Ein Wort zuvor

Der ursprünglich aus Indien kommende Yoga ist bei uns seit vielen Jahren als ganzheitliche Übungsmethode etabliert. Bisher stand jedoch die Übungspraxis der Erwachsenen im Mittelpunkt. Dass auch Kinder durch Yoga eine wunderbare Unterstützung erfahren können, hat man erst in den letzten Jahren erkannt. Mittlerweile gibt es Yoga-Angebote in Kindergärten und Schulen, in vielen Kursen an Volkshochschulen oder direkt von Yogaschulen.

Die vielfältigen Wirkungen des Yoga sind gerade für die Kinder unserer Zeit eine große Hilfe in ihrer Entwicklung. Die Übungen machen Spaß, weil sie dem natürlichen Bedürfnis der Kinder nach Bewegung entgegenkommen. Und jede Übung birgt neue Erfahrungen durch Dehnung und Entspannung, aber auch durch die Herausforderung, die manchmal damit verbunden ist. Yoga wirkt direkt auf den Körper, macht ihn mit der Zeit beweglicher, geschmeidiger und hilft dabei, ein gesundes Körpergefühl zu entwickeln. Gleichzeitig haben die Übungen auch positive Auswirkungen auf die Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer und Leistungsbereitschaft der Kinder. Sie lernen, ihre Aufmerksamkeit zu bündeln und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das alles »macht« Yoga natürlich auch bei Erwachsenen. Deshalb können Sie als Eltern selbstverständlich alle Reihen aus diesem Buch selbst üben.

Und wenn Sie dann zusammen mit Ihrem Kind »auf die Matte gehen«, ist der Spaß für alle bestimmt noch mal so groß.

Ihre Fragen, die Sie vielleicht zum Yoga haben, werden in den ersten beiden Kapiteln beantwortet: mit Interessantem über die Geschichte und Herkunft des Yoga und mit ganz praktischen Tipps zum Üben. Anschließend finden Sie sieben verschiedene Übungsreihen für Kinder und jeweils eine passende Geschichte zur Entspannung. Die Übungen sind alle so dargestellt, dass sie leicht nachzuvollziehen sind – auch wenn Sie selbst keine Yogaerfahrung haben, können Sie mit Kindern ab etwa 5 Jahren sicher Yoga üben.

Ich freue mich, meine Erfahrung aus vielen Jahren des Yogaübens mit Kindern mit Ihnen teilen zu dürfen, und wünsche Ihnen anregendes Lesen und viel Spaß beim Üben!

Thomas Bannenberg

IMG

Yoga für
starke Kinder

Im Herkunftsland Indien hat Yoga eine sehr lange Tradition als geistiger und körperlicher Übungsweg. Lesen Sie im Folgenden, wie der Yoga entstanden ist und sich weiterentwickelt hat, auf welchem Konzept er basiert, wie er wirkt und warum er auch Kindern gut tut – und was der Unterschied zwischen dem Yoga für Erwachsene und für Kinder ist.

IMG

Was ist Yoga?

Bei uns in Europa verbinden wir mit »Yoga« meist die körperorientierte Form des sogenannten »Hatha-Yoga« mit seinen Dehn- und Atemübungen. Eine Auswahl dieser Übungen wird Ihnen im praktischen Teil dieses Buches in kindgemäßer Form vorgestellt.

Yoga als solcher ist jedoch viel älter als diese eine Variante. Wie alt genau, ist nicht bekannt. Man geht aber davon aus, dass es Yoga als praktizierte Philosophie bereits seit mehreren tausend Jahren gibt, denn die ältesten Schriften, auf die man sich im Yoga bezieht, datieren bis zu 4500 Jahre zurück.

Als Ursprungsland wird Indien angesehen, aber einige Forscher meinen, dass Yoga bereits zuvor außerhalb Indiens praktiziert wurde und erst mit der indogermanischen Völkerwanderung eingeführt wurde. Unstrittig ist, dass der Yoga auf dem indischen Subkontinent weiterentwickelt wurde und dabei die philosophische, religiöse und kulturelle Entwicklung mit beeinflusst hat.

Der Begriff »Yoga« hat im Sanskrit, der altindischen Hoch- und Schriftsprache, zunächst die Bedeutung von »Joch« oder »Ochsengeschirr«, einem Doppeljoch, unter das man die Ochsen vor den Karren spannen konnte. Im Lauf der Zeit erhielt dieses Wort zusätzlich die übertragene Bedeutung von »Verbindung«.

Meister des eigenen Lebens werden

Ziel der yogischen Philosophie war (und ist) es, den Geist zu schulen und zu vervollkommnen. Sich nicht ablenken zu lassen von den Äußerlichkeiten des alltäglichen Lebens, sondern danach zu streben, das eigene Denken zu beherrschen, um damit »Meister des eigenen Lebens« zu werden. Die yogische Philosophie geht – wie die meisten asiatischen Philosophien und Religionen – von einem andauernden Prozess der Geburt und Wiedergeburt aus, dem »Rad des Karma«. Alles Leben ist in dieser Weltsicht mit Schmerz und Leiden verbunden. Der Mensch kann aber durch seine Lebensweise beeinflussen, ob und in welche Lebensumstände er wiedergeboren wird. Die Gedankenbeherrschung und die Ausrichtung auf innere, also geistige Werte sollen dazu dienen, sich aus dem Karmarad zu befreien, um im geistigen Zustand der Einheit die Glückseligkeit zu erfahren, einen paradiesähnlichen Zustand jenseits von weltlichem Schmerz (siehe auch Samadhi, >).

Verschiedene Yoga-Traditionen

Im Laufe der Jahrhunderte trat so der menschliche Körper mit seinen Bedürfnissen immer mehr in den Hintergrund, und die führenden Vertreter der yogischen Philosophie legten die Schriften sehr alltagsfern und »kopflastig« aus.

Daraus entwickelte sich quasi im Gegenzug eine neue Yogarichtung, der sogenannte Tantra-Yoga. Dessen grundlegender Ansatz war, dass dem Menschen nicht der Körper gegeben sei, um ihn zu missachten oder gar als lästig anzusehen, wie es bis dahin geschah, sondern dass der Körper ein »Geschenk des Lebens« sei, ein »Vehikel«, das einen durch das Leben befördert. Und deshalb sollte man dieses einmalige Vehikel pfleglich behandeln und gut versorgen.

Dazu gehörte nach wie vor die geistige Praxis der Versenkung und Meditation.

Aber neben dem Streben nach geistiger Vollkommenheit kam nun auch die Übung des Körpers hinzu.

Neben dem Tantra-Yoga bildeten sich über die Zeit noch weitere Formen des Yoga aus, jeweils mit eigener Übungspraxis und Philosophie. Dazu gehört unter anderem der Raja-Yoga, auch der »Königsweg des Yoga« genannt, weil er neben der Körperpraxis vielfältige mentale und spirituelle Übungen beinhaltet. Durch diese Ganzheitlichkeit sollen Körper und Geist zur Befreiung aus dem Karmarad geführt werden (>). Der Jnana-Yoga ist der »Yoga der Erkenntnis«, in dem die klassischen Schriften gelesen und in Bezug auf das eigene Leben und die eigene Zeit interpretiert werden. Diese Form entspricht wohl am ehesten der ursprünglichen Yogaform. Bhakti-Yoga ist der »Weg der tätigen Nächstenliebe« und wird durch karitative, helfende, heilende Arbeit beschritten. Eine typische Vertreterin könnte Mutter Teresa sein, die mit ihren vielfältigen sozialen Diensten für die Ärmsten in indischen Slums gewirkt hat. Eine weitere, bis heute praktizierte Form ist der Karma-Yoga. Hierbei geht es darum, die Arbeiten zu tun, die zu tun sind, zum Beispiel für die Nachbarschaft oder eine andere soziale Gruppe, ohne dass man dafür Dank oder Lohn erwartet. Am ehesten zu vergleichen ist diese Yogaform wohl mit ehrenamtlichem Dienst oder Engagement, wie wir es auch bei uns kennen.

Der Hatha-Yoga – Übung für Körper und Geist

Aus dem Tantra-Yoga ist die uns bekannte Form des Hatha-Yoga hervorgegangen. Die Philosophie des Hatha-Yoga (>) und die Übungen wurden dabei stets vom Lehrer zum Schüler mündlich und praktisch weitergegeben. Bis in die Neuzeit gab es nur ganz wenige überlieferte Aufzeichnungen.

Die Beziehung des Schülers zu seinem Lehrer war sehr eng. Der Lehrer (Guru) unterrichtete häufig jahrelang im Schweigen, duldete keine Fragen und ebensowenig Widerspruch durch den Schüler. Aber es wurden nicht nur Körperhaltungen und Atemtechniken weitergegeben, sondern in speziellen Unterweisungen auch Lebensweisheiten und Erkenntnisse. Neben der äußeren körperlichen Form gab es also weiterhin eine innere, geistige Form.

Der Schüler war an die speziellen Formen des Übens gebunden, die er bei seinem Lehrer erlernt hatte. Dadurch bildeten sich im Laufe der Zeit verschiedene Traditionen der Hatha-Yogapraxis auf dem indischen Subkontinent aus. Diese Entwicklung unterschiedlicher Traditionen ist bis in die heutige Zeit lebendig geblieben. So finden wir unter dem Oberbegriff »Hatha-Yoga« sehr unterschiedliche Ausprägungen: den beinahe »ursprünglichen« Ashtanga-Yoga mit Haltungen und Abläufen, die mit großer Dynamik geübt werden; den nach dem indischen Yogalehrer B.K.S. Iyengar benannten Iyengar-Yoga, der auch mit verschiedenen Hilfsmitteln übt und teilweise akrobatisch anmutende Übungen beinhaltet; oder den Yoga in der Tradition des Sivananda mit weichen Übergängen bei den Körperhaltungen und vielen mentalen Übungen.

Aber welche Richtung im Hatha-Yoga wir auch immer betrachten, die zu Grunde liegende Philosophie ist (fast) immer gleich.

Die Philosophie des Hatha-Yoga

Der Begriff »Yoga« bezeichnet, wie gesagt, ursprünglich ein »Joch« und später auch eine »Verbindung«. Mit dem »Ha-Tha-Yoga« kommen zwei Aspekte hinzu, die bereits auf die Übungspraxis und Zielsetzung hinweisen. Der Sanskritbegriff »Ha« hat nämlich die Bedeutung von »Sonne« und »Tha« die Bedeutung von »Mond».

»Sonne« und »Mond« verbinden

Im »Ha-Tha-Yoga« geht es also darum, Sonne und Mond miteinander zu verbinden, was natürlich nicht wörtlich zu nehmen ist. Vielmehr geht es darum, die sinnbildliche Energie der Sonne mit der des Mondes im Menschen zu verbinden.

Denn im Yoga wird davon ausgegangen, dass wir Menschen, unabhängig vom jeweiligen Geschlecht, beide Energien in uns tragen. Das wird verständlicher, wenn wir uns die Assoziationen anschauen, die mit diesen beiden Energieformen verbunden werden:

• Die Sonne (Ha) findet ihren Ausdruck im Menschen durch den Verstand, die Dynamik und Ausführung der Handlung, durch Planung und Konzepte, durch das Gradlinige, das Äußere, das Bewusste und das Männliche.

• Der Mond (Tha) wiederum findet sich im Menschen durch Fantasie und Träume, durch Kreativität und alles Musische, durch die Emotionen, das (kreative) Chaos, das Innere, Unbewusste und das Weibliche.

Yoga will diese gegensätzlichen Tendenzen im Menschen harmonisieren und ihn dadurch zur inneren und äußeren Balance führen.

Sie kennen es aus dem eigenen Erleben, wenn diese Balance nicht gelingt. Da sitzen Sie beispielsweise und wollen einen wichtigen Brief schreiben oder die Wohnung putzen. Und gleichzeitig wünschen Sie sich, gerade jetzt einfach nur dazusitzen und nichts zu tun. Meist endet es damit, dass Sie den Brief nicht geschrieben haben oder die Wohnung nur »mal schnell«, also oberflächlich geputzt haben. Aber Sie haben sich auch nicht wirklich erholsam entspannt.

Im Hatha-Yoga geht es darum, das zu tun, was zu tun ist – ohne das andere zu lassen. Oder verkürzt gesagt: mit Herz und Hand, richtig und ganz.

Ganz im Augenblick leben

Hatha-Yoga will den Ausgleich herstellen zwischen dem inneren Wollen und den äußeren Anforderungen, zwischen dem inneren Fühlen und den äußeren Gegebenheiten. Ziel ist es, körperlich und geistig flexibel zu werden und in Wohlspannung zu sein. Also weder verspannt noch völlig aufgelöst. Es geht darum, das »Ich-bezogene Wollen« loszulassen und ganz im Augenblick zu leben: die Fülle des Lebens leben.

Das versuchen einzelne Yogarichtungen in Indien auch durch Askese, die so extreme Formen annehmen kann wie wochenlanges Fasten, Schlafentzug oder der Verzicht auf jeglichen Besitz bis hin zu den Kleidern, aber auch durch besondere Formen der Körperpraxis, wie wir sie als Fakirismus kennen, oder durch bestimmte Kasteiungsarten.

Hatha-Yoga zu praktizieren heisst Üben mit Herz und Hand, richtig und ganz.

Eine Philosophie, keine Religion

Bei allen Variationen und, aus unserer westlichen Sicht, »Auswüchsen« in der Praxis, ist der Hatha-Yoga ein »offenes System«, das unabhängig von religiösem Glauben, Weltanschauung oder Gesinnung geübt werden kann.

Hatha-Yoga hat zwar in Indien einen starken Bezug zum Hinduismus, ist aber aus der eigenen Geschichte heraus eher eine atheistische Philosophie. Dennoch ist sie schon immer offen gewesen für alle Menschen, gleich welcher Religion oder Glaubensgemeinschaft, die mehr über sich und die Welt erfahren wollten.

 

INFO

DER ACHTSTUFIGE PFAD DES HATHA-YOGA

Yama

der Dienst am Du

Niyama

die Selbsterkenntnis

Asana

die Körperübungen

Pranayama

die energetischen Atemübungen

Pratyahara

die Zurücknahme der Sinne vom Außen

Dharana

die Konzentration nach innen

Dhyana

die Meditation

Samadhi

der eigentlich unbeschreibliche Zustand, in dem der Geist das Nichts erlebt

 

Der achtstufige Pfad des Patañjali

Für die Philosophie des Hatha-Yoga war eine Person von besonderer Bedeutung: Patañjali. Sein Geburtsdatum ist ebenso unbekannt wie sein Beruf. Die meisten Schriften und Forscher neuerer Zeit gehen davon aus, dass Patañjali irgendwann zwischen 800 und 300 vor Christus lebte. Es gibt aber auch Theorien indischer Forscher, die davon ausgehen, dass er vielleicht schon tausende Jahre vor unserer Zeitrechnung gelebt hat. Mal spricht man von ihm als Arzt, mal als Lehrer oder Gelehrtem. So unklar und »verschwommen« seine eigene Geschichte für uns ist, so klar ist seine Bedeutung für den Hatha-Yoga. Denn er war der Erste, der die Lehren des Yoga, die bis dahin über viele Jahrhunderte nur mündlich weitergegeben worden waren, in seinen berühmten 196 »Yoga-Sutren« (Lehrsätzen) zusammenfasste. Dadurch gilt er als der Begründer des Hatha-Yoga, auf den sich fast alle Traditionen beziehen. Er beschrieb zuerst den »achtstufigen Pfad des Hatha-Yoga«, der sich als Kreis immer wiederholt.

Wir werden uns im Praxisteil des Buches ganz den drei Bereichen Asana (Körperübungen), Pranayama (Atemübungen) und Dharana (Konzentration nach innen) widmen. Deshalb hier ein wenig mehr zu allen acht Stufen.

• Die Yamas und Niyamas sind so etwas wie das ethisch-moralische Regelwerk, das der Yoga-Übende beachten möge und in dem es sich zu schulen gilt.

Es ist so etwas wie die innere Vorbereitung des Übens. Die Praxis hierzu findet nicht auf der Matte daheim, sondern im Alltag statt. Schauen wir uns diese Sätze einmal genauer an, erkennen wir darin durchaus auch heute noch gültige Vorgaben für ein besseres Zusammenleben der Menschen in der Gemeinschaft, egal ob im direkten Umfeld der Freunde und Familie oder im größeren Zusammenhang von Ländern und Staaten.

Die Yamas befassen sich dabei mit dem sozialen Umfeld des Menschen und regeln einen friedlichen Umgang miteinander durch die Gebote von: Ahimsa (nicht verletzen in Gedanken, Worten und Taten), Satya (Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit), Asteya (nicht stehlen), Brahmacharya (Zölibat oder auch: kein ausschweifendes Leben) und Aparigraha (keine Gier und kein Neid).

Die Niyamas wenden sich an den Einzelnen und fordern auf zu Saucha (innerer und äußerer Sauberkeit), Santosha (Freundlichkeit zu sich und anderen), Tapa (Disziplin), Svadhya (Selbststudium) und Ishwara Pranidhana (Vertrauen in das Schicksal oder in Gott).

• Nun folgt die körperliche Ebene: Die Asana-Praxis befasst sich mit den »förderlichen Haltungen« im Sinne einer ganzheitlichen Gesundheitsvorsorge.

Pranayama gibt uns die Kontrolle über die vitalen Luftströme. Prana ist für die Yogis das, was den Chinesen das Chi ist: die Lebenskraft, die alles bewegt, in allem gegenwärtig ist und vom Menschen aufgenommen wird durch den Atem.

• Dann folgen die Techniken, die die Sinne und den Geist schulen – beginnend mit Pratyahara oder dem »Zügeln der Sinne«, dem Abwenden nach innen – weg von der allgegenwärtigen Wahrnehmung äußerer Reize. Dharana führt zum »Beruhigen des Gemüts« durch Entspannungsübungen, Konzentration und Kontemplation. Dhyana, die verschiedenen Formen der Meditation, führen schließlich zu innerer Versenkung und geistiger Ausrichtung nach innen. Durch langjährige Praxis erhofft sich der Yogi so den Übergang in den Zustand des Samadhi – des »kosmischen Bewusstseins«, wenn das Denken aufhört, sich die Grenzen zwischen Subjekt und Objekt auflösen und alles als Einheit wahrgenommen wird. Dann erhebt sich der Geist in den überbewussten Zustand völliger Gelöstheit, ist »wahrhaft frei von irdischer Anhaftung«.

Ziel ist ein freier Geist in einem gesunden Körper

Auch wenn diese acht Stufen wie »Gebote« klingen, ist das System des Hatha-Yoga doch so frei und offen, zu erkennen, dass ein Mensch nicht alles auf einmal beachten und befolgen kann. Deshalb spricht man auch vom kreisförmigen Verlauf der acht Stufen. Manche Stufen nimmt man leicht, eine andere fordert dafür stärker heraus – ganz so wie im »richtigen Leben«. Dem einen fällt es leicht, sich flexibel zu bewegen und zu dehnen, er kann aber vielleicht abends schlecht abschalten. Ein anderer kann gut für sich sorgen und äußere Reize leicht ignorieren, kümmert sich aber wenig um die Menschen in seiner direkten Umgebung. So sollen diese Stufen mehr eine Herausforderung sein, um sich immer wieder daran zu orientieren und zu messen. Sie sollen aber nicht zu erneuter Anhaftung führen, also nicht dogmatisch umgesetzt werden, denn Ziel des Hatha-Yoga ist der freie Geist im freien, also gesunden Körper des Menschen, der wach und mitfühlend sein Leben in der Gemeinschaft lebt.

Hatha-Yoga im Westen

Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Hatha-Yoga in Europa bekannt.