Nur ein Geiger


I.

– Unter den an zwei Stunden im Umfang haltenden Ruinen zeichnet sich vor allen der große Tempel aus, dessen Porticus fast vollständig erhalten ist. – – Es macht eine fast rührende Wirkung, auf der Spitze des Giebelfeldes, gerade über dem Kopf des steinernen Adlers, jetzt ein Storchennest zu sehen. Schade nur, daß seine Bewohner in dieser Zeit eben ihre Sommervillegiatura in Europa bezogen hatten, so daß vielleicht einer meiner freundlichen Leser dort die Besitzer gravitätisch umhersteigen sah, während mir nur das leere Nest zu betrachten blieb.

Semilasso in Afrika.

Wenn der Schnee schmilzt, wenn die Wälder grün werden, dann kommen die Störche zurück von ihrer langen Reise. Im fernen Afrika sind sie gewesen, haben aus den Wassern des Nils getrunken und auf den Pyramiden ausgeruht. Die Bewohner der Küsten Siciliens und des Cap Miseno in Italien sagen, daß alljährlich zu einer bestimmten Zeit die Störche in großen Flügen übers Meer kommen und sich dort auf den Bergabhängen ausruhen, die sie völlig bedecken; plötzlich fliegen sie auf, fort nach Norden, über der Alpen Schneewolken, wo der Haufe sich in kleine Schwärme vertheilt. Der kleinste Schwarm, wie der größte, weiß nach dem Lande zu steuern, wo er daheim ist. Nicht gerade die kleinsten Schaaren sind's, die nach dem kleinen Dänemark fliegen. Jeder Einzelne kennt die Meerbucht, die er suchen muß, kennt des Waldes Lichtung und den weißen Schornstein auf des Herrenhauses gezacktem Giebel, wo das Nest seiner harrt. Wunderliche mystische Vögel! Auf eurem Rücken reitet der Frühlingsgott ins Land und die Wälder werden grüner, das Gras üppiger, die Luft wärmer!

Ein solches Paar war heimgekehrt, sein Nest stand hoch oben auf einem Packhaus in einem entlegenen Theile der Stadt Svendborg. Sie waren in voller Tätigkeit; ein beinahe drei Ellen langes, auf dem Felde gefundenes Strohband trugen sie zum Nest hinauf, das ausgebessert werden sollte. Diese Geschäftigkeit wurde in einem kleinen Hofe dicht dabei wahrgenommen und bildete dort den Gegenstand eines Gespräches. Das einzige etwa Besondere an dem Manne dort war ein großer dunkler Schnurrbart und eine blaue, halb herabgestülpte Mütze. Er lehnte sich an den Sims des offenen Fensters. Drinnen saß an dem Tisch eine ebenso kräftige Gestalt; ein Soldatentschako würde besser auf dem dunkeln Haare ausgesehen haben als die weiße Zipfelmütze, die jetzt darauf saß, ein Säbel in der Hand ihn hübscher gekleidet haben als die Nähnadel, die sich zwischen seinen Fingern hin- und herbewegte. Der Mann vor dem Fenster war Feldwebel, der Mann drinnen am Tische Schneidermeister. Ein kleiner Knabe mit flachgedrückter Nase stand am Fenster, um nach den Störchen zu sehen, von denen sie sprachen.

»Curiose Thiere das!« sagte der Feldwebel, indem er sich den Schnurrbart strich, »ich möchte nicht für eine Monatslöhnung einen schießen! Sie bringen Glück, wo sie bauen, deshalb hat auch der Jude ihn bekommen.«

»Sie sitzen freilich auf des Juden Haus,« antwortete der Schneider, »aber wir haben doch die Abgabe! Jedes Jahr geben sie ihren Zehnten, das eine Jahr ein Ei, das andere ein Junges. Sie stoßen ihm ihren Schnabel in den Hals, es sieht aus wie ein Pfriemenstich, und dann hinaus aus dem Neste mit ihm. Es ist übrigens eine wahre Komödie, zu sehen, wie sie die Jungen füttern oder sie fliegen lehren. Die Alten machen besondere Kunststücke beim Füttern. Sie stehen aufrecht im Neste, legen den langen Hals zurück über den Rücken und den Schnabel gegen den Schwanz, wie wenn ein Gaukler sich hintenüber biegt, um einen Silberschilling vom Boden aufzuheben. Erst ziehen sie den Hals ein, dann schleudern sie ihn zurück und würgen niedliche kleine Frösche und junge Schnecken heraus, womit die Kleinen dann tractirt werden. Aber das Lustigste ist doch, zu sehen, wie sie die Jungen fliegen lehren. Das Manöver geht auf den Dachrücken vor sich. Dort gehen die Kleinen wie Seiltänzer auf einem Seile, balanciren mit den Flügeln und beginnen mit kleinen Sprüngen, weil der Körper schwerfällig ist. Jedes Jahr, so oft ich die Störche von ihren weiten Reisen zurückkehren sehe, ist es mir, als ob ich selbst erst jüngst von meiner großen Wanderung zurückgekommen wäre; dann tauchen alte Erinnerungen in mir auf, ich denke an die hohen Berge, über die ich geklettert bin, an die prächtigen Städte, wo die Häuser wie Klöster aussehen, und die Kirchen Reichthümer besaßen, wie der Kaiser Schatzkammern. Ja es ist schön im fremden Lande!« seufzte er, »dort ist fast das ganze Jahr Sommer. Der Herr hat uns freilich Stiefkinder werden lassen! – Aber was war's nur, was ich sagen wollte! Wir sprachen von den Störchen. Man kann doch nie recht die Sonderbarkeiten ergründen, die man bei diesen Thieren sieht. Ehe sie fortfliegen, sammeln sie sich immer an verschiedenen Orten im Lande. Ich habe sie mehrere Hundert an der Zahl bei Qvärndrup gesehen, es war ein ganzes Manöver, das sie abhielten. Sie klapperten alle zu gleicher Zeit mit dem Schnabel, man konnte sein eigenes Wort nicht hören. Sie sprachen wol von der Reise und hielten Rath; plötzlich stürzte der größte Schwarm über einige einzelne her und tödtete sie; es blieb wol ein Dutzend auf der Stelle liegen. Man sagt, das seien die Kranken und Schwachen, welche nicht die Kräfte zu der weiten Reise haben und von den Andern getödtet werden. Der ganze Haufe erhebt sich bann in die Luft und macht Wendungen wie ein Kehlbohrer. Gott bewahr uns! Wie das hoch hinaufgeht! Sie sehen zuletzt aus wie ein Mückenschwarm und verschwinden! Der Dotter in ihrem Ei ist roth wie Feuer und Blut. Man sieht wol, es ist ein Sonnenvogel, der es gelegt hat. Ein Junges aus den heißen Ländern liegt darin.«

»Hat der Storch auch mich aus den heißen Ländern geholt?« fragte plötzlich der kleine Knabe, der beständig das Gesicht gegen die Scheibe gedrückt hatte, aber doch jedes Wort hörte.

»Dort hinten im Mühlenteiche hat er dich gefischt!« antwortete der Vater; »du weißt ja wol, daß die kleinen Kinder aus dem Mühlenteiche geholt werden!«

»Aber sie haben ja keine Kleider an!« sagte der Knabe; »wie kann da der Storch sehen, welches Knaben und welches Mädchen sind!«

»Ja, deshalb greift er auch oft fehl,« sagte der Feldwebel, »er bringt uns ein Mädchen, wenn wir einen Knaben erwarten!«

»Wollen wir nicht vom Storche zur Lerche übergehen!« rief der Schneider und nahm eine blaue Flasche von der Kommode, die mit Krügen und Tassen geschmückt war, zwischen welchen eine geputzte Puppe saß, wie man in katholischen Ländern die Mutter Gottes dargestellt sieht.

»Die Mutter Maria sitzt gut da!« sagte der Feldwebel, und deutete auf die Puppe. »Ihr habt sie wol selbst gemacht?«

»Der Kopf ist aus Österreich,« antwortete der Schneider, und schenkte ein. »Die Kleider hab' ich selbst genäht. Das erinnert mich an meine Jugendreisen. Solch' ein Bild hatten sie auf einem Tisch vor der Thüre, kleine Lichter brannten davor, und dann bettelten sie die Vorübergehenden mit den Worten an: »Heut' ist der Madonna Geburtstag!« Aber jetzt sollt Ihr mein Verwandlungsbild sehen. Das habe ich selbst gemacht.« Damit zeigte er auf ein schlecht gezeichnetes colorirtes Bild in einem großen Rahmen. »Das ist der Doctor Faust in seiner Studirstube. Auf der einen Seite steht eine Stubenuhr, es ist gerade zwölf, auf der andern Seite liegt die Bibel. Zieht nun an diesem Bande links! Seht die Uhr verwandelt sich in den Satan, der ihn versuchen will. Nun ziehen wir an diesem Band, da öffnet sich die Bibel, der Engel kommt aus den Blättern hervor und spricht das Wort des Friedens.« Wie er sagte, geschah es und bei jeder Figur wurde zugleich ein Vers sichtbar, worin des Teufels Versuchung und des Engels Warnung zu lesen war. Der Schneider zog wieder an dem Bande rechts und der Engel stieg in die Bibel, die sich schloß, der Teufel blieb zurück bei Faust.

»Potztausend!« rief der Feldwebel. »Das habt Ihr selbst erfunden? Ihr solltet nicht Schneider sein. Ihr habt Kopf!«

»Das Bild hab' ich selbst zusammengesetzt nach einem ähnlichen, das ich einmal in Deutschland sah. Die Mechanik hab' ich erfunden. Die Geschichte selbst mit Faust, dem Zauberkünstler, ist jedoch nicht mein; ich sah sie auf meinen Reisen. Es war eine Puppenkomödie. Der Engel stieg aus der Bibel und warnte Doctor Faust, aber die Uhr wurde zum Satan, der über den Doctor Macht bekam, als der Engel ging und das Buch sich schloß. Dieser Faust hatte einen Famulus, wie sie ihn nennen, er wußte den ganzen Pact und war selbst auf dem schlimmen Wege, zog sich aber bei Zeiten zurück; arm und elend sah man ihn im letzten Act als Nachtwächter in der Stadt herumgehen, wo Faust wohnte; er wußte, daß wenn er zwölf rief, der Teufel kam und seinen Herrn holte. Man hörte die Glocke schlagen, der Famulus faltete die Hände über der Brust: »die Glock«, – rief er, und weder konnte noch wollte er »zwölf« sagen, er flüsterte nur – »geschlagen!« es half nichts, Faust fuhr zum Fenster hinaus, auf der rothen Flamme reitend!«

»Ihr seid nicht dazu geschaffen, auf der Butik zu sitzen!« sagte der Feldwebel. »Ihr lebt ja doch nur in Reisen und Wanderschaft. Das Feld wäre ein Leben für Euch! Vorwärts! Marsch! Ehrenzeichen auf der Brust! Ehe ein Jahr um ist, seid Ihr Feldwebel«

»Und Frau und Kind?« sagte der Schneider. »Der Bube sollte wol als Pfeifer mitgehen, sie als Marketenderin? Das wäre kein Leben für sie! Nein, ledig und frei muß man sein, dann ist die Welt unser! Das war ein Leben, die fünf Jahre, als ich mein eigner Herr war! Seht Ihr, Feldwebel, ich war erst neunzehn Jahre alt, hatte weder Vater noch Mutter, keine Liebste! Faaborg ist ein hübscher Ort, da bin ich geboren, da ging ich in die Lehre. Des Nachbars Maria war ein erwachsenes Mädchen, als ich noch ein Knabe geheißen wurde, deshalb machte es mich stolz, daß das hübsche, erwachsene Mädchen, mit dem so manche gern »gute Freunde« sein wollten, mir die Hand gab und mich so schelmisch dabei ansah, aber daß sie meine Geliebte werden konnte, so hoch durfte ich mich nicht versteigen! Ich wollte reisen, wenn ich Geselle geworden, die Welt, von der ich in den Beschreibungen gelesen, wollte ich sehen. Als deshalb mein Gesellenstück angenommen und meine ersparten Schillinge zusammengezählt waren, wurde rasch das Ränzchen geschnürt und ich sagte guten Freunden Lebewohl! Nun ist das so in Faaborg, daß die Kirche an einen Ende der Stadt liegt und der Thurm am andern. Ich ging Abends vorbei am Thurme, da begegnete ich Maria. Sie legte ihre Hände um meinen Kopf und küßte mich mitten auf den Mund. Es glühte wie Feuer, nie ist mir wieder ein Kuß so bis ins Mark gegangen, ich hatte gewünscht, daß es die ganze Stadt gesehen, aber wir waren allein, wir zwei! Ich sah zum Thurme hinauf. Es ist dort kein Wächtergang, keiner, nur einer, den sie auf die Mauer gemalt haben; da sieht man zwei Wächter hingezeichnet, in natürlicher Größe und mit Farben; man sieht sie noch, denn sie werden immer wieder aufgefrischt. Wie sehr hatte ich gewünscht, daß sie lebten! Ich mußte unwillkürlich im Stillen sagen: »Ihr habt das schönste Mädchen in der Stadt mich küssen sehen.«

»So war't ihr verlobt?« fragte der Feldwebel.

»Ja, warum nicht gar! Ich wurde blutroth, aber es war mir doch froh zu Sinne und die Reise ging lustiger von statten. Während fünf Jahren reiste ich von Land zu Land. Gute Leute, brave Meister habe ich gefunden, aber mich juckte es immer auf den Sohlen!«

»Und der Kuß, den Ihr von Maria bekamt, das war das Blut, das Ihr gerochen, Ihr bekamt Geschmack an den Mädchen.«

»Nun, ich will mich nicht besser machen, als ich bin; aber es ist die reine Wahrheit, als ich in der Fremde zum erstenmal den Arm um eines Mädchens Leib schlang, und wieder einen Kuß erhielt, da mußte ich an Maria denken und das auf eine ganz eigne Art! Es war gerade, als wenn sie zuschaute und das Blut stieg mir ins Gesicht! Ich fühlte mich nie fremd draußen. Oft, wenn ich in einer Stadt ein paar Wochen gewesen, glaubte ich, ich hätte immer dort gewohnt, hatte die Kameraden von je gekannt und mit ihnen ihre deutschen Lieder gepfiffen Nur, wenn ich etwas sah, was mich recht in Staunen versetzte, wie die alte Stephanskirche in Wien, oder die hohen Berge, an denen die Wolken herabhingen und unten am Fuße eine Fruchtbarkeit, wie in dem reichsten Küchengarten, dann stand Faaborg vor mir mit allen alten Bekannten. Während ich nahe daran war, daß mir ob all' der Herrlichkeit der Erde Wasser ins Auge kam, dachte ich unwillkürlich an den Thurm in Faaborg, mit dem gemalten Wächtergang und den abgebildeten Wächtern, die zugesehen, wie mich Maria küßte, und dann war es mir, als wenn es hier noch schöner für mich sein würde, wenn der alte Thurm hier stände und Maria darunter mit dem Stoffmieder und dem grünen Rock. Ich pfiff dann ein Lied und die Lustigkeit war wieder da: Heisa! Dann ging's mit den Kameraden wieder in die Welt hinaus!«

»Aber hier in der Heimat ist es doch schön!« rief der Feldwebel.

»Ja, hier ist es schön, wenn die Obstbäume in der Blüte stehen und das Kleefeld wie ein Potpourrikrug duftet. Aber da solltet Ihr sehen, wenn man erst über die hohen blauen Berge ist, die Alpen nennen sie's, das ist wie ein großer Garten; er sticht den sogar auf Glorup aus, ja übertrifft jede königliche Anlage in den nördlichen Landen! Marmor, weiß, wie Zucker, hauen sie aus den Bergen, und die Trauben hängen dort groß und fest im Fleisch, wie bei uns die Pflaumen. Ich war dort drei Jahre; da kam einmal ein Brief von meinem Geschwisterkind in Horne und unten in der Ecke stand: »Maria grüßt und bittet sie nicht zu vergessen!« Das war von ihrer eigenen Hand geschrieben. Mir wurde weich ums Herz dabei, ich konnte merken, daß das Liebe bei mir war, und ich hatte keine Ruhe mehr; ich bekam eine Sehnsucht, ich mußte heim und ich wollte heim. Manche Nacht ging ich auf einsamen Wegen, vorbei an großen Klöstern, durch enge Städte, über Berge und durch Thäler; dann hörte ich wieder die dänische Sprache, sah den Thurm der Kirche von Horne, die Haidehügel bei Faaborg – und als ich um Maria freite, bekam ich ein Ja. Nun reise ich nicht mehr! nun sehe ich den Störchen zu, wie sie fortziehen und heimkehren. Zuweilen bin ich auch gerade nicht in gutem Humor, aber da weiß es Maria immer wieder auf ihre eigne Art einzurichten; einmal im Sommer segeln wir auch hinüber nach Thorseng und spazieren dort herum. Das ist ja auch eine Art Reise! Die weiten Touren, ja die kann der Bube machen, wenn er mal groß ist. Er hat frisches Blut, Feldwebel!«

»Und deshalb soll er auch von dem Klaren haben!« antwortete dieser und reichte ihm das halbvolle Glas. Der Junge griff mit beiden Händen darnach und trank, daß ihm das Wasser aus den Augen lief.

»Da haben wir unsere Madam!« rief der Feldwebel, während die Mutter des Knaben eintrat. Die üppige Gestalt, die großen braunen Augen konnten wol ein Herz aus dem Süden zurückrufen. Ein ziemlich strenger Blick traf den Mann, ein kurzer, aber freundlicher Gruß fiel dem Feldwebel zu, der sie auf die Schulter klopfte. »Die ganze Liebesgeschichte habe ich gehört!« sagte er, »war in Ost und West mit dem Meister.«

»Ja, man hat nichts Andres zu thun!« antwortete sie kurz und legte ihr Halstuch in die Kommode. »Dort hätte er bleiben sollen, da es dort gar so schön war! Der Himmel weiß, was er hier wollte! Bald ist es hier zu kalt, bald regnet es zu viel! Ich sage auch: Reise! Es ist Niemand, der dich hält. Ich kann in einen Dienst gehen, für den Jungen bekomme ich auch noch Brod!«

»Maria!« sagte der Mann, »das ist nicht dein Ernst! Wäre ich nicht zurückgekommen, so wärest du vielleicht noch nicht verheirathet.«

»Zehn für einen hätte ich haben können! Der Sohn des Hüfners in Oerebäk freite vor dir, aber ich war eine Thörin, wie alle Frauenzimmer.«

»Du hast es nicht bereut, Maria!« sagte der Mann liebevoll und legte seine Wange an die ihre. Sie küßte ihn, lachte und ging in die Küche, wo bald darauf der Fisch für die kleine Mittagsmahlzeit briet.

X.

– es muß ja sein,
Ich blicke starr vom Rabenstein
Ins Nichts hinein.

A. v. Chamisso.

»Todt!« welche Welt von Schmerz liegt in diesem kleinen Wort. Es ist ein zweischneidiges Schwert, das, indem es das fällt, was unserm Herzen theuer war, in unsere Brust dringt, daß es schwarz wird vor unseren Augen und die Welt uns dunkel erscheint, wenn auch die Sonne auf Millionen Glückliche scheint. Nur ein Wort, kurz wie jenes, richtet uns wieder auf, athmet uns Hilfe zu, nur eins: »Gott!«

»Ja, ich war darauf vorbereitet!« sagte Maria, aber sie war nicht vorbereitet. Der trübe, naßkalte Uebergang vom Herbst zum Winter stimmte die Trauernde noch mehr herab. Die Luft war grau, Regen und Schnee fiel in die schmutzigen Gassen. Finster draußen und finster drinnen in Gedanken.

»Weine nicht,« sagte Christian, »sonst wirst du krank, und stirbst auch von mir weg. Du kannst ja waschen und bügeln, ich kann auf der Geige spielen, dafür bekomme ich Geld und darum brauchst du nicht betrübt zu sein.«

»Du Gottes Engel!« sagte Maria, »laß mich deine Augen küssen und deinen süßen Mund, Ja, um deinetwillen will ich leben, was sollte sonst aus dir werden?«

Nie war Weihnachten so still und traurig herangekommen, wie diesen Winter.

»Der Hüfner in Oerebäk ist doch ein guter Mensch. Brod und Butter hat er mir geschickt und eine Gans zum Weihnachtsabend. Daß er nur noch an mich denkt. Nein, den Schritt thue ich nie mehr. Deinen Pathen will ich am Weihnachtsabend herbitten, wenn ich ihn auch nicht mag, aber ich thu's um deinetwillen. Vielleicht bedenkt er dich, wenn du größer wirst.«

Der Tisch war gedeckt. Christians Herz war voll Weihnachtsfreude. Maria holte das Gesangbuch hervor.

»Ihr habt Stimme!« sagte sie zum Pathen, »Ihr müßt den Ton für uns halten!«

»Ich kenne kein Lied aus dem Gesangbuch!« antwortete er. »Sollen wir das Buch brauchen, so laßt uns lieber aufschlagen und sehen, was uns das Schicksal bringt. Da liegt etwas darin! Was geschehen soll, steht nun einmal in dem großen Buche geschrieben, wie es in unserm Blute und in unserer Seele geschrieben steht.«

Maria öffnete das Buch.

»Ein Hochzeitslied!« sagte sie, »das trifft wahrlich nicht zu; ich verändere meinen Stand nicht. Könnte ich nur den Jungen munter und frisch sehen und ihn gut in der Welt fortbringen!«

»Das kommt auf seine Sterne an!« sagte der Pathe. »Wir können etwas thun, aber das ist nie viel. Liegt es in ihm, daß er stehlen, oder daß er den Weibern nachstreichen soll, so ist das nicht zu dämpfen! Er kann unter den bravsten Menschen aufwachsen, sie können ihm die besten Gedanken einprägen: ist das Böse mal in ihm, so muß es heraus. Es kann wol zurückgehalten werden, aber wenn er ins reife Mannesalter tritt, dann bricht es mit um so stärkerer Kraft hervor. Das wilde Thier steckt in jedem Menschen, bei dem einen ist es ein reißender Wolf, bei dem andern eine Schlange, die auf dem Bauche zu kriechen und Staub zu lecken weiß. Das Thier ist in uns; es kommt nun darauf an, ob dieses oder wir der stärkere Theil sind, und die Kraft hat Niemand von sich selbst!«

»Unser Herr erlöse uns von des Bösen Macht!« sagte Maria und sah vor sich nieder. Es war, als wenn der Geist, vor dem sie sich fürchtete, am Tische neben ihr säße. Die Sprache, die sie hörte, war wie die Gestalt der Elfen, vorne Wahrheit in all' ihrer Schönheit, hinten hohl und leer, ein Zeichen der Welt, der sie angehörten.

»Ich habe viele Schriften gelesen,« sagte der Pathe, »gelesen von fremden Nationen! Es gibt mancherlei Völker auf der Erde! Dem, was wir bei uns Sünde heißen, dem geben andere den Namen Recht. Die Wilden essen ihre Feinde, und ihr Priester sagt: »Nun kommst du in den höchsten Himmel!« Der Türke hat viele Frauen und sein Gott verspricht ihm noch mehr im Paradiese. Ein General erhält Ehrenzeichen und Ruhm für das, was er in einem dynastischen Kriege gethan hat, der mit Unrecht geführt worden, während ein Anderer, der dieselbe Geschicklichkeit bewiesen, an den Pfahl kommt! Das Ganze kommt auf Sitte und Brauch hinaus, und wer sagt uns, daß wir gerade dem Besten folgen, weil wir thun, was die Meisten thun? Wer weiß, ob nicht das Thier in uns größeres Recht hat als der Mensch, der seinem Schulgesetz folgt. Ist das nicht wahr?«

»Ach ja,« sagte Maria, »aber es ist häßlich, daran zu denken!« Aengstlich legte sie das Gesangbuch weg, schnitt von den Speisen auf und begann ein anderes Gespräch. »Würde sich mein kleiner Christian nur erholen! Ich weiß wol ein Mittel, das mir mehrere Leute gesagt, aber es ist gar zu gräulich! Das warme Blut trinken –!«

»Schweigt nur davon!« rief der Pathe. »Ich habe einen angebornen Widerwillen dagegen, auch nur ein Huhn abschlachten zu sehen! Ich weiß ein unschuldigeres Mittel; es ist ein Sympathiemittel, wie man das nennt, und muß gerade an einem solchen Festabend wie heute, angewandt werden. Ich sage einige geheimnißvolle Worte, und er trinkt eiskaltes Wasser aus meiner Hand.«

»Herr Jesus!« rief Maria und rückte den Stuhl zurück, »Seid Ihr im Krieg gewesen? Habt Ihr einen Menschen umgebracht?«

Eine kreideweiße Farbe überzog das Gesicht des Pathen. »Was sagt Ihr?« fragte er mit lauerndem Blick.

»O Gott, ich sage gar nichts!« erwiderte Maria. »Es gibt ja mancherlei wunderliche Mittel, die unser Herr oder ein Anderer uns gegeben. Aber Ihr sagtet da etwas, was mich auf den Schiffer brachte. Es war ein Schwede, welcher vorigen Sommer an der Brücke lag; ich sprach mit ihm von der Krankheit des Knaben und was man gegen sie thun könnte; ich nannte, was wir hier zu Lande kennen, nämlich einen Topf betteln und in diesem auf der Richtstatt das Blut des Sünders auffangen, das der Kranke trinken muß; da sagte der Schiffer, sie hätten denselben Glauben in Schonen, aber sie hätten auch den, wenn es ein Kind sei, dem geholfen werden solle, so brauche man es nur kaltes Wasser aus einer Hand trinken zu lassen, die Menschenblut vergossen, das sei ebenso wirksam! Ich sollte deshalb zu einem Soldaten gehen, der im Krieg gewesen, oder auch zum Scharfrichter. Diese Worte, und das was Ihr eben gesagt –«

»Hatten etwas Verwandtes!« unterbrach sie der Pathe »Ja, es ist nicht unrichtig. Aber was würdet Ihr sagen, wenn ich Euch eine Hand voll von dem besten Blumensamen gäbe, ein ganzes Geschlecht, und Ihr nähmet sie, ließet sie aber liegen, bis sie ihre Kraft verloren, wäre das nicht dasselbe, wie wenn Ihr das ganze Blumenbeet zerstörtet? Daheim in Norwegen erzählt man sich eine Geschichte von einem Mädchen, die Angst davor hatte, Mutter zu werden, und die deshalb an ihrem Hochzeitsabend mit Brautkrone und Schleier zur Mühle hinging, wo die Hexe wohnte, die sie um Hilfe bat, daß sie nie ein Kind gebären würde, die Braut erhielt zwölf Körner, die sie unter die Räder werfen sollte; sie dachte nichts dabei, aber bei jedem, das hinabfiel, hörte man einen eigenthümlichen Ton, wie einen Seufzer; es war ein Kinderherz, das brach. Sie wurde Frau, blieb kinderlos und erst in ihrem Alter, als ihr Haar schon silberweiß war, kam die Angst über sie. Ihre Hand war rein von Blut und doch war sie eine Mörderin und litt Qualen, wie Einer, der einen Mord begangen. Da schlich sie sich um Mitternacht in die Kirche, um die Sünde abzubitten und da sah sie oben am Altare ihre zwölf ungeborenen Kinder stehen, das ganze Geschlecht, sie füllten die Gänge der Kirche; und sie kniete nieder und betete, sie, d«e Mörderin eines ganzen Geschlechts –! 4 und Ihr versteht die Geschichte. So wandert mancher Mörder umher in der Welt, der Mörder eines ungeborenen Geschlechts. Ein solcher bin ich, ein solcher bleibe ich. In meinem Blute liegt ein Widerwille dagegen, der Mann einer Frau zu werden. Laßt nur den Knaben aus meiner Hand trinken. Wenn man auch das Blut nicht steht, so klebt es doch an meiner Hand!« Er hielt den Athem zurück, sonst hätte er tief geseufzt.

»Ihr seid gewiß krank!« sagte Maria und sah ihn ängstlich an.

»Nie mehr bitte ich deinen Pathen zu uns!« sagte sie zu dem Kleinen, als er sie verlassen und sie zu Bette gingen. »Es war mir, als ob ein böser Geist in diesem Zimmer wäre! Falte deine Hände und sprich dein Abendgebet. Ich will dich eins dazu lehren, das ich aus des Betenden Kette kenne!« –

»Werden die Tage länger,
So wird auch der Winter strenger!«

sagt ein altes Sprichwort. Das neue Jahr hatte viele eiskalte, finstre Tage. Die Fenster mußten mit einem Kohlentopf aufgethaut werden.

»Nun ist die Landstraße wie ein Stubenboden, der blanke Frost hat gut gethan!« sagte der Bauer von Oerebäk, als er eines Tages Maria besuchte. »Ihr müßt heiterer werden! Besucht mich, nehmt den Jungen mit, ich erwarte euch mit dem Frachtwagen.«

»Ich möchte dem Buben gerne das Vergnügen gönnen!« sagte sie. Es geschähe nur um seinetwillen, wenn sie jemals die Thorheit beginge, wieder zu heirathen, aber das würde sie nie thun; und doch hatte das Gras im folgenden Jahre noch keine neuen Halme getrieben, als sie zwischen Ja und Nein schwankte.

»Es wäre nur um deinetwillen, mein süßer Junge!« sagte sie. Christian weinte. Der neue Vater war gar nicht mild und freundlich. Er schalt über die Geige und sagte, es sei ein langweiliges Gekratze.

»Maria, du weißt wohl, daß mein Sinn immer nach dir stand! Du nahmst trotzdem einen Andern, ich auch, nun sind wir frank und frei, ich brauche eine Frau für mein Haus, eine Mutter für meinen Jungen. Da ist nun die Anne vom Vogelhaus, sie ist ein hübsches Mädchen; sie hat zwei Kinder, für jedes bekommt sie alljährlich zehn Jahre lang zehn Reichsthaler; das ist ein Capital, das einen wol für sie bestimmen könnte. Du hast nichts und den Buben dazu, aber ich habe dich lieb und willst du wie ich, so ruft uns der Prediger am Sonntag aus.«

Sie gab ihm die Hand.

»Ja, es geschieht um deinetwillen, Kind!« wiederholte sie und die grünen Wiesen, der Hof und das Vieh tanzten ihr vor den Augen, die ein ganzes Jahr bei einem Manne ausgehalten, welcher das Ausländische mehr liebte, als sie und die Heimat.

Je heftiger das Weinen, desto rascher hat man ausgeweint. Der Witwenschleier wird zum Brautschleier umgenäht, deshalb lacht auch der Blumenkranz, der um die Stirne der Braut und der um das Haupt der Leiche. Ja, im Sarge selbst lächelt er und erzählt mit seinen bunten Farben dem Todten: »Die Trauer und du werden vergessen werden, wie eine Geschichte vergessen wird, die man liest und über die man weinte.« Ja, das erzählen die lachenden Blumen dem Todten, bis sie selbst erbleichen und in Staub verfallen, und dann lacht das Gerippe im Sarge darüber, daß auch sie so stumm geworden.

»So ist es nun vorbei mit unserm Geigenspiel« sagte der Pathe. »Ich hatte es mir anders ausgedacht, aber was ist des Menschen Denken. Nun bekommst du den Pflug und nicht die Geige in die Hand. Du gehst einen neuen Weg oder einen Umweg, das kann man nicht wissen. Die alte Geige will ich dir übrigens schenken. Das kleine Notenbuch mit den kleinen Stücken darin kannst du auch haben. Reineke Fuchs mit den Bildern mag meinetwegen auch mitgehen, du hast das Buch so gerne, nimm es nur, ich habe dich so lieb und du mich wieder, ist's nicht so? Weine nicht, du kleine Kinderseele. Küss' mich nur, ja noch einen Kuß! Lege deine kleine Hand um meinen Hals, Wirst du dich wol immer an das erinnern können, was ich dir jetzt sage? Sei wild und toll in deiner Jugend, damit du es satt hast, wenn du älter wirst. Die Sünden der Jugend verzeihen die Menschen, den Mann dagegen beurtheilen sie strenger. Genieße die Freude, so lange du kannst, daß du nicht in deinem Alter darüber zu weinen brauchst, daß du keine Sünden hast; sie gehören dazu, wie das Salz zum Essen. Besser ist es, das Leben zu viel genossen zu haben, als später in der Einsamkeit darüber seufzen zu müssen, daß man es nicht genoß, solange man konnte. Das schreibe ich in dein Wanderbuch! Gott oder der Teufel, in welches Regiment du auch eingestellt wirst, sei dir ein gnädiger Herr!« Er reichte Christian die Geige und die Bücher.

Das war der letzte Besuch in der Hulgasse.

  1. Der Rest der Sage lautet, daß der Geistliche, im Zorn über die Sünde der Frau in die Worte ausgebrochen sei »Ich vergebe dir nicht und unser Herr auch nicht! Eher sollen Rosen aus unserm Steinboden blühen!« In der Nacht, als sie das Gesicht in der Kirche gehabt, träumte der Geistliche dasselbe und als er erwacht, war der Steinboden geborsten und zwölf schöne Rosen blühten aus den Rissen hervor, das waren ihre zwölf ungeborenen Kinder. »Nun ist unsere Mutter selig!« sagte der Geistliche und suchte sie in der Kirche, wo sie todt am Boden lag

XI.

Vorbei
Sind diese Träume.

Schiller, Don Carlos.

Der Tag vor der Hochzeit ist ein Torturtag für die Bauernbraut; sie soll geschmückt werden, das heißt, zum ersten und vielleicht einzigen Mal, sich mit bloßem Haare zeigen; es wird in Lauge ausgewaschen, damit es steif und struppig wird und noch schwieriger zu ordnen ist; die Braut fällt auch gewöhnlich bei diesem Putzen in Ohnmacht. Das war nun mit Maria nicht mehr der Fall. Ihr Haar war wie die feinste Seide!« sagte eine Frau aus der Gruppe, mit welcher wir uns den Zug zur Kirche ansahen Daß sie als Wittwe keine Haube tragen, sondern mit ihrem schönen Haare glänzen wollte, das zeuge von Stolz, meinte man. Die ganze Familie des Bräutigams hatte auch viel gegen sie, denn sie brachte ja nichts mit ins Haus, als einen langen Jungen.

Eine Ehrenpforte war auf dem Wege errichtet; die Thüren durch die sie mußten, mit grünen Zweigen geschmückt; die »Staatsbursche«, wie man sie nannte, jagten bereits zu Pferde auf dem Wege hin und her vor dem Zuge. Zuerst kam die Braut mit ihren »Staatsjungfern« welche ihre Blumensträuße wie Marschallstäbe zum Wagen hinaushielten; schönere Blumensträuße hatte man noch nie gesehen. Trompeten und Geigen ertönten und das bis in die Vorhalle der Kirche, und übertönten die Orgel. Den Brautjungfern war in der Kirche große Ehre angethan, denn sie war mit Grünem und »mit allem was glänzt« wie der Bauer sagt, geschmückt, nämlich mit dem König zu Pferde auf einem Vierschillingsbilde einem farbigen Recept mit der Flasche dazu, worauf man noch las: »für sechs Schilling Wachholderbeertropfen.« Ein alter rother Seidenmuff und viele andere Prachtsachen hingen zwischen den grünen Zweigen und Kränzen. Jede Hochzeit beim Bauern, wenn sie recht stattlich sein soll, zeigt uns diesen kindischen Schmuck.

Von den eingeladenen Frauen, die in den vordersten Stühlen sitzen, kennen wir zwei, die Mutter und Großmutter die wir bei der Quelle trafen, auch die Tochter Lucie war mit. Nichts Irres war mehr in ihren blauen, sprechenden Augen zu sehen; fromm und still saß sie bei den Andern. Wie das Unwetter jener Nacht, hatte auch ihr Seelenkampf sich gelegt. Christian, der auf der Männerseite seinen Platz hatte, kannte sie gleich; sie dagegen sah ihn fremd an und sang mit klarer Stimme das Kirchenlied.

Das Brautpaar schritt zum Altar, das Gefolge stellte sich im Chor auf. Die beiden Frauen flüsterten sich leise zu:

»Pass' nun auf Braut und Bräutigam auf, wer von ihnen zuerst eine Bewegung macht, der stirbt zuerst.«

»O je, das that sie.«

»Aber das stimmt nicht mit dem Andern!« sagte die Jüngere. »Daran habe ich mehr Glauben! das hat nie fehlgeschlagen! Aus dem Namen von Braut und Bräutigam kann man sehen, wer zuerst stirbt. Man zählt die Buchstaben zusammen und sagt dann: »Adam stirbt! Eva stirbt!« es ist dasselbe, wie wenn man sagte: er stirbt, sie stirbt, wo man zuerst aufhört, der stirbt zuerst. Aber das trifft ja auch zu, sie heißt Maria, das sind fünf Buchstaben, wenn es nicht mit zwei r geschrieben wird, und er heißt Peter, das sind auch fünf, zusammen zehn, welches die gleiche Zahl ist, und bei gleicher Zahl stirbt die Eva zuerst.«

»Aber er heißt ja Peer und nicht Peter!« sagte die Jüngere.

»Aber wie ist er getauft?« fragte die Andere. »Heißt er Peer, so stirbt er zuerst, aber heißt er Peter, so stirbt sie zuerst und dann stimmt es mit der Bewegung, die sie gemacht.«

Sie wurden durch einen kleinen Streit, der in der Nähe entstand, unterbrochen; so still es auch abging, wurde doch ihre Andacht gestört. Der Sohn des Bräutigams, Niels, ein Knabe von zwölf Jahren, mit einem flachen, boshaften Gesichte, stieß ziemlich unsanft seinen Halbbruder Christian zur Seite, um selbst voran zu kommen; der Andere machte eine unwillige Bewegung; die Frauen geboten ihm durch Mienen Ruhe und Christian sah verlegen nieder auf seine glänzend weißen Strümpfe, aber Niels setzte ihm im selben Moment den geschwärzten Schuh auf den Rist. Christian kamen die Thränen in die Augen, Lucie sandte Niels einen strafenden Blick zu.

Die Trauung war zu Ende, wie die Posaunen des Weltgerichts ertönten die Trompeten in der Kirchenvorhalle. Der Bräutigam fuhr in größter Eile davon, um seine Frau im Brauthause zu empfangen Im Flur waren die Spielleute aufgestellt. Hier war das Ehepaar und jeder Gast legte auf den Teller vor ihnen die Brautgabe, man versäumte nicht jeden größeren Bankzettel auszubreiten, wie der Bauer niemals vergißt, eine ebenso große Gabe zu geben, wenn der Gebende oder sein nächster Verwandter Hochzeit macht. Das Essen wurde gegessen, das geistliche Lied gesungen und die Schaffner tanzten die Braut in des Bräutigams Umarmung.

Lucie, etwas älter als Christian, beschäftigte sich einzig und allem mit ihm, sie tanzten und gingen mit einander spazieren, man nannte sie die hübsche Schulmeisterstochter.

Bei der Gilde am andern Tage saßen sie im Garten, wo die Buschnelken in der Blüte standen, und sie erzahlte ihm von ihrer Großmutter Bruder Peter Wik, den sie auch der Mutter Bruder nannte, und der das hübsche Schiff habe, das Lucie hieß, wie sie, und nach Deutschland und nach Kopenhagen fahre. O, der Mutter Bruder sei so gut und so lustig, einmal jeden Sommer, wenn das Schiff bei Svendborg liege, besuche er sie; er habe ihr die Geschichte von der geduldigen Helene geliehen, die, wie drauf stehe, »sehr lustig, aber auch sehr traurig zu lesen sei!« Christian holte da sein Buch vom Reineke, das ihm der Pathe geschenkt, und sie besahen sich die vielen Holzschnitte und Lucie las die Unterschriften und sie merkten wohl, wie der Fuchs den Bären und die andern Thiere anführte.

Wie sie so am Besten saßen, kam Niels, der sich leise hinter sie heranschlich und durch einen Stoß seines Fußes flog ihnen das Buch aus den Händen hoch in die Luft und in die Stachelbeerbüsche. Christian weinte, aber Lucie schalt und sagte zu Niels, er sei wie der Fuchs im Buche, ein böses Thier.

Der Junge sah sie mit seinem nichtssagenden Gesichte an. »Verrückte Lucie!« war seine ganze Antwort. Da wurden die rothen Wangen des Kindes bleich, denn er hatte sie durch diese Worte schmerzlich getroffen, indem er auf ihren früheren Zustand angespielt, wenn dieser nun auch vorüber war. Mit einem Ausdruck von Wehmuth sah sie ihn an und ging in das Hochzeitshaus, wo alles lauter Lustigkeit war.

Am dritten Tage des Festes sah man Lucie und Christian tanzen, Niels war mit in der Reihe. Die Sonne geht nicht unter über der Kinder Zorn. Die Schaffner deckten mit der gewöhnlichen Formel ab: »Morgen ist hier kein Vergnügen mehr.«

Für Niemanden lag eine so prophetische Wahrheit in diesen Worten als für Christian. In den ersten Wochen boten wol die neue Heimat, Garten und Felder einige Abwechslung und Vergnügen, aber drinnen war nicht das Heim wie in Svendborg. Der Stiefvater machte sich nichts aus seinem Geigen, und Maria hing deshalb die Geige hoch über der Thüre auf, wo sie nicht so leicht herunterzuholen war. Niels sah den Knaben aus der Provinzstadt, der sich vor dem Vieh fürchtete, die Kuh für einen Stier hielt und nicht ruhig auf einem Milchgaul sitzen konnte, der zum Wasser ging, über die Achsel an. Grinsend erzählte er dies dem Vater und den Knechten und ihr Gelächter kränkte den Kleinen. Der einzige Punkt, worin sich die Knaben begegneten, war das Bilderbuch. Die Thiere interessirten Niels, aber daß es nur schwarze und weiße waren, hielt er für einen großen Fehler. Es war deshalb nicht Bosheit, sondern eher ein wohlmeinender Gedanke, daß er eines Tages, als Christian fort war, das Buch vornahm und in der Ueberzeugung, daß er etwas Verdienstliches thue, alle Holzschnitte mit den grellsten gelben und rothen Farben übermalte. Er galt ja auch nach des Vaters und der Knechte Meinung für gar geschickt zum Zeichnen. Auf Thüren und Thoren standen seine Skizzen von Mensch und Thier, aber das, was diesen in den Augen seines Publicums Werth gab, war die platte Bedeutung, das Gemeine, das sie ausdrückten. Den Holzschnitten gab er durch einzelne Striche und Zusätze denselben Charakter und lachte selbst voll Zufriedenheit mit seiner Erfindung.

»Willst du nun sehen!« sagte er zu Christian, als dieser kam. »Jetzt glänzt es!«

»Das ganze Buch hast du verdorben!« sagte Christian und sein Aerger und Zorn darüber brachte ihn in eine Wuth, die sonst nicht in seiner Natur lag. Er stürzte auf Niels los, aber dieser warf ihn im selben Nu zu Boden.

»Ihr solltet beide Prügel haben!« sagte Marie. »Niels will ich nicht schlagen, aber du bist mein eigen, dich habe ich ein Recht durchzuprügeln!« Und so bekam er für alle Beide.

Der Vater fand auch, daß das Buch nun schöner sei und die gemeinen Zuthaten preßten ihm ein vergnügtes: »Der Teufelsjunge versteht es!« ab.

Sich selbst und seinen Gedanken überlassen, schlich Christian umher. Mit jedem Tage wurde er stiller. Bisweilen wol hatte er der Mutter ganze Liebe, namentlich wenn ihr etwas Widerwärtiges begegnet war, oder wenn sie die Familie des Mannes schlecht über sie reden hörte, weil sie nichts mit auf den Hof gebracht. Bisweilen durfte dann die Geige herunterkommen und dann spielte er die Stücke aus dem Notenbuche; das war ihm ein Schatz, den er um nichts in der Welt hätte missen mögen, und doch mußte er ihn missen.

Ein hübscher Drache flog eines Tages über das Haus hin, Niels hatte ihn aus alten Zeitungen und aus dem Notenbuch, das für ihn keinen Werth besaß, zusammengekleistert. Der Drache stieg sehr hoch, die Knaben konnten ihn nicht mehr halten, der Zug war zu stark und du Drache flog über das Dorf hin.

Der Winter kam – und ging. Es wurde Sommer; Christian sollte sich auch nützlich machen. Draußen auf der Wiese, wo der Bach zwischen den Erlenbüschen hinlief, mußten er und Niels abwechslungsweise die Ziegen hüten, aber er war gern in der Einsamkeit. Auf einem großen Erlenstamme, dort wo der Bach eine kleine stillstehende Bucht bildete, Teich konnte man's nennen, umschattet von großen Haselnuß- und Erlensträuchen, die sich in dem klaren Wasser spiegelten, saß er in seinen Träumereien und betrachtete sich die Luftspiegelung im Wasser. Drunten schwammen die Schatten der Wolken, drunten flog der Vogel mit ausgebreiteten Flügeln, gerade so tief, als er hoch über dem Wasserspiegel schwebte. Die Bäume ringsum streckten die Wipfel nach unten, die Wurzel nach oben; seine eigne Gestalt zeigte sich verkehrt; nun verstand er, wie es auf der andern Seite der Erde aussehen müsse. Die Blasen, welche dann und wann aufstiegen, nannte er seine Wassersternschnuppen. Die Fläche selbst war ihm ein Weltmeer; die großen Wassermücken, die drüber hinstrichen, waren Corsaren. Welche Eile sie hatten! Die Gemüse- und Wasserpflanzen am Ufer bekamen eine Riesengröße, wie die Bäume in den tropischen Ländern. Die Wasserlinsen waren grüne schwimmende Inseln und kam plötzlich ein Frosch zum Vorschein und huschte über den Wasserspiegel hin, so war es ein Ungeheuer wie die, von welchen er in »Tausend und eine Nacht« gehört. Wo er saß, ging das Wasser gerade herein unter die Baumknorren zwischen den vorspringenden Wurzeln; in den Löchern sah es finster und geheimnißvoll aus; kein Fischer phantasirt sich mehr, wenn er bei den Felsenhöhlen Capris vorüber fährt, als er beim Anblick der schwarzen Höhlen zwischen den Wurzeln und Rasen, die über das Wasser herabhingen, ohne es zu berühren. Durch einen Schlag mit seinem Stock kam der ganze Ocean in Bewegung, und er sah des Weltmeers langgestreckte Wellen, Ebbe und Flut, durch welche die Küstenhöhlen verschwanden oder größer wurden. Was er aus des Vaters oder Pathen Erzählungen wußte, meinte er, müßten die andern Bauernkinder auch wissen, was er im Wasser und im Grünen ringsum sah, mußten ja doch auch sie sehen können, und er sprach mit ihnen davon, als wenn es Wirklichkeit wäre. Sie begriffen zwar nicht, hörten ihm aber mit Staunen und Neugierde zu; sie wußten nicht, ob er klüger als sie, oder ob er ganz toll sei.

»Ja, er ist verrückt!« sagte Niels. Das war das Zeichen zu einer ganz neuen Anschauung. Sie bemächtigten sich Christians, und die Einen banden mit der grünen zähen Borke einen langen Weidenzweig hinten an sein Halstuch, Andere besteckten ihn mit Kletten und Niels pfiff und rief: »Vivat, der verrückte Christian!«

Da faßte ihn Verzweiflung und wie ein gescheuchtes Reh jagte er in wilder Flucht über das Feld, während ihm die ganze Knabenschaar schreiend folgte und ihm Mützen und Holzschuhe um die Ohren warfen. Er erreichte den Garten und sprang über den Zaun; die Knaben waren dicht hinter ihm, er stieß einen Schrei aus. Maria stand im Garten, er eilte auf sie zu, Niels und die Andern standen schon auf dem Graben.

»Was gibt es nun wieder?« sagte sie. »Kannst du nicht mit ihnen spielen? Willst du gleich ordentlich sein?«

Sie ging hinein. Die Kameraden lachten ihn aus und er mußte es anhören.

Eines Tages saß er allein im Felde und kam auf den Gedanken, durch Heckendornen Blumen und Blätter zusammenzuheften, daß sie menschliche Gestalten bildeten. in kleines Klettenblatt bildete den steifen Rock der Dame, lange rothe Blumen die Arme, eine wilde Rose war das Gesicht; die Männer dagegen hatten Beine und Arme von Vogelrippen; das Wegbreitblatt war ihre grüne Jacke. Es sah wirklich etwas gleich. Er stellte sie rings um eine Holzwurzel auf und betrachtete sich dann die hübsche Gesellschaft.

Mitten in diesem Spiel wurde er von der Wahrsagerin von Quärndrup unterbrochen; sie, seine Seherin und sein Arzt, kam um Geiskleeblatt zu pflücken und Angelicawurzel zu schneiden. Sie sah die Puppen.

»I, was ist das, was du da gemacht?« fragte sie, »Das sind ja Menschengestalten! Aber eine Seele hast du ihnen doch nicht geben können. Was wirst du ihnen nun am Tage des jüngsten Gerichts sagen, wenn sie dich anklagen, daß sie nur Körper blieben?« Sie schüttelte mit dem Kopfe und ging weg; aber ihr Wort: »Sie werden eine Seele von dir fordern!« war tief in seine Seele eingeprägt.

Je mehr er seine Puppen ansah, desto ängstlicher wurde ihm zu Muthe; sie entzwei zu reißen, wagte er nicht, da riß er einen Rasen weg, grub ein Loch, legte sie alle hinein und den Rasen darauf. Nun waren sie begraben. Aber die ganze Nacht träumte er davon und es war ihm, als ob die kleinen Blumen-Männer und Frauen an sein Bett kamen und sagten: »Du mußt uns eine Seele geben.« Sein Traum kam ihm wie Wirklichkeit vor, aber er mochte ihn Niemand erzählen. Am folgenden Tage ging er an den Ort, wo der Rasen lag und hob ihn auf; die Blumen waren verdorrt und zusammengeschrumpft; er hob sie auf und breitete sie aus, so gut es ging, legte sie auf ein großes Klettenblatt, betete ein Vaterunser über ihnen und setzte sie in den Bach wo das grüne Todtenschiff rasch davonsegelte. Nun konnten sie doch nicht mehr zurückkommen und ihn schrecken.

XII.

Alrik.
Du bist hier! Welche Freude!

Edmund.
Nenne mir ein Meer,
Das abzuwaschen meine Schuld wol groß genug!

Das Runenschwert, Trauerspiel von Nicander.

Meist liegt es nur daran, daß die Umgebung kein Verständnis; für das Eigenthümliche oder überwiegend Gute hat, wenn eine edel angelegte Seele zum Gegenstand des Spottes oder der Zurücksetzung wird. Der Esel tritt oft auf die beste Blume, der Mensch auf seines Bruders Herz.

Du, dessen Augen über diese Blätter schweifen, warst du jemals recht einsam? Weißt du, was es heißt, kein Herz haben, an das man sich anschmiegen kann, keinen Freund, keinen Bruder, Einsamkeit mitten im Getümmel der Welt? Dann kennst du den Keim, der in Christians Seele emporschoß, weißt, wie das Bittere des Lebens älter macht, den Gedanken reift, während er seiner Weisheit Runen in unser Herz blutig einritzt.

In der Geige wohnte noch der Trost der Kinderphantasie, aber die Geige mache ihn zum Kopfhänger, sagte der Stiefvater, deshalb wurde sie an den Dorfmusikanten um einige Mark verkauft.

»Nun hört doch das Geschwätz darüber auf!« sagte Maria.

Stumm schlich sich Christian hinaus in die Scheune, legte sich ins Heu und weinte, bis ihm der Schlaf seinen tröstenden Kuß gab und er von alten Tagen träumte, als noch sein Vater von den schönen Ländern erzählte und der Pathe sagte, die Geige werde eine Rose in seiner Hand werden und sein Glück machen.

Die Wirklichkeit war freilich der Gegensatz von diesem wie von allen folgenden süßen Träumen.

Der Herbst kam und es wurde draußen so unbehaglich wie zu Hause.

»Es ist ein Jammer mit dem Buben!« sagte Maria. »Das hat er von seinem Vater, aber Niemand soll sagen, daß ich ihn verwöhne.«

Um eine gute Stiefmutter zu sein, wurde sie gegen ihr eignes Kind liebloser.

»Ist es nicht schrecklich!« sagte der Mann eines Tages, als er von Svendborg heimkam, »der Norweger in der Hulgasse, du weißt, der zu deinem ersten Mann kam, ist festgenommen worden. Er hat ein furchtbares Verbrechen eingestanden. Vor vielen Jahren hat er eine Frau in Norwegen umgebracht und in Svendborg, erinnerst du dich des Juden Tochter Sara, der Mutter der kleinen Naomi, oder wie sie heißt, ihr, die so hoch gestiegen war, hat er in die andere Welt geholfen.«

»Gott erbarme sich!« rief Maria.

»Ja, er sitzt hinter Schloß und Riegel. Es ist übrigens ganz wunderbar, wie die Sache herauskam! Er wurde schwer krank, der Doctor erklärte, daß er nicht aufkommen werde, und das hat er selbst auch geglaubt und bekannte, um sein Gewissen zu erleichtern, seine Sünde; aber von dem Augenblicke ging eine groß« Veränderung mit ihm vor, die Gesundheit kehrte plötzlich wieder und so wanderte er vom Bette ins Gefängniß. Er wird nicht begnadigt, denn das ist so gut wie zwei Mordthaten, was er begangen, und Schmuggler ist er auch gewesen, deshalb ging er so oft nach Thorseng.«

»Ach ja,« seufzte Maria, »man konnte es ihm ansehen und anhören, daß ein böser Geist in ihm hauste. Ich schaure noch vor den Worten, die er am letzten Weihnachtsabend sprach. Das Geigenspiel war wie eine Kainsstimme. Es war unheimlich anzuhören!« Sie konnte es nicht vergessen, ihr zitterten die Glieder bei dem Gedanken.

Der Abendtisch wurde gedeckt, Niels kam, Christian war nicht zu finden. Man wartete, man suchte nach ihm, er kam nicht. Die Uhr ging auf elf.

»Er kommt sicher, wenn er hungrig wird!« sagte der Vater.

»Ich bin seine Mutter!« sagte Maria, »ich weiß am besten, wie nah er meinem Herzen steht. Ich muß ihn finden, aber die Geschichten soll er bezahlt bekommen.«

Er war nicht zu finden.

Kurz nach der Mittagsstunde hatte er an seinem Lieblingsplatze beim Bache gesessen. Das Laub wirbelte über das Feld hin, die Sonnenstrahlen waren matt und kalt; schon seit mehreren Tagen hatten die Wandervögel die Gegend verlassen; deshalb überraschte es ihn, ganz in seiner Nähe einen Storch, einen Nachzügler, zu sehen; vielleicht war er gefangen, als der große Haufen fortzog, später entschlüpft und mußte nun, ein einsamer Pilger, den langen Weg durch die Steppe der Luft nach dem Süden machen.

Er hüpfte rings um Christian her, schien durchaus nicht ängstlich und sah ihn mit seinen klugen Augen an. Da fielen dem Knaben die Störche ein, die ihr Nest auf des Juden Haus hatten, es schien ihm der männliche Storch zu sein und alle lieben Jugenderinnerungen drängten sich ihm auf. Er erinnerte sich noch alles dessen, was der Vater ihm von diesen wunderlichen Thieren erzählt hatte; er näherte sich, aber der Storch flog einige Schritte weiter weg. »Wer doch unter den Schwingen des Storches säße und könnte mit ihm nach fremden Landen fliegen!« hatte der Vater so oft gesagt, und nie hatte sich diese Sehnsucht so stark in dem Kleinen geregt, als in diesem Augenblick, »Könnte ich nur nach Svendborg kommen, zu meinem Pathen!« dachte er und schritt halb träumend durch Feld und Wiesen; da stieg der Storch in stolzem Flug empor, steuerte über den Wald hin und Christian wanderte, vergnügt, wie er lange nicht gewesen, der Straße entlang, die nach Svendborg führt.