cover

 

 

 

Roberto Sastre

 

 

 

BENDER

Virtuelle Millionen

 

 

Kriminalroman

 

 

 

 

 

 

 

Impressum:

Cover: Karsten Sturm, Chichili Agency

    Foto: www.bjoernjansen.com

    Bjørn Janssen Photography, Konstanz,

    Modelle: 

Janina Lara Seitle

Amy Catheriné

Deborah Frey


© 110th / Chichili Agency 2014

EPUB ISBN 978-3-95865-187-6

MOBI ISBN 978-3-95865-188-3


 

Urheberrechtshinweis:

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency“ reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

 

 

Kurzinhalt

Friedwart Bender, der Rollstuhl fahrende Privatermittler will eigentlich nur einen Vortrag auf einem Kongress in London halten und anschließend ein paar Tage in der Stadt genießen. Aber Bender wäre nicht Bender, wenn er die Missgeschicke nicht magisch anziehen würde. So überlebt er knapp einen Sprengstoffanschlag. War es ein Terroranschlag, ein Unfall oder der Teil von etwas Größerem? Die Suche nach Antworten führt ihn erst zurück nach Deutschland und quer durch Osteuropa, von einer Panne zum nächsten Fettnäpfchen. Manchmal muss man eben die Datenautobahn verlassen und stellt entsetzt fest, dass das reale Leben auf der realen Autobahn nicht nur für Rollstuhlfahrer so manche schräge Situation versteckt.

 

Der Autor

Roberto Sastre ist in Deutschland geboren und führte als Computerspezialist ein einigermaßen geruhsames Leben, das nur von gelegentlichen Eskapaden des passionierten Rockmusikers unterbrochen wurde. Als ihn ein Kundenauftrag ins Ausland führte, packte ihn das Reisefieber. Einige Jahre lebte er in Lateinamerika, wo man seinen Namen kurzerhand verspanischte. Seit einem Unfall sitzt er querschnittgelähmt im Rollstuhl. Seine Abenteuerlust und den Spaß am Erzählen tobt er jetzt an der Tastatur aus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Es ist nicht so, wie es aussieht“, ist die Ausrede schlechthin.

Was, wenn es keine Ausrede ist?

 

 

 

 

 

 

Vorwort

Dieses Buch ist wieder von vorne bis hinten erstunken und erlogen. Man sagte mir, bei Romanen sei so etwas absolut üblich. Nachdem ich in inzwischen drei autobiografischen Erzählungen berichtet habe, wie ich im Rollstuhl gelandet bin und wieder ins Leben zurückgefunden habe, hat mich die Lust am Schreiben gepackt. Die ersten beiden Erzählungen sind übrigens unter dem Namen „Rollender Donner“ bei Chichili/Satzweiss erschienen. Der dritte Teil ist auch schon im Lektorat. Mal sehen, was schneller ist, die Gesamtausgabe vom Rollenden Donner mit allen drei Teilen, oder dieses Buch.

Na ja – so aufregend ist mein Privatleben nun auch wieder nicht und mit drei Büchern habe ich meiner kleinen Lesergemeinde eigentlich genug Prosa angetan. Ob mir eine erfundene Geschichte übel genommen wird? Diese Frage hätte ich mir nicht stellen müssen. Friedwart Bender, der mit seinem Rollstuhl von Fettnäpfchen zu Abenteuer zu Schlamassel eiert und es irgendwie immer schafft, sich herauszuziehen, fand auf Anhieb seine Fans.

 

Diesmal verschlägt es ihn nach London, der Hauptstadt der Kriminalromane. Sein rollendes Computerlabor musste er zu Hause lassen, sein Elektrorollstuhl ist defekt und Elsbeth, seine treue Assistentin – aber ich möchte die Spannung nicht vorwegnehmen. Wie es ausgeht, das weiß ich an dieser Stelle selbst noch nicht, aber ich bin sicher, dass der gute Bender auch diesmal durch die seltsamsten Abenteuer stolpern wird.

Elsbeth ist tot!

Ich habe sie umgebracht. Meine Elsbeth, die mich seit meinem ersten Fall begleitet, sie ist nicht mehr da. Kein reinquatschen beim Autofahren mehr. Keine Politessen, die zu zugeparkten Behindertenparkplätzen bestellt werden. Kein fröhliches „Sie haben Post“ im ungeeignetsten Moment. Und ich bin schuld daran.

Es war ein Unfall. Normalerweise kann man mit einem Elektrorollstuhl schon mal in den Regen kommen. Die Elektrik, wie auch die Elektronik sind spritzwassergeschützt und halten auch einen etwas kräftigeren Guss aus. Elsbeth ist in ihrem Versteck unter meinem Sitzkissen normalerweise gut geschützt. Aber hundertprozentigen Schutz gibt es eben nicht. Wir hatten im Kloster des Ordens den Abschluss eines ziemlich komplizierten Falles gefeiert. Ob es jetzt am Weißherbst lag oder an unserer ausgelassenen Stimmung, ich weiß nur noch, dass ich im Kneippbecken stand und Hamlet deklamierte. Also – mein Rollstuhl stand und ich saß darin. Tanja saß zu meinen Füßen und soufflierte mir. Lisa gab am Beckenrand die Uncoole. „Mensch, Bender, du benimmst dich wie ein kleiner Junge. Komm raus, du hast schon ganz blaue Lippen.“ Manchmal kann sie schon eine ganz schöne Glucke sein, aber diesmal hatte sie Recht. Ich schob den Joystick nach vorn, um wieder aus dem Becken zu rollen, aber der Rollstuhl gab keinen Mucks von sich. Das Display war tot. Das leise Pfeifen der Mikroturbine war erloschen. Weinselig rührte ich mit dem Joystick in alle Richtungen. Das Einzige, was ich erreichte, war ein Lachorkan der Umstehenden. Selbst Lisa wischte sich die Tränen aus den Augen. „Auf los jetzt, komm raus, du hast dich genug zum Affen gemacht.“ Warum müssen Frauen immer nur so vernünftig sein? So langsam merkte sie, dass da etwas nicht stimmte. Während ich immer noch kichernd den Joystick malträtierte, hatte sie ein paar Freiwillige mobilisiert, die mich mit vereinten Kräften aus dem Becken bugsierten. Die Schwestern hatten mich schnell wieder trockengelegt und in meinen Ersatzrollstuhl verfrachtet. Einen Aktiv-Rollstuhl ohne Antrieb. Den Rest des Festes durfte ich mit Muskelkraft absolvieren.

 

Die Techniker des Ordens stellten am nächsten Morgen fest, dass das Wasser meinem Rollstuhl gar nicht gut getan hatte. Antrieb und Steuerung waren triefend nass. Allerdings sind die so robust ausgelegt, dass sie nach einer sorgfältigen Trockenlegung wieder funktionieren sollten. Nur Elsbeth konnten sie nicht mehr wiederbeleben. Die hatten diverse Kurzschlüsse endgültig zu ihren Altvorderen versammelt.

Hatte ich erwähnt, dass Elsbeth ein Computer ist? War. Ein Notebook, genauer gesagt, dass unter meinem Sitz im Rollstuhl eingebaut war. Hatte ich? Tut mir leid, aber ich stehe immer noch unter Schock. Ja, in so einem E-Rolli kann man eine Menge Dinge verstecken. Vor Jahren hatte ich eine Zeit lang mit künstlicher Intelligenz herumexperimentiert. Steffen, ein begnadeter Tüftler, den ich in der Reha kennengelernt habe, hatte an meinen Algorithmen weitergearbeitet und sie so optimiert, dass wir ein älteres Notebook damit ausstatten konnten. Dieses Notebook steckte unter meinem Sitz und hörte auf den Namen Elsbeth. Im wörtlichen Sinne. Eine Sprach-Ein- und Ausgabe hatten wir mit als Erstes realisiert. Das Wasser im Kneipp-Becken hatte ganze Arbeit geleistet, dieses Notebook würde nie wieder einen Ton von sich geben. Kathrin Vollbarth, die IT-Leiterin des Ordens hatte die Festplatte schon ausgebaut und an Steffen geschickt.

 

„Du bist mer vielleischt en Labbeduddel“

Steffen konnte sich kaum halten vor Lachen. „Du Kapp, des waaßte doch selber, des mer en Kompjuder net mit ins Wasser nimmt. Aber mach der nix draus, isch hab noch e Backup. Bloß e neu Kist‘ die müsse mer einbaue. Aber isch hab da schon ´ne Ideesche.“