressforscher zeigten immer wieder einigen Einfallsreichtum, um Situationen zu finden, in denen sie die Auswirkungen von Stress beim Menschen wissenschaftlich untersuchen konnten. Manfred Schedlowski aus Essen, ebenfalls einer der Spitzenleute aus der Gemeinde der Stressforscher, kam auf die Idee, Personen zu untersuchen, die das Fallschirmspringen lernen wollten. Vor ihrem ersten Sprung hatte er die Kandidaten an Messsysteme angeschlossen, mit denen er vor, während und nach dem ersten Sprung verschiedene Blutwerte analysieren konnte. Bereits einige Minuten vor dem Sprung, somit unter dem alleinigen Einfluss der psychischen Wahrnehmung des bevorstehenden Ereignisses, gingen die Konzentrationen von Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol steil nach oben. Entsprechend zeigten sich ebenfalls bereits vor dem Sprung Anstiege bei der Atemfrequenz, beim Puls und beim Blutdruck, was als Folge der Freisetzung von Adrenalin und Noradrenalin zu verstehen ist.

GESUNDHEITLICHE KONSEQUENZEN DER AKTIVIERUNG VON STRESSGENEN

Zwischenmenschliche Belastungssituationen (wie bei den Probanden aus Trier) oder pure seelische Anspannung (wie bei den Fallschirmspringern) haben also die Aktivierung von Genen und somit zahlreiche biologische Effekte zur Folge. Wenn wir die Auswirkungen zusammenfassen, die alleine durch CRH, Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin verursacht werden, finden wir alle Beschwerden wieder, welche die erwähnte Patientin schilderte, die wegen der Zuspitzung ihrer Situation am Arbeitsplatz gesundheitliche Beschwerden entwickelte.

Falls die Belastungssituation rasch vorübergeht, bilden sich meist auch die genetischen und die anderen körperlichen Veränderungen wieder zurück (Ausnahmen, bei denen ein einziges kurzes Ereignis bleibende Folgen haben kann, sind Traumaerfahrungen, auf die wir später noch eingehen). Bleiben Belastungen jedoch bestehen oder treten immer wieder auf, ohne dass das Problem für den betreffenden Menschen zu lösen ist, so können die körperlichen Folgen schwer wiegend sein oder sich zu Krankheiten entwickeln. Hierzu gibt es zahlreiche durch wissenschaftliche Untersuchungen objektiv belegte Beispiele. Die Alarmbotenstoffe Adrenalin und Noradrenalin können zur Entwicklung eines dauerhaften Bluthochdrucks beitragen. Zusammen mit einem erhöhten Cholesterinwert, der durch Stress ebenfalls begünstigt wird, kann Bluthochdruck arteriosklerotische Herz- und Kreislauferkrankungen begünstigen.

Wie wissenschaftliche Untersuchungen einer Arbeitsgruppe um Annika Rosengren an der Universität Göteborg in Schweden zeigten, verkürzen Stresserlebnisse die Lebenserwartung signifikant. Sehr interessant und bedeutsam ist die Beobachtung dieser schwedischen Forschergruppe, dass gute zwischenmenschliche Beziehungen vor den negativen Auswirkungen von Stresserlebnissen auf die Lebenserwartung schützen können (dazu passt, dass Hans Selye, einer der Urväter der Stressforschung, auf die Frage, was man gegen Stress tun könne, zu sagen pflegte: »Erwirb die Liebe Deines Nächsten!«).

STRESSGENE UND DAS KÖRPEREIGENE ABWEHRSYSTEM (IMMUNSYSTEM)

Das Stresshormon Cortisol hat nachhaltige Auswirkungen auf die körpereigene Abwehr, die als »Immunsystem« bezeichnet wird. Cortisol ist, wie schon erwähnt, das Folgeprodukt des zentralen Stressfaktors CRH, des daraufhin aktivierten POMC-Gens und seines Produktes ACTH. Cortisol selbst wirkt nun seinerseits auf eine sehr große Zahl weiterer Gene, die es entweder andreht oder hemmt. In den Zellen des körpereigenen Abwehrsystems (Immunsystems) hat es vor allem eine blockierende Wirkung auf eine ganze Reihe von Genen. Zahlreiche Immunbotenstoffe (z. B. die so genannten Interleukine und der so genannte Tumornekrose-Faktor) können von den zum Immunsystem gehörenden Zellen nicht mehr in der erforderlichen Menge hergestellt werden, wenn erhöhte Cortisolkonzentrationen die zuständigen Gene blockieren. Aufgrund einer Verminderung der Genaktivität von wichtigen Immunbotenstoffen (unter anderem Interleukin-1 und Interleukin-8) ist bei seelisch belasteten Personen z. B. auch die Wundheilung deutlich verzögert. Die Einflüsse von seelischen Belastungen beziehungsweise Stress auf die Gene des Immunsystems sind so umfassend, dass hier in den letzten 20 Jahren ein großes eigenes Forschungsgebiet entstanden ist, das als »Psycho-Neuro-Immunologie« bezeichnet wird.

STRESS UND DIE ANFÄLLIGKEIT FÜR VIRUSINFEKTIONEN

Die allgemeine Schwächung des Immunsystems durch Cortisol erklärt die wissenschaftlich gesicherte Beobachtung, dass Stress Infektionen begünstigt, insbesondere Erkältungsinfektionen sowie Infektionen mit Herpes und einigen weiteren Erregern. Viren, die Erkältungsinfektionen auslösen, können mit größerer Wahrscheinlichkeit bei Personen erfolgreich »landen«, die sich unter seelischem Stress befinden. Eine englische Forschergruppe um Sheldon Cohen stellte fest, dass Schnupfenviren (so genannte Rhinoviren und das Respiratory-Syncytial-Virus) bei belasteten Personen deutlich häufiger zu einer tatsächlichen Erkältung führen als bei unbelasteten Menschen. Eine andere Arbeitsgruppe, die von den berühmten Stressforschern Ronald Glaser und Janice Kiecolt-Glaser an der Ohio State University geführt wird, fand bei Studenten, die sich in massivem Examensstress befanden, eine deutliche Reaktivierung eines Virus namens EBV (Abkürzung für Epstein-Barr-Virus; dieses Virus, das viele Menschen mit sich herumtragen, ist ungefährlich, solange es sich in ruhendem Zustand befindet; in aktivem Zustand kann es die Lymphdrüsen infizieren).

Streß erhöht jedoch nicht nur die Anfälligkeit für bestimmte Erreger, sondern behindert den Körper auch, sich mit ihnen auseinander zu setzen. Wenn eine Infektion erst einmal eingetreten ist, dann können Betroffene, die unter Stressbelastung stehen, nicht »richtig« krank werden, denn das erhöhte Cortisol unterdrückt nicht nur die Bildung von Immunbotenstoffen, sondern auch die Fieberreaktion und andere wichtige, für die Ausheilung notwendige Reaktionen des Abwehrsystems.

STRESS UND KRANKHEITEN DES IMMUNSYSTEMS

Untersuchungen sprechen dafür, dass auch solche Krankheiten, die selbst nicht durch Stress verursacht werden, in ihrem Verlauf ungünstig beeinflusst werden, wenn die Kranken unter Stress stehen. Dies betrifft vor allem chronische Erkrankungen, bei denen entzündliche Vorgänge eine Rolle spielen oder das Abwehrsystem (Immunsystem) des Körpers beteiligt ist.

Wie wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, können seelische Belastungen beziehungsweise Stress einen negativen Einfluss auf den Verlauf solcher Krankheiten haben, darunter z. B. Multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis, Hautkrankheiten wie Schuppenflechte (Psoriasis), Herzkrankheiten inklusive Herzinfarkt, Zuckerkrankheit (Diabetes), Asthma, aber auch bestimmte Tumorerkrankungen wie Brustkrebs. Wohlgemerkt: Diese Erkrankungen werden – jedenfalls nach heutiger Kenntnis – nicht durch Stress verursacht! Stress hat jedoch einen Einfluss auf ihren Verlauf, also auf die Fähigkeit des Körpers, sich mit der Erkrankung auseinander zu setzen. Auf die Herzkrankheit und die Tumorerkrankungen werden wir an anderer Stelle nochmals ausführlich zurückkommen.

WENN STRESS DAS GEHIRN SCHÄDIGT

Die Aktivierung von Genen durch belastende zwischenmenschliche Erfahrungen oder Stress bleibt auch für das Gehirn selbst nicht ohne Folgen. Dies hat mehrere Gründe. Der erste Grund ist wiederum das bereits erwähnte Cortisol. Über längere Zeit erhöhte Cortisol-Werte, wie sie beim Menschen unter seelischer Belastung auftreten, können den Nervenzellen des Gehirns an entscheidenden Stellen erheblichen Schaden zufügen. Vor allem, wenn die erhöhten Konzentrationen von Cortisol zusammen mit einem Nervenbotenstoff namens Glutamat auftreten, kann dies zum Untergang von Nervenzellen führen.

Der amerikanische Stressforscher Robert Sapolsky von der Stanford University verbrachte Jahre seines Lebens damit, in Afrika die Folgen von Beziehungsstress bei Menschenaffen zu erforschen. Eines seiner wichtigsten Ergebnisse war, dass die durch Konflikte und belastende Beziehungen innerhalb ihrer Horde am stärksten gestressten Tiere nach einiger Zeit deutliche Beeinträchtigungen des Gehirns zeigten, und zwar vor allem an einer Hirnstruktur namens Hippocampus, die für das Gedächtnis eine besonders wichtige Rolle spielt. Inzwischen ist klar, dass dies nicht nur für Menschenaffen, sondern auch für den Menschen gilt. Eine Arbeitsgruppe um den kanadischen Forscher Michael Meaney fand heraus, dass erhöhte Konzentrationen des Stresshormons Cortisol beim Menschen nicht nur in direkter Beziehung zu späteren Gedächtnisstörungen, sondern auch zur Substanzminderung eben jenes Hirnareals (des Hippocampus) stehen, das für das Gedächtnis eine entscheidende Bedeutung hat.

Die Schädigung von Hirnstrukturen durch belastende Erlebnisse und Stress ist jedoch nicht nur durch die Folgen der Aktivierung des CRH-Gens und des dadurch erhöhten Cortisols zu erklären. Während Stress einerseits eine Reihe von Genen »andreht« (unsere bisherigen Beispiele hierfür waren CRH, cfos und Tyrosin-Hydroxylase), so werden andere wichtige Gene gleichzeitig »abgedreht« beziehungsweise in ihrer Aktivität herabreguliert. Zu den wichtigen Entdeckungen der Hirnforschung der letzten Jahre gehörte die Beobachtung, dass Nervenzellen so genannte Nervenwachstumsfaktoren produzieren, mit denen sie sich gegenseitig »bei Laune« oder – besser gesagt