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SCHNITT-PRAXIS

Zier- und Obstgehölze sind langjährige Gäste im Garten. Wenn Sie sie zur richtigen Zeit und auf die richtige Art schneiden, entfalten sie viele Jahre ihre Pracht, an der Sie sich immer wieder erfreuen können.

Der richtige Schnitt hält Gehölze fit

Gehölze dienen im Garten unterschiedlichen Zwecken: Ziersträucher wie Spiräe, Flieder oder Rosen bereichern durch ihre Blüte. Bäume wie Ahorn oder Thuja verleihen dem Garten durch ihre unverwechselbare Gestalt Struktur. An Rankgerüsten gezogene Kletterpflanzen sowie Hecken sind perfekte Raumteiler. Und Obstgehölze wie Apfelbaum oder Johannisbeerstrauch liefern leckere Früchte.

Damit Gehölze diese Funktionen über viele Jahre erfüllen können, brauchen sie regelmäßig einen Schnitt. Er erhält ihre Vitalität, indem er den natürlichen Alterungsprozess der Gehölze unterbricht, und sorgt dafür, dass sie sich richtig entwickeln.

Bei Ziergehölzen regt der Schnitt die Blütenbildung an und unterstützt den natürlichen Wuchs.

Auch bei Kletterpflanzen erhält der richtige Schnitt die Blühfreudigkeit. Obendrein sorgt er dafür, dass sie von unten her nicht verkahlen.

Streng geschnittene Hecken oder Formschnittgehölze brauchen einen Schnitt, damit sie ihre Form behalten und durchgehend dicht bleiben.

Bei Obstgehölzen sorgt der Schnitt dafür, dass sie über Jahre viele hochwertige und gesunde Früchte bilden.

Jedes Gehölz hat seinen Rhythmus

Gehölze wachsen und altern unterschiedlich stark und schnell. Dieser Wuchsrhythmus bestimmt, wie oft und wie stark Sie schneiden müssen. Spiräen beispielsweise vergreisen schnell und brauchen einen jährlichen Schnitt, ein Ahorn kommt dagegen über Jahre ohne Schnitt aus. Wenn Sie verstehen, wie ein Gehölz wächst und wie es auf den Schnitt reagiert, können Sie die richtigen Schnittmaßnahmen wählen und dafür sorgen, dass Ihre Gehölze viele Jahre lang fit und vital bleiben.

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Der oberirdischen Krone eines Baums liegt immer auch eine entsprechend große Wurzelkrone in der Erde gegenüber. Beide stehen im Gleichgewicht miteinander.

Der Saftdruck steuert das Wachstum

Gehölze bestehen aus einer Krone und einem Wurzelstock. Die Wurzel nimmt Wasser und Nährstoffe aus dem Boden auf und leitet diese an die oberirdischen Triebe weiter. Außerdem speichert sie Zucker und Reservestoffe, die im Sommer in den Blättern entstehen. Im Frühjahr drückt die Wurzel diese Stoffe in die Triebe – der sogenannte Saftdruck steigt, und das Gehölz beginnt wieder zu wachsen. Wenn Sie jetzt schneiden, tropft oft Saft aus den Schnittstellen, die Pflanze »blutet«. Sobald sich die ersten Blätter gebildet haben, versiegt der Saftdruck. Jetzt verdunsten die Blätter Wasser, und es entsteht ein Sog, der den Wasser- und Nährstoffstrom nach oben »zieht«. Wenn Sie bei einem Schnitt im Sommer Triebe mit Blättern entfernen, entfällt an dieser Stelle der Sog, und die Wunden bleiben trocken.

Wie ein Schnitt im Frühjahr wirkt

Wenn Sie im Frühjahr schneiden, entfernen Sie einen Teil der Knospen. An der Schnittstelle bildet sich ein sogenannter Saftstau. Die Reservestoffe aus der Wurzel werden in die verbliebenen Knospen »gepumpt«. Weil sich die Reservestoffe nun auf weniger Knospen verteilen, bilden diese stärkere und längere Triebe. Je stärker der Frühjahrsschnitt ausfällt, umso stärker ist also der Austrieb. Doch wenn Sie zu stark schneiden, produzieren Sie ein Ungleichgewicht zwischen Wurzel und Krone. Es bilden sich sehr lange, instabile Triebe, da das Gehölz den Unterschied wieder ausgleichen will. Auch der Schnittzeitpunkt beeinflusst den Austrieb: Je zeitiger Sie im Frühjahr schneiden, umso mehr Reservestoffe kann die Wurzel noch ausschütten und umso stärker regt der Schnitt das Wachstum an.

Der Saftdruck steigt nach oben

Sowohl im Gehölz als auch im einzelnen Trieb ist der Saftdruck oben am größten. Die obersten Triebe treiben deshalb am stärksten aus. Ähnlich ist es im einzelnen Trieb. An steil wachsenden Trieben treiben die obersten Knospen am stärksten aus, nach unten werden die Austriebe immer schwächer. Wachsen Triebe eher waagerecht, verteilt sich der Saftdruck gleichmäßiger auf die Trieblänge. Auf der Oberseite wachsende Knospen treiben aber auch hier kräftiger aus als die auf der Unterseite.

Hängen ältere Triebe nach unten über, treiben die Knospen an der höchsten Stelle, dem Scheitelpunkt, am stärksten aus.

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Die obersten Knospen treiben immer am stärksten aus, unabhängig davon, ob der einzelne Trieb aufrecht (1), schräg (2) oder überhängend (3) wächst.

Veredelte Gehölze

Fast alle Obstbäume, Rosen und einige Ziergehölze sind veredelt. Die Edelsorte ist auf den Wurzelstock einer anderen Sorte aufgesetzt. Diese Unterlage hat andere Eigenschaften als die Edelsorte. Sie reguliert unter anderem die Wuchsstärke. Bei Obstgehölzen veredelt man Edelsorten auf unterschiedlich stark wachsenden Unterlagen, je nachdem, ob man Spindelbäumchen oder Hochstämme will.

Die Veredlungsstelle liegt immer über der Erde, nur bei Rosen liegt sie unterirdisch. Bilden sich unterhalb der Veredlungsstelle sogenannte Wildtriebe, reißt man sie in noch grünem Zustand aus.

Wichtig Um die Edelsorte zu erhalten, schneidet man veredelte Gehölze nur über der Veredlungsstelle.

Das Alter der Triebe und Triebformen

Die verschiedenen Gehölze bilden Blütenknospen bzw. Früchte an unterschiedlich alten Trieben. Bei vielen sitzt das wertvollste Blüten- oder Fruchtholz ausschließlich an jungen Trieben, bei anderen auch an älteren Trieben. Um richtig zu schneiden, müssen Sie deshalb das Alter der Triebe erkennen können.

Wie alt ist ein Trieb?

Solange ein Trieb im ersten Sommer in die Länge wächst, sprechen wir von einem »diesjährigen« Trieb, er ist noch unverzweigt und bildet stetig neue Blätter. Bei manchen Gehölzen, wie Hibiskus, sitzen zusätzlich Blüten in den neuen Blattachseln.

Sobald dieser Trieb im Herbst sein Wachstum abgeschlossen hat, gilt er als »einjährig«. Er ist zwar noch kein Jahr, aber zumindest eine Wachstumsperiode alt. Er ist immer noch unverzweigt und steht meist im äußeren Bereich des Gehölzes.

Am Ende des nächsten Sommers hat sich der Trieb verzweigt und wird als »zweijährig« bezeichnet. Bei vielen Gehölzen bilden diese Triebe das schönste Blüten- und Fruchtholz. Die Verzweigungen setzen sich in den nächsten Jahren fort. Ist ein Trieb drei Jahre alt und älter, spricht man von »altem Holz«.

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Einjährige Triebe sind fast immer unverzweigt (1). Zwei- (2) und dreijährige Triebe (3) sind bereits verzweigt. Diese Verzweigung setzt sich von Jahr zu Jahr fort.

Wuchsform: vom Baum zum Strauch

Neben der Blütenbildung ist für die Stärke des Schnitts auch die Wuchsform der Gehölze wichtig. Während bei Bäumen der Mitteltrieb mit Stamm über Jahre das Wachstum dominiert, liegt bei Sträuchern der Wuchsschwerpunkt nahe am Boden. Sie bilden immer wieder neue Triebe aus dem Wurzelstock, die dafür schneller altern und absterben.

Am schnellsten geschieht dies bei den sogenannten Schösslingssträuchern wie Ranunkelstrauch, Bauernhortensie oder Himbeere. Sie bilden jedes Jahr zahlreiche neue Bodentriebe, bauen jedoch kaum ein dauerhaftes Gerüst auf. Ihre Triebe sterben teils schon nach zwei Jahren wieder ab. Bei dieser Gruppe entfernt man jährlich alle Triebe, die älter als zwei Jahre sind.

Auch Spiräen treiben beständig Neutriebe aus dem Boden, bilden aber ein schwaches Gerüst. Einzelne Bodentriebe lässt man bis zu drei Jahre stehen.

Felsenbirne sowie Bäume bauen stabile Gerüste auf. Sie bilden immer weniger neue Bodentriebe, der einzelne Trieb ist lange vital. Solche Gehölze schneidet man nur alle drei bis vier Jahre.

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Die Zaubernuss (rechts) blüht an vorjährigen Knospen, Sommerflieder (links) ausschließlich an der Spitze diesjähriger Triebe.

Lang- und Kurztriebe

Bei Gehölzen unterscheidet man Lang- und Kurztriebe. Langtriebe sind über 10 cm lang. Kurztriebe maximal 10 cm. Langtriebe sind bei Schösslingssträuchern oder Gehölzen mit kurzlebigem Gerüst erwünscht, denn sie tragen die Blütenknospen.

Allerdings altern sie sehr schnell – sie vergreisen und bilden dann keine Blüten mehr. In Bäumen, deren Stamm und Krone lebenslang erhalten bleiben, sind Langtriebe dagegen unerwünscht. Denn dort bilden sie meist Steiltriebe (→ >), die die gleichmäßige Kronenentwicklung behindern.

Bei Sträuchern mit schwachem Gerüst wie Spiräen weisen Kurztriebe auf Vergreisung hin. Sie blühen kaum noch und sterben teilweise ab. Bei Sträuchern mit stabilem Gerüst wie Felsenbirnen sowie bei Bäumen sind Kurztriebe dagegen erwünscht.

Sie bilden das Blütenholz. Natürlich können auch hier Kurztriebe nach einigen Jahren vergreisen – man erkennt dies an starken Verzweigungen, es entstehen sogenannte »Besen« oder »Köpfe«.

Welches Holz blüht am schönsten?

Sommer- oder Herbstblüher bilden ihre Blüten an diesjährigen Trieben. Dazu gehören Hibiskus, Sommerflieder, viele Kübelpflanzen und herbsttragende Himbeeren. Andere Himbeeren, Brombeeren, Pfirsich, Spiräe oder Mandelbäumchen blühen an einjährigen Langtrieben. Apfel, Kirsche und ihre Zierformen blühen, ebenso wie Zaubernuss oder Flieder, auch an älteren Trieben.

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Wird ein Strauch nicht regelmäßig bodeneben ausgelichtet, vergreisen die Gerüsttriebe. Gleichzeitig wachsen keine jungen Bodentriebe mehr nach.

Schnittformen und Schnittführung

Die Art des Schnitts von Gehölzen hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Stärke des Neuaustriebs. Dabei gibt es vier Grundformen von Schnitten, die den Austrieb unterschiedlich stark anregen: Einkürzen, Umlenken, Verschlanken und Auslichten.

Einkürzen: starker Austrieb

Unter Einkürzen versteht man den Rückschnitt eines einjährigen Triebs. Die Schnittstelle liegt im Außenbereich des Gehölzes, wo der Saftdruck am stärksten ist. Je stärker man einkürzt, umso größer ist der Durchmesser der Schnittstelle, weil Triebe an ihrer Basis dicker sind als an ihrer Spitze. Zugleich verringert sich die Anzahl der verbleibenden Knospen. Beides bewirkt einen stärkeren Austrieb. Im Extremfall treiben aus nur noch wenigen Knospen überlange, instabile Triebe aus.

Eingekürzt werden Triebe von Gehölzen, die am diesjährigen Trieb blühen, wie Hibiskus, Lavendel, Sommerflieder, Gerüsttriebe beim Erziehungsschnitt von Obstgehölzen sowie Triebe beim Pflanzschnitt wurzelnackter, also ohne Erdballen verkaufter Gehölze ( > />).

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Einkürzen: Einjährige Triebe treiben ohne Schnitt (1) weniger aus als bei mittlerem (2) oder starkem (3) Schnitt.

Umlenken: schwacher Austrieb