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»Die Guten gehn im gleichen Schritt.
Ohne von ihnen zu wissen, tanzen
die andern um sie die Tänze der Zeit.«

Franz Kafka, Oktavheft G (II,2)

 

Vorwort

Auch er versuchte wohl, Russland zu verstehen, Winston Churchill: »Es ist ein Rätsel innerhalb eines Geheimnisses, umgeben von einem Mysterium«, sagte er vor über 70 Jahren. Merkwürdig aktuell seine Worte.

Russland – ein Rätsel, ein Geheimnis, ein Mysterium? Im Jahr 2015 jedenfalls scheint Russland ein Land, vereinsamt in der Welt, weder Ost noch West, einmal wieder außerhalb der Zeit stehend. Nach der Landnahme der Krim und der Anzettelung eines unerklärt-erklärten Krieges im Südosten der Ukraine ist die europäische Friedensordnung erschüttert. Europa, selbst zunehmend geschwächt und verunsichert, muss sich einer gefährlichen Herausforderung stellen: Denn dieses neue Russland – es ist Putins Russland – versteht sich als revisionistische Ordnungsmacht auf einem eigenen, eurasischen Kontinent, als moralischer und politischer Gegenpol mit eigener, zivilisatorischer Mission in Abkehr vom Westen. Unter russischer Revision die Charta von Paris, jene gemeinsame Verpflichtung, 1990 von Michail Gorbatschow unterzeichnet, mit der eine Ära des Friedens beginnen sollte: »Nun ist die Zeit gekommen, in der sich die jahrzehntelang gehegten Hoffnungen und Erwartungen unserer Völker erfüllen: unerschütterliches Bekenntnis zu einer auf Menschenrechten und Grundfreiheiten beruhenden Demokratie, Wohlstand durch wirtschaftliche Freiheit und soziale Gerechtigkeit und gleiche Sicherheit für alle unsere Länder.«

Jetzt ist nichts mehr, wie es war.

Seit gut 25 Jahren versuche ich, mich Russland und seinen Menschen zu nähern; wie dankbar ich für ihre Freundschaft bin. Viele Jahre war ich in Russland zuhause. Ich erlebte den Zusammenbruch der Sowjetunion, teilte Ängste, die Hoffnungen eines Aufbruchs. Ich durfte dieses weite Land bereisen, den Spuren seiner Geschichte folgen. Die Steinwüsten der ostsibirischen Kolyma, Ruinen der Todeslager des Archipel GULAG. Die Keller des KGB in der Moskauer Ljubjanka, letzte Zeugnisse der Opfer des Terrors, in Zehntausenden Pappordnern abgelegt. Die Veteraninnen des Großen Krieges, in winzigen Flugzeugen aus Sperrholz und Stoff flogen sie Angriffe gegen die Deutschen; den Heldengeschichten der Männer glaubten sie nie. Die archaische Schönheit entlang der Ufer der mächtigen Flüsse; Flieder, im Mondlicht leuchtend. Die Eisstürme des hohen Nordens; heißer, süßer Tee. Die ökologischen Katastrophenzonen der Industriegebiete mit ihren müde geschufteten Menschen, ihre Würde bewahrend. Präsident Michail Gorbatschow, wie dem Mann des Friedens die Macht entglitt. Die Tage des Putsches im August 1991, zum ersten Mal leisteten die Menschen demokratischen Widerstand. Im Kreml mit Präsident Boris Jelzin, ein trunkener Zar. Zuhause bei Präsident Wladimir Putin – Gespräche über Reformen und Demokratie mit diesem verkanteten, misstrauischen Mann, der nun die letzte Runde des Kalten Krieges neu ausfechten will. Glanz und Glamour seiner Politik der wirtschaftlichen Stabilisierung. Milliardäre, Oligarchen. Die Demonstrationen des »anderen Russland« 2011, weiße Schleifen an Winterjacken. Bürgerrechtler und Journalisten, der gefährlichen Suche nach Wahrheit verpflichtet. Und heute: Ein Land, das zur Festung wird, sich von inneren Feinden bedroht, von äußeren Feinden umzingelt wähnt. Ein Klima der Angst und unterdrückter Wut.

25 Jahre. Es gab eine kurze Zeit des Aufbruchs, in der man glaubte, die Freiheit würde morgen anbrechen, allein auf Hoffnungen und Träumen gebaut. Doch zu groß die Wucht gesellschaftlicher Verwüstungen, zu kurz für viele die Zeit, um sich von der Last dieses schrecklichen russischen Mythos zu befreien: Dass nur Elend und Unglück, unsagbar große Opfer und übermenschliches Heldentum Russland groß und mächtig machen können.

Im Umgang mit Putins Russland gilt es mehr denn je, den Blick zu schärfen, sich von Wunschdenken und Illusionen zu verabschieden. Es gilt, die komplexen Entwicklungen zu beschreiben, die zur Zäsur des Jahres 2014 führten; die strategischen Interessen der Akteure in Ost und West, Missverständnisse, Widersprüche, realpolitische Sollbruchstellen. Dies betrifft etwa angeblich gebrochene Versprechen im Prozess der Wiedervereinigung Deutschlands sowie der Nato-Osterweiterung. Es betrifft auch die Geschichte eines wieder zu entdeckenden Landes mit brüchiger Identität, das nun zum Testfall für Europa wird: die Ukraine. Vor allem aber gilt es, ohne Dämonisierungen jenen entscheidenden Wandel in Russland selbst nachzuvollziehen, der spätestens 2012 mit der Wiederwahl Präsident Putins begann und sich als »Putinismus« manifestiert: ein zunehmend repressives autoritäres Herrschaftssystem, allein den Interessen eines kleinen Machtzirkels dienend. Die wesentliche Ursache für den Konflikt zwischen Russland und dem Westen ist im Legitimationsdefizit des Systems Putin zu suchen. Patriotische Euphorien über die »Heimkehr« der Krim und Russlands »Wiederauferstehung« können seine strukturellen Schwächen nur vorübergehend überdecken.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit soll dieses Buch ein Beitrag zur kritischen Analyse und zur gebotenen rhetorischen Abrüstung sein. Es ist allerdings getragen von meiner Sympathie zu all den Menschen in Russland und in der Ukraine, die nationalistischem Furor und der scheinbar unabänderlichen Rechtlosigkeit ihrer Völker auf bewundernswerte Weise trotzen, voller Mut. Mit gutem Herzen tun sie das, was nötig ist. Sie mühen sich in den täglichen Katastrophen ihres Alltags. Sie sorgen sich um andere. Sie verkaufen ihre Seelen nicht. Erben eines blutigen Jahrhunderts der Revolutionen, der Kriege und des Terrors, möchten sie endlich in Frieden mit sich und ihren Nachbarn leben. Es ist Zuversicht, keine Gewissheit: dass sie da sein werden, wenn Wladimir Putin Geschichte geworden ist.

DAS SYSTEM

Putin verstehen

Solange es Putin gibt, gibt es auch Russland.
Ohne Putin – kein Russland.

Wjatscheslaw Wolodin,
Erster Stellvertretender Leiter
der Präsidialverwaltung, 20141

Abb. 1: Er spricht. Internationales Wirtschaftsforum
Sankt Petersburg, Juni 2015

Vielleicht war es das Protokoll, das zeremonielle Gehabe, dieses Gefühl, immer unter Beobachtung zu stehen. Vielleicht war es die pompöse Leere dieser Residenz, seine Welt, viel zu gewaltig, um ein Zuhause zu sein. Vielleicht waren es aber auch nur die gelernten Verhaltensmuster eines Geheimdienstoffiziers. Stets blieb er leise, auf merkwürdige Weise gebremst, so verkantet freundlich. Seine Zurückhaltung schien etwas Lauerndes zu haben. Er wirkte misstrauisch, dabei war er durchaus selbstbewusst. »Er musste lange an sich arbeiten, um unbefangen zu wirken«, hatte seine damalige Frau einmal gesagt.

Wir waren zu Besuch bei Wladimir Putin, dem Präsidenten Russlands, der renommierte Kanzler-Fotograf Konrad R. Müller und ich, langjährige Moskau-Korrespondentin des Stern. Eine Reportage über sein Leben und seine Arbeit sollte es werden, für die wir den Präsidenten über Monate begleiteten. Nach langem Hin und Her hatte er sich Anfang 2002 schließlich überzeugen lassen. Wahrscheinlich hatte sein Einverständnis auch einen politischen Hintergrund: Im Herbst 2001 war Wladimir Putin im Deutschen Bundestag zu Gast. Er war der erste russische Präsident, der vor den deutschen Abgeordneten sprechen durfte. Es ging um Zusammenarbeit und Sicherheit, eine gemeinsame Zukunft in Europa. Als Zeichen seines Respekts vor dem Land Goethes und Schillers hielt er seine Rede auf Deutsch. Er sprach von der Freiheit der russischen Bürger. »Von unserer Seite aus existiert die Berliner Mauer nicht mehr«, sagte er. »Russland ist ein freundliches europäisches Land. Der Kalte Krieg ist vorbei.« Im allgemeinen Wohlwollen gingen seine Mahnungen unter. Schärfer wurde sein Ton, als er über die USA und die Nato sprach: »In Wirklichkeit haben wir aber immer noch nicht gelernt, einander zu vertrauen.«2

Vielleicht war seine Zusage an die deutschen Journalisten das: ein Vertrauensversuch.

Im Laufe der Monate trafen wir uns immer wieder, mal in seinem Amtszimmer im Kreml, mal bei ihm zu Hause in seiner Residenz Nowo-Ogarjowo an der Rubljow-Chaussee vor den Toren Moskaus. Zwei mächtige, beigefarbene Ziegelbauten mit hochgeschwungenem Dach, Anklänge an Türme und Zinnen, an der Terrasse wachten große, steinerne Löwen. Darum der makellos gepflegte Park entlang des Moskwa-Flusses, darin asphaltierte Spazierwege. Ein angemessener Ort für den Präsidenten einer Großmacht, vergleichsweise bescheiden gar im Vergleich zu den anderen Anwesen der Gegend hier, den Villen der Oligarchen. Es hieß, wir könnten seine Frau Ljudmilla kennenlernen, aber nie bekamen wir sie zu Gesicht. Dafür durften wir seiner Tochter Marija beim Klavierspiel zuhören. Wir hatten dem Präsidenten beim frühmorgendlichen einsamen Schwimmen zugesehen, beim einsamen Ritt auf dem eigens angelegten Reitweg, auch beim Judo-Training. Sein Gegner war Gewinner der russischen Meisterschaft, eigens aus Sankt Petersburg herbeigebeten. Schweigend gingen sie einander an, zwei Männer in einem leeren Saal, zu hören allein ihr angestrengtes Atmen.3

Er schien besessen von Sport, von einem Bild versammelter Kraft und Stärke, einer, nun ja, breitbeinigen Männlichkeit. So wollte er das Gesicht eines neuen Russlands werden – ganz anders als sein alkoholkranker Vorgänger Boris Jelzin. Einmal hatte er US-Präsident Bill Clinton zu Besuch in Moskau. Clinton war am Ende seiner zweiten Amtszeit auf Abschiedstour. Putin führte seinen Gast durch den Kreml, zeigte ihm das moderne Fitnessstudio, das er einrichten ließ. »Hier verbringe ich viel Zeit«, sagte er. Dann führte er ihn in einen anderen Raum, ein Krankenbett darin, ein Beatmungsgerät. »Und hier verbrachte der letzte Präsident viel Zeit.«4

Wie alle hatten auch wir in den Vorzimmern auf ihn gewartet. Wir lümmelten in Sesseln mit viel zu weichen Polstern, wir warteten, wie alle, manchmal stundenlang. Immer kam er zu spät. Warum? Niemand wusste es genau. Weil er es sich leisten konnte, alle warten zu lassen. Weil sich die russische Welt – und nicht nur die – um ihn drehte, nur um ihn. Längst arbeiteten die »Putinisierer« an seinem Image. Es ging dabei von Anfang an um die großen, historischen Linien: Wladmir Putin wollte – und sollte – zum Gründer einer neuen russischen Staatlichkeit werden. Der »Putinomanija« schien das ganze Land zu verfallen: Nach zaristischer Tradition wurde zwei neuen Glocken in einem berühmten Kloster sein Name eingraviert. Zu seinem 50. Geburtstag am 7. Oktober 2002 schenkte man ihm die Kopie einer Zarenkrone, benannte ein Kavallerieregiment nach ihm. Selbst dem Moskauer Maler Dmitrij Wrubel, ein in der Sowjetunion verfolgter Untergrundkünstler, erschien Putin als »Pop-Ikone«, »unser erster echter Superstar«, wie er sagte: »Wir haben doch jahrzehntelang wider besseres Wissen auf einen guten Helden gewartet. Und jetzt ist er da!«5

Das war Wladimir Putin bereits im dritten Jahr seiner ersten Amtszeit: Feldherr eines sich erhebenden Landes, eines neuen Russland. Ein Mann, dem alles glücken sollte, auf fast surreale Weise.

Einmal nahm er uns zu einem Angelausflug mit nach Astrachan, in die staubige Stadt im Süden des russischen Reiches. Hinter Astrachan wälzt sich die Wolga in einem verwunschenen Delta ins Kaspische Meer. Zum Angelausflug starteten zwei Hubschrauber. Sechs Leibwächter begleiteten den Präsidenten, zwei Kommunikationsspezialisten und zwei Offiziere der nuklearen Streitkräfte, verantwortlich für den Atomkoffer. Zwei Ärzte sowie sein persönlicher Adjutant waren dabei, daneben der Pressechef mit drei Mitarbeitern, auch ein Team des russischen Staatsfernsehens. Natürlich war dieser spontane Besuch auf einer abgelegenen »Erholungsbasis« des mächtigen Gaskonzerns Gazprom über Wochen vorbereitet worden. Man hatte einen zweiten Hubschrauberlandeplatz in der Sumpflandschaft angelegt, Sicherheitsoffiziere abkommandiert, Boote herbeigeschafft, auch Freizeitkleidung mit militärischem Tarnmotiv bereitgestellt.

Die Möwen schrien, Schwalben zwitscherten, zartblau gepinselt war der Himmel, ein perfekter Tag. Wladimir Putin schlenderte in freizeitlicher Tarnkleidung umher, 15 Männer verfolgten jeden Schritt. Er besuchte den Pferdestall, streichelte Nüstern und fütterte Zucker, später ritt er ein paar Runden im engen Gatter, 15 Männer warteten. Er sprang aus dem Stand über den menschenhohen Metallzaun, 15 Männer schauten schweigend zu.

Dann röhrten fünf Rennboote amerikanischer Herkunft mit 80 Stundenkilometern die Wolga entlang. Unterwegs warteten Fischer an ihren Netzen. Forschen Schritts stieg Putin zu ihnen in den Kahn. Die Fischer zogen die Netze aus dem Wasser, der Präsident erkundigte sich nach ihrem Leben. Das Boot mit dem Kamerateam des Kreml-Pools kreiste um die Fischer – es entstand ein herrliches, symbolträchtiges Bild: der Präsident und die Wolgafischer. Am Abend wurde es im staatlichen Fernsehen gezeigt.

Zum Angeln war ein Stück Ufer »vorbereitet« worden, wie es hieß, das Schilf war weitflächig abgeflämmt. Leibwächter postierten sich, die Maschinenpistole schussbereit. Der Präsident warf die Angel, die Umstehenden schauten schweigend zu. Dann bissen die Fische an, einer nach dem anderen, am Ende holte er mehr als ein Dutzend aus der gleichen Stelle im Fluss. Zufall oder nicht – Wladimir Putin schien sich zu freuen. Er sagte: »Wer Suppe essen will, muss seine Fische selbst fangen.« Das sollte man wohl programmatisch verstehen.

Denn mit einer Steuer- sowie einer Landreform hatte Putin damals ein durchaus liberales Wirtschaftsreformprogramm initiiert. Sein Ministerpräsident Michail Kassjanow galt ebenso als »Liberaler« wie Finanzminister Alexej Kudrin und der Minister für Wirtschaftsreformen, German Gref.6 Beamtengehälter und Renten wurden nun regelmäßig ausgezahlt, gar schrittweise erhöht. Firmengründungen wurden erleichtert, die Gewerbesteuer gesenkt. Die Mehrheit seiner Wähler durfte zum ersten Mal seit Jahren auf Stabilität und einen bescheidenen Wohlstand hoffen. Sie wurden: Konsumenten. Dafür waren sie offenbar bereit, auf politische Mitwirkung oder den Aufbau eines Rechtsstaates zu verzichten. Die »Demokratija« der Jelzin-Jahre war ohnehin zu »Dermokratija« verkommen, zur »Scheißokratie«.7

Es bildete sich der »Putin-Konsens«.

Er hatte zu sich nach Hause eingeladen, nach Nowo-Ogarjowo. Hatte Tee gekocht und Butterbrote mit Kaviar zubereitet, er war ein aufmerksamer, ja, charmanter Gastgeber. Er hatte – auf Deutsch – über sein Faible für Romy Schneider geplaudert, aber auch von der »historischen Mission« seines Amtes gesprochen. Er hatte mit seiner oft so leisen Stimme die Reformen erwähnt, die er in seinem Land durchführte. In unseren Gesprächen fielen Worte wie Demokratie und Marktwirtschaft und »Modernisazija«, Modernisierung.Es hörte sich alles so – »westlich« an. »Ich will echte Marktwirtschaft. Ich will ein echtes Mehrparteiensystem für Russland«, sagte Putin.

Zugleich klangen diese Worte merkwürdig hohl, gestanzt. Irgendetwas stimmte nicht. Als ob er, langjähriger KGB-Offizier im Auslandseinsatz, einem sicheren Gespür folgend nur sagte, was wir – womöglich – hören wollten. Putin propagierte Russland als »demokratisches Land«. Doch für das Räderwerk demokratischer Gesellschaften hatte er offenbar wenig Verständnis. Sie waren weder Modell noch Vorbild für ihn. Debatte und Streit, Machtkämpfe und Interessenausgleich, freie Medien und Parteien, Widersprüche, Wertekritik – all das schien ihm eher Zeichen der Schwäche denn als Stärke. Sein Weg war ein anderer: eine simulierte Demokratie. Unter dem Begriff »gelenkte Demokratie« wurde sie Programm.

Stets verwies der promovierte Jurist auf die »Macht des Gesetzes«. Nicht Unterdrückung, sondern Popularität und Wahlsiege sollten ihm die nötige Legitimität im In- und Ausland verschaffen. Schon wenige Monate nach seinem Amtsantritt hatte er die Kontrolle über die Massenmedien gewonnen. Das Staatsfernsehen mit seinem Monopol über die Seelen der Menschen war – und ist – eines der wichtigsten Instrumente seiner Politik. So wie auch die Mehrheitsparteien der russischen Staatsduma, allen voran Einiges Russland, die 2001 gegründete Partei des Präsidenten. Das Ziel war, Parteien zu schaffen, die über Jahrzehnte Mehrheiten mit erwünschten Wahlergebnissen sichern könnten. Im Kreml war dafür Wladislaw Surkow zuständig, ein junger Mann, der seine Karriere als PR-Mann beim Ölmagnaten Michail Chodorkowskij begonnen hatte, dem einst reichsten Mann Russlands. Die, die ihn kennen – oder zu kennen glauben – beschreiben ihn als ebenso hellwachen wie skrupellosen Mann, der Fotos von Che Guevara, Werner Heisenberg, John Lennon, dem Dichter Joseph Brodksy sowie dem Hip-Hopper Tupac Shakur in seinem Büro stehen hatte.8 Surkow war zuständig für Putins »gelenkte Demokratie«, die später zur »souveränen Demokratie« erklärt wurde. Wähler galten dabei als »Gemüse«: Sie stehen im Beet und müssen nur regelmäßig mit Versprechen »gegossen« werden.

Schon wenige Wochen nach seiner Wahl im März 2000 hatte Putin begonnen, die »Vertikale der Macht«9 einzurichten. Sieben von ihm ernannte Super-Gouverneure sollten die Kontrolle der Zentralmacht über die Regionen wiederherstellen, deren meist korrupte Moskauer Statthalter faktisch unabhängig walteten. Fünf seiner »Gesandten« kamen aus dem Geheimdienst oder hatten Beziehungen zu Geheimdiensten. Die »manuelle Kontrolle« – die später immer häufiger auch von Putin selbst ausgeübt werden müsste – ersetzte die »checks and balances«, die Gewaltenteilung westlicher Systeme. Der Aufbau einer unabhängigen Justiz war nicht vorgesehen.

Mit äußerster Brutalität hatte Putin den Zweiten Tschetschenienkrieg geführt – und 2009 beendet. Er hatte erbarmungslose Härte gezeigt und seine Drohung wahr gemacht, die ihm so viel Unterstützung im Volk gebracht hatte: den Gegner noch »auf dem Außenklo«10 zu vernichten. Zehntausende waren gestorben, es gab Berichte von Folter und Entführungen auch durch die russische Armee, die Hauptstadt Grosny lag in Schutt und Asche gebombt11 – aber er hatte eine Abspaltung Tschetscheniens von Russland verhindert. Es war ein in seinen Augen legitimes, gar notwendiges Vorgehen: Eine Sezession der autonomen Republik im Nordkaukasus hätte einen unkontrollierten Auflösungsprozess im russischen Vielvölkerstaat in Gang gesetzt – nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion den Zerfall Russlands. Putin empörte sich über westliche Kritik am Vorgehen der russischen Armee, vor allem aus den USA. Sie schien ihm heuchlerisch. Auch der spätere schmutzige Deal mit Ramsan Kadyrow, dem brutalen Machthaber Tschetscheniens, gehörte für Putin zur realpolitischen Lösung des Problems: Russland würde Kadyrow finanzieren und freie Hand in Tschetschenien lassen – dafür würde dieser Tschetschenien für Russland »befrieden«.12

Er wollte die Sowjetunion nicht wiederherstellen, »back to the USSR« war nie eine Option für ihn. Für ihn ging es vielmehr um ein neues Gleichgewicht der Macht, die legitime Einflusssphäre der einst imperialen russischen Großmacht in den ehemaligen Republiken der Sowjetunion. Im April 2002 flogen wir mit ihm in der »Air Force One« des Kreml zum ersten Gipfeltreffen der Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres nach Aschchabad, der Hauptstadt Turkmenistans.13 Schon damals machte Putin deutlich, dass die rohstoffreichen ehemaligen Sowjetrepubliken Mittelasiens als russische Einflusssphäre betrachtet würden. Viel zu wichtig das Öl und das Gas, die Pipelines und die Nähe zum Iran. Russland würde den strategischen Ambitionen und ökonomischen Interessen der USA in der Region die Stirn bieten. Putins damaliger Pressechef Alexej Gromow, ein kettenrauchender Mann mit sarkastischem Humor, der heute als stellvertretender Leiter der russischen Präsidialadministration die Medien kontrolliert, brachte es schon damals auf den Punkt: Er zeigte aus dem Fenster, unter uns die trockenen Steppen Mittelasiens. »Und das«, sagte Alexej Gromow knapp, »das ist unser.« So wie es später heißen würde: »Krym nasch!« Die Krim ist unser!

Vor allem aber: Mit Putins Amtsantritt kamen Männer zu Macht und oft rasch zu sehr großen Vermögen, die er persönlich kannte. Ihre Loyalität war das entscheidende Kriterium für ihren Aufstieg. Oft kamen sie aus dem Geheimdienst, einst KGB, heute FSB. Einige waren Jugendfreunde, andere galten als »Reformer« und hatten mit Putin Anfang der 90er Jahre in der Petersburger Stadtverwaltung gearbeitet. Wieder andere bekamen als frischgebackene kapitalistische Unternehmer mit ihm zu tun, als Putin das wichtige Petersburger Komitee für Internationale Beziehungen, KVS, leitete, in dem etwa auch Lizenzen für Rohstoffexporte registriert wurden. Es waren nur wenige Dutzend Männer. Sie rückten auf in Staatsämter, bekamen Minister- und Vorstandsposten bei Staatskonzernen. Sie wurden unentbehrliche Verbindungsmänner zu ausländischen Regierungen und Großinvestoren, sie wurden Banker oder Unternehmer, die milliardenschwere Staatsaufträge erhielten.

Im Jahr 2015 besetzen sie die »Ministerien der Macht«: Innenministerium, Geheimdienste, Militär, Rüstungsindustrie, dazu Staatsanwaltschaft und Steuerfahndung. Als Großunternehmer und »Unternehmerbürokraten«, hochrangige Beamte mit kommerziellen Aufgaben und Ambitionen14 exportieren sie Öl und Gas, kontrollieren das Pipelinenetz, Häfen und Eisenbahnen, Banken, Medien. Wie aus dem Nichts wurden viele von ihnen zu Milliardären, die Konten offshore, Immobilien auch im Londoner Stadtteil Belgrave, die Kinder auf Elite-Internaten in der Schweiz. Es herrscht »Kapitalismus für Freunde«, wie es Putins ehemaliger Ministerpräsident Michail Kassjanow nannte.15

Schon früh errichtete Putin die Fundamente eines Herrschaftssystems, das man später »kleptokratischen Autoritarismus«16 oder »Putinismus« nennen würde. Oder die »Russland GmbH«.

Im Oktober 2014 war der Erste Stellvertretende Leiter der Präsidialverwaltung Wjatscheslaw Wolodin beim Waldaj-Forum zu Gast. Auf dem Waldaj-Forum treffen sich einmal im Jahr Russland-Experten aus aller Welt. Es dient als Plattform, um die russische Sicht auf die Welt zu erklären.17 Meist ist auch Wladimir Putin dabei, hält eine Grundsatzrede, beantwortet Fragen, durchaus streitlustig. Wjatscheslaw Wolodin ist im Kreml für die Innenpolitik zuständig. Es hat also durchaus Gewicht, was er sagt. Und er sagte: »Solange es Putin gibt, gibt es auch Russland. Ohne Putin – kein Russland.«18

Prägnanter kann man das Wesen des »Putinismus« kaum beschreiben,19 Triumph und Tragik seiner Macht zugleich: Für Russland soll Putin »alternativlos« sein.

Sein Name, so viel scheint gewiss, wird eine Epoche der russischen Geschichte prägen – doch im Jahr 2015 zumindest bedeutet dies wenig Gutes für die Zukunft seines Landes.

Man beschrieb ihn als »Mann ohne Eigenschaften«, als »Mann ohne Gesicht«,20 scheinbar rätselhaft sein Aufstieg. Doch mit ihm kamen Vertreter einer Generation an die Macht, die versuchte, das postsowjetische Trauma in der Rückkehr zu vergangener Größe und Einzigartigkeit zu überwinden. Gefangen im Gefühl nationaler Erniedrigung, suchte die Mehrheit durch ihn Trost, später gar Erlösung. Was man im Westen lange nicht verstand: Wladimir Putin ist nicht die Ausnahme russischer Politik und auch nicht der »Deutsche« im Kreml.21 Die Ausnahme, der »Deutsche« im Kreml, das war eher Michail Gorbatschow. Wladimir Putin, ein Mann mit vielen Eigenschaften, bündelte vielmehr eine tiefsitzende, kollektive Sehnsucht nach Wiederauferstehung und Revanche.

Er war, so viel weiß man, ein geliebtes Kind.22

»Man muss in jedem Fall stark sein, egal ob man recht hat oder nicht« – Das Kind der Kommunalka

Wladimir Putin wurde am 7. Oktober 1952 in das Ende der Stalin-Ära geboren. Die Sowjetunion hatte triumphiert, unter unvorstellbaren Opfern den Faschismus besiegt. 27 Millionen Sowjetbürger waren auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges gestorben. Neben Stalingrad wurde die heldenhafte Verteidigung des eingekesselten Leningrad zum Symbol für den Überlebenswillen eines ganzes Volkes. Fast 900 Tage und drei grauenhafte Winter lang dauerte die Blockade durch die deutsche Wehrmacht mit dem Ziel, die Bevölkerung systematisch verhungern zu lassen. Mehr als eine Million Menschen starben. Frauen, Kinder, Alte, sie verhungerten, erfroren, wurden von Krankheiten dahingerafft. Ein Wunder, wenn man, wie Marija und Wladimir Putin, Blockade und Krieg überlebt hatte. Das junge Arbeiterehepaar war Ende der 30er Jahre aus einem winzigen Dorf im Gouvernement Twer’ nach Leningrad gekommen, Arbeitskräfte für die Fabriken der Stadt. Marija hatte die Schule nach vier Klassen verlassen, sie konnte nur schlecht lesen und schreiben. Wladimir war Schlosser, ein guter Arbeiter, klein, stark und schweigsam. Mit Kriegsbeginn 1941 wurde er in die 20. NKWD-Division eingezogen. Diese Truppen des Geheimdienstes verübten Sabotageakte hinter der Front und suchten nach Spionen, Kollaborateuren und anderen sogenannten »Verrätern« und »Volksfeinden« in den eigenen Reihen. Schwerverletzt überlebte Wladimir Putin den Krieg. Eine Granate war vor seinen Beinen explodiert. Er litt sein Leben lang unter den Verwundungen. 32 Jahre dauerte es, bis er als Kriegsinvalide anerkannt wurde – erst dieser Status gab der Familie Hoffnung auf die Zuteilung einer Zweizimmerwohnung.

Die Putins trauerten um zwei Kinder. Wiktor, ihr erstes Kind, war noch als Baby gestorben, er wurde kein Jahr alt. Ihren zweiten Sohn, Oleg, hatten die Eltern zu Kriegsbeginn in einem staatlichen Kinderheim abgeben müssen. Man versprach bessere Versorgung für das Kind. Dort muss der kleine Junge bald gestorben sein, wie es hieß, an Diphterie.23

Während der 900 Todestage im eingeschlossenen Leningrad blieb auch Marija Putina irgendwann leblos in der Wohnung liegen. Man wollte ihren verhungerten Körper schon abtransportieren. Dann sah ihr Mann, gerade aus dem Lazarett entlassen, wie sie sich bewegte.24

Es glich einem Wunder, aber sie hatten beide den Krieg überlebt.

In der »Heldenstadt Leningrad« durften sich die Putins 1945 in einem kleinen Zimmer in der Basskow-Gasse 12 einrichten. Drei Familien teilten sich die »Kommunalka«, Wohnung 12 im vierten Stock, die Treppe war teilweise ohne Geländer. Die Küche der Gemeinschaftswohnung war im Flur, ein Gasherd, ein Spülstein, kein Fenster. Es gab kein fließendes Wasser, ein Brunnen stand draußen auf dem Hof. Auf dem Treppenabsatz war eine Toilette angebracht, hier sprangen die Ratten. Wie die Putins lebten Millionen Menschen in der Sowjetunion noch viele Jahre nach dem Krieg, überall die Erinnerung an Zerstörung und Hunger und Tod. Meist schwieg man über das Durchlittene. Fragen, gar kritische Fragen über den Krieg waren gefährlich: In Stalins Sowjetunion wurde man schnell als »Volksfeind« verurteilt und in die Lager des Archipel GULAG geschickt. Man schwieg und fand Sinn und Trost im Glauben an die siegreiche Sowjetunion, deren Armeen die Welt vom Faschismus befreit hatten. Wladimir Putin arbeitete in der Jegorow-Fabrik für Eisenbahnwaggons, machte mit 37 Jahren auf der Abendschule seinen Schulabschluss, wurde Parteisekretär seiner Abteilung. Marija schuftete als ungelernte Arbeiterin. Sie war Hausmeisterin, spülte Reagenzgläser in einem Krankenhaus, arbeitete in der Warenannahme einer Bäckerei, später als Nachtwächterin. Sie war eine zerbrechliche, zärtliche Frau, auf einem Auge nahezu blind. Von den Kriegsjahren würde sie sich nie mehr erholen.

Marija Putina war 41 Jahre alt, als ihr drittes Kind zur Welt kam,25 ein ersehnter, geliebter Junge, sie nannten ihn Wladimir, Kosename Wolodja. Wie Millionen sowjetischer Kinder wuchs Wladimir in der lärmenden Enge der Kommunalka auf, ein schmächtiger, kleiner Junge mit blonden Haaren und dichten schwarzen Augenbrauen, der vielfach gestopfte Strumpfhosen und Filzpantoffeln trug. Und es ging ihnen wohl relativ gut. Offenbar aufgrund der Parteiarbeit des Vaters hatte man ihnen sogar ein Telefon zugeteilt, ein großer Luxus. Der Familie gehörte auch eine kleine Datscha außerhalb der Stadt.26

Wie Millionen Sowjetkinder entfloh Wladimir der unerträglichen Enge der Kommunalka auf die Straßen und Innenhöfe seines Viertels. Dort führten die größeren Jungs das Regiment. »Putka« rief man ihn, er fühlte sich frei in diesem »Dschungel«,27 wie er sagte. Er fluchte ordentlich, prügelte sich mit den Großen, er ließ sich nie beleidigen.28

Immer wieder kam Putin später auf sein angebliches Rowdytum zurück, auch dies wurde Teil seines Image: der sowjetische Junge, der es, wenn nötig, mit jedem aufnehmen würde. »Ich war ein richtiger Schlägertyp.«29 So beschrieb er die Erfahrung, als er, noch ein kleiner Junge, selbst zum ersten Mal verprügelt wurde: »Es war eine richtige Blamage. Ich verstand, dass man in jedem Fall stark sein muss, egal ob man recht hat oder nicht. Man muss immer die Möglichkeit haben, auf eine Beleidigung zu antworten. Und zwar auf der Stelle. Auf der Stelle!«30

Stark sein, sich wehren – dieser Grundsatz wurde zum Leitmotiv vieler Entscheidungen des späteren russischen Präsidenten. Etwa in der kleinen ossetischen Stadt Beslan 2004, als mehrheitlich tschetschenische Rebellen in einer Schule Kinder, Lehrer, Eltern als Geiseln nahmen. Während des brutalen Einsatzes der russischen Sicherheitskräfte starben hunderte Kinder. Doch Russland dürfe niemals Schwäche zeigen, so Putin damals: »Denn die Schwachen, die schlägt man.«31

Er war wohl, so würde man es heute wahrscheinlich umschreiben, ein hyperaktives Kind, offenbar unterfordert. In der Schule konnte er nicht still sitzen. Während des Unterrichts krabbelte er unter die Schulbank, sprang ständig auf, warf mit Schwämmen, trampelte mit den Füßen auf dem Tisch, nervte die Mitschüler. War unkonzentriert, aufbrausend, nachtragend. Einmal lief er hinaus auf den Balkon vor dem Klassenzimmer und hängte sich ans Geländer, oben im vierten Stock. Dann hangelte er sich von Fenster zu Fenster.32 Immer wieder prügelte er sich, bestrafte so angebliches Fehlverhalten anderer. Offenbar hatte er keine Angst. Oder wenig Gespür für Risiko.

Seine aggressive Energie steckte er schließlich in die damals populäre neue Kampfsportart »Sambo«, eine Mischung aus Karate und Judo.

Mit 16 Jahren wurde Putin in den Leistungskader der Kampfsportgruppe »Trud«, die Arbeit, aufgenommen. Das harte Training, der Gruppenzwang und der von ihm bewunderte Trainer brachten ihm Disziplin und Geduld bei, Kontrolle über seine Emotionen.

Mit Disziplin und Geduld bewarb sich Wladimir Putin nach seinem Schulabschluss auch beim KGB, dem mächtigen Geheimdienst, vor dem die Menschen so viel Angst hatten. Sich selbst zu bewerben, war eher ungewöhnlich – denn normalerweise wurde man vom KGB auserkoren. Vielleicht wollte er damals auch den Helden der populären sowjetischen Fernsehserien »Die 17 Augenblicke des Frühlings« und »Schild und Schwert« nacheifern, tapfere Spione gegen die Nazis darunter. Jahrzehnte später, als sich Präsident Putin mit elf russischen Spionen traf, die man aus den USA ausgewiesen hatte, soll er gemeinsam mit ihnen den Titelsong der Serie »Schild und Schwert« gesungen haben.33 Dass Lüge und Verrat zum Geschäftsmodell dieser Organisation gehörten, schien ihn nicht zu stören. Und auch nicht, dass die Mitarbeiter des KGB ebenso gefürchtet wie verachtet wurden. Er studierte eigens Jura, um seine Aufnahmechancen zu verbessern.

Wer damals vom KGB erwählt wurde, »Schild und Schwert« der Partei, hatte gute Chancen, in die sowjetische Elite aufzusteigen, die »Nomenklatura«. Zu Putins ersten KGB-Kollegen gehörten wohl auch Sergej Iwanow und Nikolaj Patruschew. Die beiden Männer besetzten später Schlüsselposten: Iwanow als langjähriger Verteidigungsminister; 2015 als mächtiger Leiter der Präsidialverwaltung, Putins Stabschef. Patruschew war bis 2008 Direktor des FSB, wurde danach Nationaler Sicherheitsberater. Sie wurden zu wichtigen Vertretern jener Gruppe, die später als »silowiki« bekannt werden würden: die Vertreter der Geheimdienste in der Politik, die im Jahr 2015 maßgeblich Russlands Politik bestimmen.

In den 70er und 80er Jahren formierte sich das Weltbild des jungen KGB-Offiziers Putin. Die strukturelle Schwäche des Landes muss ihm bewusst gewesen sein: Der ökonomische Niedergang, die politische Stagnation, die militärische Unterlegenheit. Vor allem Anfang der 80er Jahre herrschte unter KGB-Chef Jurij Andropow ein fast paranoides Klima. Sowjetische SS-20-Raketen waren auf Westeuropa gerichtet; in der Bundesrepublik wurden amerikanische Pershing-II-Raketen stationiert. In Washington prangerte Präsident Ronald Reagan das »Reich des Bösen« an. Der KGB wiederum hatte in großangelegten Operationen die Überwachung westlicher Ziele verstärkt. Man glaubte: Die USA planen den nuklearen Erstschlag.34 In diesen Jahren wuchs bei Wladimir Putin die Überzeugung: Die sowjetische Planwirtschaft war dem kapitalistischen Modell unterlegen. Der Westen war ein strategischer Gegner.

Ob er stolz war auf sein Vaterland, die Sowjetunion, fragten wir ihn einmal, als er schon Präsident war. »Nein, leider nicht«, antwortete Putin rasch. »Wir führten doch immer so ein …«, er suchte nach dem deutschen Wort, »… erniedrigendes Leben.« Später bat er uns, die Frage zu wiederholen: »Nein, nicht alles war schlecht«, sagte er dann, »aber zugleich war in unserem Leben irgendetwas immer falsch.«35

Agentenleben – Die Jahre in Dresden

Noch Jahrzehnte später rankten sich Gerüchte um Putins Auslandseinsatz in Dresden 1985 bis 1990. Da war von Reisen in die Bundesrepublik unter dem Tarnnamen »Adamow«36 die Rede, vom Anwerben westdeutscher Bürger. Gerätselt wurde auch über seine angebliche Beteiligung an der KGB-Operation »Lutsch«, der Strahl: Im Rahmen dieser Operation hatte der KGB Mitarbeiter befreundeter Geheimdienste ausspioniert, auch der Stasi. Dann wiederum sollte eine BND-Agentin namens »Lenchen Sch.« in der Dresdner-KGB Zentrale gearbeitet haben – es wäre eine ungeheuerliche Blamage für Putin gewesen.37 Doch der Alltag des »Operativbevollmächtigten« Wladimir Putin war wohl eher profan: Er sammelte Informationen, meistens öffentlich Zugängliches, etwa über Parteien und ihre Politiker in der DDR und der BRD, auch über Militäranlagen der USA. Er versuchte, DDR-Bürger mit Westkontakten als inoffizielle Mitarbeiter zu gewinnen. Als Verbindungsoffizier hielt er Kontakt zu den deutschen »Kampfgenossen«, traf sich auch mit IMs der Stasi. Möglicherweise versuchte er auch, in Dresden und der Messestadt Leipzig Kontakte zu Westdeutschen zu knüpfen.38

In Dresden lebten die acht KGB-Mitarbeiter mit ihren Familien zusammen in einem Haus im Stasi-Wohnviertel, Radeberger Straße 104. Das Leben war fest normiert: Dienstzeit von 8 bis 18 Uhr. Die Ehefrauen wurden angewiesen, ihren Männern morgens ein warmes Frühstück zu servieren; gegen 12.30 Uhr sollte das Mittagessen auf dem Tisch stehen; gegen 19 Uhr das Abendbrot. Freitags fand der kollektive Saunabesuch statt, Feiertage und Geburtstage wurden gemeinsam begangen. Man blieb, so weit, unter sich. Inoffizielle, unkontrollierte Kontakte zu DDR-Bürgern waren nicht erwünscht.39 Zu den KGB-Kollegen in der Radeberger Straße gehörte damals auch Sergej Tschemesow.40 Der Absolvent der Russischen Generalstabsakademie wurde später zu einem der wichtigsten Mittelsmänner des russischen Präsidenten: zunächst als Leiter der russischen Rüstungsexportagentur Rosoboronexport, seit 2007 als Generaldirektor des Staatskonzerns Rostech. Damit unterstehen Tschemesow rund 700 russische Rüstungs- und Industrieunternehmen, die meisten leben von Staatsaufträgen.

Möglicherweise lernte Putin schon in Dresden den Stasi-Offizier Matthias Warnig kennen, einen strebsamen Volkswirt, der unter den Tarnnamen »Hans-Detlef«, »Arthur« bzw. »Ökonom« für den Staatssicherheitsdienst tätig war. Warnig arbeitete im Sektor Wissenschaft und Technik der Hauptverwaltung Aufklärung, Schwerpunkt Industriespionage, war offenbar auch in Düsseldorf tätig. Ein Foto zeigt die beiden 1989 nach einer gemeinsamen Veranstaltung von KGB, Stasi und den sowjetischen Streitkräften.41 Matthias Warnig wurde 1991 der erste Repräsentant der Dresdner Bank in Sankt Petersburg – damals arbeitete Putin in der dortigen Stadtverwaltung. Warnig folgte Putin auf dem Weg ins Zentrum der Macht, wurde später unentbehrlicher Kontaktmann zur deutschen Industrie, Gesprächspartner vor allem für den Energiebereich. Als Managing Director des Pipelineprojektes Nord Stream arbeitet er mit dessen Aufsichtsratsvorsitzendem Gerhard Schröder zusammen. 2015 bekleidete Warnig auch wichtige Aufsichtsratsposten in russischen Unternehmen, etwa bei der Bank Rossija und im staatlichen Ölkonzern Rosneft.

Was in diesen Jahren in Gorbatschows Sowjetunion passierte, Glasnost und Perestroika, die Hoffnungen und die Energie des Aufbruchs, muss den Familien in der Radeberger Straße fremd und fern geblieben sein. Nach seiner Rückkehr würde Putin nur die letzte Phase der Perestroika erleben: als Zusammenbruch des Landes und den Ausverkauf an den Westen.

Als Schlüsselerlebnis für Putin wurde jener Tag kurz nach dem Fall der Mauer beschrieben, als sich aufgebrachte DDR-Bürger am 6. Dezember 1989 vor der KGB-Residentur in Dresden versammelten. Dort brannten die Dokumente in den Öfen, »bis die explodierten«, wie Putin berichtete.42 Seine Bitte um Hilfe beim örtlichen sowjetischen Militärkommandanten blieb unbeantwortet. Er gab sich als Dolmetscher aus, sprach mit den Demonstranten, bis die sich murrend, aber friedlich zerstreuten. Vielleicht wurde dieser Tag für ihn wirklich zum Symbol einer Kapitulation und jener viel zitierten »größten geopolitischen Katastrophe des 20. Jahrhunderts«, als die er den Zusammenbruch der Sowjetunion später bezeichnete.43

So beschrieb er die empfundene Schmach: »Mir war klar, dass die Sowjetunion an einer tödlichen Krankheit litt: der Paralyse der Macht. Im Grunde genommen wusste ich, dass der Fall der Mauer unvermeidlich war. Mir tat es nur leid um die verlorene Position der Sowjetunion in Europa. Sie haben einfach alles hingeschmissen und sind gegangen. Ich war so wütend, als ich zurückkam. Alle unsere Arbeit war umsonst.«44

Die Paralyse der Macht – sie musste überwunden werden.

Von der »aktiven Reserve« zum Präsidenten – Das Petersburger Netzwerk

Sie brachten einen gebrauchten Wolga und eine alte Waschmaschine mit, als sie im Februar 1990 nach Leningrad zurückkehrten, die Waschmaschine ein Geschenk von Nachbarn. Sie bekamen eine kleine Zweizimmerwohnung am Stadtrand zugeteilt, die die Familie mit Putins Eltern teilte. Sie hatten keine Möbel, kaum Geld. Vor den Lebensmittelgeschäften standen lange Schlangen. Fleisch wurde knapp. Jeder neue Tag – eine neue Katastrophe.

Oberstleutnant Putin gehörte zunächst zur »aktiven Reserve« des KGB, kam als »Assistent des Rektors für Internationale Fragen« an der Petersburger Universität unter. Er war damit so gut wie arbeitslos. Für die Männer des KGB stand nicht nur die Zukunft der Institution auf dem Spiel, sondern auch ihre eigene. Während der beginnenden »Privatisierung« des KGB verließen Zehntausende den Geheimdienst und wurden Geschäftsleute, fließend die Grenze zur organisierten Kriminalität.45 Für die Verbleibenden galt es, Einfluss und Macht zu sichern. Man musste neue Verbindungen knüpfen und neue Loyalitäten schaffen. Dazu gehörte auch, die »liberale Opposition« zu infiltrieren und zu beeinflussen.46 Und einer ihrer wichtigsten Vertreter war damals der populäre Leningrader Politiker Anatolij Sobtschak – Putins ehemaliger Jura-Professor.

Als Anatolij Sobtschak im Mai 1991 zum Bürgermeister der Fünf-Millionen-Stadt gewählt wurde, ernannte er Putin zunächst zum Berater, bald zum Leiter des neu gegründeten »Komitees für Internationale Beziehungen«, kurz KVS. In dieser Position wurde Putin rasch zu einem der einflussreichsten Männer der Stadt.47 Denn er koordinierte und beaufsichtigte die außenwirtschaftlichen Aktivitäten der Stadtverwaltung, etwa die Erteilung begehrter Exportlizenzen für Rohstoffe. Bald schon überwachte er auch die Arbeit der Sicherheitsorgane, der Staatsanwaltschaft sowie der Gerichte. Er war zuständig für den Kampf gegen Drogenhandel, für Lizenzen an Casinos und tausende Privatunternehmen. Er kümmerte sich auch um die Ansiedlung westlicher Firmen, führte Verhandlungen, auch in der Partnerstadt Hamburg. Er wurde sozusagen zum Mann für Russlands »New Economy«. Ein Mann für freie Marktwirtschaft nach russischer Art. »Er war der eigentliche Bürgermeister der Stadt«, so der ehemalige Hamburger Erste Bürgermeister Henning Vorscherau, »vorsichtig, illusionslos, immer auf der Hut und auf eine merkwürdige Weise furchtlos.«48

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wusste Anatolij Sobtschak, dass Wladimir Putin ein KGB-Mann war. Das war kein Hindernis, sondern einer der wesentlichen Gründe für Putins Einstellung: Ein Mann mit seinen Kontakten und Informationen konnte dem Bürgermeister mehr nützen als schaden. Und Putin würde seinem politischen Mentor loyal durch alle politischen und persönlichen Krisen dienen, während des Putschversuchs im August 1991 gar seine drohende Verhaftung verhindern.49 Kontakte, Informationen und diskrete Loyalität waren nur wenige Jahre später ein wesentlicher Grund für die Entscheidung des russischen Präsidenten Boris Jelzin, ihn zu seinem Nachfolger zu bestimmen, ihm damit sein persönliches Wohlergehen anzuvertrauen und das seiner sehr wohlhabenden Familie.

In diesen Petersburger Jahren,50 als der Kapitalismus über das Land fiel wie eine Epidemie und die wichtigste Überlebensregel lautete, dass es keine Regel gibt, formierte sich jene kleine Gruppe von Männern, die Putin später nach Moskau folgen würden, die Gründungsmannschaft der »Russland GmbH«. Es handelte sich dabei nicht nur um »silowiki«. Vielmehr gehörten dieser Gruppe auch eine Reihe junger »liberaly« an, Juristen und eher marktwirtschaftlich orientierte Ökonomen. Und schließlich stießen einige Geschäftsleute dazu, die in Sankt Petersburg zu Geld und Erfolg gekommen waren. Sie alle hatten eine wichtige Lehre aus dem Zerfall der Sowjetunion und den frühkapitalistischen Jelzin-Jahren gezogen: Der Staat musste Kontrolle über die Schlüsselbereiche der Wirtschaft zurückgewinnen. Unternehmer mussten den strategischen Interessen des Staates dienen.51 Die neuen russischen Staatskapitalisten sollten »mächtigere und bessere Kapitalisten« als die des Westens werden.52

Wie Putin arbeiteten viele von ihnen zunächst im Petersburger Bürgermeisteramt, dem Smolnyj-Palast. Putins früherer KGB-Kollege Wiktor Iwanow übernahm die Personalabteilung – fürs Personal war er auch später im Kreml zuständig. Der mutmaßliche ehemalige Mitarbeiter des militärischen Nachrichtendienstes GRU, Igor Setschin,53 wurde Putins persönlicher Assistent, sein Alter Ego. Beide schrieben ihre Doktorarbeit beim gleichen Professor. Später stieg Setschin zum für Energiefragen zuständigen stellvertretenden Ministerpräsidenten und Vorstandsvorsitzenden des russischen Ölkonzerns Rosneft auf, er gilt als einer der engsten Vertrauten Putins.

In den kleinen Büros des Smolnyj-Palastes arbeiteten damals auch der spätere Gazprom-Chef Alexej Miller und der spätere Staatspräsident Dmitrij Medwedjew. Der Finanzfachmann Alexej Kudrin verantwortete den Haushalt der Millionenstadt – er wurde Russlands Finanzminister. Putins damaliger Stellvertreter Wiktor Subkow wiederum wurde Ministerpräsident und später Aufsichtsratsvorsitzender des Staatskonzerns Gazprom.54

Frischgebackene Geschäftsleute gesellten sich dazu, ehemalige Wissenschaftler aus Forschungsinstituten etwa, aber auch frühere KGB-Offiziere.55 Sie hatten Lizenzen für ihre neu gegründeten Firmen in Putins Komitee für Internationale Beziehungen registriert.

Für die persönliche Sicherheit Putins war schon in Sankt Petersburg der KGB-Offizier Wiktor Solotow zuständig.56 Mit Putins Wahl zum Präsidenten 2000 wurde Solotow Leiter des präsidialen Sicherheitsdienstes. Im Mai 2014 wurde der Generaloberst zum Chef der rund 200 000 Mann starken Truppen des russischen Innenministeriums ernannt, Putins »Prätorianergarde«, einsetzbar auch bei inneren Unruhen.57

Er selbst blieb immer bescheiden, sein Anzug aufgetragen, er schien unentbehrlich und unbestechlich. Es gab zwar Gerüchte, später Ermittlungen über Geld und eine Villa in Spanien,58 aber nie Beweise. »In dieser Zeit hätte ich reich werden können«, sagte er später einmal. »Aber ich wurde es nicht. Das macht heute meinen Wert aus.«59 Man wusste nur: Am Komsomolskoje-See bei Sankt Petersburg hatte Wladimir Putin 1992 ein knappes Hektar Land erworben, eine kleine Datscha darauf gebaut. Sie brannte wegen eines Kurzschlusses 1996 nieder.60

Im November 1996 registrierten Putin und weitere sieben Bekannte die Kooperative »Osero«, der See: Man würde gemeinsam Datschen am Seeufer bauen. Die Mitglieder der Kooperative kamen in den folgenden Jahren sehr schnell zu Macht, Einfluss und persönlichem Reichtum. »Osero« wurde zum Symbol für den Kapitalismus der »Kumpanen-Oligarchen«: Der Milliardär61 Jurij Kowaltschuk etwa, Gründer und Mehrheitsaktionär der Bank Rossija,62 von dem US-Behörden 2014 vermuteten, er sei als »Kassenwart« auch für Putins Finanzen zuständig.63 Auch Wladimir Jakunin, einst Diplomat mit mutmaßlicher KGB-Vergangenheit und erfolgreicher Geschäftsmann, auch er bereits 1990 Aktionär der Bank Rossija. Seit 2003 ist Jakunin Generaldirektor der staatlichen Russischen Eisenbahnen. Er herrscht damit über eines der größten russischen Staatsunternehmen, in dem immer wieder Milliarden versickern.64

Weitere Freunde und Bekannte aus Sankt Petersburg wurden unter Putins Präsidentschaft als Unternehmer sagenhaft reich. Die Brüder Arkadij und Boris Rotenberg etwa, Jugendfreunde, die gemeinsam mit Putin im Sambo-Klub trainiert hatten. Die Brüder waren 2015 vor allem im Infrastruktur- und Pipelinegeschäft tätig, auch sie Milliardäre.65 Bei der Ausrichtung der Olympiade in Sotschi sollen sie Staatsaufträge in Höhe von sieben Milliarden Dollar erhalten haben – allein die machten mehr als die Gesamtkosten der Winterolympiade von Vancouver aus.66 Seit 2008 kauften die Brüder Rotenberg Tochterfirmen des Staatskonzerns Gazprom und führten sie in der Strojgasmontasch-Gruppe zusammen, einem der größten Unternehmen im russischen Pipelinebau.67 Und wollten 2015 in staatlichem Auftrag auch mit dem Bau jener Brücke beginnen, mit der die Halbinsel Krim eine von der Ukraine unabhängige Verbindung zum russischen Festland erhalten soll – ein 3,5-Milliarden-Dollar-Projekt, von dem niemand weiß, ob es wirklich realisierbar ist.68

2012 soll Arkadij Rotenberg mit dem Münchner Palais an der Oper eine der teuersten Immobilien Deutschlands erworben haben69. Als die italienische Regierung im Zuge der verhängten EU-Sanktionen gegen die Brüder Rotenberg im Herbst 2014 mindestens zwei Villen auf Sardinien sowie ein Hotel in Rom konfiszierte,70 erließ die russische Staatsduma rasch ein Gesetz über Entschädigung aus staatlichen Mitteln. Man taufte es das »Rotenberg-Gesetz«.

Auch der Aufstieg des Ölhändlers Gennadij Timtschenko begann in den 90er Jahren in Sankt Petersburg. Timtschenko arbeitete damals in der Außenhandelsabteilung einer kleinen staatlichen Raffinerie in Kirischi bei Sankt Petersburg. Früh hatte eine Handelsabteilung der Raffinerie eine der begehrten Lizenzen für den Export von Mineralölprodukten erhalten.71 In diesem Zusammenhang lernten sich Timtschenko und Putin kennen. Später ließ sich Timtschenko in der Schweiz nieder. In Genf ist jene Firma ansässig, die nach offiziellen Angaben bis 2014 mehrheitlich Gennadij Timtschenko und dem Schweden Torbjörn Törnqvist, einem leidenschaftlicher Segler,72 gehörte: Gunvor.73 Innerhalb weniger Jahre war Gunvor nach 2003 zu einem der größten Ölhändler der Welt aufgestiegen, zunächst vor allem durch den Verkauf von russischem Öl.74 Gennadij Timtschenko wurde zu einem der reichsten unter Russlands Milliardären. Noch im Krisenjahr 2014 stand er mit einem Vermögen von 11,9 Milliarden Dollar auf der Forbes-Liste.75 Dass Wladimir Putin persönlich von Gunvors Milliardengewinnen profitieren soll, wurde nie bewiesen.76 Allerdings setzten die US-777879