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VORWORT

Die wunderbare Welt der Katzen

KATZEN SIND MEINE LEIDENSCHAFT – auch wenn sie uns wohl immer ein Stück weit rätselhaft bleiben werden. Aber ist nicht genau das auch das Faszinierende an diesen wunderbaren Wesen?

Leider kursieren noch immer viele falsche Gerüchte über das Wesen der Katze: Mal gilt sie als eigensinnig und falsch, dann wieder heißt es, sie sei ein unabhängiger Freigeist, dem sein Revier wichtiger wäre als sein Mensch. Nichts davon ist wahr.

Unsere Hauskatzen sind hoch intelligente Raubtiere mit einem sehr komplexen Sozialverhalten. Und sie haben oft eine sehr innige und tiefe Bindung zu uns. Wir müssen uns dazu nur ihr Vertrauen verdienen und uns als zuverlässiger Begleiter erweisen. Dann fühlen sie sich bei uns sicher und wohl.

Ich möchte mit diesem Buch kreative Wege aufzeigen, wie Sie Miezes Welt besser verstehen können. Es braucht dazu keine neue Methode und auch keinen Katzenflüsterer. Häufig sind es nur Kleinigkeiten, die den Erfolg im Zusammenleben mit diesen wundervollen und auch unabhängigen Tieren ausmachen. Und jeder von Ihnen bringt die Fähigkeiten mit, die es für ein harmonisches Zusammenleben braucht. Sie müssen nur lernen, genau hinzuschauen, die Signale Ihrer Katze richtig zu deuten und selbst auf die kleinen Unterschiede bei der Kommunikation mit ihr zu achten. Auf diese Weise lässt sich vielen Problemen vorbeugen, und wir können unseren Pfotenkünstlern ein katzengerechtes Leben ermöglichen. Und genau das sind wir ihnen schuldig.

Ich weiß: Vertrauen kann man sich nicht kaufen, Vertrauen muss wachsen. Das dauert manchmal, und nicht immer ist der Weg bis ans Ziel ohne Hürden zu bewältigen. Aber ist es nicht der größte Lohn für all die Mühen, zu wissen, dass man am Ende eine Katze als Freund hat?

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Entdecken Ihrer ganz eigenen wundervollen Fähigkeiten – und natürlich deren Ihrer Katze!

Katja Rüssel

TheraFelis-Katzenberatung

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KATZEN VERSTEHEN

Katzen gelten als Eigenbrötler, dabei genießen sie das Leben mit uns durchaus. Sie brauchen keinen Anführer, aber sie wünschen sich einen Menschen, der Sie versteht und ihre Natur respektiert. Dazu müssen wir wissen, wie sie »ticken« und was sie uns sagen wollen. Schließlich haben unsere Stubentiger durchaus ihre Eigenarten. Und die sollte man kennen, um gut miteinander auszukommen.

MIEZES STAMMBAUM

Das Erbe unserer Hauskatze

DIE MEISTEN WISSENSCHAFTLER gehen heute davon aus, dass unsere Hauskatze von der Falbkatze oder Afrikanischen Wildkatze (Felis silvestris libyca) abstammt, die wie die europäische Waldwildkatze (Felis silvestris silvestris) zur Art der Wildkatze (Felis silvestris) gehört. Wildkatzen sind in verschiedenen Unterarten auf der ganzen Welt heimisch und gelten daher als die am weitesten verbreitete Katzenart.

Die kleine, grau getigerte Falbkatze ist wie alle wild lebenden Katzen – mit Ausnahme des Löwen – ein Einzelgänger, das heißt, sie lebt nicht mit Artgenossen in einem festen Sozialverband. Auch auf die Jagd geht sie allein. Schon aufgrund der geringen Größe ihrer Beutetiere – Mäuse, Vögel, kleine Reptilien und Insekten – gäbe es ja auch gar nicht viel, was man teilen könnte. Und die typische Jagdtechnik, zum Beispiel vor einem Mauseloch lauern und abwarten, bis ein unvorsichtiges Mäuschen den Kopf herausstreckt, ist ebenfalls erfolgversprechender, wenn man allein loszieht. Ein Artgenosse würde da eher stören und am Ende vielleicht sogar noch versuchen, einem die Beute streitig zu machen. Wild lebende Katzen sind daher von Natur aus eher unkooperative Wesen.

Für vermeintliche Eigenbrötler haben es Katzen hierzulande weit gebracht: Sie sind die beliebtesten Haustiere, weit vor Hunden, Kleinsäugern wie Kaninchen oder Meerschweinchen und Vögeln. Rund 11,5 Millionen Samtpfoten leben in bundesdeutschen Haushalten. Denn obwohl Hauskatzen von der solitär lebenden Falbkatze abstammen und nicht auf das Zusammenleben mit Artgenossen angewiesen sind, heißt das noch lange nicht, dass sie unsozial wären. Sie haben sich im Laufe der Jahrtausende nicht nur mit uns Menschen arrangiert. Wenn es genug Platz und Futter gibt, man also nicht um lebenswichtige Ressourcen streiten muss, klappt es auch mit dem netten Nachbarskater oder einer zweiten Katze (ab >). Genauso kann sich Mieze mit anderen Haustieren arrangieren. Voraussetzung dafür ist aber immer, dass wir als Halter ihre natürlichen Bedürfnisse kennen und ihre katzentypischen Ansprüche erfüllen.

WER BIST DU?

Wer liegt da auf unserem Schoß?

WEIL KATZEN EINZELGÄNGER sind, kommt eine Rangfolge, wie wir sie zum Beispiel vom Wolf und Hund kennen, in ihrem Sozialsystem nicht vor. Aus diesem Grund müssen wir als Katzenhalter weder mit unserem Tier »konkurrieren«, noch den »Boss« oder »Chef« mimen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Katzenhalter eher eine Art Elternrolle übernehmen. Denn im Lauf der Domestikation trat bei unseren Stubentigern eine sogenannte Reifehemmung ein, die dazu führte, dass die Tiere zeitlebens in einer Art Kindstatus verbleiben. Das bedeutet, dass die Hauskatze auch im Erwachsenenalter kindliche Verhaltensweisen zeigt: Sie ist schmusig, anlehnungsbedürftig oder zeigt, wenn sie völlig entspannt auf unserem Schoß liegt, den Milchtritt, der als Kätzchen den Milchfluss in Mutters Gesäuge stimulierte …

In einer guten Mensch-Katze-Beziehung sollten die Rollen daher so verteilt sein wie zwischen Eltern und ihrem Kind: Die Katze wird von uns gefüttert, beschützt, gepflegt und versorgt. Wir bürsten und erziehen sie, säubern ihre Toilette und schmusen mit ihr. Doch trotz dieser engen Beziehung dürfen wir nie vergessen, dass Katzen eigenständige Wesen sind. Wir müssen ihre natürlichen Bedürfnisse und Eigenarten respektieren. Sie sind zwar in gewisser Weise wie kleine Kinder auf uns angewiesen. Es fließt aber immer noch das Blut eines wilden, unabhängigen Räubers in ihnen.

Zu den Dingen, die für Katzen typisch sind, gehören zum Beispiel die Jagd nach lebender Beute, das Bedürfnis, Hinterlassenschaften zu vergraben, sich mithilfe von Urin bestimmte Botschaften zu vermitteln (>) oder eben mit Artgenossen zu konkurrieren. Umso wichtiger ist es für uns Menschen im Zusammenleben, die Welt auch mit Miezes Augen zu sehen. Im Vordergund steht dabei immer die Kommunikation, die bei Katzen in erster Linie über die Körpersprache läuft (>). Nur wer die Signale kennt, kann die Stimmungslage richtig beurteilen und Situationen besser einordnen – das gilt für die eigenen Samtpfoten genauso wie für fremde. Dann fühlen sich Katze und Mensch gleichermaßen wohl.

KÖRPERSPRACHE

Mit allen Sinnen dabei

ES LIEGT IN DER NATUR DER KATZE, von vornherein lieber einen großen Bogen um Artgenossen zu machen, statt auf Kuschelkurs zu gehen. Und lässt sich ein Aufeinandertreffen nicht vermeiden, ziehen Sie sich zurück oder versuchen, den anderen auf Distanz zu halten. Dazu benutzen sie vor allem ihren Körper als Kommunikationsmittel.

In der kätzischen Körpersprache lassen sich verschiedene Grundtendenzen unterscheiden: Neben der normal entspannten Haltung gibt es abwehrende Signale und solche, die darauf hindeuten, dass die Katze erregt oder ängstlich ist. Wieder andere vermitteln deutlich, dass sie zum Angriff bereit ist. In allen Fällen tun Katzen ihre Stimmung mithilfe von Ohren und Schwanz, Schnurrhaaren und Fell sowie Blicken und Gesten kund. Vor allem an der Stellung der Ohren und des Schwanzes sowie der Körperhaltung können Artgenossen schon von Weitem erkennen, wie der Hase läuft. Mit uns Menschen kommunizieren Katzen ebenfalls hauptsächlich über Körpersprache. Wenn Sie diese zu deuten vermögen, können Sie sich besser auf Ihre Katze einstellen und leichter verstehen, was in ihr vorgeht.

Besonders gut gelingt dies, wenn Sie einmal auf Ihre eigene Körpersprache achten. Denn wir Menschen drücken die drei Grundstimmungen – gelassen, ängstlich, angriffsbereit – ganz ähnlich aus wie unsere Stubentiger. Fühlen Sie sich wie ein Schauspieler in die entsprechenden Emotionen hinein, und beobachten Sie, wie sich dadurch Ihre Körperhaltung verändert: Wenn wir uns sicher fühlen, sind unsere Muskeln locker und entspannt. Der ganze Körper strahlt eine innere Ruhe aus. Sind wir dagegen ängstlich und unsicher, ziehen wir den Kopf ein, die Schultern werden rund, und wir sacken regelrecht in uns zusammen. Sind wir auf eine Auseinandersetzung aus, machen wir uns wie Katzen größer, richten uns auf, ziehen die Stirn-/Augenbrauenmuskeln zusammen und blicken mit zusammengekniffenen Augen finster drein.

Sie profitieren übrigens nicht nur selbst von der Fähigkeit, die Körpersprache zu deuten. Sie schenken gleichzeitig auch Ihrer Katze ein Gefühl der Sicherheit, weil es zu weniger Missverständnissen kommt.

DIE ENTSPANNTE KATZE

Alles im grünen Bereich

WENN SICH IHRE KATZE wohlfühlt, tut sie das mit Haut und Haar. Und das kann man auch sehen: Von der Nase bis zur Schwanzspitze signalisiert ihr ganzer Körper Entspannung total. Alle Muskeln werden »butterweich«. Ihre Ohren bewegen sich kaum, genauso sind der Schwanz und die Schnurrhaare nahezu regungslos. Der Blick ist ruhig und sanft, eventuell schließt das Tier sogar die Augen.

Viele Katzen schnurren, wenn sie sich wohlfühlen, manche zeigen, wenn man sie streichelt, den Milchtritt (>). Manche Katzen fangen vor lauter Wohlgefühl sogar an zu speicheln.

Solche Momente sind zum Beispiel ideal, um Mieze etwas näher zu bringen, was sie üblicherweise nicht so gern mag, wie die Bürste oder den Duft des Katzenkollegen (>).

KATZE IN ERWARTUNGSHALTUNG

Und was kommt jetzt?

REIBT SICH IHRE KATZE viel an Ihnen und ist sie sehr bewegungsfreudig, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass sie Sie zu mehr körperlicher Nähe auffordert. Vielmehr ist das »Gezappel« ein Zeichen erhöhter Erregungslage. Ein typisches Beispiel für ein Missverständnis in der Katze-Mensch-Kommunikation also: Während wir uns aufgefordert fühlen, die Katze zu streicheln, kann diese durchaus mit Abwehr reagieren. Denn jeder kleine Reiz kann bei einer stark erregten Katze zu einem plötzlichen Stimmungswechsel führen. Hier ist also Achtsamkeit gefragt. Um herauszufinden, was Ihr Tier von der hohen Erregungslage »runterbringt« und beruhigt, sollten Sie den Kontext beachten, in dem das Verhalten auftritt. Ist Ihre Katze zum Beispiel sehr aufgeregt, weil sie Hunger hat, befriedigen Sie ihr Bedürfnis und geben ihr sofort etwas zu fressen. Braucht Mieze nach einem langen Tag allein zu Hause Beschäftigung, spielen Sie gleich eine Runde mit ihr, damit sie ihre Energie abreagieren kann.

DIE ÄNGSTLICHE KATZE

Bitte Abstand halten

WENN KATZEN ANGST haben, zeigen sie das eigentlich ziemlich deutlich: Der ganze Körper ist angespannt. Das Tier macht sich klein, sträubt das Fell mehr oder weniger und legt seine Ohren flach an, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten und sich so vor eventuellen Verletzungen zu schützen. Die ganze Körperhaltung signalisiert dem Gegenüber, dass die Katze zum Rückzug oder zur Flucht bereit ist, sofern diese möglich sein sollte.

Aufgrund der starken emotionalen Erregung schütten Miezes Nebennieren das Stresshormon Adrenalin aus, das unter anderem den Blutdruck in die Höhe steigen lässt, die Herzfrequenz steigert, körpereigene Energiespeicher aktiviert und – unabhängig von den momentanen Lichtverhältnissen – die Pupillen weitet.

Wer mit einer ängstlichen Katze zusammenlebt, muss eine große Portion, Geduld und Verständnis aufbringen. Akzeptieren Sie, dass das Tier jede noch so kleine Hinwendung zu Ihnen eine Riesenüberwindung kostet. Geben Sie ihm daher Zeit. Setzen Sie Mieze vor allem in einer Situation, in der sie ihre Angst deutlich zeigt, nicht noch mehr unter Druck, indem sie sich ihr nähern. Halten Sie lieber Abstand oder gehen Sie langsam zurück. Dadurch entschärfen Sie die Situation, weil die Katze Gelegenheit hat zu flüchten.

Das drei Monate alte Kätzchen Leila kam vor fünf Wochen als Streuner zu einer Familie mit zwei kleinen Kindern. Seit sie in ihrem neuen Zuhause lebt, verkriecht sie sich den ganzen Tag unter dem Bett. Nur nachts kommt sie hervor, um zu fressen und auf die Katzentoilette zu gehen. Tagsüber sieht und hört man nichts von ihr. So hat sich die Familie das Zusammenleben mit einer Katze nicht vorgestellt. Aber Leila hatte nie richtigen Kontakt zu Menschen. Deshalb hat sie Angst. Katzen wie sie brauchen geduldige und erfahrene Besitzer, um einen Teil ihrer Ängste abzubauen. Dafür braucht Leila ein ruhiges Umfeld.

WISSEN EXTRA
Ängstlich oder nur unsicher?

Unsicherheit und Angst gehen fließend ineinander über. Wenn Sie Unsicherheiten nicht rechtzeitig verhaltenstherapeutisch entgegensteuern, können sie sich zu »echter« Angst steigern. Und ein Leben in Angst ist nicht lebenswert. Unter gewissen Umständen kann sich die eine Angstreaktion auch auf ähnliche Reize ausweiten. Dann löst zum Beispiel nicht nur eine bestimmte Handbewegung Angst aus, sondern das Tier reagiert auch auf ähnliche oder sogar alle Hand- und Armbewegungen. Man spricht in diesem Fall von einer Verallgemeinerung oder einer Generalisierung der Angst.

DIE ABWEHRENDE KATZE

Komm mir nicht zu nahe

HAT EINE ÄNGSTLICHE Katze keine Möglichkeit zu fliehen, wird sie in die Verteidigungsstellung gehen – in der Hoffnung, damit den potenziellen Angreifer auf Distanz zu halten und so die Situation zu entschärfen. Weil sie gefährlicher erscheinen will, plustert die Katze dazu ihre Haare von den Pfoten bis in die Schwanzspitze auf. Und um sich in ihrer vollen Größe zu zeigen, präsentiert sie sich gleichzeitig noch von der Seite. Nur die Schnurrhaare (Vibrissen) und Ohren liegen eng am Kopf an. Auch wenn Mieze mit geöffnetem Mäulchen und sichtbaren Zähnen faucht, heißt das so viel wie »Bleib mir bloß vom Leib«. Hält der vermeintliche Angreifer aufgrund dieses Imponiergehabes tatsächlich inne, wird die Katze versuchen, die Distanz zwischen ihm und sich langsam zu vergrößern, um schließlich doch noch die Flucht zu ergreifen. Dabei lässt sie ihr Gegenüber keinen Moment aus den Augen. Jede Bewegung, vor allem jede schnelle, könnte einen Angriff provozieren. Aus diesem Grund sollten auch Sie eine auf Abwehr gepolte Katze nicht weiter bedrängen oder gar maßregeln, sondern sich langsam von ihr distanzieren (>). Auf diese Weise können Sie Schlimmeres vermeiden, und das erregte Tier kann sich wieder beruhigen.

DIE ANGRIFFSLUSTIGE KATZE

Pass bloß auf

EINE KATZE, die sich überlegen fühlt oder angreifen will, möchte so groß und imposant wie möglich wirken. Schließlich will sie beim Gegenüber gehörig Eindruck schinden. Sie streckt ihre Beine durch, wodurch – weil die Hinterbeine länger sind als die Vorderbeine – das Hinterteil höher liegt als der Schulterbereich. Um noch bedrohlicher zu wirken, stellt die Katze die Haare auf der Rückenlinie und am Schwanz auf. Bei hoher Erregung zuckt die Schwanzspitze hin und her. Das Tier streckt den Kopf nach vorn und fixiert mit starrem Blick seinen Gegner. Die Pupillen sind schmal bis geweitet – je nachdem, wie viel Angst gleichzeitig mit im Spiel ist. Zum Teil blickt die angriffslustige Katze auch zur Seite und schwenkt ihren Kopf langsam hin und her. Sie behält ihren Gegner dabei aber stets im Blick. Ihre Ohren sind steil nach hinten oben gedreht – als untrügliches Zeichen, dass sie absolut ernste Absichten hat. Denn die gleichen Muskeln sind auch beim Zubeißen aktiv.

Kater Strolli ist Freigänger. Er lebt nicht alleine in der kleinen Wohnsiedlung am Stadtrand, gleich mehrere Kater und Katzen beanspruchen ebenfalls ihren Raum in den Gärten der hübschen Reihenhäuschen. An den meisten Tagen hat Strolli sein Revier zwar fest im Griff. Auch mit den meisten anderen Katern herrscht eine Art Waffenstillstand. Begegnet man sich draußen, hält man inne und regelt mittels Körpersprache auf Distanz, wer weitergeht und wer damit erst einmal abwartet. Nur selten kommt es zu einem körpersprachlichen Drohimponiergehabe. Nur mit dem großen schwarzen Charles kommt es regelmäßig zu körperlichen Auseinandersetzungen. Der scheut sich nämlich nicht, ganz dreist das Grundstück von Strollis Menschen zu betreten. Als wäre das noch nicht genug, setzt er dann auch noch gerne eine Urinmarke direkt an die Hecke vor Strollis Katzenklappe. Natürlich fliegen die Fetzen, wenn Strolli ihn dabei erwischt. Nicht selten tragen beide Kontrahenten Schrammen und blutige Kerben davon.

Zum Glück stehen die meisten von uns nur selten einer hoch aggressiven Katze gegenüber. Kommt es aber doch einmal dazu und ist es dann auch noch die eigene Katze, ist der Schreck groß. Nicht wenige reden dann zum Beispiel auf die Katze ein, beugen sich zu ihr hinunter und wollen sie durch Streicheln oder Hochheben beruhigen – und heizen so die Situation, ohne es zu beabsichtigen, nur noch mehr ein.

Kommen Sie einer angriffslustigen Katze also besser nicht zu nahe, sondern bewegen Sie sich vorsichtig und langsam von ihr fort. Wenn das Tier schon auf kleinste Bewegungen reagiert, bleiben Sie sogar ganz stehen. Starren Sie die Katze nicht an, und vermeiden Sie alles, was die Situation eskalieren lassen könnte. Maßregeln und schimpfen Sie die Katze in so einer Situation auf keinen Fall, das würde sie als Affront interpretieren und mit Sicherheit zum Angriff übergehen.

Wenn Sie drinnen sind, verlassen Sie den Raum, in dem sich die Katze befindet, und schließen die Tür, bis sie sich wieder etwas abgeregt hat – auch wenn dies in manchen Fällen mehrere Stunden dauert.

WISSEN EXTRA
Schlecht gelaunt oder aggressiv?

Dass Katzen ab und zu schlechte Laune haben, ist ganz normal, wie bei uns Menschen auch. Wenn die eigene Katze allerdings öfter auf Angriff gepolt ist, deutet dies auf ein ernst zu nehmendes Aggressionsproblem hin. In diesem Fall empfiehlt es sich, einen Tierarzt und Verhaltenstherapeuten einzuschalten, um die Hintergründe abklären zu lassen. Denn die Ursachen für ein massives Aggressionsverhalten sind überaus vielfältig: Sie reichen von einem akuten oder dauerhaften Gefühl der Bedrohung über körperliche Schmerzen bis hin zu schweren Erkrankungen.

KATZEN IN AKTION

Wer die Körpersprache der Katze kennt, kann ihr Befinden besser einschätzen und sich dementsprechend verhalten. Dadurch lassen sich Missverständnisse vermeiden und mögliche Probleme im Zusammenleben vorbeugen. Hier noch einmal die wichtigsten Kennzeichen im Überblick.

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Freundliche Katze

Die Ohren sind entspannt nach vorne gerichtet, die Körperhaltung ist locker und der Schwanz ruhig. Beim Aufeinandertreffen zweier Katzen zeugt das von einer freundlichen Kontaktaufnahme.

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Mischform

Die Ohren zur Seite, die Pupillen halb groß: Hier geht die Stimmung noch nicht eindeutig in eine Richtung. Unsicherheit und souveränes Nach-vorn-Gehen halten sich noch die Waage.

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Rollende Katze

Rollt sich die Katze genüsslich vor Ihnen, heißt das nicht automatisch, dass sie jetzt auch gerne am Bauch gestreichelt werden mag. Rollen kann ein Ausdruck von Wohlgefühl, aber auch Erregung sein (etwa ausgelöst durch einen Geruch).

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(Be-)Lauernde Katze

Was hat wohl ihr Interesse geweckt? Gespannt lauert Mieze in Duckhaltung auf potenzielle Beute. Unschön, wenn dies bei zu viel Langeweile im Alltag die Zweitkatze im Haushalt ist.

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Abwehrende Katze

Die Ohren eng angelegt, die Körperoberfläche zum Schutz verkleinert, auf dem Rücken liegend, um sich mit allen vieren verteidigen zu können: So sieht eine hochgradig verängstigte Katze aus, die um ihr Leben fürchtet/kämpft. Ist Flucht nicht mehr möglich, sieht das Tier sein Heil nur noch in der Verteidigung.

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Genervte Katze

Diese Katze hält kein entspanntes Schläfchen. Die Ohren sind aufmerksam aufgerichtet und verfolgen jedes Geräusch. Manche Katzen zeigen diese Haltung auch, wenn sie keinen Kontakt mit ihrem Umfeld haben wollen. Es ist also auch ein Zeichen für Rückzug. In der Fachsprache hat sich dafür der Begriff »Verteidigungsschlaf« etabliert.

HARNMARKIERUNGEN ALS CODE

Was riecht denn da?

IM DIREKTEN KONTAKT regeln Wildkatzen ihr Miteinander vor allem mithilfe der Körpersprache (>). Zur »Langzeitkommunikation« senden sie sich darüber hinaus optische Kratzmarkierungen und verschiedene geruchliche Botschaften – ein Erbe, das sie an die Hauskatzen weitergegeben haben.

Wie Hunde setzen diese – egal ob Kater oder Kätzin, ob kastriert oder nicht kastriert – mit ihrem Harn Markierungen. Und sie tun das umso häufiger, je mehr Katzen zusammenleben oder in der Nachbarschaft aufeinandertreffen. Schließlich sind die Markierungen ein wichtiges Kommunikationsmittel. Ihre Mieze setzt sie zum Beispiel, wenn der Nachbarskater an einen Busch in ihrem Revier markiert hat oder wenn sie andere – vor allem bedrohlich wirkende – Katzen sieht, hört oder nur riecht.

Zum Leidwesen des Menschen beschränken sich die Harnmarkierungen nicht immer nur auf den Garten. Fremde Personen im Haushalt, schreiende Kinder oder ungewohnte Gerüche können eine Katze so verunsichern, dass sie auch drinnen markieren muss. Solche Harnmarkierungen in der Wohnung haben nichts zu tun mit Unsauberkeit (>).

Es kommt zwar ab und zu auch vor, dass eine freudig erregte Katze für Erleichterung sorgen muss, zum Beispiel wenn sie aufgeregt auf ihr Futter wartet. In den meisten Fällen jedoch sind die Auslöser dafür eher unerfreulicher Natur. Wenn Ihre Katze also viele Harnmarken setzt, ist sie vermutlich angespannt und hat Stress.

Vor Kurzem ist Katze Mia mit ihrer Familie umgezogen. Im Keller des neuen Hauses hat sie eine Katzenklappe, durch die sie in den Garten hinauskann, wann immer sie mag. Alles scheint in Ordnung, bis ihr Frauchen immer häufiger Urinspritzer von der sonst sauberen Katze vorfindet. Ein paar Tage später bekommt sie die Erklärung: Als sie im Keller die Wäsche aufhängt, sieht sie gerade noch eine fremde Schwanzspitze durch die Katzenklappe verschwinden. Mia fühlt sich in ihrem neuen Zuhause also momentan einfach nicht sicher.

NÜTZLICHES REZEPT 1
UNERWÜNSCHTES MARKIEREN IM HAUS

Gehen Sie der Sache auf den Grund

Wenn Ihre Katze im Haus oder in der Wohnung markiert, können verschiedene Dinge helfen: Reagiert Mieze auf andere Katzen, die sie durchs Fenster sieht, sollten Sie den Sichtkontakt möglichst verhindern, indem Sie zum Beispiel die Vorhänge zuziehen beziehungsweise das Rollo herunterlassen oder den unteren Teil der Fenster mit Milchglasfolie abkleben. Kommt vielleicht sogar eine fremde Katze ins Haus? Versuchen Sie dies zu verhindern, etwa indem Sie den Besucher nicht füttern und ihm auch sonst keine Aufmerksamkeit schenken. Unter Umständen sind auch drastischere Maßnahmen zu ergreifen, und Sie müssen zum Beispiel eine spezielle Katzenklappe einbauen, damit fremde Artgenossen nicht mehr in das Revier Ihrer Katze eindringen können (>).

Vielleicht tragen Sie aber auch selbst dazu bei, dass Ihre Katze markiert, weil Sie zu viele ihrer Gesichtsmarkierungen (>) wegputzen. Die Katze kann sich dann in ihrem Zuhause selbst nicht mehr riechen und setzt daher stärkere Duftmarken, damit sie sich weiterhin sicher fühlt.

Wenn Sie zwei Katzen haben, die sich ständig streiten und daher markieren – wobei Spannungen zwischen Katzen manchmal sehr subtil sind und sich deshalb nicht immer gleich erkennen lassen –, müssen Sie die Streithähne zumindest zeitlich voneinander trennen. Finden Sie heraus, ob die Tiere (oder eines davon) sich nur langweilen und deshalb gegenseitig ärgern oder ob sie wirklich nicht zusammenpassen (ab >).

Ganz wichtig: Reinigen Sie alle Urinstellen gründlich mit einem speziellen Katzenurinreiniger auf Enzymbasis. Mit normalen Haushaltsreinigern wird der Geruch nicht vollständig entfernt, sondern nur überdeckt. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Katze hier erneut markiert.

GESICHTSMARKIERUNGEN

Trautes Heim, Glück allein

WENN SICH KATZEN REIBEN, deutet der Mensch dies oft als Zeichen des äußersten Wohlbefindens. Das stimmt aber nur bedingt. Tatsächlich markieren Katzen Gegenstände oder Personen als vertraut, indem sie ausgiebig ihr Gesicht an ihnen reiben. Beim Reiben werden nämlich über die Talgdrüsen Pheromone freigesetzt, die dem Tier signalisieren, dass es sich sicher fühlen kann. Gesichtsmarkierungen haben auf Mieze also einen beruhigenden Effekt. Sie schafft sich mit ihnen ein vertrautes Heim, in dem sie sich wohlfühlen kann.

Reibt sich Ihre Katze vermehrt an Dingen und Personen, kann dies jedoch ein erster Hinweis darauf sein, dass sie unter Stress steht und ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis hat. In Zeiten starker Verunsicherung können Sie Hilfe anbieten, indem Sie mittels eines Zerstäubers oder Sprays aus dem Tierfachhandel Wohlfühlpheromone versprühen. Diese künstlich nachgebauten Botenstoffe wirken ganz ähnlich wie die originalen Gesichtsmarkierungen und gleichen Miezes Gemütslage aus.