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Lieber Leser,

wer weiß, wann und warum dieses Buch in Ihre Hände kam. Vielleicht liegt Ihre Amerikareise noch in der Zukunft; vielleicht aber kennen Sie die Vereinigten Staaten schon längst und möchten nur kritisch prüfen, was ein anderer Pendler zwischen der Alten und der Neuen Welt über jenen alle europäischen Maßstäbe sprengenden Kontinent zu sagen hat.

Wir wollen aber der Einfachheit halber annehmen, daß Sie zum erstenmal im Flugzeug nach New York sitzen. Die Stewardeß hat Ihnen soeben die Formulare der Einwanderungs- und der Zollbehörde zum Ausfüllen überreicht, und Sie wundern sich vielleicht besonders über den tierischen Ernst der Zollerklärung. Haben Sie Früchte, Gemüse, staatsgefährdende Würste oder gar mehr als 10 000 Dollar bei sich? Neue oder sogar kürzlich reparierte Effekten im Werte von über hundert Dollar? Waren Sie oder Ihre mitreisenden Familienangehörigen in den letzten dreißig Tagen auf einer Farm oder Ranch außerhalb der USA? Und erst jetzt erinnern Sie sich an dieses Buch, das Ihnen ein wohlmeinender Freund noch rasch als zusätzlichen, unerwünschten Reiseballast zugesteckt haben mag, und Sie fragen sich, ob es seinem Titel wenigstens teilweise gerecht werden und Ihnen als Gebrauchsanweisung für das Neue dienen kann, in das Sie in wenigen Stunden eintreten werden. Ich hoffe es.

Zur unübersehbaren Literatur über Amerika möchte dieses Buch nur einen kleinen, praktischen Beitrag leisten, indem es gewisse Facetten des amerikanischen Alltagslebens aufzeigt, die der Europäer nicht notwendigerweise bereits kennt oder auch nur erwartet, obwohl so manche dieser Facetten sich bereits auch in Europa zu zeigen beginnen.

Das Buch kann natürlich nicht vollständig sein; Sie werden darin so manches Ihnen persönlich wichtig Erscheinende vermissen, und nicht selten dürfte der von Ihnen festgestellte Einzelfall dem hier allgemein Beschriebenen widersprechen. Diese Unvollkommenheiten aber liegen in der Natur jeder allgemeinen Beschreibung. Und dazu noch ein weiterer Hinweis: Wo immer vom »Durchschnittsamerikaner« die Rede sein wird, handelt es sich um eine Abstraktion, die als solche ebensowenig in Fleisch und Blut existiert wie der Durchschnittseuropäer.

Seit der ersten Auflage 1978 ist dieses Buch immer wieder in neuer Gestalt und aktualisiert erschienen. Diese Neuauflage wurde stärker verändert als die vorherigen. Einige Beispiele, die aus der Zeit der ersten Auflage stammen, wurden trotzdem übernommen, da sie immer noch gut und gültig sind.

Amerika – Traum oder nichts?

America … a design for the whole human race, the last and greatest of all human dreams – or nothing.

Francis Scott K. Fitzgerald

Es dürfte kaum übertrieben sein zu sagen, daß sich im Erleben Amerikas für jeden Europäer in einem kleinen, persönlichen Maßstabe eines der beiden konträren Leitmotive der geschichtlichen Auseinandersetzung Europas mit der Neuen Welt wiederholt. Sie selbst, lieber Leser, werden wahrscheinlich keine Ausnahme sein.

Als Kolumbus 1492 in Hispaniola landete, war er überzeugt, vom Osten her – also in westlicher Richtung – an Asien herangekommen zu sein und damit die Richtigkeit seines Weltbildes praktisch bewiesen zu haben. Und obwohl es damals schon klar war, daß in diesem Falle entweder unser Erdball nur drei Viertel seines bereits errechneten Umfangs haben konnte oder die eurasische Landmasse fast doppelt so groß sein mußte, als man sie seit den Tagen Marco Polos kannte, erschütterten diese Widersprüche seine Überzeugung nicht im geringsten. Daran änderte sich für ihn auch dann nichts, als sich herausstellte, daß der neue Erdteil nicht nur nicht Westindien mit seinen fabelhaften Schätzen an Gold und Spezereien war, sondern im Gegenteil ein formidables Hindernis auf dem Weg dorthin, eine gänzlich unvorhergesehene Barriere größten Ausmaßes, im Vergleich zu deren Überwindung der Weg um das Kap der Guten Hoffnung bei weitem das kleinere Übel war. Und wie wir Menschen nun einmal veranlagt sind, »löste« er den Konflikt zwischen dem, was der Fall war, und dem, was seiner Überzeugung nach der Fall zu sein hatte, indem er die nackten Tatsachen auf dem Altare seines Wunschdenkens opferte. Damit aber wurde er zum Stammvater aller Amerikafahrer, die a priori wissen, daß sie auf der anderen Seite des Atlantiks das fabelhafte Neue finden werden, und die dank dieser sich selbst erfüllenden Prophezeiung schon in kürzester Zeit amerikanischer als die Amerikaner werden.

Auf Kolumbus' Euphorie folgte der Katzenjammer. Von Gold war (noch) keine Spur; der neue Erdteil war wüst und leer; und die edlen Wilden waren nicht so edel, wie sie – europäischer Erwartung nach – hätten sein sollen. »Die Existenz Amerikas«, schrieb der englische Literaturhistoriker Clive S. Lewis 1954 in seinem Werk English Literature in the 16th Century, »war eine der größten Enttäuschungen in der Geschichte Europas«, und umriß damit, was die andere Hälfte der Amerikafahrer erlebt.

An dieser europäischen Ambivalenz hat sich von der Entdeckung Amerikas bis in unsere Tage herein wenig geändert. Es ist das weitgehend unverschuldete Geschick der USA, von uns Europäern immer wieder in der unterschiedlichsten Art und Weise zum Ideal gemacht und sofort dann verdammt zu werden, wenn es unseren naiven Vorstellungen entweder überhaupt nicht entspricht oder auch nur ganz einfach anders ist, als es laut uns sein sollte. Amerika ist die große Projektion Europas, an der jeder von uns in der einen oder anderen Weise teilnimmt (und auf die – damit es gleich hier gesagt sei – die Amerikaner immer wieder bereitwillig hereinfallen, sei es als Moralprediger, als Utopisten à la Präsident Wilson oder Präsident Roosevelt, deren Kur schlimmer als die Krankheit ist, oder als Weltpolizisten); eine Projektion, die absurderweise gerade bei jenen Europäern am heftigsten und maßlosesten auszufallen pflegt, die die USA noch nie betreten haben.

Menschliche Konflikte sind eben wechselseitig. Die wirklich folgenschweren Fehlperspektiven, die das Zusammenleben der Nationen in irrationalster Weise vergiften können, sind ihrem Wesen nach von stereotyper Ähnlichkeit, werden aber immer »den anderen« angelastet. Ein Buch wie das vorliegende ließe sich genausogut aus amerikanischer Sicht über die Europäer schreiben: Die Franzosen sind undankbar, grundsätzlich antiamerikanisch und denken hauptsächlich an l'amour.1 Die Schweizer sind peinlich sauber, produzieren Schokolade und Kuckucksuhren und sind auf diese einfache Weise zu den berüchtigten Gnomen von Zürich geworden (der Ausdruck wurde allerdings meines Wissens von Londoner Bankiers geprägt). Jeder mir bekannte Witz über die Einfältigkeit und Langsamkeit der Friesen oder der Berner kursiert in den Staaten als Vignette »typisch polnischer« Eigenschaften. Wenn man als Österreicher weder Walzer tanzen noch Ski fahren kann, macht einen dies in amerikanischer Sicht geradezu seines Bürgerrechts verlustig. Die Italiener sind charmant, befassen sich mit der Herstellung von Pizza, Pasta und Panettone und kneifen Touristinnen selbst dann in den Popo, wenn sie mit Mafia-Aufträgen unterwegs sind. (Ungezwickt aus Italien zurückzukommen ist für so manche Amerikanerin ein traumatischer Beweis mangelnden Sex-Appeals.) Überhaupt nimmt man von Italienern, Spaniern und Lateinamerikanern an, daß sie alle Valentinos (Latin Lovers) sind; eine Erwartung, die schon manchem Latino zum Verhängnis wurde, da die Amerikanerin, die sexuell freier ist als ihre lateinischen Schwestern, sich nicht nur schmachtende Blicke, sondern überdurchschnittliche konkrete Leistungen erwartet. Aber auch das Gegenteil kann ihm passieren, nämlich daß er eben diese viel freiere Haltung der Amerikanerin als unverblümte Einladung mißversteht. Und der Deutsche? Seine »typischen« Eigenschaften sind in ein weitreichendes Prisma aufgespalten: Der nicht mehr ganz so zuverlässige, aber immer noch wichtigste Nato-Verbündete; der Phoenix, dem immer noch die Asche der neueren Vergangenheit anhaftet und der schon wieder marschiert; eine Nation, deren fast beunruhigende Produktivität und – wenn auch etwas angeschlagene – Prosperität den puritanischen Beweis des Wohlwollens Gottes erbringt, es gleichzeitig den Deutschen aber zur »Pflicht« macht, die Berg- und Talfahrten des Dollars zu finanzieren; der Deutsche, der nicht nur ein ausgeprägtes Pflichtgefühl besitzt, sondern darüber hinaus auch überpünktlich und sehr gewissenhaft ist. Gleichzeitig jedoch steht er für Biertrinken, Lederhosen, Heidelberg-Romantik und die Kuckucksuhr. Das Grundschema ist immer dasselbe: Je weniger man vom anderen weiß, desto überzeugter ist man, ihn zu kennen.

Und nun, bevor Sie sich anschnallen, Ihre Sitzlehne hochstellen und das Flugzeug zur Landung ansetzt, noch rasch ein Hinweis: Wo immer im folgenden von Amerika die Rede ist, sind damit die Vereinigten Staaten (und nicht auch Kanada und Lateinamerika) gemeint.

Ankunft

Der moderne Luftverkehr macht es schwierig, sich des Augenblicks bewußt zu werden, da man endlich den Fuß auf fremden Boden setzt. Das Flugzeug ist plötzlich Teil des Flughafengebäudes, die langen Korridore erweitern sich, und treppauf oder treppab erreichen Sie schließlich die Halle, in der sich die Förderbänder oder die Karusselle für das Gepäck und dahinter die seit 1986 kombinierten Schalter der Einwanderungsbehörde (Immigration Service) und des Zolls (U.S. Customs Service) befinden.

Zunächst also müssen Sie auf Ihr Gepäck warten. Es erscheint nach mehr oder weniger geraumer Zeit (falls es nicht irrtümlich nach Madagaskar oder Rejkjavik geschickt wurde). Hier gilt, nebenbei bemerkt, der biblische Grundsatz: die Ersten werden die Letzten sein – denn je früher Sie sich daheim zum Abflug einfanden, desto länger müssen Sie jetzt auf Ihre Koffer warten, da sie im tiefsten Bauch der Maschine verladen worden waren.

Prüfen Sie Ihr Gepäck sofort. Obwohl die Luftlinien es hartnäckig leugnen, besteht gar kein Zweifel, daß auf der ganzen Welt das Gepäckpersonal, ohne Rücksicht auf Alter, Nationalität, Hautfarbe und Religion, in einem streng geheimgehaltenen Lager auf seine aufopfernde Tätigkeit vorbereitet und in der rationellsten Vernichtung von Gepäckstücken geschult wird. Besondere Ehren winken dabei jenen Naturgenies, die es fertigbringen, selbst im widerstandsfähigsten Fiberglaskoffer die sorgsam in Wäsche eingebettete Kognakflasche oder Kristallvase zu brechen; weniger Begabte begnügen sich mit dem Abreißen der Griffe oder dem Absprengen der Schlösser.

Und nun, da Sie wiederum im Besitz Ihrer Koffer sind, halten Sie vermutlich Ausschau nach jenen dem europäischen Luftreisenden so vertrauten grünen Türen, durch die Sie das Flugplatzgebäude möglichst sang- und klanglos verlassen möchten. Ein bedauerlicher Irrtum: Jetzt beginnt das Anstellen vor den obenerwähnten Schaltern der Einreise- und Zollbehörde. Wenn Sie Pech haben, sind gerade vor Ihnen bereits zwei andere transatlantische Großraumflugzeuge angekommen, und die Schlangen vor diesen Kabinen sind lang. Da, dem Herdentriebe folgend, sich meist alle auf die nächstgelegenen Kabinen stürzen, ist die entfernteste Schlange meist die kürzeste. Vermeiden Sie es vor allem, sich vor den für amerikanische Staatsbürger oder das Flugpersonal reservierten Kabinen anzustellen; Ihre Wartezeit könnte sich verdoppeln, denn Sie müßten sich erneut an eine Schlange anschließen. Hüten Sie sich auch vor kinderreichen Familien oder Reisenden mit Schachteln und Körben, doch besonders vor langhaarigen, sandalentragenden, uneleganten jungen Leuten. Erstere halten die Abfertigung mit der Masse ihres umständlichen Gepäcks endlos auf; letztere haben zwar wenig bei sich, machen sich aber dank ihrer Kostümierung in der einfältigen Phantasie der Zollbeamten als potentielle Rauschgiftsüchtige oder Bombenwerfer suspekt.

Machen Sie sich auf jeden Fall auf eine lange Wartezeit gefaßt, dann können Sie höchstens angenehm überrascht werden. Was in diesem Zusammenhang »lange« sein kann, geht aus einer Zeitungsmeldung vom 11. Juni 1986 hervor, wonach damals der New Yorker Flughafen (John F. Kennedy) so überlastet war, daß ankommende Fluggäste bis zu vier Stunden bei 30 Grad Hitze warten mußten. Obwohl sich dies gebessert haben dürfte, kann ich Ihnen nur raten, New York, Boston, Chicago, Miami und Atlanta tunlichst zu meiden. Aber gerade diese fünf Städte sind eben die hauptsächlichen An- und Abflugpunkte der transatlantischen Luftlinien.

Woran dem Beamten am meisten gelegen zu sein scheint, ist, von Ihnen eine Adresse in den USA zu erhalten. Versuchen Sie nicht, ihm zu erklären, daß Sie nur eine Nacht in Ihrem ersten Hotel verbringen und dann irgendwohin weiterfahren werden. Sie würden ihm damit ein fast unlösbares Problem bereiten. Laut Dienstvorschrift braucht er eine Adresse, irgendeine, und solange er sie nicht hat, wird er darauf bestehen und Sie nicht durchlassen. Also tun Sie ihm diesen Gefallen.

Auf die komplizierten Visum- und Einreisebestimmungen kann ich hier freilich nicht eingehen, um so mehr, als sie gelegentlich geändert werden. So wurde z. B. am 1. Juli 1989 die Visumpflicht für Touristen bundesdeutscher, britischer, französischer, italienischer, niederländischer, schwedischer und schweizerischer Staatsbürgerschaft aufgehoben, und dieselbe Erleichterung gilt seit 1. Oktober 1991 u. a. auch für Bürger aus Belgien, Dänemark, Finnland, Luxemburg, Norwegen, Island, Irland, Österreich, Liechtenstein, Portugal und Spanien, sofern man sich nicht länger als 90 Tage in den USA aufhält. Auf jeden Fall empfiehlt es sich, die diesbezüglichen Vorschriften bei den amerikanischen Konsulaten nachzuprüfen, denn wie auch in anderen Ländern bestimmt die Art des Visums, ob und wie oft man es im Lande verlängern kann, ob man beruflich tätig sein darf usw.2 Eine Änderung des Visumstatus von einer Kategorie in eine andere ist im Inlande meines Wissens schwer, wenn überhaupt möglich. Dies müssen Tausende von jungen Leuten, die mit einem Studentenvisum einreisen und nach Abschluß ihres Studiums dann in den USA bleiben wollen, zu ihrem Leidwesen immer wieder erfahren. Der Immigration Service bleibt da ganz herzlos und macht keine Ausnahmen. Wenn man aber einmal ordnungsgemäß eingereist ist, stellt man mit angenehmer Überraschung fest, daß Meldungen bei der Fremdenpolizei, Aufenthalts- und befristete Arbeitsbewilligungen usw. unbekannte Begriffe sind (deren Bestehen in Europa andererseits viele ahnungslose Amerikaner in Schwierigkeiten mit den Behörden bringt). Als Ausländer (ob Besucher oder Ansässiger) ist man lediglich verpflichtet, jede Änderung des Wohnsitzes binnen zehn Tagen dem Immigration Service schriftlich mitzuteilen. Die ehemalige obligatorische Adreßmeldung im Januar jedes Jahres wurde 1982 abgeschafft.

Zusätzlich zu Ihrer Adresse in den USA wünscht der Beamte Auskunft darüber, was Sie an eventuell zollpflichtigen Gegenständen mit sich führen. Die amerikanischen Behörden sind fest davon überzeugt, daß die Zukunft, die Sicherheit und die Prosperität der USA von den zwanzig Kilo Effekten abhängen, die Sie als Passagier der Touristenklasse mitbringen. Und daher unterhalten sie den riesigen, kostspieligen Apparat, mit dem Sie es jetzt zu tun bekommen. Seit der Einführung der Großraumflugzeuge und dem damit verbundenen Ansturm von Reisenden fällt die Zollkontrolle allerdings immer symbolischer aus. Praktisch hat sie keinen Zweck mehr; zu ihrer Abschaffung hat man sich aber noch nicht entschlossen.

Schließlich wünscht der Beamte zu wissen, wieviel Bargeld und andere Zahlungsmittel Sie bei sich haben. Wie schon in der Einleitung erwähnt, liegt die Höchstgrenze derzeit bei zehntausend Dollar. Sollten Sie wirklich mehr haben und unbedingt korrekt vorgehen wollen, so gibt Ihnen der Beamte auf Verlangen ein Formular (Customs Form 4790), auf dem Sie Ihren Reichtum eintragen und, nebenbei bemerkt, so auch wieder ausführen können.

Wenn es Ihnen gelingt, den Immigration Officer von Ihrer Harmlosigkeit zu überzeugen, so stempelt er Ihren Paß und das Einreiseformular, steckt Ihre Zollerklärung in eine grünumrandete Plastikhülle und weist Sie an, der grünen Bodenmarkierung zum Ausgang der Zollhalle zu folgen, wo man Ihnen diese Hülle abnimmt und Sie endlich auf freien Fuß setzt.

Sollten sich dagegen irgendwelche zolltechnischen Probleme ergeben, so wird Ihre Zollerklärung in eine rotumrandete Plastikhülle gesteckt; Sie folgen dann der roten Bodenmarkierung zum eigentlichen Zollschalter.

Wie ebenfalls schon erwähnt, sind Gemüse, Früchte und Fleischwaren absolut tabu und werden Ihnen weggenommen.3 Verkneifen Sie sich die naheliegende Frage, wer sie an Ihrer Stelle essen wird; die meisten Zöllner scheinen da keinen besonderen Sinn für Humor zu haben.

Ansonsten dürfen Sie (als nichtansässiger Ausländer) Geschenke und neue Effekten für den Eigengebrauch im Wert von einhundert Dollar (pro Person) einführen (vorausgesetzt, daß Sie sich länger als 72 Stunden in den USA aufhalten werden und von dieser Freigrenze in den letzten sechs Monaten nicht bereits Gebrauch gemacht haben), 200 Zigaretten sowie ein Liter (quart) Spirituosen (sofern die Gesetze des Bundesstaates, in den Sie reisen, diese Menge zulassen). In der Schätzung dieser Gesamtsumme sind besonders die New Yorker Zöllner recht großzügig, solange sie nicht den Eindruck haben, daß Sie sie für dumm verkaufen wollen. Sie sind zum Beispiel bereit, wenn nötig, den Engros-Wert eines Artikels anzuerkennen; und falls Sie die Höchstgrenze trotzdem überschreiten, so ist der zu zahlende Zoll meist erträglich und beträgt pauschal 10 Prozent des Wertes der betreffenden Artikel (gleichgültig, welcher Art sie sind). Erst von dieser sogenannten flat-rate percentage ab werden für verschiedene Waren verschiedentlich hohe Zölle eingehoben. Der Besitz von Kassenzetteln und Abrechnungen erleichtert diese Prozedur.

Das Entlarven von Schmugglern ist für den amerikanischen Zöllner relativ einfach. Respektlos, wie der Amerikaner mit allen seinen Behörden umspringt, beseelt ihn doch eine archetypische Furcht vor zwei Instanzen: dem Zoll und der Steuer. Er verrät sich daher mit Leichtigkeit durch sein Erbleichen, Stottern und Schwitzen, wenn ihm der Beamte die schicksalhafte Frage nach dem Gesamtwert seiner Mitbringsel stellt. Als Europäer sollten Sie keine Schwierigkeit haben, dem Adlerauge des Uniformierten standzuhalten, etwas gelangweilt zu antworten: »About eighty-five dollars«,