Irina Korschunow

Das große Buch vom
Wuschelbär

Mit Bildern von
Reinhard Michl

Deutscher Taschenbuch Verlag

Der Wuschelbär

Der braune Wuschelbär wohnt schon lange bei Benjamin im Kinderzimmer. Morgens steht er mit ihm zusammen auf und abends geht er mit ihm zusammen ins Bett.

Er hat eine rote und eine grüne Hose, genau wie Benjamin. Er hat auch den gleichen bunten Becher und ein Schlafkissen mit vielen Sternen.

Hundert, sagt Benjamin. Oder tausend.

Aber der Wuschelbär mag nicht zählen.

Der Tag war lang, jetzt ist er müde. Er liegt auf seinem Sternenkissen und sagt: »Gute Nacht, Benjamin.«

»Gute Nacht, Wuschelbär«, sagt Benjamin.

»Ich hab dich lieb«, sagt der Wuschelbär.

»Ich dich auch«, sagt Benjamin.

Sie schlafen miteinander ein. Und der Wuschelbär hat einen schönen Traum. Am nächsten Morgen klopft der Regen an die Fensterscheiben.

»Aufstehen, Wuschelbär«, sagt Benjamin. »Wir haben viel zu tun.«

Sie ziehen ihre Hosen an, sie trinken Kakao aus den bunten Bechern und essen Honigbrot. Sie bauen einen Hubschrauber und fliegen nach Afrika, um einen Löwen zu fangen. Sie müssen auch einen Käfig für den Löwen bauen und Futter für ihn holen.

Hinterher liegen sie auf dem Teppich und denken sich Geschichten aus, Menschengeschichten, Bärengeschichten, bis der Regen aufhört und die Sonne scheint.

Da laufen sie zum Bach vor dem Haus und lassen ihre Papierschiffchen schwimmen. Das Wasser ist hell und klar. Es springt über die Steine und nimmt die Schiffe mit.

»Wo schwimmen sie hin?«, fragt der Wuschelbär.

»In die weite Welt«, sagt Benjamin.

»Wo ist die weite Welt?«, will der Wuschelbär wissen.

»Über die Wiese und hinter dem Wald«, sagt Benjamin. »Ganz weit weg. Nicht bei uns.«

»Ich will immer bei dir bleiben«, sagt der Wuschelbär.

»Wenn ich in die Schule komme, kann ich dich nicht mitnehmen«, sagt Benjamin. »Aber wenn ich groß bin, bauen wir ein Schiff und fahren zusammen in die weite Welt.«

Er geht ins Haus, um seinen Ball zu holen. Der Wuschelbär bleibt am Bach sitzen. Er sieht dem Wasser zu und denkt sich eine neue Geschichte aus. Sie heißt: Benjamin und der Wuschelbär in der weiten Welt.

Auf einmal kommt etwas angeschwommen.

Ein Schiff, denkt der Wuschelbär.

Aber es ist ein weißes Ding mit Augen und Ohren. Ein kleiner weißer Bär.

»Hilfe!«, ruft er. »Hilf mir doch.«

Der Wuschelbär blickt sich um. Er findet einen Stock, legt sich auf den Bauch und hält den Stock ins Wasser. Der weiße Bär greift danach. Er lässt sich ans Ufer ziehen und kriecht die Böschung hinauf. Da liegt er und schnappt nach Luft.

»Was ist denn mit dir passiert?«, fragt der Wuschelbär.

»Das Wasser hat mich mitgenommen«, keucht der weiße Bär. »Ohne dich wäre ich ertrunken.«

Sein Fell ist nass und zerzaust. Er zittert vor Kälte. Der Wuschelbär möchte ihm helfen.