Cover

Jussi Adler-Olsen

Das Versteck

Aus dem Dänischen von
Stefanie Bergmann

Deutscher Taschenbuch Verlag

Über Jussi Adler-Olsen

Jussi Adler-Olsen wurde 1950 in Kopenhagen geboren. Seit 1997 veröffentlicht er Romane, seit 2007 die erfolgreiche Serie um Carl Mørck vom Sonderdezernat Q. Mit den Thrillern ›Erbarmen‹, ›Schändung‹, ›Erlösung‹, ›Verachtung‹, ›Erwartung‹ und ›Verheißung‹ sowie seinen Romanen ›Das Alphabethaus‹ und ›Das Washington-Dekret‹ stürmt er die internationalen Bestsellerlisten. Seine vielfach preisgekrönten Bücher erscheinen in über 40 Ländern und werden mehrfach verfilmt. Mehr unter: www.adler-olsen.de

Über das Buch

Im beschaulichen Lünen steht Kriminalkommissar Schmidt vor einem Rätsel: Ein älteres Ehepaar schneidet sich allem Anschein nach zunächst die Kehle durch und stürzt anschließend aus dem obersten Stock eines Wohnhauses. Wie ist das möglich? Alles deutet auf einen Mord hin, doch die Spurenlage ist mehr als dürftig … Und so ahnt niemand die Ausmaße des vorangegangenen Dramas, dessen Wurzeln bis in die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs zurückreichen.

Impressum

Überarbeitete Neuausgabe

Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München

© 2010 Jussi Adler-Olsen/All rights reserved/J.P./Politikens Forlagshus A/S, Kopenhagen

Titel der dänischen Originalausgabe:

›Sprækken‹

© 2015 der deutschsprachigen Ausgabe:

Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München

Deutsche Erstveröffentlichung: Dortmund, 2010

Umschlagkonzept: Balk & Brumshagen

 

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlags zulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

eBook-Herstellung im Verlag (01)

 

eBook ISBN 978-3-423-42804-0 (epub)

 

Ausführliche Informationen über unsere Autoren und Bücher finden Sie auf unserer Website www.dtv.de/ebooks

ISBN (epub) 9783423428040

Mein Gott, was für ein Konzert! Das war der Hansesaal at it’s best! Bernd Schmidt war in Gedanken beim gestrigen Konzert. Den Spießbürgern eins auf die Mütze! Tolle Frauen, die in dem blauen Licht wie Frühlingshasen umhersprangen, während die Männer ihr Bier kippten und sich von Candy Dulfer auf ihren turmhohen Stilettos verrückt machen ließen. Das war Jazz, wenn es Funk war, und Funk, wenn es Jazz war.

Warum New York, wenn es das auch in Lünen gab?, pflegte er zu sagen. Die Kinder gingen jetzt in die Leoschule und seine Frau saß im fünften Stock des Rathauses, also blieben sie hier, auch wenn sein Arbeitsplatz in Dortmund war, 50 Minuten Autobahnstau entfernt.

Er versuchte gerade, seinen Kater zu ignorieren, als das Telefon klingelte. Die Einsatzzentrale. Es war 6.35 Uhr und die Botschaft simpel: Der Berufsverkehr musste heute ohne Kriminalkommissar Bernd Schmidt auskommen, denn dieses Mal wartete die Arbeit nur 600 Meter entfernt auf ihn. In Lünen, am Ende der Borker Straße. Zwei alte Menschen mit durchgeschnittenen Kehlen.

»Eine Streife aus der Merschstraße ist schon da«, sagte der Kollege am Telefon. »Das Paar, das die Leichen gefunden hat, ist außer sich.«

Mord, sagten sie. Abgesehen von einer zweifelhaften Affäre um eine überfahrene Person war es Jahre her, dass es in Lünen ein Gewaltverbrechen gegeben hatte.

Was Schmidt wunderte, als er am Tatort stand, war nicht die Tatsache, dass die Leichen übereinander auf dem eingedrückten Dach eines Lieferwagens hinter der alten Stadtsparkasse lagen. Wenn man den Kopf in den Nacken legte, sah man im obersten Stock ein Fenster offen stehen. Er war auch nicht überrascht von der Identität der beiden – man hatte sie rasch als das freundliche alte Paar in den Achtzigern identifiziert, das sehr lange in genau dieser Wohnung gelebt hatte.

Nein, was ihn wunderte, waren die Umstände: Wie sollte es möglich sein, sich erst selbst die Kehle durchzuschneiden und sich anschließend aus dem Fenster zu stürzen? Nach Selbstmord sah das nicht aus. Die Frage war also vielmehr, wer den beiden Alten so übel mitgespielt hatte?

Die Wohnung wirkte seltsam unberührt. Dass die Tat dort begangen worden war, stand jedoch außer Zweifel, die Blutspuren sprachen eine eindeutige Sprache. Aber es gab keinerlei Hinweis auf einen Einbruch oder Kampf. Man fand zwar ein paar nicht zu identifizierende Fingerabdrücke in der Wohnung und deutliche Fußspuren auf der Treppe, aber weitere Erkenntnisse brachten die kriminaltechnischen Ermittlungen nicht.

Die Tochter des Paares ging schockiert durch die Wohnung und bestätigte, dass nichts gestohlen worden war und auch sonst alles aussah wie immer. So hatten sie nicht mal ein Motiv.

Bis zum Abend waren sie kein Stück weitergekommen. Nein, das war keiner von Kriminalkommissar Bernd Schmidts besten Tagen. Und die Erinnerung an Candy Dulfers Auftritt verblasste schnell.

 

SS