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Lesen was ich will!

www.lesen-was-ich-will.de

Übersetzung aus dem Englischen von Andreas Brandhorst

ISBN 978-3-492-97021-1

April 2015

© Terry and Lyn Pratchett, 2014

Die englische Originalausgabe erschien unter dem Titel »Dragons at Crumbling Castle« bei Doubleday Childrens/Random House UK, London 2014.

© der Illustrationen: Mark Beech, 2014

Deutschsprachige Ausgabe:
© ivi, ein Imprint der Piper Verlag GmbH, München/Berlin 2015

Covergestaltung: Zero Werbeagentur, München

Covermotiv: Mark Beech

Datenkonvertierung: Tobias Wantzen, Bremen

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung, können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Inhalt

Cover & Impressum

Vorwort

Dralle Drachen

Das große Staubkorn

Jagd auf den Snorry

Geschichten über das Teppichvolk

Herkules die Schildkröte

Dok der Höhlenmensch

Das große Rennen

Noch eine Geschichte über das Teppichvolk

Die große Eiertanz-Meisterschaft

Edwo der langweilige Ritter

Der Bus 59A fährt in die Vergangenheit

Der Schreckliche Schneemann

Das Blackbury-Ungeheuer

Der Weihnachtsmann arbeitet im Zoo

Vorwort

Da ist ein Planet. Sehen Sie, wie er sich im Weltall dreht ...

Wir zoomen ihn heran und erkennen ein kleines Land in der nördlichen Hemisphäre – Großbritannien.

Näher, noch etwas näher ... und westlich von London sehen Sie die Grafschaft Buckinghamshire mit kleinen Dörfern und kurvenreichen Landstraßen.

Wenn Sie in der Zeit zurückkehren könnten, in die Mitte der Sechzigerjahre, sähen Sie einen jungen Burschen, der mit Notizbuch und Kugelschreiber in der Tasche auf einem Motorrad über eine dieser Straßen fährt.

Der junge Bursche bin ich. Ein Reporter für die Bucks Free Press mit dem Auftrag, über lokale Ereignisse zu berichten. Wenn ich Glück hatte, ging es um ein Dorffest. Sie wissen schon, etwas in der Art von: Männer, die Wiesel durch ihre Hosenbeine krabbeln lassen; Leute, die in einem Eimer nach Fröschen angeln; ein Käse, der allzu schnell den Hügel hinunterrollt ...

Es machte damals viel Spaß. Und mittendrin brachte ich mir das Schreiben bei, indem ich so viele Bücher las, wie ich aus der Bücherei nach Hause tragen konnte. Ich begann damit, eigene Geschichten zu schreiben, Geschichten für junge Leser, die jede Woche in der Zeitung erschienen.

Die Geschichten in diesem Buch sind eine Auswahl davon. Es geht darin um Drachen und Zauberer, um Stadträte und Bürgermeister, um eine abenteuerlustige Schildkröte und ein Ungeheuer in einem See, außerdem um zahlreiche spitze Hüte und Zauberformeln, von denen manche sogar das tun, was man von ihnen erwartet. Einige dieser frühen Geschichten habe ich später für meinen ersten Roman verwendet: Die Teppichvölker.

Also, blättern Sie weiter und lesen Sie die Geschichten, die ich als Teenager geschrieben habe, zum größten Teil so, wie sie zum ersten Mal erschienen sind. Obwohl mein erwachsenes Selbst an einigen Stellen kleine Details verändert hat: hier ein zusätzliches Wort, dort eins weniger, die eine oder andere Fußnote, wo sie angebracht war ... Und das alles, weil der jüngere Mann damals noch nicht so klug war, wie er später werden sollte.

Doch der naive junge Mann auf dem Motorrad und der Erwachsene mit dem schwarzen Hut und dem Bart sind dieselbe Person, und unser größter Wunsch war es immer, für Menschen zu schreiben, die alt genug sind, um zu verstehen.

Und die Phantasie haben ...

Terry Pratchett, Wiltshire, 2014

Dralle Drachen

Zur Zeit von König Artus gab es keine Zeitungen, nur Ausrufer, die umhergingen und aus vollem Hals Neuigkeiten verkündeten.

König Artus saß eines Sonntagmorgens im Bett und aß ein Ei, als der Ausrufer hereinkam. Eigentlich waren es sogar mehrere: ein Mann, der die Bilder malte, ein Narr für die Witze und ein kleiner Mann in Strumpfhose und Turnschuhen, »Sportseite« genannt.

»DRACHEN ÜBERFALLEN DIE BRÖCKELNDE BURG!«, rief der Ausrufer – das war die Schlagzeile – und fügte dann nicht ganz so laut hinzu: »Alle Einzelheiten auf Seite neun.«

König Artus senkte erstaunt den Löffel. Drachen! Alle Ritter waren unterwegs, um irgendwo Heldentaten zu vollbringen, abgesehen von Sir Lancelot – der machte in Frankreich Urlaub.

Der Neunte Knappe eilte schnaufend und keuchend herbei und stieß außer Atem hervor: »Tausende fliehen um ihr Leben, während grüne Drachen bei der Bröckelnden Burg alles in Schutt und Asche legen ...«

»Was unternimmt König Artus dagegen?«, rief der Leitartikelausrufer wichtigtuerisch. »Wofür bezahlen wir unsere Steuern? Die Bürger von Camelot verlangen sofortige Maßnahmen ...«

»Wirf sie raus und gib jedem einen Groschen![1]«, erklärte der König dem Diener. »Und ruf die Wache!«

Später am Tag trat er auf den Hof.

»Also gut, Männer«, sagte er. »Ich brauche Freiwillige ...« Er rückte seine Brille zurecht. Die einzige andere Person auf dem Hof war ein junger Bursche, der ein viel zu weites Kettenhemd trug.

»Ralph meldet sich zur Stelle, Sire!«, sagte der junge Mann und salutierte.

»Wo sind die anderen?«

»Tom, John, Ron, Fred, Bill und Jack sind krank«, sagte Ralph und zählte an den Fingern ab. »Williams, Bert, Joe und Albert haben Urlaub. James besucht seine Oma. Rupert ist auf der Jagd. Und Eric ...«

»Na schön«, sagte der König. »Ralph, was hältst du davon, die Bröckelnde Burg zu besuchen? Hübsche Gegend, gutes Essen, ein paar Drachen, die es zu töten gilt. Du kannst meine Ersatzrüstung nehmen. Dürfte dir ein bisschen zu groß sein, aber dafür ist sie ziemlich dick ...«

Und so brach Ralph mit seinem Esel auf, ritt über die Zugbrücke und verschwand hinter den Hügeln. Als er außer Sicht war, nahm er die Rüstung ab, versteckte sie hinter einer Hecke – sie quietschte und war viel zu heiß – und zog Alltagskleidung an.

Hoch oben auf einem bewaldeten Hügel saß ein Reiter in pechschwarzer Rüstung auf seinem pechschwarzen Pferd und beobachtete, wie der junge Bursche unten vorbeiritt. Schließlich trieb er sein Ross an und folgte ihm.

»Halt, im Namen des Freitagsritters!«, rief er mit tiefer Stimme und hob sein Schwert.

Ralph blickte sich um. »Entschuldigt, Sir«, sagte er. »Ist dies die richtige Straße zur Bröckelnden Burg?«

»Nun, äh, ja, das ist sie«, erwiderte der Ritter ein wenig verlegen. Dann erinnerte er sich daran, dass er ein großer böser Ritter war, und er sagte mit hohler Stimme: »Doch zuerst musst du gegen mich kämpfen.«

Ralph blickte erstaunt auf, als sich der schwarze Ritter von seinem schwarzen Ross schwang und mit erhobenem Schwert auf ihn zukam.

»Ergib dich!«, rief der Ritter. Dann geriet er mit dem Fuß in ein Kaninchenloch und stürzte mit lautem Geklapper und Geschepper – es klang nach einer Explosion in einer Blechfabrik. Rüstungsteile flogen umher.

Es folgten einige stille Sekunden, bevor sich wie von allein der Helm abschraubte. Zum Vorschein kam jemand, der recht schmächtig zu sein schien. Jedenfalls hatte der Mann in der Rüstung einen ziemlich kleinen Kopf.

»Entschuldigung«, sagte der schwarze Ritter. »Kann ich es noch einmal versuchen?«

»Natürlich nicht!« Ralph zog sein rostiges Schwert. »Ich habe gewonnen. Du bist als Erster gefallen.[2] Es ist nicht einmal Freitag, du hast also den falschen Namen. Ich nenne dich Habverloren – wenn du dich mit diesem Namen vorstellst, sagst du die Wahrheit. Du bist mein Gefangener!«

Es rasselte in der Rüstung, und dann kletterte Habverloren aus einer Luke im Rücken. Seine überaus imposante schwarze Rüstung war dreimal so groß wie er.

Ralph setzte den Weg zur Bröckelnden Burg auf dem Rücken seines Esels fort, gefolgt vom Freitagsritter Habverloren auf seinem großen schwarzen Streitross. Nach einer Weile wurden sie recht freundlich miteinander, denn Habverloren kannte viele Witze und sang recht gut. Bevor er Ritter geworden war, hatte er in einem Zirkus gearbeitet.

Am nächsten Tag begegneten sie einem Zauberer, der auf einem Meilenstein saß und ein Buch las. Er trug die »Uniform« eines Zauberers: einen langen weißen Bart, einen hohen spitzen Hut[3], ein Nachthemd mit seltsamen Zeichen und Symbolen sowie weiche Stiefel. Die Stiefel hatte er ausgezogen, und seine Füße steckten in roten Socken.

»Entschuldige bitte, Herr«, sagte Ralph betont höflich, denn man musste vorsichtig sein, wenn man mit Zauberern sprach. »Ist dies der Weg zur Bröckelnden Burg?«

»Blitz und Donner! Ja«, sagte der Zauberer und klappte das Buch zu. »Was dagegen, wenn ich mitkomme? Ich kenne da einige Antidrachenzauber, die ich gern ausprobieren würde.«

Er nannte seinen Namen – Fossfiddle – und erklärte, er hocke am Straßenrand, weil seine magischen Siebenmeilenstiefel kaputt seien. Er deutete auf die beiden hohen braunen Stiefel neben dem Meilenstein. Magische Stiefel sind äußerst praktisch, denn man kann mit ihnen beliebig weit gehen, ohne zu ermüden. Doch Fossfiddles Exemplare mussten offenkundig repariert werden.

Sie beratschlagten, und da Fossfiddle etwas von Magie, Habverloren etwas von Stiefeln und Ralph etwas vom Gehen verstand, gelang es ihnen binnen kurzer Zeit, die Stiefel in Ordnung zu bringen. Fossfiddle zog sie an und stapfte neben Ralphs Esel einher.

Die Landschaft ringsum wurde immer trostloser, und schwarze Berge ragten zu beiden Seiten auf. Graue Wolken schoben sich vor die Sonne, und ein kalter Wind wehte. Die drei Reisenden setzten den Weg fort und erreichten eine Höhle, verborgen in einer Ansammlung von Dornbüschen.

»Wir könnten ein Feuer brauchen«, sagte Ralph.

»Nichts leichter als das.« Fossfiddle murmelte einige Worte, und es erschienen: ein seltsamer Glaskolben, ein kleiner Hut, eine Banane und ein Kerzenhalter aus Messing. Er war nicht unbedingt ein schlechter Zauberer – er brachte die Dinge nur durcheinander. Und er ahnte nicht, dass der sonderbare Glaskolben seiner Zeit sechshundert Jahre voraus war.

Sie nahmen Platz, nachdem Habverloren ein Feuer entzündet hatte, und es dauerte nicht lange, bis Ralph und Fossfiddle einschliefen. Doch Habverloren glaubte, etwas zu hören.

Ein Zweig knackte im Gebüsch. Etwas kroch auf sie zu.

Habverloren nahm sein Schwert und schlich zu den Büschen. Etwas bewegte sich dort, etwas mit ziemlich großen Füßen. Es war sehr dunkel, und irgendwo schrie eine Eule.

»Gib auf!«, rief Habverloren und sprang in die Büsche. Damit weckte er Ralph und Fossfiddle, und als sie aus dem Gebüsch Geräusche hörten, die auf einen Kampf hindeuteten, eilten sie dem kleinen Ritter zu Hilfe.

Fünf Minuten lang wurden Schwerter geschwungen, und gelegentlich ertönte ein Fluch, wenn jemand auf Dornen trat. Es war so dunkel, dass niemand wusste, ob sich etwas von hinten näherte. Deshalb rannten alle im Kreis, weil jeder den Rücken frei haben wollte.

»Ich habe den Burschen!«, rief Habverloren und warf sich auf etwas Dunkles.

»Das bin ich!«, erklang Fossfiddles gedämpfte Stimme aus dem Laubhaufen.

Während dieses Durcheinanders kroch etwas Kleines aus den Büschen und wärmte sich am Feuer die Füße. Dann durchsuchte es die Rucksäcke und verspeiste Fossfiddles Frühstück für den nächsten Tag.

»Und ich sage euch, ich habe etwas gehört«, brummte Habverloren, als er mit Fossfiddle und Ralph dornenzerkratzt aus den Büschen trat. »Seht nur, da ist es!«

»Es ist ein Drache!«, rief Fossfiddle.

»Aber ein ziemlich kleiner«, sagte Ralph.

Der grüne Drache war nur etwa so groß wie ein kleiner Kessel und hatte sehr große Füße. Er blickte zu ihnen hoch, schniefte leise und brach in Tränen aus.

»Vielleicht hat ihm mein Frühstück nicht geschmeckt«, sagte Fossfiddle mit einem Blick auf seinen Rucksack.

»Was fangen wir mit ihm an?«, fragte Ralph. »Sehr gefährlich sieht er nicht aus.«

»Na, du kleiner Kerl, hast du vielleicht deine Mami verloren?«, gurrte Habverloren, sank auf Hände und Knie und lächelte. Der kleine Drache wich zurück und zischte. Eine Rauchwolke trieb dem Ritter entgegen. Habverloren kam mit Kindern nicht sonderlich gut zurecht, von kleinen Drachen ganz zu schweigen.

Schließlich bereiteten sie dem Drachen in einem Kochtopf ein Bett, legten den Deckel darauf, machten es sich neben dem Feuer bequem und schliefen ein.

Als sie am nächsten Morgen aufbrachen, trug Fossfiddle den Topf auf dem Rücken. Immerhin konnten sie den kleinen Drachen nicht einfach zurücklassen.

»Dies ist kein Drachenland«, sagte Ralph. »Vermutlich hat er sich verirrt.«

»Es ist einer von der grünen Sorte«, erklärte Habverloren. »Werden fast zehn Meter groß. Und dann brüllen und toben sie, trampeln auf dem Gras herum und begehen lauter Freveltaten.«

»Was meinst du mit Freveltaten?«, fragte Ralph wissbegierig.

»Oh, na ja, ich weiß nicht. Vielleicht lassen sie Wasserhähne laufen und schmeißen Türen zu ... oder so was in der Richtung.«

An jenem Nachmittag erreichten sie die Bröckelnde Burg.

Sie erhob sich einsam auf einem hohen Hügel, erbaut aus grauem Stein. Unten, am Fuß des Hügels, erstreckte sich eine kleine Stadt, die fast ganz niedergebrannt war. Nirgends regte sich etwas, nicht einmal ein Drache.

Sie sammelten genug Mut, um an das große schwarze Tor zu klopfen. Habverlorens Knie zitterten, was ein ziemlich lautes Rasseln zur Folge hatte, da er eine Rüstung trug.

»Es ist niemand da«, sagte er leise. »Lasst uns gehen!«

Das Tor ließ sich nicht öffnen, also holte Fossfiddle sein Zauberbuch hervor. »Abruskadrabus-etfilibus, Ridikulus-absurdus«, sagte er. »Öffne dich!«

Stattdessen verwandelte sich das Tor in ein rosarotes Schaumgebäck. Fossfiddle bekam es nie richtig hin.

»Donnerwetter, eine sehr leckere Tür!«, sagte Habverloren, als es ihnen schließlich gelang, die Bröckelnde Burg zu betreten. Sie befanden sich auf einem leeren Hof und gewannen den Eindruck, beobachtet zu werden. »Dies gefällt mir nicht«, fügte er hinzu, sah sich um und zog sein Schwert. »Ich habe das Gefühl, dass man uns gleich angreifen könnte.«

»Sehr beruhigend, herzlichen Dank«, erwiderte Fossfiddle, mit dessen Nerven es nicht zum Besten stand.

»Schon gut«, sagte Ralph. »Drachen sind selten größer als ein durchschnittliches Haus und nicht viel heißer als ein gewöhnlicher Backofen.« Er trat auf den Saum von Fossfiddles Mantel, als der Zauberer weglaufen wollte. »Du kannst also ruhig hierbleiben.«

Genau in diesem Moment begegneten sie dem Drachen. Er wies große Ähnlichkeit mit dem Exemplar auf, das in Fossfiddles Kochtopf schlief, war aber viel größer und stapfte über den Hof auf sie zu.

»Morgen!«, sagte er.

Dies brachte unsere Helden in ziemliche Verlegenheit. Man kann nicht einfach losziehen und ein Geschöpf töten, das einem einen guten Morgen wünscht.

»Guten Morgen!«, erwiderte Ralph unsicher. »Ich nehme an, wir sind hier am richtigen Ort.«

»Ja, dies ist die Bröckelnde Burg. Ich vermute, ihr seid wegen der vielen Leute hier, die uns genervt haben.«

»Das ist völlig neu für uns«, antwortete Ralph. »Uns wurde erzählt, dass ihr Drachen die Leute genervt habt. Übrigens, wo sind sie alle?«

Der alte Drache gähnte. »Unten in der Drachenhöhle.«

Dann erläuterte er ihnen: Drachen waren eigentlich recht friedlich, und diese hatten in einer Höhle unten am Fluss gelebt und nur die Fische genervt, weil sie sie aßen. Doch dann hatte der Herr der Burg ein Stück flussabwärts einen Damm errichtet, und dadurch war die Höhle überflutet worden.

Also waren die Drachen in die Burg umgezogen, was die Menschen erschreckt und in die Flucht getrieben hatte. Die Drachen hatten tatsächlich einige Häuser niedergebrannt, aber erst nachdem sie sich vergewissert hatten, dass sich niemand mehr darin aufhielt.

Während der alte Drache dies erzählte, kamen andere Drachen aus verschiedenen Teilen der Burg und hörten zu.

»Und dann haben die Menschen den Drachenprinzen entführt«, sagte der alte Drache.

»Ist er etwa dreißig Zentimeter lang?«, fragte Fossfiddle. »Hat er große Pfoten? Neigt er vielleicht dazu, schnell zuzubeißen? Nun, wir haben ihn vor einigen Tagen gefunden. Er hatte sich verirrt.« Der Zauberer holte den Kochtopf hervor und nahm den Deckel ab. Der kleine Drache sprang heraus.

Habverloren ging zum Fluss, fand den Burgherrn versteckt in einem Baum und brachte ihn zurück. Die meisten anderen Leute folgten ihnen.

»Ich fürchte, es gibt keine Möglichkeit, den Damm zu entfernen«, sagte der Burgherr und verbarg sich hinter Habverloren. »Wir haben ihn wegen eines Swimmingpools gebaut.«

»Er muss nicht entfernt werden«, erwiderte Ralph. »Es genügt, wenn ihr den Drachen ein paar Höhlen baut, aus Ziegelsteinen oder so.«

Sie machten sich sofort ans Werk. Die drei Recken packten entschlossen mit an, und es dauerte nicht lange, bis sie eine hübsche Reihe von »Höhlen« geschaffen hatten, jeweils mit fließendem Wasser, heiß und kalt, und einem Bad. Die Drachen sahen sich die neuen Quartiere nacheinander an und waren bereit, die Burg zu räumen.

»Das wäre erledigt«, sagte Ralph, als sie die Bröckelnde Burg verließen. Drachen und Menschen winkten zum Abschied.

»Die Drachen können von Glück sagen, dass sie auf einen Kampf verzichtet haben«, sagte Fossfiddle. »Sonst hätten sie was erlebt!«

Sie lachten und verschwanden hinter den Hügeln.

[1] Zu Lebzeiten von König Artus war das viel mehr Geld als heute. Man konnte sich damit mindestens einen Krug Met und ein Stück Ziegenfleisch kaufen.

[2] So war das damals: Der erste Ritter, der fiel, verlor den Kampf. Das haben Sie bestimmt gewusst, oder?

[3] Kein Zauberer, der etwas auf sich hält, lässt sich in der Öffentlichkeit ohne hohen spitzen Hut blicken. Obwohl man damit nur mit Mühe durch niedrige Türen treten kann. Das ist ein Grund, warum viele Zauberer früher oder später Probleme mit den Knien bekommen: weil sie sich so oft beugen müssen.