image

Joachim Feyerabend

Das Abendland als Kalifat

Joachim Feyerabend

Das
Abendland
als Kalifat

Jahrhundertziel
des Islam für Europa

image

Um das Buch einem möglichst großen Leserkreis zugänglich
zu machen, wurde auf eine wissenschaftliche Zitierweise verzichtet.

Bibliografische Information
der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind
im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-95768-146-1
© 2015 Lau-Verlag & Handel KG, Reinbek/München
Internet: www.lau-verlag.de

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung
und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten.
Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form
(durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren)
ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert
oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert,
verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlaggestaltung: Atelier Versen, Bad Aibling

Inhalt

Vorwort

Kampf der Kulturen

Land unter im christlichen Westen?

Die Strategien

Die Grundpfeiler des Islam

Der lange Marsch

Statistisches Roulette

Leuchttürme der Macht

Halal im Kochtopf

Trojanisches Pferd

Blut und Tränen

Die Schattenjustiz

Die Lobby

Der Umgang mit dem Islam

Vorwort

Mit diesem Buch soll keine Polemik oder gar Panikmache betrieben werden. Es spricht durch die Schilderung von Ereignissen der jüngsten Vergangenheit und fordert zur Wachsamkeit auf. Es nennt Gefahren beim Namen, etwa wie die sich überstürzenden Entwicklungen im Lager der Muslime, die im außereuropäischen Ausland nicht ohne Wirkungen auf unsere westlichen Demokratien und ihre Kultur bleiben. Ich selbst bin mit Muslimen im Ausland befreundet, habe lange in Asien gelebt und bin Vater einer philippinischen Tochter – alles ein Beleg dafür, dass ich mich als Autor weder als islam- noch fremdenfeindlich abstempeln lasse. Es ist mir ein Anliegen, mich mit den weltweiten Ereignissen und der systematischen Verfolgung von Christen auseinanderzusetzen. Die von den Kirchen mitverschuldete Abkehr von Gläubigen in der europäischen Christenheit und eine Identitätsschwäche, Hand in Hand mit dem Schwinden religiöser Grundwerte im gesellschaftlichen Leben, bereiten den Boden für die Zukunft des Abendlandes und der westlichen Welt, jener freiheitlichen Ideen und Ideale, die seit den Zeiten der Aufklärung zu einer Umwälzung unserer Geisteshaltung führten und uns eine erträglichere Lebensbasis ermöglichten. Und sie ist ohne Zweifel in Gefahr. Davor möchte ich warnen, getreu meinem Lebensmotto: Ein falscher Weg wird nicht dadurch richtig, dass ihn Viele gehen.

Joachim Feyerabend, Hamburg im Herbst 2014

Kampf der Kulturen

Mahin Mousapour, 57, ist Perserin und wirkt derzeit als Pastorin der christlichen iranischen Gemeinde Neuer Bund in Frankfurt. Ein erstaunlicher Werdegang. Denn die kämpferische, dunkelhaarige Frau war von Kindesbeinen an als strenge Muslimin erzogen worden.

Während ihres intensiven Koranstudiums in Teheran erkannte sie jäh, welch menschenfeindliche Doktrinen und Rechtsauffassungen der Islam in sich birgt. Und sie begann zu zweifeln, floh nach der Machtergreifung der Mullahs (1978) in den Westen. Denn auf deren Machtübernahme folgte unmittelbar die Herabwürdigung der persischen Frauen, die sich unter Schah Reza Palavi emanzipiert hatten. Die erneut eingeführte Doktrin, dem Beispiel Saudi-Arabiens folgend, dass sich die Frauen dem Mann zu unterwerfen haben, empfand Mahin Mousapour als Rückkehr zu einem „Steinzeit-Islamismus“. Überdies sah sie sich selbst entsprechenden Repressalien ausgeliefert. In Europa angekommen, konvertierte sie zum christlichen Glauben.

Die Reden von Ayatollah Khomeini wirkten auf sie abschreckend. Der aus dem Exil in Paris heimgekehrte Geistliche verglich darin Christen mit Hunden und Schweinen und forderte ihre Bekämpfung. Auch die untergeordnete Rolle der Frauen betonte er gemäß Koran ganz explizit. (Sure 2, Vers 224: „Eure Frauen sind euch ein Acker; so naht eurem Acker, wann und wie ihr wollt.“)

Bis heute prägt der inzwischen verstorbene charismatische Großayatollah das gesellschaftliche Leben der Islamischen Republik Iran. Die Zeiten der früheren Toleranz jedenfalls waren mit ihm vorbei. Sein Hass auf Andersgläubige machte in der gesamten muslimischen Welt Schule.

Seit ihrer Hinwendung zum Christentum ist Mahin Mousapour als Konvertitin in Teheran mit dem Tod bedroht, sollte sie ihr Heimatland jemals wieder betreten. Immerhin waren unter der Herrschaft des obersten Mullahs sogar 120 im Ausland lebende Iraner durch Mordaufträge getötet worden. Auch Mahin bekam in Frankfurt hin und wieder den langen Arm der Islamisten zu spüren. Denn die Abkehr vom Glauben an die Allmacht Allahs, die Apostasie, gilt nicht nur im Iran, sondern in vielen muslimischen Ländern als todeswürdiges Verbrechen.

Die engagierte Pastorin beobachtet vor diesem Hintergrund längst und mit Schrecken die schleichende Islamisierung der westlichen Welt. Für sie besteht kein Zweifel, dass in naher Zukunft in Europa und sogar den USA aus diesem Prozess große gesellschaftliche Probleme erwachsen, wenn nicht gar eine Art Glaubenskrieg droht. Ihre Kritik und die anderer aufmerksamer Beobachter will allerdings nicht als Panikmache verstanden werden, sondern als kritischer Beitrag zu einer Entwicklung, die jahrelang verharmlost wurde.

Sie hat es selbst erfahren, neben dem Islam dulden gottesfürchtige Korangläubige keine andere Religion. Toleranzgrenze gleich null. Und sie werden alles tun, im Westen auf demokratischem Weg an die Macht zu gelangen, um dann die Demokratie abzuschaffen und das Recht der gnadenlosen Scharia einzuführen. Das „Kalifat Europa“ als Revanche für das frühere Scheitern der muslimischen Invasion vor Wien oder in Spanien ist die glühende Vision der strenggläubigen Muslime. Und sie wird nach bisherigen Vorzeichen unter Umständen blutiger Ernst, etwa wenn die radikalen islamischen Gruppen des sogenannten „Islamischen Staats“ (IS) und Salafisten in den europäischen Ländern selbst genug Gotteskrieger rekrutiert haben, um Attentate auszuführen und die Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen. Schon jetzt kursieren Gerüchte, wonach die militanten Anhänger des Korans bis zu 100.000 Gotteskrieger für ihre Sache gewonnen haben. Mitte 2014 verfügte die Gruppe nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte allein in Syrien zwischen 30.000 und 50.000 Kämpfer, von denen rund 20.000 aus dem Ausland zugewandert sind.

Laut US-Medien hat sich die Terrormiliz möglicherweise einen US-Bürger für die professionelle Verbreitung ihrer Hassbotschaften gesucht. Der in Syrien geborene Ahmad Abousamra spricht fließend Englisch und Arabisch und hat das notwendige Wissen, um für die Terrorgruppe als Propaganda-Experte zu fungieren, sagten US-Beamte dem Nachrichtensender CNN. Es gebe keine eindeutigen Beweise, jedoch den Mitschnitt eines Telefonats, der darauf hinweist, dass sich Abousamra dem „Islamischen Staat“ angeschlossen haben könnte, um dessen PR-Strategie zu unterstützen.

Die IS-Propaganda-Maschine funktioniert – da sind sich die Experten einig. Laut Informationen des Senders Sky News verbreitet die Terrormiliz ihre Parolen über 60.000 Twitter-Accounts. Dazu gehören beispielsweise die Kampagne „Eine Milliarde Muslims im Westen“ und der Aufruf, das Trinkwasser der „Ungläubigen“ zu vergiften.

Der Terror der Miliz „Islamischer Staat“ gegen „Ungläubige“ und Christen entsetzt und verängstigt die westliche Öffentlichkeit. Offizielle muslimische Stimmen, die diesen Terror verurteilen, waren zunächst nur zögerlich zu vernehmen. Und wenn, dann richteten sie sich nur gegen die schockierende und für den Islam imageschädigende Brutalität des Vorgehens, nicht gegen dessen Prinzip, oder sie klingen widersprüchlich, wie unlängst ein wenig überzeugendes Fatwa (verbindliche Regel) von britischen Imamen. Der IS ist keine Häresie, wie diese Fatwa behauptet, sondern handelt genau nach dem in der Geschichte wiederkehrenden Muster kriegerischer islamischer Expansion. Das Vorbild ist Mohammed selbst. Legitimationsgrundlage bilden der Koran und das islamische Recht. Der Blutrausch des IS hat sehr wohl mit dem Islam zu tun. Ja, sie sind eine logische Konsequenz und strikte Umsetzung des im Islam angelegten Anweisungssystems.

„Im Gegensatz zur medialen Standardbehauptung, wonach die gewalttätigen Dschihadisten den Islam für die Durchsetzung ihrer Machtziele gezielt missbrauchten, handelt es sich bei den islamistischen Terroristen und Selbstmordattentätern keinesfalls um Akteure, die ihre Religion strategisch bewusst verfälschen und zweckentfremden, also im Sinne eines vorsätzlichen Betrügers vorgehen. Vielmehr sehen wir hier Menschen am Werk, die subjektiv zutiefst religiös überzeugt sind und ihre Glaubensauslegung für die ‚einzig wahre‘ halten. Das objektiv Verhängnisvolle besteht darin, dass sich sehr wohl aus dem Koran und der Sunna Aussagen und ‚Vorbilder‘ ‚herausholen‘ lassen, die ihr Tun begründen und rechtfertigen“ (Hartmut Krauss 2007 im Organ des Freidenkerbundes Österreich).

Die New York Times berichtet von Predigern in Katar, die wie der nun von Washington identifizierte kuwaitische Scheich Hajaj al Ajmi immer wieder ungestraft zu Spenden für Dschihadisten in Syrien aufriefen. Die Führung um Emir Tamim Hamid Al Thani sei nie eingeschritten, wenn die religiösen Führer in staatlich kontrollierten Moscheen auftraten oder gar ein größeres Publikum im Fernsehsender Al Dschazira ansprachen. Ein anderer am Pranger stehender kuwaitischer Scheich, Shafi al Ajmi, wies in einem Interview auf einen Umstand hin, der nicht von der Hand zu weisen ist: „Sämtliche Geheimdienste der Golf-Staaten kämpfen darum, in Syrien ihren Schnitt zu machen und den Löwenanteil der Revolution zu kassieren.“ Auch würden Waffen über die Türkei geliefert, die dabei oft als Drehscheibe für den Nachschub fungiere.

Es steht außer Zweifel, dass die Radikalen im Abendland dank Internetwerbung und Hasspredigern wachsenden Zulauf haben, in Deutschland, Österreich, in Frankreich, in Spanien und Großbritannien zum Beispiel. Das Zukunftsbild eines alle Rassen vereinigenden Staates ist verlockend, Machogelüste, Abenteuerlust und Perspektivlosigkeit treiben den Anhängern der „reinen Lehrmeinung“ viele junge Europäer zu. Denn der islamistischen Propaganda ist es gelungen, den Islam als Religion darzustellen, welche die Unterdrückten verteidigt, meint etwa der französische Sicherheitsexperte Pierre Conesa. Für gewisse junge Dschihadisten sei der IS ein Idol geworden wie für eine andere Generation Che Guevara. So kämpften im Herbst 2014 schätzungsweise 900 Franzosen für den „Islamischen Staat“, darunter viele Mädchen und Minderjährige. Aus Deutschland sollen es über 400 sein (darunter 20 ehemalige Bundeswehrsoldaten), aus den USA 140.

Diese durch die Propaganda verführten Jugendlichen sehen sich selbst ohnehin nicht als Terroristen, sondern als Kämpfer für eine gerechtere Welt- und Wirtschaftsordnung unter dem schwarzen Banner des geplanten islamischen Superstaates von Europa bis zum Persischen Golf.

Und die glühende Überzeugung macht sie besonders gefährlich. Sure 33, Vers 27: „Und Allah hat euch zum Erbe gesetzt über ihr Land, ihre Wohnstätten und ihren Besitz, und auch ein Land, das ihr vorher nicht betreten hattet.“ Oder Sure 47, 4–5: „Und wenn ihr die Ungläubigen trefft, dann herunter mit dem Haupt, bis ihr ein Gemetzel unter ihnen angerichtet habt; dann schnüret die Bande.“ Sure 8, Vers 17: „Und nicht ihr habt sie getötet, sondern Allah. Und nicht du hast jenen Wurf ausgeführt, sondern Allah. Und er wollte (mit alledem) seinerseits die Gläubigen etwas Gutes erleben lassen. Allah hört und weiß (alles).“ Sure 8, Vers 12: „Wahrlich in die Herzen der Ungläubigen werfe ich Schrecken. So haut ein auf ihre Hälse und haut ihnen jeden Finger ab.“ Sure 9, Vers 5: „Sind aber die heiligen Monate verflossen, so erschlagt die Götzendiener, wo ihr sie findet, und packet sie und belagert sie und lauert ihnen in jedem Hinterhalt auf.“ Sure 3, Vers 110: „Ihr seid die beste Gemeinschaft. Ihr seid die Erwählten, Ihr bestimmt, was richtig ist, und Ihr verbietet, was falsch ist.“

Die so motivierte Christenverfolgung rund um den Globus ist eine unübersehbare Tendenz, in Vorderasien, in Nord- und Zentralafrika sowie in Indonesien – Sogkraft zunehmend. Millionen friedliebender Bürger sind davon bedroht. Grausame Gotteskrieger wie beispielsweise Boko Haram in Zentralafrika, al Shabaab in Ostafrika, al Mourabitoun im nordafrikanischen Maghreb und Jemaah Ismaliyah sowie Abu Sayyaf in Südostasien haben einen bemerkenswerten Zulauf. Ihre Gräueltaten sind Legende. Weitere islamistische Terrorgruppen operieren oft im Zusammenwirken mit al-Qaida und jetzt IS in allen Teilen der Welt, so Abu Nidal (international), Al-Aska (Palästinensergebiete), Gama’a al-Islamyya (Ägypten), GIA (Algerien), GSPC (auch Algerien), Hamas (Palästinensergebiete), Hisbollah (Libanon), Islamischer Dschihad (Ägypten), Jemaah Islamiya (Indonesien), PLF (Palästina). In zwölf Ländern, von Mali über den Jemen bis Pakistan, wird, so eine Verlautbarung des IS vom Juni 2014, alsbald die Regierungsmehrheit angestrebt.

Die Politik habe – so Mahin und andere Kritiker – solche Bewegungen und die daraus resultierenden Gefahren lange Zeit nicht ernst genug genommen und vor allem die Auswirkungen auf das eigene Land völlig unterschätzt. Selbst Saudi-Arabiens König Abdullah hat davor gewarnt, dass der Westen das nächste Ziel der Terroristen des Islamischen Staates sein würde. Wenn nicht „sofort“ Gegenmaßnahmen ergriffen würden, wäre die Gruppe nicht mehr aufzuhalten, so der Monarch, berichtete Ende 2014 Press TV, eine Publikation von Kabel Deutschland.

Auch die überall in islamischen Ländern gejagten Kopten schlagen Alarm: Über das von ihnen verbreitete Nachrichtenportal Kopten ohne Grenzen sehen sie nicht nur ihre angestammte Heimat in Ägypten, sondern auch das christliche Abendland in Gefahr.

Die Warnungen der Kopten aus dem unmittelbaren Erleben dieser Welle von Hass auch gegen Juden müssen als Denkanstoß zitiert werden, um die Diskussion über Islam und Islamismus, über Islamphobie und Salafismus weiter anzustoßen. Gut gemeinte Warnungen vor den möglichen Konsequenzen für das Abendland aber werden vom sogenannten Mainstream in der Politik (deren Repräsentanten unter den Zugewanderten um Wählerstimmen buhlen) sofort in die rechte Ecke verbannt. Die Massenmedien spielen mit und unterstellen Ausländerfeindlichkeit und übertriebene Angst vor dem Islam.

So wird sogar eine wertneutrale Aufzählung von Fakten in vorauseilendem Gehorsam den Islamverbänden gegenüber in etwas „Ungehöriges“ umgemünzt und möglichst unterdrückt und diffamiert. Dagegen wehrte sich in Holland vehement der Populist Geert Wilders in seiner Rede am 4. September 2014 vor dem niederländischen Parlament: „Es ist kein Konflikt von Zivilisationen, der hier vor sich geht, sondern ein Konflikt zwischen Barbarei und Zivilisation. Die Niederlande wurden zum Opfer des Islam, weil die politische Elite weggeschaut hat. Das sind nicht nur einige wenige Muslime, sondern Hunderttausende in den Niederlanden, die Terrorismus billigen und von Dschihadisten sagen, sie seien Helden. Ich erfinde das nicht. Es ist untersucht worden. Es ist eine tickende Zeitbombe.“

Geringer Aufwand, gewaltiges Echo: Mit einem selbst gedrehten und im Internet publizierten Video, das den Einsatz einer angeblichen „Scharia-Polizei“ in der nordrhein-westfälischen Großstadt Wuppertal zeigt, haben die Salafisten auch in Deutschland eine heftige Diskussion über den Islamismus ausgelöst. Die Politik wacht auf. Mit besonders markigen Äußerungen tat sich der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hervor. Auch er sprach von einer „Kriegserklärung“ der Salafisten an den Rechtsstaat und forderte einen Sondergipfel der Innenminister von Bund und Ländern, bei dem die deutsche Gesetzgebung auf ihre „Islamistenfestigkeit“ hin überprüft werden müsse. Hessens CDU-Innenminister Peter Beuth will sogar Werbung für terroristische Vereinigungen und jedwede Sympathiekundgebungen unter Strafe stellen, um den Zulauf zum „Islamischen Staat“ Einhalt zu gebieten. Inzwischen sind diese Aktivitäten durch Gesetz untersagt.

Das politische Echo, das durch das Video ausgelöst wurde, sorgte jedenfalls in der islamistischen Szene für Hochstimmung. Die Aktion seiner „Brüder“ in Wuppertal sei „eingeschlagen“, freut sich etwa der radikale Prediger Pierre Vogel in einem Video. Vogel ist ebenso ein Konvertit wie der Islamist Sven Lau, der in Wuppertal die Hauptrolle spielte.

Nach Angaben des Verfassungsschutzes waren 2013 rund 5.500 Salafisten in Deutschland aktiv. Etwa zehn Prozent von ihnen seien Konvertiten. Nach Geheimdiensterkenntnissen sind in den vergangenen Jahren mehr als 400 Islamisten aus Deutschland nach Syrien gereist, um sich dort dem „Heiligen Krieg“ anzuschließen. Einer der wichtigsten von ihnen ist der 38-jährige Denis Cuspert, der über direkten Zugang zu Führungskreisen der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ verfügt und über den der Berliner Verfassungsschutz ein entsprechendes Dossier veröffentlicht hat. Cuspert, der als Sohn einer Deutschen und eines Ghanaers in Berlin-Kreuzberg aufwuchs, war seit 2002 als „Gangsta-Rapper“ aktiv und kam wegen zahlreicher Delikte mit dem Gesetz in Konflikt. 2007 konvertierte er zum Islam, reiste einige Jahre später in den Nahen Osten und drohte Deutschland in Videos Terroranschläge an. Auf einem Video vom Juli 2014 ist zu sehen, wie er nach der Eroberung eines Gasfeldes in Syrien durch den IS eine Leiche schändet.

Es sollte natürlich nicht vergessen werden, dass auch das Christentum, beispielsweise mit der Eroberung Süd- und Mittelamerikas durch die Konquistadoren, Schuld auf sich geladen hat. Auch die Kreuzzüge zur Befreiung der heiligen Stätten im „Gelobten Land“ sind umstritten. Allerdings hat dann das Zeitalter der Aufklärung die Verbreitung des christlichen Glaubens mit Feuer und Schwert beendet.

Von einer solchen Entwicklung ist die islamische Welt indes noch weit entfernt – wenn sie angesichts des Vormarsches ihrer Religion je eintreten sollte. Die Meinung so mancher Tunnelblick-Politiker, die Begegnung der Emigranten mit unserer Kultur werde deren Einstellung verändern, erweist sich als brüchig. Heute zeigt sich ein eher umgedrehter Trend.

Ermutigend war im Herbst 2014 das interreligiöse Friedenstreffen in Antwerpen. Führende Vertreter aller Weltreligionen diskutierten die durch IS und Boko Haram heraufbeschworene neue Gefahr für den Frieden. Die Botschaft aus der belgischen Hafenstadt zeigt, dass diese Mordlustigen langsam auch auf Widerstand im muslimischen Kreis stoßen.

Überall in der islamischen Welt sind inzwischen Scheichs, Imame und Emire bereit, die Ausschreitungen der Gotteskämpfer und ihrer Gewaltanwendung auch mit Taten zu ächten. Wenn Muhammad Abdul Khadir Azad, der Großimam der Moschee von Lahore in Pakistan, gemeinsam mit Paul Bhatti, dem Bruder des 2010 ermordeten pakistanischen Ministers für Minderheiten, an die Brennpunkte religiöser Gewalt reist, um einen fanatisierten Mob davon abzuhalten, christliche Dörfer zu zerstören, oder wenn christliche und muslimische Autoritäten in Nigeria gemeinsam gegen Boko Haram Zeugnis ablegen und den Teufelskreis aus Armut und Fanatismus durchbrechen wollen, dann wird ein wenig von jenem Frieden sichtbar, den sich letztlich jede wahre Religion zum Ziel setzen sollte. Und dazu gehört eine von Toleranz geprägte Koexistenz. Doch noch immer herrscht der Verdrängungswettbewerb vor.

Und der sieht nach einer Prognose der Universität Tübingen unter Leitung des Religionswissenschaftlers Michael Blume über die Entwicklung des Islam in Deutschland vom 28. Juli 2006 (JurBlog.de) für das Jahr 2030 in Deutschland so aus:

Die Zahl der Muslime wird weiter wachsen, vor allem durch Geburten im Inland, und im Jahr 2030 knapp zehn Prozent der deutschen Bevölkerung umfassen, in einigen westdeutschen Städten ein Drittel.

Die Verdrängung von „konservativen“ islamischen Frauen aus dem öffentlichen Leben erhöht deren Kinderzahl.

Die Zuwanderung nach Deutschland wird insgesamt nachlassen, um 2030 werden weltweit fast nur noch die arabischen und afrikanischen Völker ein Bevölkerungswachstum verzeichnen.

Es entwickelt sich neben einer auch muslimisch-säkularen Oberschicht in den Städten ein islamischer, familienorientierter Mittelstand mit Wohneigentum in den Neubaugebieten.

Es wird vermehrt Stadtteile geben, in denen sich gescheiterte Aufstiegshoffnungen zu Frustrationen verdichten.

Die Entwicklung der islamischen Verbände und der politischen Kompetenz wird auch 2030 als „skeptisch“ eingestuft.

Der Schwerpunkt der Aktivitäten verlagert sich zunehmend auf in Deutschland geborene Muslime der zweiten, dritten und vierten Generation.

Konvertiten und Kinder aus ethnischen und religiösen Mischehen werden eine weiter wachsende Rolle bei der Formierung eines vielfältigen „deutschen Islam“ spielen.

Muslime werden dabei weiterhin durchschnittlich jünger als die Gesamtgesellschaft sein, was ihren Gemeinden Dynamik und Aufbruchsstimmung verleiht, aber auch gelegentlich zu Mischungen von Kultur- und Generationskonflikten beiträgt.

Frauen, die ein Kopftuch tragen, werden immer noch zu oft auf den Familienbereich beschränkt sein, wovon konservativ-islamische Gemeinschaften durch mehr Nachwuchs und ehrenamtlich aktive Familien profitieren.

Ausgrenzungen islamischer Männer begünstigen die Gründung islamischer Privatunternehmen, die einander über religiöse Netzwerke national und international verbunden sind und wirtschaftliche Dynamik entfalten.

Tendenziell stehen sich eine alternde, traditionell-säkulare Kultur und jüngere, kinderreichere und dynamische Religionsgemeinschaften aus Deutschen verschiedenster Herkunft gegenüber.

Europäische und deutsche Versuche werden scheitern, gezielt muslimische Zuwanderung einzuschränken.

Muslime etablieren sich zunehmend in den Gemeinderäten großer und mittlerer Städte.

Interreligiöse und islamische Kindergärten und Schulen über Moscheen bis hin zu Friedhöfen werden 2030 kommunalpolitischer Alltag sein.

Die flächendeckende Einführung deutsch-islamischen Religionsunterrichtes, lockere Vertretungsräte von Muslimen auf Bundes- und Landesebene und die Einrichtung von islamisch-theologischen Stiftungslehrstühlen werden 2030 Alltag.

Die Türkei wird ein EU-Mitglied besonderer Art und klinkt sich beispielsweise aus dem Verfassungsprozess weitgehend aus. Ihre sozialen und politischen Brüche werden weiterhin durch einen starken Nationalismus überspielt, unter dem religiöse und ethnische Minderheiten zu leiden haben. (Anm. des Verfassers: Diese Prognose kann inzwischen infrage gestellt werden.)

Die Muslime Europas entwickeln eine eigene Identität, die sich auf die osmanischen Zeiten, die andalusischen Kalifate und die Vermittlungsleistung der islamischen Minderheiten bezieht.

Die Nahostkonflikte sowie Gewalttaten perspektivloser Jugendlicher vergiften in europäischen Vorstädten auch 2030 immer wieder die Atmosphäre.

Eine Vielzahl deutsch-islamischer Internetangebote und Zeitschriften werden sich mittels seriöser und qualitativ hochwertiger Anbieter durchsetzen.

Bei den islamischen Bildungsaufsteigern besteht dann insbesondere in der zweiten und dritten Generation ein starkes Bedürfnis nach Identitätsklärung und Meinungsbildung, oberhalb der oft noch herkunftsethnisch geprägten Gemeinden.

Der Islam in Deutschland wird 2030 überwiegend städtisch geprägt sein.

Das etablierte Bürgertum zieht sich in „weiße“ Stadtviertel zurück.

Stadtviertel aus neu Zugewanderten vor allem arabischer und afrikanischer Herkunft sowie auch Muslimen der ersten bis vierten Generation werden entstehen, vor allem von jenen, die den Aufstieg nicht geschafft haben bzw. wieder abgestiegen sind.

Ganze Wohnbezirke werden zunehmend ein islamisches und säkular-ethnisches Kolorit annehmen. In ihnen verbinden sich Protestformen von Jugendkulturen, traditionell-islamische Religiosität und ethnisch-säkulare Nationalismen verschiedener Herkunft zu immer neuen Codes.

Aus den Milieus dieser Stadtviertel werden neben gemäßigten Gemeinschaften auch kriminelle, nationalistische und islamistische Gruppen junge, frustrierte Anhänger rekrutieren.

Robert Jungk, Zukunftsdenker und Erfinder entsprechender Werkstätten, schrieb 1952: „Das Morgen ist schon im Heute vorhanden, aber es maskiert sich noch als harmlos, es tarnt und entlarvt sich hinter dem Gewohnten. Die Zukunft ist keine sauber von der jeweiligen Gegenwart abgelöste Utopie: Die Zukunft hat schon begonnen. Aber noch kann sie, wenn rechtzeitig erkannt, verändert werden.“

Eine Demokratie im westlichen Sinn sollte stark genug sein, sich gut gemeinten Warnungen zu stellen und sie nicht im Vorhinein zu verteufeln. Es geht schließlich um Deutschland und seine europäischen Nachbarn. Und es geht um die seit der Aufklärung gewachsene Kultur des Abendlandes, nicht mehr nur um die dann bedrohte Lage der Christen.

Eine Grundwahrheit bestimmt weiterhin auch die Zukunft: Die westliche Zivilisation ist den Anhängern Mohammeds ein Dorn im Auge, ein Gräuel, ein korruptes, abschaffungswürdiges und dekadentes System. Freizügige Sexualität und Mode, viele Rechte für Frauen sowie die Anerkennung von Homosexualität liefern ihnen den Beweis. Denn demokratische Tugenden und Regeln nach unserem Verständnis haben im Islam keinen Platz. Das gilt auch für die als friedlich angesehene Mehrheit der in unseren Breiten lebenden Muslime. Sie schweigen zwar, aber sie lehnen das Ziel nicht ab, ist es doch nach den Postulaten des Korans der Wille Allahs.

Hier prallen zwei unvereinbare Welten und Kulturen mit ihren unterschiedlichen Wertmaßstäben aufeinander.

Vielen Kritikern auf dem Kontinent ist die Wegschauhaltung der politischen und geistigen Elite mit ihrem vorgetäuschten Gutmenschentum mittlerweile bewusst und sie sehen voller bedrückender Vorahnungen einen Kampf der Religionen und Kulturen Wirklichkeit werden.