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-Horst Berner-
oder „Das Nest hier ist zu klein für uns beide!”
Mit den im vorliegenden Band veröffentlichten Abenteuern Großputz in Red City und Tumult in Tumble-
weed kommt der Leser in den Genuss zweier Lucky-Luke-Comics, die Maurice de Bévère alias Morris
(1923-2001) zu Beginn seiner einzigartigen Karriere zu Papier gebracht hat.
Im französischsprachigen Original mit Nettoyage à Red City und Tumulte à Tumbleweed überschrieben,
gelangen die beiden Episoden in den Nummern 685 (vom 31. Mai 1951) bis 696 (vom 16. August 1951)
sowie 735 (vom 15. Mai 1952) bis 754 (vom 25. September 1952) der belgischen Comiczeitschrift Spirou
zum Abdruck. Obwohl der Künstler bis dahin nicht mehr als 170 Seiten für seine Serie gestaltet hat, zählt der
vergnügliche Westernheld bereits in jenen Tagen zu den beliebtesten Figuren im Heft. Mit der richtungswei-
senden Erzählung Großputz in Red City, deren zwanzig gezeichnete Blätter der Autor mit den Ziffern 171
bis 190 kennzeichnet, wird die Erfolgsstory eindrucksvoll weitergeschrieben. Morris zeigt seinen Cowboy als
Sheriff im Städtchen Red City, das vom Berufsspieler Pat Poker und seiner Bande terrorisiert wird. Da die
Gangster in dem Fremden zunächst einen harmlosen Possenreißer sehen, erwächst aus dieser Situation
eine Reihe von höchst absonderlichen Gags. So sehen wir den Titelhelden in Kinderkleidung, die Holzpistole
in der Hand, während vor dem Saloon ein angeseiltes Schaukelpferd steht. Oder wir schmunzeln über ihn,
wenn er mit einem Lutscher in der Hand auf einem Steckenpferd vorbeireitet. Spätestens als er seine typi-
schen Klamotten überstreift und den Colt seines Vorgängers Tobacco Tex ölt, zeigt Lucky Luke dann aber
sein wahres Gesicht. Augenblicklich verwandelt sich das vermeintliche Greenhorn in den starken Mann der
Tat, der als einsamer Streiter für Recht und Ordnung auftritt – ein dramaturgischer Kniff, der nicht selten
in der Wildwestliteratur gebraucht wird, u. a. bei Karl May. Seinen Ruf als „harter Bursche” bestätigt Lucky
Luke auch in Tumult in Tumbleweed, wo er erneut auf Pat Poker stößt, an dessen Seite nun der Rowdy
Angelface steht. Dieser Comic trägt im Übrigen die Nummerierung 225 bis 248 und ist damit von Morris nach
Hors-la-loi / Die Gesetzlosen (nachzulesen in Lucky Luke, Band 81) realisiert.
1953 vereint Dupuis die beiden Kurzgeschichten im fünften Lucky-Luke-Band zum Album Lucky Luke
contre Pat Poker, zu dem Morris ein dynamisches Titelbild beisteuert. Dasselbe Material, allerdings in
Schwarz-Weiß, publiziert der belgische Verlag 1964 auch als Taschenbuch. Die erste deutschsprachige Fas-
sung ist bereits 1960 als Aufregung in Red City und Alarm in Tumbleweed in den Heften 46 bis 51 von
Der heitere Fridolin zu sehen. Sieben Jahre später legt Rolf Kauka die Abenteuer in der Reihe Fix und Foxi
Super Tip Top als Lucky Luke: Ausgespielt – Pat Poker! auf. Weitere 25 Jahre danach, 1992, präsentiert
die Ehapa Comic Collection den Titel im Rahmen der neun Bände umfassenden Lucky Luke Classics.
Und nun reiht sich Lucky Luke gegen Pat Poker als Band 87 in die Erfolgsserie Lucky Luke ein. Groß-
putz in Red City und Tumult in Tumbleweed werden auf die Weise bald fünfzig Jahre nach ihrer Kreation
einem großen Leserkreis zugänglich gemacht und erfahren somit endlich den ihnen gebührenden Stellen-
wert. Auf den 44 Seiten dieser zwei Kurzgeschichten entwickelt sich nicht nur Lucky Luke zur charismati-
Lucky Luke
Regisseur James Huth.