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Ruth Gogoll

DIE LIEBE MEINER TRÄUME

Teil 1

Originalausgabe
© 2003
ebook
© 2013

édition el!es

www.elles.de
info@elles.de

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-941598-75-1

»Ich stehe nicht auf Frauen!« verkündete sie abwehrend, aber gleichzeitig auch ein wenig unsicher.

Nicht? dachte Anouk. Und warum bist du dann jetzt hier? Sie lächelte. »Gut«, sagte sie. »Ich werde das berücksichtigen.« Sie beugte sich über den Tisch und küßte die andere schnell auf den Mund. Der Tisch verbot jede weitere Leidenschaft, und so war der Kuss fast nur ein Hauch, aber die andere ließ sich so in ihn hineinfallen, dass sie ihre eigene Aussage von vor einer Minute selbst ad absurdum führte. Aha, dachte Anouk spöttisch. Ganz klar. Du magst keine Frauen.

Obwohl der Kuss so sanft und eigentlich wenig erotisch gewesen war, lehnte die andere sich keuchend zurück, als er endete. »Ich habe das noch nie gemacht«, beteuerte sie wieder.

»Es gibt immer ein erstes Mal«, lächelte Anouk.

Die andere beruhigte sich ein wenig, ihr Atem normalisierte sich wieder. »Ich heiße Vanessa«, stellte sie sich nun fast etwas scheu vor.

Anouk fand das reizend. Sie liebte schüchterne Frauen. Als Anouk ihren eigenen Namen nannte, blickte Vanessa interessiert auf. »Französisch?« fragte sie.

Anouk lächelte noch etwas breiter. »Ja.« Mehr sagte sie nicht, bis Vanessa plötzlich rot anlief. Sie hatte die Doppeldeutigkeit ihrer eigenen Frage wohl kaum bemerkt, bevor Anouk sie durch ihre Reaktion darauf aufmerksam machte. Anouk tat sie auf einmal leid. Sie schien so verwirrt und doch so – begehrenswert. Das wollte sie sich nicht verderben. »Entschuldige«, sagte Anouk deshalb. »Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.«

»Es ist wohl . . . es ist wohl eher mein Problem«, stellte Vanessa leise fest.

Anouk lächelte verständnisvoll. »Es war trotzdem nicht nett von mir«, gab sie zu. Vanessa blickte auf die Tanzfläche und dann wieder zu Anouk zurück. Sie wirkte immer noch verwirrt. Warum war sie wirklich hier? fragte sich Anouk erneut. »Wie kommst du hierher?« fragte sie laut.

»Ich . . . ich bin zu Besuch. Bei einer Schulfreundin. Wir haben uns jahrelang nicht gesehen, und ich wusste nicht . . .«

»Du wusstest nicht, dass sie lesbisch ist?« lachte Anouk nun erstaunt auf. Konnte man so etwas überhaupt übersehen?

»Nein«, versetzte Vanessa. »Und das ist kein Grund, sich über mich lustig zu machen. Ich glaube, in der Schule war ihr das selbst auch noch nicht so ganz klar.«

Oder du hast es einfach nicht bemerkt, weil du zu sehr mit den Jungs beschäftigt warst, die garantiert um dich herumgeschwirrt sind, dachte Anouk erneut spöttisch. Vanessa war sehr attraktiv. Sie hatte sicher an jedem Finger zehn gehabt. »Ja, vielleicht«, gab sie dennoch gutmütig zu. Was sollte sie sich mit einer wildfremden Heterofrau streiten, die zufällig auf die Lesbendisco geraten war? »Na dann«, sagte Anouk und erhob sich vom Tisch, »viel Spaß noch.« Sie wandte sich zum Gehen.

»Du . . . du gehst schon?« hörte sie Vanessas Stimme hinter sich zögernd fragen.

Anouk drehte sich um. »Ja«, bestätigte sie schlicht. »Ich weiß nicht, ob du das verstehst, aber ich bin nicht hierhergekommen, um mich zu unterhalten.« Sie lächelte ein wenig.

»Schade«, erwiderte Vanessa, auf eine unglaublich bezaubernde Art leicht errötend, als sie begriff, was Anouk meinte. »Ich hätte es gern getan.«

Anouk musste innerlich fast schon grinsen. Sollte sie sie erneut auflaufen lassen und fragen, was sie mit es meinte? Nein, das war denn doch zu billig. Sie zuckte die Schultern. »Es gibt ja noch mehr Frauen hier«, meinte sie begütigend. »Ein paar haben sicher auch dazu Lust.«

Vanessa sah sie merkwürdig an. Anouk konnte diesem Blick kaum entfliehen. Er zog sie zu dieser Frau hin wie selten etwas in ihrem Leben. Sie atmete tief durch. »Ich geh’ dann«, sagte sie, hob die Hand und verschwand schnell im Gewühl auf der Tanzfläche.

Ein paar Stunden später verließ sie das Lokal – ohne Begleitung. Das war ihr noch nie passiert, wenn sie auf Jagd gewesen war. Aber trotz der vielen Angebote hatte sie sich einfach nicht entscheiden, sich nicht auf eine Frau konzentrieren können. Sie hatte – na ja, sie gab es zu: Sie hatte an Vanessa gedacht. Sie war die Frau, die sie gern mit nach Hause genommen hätte, und so hatten die anderen keine Chance gehabt.

»Oh, hallo«, hörte sie neben sich eine Stimme, die sie kaum wiedererkannte. Als sie sich umdrehte, sah sie Vanessa mit einem Schlüssel in der Hand an einem Auto stehen, nur einen Platz entfernt von ihrem eigenen.

»Hallo«, sagte sie auch, und ihre Stimme klang rau. Rauer, als sie es sich wünschte. Vanessa sollte nicht mitbekommen, was sich in ihr abspielte.

Vanessa kam zu ihr herüber. Musste das sein? Wollte sie sich auch auf dem Parkplatz noch unterhalten? »Was für ein Zufall, dass wir gleichzeitig gehen«, sagte Vanessa leise, und ihre Augen glänzten.

Aha, dachte Anouk. Ich steh’ nicht auf Frauen, ganz klar.

Sie tat nichts, als Vanessa ganz nah vor ihr stehenblieb und sie ihr Parfüm riechen konnte. Roma, erkannte sie. Vanessas Duft war jedoch ein anderer als der, den sie von vielen Frauen kannte, die dasselbe Parfüm benutzten, ein besonderer. Er war berauschend, betörend. Sie trat einen Schritt zurück.

»Meine Freundin hat mich im Stich gelassen«, lachte Vanessa ein wenig. »Sie ist . . .« Sie brach ab.

Anouk verstand schon. Sie hatte eine Frau aufgerissen und war mit ihr abgezogen. So etwas hatte sie ja eigentlich auch vorgehabt, bevor Vanessa aufgetaucht war – bevor sie sie allein an jenem Tisch entdeckt hatte und sogleich fasziniert nichts anderes tun konnte, als sich zu ihr zu setzen.

Vanessa trat den Schritt, den Anouk sich von ihr entfernt hatte, wieder an sie heran. Ein Hauch von Roma wehte erneut in Anouks Richtung – und ein Hauch von Vanessa. »Ich habe dich den ganzen Abend beobachtet«, sagte Vanessa leise.

Anouk fühlte ihren Gaumen trocken werden. Sie konnte das nicht mehr lange durchhalten. Vanessa löste ein Feuerwerk in ihr aus. Die Hitze musste bald zu einer Explosion führen. Selbst Vanessas Körperwärme schien sich auf sie zu übertragen. Sie wollte sprechen, aber sie konnte nicht. Sie zwang sich, sich zu räuspern. »Warum?« brachte sie endlich hervor.

»Vor diesem Abend hätte ich darauf keine Antwort geben können. Ich hätte es nicht gewusst. Aber jetzt . . .«

»Jetzt?« fragte Anouk mit fast schon krächzender Stimme. Diese Frau machte sie verrückt. Was wollte sie von ihr? Sie sollte lieber schnell in ihr Auto steigen und wegfahren. Anouk drehte sich um und schloss ihren eigenen Wagen auf, öffnete bereits die Tür.

»Jetzt weiß ich, dass das nicht stimmt, was ich vorhin gesagt habe«, vollendete Vanessa in diesem Augenblick.

Nein, nein, nein! schimpfte Anouk in ihrem Innern mit sich selbst. Nicht schon wieder so eine Heterotussi, die nur ein Abenteuer sucht! Habe ich von denen nicht schon genug gehabt?

»Ich kann mich nicht mehr erinnern, was du gesagt hast«, behauptete Anouk und setzte sich schnell auf den Fahrersitz. So war sie wenigstens einigermaßen sicher, etwas mehr aus Vanessas Reichweite und aus der ihres Parfüms, ihres verführerischen Duftes.

Vanessa lachte, samtweich wie die Nacht. Samtweich wie sie. »Du kannst dich sehr genau erinnern!« entgegnete sie. »Sonst würdest du jetzt nicht so reagieren.«

»Ich reagiere nicht«, erwiderte Anouk fest. Oh nein, gar nicht! Und was war das zwischen ihren Beinen? In ihrem Unterleib und an ihren Brüsten? Keine Reaktion? Der Stoff scheuerte schon die ganze Zeit gegen ihre Brustwarzen, weil sie hart und unbeugsam hervorstanden. In diese Richtung hatten sie sich schon begeben, als sie Vanessa das erste Mal gesehen hatte. Deshalb hatte sie sich schließlich zu ihr gesetzt. »Ich bin nur müde. Ich möchte nach Hause fahren.«

Sie sah nicht zu Vanessa hoch, die sich nun zu ihr in den Wagen beugte. »Ich auch. Mit dir«, wisperte sie. Diesmal ging der Kuss von ihr aus, und er war weit heftiger, als Anouk es sich zuvor getraut hatte. Vanessas Zunge öffnete Anouks Lippen, und Anouk konnte sich nicht mehr wehren. Sie drehte sich auf dem Sitz etwas um und griff mit einer Hand nach Vanessas Taille. Die andere wanderte höher, berührte ihre Brust . . .

Vanessa seufzte auf. Anouk spürte die Blitze einschlagen, als sie Vanessas Seufzen hörte. Sie stand völlig in Flammen. Ihre Haut zog sich zusammen, als sei sie ihr plötzlich zu eng geworden. Vanessa drückte sich gegen sie, und Anouk sank nach hinten auf den anderen Sitz, während Vanessa ihr folgte und sich auf sie legte. Ihre Lippen blieben die ganze Zeit verbunden, als seien sie aneinander festgeleimt.

Vanessas Haare fielen auf Anouks Gesicht und kitzelten sie. Sie hob eine Hand und schob sie ein wenig zur Seite. Vanessas Gesicht fühlte sich genauso weich an wie ihre Lippen und ihre Stimme. Sie war überhaupt überall weich. Ihre Brüste pressten sich auf Anouks, und sie seufzte erneut sehnsüchtig. Anouks Fingerspitzen, die immer noch Vanessas Gesicht streichelten, kitzelten und kribbelten – mehr, als es die Haare verursacht haben konnten.

»Vanessa, bitte hör auf«, brachte Anouk dennoch hervor, als Vanessa sich endlich von ihrem Mund löste. »Ich will das nicht.« Sie strich noch einmal die weichen Haare zurück, damit sie Vanessa besser ansehen konnte. Diese Frau war wirklich die Verkörperung der Weichheit. So unglaublich zart und anschmiegsam. Anouk holte tief Luft und versuchte aufzustehen.

Vanessa ließ es nicht zu. Sie blieb einfach liegen und sah auf Anouk hinunter. »Warum nicht?« fragte sie leise und strich mit ihren Lippen über Anouks Wange, bis Kolonien von Ameisen sie überquerten.

Anouk konnte sich kaum mehr beherrschen, aber sie musste. Sie wollte eine Lesbe, nicht schon wieder eine Hetera, die ihr das Herz brechen und sie dann kaltlächelnd für irgendeinen Mann verlassen würde.

»Du bist nicht lesbisch«, brachte sie mühsam hervor, während die Erregung sie durchflutete, die Vanessas Körper auf ihr und ihre Berührungen hervorriefen.

»Ich bin eine Frau«, sagte Vanessa und küßte Anouk erneut mit sanftem Erforschen ihrer Zunge in Anouks Mund. »Und du stehst doch auf Frauen«, fuhr sie fort, als sie Anouks Mund endlich verließ.

»Auf Lesben«, sagte Anouk fest.

Das stimmte ganz und gar nicht, natürlich kamen alle Frauen in Betracht, nur konnte sie sie nicht alle haben, noch nicht einmal die, die sie haben wollte. Aber diese Hetera benahm sich, als müsste jede Lesbe sofort vor ihr auf die Knie sinken und ihren Befehlen gehorchen. Doch gleichzeitig erinnerte Anouk sich wieder an dieses scheue Lächeln, das sie so angezogen hatte. So draufgängerisch, wie sie im Moment tat, konnte Vanessa in Wirklichkeit nicht sein. Ein solches Lächeln war der Spiegel eines eher zurückhaltenden Charakters.

»Tut mir leid«, sagte Vanessa denn auch, wie um diese Einschätzung zu bestätigen, und erhob sich. Als Anouk sich ihr folgend aus dem Auto schälte, stand Vanessa ziemlich verlegen da. Genauso, wie Anouk sie am Anfang empfunden hatte. »Ich wollte nicht . . . ich dachte –« Vanessa drehte sich um und stürzte zu ihrem Auto. Sie hantierte nervös mit dem Schlüssel und fand das Schloss nicht.

Anouk verkniff sich eine anzügliche Bemerkung und ging zu ihr. Lächelnd nahm sie Vanessa den Schlüssel aus der Hand und schloss für sie auf. »Bitte sehr, Madame«, setzte sie mit einer Verbeugung hinzu, als sie ihr dann auch noch die Tür öffnete und ihr den Schlüssel zuvorkommend entgegenhielt, während Vanessa sich in den Wagen setzte. Vanessa nahm ihn und steckte ihn ins Zündschloss. Diesmal fand sie es.

Anouk lehnte immer noch an der Tür, und Vanessa versuchte auch gar nicht, sie zu schließen.

»Es tut mir leid«, wiederholte Vanessa noch einmal leise und fürchterlich beschämt. »Ich habe das wohl falsch interpretiert. Ich dachte, du wärst . . . du wärst an mir interessiert.«

Das bin ich auch, und wie! dachte Anouk. Aber was nützt das? Du bist hetero, und nach dieser Nacht oder ein paar weiteren wirst du mich verlassen. Das möchte ich mir lieber ersparen, denn dafür fühle ich mich zu sehr von dir angezogen. Ein One-night-stand mit einer netten Lesbe, das wäre gegangen, aber nicht mit dir.

»Ich . . . mag dich wirklich sehr«, sagte sie tröstend zu Vanessa. »Aber glaub mir, es ist besser so.« Sie schloss die Tür und sah Vanessas Blick, als die den Wagen startete. Er war so verstört, so enttäuscht, so verlegen, schüchtern und peinlich berührt, dass es der roten Pünktchen, die sich langsam auf ihrem Gesicht ausbreiteten, gar nicht mehr bedurft hätte, um zu erfassen, wie sie sich fühlte. Aber etwas lag auch in ihrem Blick, das Anouk verwirrte: Er war liebevoll, ein wenig begehrend, aber hauptsächlich liebevoll – zärtlich. Anouk öffnete gerade den Mund, um noch etwas zu sagen, zu fragen, ob Vanessa . . . Da legte Vanessa den Gang ein und fuhr los.

Anouk ging langsam zu ihrem Wagen zurück. Dieser Abend war doch etwas anders verlaufen, als sie erwartet hatte. Sie brauchte jetzt eigentlich eine Frau. Sollte sie wieder hineingehen? Sie blickte zurück auf das Lokal und schüttelte den Kopf. Nein, keine von denen wäre ein Ersatz für Vanessa. Sie wollte doch nur die eine. Da konnte sie genausogut Selbstbefriedigung betreiben. Sie seufzte. Ja, darauf würde es wohl hinauslaufen heute. Schöner Samstagabend! Und nur, weil diese Tussi aufgetaucht war –

Sie blickte noch einmal in die Richtung, in der Vanessas Wagen verschwunden war. Sie hätte sich vielleicht zumindest die Nummer merken sollen, dann hätte sie über Vanessas Freundin –

Ja, bist du denn ganz bescheuert? Sie ist hetero, hat ein bisschen rumgemacht, weil ihr gerade danach war nach der schwülen Atmosphäre in der Disco, und sie hätte es genausogut mit einem Kerl getrieben! Sehr viel lieber sogar. Du warst doch höchstens ein Ersatz, weil nichts Besseres da war.

Anouk atmete tief durch und gab ihrem Kopf recht. Natürlich. So war es. Eine Frau wie Vanessa würde sich immer für den Mann entscheiden, wenn sie die Wahl hatte. Nur hatte sie die gerade nicht gehabt, und da waren die Pferde mit ihr durchgegangen, warum auch immer.

Anouk startete ihren Wagen und gab Gas. Es hatte ja doch keinen Sinn. Wieso dachte sie überhaupt darüber nach? Sie hätte Vanessa haben können – für heute Nacht oder für ein paar Nächte darüber hinaus, aber mehr wäre nie daraus geworden.

Sie folgte der Fahrspur den Parkplatz hinaus und bog ab. Ja, wohin fahre ich denn? fragte sie sich noch, aber da war es schon zu spät. Wie in Trance hatte sie die Richtung gewählt, in der Vanessa verschwunden war. Sie lag entgegengesetzt zu ihrer eigenen, die sie nach Hause hätte führen sollen.

»Mist!« Anouk schlug aufs Lenkrad. Hier konnte sie nicht wenden. Es war eine Bundesstraße. Also musste sie eine Weile in die falsche Richtung fahren, bevor sie überhaupt die Chance dazu bekam abzubiegen. War sie schon so sehr Sklavin ihrer Triebe, dass sie noch nicht einmal selbständig ihren Weg finden konnte? fragte sie sich. Anscheinend, musste sie die Frage selbst wahrheitsgemäß beantworten.

Ja, sie sehnte sich nach Vanessa. Sie hätte sie gern wiedergesehen. Aber die Vernunft gebot etwas anderes. Sie fuhr durch die dunkle Nacht und schaltete das Radio an. Die CD, die sie auf der Herfahrt gehört hatte, spielte sofort los. ABBA.

»Waterloo!« schallte es aus den Lautsprechern.

»Ja, das kann man wohl sagen!« bestätigte Anouk grimmig.

Vor ihr blinkte der schwache Schein einer Warnlampe auf der Straße. Auch das noch. Eine Baustelle oder so was. Mitten in der Nacht. Als sie näherkam, erkannte sie, dass es ein liegengebliebenes Auto war, das die Lichtsignale ausstrahlte. Und auf den zweiten Blick konnte sie nicht verkennen, dass es Vanessas Auto war. Sie fluchte wieder. Am liebsten wäre sie vorbeigefahren, aber das konnte sie natürlich nicht tun. Eine schwache Frau allein in der Nacht ihrem Schicksal überlassen.

»Verdammte Ehre!« schnauzte sie das Armaturenbrett an, als sie hielt.

Vanessa erkannte sie sofort und kam auf sie zu. »Das ist . . . na, so ein Zufall. Dass das auch dein Heimweg ist.«

»Ja, was für ein Zufall«, bestätigte Anouk verdrießlich.

Vanessa wies auf den Wagen. »Ich weiß nicht, was los ist. Er blieb plötzlich stehen. Ist ja nicht mein Wagen. Susanne hat mir nicht gesagt, dass irgend etwas daran kaputt wäre, aber nun . . . er tut’s einfach nicht mehr.« Sie blickte hilfesuchend auf Anouk. »Kennst du dich damit aus?«

Was für ein Klischee, dachte Anouk. Die arme, schwache Frau, die am Straßenrand auf die Ankunft des großen, starken Mannes wartet, der ihr Auto wieder in Gang bringt. Nur dass sie, Anouk, kein Mann war. »Nicht besonders«, erwiderte sie. »Ist Benzin im Tank?«

»Ähm . . . ich weiß nicht.« Vanessa sah verwirrt aus.

Diese Frau ist wirklich Frau pur! dachte Anouk ärgerlich. Gibt es irgendein Klischee, das sie nicht erfüllt?

Anouk lehnte sich in den Wagen hinein, schaltete die Zündung ein und las die Tankuhr ab. Halbvoll. Also das konnte es nicht sein. »Tut mir leid«, sagte sie, als sie sich wieder aufrichtete. »Einen Benzinkanister hätte ich ja noch gehabt; damit hätte ich dir aushelfen können. Aber weiter reichen meine Kenntnisse auch nicht. Vielleicht was Elektrisches. Ich fürchte, wir müssen den Wagen hierlassen. Ihr könnt euch ja morgen darum kümmern.« Sie musterte Vanessa, die noch immer wie ein geblendetes Reh am Straßenrand stand. »Ich bringe dich nach Hause, wenn du willst.«

»Ja.« Vanessa nickte. »Ich hole nur schnell meine Sachen aus dem Wagen.«

Anouk beobachtete sie dabei, wie sie den Wagen abschloss, und ging mit ihr zu ihrem eigenen Gefährt hinüber. Als sie losfuhren, jaulte die CD wieder los, und Anouk stellte sie schnell peinlich berührt ab. Nicht, dass Vanessa daraus falsche Schlüsse zog.

»Ich mag ABBA«, sagte Vanessa, und ihre Stimme schien zu lächeln. »Du kannst es ruhig laufenlassen, wenn du möchtest.«

»Es ist unhöflich, Musik zu hören, wenn man sich mit jemand unterhalten könnte«, sagte Anouk. Sie wollte die CD nicht wieder anstellen.

»Oh«, sagte Vanessa. »Das habe ich schon lange nicht mehr gehört. Du musst ja eine respektgebietende Erziehung genossen haben.«

»Hab’ ich«, erwiderte Anouk kurzangebunden.

Eine Weile herrschte Schweigen, bevor Vanessa leise einfiel: »Du bist nicht gern mit mir zusammen, nicht?« Anouk wollte schon antworten, da fuhr Vanessa fort: »Aber keine Sorge. Wir sind gleich da. Dann bist du mich los.«

»Kein Problem«, behauptete Anouk. »Wo ist es?«

Vanessa nannte die Straße.

»Dann sind wir ja wirklich gleich da«, sagte Anouk zugleich erleichtert und erschrocken.

Auch wenn es nicht in ihrem Sinne war, sich mit einer Frau zu quälen, deren Eroberung hoffnungslos erschien, so fürchtete sie sich doch auch davor, sich schon so bald wieder von Vanessa trennen zu müssen. Ein längerer Heimweg wäre ihr lieber gewesen.

Sie bog in die Straße ein und hielt. »Wenn du willst, kann ich dir aufschreiben, wo genau das Auto liegengeblieben ist«, bot sie Vanessa an. »Du kennst dich ja hier nicht aus. Susanne findet es dann leichter wieder.«

»Ja. Danke«, sagte Vanessa.

»Hast du was zu schreiben?«

»Ich fürchte, nicht«, sagte Vanessa. Sie lächelte hinreißend hilflos. »Ich war nicht auf so was eingerichtet.«

»Ich auch nicht«, sagte Anouk. Sie beugte sich zum Handschuhfach hinüber und klappte es auf. »Vielleicht finde ich noch einen alten Zettel vom Einkaufen oder so.« Sie erstarrte. Ihre Hand war beim Zurückziehen auf Vanessas Knie liegengeblieben. Sie zog sie schnell weg und setzte sich gerade hin. Sie versuchte ein Zittern zu unterdrücken. Vanessa hatte schon genug gespürt. »Ist ja nicht so wichtig«, sagte sie mühsam beherrscht. »Sie wird es schon finden. Sie braucht ja nur den Weg zurückzufahren.«

»Oben ist sicher noch Papier«, sagte Vanessa fast ohne jede Betonung.

»Ooohhh nein!« Anouk schüttelte heftig den Kopf und klammerte sich hilfesuchend ans Lenkrad. »Ich werde nicht mit raufgehen. Ganz – sicher – nicht!«

»Aber du möchtest gerne«, sagte Vanessa sanft, aber bestimmt.

»Ja.« Anouk drehte sich zu ihr um. »Deshalb ist es besser, wenn du jetzt aussteigst.«

Vanessa fing plötzlich an zu lachen. »Wenn mir das jemand gestern erzählt hätte, hätte ich ihn für verrückt erklärt!«

»Was?« Anouk war leicht verwirrt.

»Dass meine Schulfreundin lesbisch ist – damit fängt’s schon mal an. Dass ich mit ihr auf die Lesbendisco gehe; dass sie mich, übermannt von ihren Trieben, allein lässt; dass ich eine Frau kennenlerne, die – nun ja, auch lesbisch ist und die . . . mir gefällt, und dass ich diese Frau dann noch anbetteln muss, dass sie . . . dass sie mich überhaupt beachtet, und darüber hinaus –«

»Hör auf. Hör auf zu reden. Sei einfach still«, flüsterte Anouk und beugte sich über Vanessa. »Ich kann nicht mehr. Du machst mich verrückt.« Sie suchte Vanessas Augen und sah die Erwartung darin. Wie konnte sie so blöd sein, nicht darauf einzugehen? Eine Frau wie Vanessa, eine wunderschöne, weiche, warme Frau wie Vanessa, die sich hingebungsvoll zurücklehnte und nach ihrem Kuss verlangte.

Anouk senkte ihre Lippen auf Vanessas Wange und liebkoste die samtene Haut. Vanessa seufzte. Anouk spürte das Kribbeln durch ihre Adern rauschen wie einen glühenden Wasserfall. Sie streichelte Vanessas Schenkel und fuhr langsam an ihrer Seite hinauf, bis sie ihre Brust spürte. Vanessa seufzte lauter und bog sich ihr entgegen, drängte ihren ganzen Körper in Anouks Richtung. Anouk spürte das Verlangen immer stärker werden; sie öffnete den Reißverschluss an Vanessas Hose, zog ihre Bluse heraus und glitt mit ihrer Hand hinein auf die nackte Haut, die erbebte. Ihre Zunge streichelte Vanessas Lippen, bis sie sich öffneten und sie einließen. Sie erforschte Vanessas Mund und glitt mit ihrer Hand zwischen ihre Beine –

»Nicht, bitte!« Vanessa schob ihre Hände abwehrend zwischen sich und Anouk.

Anouk schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen. Ihre Erregung war schon so sehr angestiegen, dass ihr das außerordentlich schwerfiel. Das war’s, dachte sie. Bestimmt ist ihr gerade mit Schrecken eingefallen, dass ich kein Mann bin. Sie lehnte ihren Rücken gegen den Sitz und atmete tief durch.

Vanessa tat erstaunlicherweise das gleiche. »Nicht hier«, flüsterte sie dann. »Nicht im Auto. Das . . . das möchte ich nicht.«

Anouk drehte bass vor Erstaunen den Kopf. »Du . . . willst noch?«

»Oh ja.« Vanessas Stimme war nur ein leises, heiseres Wispern. »Ja, ich will.« Ihre Augen suchten Anouks Gesicht ab.

»Steig aus«, sagte Anouk mühsam beherrscht. »Steig aus, so schnell du kannst. Sonst wird es doch das Auto.«

Vanessa musterte noch einen Moment Anouks Gesicht, dann stieg sie aus; Anouk folgte ihr nach. Anscheinend hatte Susanne Vanessa einen Schlüssel gegeben, denn sie zog einen aus der Tasche und schloss auf.

Anouk war froh, dass sie nicht klingeln mussten. Sie hätte sich sehr komisch gefühlt einer Lesbe gegenüber, die bislang wahrscheinlich noch keinen Gedanken daran verschwendet hatte, dass ihre Heteroschulfreundin mal eine Nacht mit einer Frau verbringen könnte.

Die Wohnung war dunkel und ruhig, und Anouk atmete zum zweiten Mal auf. Offenbar hatte Vanessas Freundin Susanne einen anderen Ort für ihr eigenes Tête-à-Tête gewählt.

Vanessa ging vor in einen Raum, in dem eine Matratze auf dem Boden lag. »Kein sehr gemütliches Gästezimmer, fürchte ich«, lachte sie, und es klang etwas unsicher.

Bevor Vanessa sich umdrehen konnte, umarmte Anouk sie von hinten. »Was macht das schon?« flüsterte sie in ihr Ohr und knabberte daran.

Vanessa lehnte sich zurück. »Hm«, sagte sie, »das ist schön.« Sie erbebte ein wenig.

Anouk genoss das Gefühl von Vanessas anschmiegsamem Körper in ihren Armen und spürte das Verlangen wiederkehren, das sie für einen Moment unterdrückt hatte. »Ich will dich, Vanessa«, flüsterte sie. Ihre Hände wanderten an Vanessas Körper tiefer und zwischen ihre Schenkel.

Vanessa öffnete sie leicht und schmiegte sich noch mehr an Anouk. »Ich will dich auch«, wisperte sie. »Ich will dich jetzt.«

Anouk öffnete erneut Vanessas Hose und schob sie ihr von den Hüften. Sie wollte so schnell ans Ziel, dass nichts mehr dazwischenkommen konnte. Aus irgendeinem Grund hatte sie die Befürchtung, dass Vanessa abbrechen könnte, bevor es soweit war.

»So?« fragte Vanessa schweratmend, als Anouks Finger sich wieder zwischen ihre Beine drängten. »Ich dachte –«

Anouk küßte erregt ihren Hals und streichelte sie weiter. »Was dachtest du?«

»Ich dachte, mit einer Frau wäre es anders«, sagte Vanessa leicht enttäuscht.

Anouk horchte auf. »Hast du denn schon mal darüber nachgedacht?« Sie lachte kurz. »Ich dachte, du stehst nicht auf Frauen?«

»Ja.« Vanessa lachte genauso kurz und angespannt. »Das dachte ich auch.«

Anouk liebkoste die samtweiche Haut am Hals mit ihren Lippen und streichelte weiter Vanessas Schenkel bis zwischen ihre Beine. »Das ist nur der Anfang, keine Angst«, flüsterte sie. Ihre eigene Erregung brannte in ihrem ganzen Körper und ließ sie fast schon zittern. Sie hatte selten eine Frau so begehrt wie Vanessa, und sie hatte selten soviel Angst gehabt, dass es schiefgehen könnte. Mit einem Finger suchte sie nach Vanessas Eingang und fand ihre feuchte Mitte.

Vanessa legte ihren Kopf nach hinten und seufzte auf: »Ja . . .«

Beruhigt zog Anouk sich zurück. Dass Vanessa wirklich wollte, konnte sie fühlen. Sie drehte Vanessa in ihren Armen herum und sah ihr ins Gesicht. »Du kannst alles von mir haben. Sag mir einfach, was du willst.« Sie berührte Vanessas Gesicht zärtlich mit ihrer Hand. »Sag’s einfach.« Sie beugte sich vor und küßte Vanessa leicht auf den Mund. Die Berührung ging ihr selbst durch und durch, und sie schloss kurz die Augen.

»Ich habe keine Ahnung«, sagte Vanessa. »Ich weiß nicht, was eine Frau mit einer anderen Frau macht.«

Anouk begann, die Knöpfe an Vanessas Bluse zu öffnen. »Dann werde ich es dir zeigen«, flüsterte sie.

Sie beugte sich erneut vor und suchte Vanessas Lippen, die nur auf sie warteten. Sie öffneten sich sofort, als Anouk sie mit ihren eigenen berührte. Anouk drang ein wenig mit ihrer Zunge ein, und ihre Finger schoben Vanessa gleichzeitig wie ferngesteuert die Bluse von den Schultern. Vanessas kleine, feste Brüste wurden nicht von einem BH beschützt, und so konnte Anouk gleich darauf das Gefühl nackter, erregend gerundeter Formen genießen.

Vanessa seufzte. Anouk suchte mit ihrer Zunge zärtlich in Vanessas Mund nach jeder kleinsten Unebenheit, fand samtige, feuchte Wärme und lockte Vanessas Zungenspitze hervor, die mit ihrer eigenen spielte. Die Berührung machte sie schwach und ließ sie erzittern. Ein Strahl feuriger Erregung schoss von dort durch Anouks Körper. Zwischen ihren Beinen schien er einzuschlagen. Sie stöhnte auf und umarmte Vanessa fester.

Anouk wollte jetzt nicht länger warten, konnte es gar nicht. Mit ihrem Gewicht zog sie Vanessa hinunter auf die Matratze. Als sie nebeneinander niedersanken, schlug Vanessa die Augen auf.

»Willst du dich nicht ausziehen?« fragte sie leise. Sie hob die Hand und strich mit einem Finger über Anouks Augenbrauen. Ihre Augen suchten Anouks Gesicht ab, als wäre es eine unbekannte Landschaft, die es zu erforschen galt.

Anouk zögerte. Wie würde Vanessa reagieren, wenn sich endgültig ein weiblicher Körper vor ihr entblätterte? Auch wenn sie es schon wusste, aber es war immer etwas anderes, mit eigenen Augen zu sehen und die Bestätigung zu erhalten.

Vanessas Hand suchte Anouks Brust unter dem Stoff ihres Hemdes. »Ich möchte sie sehen«, flüsterte sie heiser.

Anouk erhob sich und zog sich schnell aus. Vanessa beobachtete sie dabei. Eine Straßenlaterne warf mattes Licht durchs Fenster und unterstützte ihre Bemühungen.

Als Anouk nackt erneut neben Vanessa niedersank, spürte sie zum ersten Mal warme Haut an warmer Haut, überall an ihrem Körper. Und sie spürte noch etwas: ein Zittern in Vanessas Beinen, das nicht aufzuhören schien.

»Hast du Angst?« fragte Anouk besorgt und strich zärtlich über Vanessas Gesicht, streichelte ihr die Haare aus der Stirn.

»Nicht . . . nicht wirklich«, wisperte Vanessa fast unhörbar. »Es ist nur . . . es ist nur so ungewohnt.«

»Möchtest du lieber aufhören?« Anouk hätte sich ohrfeigen können im gleichen Moment, als sie das fragte. Was war, wenn Vanessa ja sagte? Aber sie hatte es nicht verhindern können, diese Frage zu stellen. Unvermittelt hatte sie sich auf ihre Zunge gedrängt.

»Nein.«

Anouk atmete vor Erleichterung aus.

»Nein, im Gegenteil.« Vanessas Stimme war so rau, dass sie kratzte. Sie rollte sich auf Anouk und lag nun über ihr wie schon einmal im Auto.

Anouk genoss Vanessas nackten Körper auf ihrem, nun richtig. Im Auto hatte sie sich gewehrt, hier und jetzt gab es keinen Grund mehr dazu. Sie umarmte Vanessas Rücken und zog sie noch näher zu sich heran. Ihre Brüste berührten sich. Kleine, harte Steinchen an der Oberfläche drangen ineinander ein. Anouk flüsterte: »Vanessa . . .«, und sie konnte sich nicht erinnern, wann ihre Stimme das letzte Mal so zärtlich geklungen hatte.

Vanessa begann, an Anouks Lippen zu zupfen, ließ ihre Zunge Anouks Mund umspielen, außen und innen.

Anouk seufzte erregt auf und zog Vanessas Kopf noch näher zu sich heran, streichelte ihren Nacken, ließ sie nicht mehr entkommen, drang tief in ihren Mund ein und zog sich wieder zurück. Ihre Hände wanderten Vanessas Rücken entlang bis zu ihrem Po, drückten ihn an sich, bis Vanessas Schenkel sich spreizten und Anouk ein wenig dazwischengelangen konnte. Sie spürte erneut Vanessas Feuchtigkeit, die Wärme, die angeschwollene Erwartung. Sie drang leicht in die weite Öffnung ein, und Vanessa schien zu erstarren, sich ihr entgegenzudrängen, stöhnte.

Anouks Erregung stieg sprunghaft an. Mit einer schnellen Bewegung rollte sie sich herum, begrub Vanessa unter sich. Im Licht der Straßenlaterne sah sie Vanessas spiegelnd glänzende Augen, die ihr Verlangen unschwer erkennen ließen. Sie senkte ihre Lippen auf Vanessas und öffnete ihren Mund mit ihrer Zunge, verwöhnte ihn erst leicht mit der Spitze und konnte plötzlich nicht mehr an sich halten. Sie wollte Vanessa besitzen, ganz.

Vanessas Fingerspitzen gruben sich fest in Anouks Haar, als Anouk tief in ihren Mund eindrang, immer wieder, sie nahm, als wäre sie an einem anderen Ort. Vanessa stöhnte dumpf. Ihr Mund war so fest von Anouks verschlossen, dass sie wahrscheinlich kaum atmen konnte. Dennoch begannen ihre Hüften sich zu bewegen, drängten sich gegen Anouk, wanden sich unter ihr.

Anouk nahm Vanessas Mund immer noch in Besitz, drückte ihren Kopf hart auf die Matratze, presste ihre Lippen gegen Vanessas und füllte sie mit ihrer Zunge aus; immer wilder und leidenschaftlicher bewegte sie sich auf Vanessa. Ihre Hand wanderte schnell nach unten zwischen ihre Beine. Anouks Brustwarzen schienen zu zerspringen, während sie eindrang, Vanessa oben und unten gleichzeitig in Besitz nahm.

Für einen Moment kehrte Anouks Vernunft wieder zurück, und sie löste sich von Vanessas Mund. Vanessa rang nach Luft, atmete heftig. »Entschuldige«, sagte Anouk. »Das wollte ich nicht.«

»Was?« fragte Vanessa, während ihr Atem sich langsam wieder beruhigte.

»Ich habe dich fast erstickt«, sagte Anouk. Sie hatte für einen Augenblick vergessen, dass Vanessa sicherlich etwas anderes erwartete von ihrem ersten Erlebnis mit einer Frau, etwas Zärtlicheres; dass sie keine Lesbe war.

»Dagegen hätte ich mich schon gewehrt.« Vanessa lachte weich.

»Ich möchte nicht –« Anouk war sauer auf sich selbst. Selbst wenn Vanessa es nicht war. »Ich möchte, dass es ein Unterschied ist«, bemerkte sie etwas trotzig.

Vanessa verstand. »Ein Unterschied zu meinen Männern?« fragte sie. Sie strich Anouk sanft durch die Haare. »Da mach dir mal keine Sorgen. Das ist es jetzt schon. Ein großer Unterschied.«

»Körperlich«, sagte Anouk unzufrieden.

»Ja. Aber auch sonst.« Vanessa wirkte gelassen. »Männer sind – na ja, ganz anders«, sagte sie.

»Besonders zärtlich war ich nicht zu dir«, beharrte Anouk.

»Das kommt darauf an, was man darunter versteht«, sagte Vanessa. »Willst du das jetzt wirklich diskutieren?« Sie zögerte. »Ich hoffe . . . ich hoffe, das war noch nicht alles«, meinte sie dann schüchtern. »Oder ist es so? Zwischen Frauen?«

Anouk lächelte. »Nein«, sagte sie. »Du hast dir nur eine besonders dumme ausgesucht, die dich am ausgestreckten Arm verhungern lässt.«

»Na, so ein Pech«, sagte Vanessa, ebenfalls lächelnd. »Komm«, flüsterte sie dann und zog Anouks Gesicht zu sich heran, »zeig mir, wie es ist.«

Als ihre Lippen sich trafen, fühlte Anouk, dass es diesmal voller Zärtlichkeit sein würde. Der erste Rausch war vorbei, obwohl sie nicht bis zum Ende gegangen war. Jetzt wollte sie Vanessa verwöhnen, ihr zeigen, wie schön es sein konnte, von einer Frau geliebt zu werden.

Sie knabberte sanft an Vanessas Lippen und genoss deren verheißungsvolle Weichheit, als sie sich öffneten, Vanessas Zungenspitze hervorkam und nach Anouks suchte. Eine Weile umspielten sie sich gegenseitig, drangen nicht weiter ein. Anouks Lippen kribbelten und brannten vor Sehnsucht, und sie spürte, wie Vanessas Brustkorb begann, sich immer stärker zu heben und zu senken.

Vanessa seufzte an Anouks Mund, als Anouk langsam ihre Hand über Vanessas Körper gleiten ließ, ihre Brust damit bedeckte. Vanessa schloss die Augen und bewegte sich unruhig, Anouk entgegen. Als Anouks Daumen ihre Brustwarze streifte, schrie sie spitz und unterdrückt auf und presste ihre Lippen zusammen.

Anouk fuhr mit ihrer Hand zurück und bedeckte die Brust wieder ganz, genoss das Gefühl der anschwellenden Brustwarze und Vanessas hektischer werdenden Atem. Sie nahm die Brustwarze zwischen Daumen und Zeigefinger, zwirbelte sie, fuhr mit dem Daumen über die raue Oberfläche und verließ Vanessas Mund, um die andere Brustwarze gleichzeitig verwöhnen zu können.

Das Geräusch, das Vanessa von sich gab, schwankte zwischen Enttäuschung und wachsender Erregung. Enttäuschung, weil Anouk ihren Mund verlassen hatte, Erregung, weil sie nun ihre Brustwarze umschloss und ihr damit wundervolle Gefühle verschaffte. »Ja . . .«, flüsterte Vanessa, als Anouks Zungenspitze über die harte Mitte fuhr.

Anouk wanderte mit ihrer Hand auf Vanessas samtener Haut hin und her, zu ihrer Brust und zurück, weiter nach unten. Sie nahm die zweite Hand zu Hilfe und glitt an Vanessas anderer Seite bis hinunter zu ihrem Schenkel, zur Außenseite ihres Pos, streichelte sie immer wieder, bis Vanessa nicht mehr wusste, in welche Richtung sie sich winden sollte. Sehnsuchtsvoll öffnete sie ihre Schenkel immer mehr, Anouk einladend, mit ihr zu tun, was immer sie mit ihr tun wollte.

Anouk benetzte kurz hintereinander Vanessas Brustwarzen mit ihrer Zunge und hauchte dann warme Luft darüber, die sich aber außerhalb ihres Mundes sofort in kalte verwandelte, wie sie an der Reaktion von Vanessas rauen Steinchen sah. Sie wurden noch härter, standen hervor wie selbständige kleine Hügelchen, die sich von den Brüsten abheben wollten. Sie würden gleich die Autonomie erklären.

Vanessa stöhnte gequält auf. »Oh Gott, was tust du mit mir?« Die Gänsehaut, die Anouk an ihren Brüsten in Gang gesetzt hatte, verbreitete sich über Vanessas gesamten Körper.

Anouk beantwortete die rhetorische Frage nicht, sondern glitt von Vanessas Brüsten tiefer, mit ihrer Zunge und ihren Lippen jeden Zentimeter von Vanessas Haut erforschend, bis die sich so sehr wand, dass Anouk sie festhalten musste. Vanessas Atem schien nur noch in Stößen zu kommen.

Anouk atmete Vanessas Duft ein, der immer intensiver wurde, je tiefer sie kam. Vanessa roch wunderbar, so gut. Kurz verweilte Anouks Zungenspitze in Vanessas Bauchnabel, und Vanessa hob gepeinigt ihre Hüften an. Anouk fuhr weiter hinab, hinterließ eine feuchte Spur auf Vanessas zitternder Haut und spürte das Pochen von Vanessas Blut in jeder Ader. Sie hob noch einmal den Kopf, um das Bild zu betrachten, das Vanessa bot; die hochaufgerichteten Brustwarzen, die Lungen, die sich in abgerissenen Stößen heftig füllten und wieder leerten und Vanessas Brüste erschütterten, so dass sie nicht zur Ruhe kamen.

Anouk spürte ihre eigene Erregung wieder die Kontrolle in ihrem Körper übernehmen, aber das durfte sie jetzt nicht. Sie drängte sie zurück und glitt weiter zwischen Vanessas Beine, schob sie noch mehr auseinander, öffnete sie für den letzten Akt.

Vanessa hielt die Luft an. Als Anouk nichts tat als sie wundervolle Landschaft zwischen Vanessas Beinen hingerissen zu betrachten, atmete Vanessa heftig wieder ein. »Du machst mich verrückt«, flüsterte sie. »Warum tust du nichts? Bitte . . . ich kann nicht mehr . . .«

Anouk lächelte. Vanessas heiser wispernde Stimme ließ Schauer der Erregung auch durch ihren eigenen Körper strömen. Dass Vanessa es nicht erwarten konnte, sich ihr hinzugeben, erzeugte ein schwebendes Gefühl des Glücks in ihr. Sie strich mit einem Finger leicht zwischen Vanessas Beinen hindurch, und Vanessa schrie erneut auf, diesmal lauter. »Bitte . . .«, flüsterte sie wieder, »oh Gott, nimm mich, bitte . . .«

Anouk strich noch einmal über die Innenseiten ihrer Schenkel und legte sich dann vollständig dazwischen. Sie begann dort, wo sie eben noch mit ihrer Hand entlanggestrichen hatte, mit ihrer Zunge.

Vanessas Finger fielen hektisch auf ihr Haar nieder und gruben sich hinein, versuchten, ihre Bewegungen zu beschleunigen, indem sie Anouks Lippen an sich presste und ihr ihre Mitte entgegenschob. Nicht so schnell, junge Frau, dachte Anouk amüsiert. Sie ließ sich Zeit und veranlasste Vanessa dadurch zu immer heftigeren Bewegungen voller Verlangen und Sehnsucht, sich ihr entgegenzudrängen, von ihr genommen zu werden. Sie seufzte, wimmerte und stöhnte. »Bitte, bitte, bitte . . .«

Anouk näherte sich ganz langsam dem rot strahlenden Zentrum, das weit geöffnet vor ihr lag. Vanessa wand sich. Anouk umklammerte ihre Hüften, so fest sie konnte, um sie festzuhalten. Sehr vorsichtig fuhr Anouk mit ihrer Zungenspitze über die äußeren Schamlippen, und trotz des festen Griffs um ihre Schenkel zuckte Vanessa heftig hoch. Anouk musste regelrecht ausweichen. Ich sollte sie festbinden, dachte Anouk mit zärtlicher Miene, sonst ist meine Oberlippe gleich dahin.

Sie verstärkte ihren Griff. Vanessa würde sich ein paar blaue Flecke einhandeln, wenn sie weiterhin so wild zuckte. Anouk fühlte, wie sehr sie das wollte. Vanessas Leidenschaft törnte sie an. Anouk wollte sie jetzt in sämtliche Höhen treiben, die ihr offenstanden. Sie glitt mit ihrer ganzen Zunge in voller Länge zwischen Vanessas Schenkeln hindurch, und Vanessa stöhnte tief auf.

Anouk spürte die Weichheit an ihrer Zunge, die geschwollene Weiblichkeit, die so sehr Vanessa war, die pochende, zuckende Erregung, die Nässe. Es war wie ein elysisches Mahl, das sie sich auf der Zunge zergehen lassen wollte. Vanessa schmeckte wie Manna vom Himmel.

Anouks Lippen umschlossen die kleine Perle, die sich von der Weichheit abhob, während ihre Zunge gleichzeitig nach der winzigen Erhöhung in der Mitte suchte, die Vanessa endgültig in elysische Gefilde versetzen würde. Als Anouk sie berührte, schrie Vanessa laut stöhnend auf. Ihre Arme fuhren ziellos durch die Luft auf der Suche nach einem Halt, den es nicht gab. Endlich vergrub sie sie in den Seiten der Matratze und klammerte sich fest, stemmte ihre Hüften in die Luft, und Anouk umschloss ihre festen Pobacken mit beiden Händen, um ihr Widerstand entgegenzusetzen.

Anouk ließ ihre Zunge in Vanessa hineinfahren, und fast schien es, als böge Vanessa ihren Rücken noch mehr durch, als sie abgerissen atmend in der Luft stand. Sie fiel herunter, als Anouk ihre Zunge zurückzog, und Anouk legte sich ihre Beine über die Schultern und schob sie hoch. Vanessa schnappte nach Luft, als ob sie jetzt erst bemerkt hätte, dass sie aufgehört hatte zu atmen.

Anouks Zunge durchpflügte die Spalte zwischen Vanessas Schenkeln wie ein Flussbett, kitzelte sie hinter dem Eingang, wenn sie hineinglitt, und umkreiste ihre Perle, wenn sie wieder herauskam. Vanessa stöhnte nur noch, rang nach Atem, verkrampfte ihre hochgedrückten Schenkel um Anouks Kopf.

Anouk umschloss Vanessas Perle, die noch einmal größer geworden zu sein schien, mit ihren Lippen und schob einen Finger in die weite Öffnung zwischen Vanessas Beinen.

Vanessa gab einen dumpfen Laut von sich. Anouk glitt mit einem weiteren Finger in sie hinein und streichelte sie von innen an ihrer empfindlichsten Stelle.

Vanessa stöhnte tief auf. Anouk nahm einen dritten Finger und begann, rhythmisch in Vanessa hinein und wieder aus ihr heraus zu gleiten. Vanessa keuchte; ihr Atem ging so schwer, dass Anouk darauf wartete, dass er ganz versagen würde.

Anouks Zeigefinger bemühte sich, die leicht raue Stelle hinter Vanessas Eingang nicht zu verpassen, jedesmal, wenn er vorbeikam. Vanessa begann, im gleichen Rhythmus zu stöhnen, in dem Anouk sie nahm. »Mehr . . .«, keuchte sie, »tiefer . . .«

Vanessas Pobacken spannten und entspannten sich rhythmisch, wurden fest und wieder weich. Anouk fühlte die Kontraktionen um ihre Finger stärker werden. Sie stieß tiefer in Vanessa hinein, bis es nicht mehr ging. Vanessa stieß gegen sie; ihr Innerstes zog sich gewaltsam zusammen.

»Oh Liebling, Liebling!« schrie sie auf und hob sich an, erstarrte, während es sich zwischen ihren Beinen verkrampfte, Anouks Finger fast in sich einsaugte.

Das Zucken an Anouks Lippen, die noch immer Vanessas Perle umschlossen, legte weiteres Zeugnis von dem Erfolg von Anouks Bemühungen ab. Sie strich noch einmal mit ihrer Zunge über den kleinen, harten Knopf, dann zog sie sich zurück und wartete auf Vanessas Entspannung.

Vanessa sank zurück. Ihre Schenkel auf Anouks Schultern wurden weich. Einen Augenblick gönnte Anouk ihr eine Pause, dann reizte sie erneut Vanessas Perle mit ihrer Zunge.

Vanessa gab einen überraschten Laut von sich. »Was – was machst du da?« stieß sie um Atem ringend hervor.

»Möchtest du nicht?« fragte Anouk schmunzelnd. Sie war sich der Antwort sicher. Immer noch zuckte es heftig in Vanessas Innerem, das sie mit ihren Fingern erforschen konnte.

»D-doch«, kam es denn auch zögernd von oben.

Anouk begann erneut, Vanessa zu reizen, mit Zunge und Fingern, und Vanessa brauchte nicht lange, bis sie noch ungestümer kam als das erste Mal. Wieder gönnte Anouk ihr einen Moment Ruhe und machte dann weiter.

»Du – du bringst mich um«, keuchte Vanessa mit aufgerissenen Augen, bevor sie erneut nur noch stöhnen und das nächste Mal kommen konnte. Sie schrie, und es dauerte lange. Der Krampf in ihrem Unterleib zerquetschte Anouk fast die Finger.

Als Anouk das nächste Mal mit ihrer Zunge auf Vanessas Mitte niedersank, gruben sich deren Finger in ihr Haar und versuchten, sie davon abzuhalten.

»Bitte . . . bitte, gönn mir eine Pause«, bat sie mühsam stoßweise atmend.

»Gleich«, lächelte Anouk und leckte schnell über die kleine, starre Wächterin, die sich immer noch nicht zurückziehen wollte, zwischen Vanessas Beinen.

Vanessa konnte sich anscheinend nicht gegen die Gefühle wehren, die sie daraufhin überschwemmten, denn sie ließ Anouks Kopf los und krallte sich wieder in die Bettlaken, während sie aufstöhnte und sich steif auf Anouks Schultern verkrampfte.

Danach fielen ihre Schenkel kraftlos herunter, und Anouk ließ sie in Ruhe. Sie glitt an ihr hoch und schaute ihr lächelnd ins Gesicht. Sie spürte solche Zärtlichkeit in sich, dass sie einen Kuss auf Vanessas Lippen hauchte und sie dann in den Arm nahm, damit sie sich beruhigen und entspannen konnte.

Vanessas Atem passte sich langsam wieder dem normalen Rhythmus an. Ihre Arme legten sich um Anouks Rücken und zogen sie fest an sich. »Du bist ein Teufel!« lachte sie leise.

Anouk spürte Vanessas weiche, schwellende Brüste an ihren und fühlte gleichzeitig, dass es ihr schwerfallen würde, noch sehr lange zu warten. Aber sie wollte Vanessa wenigstens etwas Erholung gönnen.

»Ich glaube eher, du bist die Teufelin«, lächelte sie deshalb. »Du hast geschrien wie eine.«

Vanessa schien verlegen. Sie sagte für einen Augenblick nichts. »War es wirklich so schlimm?« fragte sie dann, und ihre Stimme hatte wieder diesen schüchternen Klang, der ganz am Anfang gleich so anziehend auf Anouk gewirkt hatte. »Ich weiß nicht genau, was ich getan habe. Ich kann mich kaum erinnern. Es war so . . . stark, so . . .«, sie zögerte lange, bevor sie den Satz beendete, »wunderschön«, wisperte sie dann.

Anouk lächelte, und die Zärtlichkeit überflutete sie. »Das freut mich«, sagte sie leise. »Das sollte es auch sein.«

Vanessa schien zu überlegen. »Ich glaube . . . ich glaube, ich habe so etwas Intensives noch nie erlebt«, sagte sie nach einer Weile fast etwas zweifelnd.

Anouk schluckte. »Das . . . das ist schön«, sagte sie. »Ich meine . . . nicht, dass du nicht – ich meine, dass du jetzt . . . dass du so empfunden hast.«

Vanessa lachte weich. »Du hast es mich empfinden lassen«, sagte sie dann etwas rau. »Ich war ja immer dieselbe.« Sie drehte sich um und schaute Anouk ins Gesicht, mit Augen, die sie zu durchdringen, bis auf den Grund ihrer Seele erforschen zu wollen schienen. »Ich möchte das gleiche für dich tun«, flüsterte sie, und ihre Hand fuhr hinunter zu Anouks Bauch und streichelte dann ihre Schenkel.

Anouk schloss die Augen. Es kitzelte süß, ließ ihre Brustwarzen anschwellen und schmerzen. Vanessas Hand glitt wieder nach oben und streichelte ihre Brüste.

»Was für ein Gefühl«, flüsterte sie, »so weich.« Sie nahm beide Hände und hob eine Brust an, hielt sie fest und senkte ihre Lippen auf die Mitte.

Als sie mit ihrer Zunge die Härte der kleinen Erhebung erforschte, explodierte Anouk schon fast. Sie hatte zu lange gewartet.

»Es tut mir leid, Vanessa«, flüsterte sie, drehte sich um und legte sich auf sie. Mit schnellen Stößen umklammerte sie Vanessas Schenkel und kam innerhalb von Sekunden. Die Nässe verteilte sich auf Vanessas Haut, und Anouk konnte nicht aufhören. Sie glitt immer wieder an Vanessas Schenkel auf und ab, kam erneut, stöhnte erleichtert auf, als sie die Wellen das dritte Mal spürte und ihr Kopf endlich von dem berstenden Druck befreit war. Das Blut rauschte in ihren Adern, und am liebsten hätte sie Vanessa immer weiter für sich in Anspruch genommen, bis alles vorbei war.

Doch langsam wieder klar werdend, glitt sie von ihr hinunter und blieb schweratmend neben ihr liegen. »Entschuldige«, sagte sie, und noch einmal »entschuldige« flüsterte sie, als sie aufstand und nach ihren Sachen suchte.

Vanessa blickte verwirrt. »Was ist los? Was tust du da?«

»Ich gehe«, sagte Anouk. »Wenn du einen Mann hättest haben wollen, der sich nur an dir befriedigt, ohne auf dich zu achten, hättest du dir ja einen nehmen können.«

»Anouk!« Vanessa stand ebenfalls auf. »Was erzählst du da für einen Unsinn?«

»War es nicht so – eben?« fragte Anouk, während sie ihr Hemd überstreifte.

Vanessa lachte laut auf. »Bist du verrückt geworden? Du hast wundervolle Dinge mit mir gemacht. Du hast doch nicht einfach – nur, weil du am Schluss ein bisschen schnell warst. Also wirklich! Dir fehlte eben noch etwas.« Sie trat nah an Anouk heran. »Du hast mir den Vortritt gelassen und mich . . . in wunderbare Sphären versetzt«, flüsterte sie, »soll ich dir da etwa verwehren, dass du dir nimmst, was du brauchst? Du hast jedes Recht dazu.« Sie hob sich ein wenig an und küßte Anouk auf den Mund. »Und außerdem fand ich es schön. Ich habe es sehr genossen, wie du auf mir gekommen bist. Ich mag das. Ich möchte genauso sehr, dass es dir gut geht, wie du mir gezeigt hast, dass du möchtest, dass es mir gut geht. Ich weiß wirklich nicht, was für ein Problem du damit hast.« Sie drehte sich um. »Komm wieder ins Bett. Mir wird kalt.«

»Ich möchte nicht . . . ich möchte mich nicht wie ein –« Anouk brach ab.

»Du möchtest dich nicht wie ein Mann verhalten, das hast du schon gesagt«, meinte Vanessa etwas ungeduldig, »aber das hast du auch nicht getan. Glaub mir, ich kenne mich da aus.« Sie lachte. »Ich hatte noch nie vier Orgasmen hintereinander mit einem Mann, höchstens einen oder – na ja, gar keinen. Also deshalb, dass du danach an dich selbst gedacht hast, brauchst du dir wirklich keine Vorwürfe zu machen. Das ist doch ganz normal.« Sie trat noch einmal auf Anouk zu. »Du bist richtig süß«, sagte sie verschmitzt lächelnd, »weißt du das?«

»Ich wollte gar nicht mehr aufhören. Ich musste mich mit Gewalt dazu zwingen«, sagte Anouk beschämt.