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Inhalt

Vorwort

TEIL eins: Die Basics der Körpersprache

1 Hören Sie auf Ihre Augen!

oder Der Eingang zum Hirn sind unsere fünf Sinne

2 Pitbulls und so

oder Warum Körpersprache entscheidet

3 Ein Pfund Körpersprache, bitte

oder Vieles ist pränatal vorbestimmt

4 Körpersprache wirkt auf Augentiere

oder Die meisten Umweltdaten sehen und fühlen wir

5 Warum Flirten schneller geht, als die Ampel umspringt

oder Der viel zitierte erste Eindruck

TEIL Zwei: Die wahrheiten der körpersprache – Was SIE ÜBER KÖRPERSPRACHE WISSEN MÜSSEN

6 Der Mensch ist ein Menschlein

oder Wie wichtig unsere Körperteile für unser Gehirn sind

7 Kinder an die Macht

oder Vielfalt im Verhalten erleichtert die Kommunikation

8 Angst aktiviert Beuger

oder Wie wir uns am besten vor Gefahren schützen

9 Warum gebrannter TON attraktiver ist als eine nackte Pamela Anderson

oder Bewegung schafft Aufmerksamkeit

10 Von Wunderwutzis und Schmarotzern

oder Wie wir zur attraktiven Haltung kamen

11 An meinen Baum pinkle nur ich

oder Ein großes Revier vermittelt Sicherheit

12 Reserve-Schwarzenegger gegen Braunbär

oder Stärke suggeriert beste Überlebenschancen

TEIL Drei: DIE MYTHEN DER KÖRPERSPRACHE – DIE SIE AUCH KENNEN SOLLTEN

13 Mythos Eins

Lügner verraten sich immer über ihre Körpersprache

14 Mythos zwei

Die absoluten Dos and Don’ts der Körpersprache

15 Mythos drei

Einzelne Körpersprachesignale sind immer eindeutig

16 Mythos vier

Körpersprache ist unabhängig von der Umgebung

17 Mythos fünf

Körpersprache ist immer absolut deutbar

18 Mythos sechs

Körpersprache kann uns gegen unseren Willen manipulieren

Nachwort

Körpersprache-Tipps online

Danke an ...

Meine Quellen

Vorwort

 

Angela Merkel. Ob Sie wegen ihrer Regierungsarbeit in die Geschichte eingehen wird oder doch wegen ihrer Handhaltung? Beständig hält sie die Hände vor dem Bauch, die Finger in einer Art Raute aneinandergelegt. Was will sie uns damit sagen? Was geht in ihr vor? Was ist das für ein Mensch, der die Hände auf diese Art hält? Welche Persönlichkeitsstruktur steckt hinter dieser Gestik?

Ja, das würden wir alle gerne wissen. So ein klitzekleines Psychogramm anhand einer einzelnen Körpergeste wäre schon nett. Und deswegen saugen wir alle Deutungsversuche von Körpersprache so gierig in uns auf. Aber: Es sind eben nicht mehr als nur Versuche.

 

Wer von uns hat noch nicht über die Interpretation von Gestik und Mimik gelesen? Da wird Armeverschränken mit Abwehr, Zurückhaltung und Verschlossenheit gleichgesetzt. Lächeln gilt als Zeichen von Sympathie und unlängst habe ich gelesen: Wenn ein Mensch mindestens drei Sekunden lächelt, sei das eindeutig ein ehrliches Lächeln.

Das Bedürfnis, einzelnen Körpersignalen eine eindeutige Bedeutung beizumessen, ist verständlich. Wir wollen schließlich genau wissen, woran wir sind.

 

Man muss die Dinge so einfach wie möglich machen. Aber nicht einfacher.

Albert Einstein

 

Warum wir uns aber mit allzu einfachen Erklärungen zufriedengeben, hat meiner Meinung nach vor allem mit zwei Faktoren zu tun.

Faktor eins: Woher haben die meisten Menschen ihr Wissen über Körpersprache? Genau, sie haben die Quellen zur Körperspracheforschung umfassend studiert. Klar doch! In ihrem Bücherregal steht – gut sichtbar für alle Gäste – eine wohldurchdachte Auswahl an Literatur. Da finden wir B. F. Skinner neben Frans de Waal, Desmond Morris und ganz oben einen Charles Darwin. Damit auch der schlichte Besucher begreift, dass sich dieser Teil ihrer exquisiten Körpersprachebibliothek um Verhaltensforschung dreht. Dazwischen steht der Brockhaus und gleich daneben die Anatomie. Etwas weiter rechts findet sich die Neurologie. Jeder, der ein wenig Ahnung hat, weiß doch, dass in der Körpersprache ohne fundiertes Neurowissen gar nichts geht. Wolf Singer, António Damásio und Gerald Hüther stehen da fein säuberlich aufgereiht nebeneinander. Und anschließend, ganz wichtig, die Psychologie. Ja, die Menschen wissen genau: Körpersprache ist eigentlich ein Vehikel der Psychologie. Klar, alles gelesen. Wirklich alles. Das Wissen haben sie destilliert und sich darüber ein klares Bild von Körpersprache gebildet. Sicher. Ganz sicher.

Mal im Ernst, ich glaube schon, dass der eine oder andere ein Buch über Körpersprache zu Hause hat. Und ich kann auch in etwa abschätzen, wie viele es wirklich zu Ende gelesen haben. (Reinschmökern und Bildunterschriftenlesen gilt nicht.)

Aus gefühlt Hunderten von Gesprächen habe ich eine Überzeugung gewonnen: Die allermeisten Menschen kommen über den Beitrag in einem TV-Format oder einem Magazin mit Körpersprache in Berührung.

Meine Damen und Herren: Das sind (oft) keine wissenschaftlich zuverlässigen Quellen! Es handelt sich (meist) maximal um Halbwissen, wenn nicht »Nullwissen«. Bisweilen eher unter null. Auch wenn dieses Know-how auf den ersten Blick plausibel erscheint – Arme verschränken = Verschlossenheit. Das klingt stringent. Klar. Blöd nur, wenn die »Experten«, die dieses Wissen publizieren, ihr Wissen ihrerseits aus zweifelhaften Quellen ziehen. Damit bekommt Halbwissen plötzlich einen offiziellen Anstrich. Denn Sie wissen ja: Was schwarz auf weiß geschrieben steht, muss wohl stimmen. Und das ist nur mehr schwer aus den Köpfen zu bringen. Leider verkürzen gerade die Redaktionen die Fakten oft so stark, dass bloß platte und eindimensionale Aussagen übrig bleiben.

 

Faktor zwei: Und jetzt geben Sie Acht, liebe Körpersprache-Interessierte: Die Leserinnen und Leser verlangen(!) nach eindimensionalen Aussagen. Viele Menschen wollen gar nicht tiefer tauchen. Oder wollen Sie sich wirklich eingehend mit dem Thema Armeverschränken auseinandersetzen? Welche Muskeln da aktiviert werden und wie die Hautrezeptoren auf den Armen verteilt sind? Was evolutionär der Sinn des Armeverschränkens gewesen ist und welche Teile des Hirns verhindern, dass wir die Arme verschränken? Wollen Sie dazu noch Studien untersuchen, wann Menschen eher dazu neigen und wann eben nicht – um schlussendlich darauf zu kommen, dass es ganz und gar nicht einfach ist, diese Geste isoliert zu deuten?

 

Wenn wir ehrlich sind, reicht uns eigentlich ein simpler Einzeiler: Arme verschränken = Verschlossenheit.

Und gleichzeitig merken Sie, dass das nicht stimmen kann. Schließlich bereitet es Ihnen selbst Unbehagen, wenn Sie anhand dieser Einzelsignale schubladisiert werden. Denn Sie verschränken die Arme keineswegs nur, wenn Sie verschlossen und auf Distanz sind.

 

Um Körpersprache zu verstehen, reicht es nicht, eine Liste von Einzelsignalen auswendig zu lernen.

 

Nach der Lektüre dieses Buches werden Sie die Sprache unseres Körpers tiefgreifend verstehen, ohne ein Anatomieneurologiepsychologie-Studium mit Doktorarbeit zur Verhaltensforschung abschließen zu müssen.

Auch ich bin kein Doktor, kein Wissenschaftler. Nur ein emsiger Sammler von Informationen, ein genauer Beobachter. Und vor allem ein effektiver Kombinierer vielen Wissens.

 

Um Körpersprache zu verstehen, braucht man keine Ausbildung. Sondern Bildung.

 

Was hat die menschliche Körpersprache mit der Entscheidung für ein neues Auto und dem Verlieben gemeinsam? Was hat ein Gummibaum mit Ihrer Mimik und Gestik zu tun und warum haben wir genau genommen drei Gehirne? Am Ende des ersten Teils werden Sie klare Antworten darauf haben und außerdem noch wissen, welche Rolle ein Apfel dabei spielt …

 

Im zweiten Teil geht es um körpersprachliche Eigenschaften, mit denen Sie besser ankommen und attraktiver wirken. Keine Angst, Sie werden von mir keine bestimmte Körperhaltung aufs Auge gedrückt bekommen. Denn Ihre Persönlichkeit ist zu stark dafür. Vielmehr wird es darum gehen, welche Muskelfasern Sie aktivieren müssen, um mehr Attraktivität auszustrahlen, und mit welchen Signalen Sie wie auf Ihre Umwelt wirken. Es geht also um Grundprinzipien in der menschlichen Körpersprache, die kulturunabhängig und auf der ganzen Welt gültig sind.

Der dritte Teil klärt die größten Mythen der Körpersprache auf. All die Dinge, die seit Jahr und Tag behauptet werden, nehmen wir knallhart unter die Lupe. Kann man Lügner an der Körpersprache überführen? Werden wir tatsächlich von der Mimik und Gestik des Gegenübers manipuliert? Was bedeutet es denn nun wirklich, das Verschränken der Arme? Und was sind, um Himmels willen, die No-Gos der Körpersprache?

 

Dieses Buch soll für Sie wie ein Buffet sein. Beginnen Sie ganz vorne oder am Ende. Oder einfach mittendrin. Picken Sie sich das Spannendste zuerst heraus – oder behalten Sie es bis zum Schluss. Nehmen Sie das Buch immer wieder einmal zur Hand. Und sei es nur, um eine Bildunterschrift oder ein Zitat nachzulesen.

Es ist Ihr Buch. Fressen Sie es! Und betrachten Sie es am Ende nicht als »erledigt«. Es soll ein Anfang sein.

Ich wünsche Ihnen viele Aha-Erlebnisse und haben Sie viel Freude am Beobachten!

 

Ihr Stefan Verra

Körpersprache, die (weibl.)

Sprache ist die Abbildung von Wirklichkeit. Und auch deren Bildung. Das meinte schon Ludwig Wittgenstein. Die deutsche Sprache ist durchsetzt mit männlichen Formen. Sie bildet eine Wirklichkeit ab, wie sie Hunderte von Jahren galt und teilweise bis heute gilt (auch wenn sich in den letzten hundert Jahren in Bezug auf die differenzierte Wahrnehmung der Geschlechter weit mehr getan hat als in der gesamten Menschheitsgeschichte zuvor).

Während des Schreibens an diesem Buch ist mir die »Männlichkeit« unserer Sprache wieder bewusst geworden. Gerne hätte ich das in meiner Wortwahl berücksichtigt. Ich habe darauf verzichtet, da es das flüssige Lesen unmöglich gemacht und vom Inhalt abgelenkt hätte.

TEIL eins

Die Basics der Körpersprache

»Intuition ist die Summe vieler kleiner Wahrnehmungen, die das Gehirn noch nicht in Worte fassen kann.«