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Französisch?! Eigentlich hat Julia überhaupt keine Lust darauf, auch nicht auf den Schüleraustausch! Nur wegen ihrer wirklich schlechten Französischnote lässt sie sich dazu überreden. Doch dann kommt alles anders und ihre Austauschpartnerin Renée entpuppt sich als René. Und René ist gar kein Mädchen, sondern ein ziemlich süßer Junge, der Julia total den Kopf verdreht …

Als der Gegenbesuch in Paris ansteht, kann Julia es kaum erwarten: Drei lange Monate hat sie René nicht gesehen. Als sich die beiden in der Stadt der Liebe wiedersehen, verhält sich René jedoch ziemlich eigenartig. Vielleicht wegen der hübschen Élise?

Autorenvita

Maja von Vogel

Maja von Vogel wurde 1973 geboren und wuchs im Emsland auf. Sie studierte Deutsch und Französisch in Münster und Göttingen, lebte ein Jahr in Paris und arbeitete als Lektorin in einem Kinderbuchverlag, bevor sie sich 2002 als Autorin und Übersetzerin selbstständig machte. Heute lebt Maja von Vogel mit ihrer Familie in Nordwestdeutschland.

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Teil I

Die Franzosen kommen!

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Ein Franzose kommt selten allein

Ich kaue auf meinem Bleistift herum und lese die Aufgabe in meinem Mathebuch zum dritten Mal durch: x2 + 2x - 24 = 0. Normalerweise löse ich diese Popelgleichungen im Schlaf, aber heute kann ich mich einfach nicht konzentrieren. Keine Chance!

Ich knalle das Mathebuch zu und schaue auf die Uhr: kurz vor fünf. Noch eine Stunde. Mist, eigentlich wollte ich mit den blöden Hausaufgaben längst fertig sein. Aber wenn Mathe schon nicht klappt, brauche ich mit dem Französischaufsatz gar nicht erst anzufangen. Dabei wäre das die perfekte Einstimmung auf die nächsten zehn Tage: bonjour, bonsoir, bonne nuit – Französisch rund um die Uhr. Bei dem Gedanken daran wird mir ganz schlecht, und ich frage mich zum hundertsten Mal, warum ich mich überhaupt für diesen bescheuerten Frankreich-Austausch angemeldet habe. Ich hasse Französisch! Fremdsprachen sind eben nicht mein Ding. Mit Englisch komme ich noch einigermaßen klar, aber auf Französisch reagiere ich seit der Sache mit Mama total allergisch …

Das hat auch die Hinrich inzwischen gemerkt. Allerdings hat sie es etwas anders ausgedrückt, als sie mir die letzte Französischarbeit zurückgegeben hat, die ich mal wieder total in den Sand gesetzt hatte: »Deine Stärken liegen wohl eher auf dem mathematischen und naturwissenschaftlichen Gebiet, meine liebe Julia.« Das kann sie laut sagen!

Und was nützt mir der Subjonctif bei meinen Untersuchungen zum Verhalten von Flüssigkeitstropfen? Genau: überhaupt nichts! Deshalb habe ich mich auch erst stur gestellt, als die Hinrich damit anfing, dass der Austausch »einfach optimal ist, um einen Zugang zur französischen Sprache und Kultur zu finden«. Ich und ein Zugang zur französischen Sprache und Kultur? Vergiss es!

Aber dann hat Karlchen, auch Herr Karlhorst genannt und mein Physiklehrer, mir eines Tages die Bewerbungsunterlagen für Jugend forscht in die Hand gedrückt: »Du solltest noch ein paar andere Einflussfaktoren für die Tropfenbildung untersuchen und auf jeden Fall die Chaostheorie berücksichtigen, dann könntest du durchaus Chancen haben. Allerdings müsstest du erst mal eine vernünftige Auswertung deiner bisherigen Untersuchungsergebnisse machen. Das bedeutet eine Menge zusätzlicher Arbeit für dich. Aber bei dir läuft ja in den anderen Fächern alles glatt, oder? Sonst könnte ich so ein zeitintensives Projekt nämlich nicht befürworten …«

Offensichtlich unterhalten sich Karlchen und die Hinrich nicht allzu oft. Tja, damit war mein Schicksal besiegelt, und das Hilfsprogramm »Wie rette ich meine Französischnote« trat mit sofortiger Wirkung in Kraft.

Punkt 1: Nachhilfe nehmen.

Punkt 2: Jeden Tag eine Stunde Grammatik büffeln.

Punkt 3: Für den Frankreich-Austausch anmelden.

Die Hinrich hat sich gar nicht mehr eingekriegt, als ich ihr mein Anmeldeformular in die Hand gedrückt habe. Wahrscheinlich dachte sie, ich hätte es mir dank ihrer tollen Überzeugungsarbeit anders überlegt: »Das wirst du bestimmt nicht bereuen, Julia!«

Na ja, da bin ich anderer Meinung …

Ich packe die Schulsachen weg und räume meinen Schreibtisch auf. Heute kriege ich sowieso nichts mehr auf die Reihe. Außerdem müssen wir bald los – der Zug mit den Franzosen soll um 18:05 Uhr am Bahnhof ankommen. Hoffentlich ist meine Französin nicht so eine hohlköpfige Tussi wie die Mädels aus meiner Klasse, die nichts als Klamotten, Lidschatten in Neonfarben und irgendwelche idiotischen Typen im Kopf haben. Zehn Tage mit einem französischen Möchtegern-Model – der absolute Albtraum! Vielleicht habe ich ja Glück, und sie hat es sich im letzten Moment anders überlegt. Das wär’s doch! Riesiges Interesse schien sie zumindest nicht zu haben, da sie auf den Brief, den wir als besonders realitätsnahe Hausaufgabe an unsere Austauschpartner schreiben sollten, nicht geantwortet hat. Vielleicht hat sie das Foto von mir abgeschreckt, weil sie sofort erkannt hat, dass ich mit Schminken und trendy Klamotten nichts am Hut habe.

Bei dem Gedanken, dass die ominöse Renée Richard (der perfekte Name für ein Möchtegern-Model, würg!) vielleicht gar nicht im Zug sitzt, sondern zu Hause in Paris geblieben ist, hebt sich augenblicklich meine Laune.

Aber trotzdem müssen wir zum Bahnhof fahren, und ich gehe ins Bad, um mich fertig zu machen. Das geht ziemlich schnell: Haare kämmen, Pferdeschwanz machen, Brille putzen (eine dumme Angewohnheit von mir, ich mach das mindestens hundertmal am Tag). Das ist mein ganzes Styling-Programm – schließlich kann ich mit meiner Zeit was Besseres anfangen, als stundenlang im Bad rumzuhängen.

Als ich in die Küche komme, sitzt meine Schwester Nina am Tisch und löffelt einen Joghurt.

»Willst du etwa so zum Bahnhof?«, fragt sie entgeistert und erstarrt mitten in der Bewegung.

Nina ist zwar erst elf, kennt sich aber mit den neuesten Schminktechniken und Klamottentrends besser aus als jede ausgebildete Stylistin.

»Na klar«, antworte ich und streiche zufrieden mein Lieblings-T-Shirt über der Jeans glatt. Zugegeben, die Sachen sind nicht mehr ganz neu, und die Jeans ist vom vielen Tragen auch schon ziemlich abgewetzt – aber ich sehe überhaupt nicht ein, warum ich für Renée Richard von meinen üblichen Kleidungsgewohnheiten abweichen sollte.

»Mann, die tragen in Paris bestimmt alle total coole Klamotten. Da fährt die doch gleich wieder nach Hause, wenn sie dich so sieht!«, sagt Nina. Kleine Schwestern sind manchmal eine echte Zumutung.

»Das wäre sowieso das Beste«, murmele ich.

»Wie sie wohl aussieht?«, plappert Nina weiter. »Ob sie mir was mitbringt? Du hast ihr doch geschrieben, dass du eine Schwester hast, oder? Wann müssen wir eigentlich los?«

Bei mir schrillen die Alarmglocken. »Wir? Wieso wir? Glaub bloß nicht, dass du mitkommst!«, stelle ich sofort klar. Nina und ihr Geplapper sind so ziemlich das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann. Ich bin schließlich auch ohne sie schon genervt genug!

»Klar komme ich mit«, sagt Nina seelenruhig. »Papa hat’s erlaubt.«

Na toll! Paps kann Nina einfach nichts abschlagen. Er lässt sich jedes Mal von ihrer »Ich bin so klein, mein Herz ist rein«-Nummer einwickeln. Apropos: Wo steckt er überhaupt? Langsam müssen wir wirklich los. Damit wir Renée (und die vielen Koffer, die sie vermutlich mitbringt) abholen können, wollte Paps extra den Laden früher dichtmachen. Was nicht weiter schlimm ist, weil manchmal sowieso tagelang kein Kunde in Paps’ Antiquariat kommt. Alte Bücher sind eben nicht gerade der Verkaufsschlager.

Ich rufe im Laden an – wahrscheinlich sitzt Paps mal wieder über irgendeiner verstaubten Erstausgabe von 1865 und hat die Zeit vergessen.

»Was, schon so spät?«, fragt er, als ich ihn an unsere Verabredung erinnere. »Bin gleich da!«

Dann kann’s ja losgehen!

Im Auto redet Nina ohne Pause davon, was sie Renée alles fragen und erzählen will. Wenigstens eine, die sich auf unseren Besuch aus Frankreich freut. Paps und ich kommen, wie gewöhnlich, überhaupt nicht zu Wort. Das lässt mich heute aber völlig kalt, denn so kann ich wenigstens noch das eine oder andere Stoßgebet losschicken, dass ich von der bevorstehenden Franzosen-Invasion vielleicht doch verschont bleibe.

Am Bahnhof drängelt sich schon die halbe Klasse. Frau Hinrich ist natürlich auch da, strahlt über das ganze Gesicht und geht von einem Elternpaar zum anderen. Ich ziehe Paps in die entgegengesetzte Richtung und stelle mich mit ihm und Nina möglichst unauffällig an den Rand des Bahnsteigs. Leider nicht unauffällig genug: Frau Hinrich hat uns entdeckt und stürmt auf Paps zu. Sie schenkt ihm ihr sonnigstes Lächeln und hört gar nicht mehr auf, seine Hand zu schütteln: »Herr Jacoby, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, dass Julia nun doch bei unserem Austauschprogramm mitmacht. Ich bin mir ganz sicher, dass sich das sehr positiv auf ihre Motivation und ihre Leistungen auswirken wird – zumal sie ja in allen anderen Fächern wun-der-bar zurechtkommt. Sie können wirklich stolz auf Julia sein …«

Blablabla – wenn Frau Hinrich einen ihrer Redeanfälle bekommt, kann man nur noch auf Durchzug schalten. Armer Paps, er zieht ein Gesicht wie beim Zahnarzt. Leute, die zu viel reden, können bei ihm richtige Panikattacken auslösen. Vielleicht sollte ich ihm helfen, aber Frau Hinrich scheint sowieso fast fertig zu sein: »… dürfte Julia eigentlich bald keine Probleme mehr haben. Zumal sie ja auch eine enge persönliche Beziehung zu Frankreich hat.«

Na super! Absolut perfekt! Volltreffer! Vielen Dank, Frau Hinrich, Sie sind wirklich der sensibelste Mensch, den ich kenne! Paps lächelt etwas verkrampft, nimmt seine Brille ab und putzt eifrig daran herum.

Und was heißt hier überhaupt enge persönliche Beziehung? Nur weil meine Mutter sich von diesem französischen Möchtegern-Herzensbrecher und seinem »Isch liebe disch«-Gequatsche hat einwickeln lassen und mit dem Typ nach Frankreich durchgebrannt ist, habe ich noch lange keine Beziehung dazu – im Gegenteil! Ich lass mich schließlich nicht mit teuren Luxusurlauben in Jacques’ Villa an der Côte d’Azur kaufen wie mein Schwesterherz. Nicht mit mir, ma chère Maman! So einfach geht das nicht. Allerdings muss ich zugeben, dass Nina schon jetzt besser Französisch spricht als ich …

Zum Glück hat Frau Hinrich ein neues Opfer entdeckt und ist weitergezogen, bevor sie in noch mehr Fettnäpfchen treten kann. Paps sieht richtig geschafft aus, und mir steht auch schon der Schweiß auf der Stirn. Das fängt ja wirklich gut an!

Nur Nina summt fröhlich vor sich hin und starrt bewundernd ein paar Mädchen aus meiner Klasse an, die am anderen Ende des Bahnsteigs stehen. War ja klar, dass Nina die toll findet. Nadja, Tanja und Laura, die drei Grazien der 9a. Die Super-Girls, auf die sämtliche Jungs fliegen. Die erlauchten Mitglieder der Tussi-Bussi-Clique, die in unserer Klasse den Ton angeben und sich jeden Morgen mit Küsschen begrüßen. Und die leider total beschränkt sind.

Heute haben sich die drei besonders herausgeputzt – offensichtlich wollen sie den Franzosen gleich mal zeigen, wo’s langgeht. Nadja sieht aus, als wäre sie in einen Schminktopf gefallen, Tanja muss die ganze Zeit die Luft anhalten, damit ihr hautenges Top nicht aus allen Nähten platzt, und Laura sieht mit ihren albernen hochhackigen Schuhen aus wie ein Storch auf Stelzen. Wie kann man sich nur so lächerlich machen? Den Jungs scheint’s allerdings zu gefallen, denn die übliche Schar der Bewunderer, die um die drei Grazien herumscharwenzelt, ist heute noch größer als sonst. Ich schaue an mir herunter und verschränke die Arme vor der Brust. Vielleicht hätte ich doch ein anderes T-Shirt anziehen sollen … Dann schüttle ich den Kopf: So weit kommt’s noch! Ich will schließlich nicht so werden wie Laura.

Nicht zu fassen, dass Laura bis vor einem halben Jahr meine beste Freundin war. Früher hat sie sich auch für andere Sachen als die neuesten Schminktipps aus der »Bravo Girl« interessiert, und man konnte ganz normal mit ihr reden. Zum Beispiel darüber, was wir später mal werden wollen. Im Kindergarten wollte ich Lokführerin werden, dann Astronautin und seit der sechsten Klasse Physikerin. Laura wollte schon immer Tierärztin werden. Sie hat regelmäßig nachmittags im Tierheim mitgearbeitet, und ich habe ihr oft dabei geholfen, die Hunde auszuführen. Außerdem hat sie ständig Bücher über Tiere und Tierkrankheiten gelesen und mir dann von den neuesten Methoden zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche berichtet. Aber seit sie sich mit den beiden Super-Tussis abgibt, scheint ihr Gehirn auf die Größe eines Abschminkpads geschrumpft zu sein.

Jetzt schaut sie zu mir rüber. Als ihr Blick meinem begegnet, guckt sie schnell wieder weg. Plötzlich habe ich einen Kloß im Hals. Ich schlucke ihn ärgerlich hinunter. Warum verschwende ich überhaupt noch einen Gedanken an die dumme Kuh? Ihr ist es ja sogar zu peinlich, mich zu grüßen. Wahrscheinlich würde sie sogar abstreiten, dass wir mal befreundet waren. Bloß, damit sie nicht aus der tollen Tussi-Bussi-Clique rausfliegt. Auf so eine Freundin kann ich verzichten!

Endlich wird der Zug über die Lautsprecher angekündigt, und allgemeine Hektik bricht aus. Ich frage mich ernsthaft, warum alle so ein Theater wegen der blöden Franzosen machen!

Als der Zug in den Bahnhof einfährt, wird mir allerdings auch etwas flau im Magen. Gleich werde ich sehen, mit wem ich mich die nächsten zehn Tage herumschlagen muss. Zeig dich, Renée Richard!

Doch zunächst einmal zeigt sich nur eine kleine, rundliche Frau mit schwarzen, kinnlangen Haaren, die aus dem Zug springt und Frau Hinrich um den Hals fällt. Aha, das ist bestimmt Mme. Dupont, die Lehrerin der Franzosen, mit der die Hinrich seit Urzeiten zusammen den Frankreich-Austausch organisiert. Die beiden tauschen unzählige Küsschen aus und kriegen sich vor lauter Wiedersehensfreude gar nicht mehr ein.

Inzwischen klettern die Franzosen nach und nach aus dem Zug. Die Mädchen schnattern aufgeregt durcheinander und sind offensichtlich genauso aufgeregt wie wir, während die Jungs versuchen, möglichst cool auszusehen.

Nachdem Mme. Dupont und Frau Hinrich lange genug Wiedersehen gefeiert haben, besinnen sie sich endlich auf ihre Lehrerinnenpflichten und sorgen dafür, dass jeder seinen Austauschpartner findet.

Ich schaue mir die französischen Mädchen an, die eng beieinanderstehen, nervös tuscheln und uns genauso fixieren wie wir sie. Das scheinen ganz schöne Gänse zu sein. Welche von ihnen wohl Renée ist? Etwa die kleine Blonde mit dem albernen Hut auf der Dauerwelle? Nein, die führt Mme. Dupont gerade zu Nadja. Na, das passt ja! Die beiden werden bestimmt viel Spaß miteinander haben.

Ob die dunkelhaarige Schönheit dahinten Renée ist? Auch nicht, sie gehört zu Laura.

»Welche ist denn nun unsere?«, fragt Nina und hüpft von einem Bein aufs andere. »Gleich sind ja schon alle weg!«

Tatsächlich haben die meisten inzwischen ihre Austauschpartner gefunden. Frau Hinrich schaut zu mir herüber, geht ihre Liste durch und fragt Mme. Dupont etwas, das ich nicht verstehen kann. Halleluja – meine Gebete wurden erhört! Renée ist nicht dabei!

Gerade, als sich ein riesengroßes Grinsen auf meinem Gesicht breitmacht, erscheint noch jemand in der Zugtür. Ein Typ mit dunklen Haaren, die unordentlich in alle Richtungen abstehen. Lederjacke, Jeans und als Gepäck ein kleiner Rucksack und ein großer Gitarrenkoffer. Er bleibt einen Moment oben in der Zugtür stehen und schaut sich um. Oh, là, là! – ich kann fast hören, wie die Herzen sämtlicher Mädchen in seinem Blickfeld höher schlagen. Die drei Grazien kriegen den Mund nicht mehr zu, fehlt nur noch, dass sie anfangen zu sabbern. Tja, hier haben wir offensichtlich ein waschechtes Exemplar des wohl bekannten französischen Herzensbrechers – und zwar von der übelsten Sorte. Das ist bestimmt so ein Typ, der an jedem Finger zehn Mädchen hat und sich deswegen supertoll vorkommt. Wie der schon guckt – so was von selbstgefällig und arrogant! Einfach widerlich! Zu welchem unserer Milchbubis Monsieur Schlafzimmerblick wohl gehört?

Plötzlich bleibt sein Blick an mir hängen. Er lächelt, steigt aus dem Zug und kommt direkt auf mich zu. Was soll das denn jetzt? Ich bin offensichtlich nicht die Einzige, die sich das fragt, denn die ganze Klasse verfolgt ungläubig die Szene.

Bevor ich auch nur die geringste Chance habe, darüber nachzudenken, was der Typ von mir will, steht er auch schon vor mir, stellt seine Gitarre auf den Boden, fasst mich an den Schultern und drückt mir vier Küsse auf die Wangen.

Spinnt der???

Ich werde knallrot und kriege kein Wort heraus. Der Typ grinst mich an, fährt sich mit der Hand durch die Strubbelhaare und sagt: »Salut, Julie! Je suis René Richard.«

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Kleiner Tippfehler – große Katastrophe

Erst als wir im Auto sitzen und nach Hause fahren, kann ich allmählich wieder einen halbwegs klaren Gedanken fassen. Ich stehe noch immer unter Schock. Ist ja auch kein Wunder, wenn sich direkt vor meinen Augen das Supermodel Renée Richard in einen René mit Dreitagebart und Lederjacke verwandelt. Habe ich vorhin gesagt, zehn Tage mit einem französischen Möchtegern-Model wären der absolute Albtraum? Falsch! Zehn Tage mit einem männlichen französischen Möchtegern-Model sind der absolute Albtraum!

Ehrlich gesagt wäre ich jetzt heilfroh, wenn hinten im Auto eine aufgestylte Franzosen-Tussi sitzen würde. Ich würde sogar liebend gerne all ihre tausend Koffer und Schminktäschchen ins Haus tragen und mich kein bisschen aufregen, wenn sie morgens Stunden im Bad verbringt. Na, ist das ein Angebot? Komm zu mir, Renée! Verschwinde, René!

Hoffnungsvoll schaue ich in den Rückspiegel. Natürlich haben meine Beschwörungen überhaupt nichts genützt – ich hatte leider noch nie eine magische Ader. Hinten sitzt immer noch Monsieur René und lässt sich von Nina ausfragen, die ihm natürlich vom ersten Moment an verfallen ist und ihm vermutlich die nächsten zehn Tage nicht mehr von der Seite weichen wird. Kann mir eigentlich nur recht sein, dann muss ich mich wenigstens nicht um ihn kümmern.

Außer mir scheint es niemanden zu stören, dass aus Renée plötzlich ein René geworden ist. Paps hat unserem neuen Familienmitglied am Bahnhof freundlich die Hand geschüttelt und nur gefragt, ob das sein ganzes Gepäck sei. Nina war sowieso gleich hin und weg, und Frau Hinrich fand das Ganze wohl auch noch komisch.

»Na, so was!«, hat sie kichernd gesagt, nachdem sie mit Mme. Dupont die Namenslisten durchgegangen war. »Da ist uns wohl ein kleiner Tippfehler auf der Teilnehmerliste unterlaufen. Kann ja mal passieren – die Vorbereitungen sind leider oft ziemlich hektisch. Aber ich bin mir sicher, dass sich Julia und René prima verstehen werden. Es ist doch bestimmt kein Problem für Sie, den jungen Herrn bei sich aufzunehmen, oder, Herr Jacoby?«

Natürlich hat mein Vater sofort versichert, dass das überhaupt kein Problem sei. Vielen Dank, Paps! Du musst dich schließlich auch nicht zehn Tage lang mit diesem Tippfehler herumschlagen, du kannst es dir den lieben langen Tag zwischen deinen staubigen Büchern gemütlich machen.

Und was ist mit mir? Mich hat natürlich niemand gefragt, ob ich vielleicht ein Problem mit dem jungen Herrn hätte.Das habe ich nämlich – und zwar ein ganz schön großes! Was soll ich denn mit so einem arroganten Typen anfangen? Der hat doch nichts als seine nächste Eroberung im Kopf – wahrscheinlich kann man kein einziges vernünftiges Wort mit ihm reden. Eine echte Zumutung!

Leider konnte ich aufgrund meines Schockzustands vorhin auf dem Bahnsteig weder einen klaren Gedanken fassen noch einen Ton herausbringen. Dabei hätten alle Mädchen aus meiner Klasse bestimmt liebend gerne mit mir getauscht. Ich denke mal, das wäre überhaupt die Lösung gewesen: Irgendeine Tussi aus meiner Klasse wäre mit René glücklich geworden, und ich hätte meine Ruhe gehabt. Aber jetzt ist es zu spät.

Wenigstens freut sich Nina über den Familienzuwachs. Sie ist total aufgekratzt und bombardiert René mit Fragen: »Wie alt bist du? Hast du Geschwister? Was sind deine Lieblingsfächer? Was willst du später mal werden? Wohnst du direkt in Paris? Hast du eine Freundin?«

Wenn sie so weitermacht, weiß sie alles über ihn, bevor wir zu Hause angekommen sind. Eigentlich interessiert mich der Typ ja überhaupt nicht, aber zwangsläufig kriege ich die eine oder andere seiner Antworten mit – und die bestätigen meine schlimmsten Befürchtungen: Er ist Einzelkind (also verwöhnt und egozentrisch), liest gerne (vermutlich Comics) und spielt in einer Band (kein Kommentar!). Nina bekommt bei dem Wort »Band« sofort leuchtende Augen, aber bevor sie das Thema vertiefen kann, ist die Fahrt zum Glück zu Ende.

»Da wären wir«, sagt Paps und steigt aus.

»Très joli«, bemerkt René mit einem Blick auf unser Haus, das eigentlich nicht besonders schön ist. Der Typ versucht doch nur, sich bei uns einzuschleimen! Mit der Tour kann er vielleicht Paps und Nina einwickeln, aber bei mir zieht das überhaupt nicht.

»Willst du mal mein Zimmer sehen?«, fragt Nina, als wir ins Haus gehen.

»Oui, sehr gerne«, antwortet René höflich (schleim, schleim!) und lässt sich von Nina die Treppe hinaufzerren.

Damit hat sich meine Schwester mal wieder geschickt vorm Tischdecken gedrückt, aber heute stört mich das ausnahmsweise kein bisschen. Wenn ich dafür eine Weile Ruhe vor dem französischen Gequatsche habe, decke ich liebend gerne selbst den Tisch.

»Na, das scheint doch ein ganz netter Junge zu sein, was, Julchen?«, meint Paps, als ich mit einem Stapel Teller ins Esszimmer komme. »So höflich. Und er spricht wirklich sehr gut Deutsch, findest du nicht?«

»Geht so«, brumme ich widerwillig. Ich hab’s ja gewusst – dieser Blödmann René hat Paps tatsächlich schon mit seinem schleimigen Getue um den Finger gewickelt. Sein Deutsch ist allerdings wirklich ganz beachtlich. Abgesehen von diesem fürchterlichen französischen Akzent. Aber wenigstens muss ich mir dann nicht die ganze Zeit auf Französisch einen abbrechen.

Als ich gerade die Salatschüssel auf den Tisch stelle‚ kommen Nina und René in die Küche.

»Je peux t’aider?«, fragt René und lächelt mich an. Die Höflichkeit in Person – aber ich weiß ja, dass das alles nur Theater ist.

»Er fragt, ob er dir helfen kann«, übersetzt Nina.

»Danke, das hab ich gerade noch selbst verstanden«, antworte ich genervt. »Außerdem bin ich schon fertig, wir können essen.«

Als wir am Tisch sitzen, macht Paps eine Flasche von seinem guten Rotwein auf. »Zur Feier des Tages«, sagt er und schenkt René ein. »Schließlich müssen wir doch auf unseren Gast anstoßen.«

»Kriege ich auch Wein?«, fragt Nina.

»Ich glaube nicht, dass dir Wein schmeckt«, sagt Paps. »Aber von mir aus kannst du gerne einen winzigen Schluck probieren.«

Als Paps mir einschenken will, halte ich die Hand über mein Glas. »Danke, aber ich trinke lieber Wasser«, sage ich und gieße mir demonstrativ Mineralwasser ein. Das Letzte, worauf ich jetzt Lust habe, ist, Renés Ankunft auch noch feierlich zu begießen. Mir ist wirklich überhaupt nicht nach Feiern zumute!

Aber Paps und Nina stoßen mit René an, und Nina verzieht angewidert das Gesicht, nachdem sie getrunken hat.

»Iiih, das schmeckt ja total eklig!«, kreischt sie und stopft sich schnell eine Scheibe Käse in den Mund. Paps und René lachen.

Ich verdrehe die Augen. Das ist mal wieder typisch: Nina benimmt sich daneben, und alle finden das total witzig.

»Ich hab dir ja gleich gesagt, dass du den Wein nicht magst«, sagt Paps und trinkt Ninas Glas leer. »Deine Geschmacksnerven sind noch nicht reif für so einen edlen Tropfen.«

»Ça ne fait rien, Nina«, sagt René und klopft meiner Schwester beruhigend auf den Rücken. »Mach dir nichts draus. Als ich so alt war wie du, mochte ich auch noch keinen Wein. Übrigens ist das wirklich ein sehr guter Jahrgang, Monsieur Jacoby!«

Paps strahlt. Wer seinen Wein lobt, ist für ihn automatisch ein guter Mensch. Monsieur René entwickelt sich vom Schleimer zum Oberschleimer.

Jetzt hat sich auch Nina von ihrer kleinen Showeinlage wieder erholt und nimmt die Unterhaltung in die Hand.

»René hat mir von seiner Band erzählt«, brabbelt sie los. »Die ist total berühmt in Paris und hat ganz viele Fans!«

Du meine Güte, ein Oberangeber ist er also auch noch. Und er weiß natürlich ganz genau, womit er kleine Mädchen beeindrucken kann. Aber jetzt winkt er bescheiden ab – ganz der schüchterne Künstler.

»Non, non«, sagt er und streicht sich verlegen durchs Haar. Das wirkt richtig echt, die Nummer muss er oft geübt haben. »Wir hatten erst ein paar Auftritte bei Schulfesten in unserer Sporthalle. Da kennt uns natürlich jeder, und das Publikum ist deshalb sehr nett.«

Kann ich mir lebhaft vorstellen. Wahrscheinlich ist das irgendeine unerträgliche Krach-Musik mit hirnlosen Texten. Aber Hauptsache, es reicht, um nach jedem Konzert ein anderes Mädel abzuschleppen.

»Und du bist der Gitarrist?«, fragt Nina und schaut René bewundernd an.

»Oui«, antwortet er. »Und ich singe auch. Wir spielen alle möglichen französischen Hits nach. Aber irgendwann würde ich gerne eigene Stücke spielen. Ein paar Songs habe ich schon geschrieben.«

»Wow«, haucht Nina und vergisst ganz, von ihrem Brot abzubeißen. »Ist ja irre. Tretet ihr hier auch mal auf?«

René schüttelt den Kopf. »Non. Die anderen aus der Band sind nicht mit nach Deutschland gefahren. Der eine ist mein Cousin Gerard, er spielt Bass. Der Schlagzeuger ist ein Freund von uns beiden, er heißt Pascal. Mais à quoi t’interesses-tu, Julie?«

Aha, Monsieur meint offenbar, er müsse jetzt mal ein bisschen Interesse an seiner Austauschpartnerin heucheln. Aber bevor ich antworten kann, quatscht Nina schon wieder dazwischen.

»Ach, Julia ist voll langweilig«, klärt sie René auf. »Die interessiert sich nur für ihren blöden Physikkram.«

»Meine Forschungsreihe zur Tropfenbildung ist alles andere als langweilig oder blöd«, fahre ich meiner Schwester über den Mund. »Aber es würde wahrscheinlich nicht viel bringen, euch die Zusammenhänge zu erklären. Die würdet ihr nämlich sowieso nicht kapieren!«

»Blöde Kuh«, schreit Nina. »Du und deine bescheuerten Tropfen! Das will doch keiner wissen!«

»Umso besser«, schreie ich zurück. »Physik ist nämlich nichts für hirnlose Idioten!«

»Na, na«, sagt Paps beschwichtigend und nimmt sich noch eine Portion Salat. »Deswegen müsst ihr doch nicht so laut werden, Mädchen.«

Nina und ich gucken uns böse an, und René sieht etwas verwirrt aus. Na ja, besser, er gewöhnt sich gleich an unseren Umgangston, bei Nina und mir wird’s nämlich öfter mal etwas lauter.

»Wahrscheinlich hast du recht«, sagt René nach einer Schrecksekunde. »Ich bin wirklich nicht besonders gut in Physik. Aber wenn du mir diese Tropfensache mal in Ruhe erklärst, kapier ich es vielleicht doch.«

»Mal sehen«, murmele ich abweisend.

Das hat mir gerade noch gefehlt! Einer Physik-Niete die höheren Zusammenhänge der Chaostheorie erklären. Ich kann meine Zeit wirklich sinnvoller verbringen. Außerdem interessiert ihn das doch in Wirklichkeit nicht die Bohne, er will sich nur einschleimen.

»Julia ist ein richtiges Mathe- und Physikgenie«, sagt Paps stolz. »Ich weiß gar nicht, von wem sie das hat. Von mir jedenfalls nicht, mich machen Zahlen nervös …«

Jetzt sieht Paps etwas bekümmert aus. Er denkt bestimmt gerade an seine Geschäftsbücher, in denen totales Chaos herrscht. Buchführung ist für ihn der reine Horror, und jedes Jahr kriegt er deswegen Ärger mit dem Finanzamt.

»Ich bin gut in Sport«, wirft Nina mit vollem Mund ein und spuckt dabei ein paar Brotkrümel auf die Tischdecke. »Im Schwimmverein bin ich die Beste im Rückenschwimmen. Schwimmst du gerne?«

»Oui«, antwortet René. »Aber ich bin bestimmt nicht so schnell wie du.«

»Prima, dann machen wir ein Wettschwimmen!«, ruft Nina begeistert. »Papa, darf ich am Wochenende mit René ins Freibad?«

»Das geht nicht«, sage ich schnell. »Am Samstag ist der Schulausflug zu den Hünengräbern, und Sonntag muss ich die Auswertung für Physik machen.«

»Na und?«, meint Nina schnippisch. »Dann geh ich eben mit René alleine. Das ist sowieso viel lustiger.«

Bevor die Situation wieder außer Kontrolle geraten kann, klingelt das Telefon im Flur. Schnell springe ich auf. Sollen die doch von mir aus das ganze Wochenende verplanen – Hauptsache, sie lassen mich damit in Ruhe!

»Julia Jacoby«, sage ich in den Hörer.

»Hallo, Julia, mein Schatz! Wie schön, dich mal wieder zu hören«, quietscht eine hohe Stimme, die mich stark an Nina erinnert. Meine Mutter!

»Hallo, Barbara«, sage ich frostig. Seit meine Mutter uns verlassen hat, habe ich mir abgewöhnt, sie Mama zu nennen. Irgendwie passt das nicht mehr.

»Ich geb dir Nina«, füge ich sofort noch hinzu und nehme schnell den Hörer vom Ohr, bevor meine Mutter mich in ein Gespräch verwickeln kann.

Nina kommt schon angerannt und reißt mir den Hörer aus der Hand.

»Hallo, Mama«, sprudelt sie los, »… was? Nein, wir essen gerade Abendbrot. Ja, Julias Franzose ist heute angekommen, und stell dir vor, es ist gar kein Mädchen, sondern ein Junge. Er heißt René und ist supernett. Und er spielt Gitarre in einer Band …«

Während Nina sich ausführlich über Super-René auslässt, gehe ich wieder ins Esszimmer und fange an, den Tisch abzuräumen. Mein Vater hat René inzwischen in ein Gespräch über Literatur verwickelt – sein Lieblingsthema. Er schwärmt von seinen alten Büchern, und ich kann mir ein gewisses schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen, während ich die Teller aufeinanderstaple. Wenn mein Vater über seine Bücher redet, ist er so schnell nicht zu bremsen. Jetzt kann René zeigen, wie gut er zuhören kann. Die meisten Leute werden spätestens nach einer halben Stunde Monolog unruhig und lassen sich irgendetwas einfallen, um das Gespräch zu beenden.

Doch während ich in der Küche die Geschirrspülmaschine einräume, höre ich mit wachsendem Erstaunen, dass René ab und zu eine Bemerkung fallen lässt, die sich nach echtem Interesse anhört. Oder zumindest nach sehr gut geheucheltem Interesse. Auf jeden Fall lässt René kein Zeichen von Ermüdung oder Langeweile erkennen. Als ich die Salatschüssel aus dem Esszimmer hole, sind die beiden immer noch ins Gespräch vertieft, und René sagt gerade: »Sie haben tatsächlich die Erstausgabe von 1896? Wahnsinn! Das ist ja eine echte Rarität …«

Ich halte Ausschau nach einem klitzekleinen Gähnen oder einem gezwungenen Lächeln auf Renés Gesicht, nach irgendetwas, das ihn und seine Heuchelei verrät – aber ich kann nichts entdecken. Vielleicht hätte er lieber über eine Karriere als Schauspieler nachdenken sollen, statt schlechte Musik zu machen. Er hat ohne Zweifel einige Begabung!

Gerade, als ich in der Küche fertig bin, kommt Nina wieder ins Esszimmer getänzelt und lässt sich mit einer mehr oder weniger eleganten Pirouette auf ihren Stuhl fallen – perfektes Timing, wie immer.

»Schöne Grüße von Mama«, ruft sie und unterbricht damit Paps’ Erklärungen zu der Erstausgabe von 1896. »Jacques hat ein neues Segelboot, das ist viel größer und schöner als das alte. Damit können wir in den Sommerferien nach Korsika segeln, hat Mama gesagt. Das wird super! Das Boot ist groß genug für sechs Leute. Wenn wir wollen, können wir sogar jeder eine Freundin mitbringen, Julia – klasse, was?! Ich weiß bloß noch nicht, wen ich fragen soll … Eigentlich ist ja Caro im Moment meine beste Freundin, aber die ist manchmal so zickig. Mit Maike ist es immer superlustig, aber wir sind seit gestern zerstritten. Na ja, bis zu den Sommerferien werden wir uns vielleicht wieder vertragen …«

»Wie oft soll ich es eigentlich noch sagen, bis Barbara und du es endlich mal kapieren: Ich bleibe hier!«, unterbreche ich die Überlegungen meiner Schwester. »Ich bin im letzten Sommer nicht zu ihr gefahren und im vorletzten auch nicht – und ich werde auch in diesem Jahr meine Sommerferien nicht in ihrer protzigen Villa verbringen und mich von ihrem schleimigen Lover vollquatschen lassen!«

Ich merke, wie ich knallrot anlaufe. Mist, das passiert mir immer, wenn ich wütend werde. Aber Ninas Begeisterung fällt mir einfach total auf den Wecker. Der braucht man nur mit einem blöden Segelboot vor der Nase herumzuwedeln, und schon ist sie Feuer und Flamme. Wie kann man sich nur so leicht einwickeln lassen? Außerdem könnte sie ja auch mal etwas Rücksicht auf Paps’ Gefühle nehmen …

Aber natürlich lässt Nina auch jetzt nichts auf ihre geliebte Mama und den tollen Jacques kommen.

»Jacques ist überhaupt nicht schleimig«, plärrt sie entrüstet los. »Er ist total nett. Letztes Jahr sind wir schnorcheln gegangen, und dieses Jahr machen wir vielleicht einen Tauchkurs. Du bist ja nur neidisch, weil deine Sommerferien immer total öde sind!«

»So ein Quatsch!«, entgegne ich und versuche, nicht auszurasten. »Ich bleibe tausendmal lieber mit Paps hier, als mit diesem Fiesling irgendwelche Tauchkurse zu machen. Außerdem langweile ich mich kein bisschen!«

Na ja, das stimmt zwar nicht ganz, aber was soll’s …

»Jetzt beruhigt euch mal wieder«, schaltet sich Paps ein. »Es zwingt dich ja keiner, deine Mutter zu besuchen, Julchen. Und ich freue mich natürlich, wenn ich den Sommer über etwas Gesellschaft habe. Andererseits würde sich deine Mutter sicherlich auch sehr freuen, dich einmal wieder zu sehen – immerhin ist es jetzt schon drei Jahre her …«

»Na und?«, sage ich patzig. »Sie ist schließlich diejenige, die abgehauen ist und uns im Stich gelassen hat, nicht ich. Das hätte sie sich vorher überlegen müssen …«

Eigentlich hängt mir dieses Thema total zum Hals raus. Nina und ich haben uns schon so oft wegen Barbara in den Haaren gelegen, und nie kommt etwas dabei heraus. Meine Mutter schafft es, selbst in ihrer Abwesenheit Unfrieden zu stiften. Aber ich will mich jetzt nicht auch noch mit Paps wegen ihr streiten – er leidet sowieso am meisten darunter, dass sie abgehauen ist. Auch wenn er es nicht so zeigt …

In die plötzliche Stille hinein ertönt ein verlegenes Hüsteln. René – den hatte ich ehrlich gesagt für einen Moment komplett vergessen. Er sieht auf einmal gar nicht mehr so selbstsicher und arrogant aus, sondern macht einen leicht verunsicherten Eindruck.

Tja, wahrscheinlich hat er erwartet, dass in einer deutschen Familie immer alles total super läuft und alle nett zueinander sind – aber da muss ich ihn leider enttäuschen. Zumindest weiß er jetzt gleich, was bei uns los ist. Und dafür war dieser Abend doch auch gedacht, oder? Laut Programm von Frau Hinrich sollte der erste Abend »im Kreis der Familie verbracht werden, um ein erstes Kennenlernen zu ermöglichen«. Kennengelernt hat René unsere Familie jetzt in der Tat, wahrscheinlich besser, als ihm lieb ist …

Bevor die Stille noch peinlicher wird, schaltet sich Nina ein, die immer für einen überraschenden Themenwechsel zu haben ist.

»Hey, René!«, ruft sie und schielt zu dem Gitarrenkoffer hinüber, der auf dem Flur steht. »Spiel uns doch mal eins von deinen Liedern vor!«

Na, das hat ja gerade noch zu einem gemütlichen und harmonischen Abend im Familienkreis gefehlt! Warum singen wir nicht gleich alle zusammen ein Liedchen?

Wenn René sich wenigstens ein bisschen zieren würde, wie sich das für einen sensiblen Künstler gehört! Aber nein – er springt sofort auf und holt seine Gitarre. Wahrscheinlich ist er erleichtert, dass wir uns gerade mal fünf Minuten lang nicht anschreien.

»Jetzt lass doch den armen René in Ruhe«, sage ich zu Nina. »Er ist bestimmt viel zu erschöpft von der langen Reise, um uns jetzt auch noch was vorzusingen. Vielleicht will er lieber ins Bett gehen und sich etwas ausruhen …«

»Mais non, ich bin gar nicht müde«, entgegnet René und macht damit meine gut gemeinten Versuche, ihn vom Singen abzuhalten und diesen unerfreulichen Abend zu beenden, zunichte. »Außerdem strengt mich das Singen überhaupt nicht an. Im Gegenteil, meistens werde ich davon erst richtig wach!«

Na prima, das sind ja tolle Aussichten – wahrscheinlich sitzen wir morgen früh immer noch hier, während Monsieur René ein Liedchen nach dem anderen trällert. Das ist definitiv zu viel für mich, der Tag war so schon stressig genug.

»Äh, ich muss noch Mathe zu Ende machen, hab ich doch glatt vergessen …«, murmele ich und stehe auf.

»Mensch, du kannst doch jetzt nicht abhauen«, jault Nina entrüstet. »René singt uns gleich was vor!«

»Ja, das würde ich auch wahnsinnig gerne hören, aber leider …«, sage ich und zucke bedauernd mit den Schultern.

Paps hat sich noch ein Glas Wein eingeschenkt und lehnt sich entspannt zurück. Ihm scheint die Aussicht auf ein wenig Gutenachtmusik zu gefallen. »Jetzt bleib doch noch ein bisschen bei uns sitzen«, sagt er. »Wenigstens für ein Lied.«

Seufzend setze ich mich wieder hin, während René seine Gitarre stimmt. Hoffentlich spielt er nicht gleich irgendeine Heavy-Metal-Nummer – wobei das vielleicht gar nicht so schlecht wäre. Zertrümmern die da nicht am Schluss immer ihre Instrumente? Dann würden wir wenigstens von weiteren Hauskonzerten verschont bleiben.

Aber René zupft erst nur ganz leise an den Saiten, bevor die Melodie etwas lauter und schneller wird. Wie Heavy-Metal hört sich das eigentlich nicht an. Klingt sogar irgendwie ganz nett. Ich muss zugeben, dass er wirklich recht gut spielt – soweit ich das beurteilen kann. Leider bin ich nicht besonders musikalisch. Als ich fünf war, habe ich fast meine Blockflötenlehrerin in den Wahnsinn getrieben. Sie ist dann irgendwann weggezogen, ohne sich von mir zu verabschieden. Ich habe nie erfahren, ob ich der Grund für ihren plötzlichen Umzug war …

Jetzt fängt René an zu singen. Auch nicht so schlimm, wie ich befürchtet habe. Seine Stimme klingt etwas rau, aber er kann einen Ton halten, das höre sogar ich. Ich merke, dass ich unwillkürlich mit dem Fuß mitwippe, und höre sofort wieder damit auf. Nicht, dass der Typ sich noch was einbildet, so toll ist sein Auftritt nun auch wieder nicht.

Nina fängt an, im Rhythmus mitzuklatschen. Beim zweiten Mal kann sie schon den Refrain mitsingen – im Gegensatz zu mir ist sie ziemlich musikalisch. Sogar Paps wippt mit dem Kopf und brummt leise die Melodie mit. Die beiden sind so leicht zu beeindrucken!

Nach dem ersten Lied nimmt René fröhlich grinsend den tosenden Applaus meiner Familie entgegen – ich klatsche nur ganz kurz und aus reiner Höflichkeit. Monsieur René lacht sich jetzt sicherlich ins Fäustchen, weil seine Singerei hier genauso super ankommt wie in Paris. Wahrscheinlich denkt er, er kann sich jetzt alles leisten, weil wir ihn so toll finden. Aber nicht mit mir!

Bevor Nina in stundenlange Begeisterungsstürme ausbrechen kann, sage ich: »Tut mir leid, Leute, aber ich bin total fertig. Ich leg mich jetzt hin.«

Genau das brauche ich jetzt: meine Ruhe. Ich will einfach die Tür hinter mir zumachen und mit niemandem mehr sprechen müssen …

»Wo soll René denn eigentlich schlafen?«, fragt Nina.

Gute Frage. Daran hab ich noch gar nicht gedacht. Eigentlich hatte ich unser Gäste-Klappbett in mein Zimmer gestellt – aber das war für Renée gedacht und nicht für René. Mit diesem Typen in einem Zimmer schlafen? Nur über meine Leiche! Der kann von mir aus in seinem Gitarrenkasten pennen!

»René darf gerne bei mir schlafen«, bietet Nina großzügig an. »Dann kann er mir auf der Gitarre etwas vorspielen, bis ich eingeschlafen bin.«

»Nein, nein, das machen wir anders«, sagt Paps. »Das Beste wird sein, wenn du zu Nina ziehst, Julchen, und René dein Zimmer überlässt. Wenn wir alle etwas zusammenrücken, kriegen wir das schon hin.«

Zehn Tage lang mit Nina in einem Zimmer? Auf dem blöden Klappbett? Und René in meinem schönen, großen Zimmer? In meinem schönen, gemütlichen Bett? Das überleb ich nicht! Ich hole gerade tief Luft, um Paps zu sagen, was ich von seinem Vorschlag halte, da kommt Nina mir zuvor.

»Auf keinen Fall!«, kreischt sie. »Ich teil doch nicht zehn Tage lang mein Zimmer mit der blöden Kuh. Kann René nicht bei mir wohnen?«

Ehrlich gesagt würde mir die Variante auch besser gefallen. Aber Paps bleibt hart.

»Ihr werdet euch schon vertragen«, sagt er zu Nina und mir. »Und René will schließlich auch mal seine Ruhe haben.«

Na toll, und was ist mit mir? Ich brauche auch ab und zu meine Ruhe, und zwar ganz besonders jetzt in diesem Moment! Aber das interessiert mal wieder keinen.

Ich merke, dass Paps’ Entschluss feststeht, und verzichte deshalb auf weiteren Protest. René scheint es unangenehm zu sein, dass wir uns jetzt auch noch seinetwegen streiten, er murmelt etwas wie »Bitte keine Umstände«. Tja, zu spät!

Eine halbe Stunde später liege ich auf dem Klappbett in Ninas Zimmer und versuche, eine halbwegs angenehme Position zum Schlafen zu finden. Wahrscheinlich habe ich in zehn Tagen ein ernsthaftes Rückenproblem.

Als ich gerade die Augen schließe und mich über die himmlische Ruhe freue, kommt Nina aus dem Badezimmer und hüpft in ihr Bett. Leider ist sie nicht sehr nachtragend und scheint unsere Streitereien von vorhin schon wieder vergessen zu haben.

»Und – wie findest du René?«, fragt sie aufgekratzt. »Also ich find ihn einfach super. Und wie der singen kann …«

Das einzig Gute an Nina ist, dass sie nie eine Antwort erwartet. Also ziehe ich mir die Decke über den Kopf und lasse mich von Ninas Geblubber langsam in den Schlaf lullen.

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Algebra und schlechte Laune

Am nächsten Morgen habe ich höllische Rückenschmerzen und verfluche das blöde Klappbett. Ich mache erst mal ein paar Dehnübungen, bevor ich ins Badezimmer schlurfe. Nina putzt sich gerade die Zähne – ein Glück, dann kann sie mich wenigstens nicht gleich wieder vollquatschen.

Ich erinnere mich dunkel daran, dass ich irgendwas von meiner Mutter geträumt habe, die singend auf einem Segelboot stand – völlig verrücktes Zeug. Gähnend stelle ich mich unter die Dusche und drehe das heiße Wasser auf. Als ich mich gerade wohlig unter der warmen Dusche rekele, stellt Nina das Wasser am Waschbecken an, und die Dusche wird mit einem Schlag eiskalt. Ich stoße einen Schrei aus, der jeden Horrorfilm-Regisseur begeistern würde. Paps klopft an die Badezimmertür und fragt, ob alles in Ordnung ist. Nichts ist in Ordnung! Aber das Wasser ist so kalt, dass meine Atmung kurzzeitig aussetzt und ich kein Wort herauskriege.

Bevor ich Nina umbringen kann, ist sie schon kichernd aus dem Badezimmer geflüchtet. Ich werfe ihr einen nassen Waschlappen hinterher, der sie aber leider knapp verfehlt. Na ja, wenigstens bin ich jetzt wach.

Als ich etwas später in die Küche komme, sitzt René schon am Tisch und betrachtet skeptisch das Müsli, das Paps vor ihn hingestellt hat.

»Morgen«, brumme ich und lasse mich auf meinen Stuhl plumpsen. Ich bin morgens nicht besonders gesprächig und will einfach nur in Ruhe gelassen werden und mein Müsli essen.

René dagegen scheint der geborene Frühaufsteher zu sein. Er sieht, ganz im Gegensatz zu mir, ausgeschlafen und putzmunter aus und ignoriert mein Ruhebedürfnis komplett, indem er versucht, mir eine Unterhaltung aufzuzwingen. »Bonjour, Julie! Hast du gut geschlafen?«

»Geht so«, nuschle ich, schütte Milch über mein Müsli und nehme schnell einen Löffel voll, um nichts mehr sagen zu müssen.

»Dein Bett ist wirklich sehr bequem, vielen Dank noch mal«, quatscht René weiter.

Dazu sage ich jetzt besser nichts! Ich werfe René nur einen bitterbösen Blick zu und strecke meinen schmerzenden Rücken.

»Aber eure Decken sind komisch, sie rutschen nachts immer weg«, fährt René fort. »Bei uns sind sie unter der Matratze festgesteckt.«

»Stimmt, das ist bei Mama und Jacques auch so«, mischt sich Nina ein.

Ich habe wirklich keine Lust, mich am frühen Morgen mit den unterschiedlichen Schlafgewohnheiten von Deutschen und Franzosen auseinanderzusetzen, aber Nina wechselt sowieso schon wieder das Thema.

»Magst du das Müsli nicht, René?«, fragt sie. »Du kannst auch Obst reintun – willst du eine Banane?«

»Non, merci«, wehrt René ab. Er rührt tatsächlich die ganze Zeit schon etwas lustlos in seiner Schale herum. »Das ist sehr gut. Nur etwas ungewohnt für mich.«

Um uns zu beweisen, wie lecker er das Müsli findet, nimmt er gleich einen großen Löffel voll. Darauf kaut er dann stundenlang herum – richtig begeistert sieht er nicht aus. Tja, andere Länder, andere Sitten.

»Morgen hole ich dir Croissants«, schlägt Nina vor. »Die magst du doch bestimmt, oder?«

»Schon, aber das ist wirklich nicht nötig«, wehrt René ab. Die Rolle des Höflichen hat er echt gut drauf.

»Mach dir keine Sorgen«, sage ich. »Nina ist sowieso viel zu faul, um morgens zum Bäcker zu laufen. Die weiß noch nicht mal, wo der nächste Bäcker ist.«

»Weiß ich wohl!«, ruft Nina entrüstet.

Bevor ich etwas entgegnen kann, wirft Paps, der bisher hinter seiner Zeitung versteckt war, einen Blick auf die Uhr. »Ihr müsst los, Kinder«, sagt er.

Ich schlucke schnell den letzten Löffel Müsli hinunter. René lässt erleichtert seine noch halb volle Schale stehen und steht auf.

»Kann René dein Fahrrad nehmen?«, frage ich Paps, während ich meine Jeansjacke überziehe. Paps’ Laden ist nur ein paar Straßen von unserem Haus entfernt, und meistens geht er zu Fuß dorthin.

»Natürlich«, antwortet er und sucht in der Küchenschublade nach dem Fahrradschlüssel.

»Fahrrad?«, fragt René und sieht mich völlig entgeistert an. »Aber ich kann nicht Fahrrad fahren!«

Nina kichert, und auch ich muss unwillkürlich grinsen. Hätte nicht gedacht, dass René auch witzig sein kann. Wie schon gesagt, an ihm ist ein Schauspieler verloren gegangen – seine Verblüffung wirkt total echt.

»Scherzbold«, sage ich. »Komm jetzt, wir müssen los.«

»Aber das ist kein Scherz«, erwidert René. »Ich bin wirklich noch nie Rad gefahren.«

Jetzt übertreibt er es ein bisschen. Einen guten Witz sollte man nicht zu sehr in die Länge ziehen.

»So ein Quatsch«, sage ich. »Jedes Kind kann Rad fahren.«

»Nicht in Paris«, entgegnet René. »Für Kinder ist das sowieso viel zu gefährlich bei all dem Verkehr. In Paris geht man zu Fuß, oder man fährt mit der Metro. Tut mir leid.«

Der scheint das tatsächlich ernst zu meinen. Das darf doch nicht wahr sein! Ich glaube, ich kenne niemanden, der älter als fünf Jahre ist und nicht Rad fahren kann. Auch Nina sieht René ungläubig an.

»Du kannst echt nicht Rad fahren?«, fragt sie. »Krass!«

»Und wie sollen wir jetzt zur Schule kommen?«, überlege ich.

»Tja, da müsst ihr wohl laufen«, meint Paps. »Dann würde ich mich aber an eurer Stelle beeilen, es ist schon Viertel vor acht!«

»Was?«, rufe ich erschrocken. »Das schaffen wir nie!«

Ich schnappe mir meine Schultasche und rase aus dem Haus. Ich hasse es, zu spät zur Schule zu kommen und von allen angestarrt zu werden! Der erste Schultag mit René fängt ja wirklich super an. Apropos René – wo steckt der überhaupt? Ich werfe einen Blick über meine Schulter und entdecke ihn ein Stück hinter mir. Mein rasanter Aufbruch hat ihn wohl etwas überrascht.

»Beeil dich!«, rufe ich ihm zu. »In zehn Minuten klingelt es zur ersten Stunde.«

Als René mich gerade eingeholt hat, fährt Nina auf ihrem Fahrrad an uns vorbei. Sie klingelt fröhlich, als sie uns überholt, und ruft: »Bei dem Tempo schafft ihr es nie rechtzeitig zur ersten Stunde!«

Da hat sie allerdings recht. Ich beschließe, einen kleinen Dauerlauf einzulegen – soll ja gesund sein am Morgen. Ich renne los, bin allerdings nach ungefähr hundert Metern schon völlig aus der Puste. Das kommt davon, wenn man den Sportunterricht für komplette Zeitverschwendung hält und seine körperliche Ertüchtigung völlig vernachlässigt.

René scheint etwas fitter zu sein als ich. Er läuft neben mir her und feuert mich an: »Vite, Julie, nicht stehen bleiben! Gleichmäßig atmen!«

Hält der sich etwa für meinen Fitnesstrainer? Ich schnaufe wie ein Walross mit Asthma – wie soll ich da, bitte schön, gleichmäßig atmen?

Als wir endlich an der Schule ankommen, hat es natürlich schon längst geklingelt. Der Schulhof liegt verlassen da, nur der Hausmeister läuft mit einem Besen durch die Gegend.

Ich muss erst mal verschnaufen und lasse mich auf eine Bank neben dem Haupteingang fallen. Auf die paar Minu