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Dr. Tina Maria Ritter
Dr. Liutgard Baumeister-Jesch

Stoffwechselstörung HPU

Diagnose, Vitalstoffe und Entgiftung
bei Hämopyrrollaktamurie

Für Patienten und Therapeuten

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VAK Verlags GmbH
Kirchzarten bei Freiburg

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

VAK Verlags GmbH

2. Auflage: 2014

Inhalt

Vorwort von Dr. Joachim Mutter

Einführung: Warum uns die HPU so wichtig ist

Kapitel 1: HPU – Charakteristika, Diagnostik und Therapie

Biochemischer Hintergrund

Abgrenzung der HPU zur KPU

HPU oder KPU? – Irrungen und Wirrungen

Abgrenzung der HPU zur Porphyrie

Diagnostik der HPU

Körperzeichen und Symptome der HPU

Häufige Persönlichkeitsmerkmale von HPU-Patienten

Therapie der HPU

Kapitel 2: HPU – Ursache einer Entgiftungsstörung

Körpereigene Entgiftung – das Prinzip der Selbstreinigung

Beeinträchtigung der Entgiftungsfähigkeit durch HPU

Interview mit Dr. Joachim Mutter

Kapitel 3: HPU und Mikronährstoffe

Vitamin B6

Zink

Mangan

Interview mit dem Mikronährstoffexperten Uwe Gröber

Checkliste: Mikronährstoffe in der HPU-Therapie

Kapitel 4: Mit HPU assoziierte Erkrankungen und Beschwerden

Schilddrüsenstörungen

Interview mit Dr. John Kamsteeg

Nebennierenschwäche

Verdauungsprobleme und Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Histamin-Intoleranz

Fructose-Malabsorption

Gluten-Unverträglichkeit

Laktose-Intoleranz und Casein-Unverträglichkeit

Floraveränderungen

Nahrungsmittelunverträglichkeiten und ADHS/Autismus

Pellagra

Menstruation, Fruchtbarkeit, Schwangerschaft

Infektionen

Halswirbelsäulentraumata

Probleme im Bereich der Zähne

Schlafstörungen

HPU und Medikamente/Chemikalien

Kapitel 5: HPU und die Psyche

HPU in der psychotherapeutischen Praxis

Wechselwirkungen zwischen Mikronährstoffdefiziten, organischen Störungen und psychischem Befinden

Kapitel 6: HPU und Mitochondriopathie

Kapitel 7: Umgang mit HPU im Alltag

Elektrosmog

Impfungen und ihre Risiken

Ernährung

Schlusswort

Anhang

Verzeichnis der Fachbegriffe

Verzeichnis der Abkürzungen

Literaturverzeichnis

Bildquellenverzeichnis

Informationen zu Bezugsquellen

Über die Autorinnen

Vorwort

Es freut mich sehr, für dieses außergewöhnliche Buch ein Vorwort schreiben zu dürfen. Tatsächlich kann die Hämopyrrollaktamurie (HPU) – wie die beiden Autorinnen hier ausführen – die Ursache für viele Krankheiten und Beschwerden sein, mit denen unser Gesundheitssystem heute konfrontiert ist.

Die Stoffwechselstörung HPU blockiert über mehrere Mechanismen zentrale Lebensvorgänge in unseren Zellen und somit in unseren Organen. Zunehmend wird (an)erkannt, dass den meisten chronischen Krankheiten – und das sind über 80 Prozent aller Krankheiten in den „zivilisierten“ Ländern – eine Belastung mit schädigenden Faktoren wie Giften oder künstlichen Strahlungen (zusammen mit Vitalstoffmängeln) zugrunde liegt. Zahlreiche chronische Krankheiten kann man effektiv behandeln, wenn Gifte aus dem Körper entfernt und gleichzeitig über eine qualitativ hochwertige, möglichst frische Nahrung sowie mit Nahrungsergänzungen Vitalstoffe zugeführt werden.

Dies gilt auch für sogenannte unheilbare Erkrankungen wie die Verengung von Blutgefäßen, Rheuma und andere Autoimmunerkrankungen, therapieresistente Krebsarten, Alzheimer, Parkinson, Amyotrophe Lateralsklerose, Morbus Pick, für viele als „psychisch“, „psychiatrisch“ oder „psychosomatisch“ eingestufte Erkrankungen (etwa endogene Depression, Schizophrenie, Schmerzerkrankungen, Süchte) sowie für manche Entwicklungsstörungen im Kindesalter. Manchmal müssen im Zusammenhang damit auch unerkannte chronische Infektionen (wie Borreliose) therapiert werden.

Menschen mit HPU speichern mehr Umweltgifte in ihrem Körper als andere. Und sie reagieren deutlich empfindlicher auf Schadfaktoren, besser gesagt: Sie sind anfälliger für chronische Infektionen und eben Krankheiten, auch für mitochondriale Erkrankungen oder Erkrankungen der Peroxisomen.

Umgekehrt kann eine HPU jede Art von Therapie gegen Erkrankungen unwirksam werden lassen. Nach der laborkontrollierten Diagnose einer HPU kann sie mit der intelligenten Verabreichung bestimmter Mikronährstoffe kompensiert werden – und die ursprünglich vorgesehenen Therapien funktionieren dann wieder. Auch kann die alleinige Behandlung der HPU eine Vielzahl von Beschwerden und Krankheiten bereits verbessern.

Obwohl die etablierte Medizin die Aufklärung dieser Stoffwechselstörung mehr behinderte als förderte, ist der Forschergruppe um den kanadischen Arzt Dr. A. Hoffer, einen der Begründer der „orthomolekularen Medizin“, viel Grundlagenforschung zu verdanken. Es ist das Verdienst der beiden Autorinnen des vorliegenden Buches – meiner Ansicht nach in ganz Europa die führenden Expertinnen auf diesem Gebiet –, das komplizierte Thema für jeden Interessierten gut verständlich und sofort umsetzbar darzustellen.

Dieses Buch ist hervorragend recherchiert und aufgearbeitet. Die Therapeuten unter den Lesern werden nach seiner Lektüre und praktischen Umsetzung sofort mehr Heilungserfolge bei ihren Patienten beobachten können. Von daher halte ich es für in höchstem Maße geeignet, als Pflichtliteratur in die Ausbildung von Ärzten und Heilpraktikern aufgenommen zu werden. Und es ist eine wahre Fundgrube auch für alle, die bisher glaubten, sich bei HPU schon auszukennen.

In diesem Sinne wünsche ich dem Buch eine möglichst weite Verbreitung und freue mich für Sie, liebe Leserinnen und Leser, dass Sie sich zur Lektüre entschlossen haben.

Konstanz, im Dezember 2013

Dr. Joachim Mutter

(Autor der Bücher Amalgam – Risiko für die Menschheit, Gesund statt chronisch krank, Grün essen!, Lass dich nicht vergiften!)

Einführung:
Warum uns die HPU so wichtig ist

Rat suchenden Patienten (und Therapeuten) möchten wir hier eine neue, gute Perspektive eröffnen: Die Stoffwechselstörung HPU verursacht zwar eine Störung der körpereigenen Entgiftung; ab dem Moment aber, in dem wir die HPU behandeln, fördern wir die körpereigene Entgiftung.

Viele von Ihnen werden das kennen: Manchmal geht es in der Therapie einfach nicht recht voran. Nach einer anfänglichen Besserung stagniert die Entwicklung oder es kommen neue Schwierigkeiten hinzu. „Therapieversagen“ kann man das nennen, wenn Behandlungen solch einen Verlauf nehmen. Weder Patient noch Therapeut sind zufrieden. Am meisten belastet es, wenn es sogar rückwärts zu gehen scheint und beide Seiten sich hilflos fühlen.

Natürlich haben auch wir das erlebt: Da hatten wir nach bestem Wissen und besten Kräften behandelt, für die Entgiftung gesorgt, psychotherapeutisch behandelt, das ganze Repertoire investiert – und dann ging es doch nicht weiter oder gar wieder zurück zum ursprünglichen Zustand; die Therapie schien sich im Kreis zu drehen.

Doch damit haben wir uns nicht abgefunden. Wir haben gesucht und geforscht und sind dabei unter anderem auch dem Thema HPU begegnet. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass durch die HPU-Therapie viele therapeutisch schwierige Situationen lösbar oder zumindest wesentlich einfacher wurden. Oft ist die HPU einfach der Schlüssel, der die Tür zum Verstehen der Problematik öffnet und vor allen Dingen die Tür für Behandlungsmöglichkeiten. Seitdem wir die HPU mit in die therapeutische Arbeit einbeziehen – jede von uns auf unterschiedliche Weise –, haben wir sehr viele gute Erfahrungen damit gemacht und konnten sehr positive Entwicklungen beobachten.

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Dieses Buch zeigt Wege aus der therapeutischen Sackgasse

Schwer ist es für Patienten, einen langen Leidensweg durch alle Untersuchungsinstanzen der Schulmedizin zu gehen und – wenn doch keine Ursache für ihre Beschwerden gefunden wird – schließlich als psychisch krank abgestempelt zu werden. Ernsthafte körperliche und psychische Beschwerden zu haben, die nicht aufgeklärt werden, das verursacht Unsicherheit und Angst. Nicht selten führt der Weg die Betroffenen zu Psychotherapeuten oder Psychiatern, die aber in der Regel auch nicht über HPU Bescheid wissen. So fühlen sich HPU-Patienten oft unverstanden – und sie sind es auch tatsächlich.

Dabei ist die HPU-Diagnostik so einfach und die Aussage des HPU-Tests so klar, die Therapie unproblematisch und der Nutzen so groß! Wir möchten erreichen, dass mehr Menschen von dieser Stoffwechselstörung erfahren, damit für sich selbst besser Sorge tragen und eine geeignete Therapie aufsuchen können. Und wir möchten erreichen, dass Therapeuten diese wichtige Stoffwechselbesonderheit in ihr Denken und in ihre Therapien mit einbeziehen. Immerhin betrifft die Stoffwechselstörung HPU sehr viele Menschen: etwa 10 Prozent aller Frauen und 1 Prozent der Männer. Wir gehen davon aus, dass unter (chronisch) Kranken diese Prozentsätze noch wesentlich höher liegen.

Insbesondere diejenigen Therapeuten, die darum wissen, wie wichtig es ist, die Entgiftung zu unterstützen, wird es interessieren, dass HPU die Entgiftung behindert und dass durch ihre Therapie die Entgiftung wieder in Fluss gebracht wird. Die HPU-Therapie ist nicht alles, aber oft ein zentraler Schlüssel, der entscheidende Türen öffnet.

Wir haben eine Vision. Sie beinhaltet, …

● dass das Wissen um die HPU in allgemeinärztlichen, psychotherapeutischen, endokrinologischen, gynäkologischen und vielen anderen Praxen zu Hause ist;

● dass auch AD(H)S mit Mikronährstoffen behandelt wird, einschließlich der HPU-Therapie;

● dass Psychotherapie den Körper so mit einbezieht, dass auch Entgiftung und Vitalstofftherapie und HPU-Behandlung stattfinden, etwa beim Burn-out-Syndrom, bei der Depression, bei Angsterkrankungen und vielem mehr;

● dass es psychiatrische Kliniken gibt, die das ebenfalls leisten;

● dass den Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Chronic Fatigue Syndrome, Multipler Chemikaliensensitivität, Borreliose und weiteren chronischen Infektionen die ganze Heilkraft von Vitalstoffen und speziell der HPU-Therapie zugutekommt;

● dass die vielfältigen Möglichkeiten der Mikronährstoffmedizin mehr und mehr genutzt werden.

Wir möchten auch erreichen, dass die Therapie der HPU in der neuen mitochondrialen Medizin ihren Platz bekommt.

Das Wissen um die Stoffwechselstörung HPU ist für unsere Patienten und uns selbst zu einem wahren „Schatz“ geworden. Etwas von diesem Wissen, das wir uns in den vergangenen Jahren in der Zusammenarbeit mit Dr. John Kamsteeg vom KEAC in den Niederlanden und mit viel eigener forschender Arbeit erworben haben, wollen wir mit diesem Buch weitergeben. Wir wünschen uns, dass es auch für unsere Leser von großem Nutzen sein wird.

Dr. Tina Maria Ritter & Dr. Liutgard Baumeister-Jesch

KAPITEL 1

HPU – Charakteristika, Diagnostik und Therapie

HPU ist die Kurzform für Hämopyrrollaktamurie, eine Stoffwechselstörung. Hämopyrrollaktam (kurz: HPL) ist eine Substanz aus dem Häm-Stoffwechsel, die bei Vorliegen dieser Störung über den Urin ausgeschieden wird (– das bedeutet der Wortbestandteil „-urie“). Es handelt sich hier um eine (vererbbare) Störung des Stoffwechsels, die in unserer Bevölkerung sehr häufig vorkommt. Schätzungen gehen davon aus, dass 10 Prozent der Frauen und 1 Prozent der Männer betroffen sind. Aus der Praxis wissen wir: Die Häufigkeit ist unter chronisch Kranken, die regelmäßig Arztpraxen aufsuchen, um einiges höher. Bei Patienten, die Psychotherapie in Anspruch nehmen, ist unseren eigenen Beobachtungen nach fast jeder Zweite „HPU-positiv“!

Biochemischer Hintergrund

Bei der Stoffwechselstörung HPU liegt eine Störung des Häm-Biosynthesewegs vor. Davon betroffen sind ausnahmslos alle Zellen des Körpers, die einen Zellkern und Mitochondrien aufweisen. Das Endprodukt eines gesunden, normalen Stoffwechselweges, das Häm, ist eine Ringstruktur ähnlich dem Chlorophyll der Pflanzen und besitzt ein zentrales Eisenatom. Es ist ein sehr wichtiges Molekül und wird überall im Körper benötigt. Wir kennen es von unserem roten Blutfarbstoff, dem Hämoglobin. Das Hämoglobin-Molekül transportiert Sauerstoff im Körper und besteht aus Häm und einer umgebenden Proteinstruktur. Das aktive Zentrum, das heißt, die Stelle, die die eigentliche Arbeit macht und Sauerstoff bindet, ist das Häm. Doch Häm wird nicht nur für den Sauerstofftransport im Blut benötigt. In den Muskeln läuft ein sehr ähnlicher Mechanismus zur Versorgung mit O2 (Sauerstoff) ab. Hier kommt das Häm im Myoglobin vor, um die Versorgung der Muskulatur mit Sauerstoff zu gewährleisten.

Zur Versorgung des Blutes und damit aller Organe mit Sauerstoff sowie in der Muskulatur ist das Häm also das entscheidende Molekül. Bei einer Eisenmangel-Anämie, einer Blutarmut aufgrund eines Eisendefizits, kommt es zu Schlappheit, Müdigkeit und eingeschränkter Leistungsbereitschaft. In diesem Fall fehlt dem Hämoglobin das Zentralatom Eisen zu seiner Vollständigkeit. In der Folge wird nicht genügend funktionsfähiges Häm gebildet und der Sauerstofftransport findet nur noch unzureichend statt.

Häm ist außerdem noch an der Energiegewinnung in den Zellen beteiligt, im sogenannten Cytochrom C der Atmungskette in den Mitochondrien (den „Energiekraftwerken“ unserer Zellen). Hier wird ebenfalls Häm als aktives Zentrum benötigt. Auch in der Phase 1 der körpereigenen Entgiftung, die mit ganz speziellen Enzymen funktioniert (mit einer großen Proteinfamilie, die als Cytochrom-P450-Mischoxidasen bezeichnet werden), stellt das Molekül Häm die wichtigste aktive Gruppe dar. (Näheres dazu in Kapitel 2 zum Thema Entgiftung)

Jeder Körper, jede gesunde Zelle kann Häm mit acht enzymatischen Schritten selbst herstellen. Bei Vorliegen von HPU ist es nun so, dass einige dieser Enzyme (in der Regel 3 oder 4) nicht auf ihrem vollen Leistungsniveau arbeiten. Das kann genetisch bedingt sein und durch Mikronährstoffmangel (Mangel an aktivem Vitamin B6) weiter verstärkt werden. Das führt dazu, dass das Endprodukt, das Häm, in seiner biochemischen Struktur nicht mehr exakt gebildet wird, sondern leicht verändert. Bildlich gesprochen kann man sagen, dass ein lineares Molekül im Biosyntheseprozess nicht rechtsherum, sondern linksherum geschlossen wird. Es sieht also spiegelverkehrt aus. Das so entstandene Molekül ist nicht funktionsfähig. Der Körper kann es nicht wie das „Original-Häm“ verwenden. Es ist nicht nur unbrauchbar, sondern verursacht sogar Schäden, wenn es nicht „entsorgt“ wird.

Also versucht der Körper, dieses Molekül loszuwerden. Das erreicht er, indem er Zink, teilweise auch Mangan und die aktive Form von Vitamin B6 (Pyridoxal-5-Phosphat, kurz P5P) an das fehlerhafte Molekül anhängt. Dadurch wird es wasserlöslich und kann über die Nieren ausgeschieden werden. Bedauerlicherweise gehen diese wichtigen Nährstoffe dem Organismus so auf Dauer verloren. Es kommt über Jahre zu einem ausgeprägten Zink-, teilweise auch Mangan- und Vitamin-B6-Mangel, der durch eine normale Ernährung nicht ausgeglichen werden kann.

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Neben diesen eklatanten Mikronährstoffmängeln weisen HPU-Patienten in der Regel auch immer oder immer wieder einen Mangel an Häm auf. Symptome dieses Hämmangels betreffen die Stoffwechselabläufe, die ohne Häm nicht funktionieren können; das sind Entgiftung, Sauerstofftransport in Blut und Muskulatur sowie Energiegewinnung. Ein Mangel an Häm induziert sogenannte metabolische Krisen und verursacht durch die dabei entstehenden Sauerstoffradikale Schäden an Mitochondrien und Nervenzellen.

Außerdem kommt es zu einer gesteigerten Stickoxid-Produktion und damit zu einem erhöhten Verbrauch an Vitamin B12. Dies geht aus den Arbeiten von Dr. Bodo Kuklinski, Umweltmediziner aus Rostock, hervor und belegt eindrucksvoll die Verbindung zum nitrosativen Stressgeschehen. (Kuklinski 2006, vgl. Literaturverzeichnis) Des Weiteren verursacht der Mangel an Häm einen Abfall der intrazellulären Zinkkonzentration um die Hälfte! Warum das so ist, wissen die Forscher noch nicht. (Atamna und Kollegen 2002) Sie können nur sagen, dass es so ist und dass sie es beobachten.

Aus der Sicht der konventionellen Hochschulmedizin ist HPU den toxisch induzierbaren Porphyrien (ICD-10; E 80) zuzuordnen. Denn alles, was das bereits mangelhafte Entgiftungssystem des HPU-Patienten weiter stresst, kann aus der bloßen „Störung“ des Stoffwechsels ernst zu nehmende Erkrankungen entstehen lassen. Ein Beispiel für einen zusätzlichen Stressor ist die Belastung mit Amalgam aus Zahnfüllungen. Amalgam hemmt ebenso wie eine bestehende HPU die Häm-Biosynthese. Das heißt, dass Menschen, deren Häm-Bildung bereits wegen der HPU nur ineffizient funktioniert, durch das Vorhandensein von Quecksilber im Körper weitere zum Teil schwerwiegende Probleme mit diesem wichtigen Stoffwechselschritt haben.

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Die Stoffwechselstörung HPU ist genetisch bedingt. Das heißt, sie wird von der Mutter auf das Kind oder auch vom Vater auf das Kind vererbt. Möglicherweise gibt es auch erworbene Formen von HPU, zum Beispiel aufgrund eines Halswirbelsäulen-Traumas (HWS-Trauma). Diskutiert wird auch, ob etwa eine Schwermetallbelastung oder eine Infektion mit Borrelien HPU auslösen kann. In jedem Fall aber verstärken Faktoren wie HWS-Traumata oder Amalgamfüllungen eine vorhandene HPU und zählen zu den Triggerfaktoren, die die Störung zum Ausbruch kommen lassen oder verstärken.

Abgrenzung der HPU zur KPU

KPU ist die Kurzform für Kryptopyrrolurie. Im deutschen Sprachraum ist es bedauerlicherweise die häufiger verwendete Bezeichnung für die Stoffwechselstörung, um die es uns hier geht. Der Test auf KPU wird von vielen deutschen Laboren angeboten, der HPU-Test® wird hingegen nur beim KEAC in den Niederlanden durchgeführt und ist in den USA das gängige Testverfahren. (Die Abkürzung KEAC steht für das Klinisch Ecologisch Allergie Centrum in Kerkrade, Holland. Es wurde 1989 von Dr. John Kamsteeg gegründet. Dieses Institut betreibt seit mehr als 20 Jahren Forschung zur Stoffwechselstörung HPU, zu Schilddrüsen- und Umwelterkrankungen. Näheres dazu weiter unten in diesem Buch.)

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HPL im Vergleich zu KPL-Komplex – Sie sind ähnlich aber nicht identisch. So liegen die Doppelbindungen beispielsweise an unterschiedlichen Stellen innerhalb der Ringstruktur vor.

Biochemisch kommt es bei der KPU zum Ausscheiden von 2,4-Dimethyl-3-Ethylpyrrol (Kryptopyrrol) über die Nieren. Bei der HPU lautet der richtige biochemische Terminus 5-Hydroxy-Hämopyrrollaktam-Zink-Chelat-Komplex. Es sind zwei strukturell ähnliche, aber nicht identische Verbindungen. Beide gehören zu der Gruppe der Pyrrole, die im Häm-Stoffwechselweg aufgrund enzymatischer Schwächen falsch zusammengebaut werden und nicht funktionsfähig sind.

Während ein positiver HPU-Test eine tatsächlich vorliegende Stoffwechselstörung explizit anzeigt, detektiert der KPU-Test unter Umständen Menschen mit aktueller Giftexposition. Die beim KPU-Test nachgewiesenen Pyrrolverbindungen (Test auf Totalpyrrole) entstehen auch nach Einnahme bestimmter Medikamente oder toxischer Belastungen und werden mithilfe von sogenanntem Ehrlich-Reagenz, einem uralten Testverfahren, nachgewiesen. Kresole, Thiazole, Imidazole und Pyrazole, die im Dickdarm durch Dysbiosen (Störungen der Darmflora) gebildet werden können, verfälschen den KPU-Test, da dieser Test immer alle gebildeten Pyrrole anzeigt. Der eigentliche Hämopyrrollaktam-Komplex ist nur ein Teil davon. Sensitiver und genauer ist deshalb der HPU-Test®, der nur den eigentlichen HPL-Komplex misst, zum Nachweis der Stoffwechsel- und Entgiftungsstörung!

Was bedeutet das für die Praxis? – Die beiden Testverfahren unterscheiden sich in ihrer Aussagekraft erheblich:

● KPU-Test und HPU-Test überschneiden einander.

● KPU-negativ bedeutet nicht unbedingt HPU-negativ!

● HPU-negativ ist eindeutig negativ.

● KPU-positiv kann auch HPU-positiv sein, muss es aber nicht.

● Nur HPU-positiv ist eindeutig.

„Eindeutig“ meint hier: Der Patient leidet an einer Stoffwechselstörung. Diese ist genetisch bedingt und bedeutet, dass sein Stoffwechsel grundsätzlich anders arbeitet als bei einem nicht stoffwechselgestörten Menschen. Grundsätzlich impliziert das generell eine Entgiftungsschwäche und die Tatsache, dass wichtige Mikronährstoffe beim Prozess der Ausscheidung über die Niere oft dauerhaft verloren gehen; vor allem werden vermehrt Zink und Vitamin B6 ausgeschieden. Das ist bei KPU-positivem Befund nicht unbedingt der Fall. Ein KPU-positives Testergebnis rechtfertigt deswegen noch nicht eine Hochdosistherapie mit den entsprechenden Mikronährstoffen über einen längeren Zeitraum – ein HPU-positives Testergebnis indes schon.

Wichtig: HPU ist eine Störung des Stoffwechsels; es ist keine Erkrankung. Dieser Unterschied ist wesentlich. Denn ob sich aus der Stoffwechselstörung Beschwerden, Symptome oder Krankheiten entwickeln, das hängt auch von den Lebensumständen und von eventueller Giftexposition ab.

HPU oder KPU? – Irrungen und Wirrungen

Die HPU ist schon lange bekannt. Die ersten Experimente führte 1958 Dr. Abram Hoffer, ein bekannter kanadischer Wissenschaftler und Psychiater, zusammen mit Kollegen durch. Sie beschrieben einen nach seinem Aussehen so benannten „Malvenfaktor“ im Urin psychiatrischer Patienten. D. G. Irvine, ebenfalls ein kanadischer Wissenschaftler, extrahierte schließlich den Faktor aus dem Urin der Patienten und ordnete ihn der biochemischen Struktur nach der Familie der Pyrrole zu. Anfänglich war nur eine qualitative Bestimmung möglich. Später führte die Gruppe um C. C. Pfeiffer ein quantitatives Testverfahren ein, mit dem die sensitivere Bestimmung gelang. Als Standard wurde Kryptopyrrol benutzt. Standards sind wichtig, es sind Positivkontrollen, mit denen man die zu überprüfende Substanz zuordnen und bestimmen kann. Das heißt, man setzt eine Positivkontrolle einer bekannten Substanz ein (in diesem Fall das Kryptopyrrol), um daran die Urinproben der Patienten abzugleichen (zu messen).

Was damals gemessen wurde, wurde demnach den Kryptopyrrolen zugeordnet bzw. danach benannt. Doch ähnlich bedeutet nicht identisch. Auch wenn die beiden biochemischen Strukturen, also der Standard Kryptopyrrol und der „Malvenfaktor“, miteinander verwandt sind, so sind sie dennoch nicht exakt übereinstimmend. Erst Jahre später fand man heraus, dass diese Zuordnung in der Tat nicht hundertprozentig übereinstimmte. Das, was im Urin der psychiatrischen Patienten gefunden und über Jahre dem Kryptopyrrol zugeordnet worden war – der „Malvenfaktor“ –, war biochemisch gesehen der HPL-Komplex. Das erkannte 1980 der amerikanische Forscher A. Gorchein und konnte es experimentell beweisen.

Doch die Verwirrung war groß. Viele Untersuchungen liefen sprichwörtlich ins Leere. Die Forscher konnten den HPL-Komplex nicht finden, weil sie nach KPL suchten und nicht nach HPL … Erst heute haben wir sensitivere Messverfahren, die das Vorhandensein der Stoffwechselstörung eindeutig belegen. So kam es aus der Geschichte heraus zu einigen Missverständnissen und Unklarheiten. Dass mehrere Begriffe für ein und dieselbe Störung existieren (Malvaria, Kryptopyrrolurie, Hämopyrollaktamurie), das macht es für den, der sich neu dem Thema widmen will, nicht leichter. Auch hat das sicherlich nicht gerade zur Akzeptanz der Erkenntnisse über diese Stoffwechselstörung in der Ärzteschaft und unter Wissenschaftlern beigetragen.

Doch es gibt noch weitere Gründe dafür, dass HPU und KPU wissenschaftlich kontrovers diskutiert werden. Einer davon ist der, dass die Psychiatrie zu den „Stiefkindern“ der Medizin zählt. In der Vergangenheit wurden keine großen Geldsummen für psychiatrische Forschungszwecke zur Verfügung gestellt, Forschung auf diesem Gebiet wurde also kaum unterstützt. Ein anderer, sicherlich auch nicht unwesentlicher Grund ist der, dass diese Stoffwechselstörung – und das wusste man bereits seit den Anfängen – gut mit der Gabe von Mikronährstoffen zu behandeln ist. Daran haben Pharmafirmen kein gesteigertes Interesse: Die Herstellung von Mikronährstoffen ist nicht lukrativ. Außerdem sind sie nicht patentierbar.

Dass Mikronährstoffe den Patienten guttun, zeigte sich schon in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts. Damals beobachteten Hoffer und Kollegen, dass bei bestimmten Patienten der Malvenfaktor im Urin entsprechend dem Aufflammen der Symptomatik (Schizophrenie) nachgewiesen werden konnte. Nach Gabe von Vitamin B3 verschwanden die Symptome und der Faktor wurde nicht mehr gefunden. (McGinnes et al. 2008)

Heute wissen wir über die möglichen Folgen einer unbehandelten HPU sehr viel mehr, können sensitiver testen und die Patienten gut beraten und begleiten.

Warum wir auf HPU testen:

● Weil der HPU-Test® sensitiver und genauer ist als der KPU-Test.

● Weil das KEAC (siehe oben) dazu bereits mehr als 20 Jahre Forschungsarbeit geleistet hat und die daraus resultierenden Erkenntnisse zur Therapie der HPU und der Folgeerkrankungen (wie Schilddrüsenerkrankungen, Histaminprobleme, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Nebennierenschwäche) bei unseren Patienten durchschlagende Erfolge erbringen.

● Weil die Therapie der HPU mit aktiven Vitaminen (zum Beispiel P5P) erfolgt und damit viel effizienter ist als die Therapie mit konventionellem Vitamin B6.

Warum wir nicht auf KPU testen:

● Weil das Testverfahren veraltet ist.

● Weil die Forschung zum Thema KPU im vergangenen Jahrhundert stehen geblieben ist.

● Weil die Therapie den besonderen Stoffwechsel des Patienten nicht beachtet und inaktive Vitamine gegeben werden.

● Weil die Folgeerkrankungen und deren Therapie bei uns weitgehend unbekannt sind.

Aufklärung zu diesem komplexen Thema tut hier im deutschen Sprachraum Not und wäre für viele Patienten ein Segen.

Abgrenzung der HPU zur Porphyrie

Das Krankheitsbild der Porphyrie ist in der konventionellen Medizin bekannt und anerkannt. Mit dem Begriff der Porphyrie wird eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen zusammengefasst, die mit Störungen im Häm-Biosyntheseweg einhergehen. Je nachdem, welches der acht Enzyme der Biosynthese des roten Blutfarbstoffs betroffen ist, reichern sich bestimmte Zwischenprodukte in den verschiedenen Organen an und führen zu den spezifischen Symptomen der jeweiligen Porphyrie. Porphyrie bedeutet also: Ein Enzym der Häm-Biosynthese ist betroffen. Zum Vergleich: Bei HPU sind drei bis vier Schritte dieses Syntheseweges fehlerhaft oder gestört.

Porphyrien sind in der Regel genetisch bedingt, können aber auch durch akute Vergiftungen (etwa durch Blei oder bestimmte Pflanzenschutzmittel) ausgelöst werden. Unterschieden wird zwischen akuten Porphyrien (die ihrerseits in die Blutbildung bzw. die Leber betreffende Porphyrien unterteilt werden) und kutanen (die Haut betreffenden) Porphyrien. Akute Porphyrien verlaufen schubweise. Das heißt, akute Phasen wechseln sich mit symptomlosen Phasen ab.

Bei den kutanen Porphyrien kommt es zu einer Unverträglichkeit von Sonnenlicht, wobei die Haut unter Exposition von sichtbarem Licht extrem schmerzempfindlich reagiert. Teilweise kommt es zu dramatischen Gewebeschäden und Entstellungen.

Bei den akuten Porphyrieformen imponieren Symptome wie Übelkeit und Erbrechen, kolikartige Oberbauchbeschwerden, Schmerzen im Rücken und in den Extremitäten, neurologische Ausfälle und psychische Probleme (Angst, Aufregung, Unruhe). Ein klares Erkennungsmerkmal ist die Rotfärbung des Urins bei längerer Lufteinwirkung.

Auslöser dieser Symptome können lange Nahrungskarenzen sein (Entschlackungsdiäten), Infektionen (zum Beispiel durch das Epstein-Barr-Virus, EBV), Kontakt mit Chemikalien, Stress, Einnahme bestimmter Medikamente oder Hormone.

Die Stoffwechselstörung HPU zeigt demgegenüber in der Regel einen weniger dramatischen, eher milden, chronischen Verlauf. Erste Symptome kommen erst im jungen Erwachsenenalter, oft zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr zum Vorschein. Zu Beginn erscheinen ernstere Beschwerden nur nach direkten Auslösern (Stress, Infektion …) und verschwinden wieder, bis die Symptome immer häufiger auftreten und der Patient sich zwischenzeitlich nicht mehr vollständig erholt.

Diagnostik der HPU

Die Stoffwechselstörung HPU kann mithilfe der Messung von HPL-Komplexen im Urin nachgewiesen werden. Geschichtlich älter ist die Messung von Kryptopyrrol im Urin. Dieses Testverfahren weist allerdings auch Verbindungen nach, die nach Einnahme von Medikamenten oder durch toxische Belastungen im Urin erhöht sein können. Das gilt für jeden Menschen, nicht nur für „Pyrroliker“. Der HPU-Test zur Detektion von HPL-Komplexen ist dagegen zum Nachweis der Stoffwechselstörung, das heißt bei Verdacht auf enzymatische Schwächen des Häm-Biosyntheseweges, spezifisch. Achten Sie also darauf, dass Sie den original HPU-Test® durchführen! (Informationen zu Bezugsquellen für die Testsets: siehe Anhang)

Zur Verfügung stehen Testsets für Morgenurin (einmaliges Auffangen des Mittelstrahl-Urins) und 24-Stunden-Sammelurin. Kinder und junge Erwachsene sowie Erwachsene bis circa 35 Jahre, die gelegentlich Symptome aufweisen, testen anhand des Morgenurin-Sets. Patienten, die bereits chronische Krankheiten ausgebildet haben oder sich schon länger immer wieder müde und erschöpft fühlen, machen den 24-Stunden-Sammelurin-Test. Auch Patienten, die nachts auf die Toilette müssen oder Diuretika einnehmen, wird geraten, den 24-Stunden-Sammelurin-Test durchzuführen.

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Eine Mischprobe des gesammelten Urins wird an das Labor des KEAC in den Niederlanden verschickt. (Anschrift: siehe Anhang) Generell sollte der Urin am Anfang der Woche verschickt werden. Planen Sie also bitte das Einfangen des Urins so, dass die Probe frisch (am besten montags oder dienstags) auf die Reise gehen kann. (Morgenurin-Proben bitte noch am selben Tag verschicken. 24-Stunden-Sammelurine am besten von Sonntag bis Montag oder Montag bis Dienstag sammeln und anschließend sofort eine Mischprobe zur Post bringen. Genaue Anweisungen zur Testdurchführung liegen jedem Testset bei.)

Tipps und Empfehlungen zum HPU-Test

Der Urin sollte nicht lange und nicht unnötig Licht und Wärme ausgesetzt sein. Lagern Sie die 24-Stunden-Sammelbox also bitte nicht direkt neben einer Heizung oder setzen Sie sie nicht direkter Sonneneinstrahlung aus. Das Aufbewahren im Kühlschrank ist sinnvoll, aber nicht zwingend erforderlich. Jede Box enthält Ascorbinsäure als Stabilisator, ebenso wie das Probenröhrchen selbst. (Ein bewährter Tipp: Falls Sie die Sammelbox nicht in Bad oder Toilette aufbewahren, sollten Sie dort einen Hinweis anbringen, der Sie an das Sammeln erinnert, damit Sie es nicht vergessen …)

Gesammelt wird mit Beginn des zweiten Morgenurins (kurz MU; definitionsgemäß ergibt der erste Toilettengang nach 4 Uhr den ersten Morgenurin; erst nach diesem ersten Toilettengang, also mit dem zweiten, fangen Sie an, MU zu sammeln); und dann sammeln Sie weiter bis zum ersten MU des darauffolgenden Tages einschließlich. Anschließend schwenken Sie den Sammelbehälter (sanft mischen) und befüllen das Probenröhrchen. Wichtig: Lesen Sie auf dem Sammelbehälter das Volumen ab, das Sie insgesamt ausgeschieden haben (also beispielsweise 2000 ml) und notieren Sie es im Begleitschreiben zum Test. Das ist eine wichtige Angabe fürs Labor. Anschließend entsorgen Sie bitte den übrig behaltenen gesammelten Urin und das Gefäß.

Die Einnahme von Vitaminen des B-Komplexes und von Zink verfälscht den Test. Vor Durchführung des Tests setzen Sie daher bitte alle Nahrungsergänzungsmittel für 7 bis 10 Tage ab, die diese Mikronährstoffe enthalten. (Alle vom Arzt verordneten Medikamente nehmen Sie ganz normal ein.) Notieren Sie im Begleitschreiben, wie viel Vitamin B6 Sie gegebenenfalls vorher täglich eingenommen haben, oder sagen Sie es Ihrem Therapeuten.

Der HPU-Test sollte nicht in einer stressfreien Zeit durchgeführt werden (also nicht im Urlaub), sondern am besten während der normalen Stressbelastung im Alltag. Auch Zeiten der Bettlägerigkeit können den Test verfälschen und eignen sich nicht zur Durchführung, ebenso wenig wie Zeiten der Einnahme von Antibiotika. Nach Einnahme von Antibiotika bitte zehn Tage Abstand einhalten! Frauen achten darauf, dass sie den Test nicht während ihrer Blutung durchführen. Halten Sie auch hier bitte eine Woche Abstand nach dem letzten Tag der Blutung.

Circa drei Wochen nach Einschicken des Urins an das KEAC erhalten Sie das Ergebnis. Der Morgenurin gilt ab 0,6 µmol/l als leicht positiv. Proben, die kleiner als 0,4 µmol/l gemessen werden, sind eindeutig negativ. Beschwerden haben dann nichts mit HPU zu tun oder mit Mikronährstoffmängeln, die aus einer HPU resultieren.

24-Stunden-Sammelurine gelten ab einer Konzentration von 0,85 µmol/l als positiv. Achtung: Auf dem Befund werden immer drei Positionen angegeben: zum einen die Konzentration der eingeschickten Probe, zum anderen das angegebene Volumen (die über den Tag ausgeschiedene Menge, also etwa 2000 ml) sowie der eigentlich relevante Wert, nämlich der aus Konzentration mal Volumen errechnete Wert. Der letzte Wert ist also der Wert, der die tatsächlich ausgeschiedene Menge an HPL-Komplexen (innerhalb der 24 Stunden) anzeigt und Ihnen sagt, ob der Test positiv zu bewerten ist oder nicht.

Menschen, die schon längere Zeit Beschwerden haben, die auf eine HPU hindeuten, sowie Patienten, die nachts häufig Wasser lassen müssen, sollten in jedem Fall einen 24-Stunden-Sammelurintest durchführen.

Weiterführende Diagnostik

Schilddrüse

Wenn Sie eine Schilddrüsenerkrankung haben oder der Verdacht auf eine Unterfunktion trotz normaler Blutwerte besteht, ist der Test auf T3 und T4 der Schilddrüsenhormone im Urin sinnvoll. Diese Untersuchung erfolgt ebenfalls mit 24-Stunden-Sammelurin. (Bezugsquellen für Testsets: die im Anhang dafür angegebenen Labore). Möglich ist auch, gleich beides, also HPU und T3/T4, aus demselben Sammelurin bestimmen zu lassen. Es ist ausreichend, eine zweite Urinprobe (auch möglich ohne Stabilisator; gelbe Probenröhrchen hat jede Hausarztpraxis oder Apotheke) mit beizulegen. Einen Anforderungsbogen für T3/T4 erhalten Sie bei Ihrem Therapeuten (oder ebenfalls bei den für die Testsets angegebenen Laboren).