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VORWORT

»Wozu der Mensch Lust hat, dazu hat er auch Andacht.«

(Deutsches Sprichwort)

Ihr lieben Menschen, ich glaube, ich weiß, was ihr manchmal denkt: Der Horst Lichter, der ist doch dauernd unterwegs. So oft im Fernsehen oder auf irgendeiner Bühne in Deutschland – wann hat der denn noch Zeit zum Kochen? Macht dem armen Kerl das überhaupt noch Spaß? Gute Frage!

Ich kann wirklich nicht gut flunkern, darum will ich wahrheitsgemäß antworten: Nein, leider koche ich nicht mehr so viel wie früher. Das ist schade, aber vielleicht ist das auch gut so, denn wo Schatten ist, da gibt es auch viel Licht. Gerade weil ich nicht mehr so viel Zeit habe, koche ich mit mehr Lust und Andacht als früher. Bewusster und genussvoller. Ich will meine kostbare Zeit nämlich nicht mit hastig gekochten Gerichten verbringen, sondern mit köstlichen, lustvoll und voller Herzensfreude zubereiteten Leckereien.

Am besten im Kreise der Familie und mit richtig guten Freunden. Am liebsten in der Küche, wo es gemütlich ist. Dazu ein guter Wein oder ein lecker Bierchen. Erlaubt ist, was gefällt.

Aber ich möchte nicht nur Zeit beim Kochen und Genießen haben. Ich möchte auch mehr Zeit beim Einkaufen verbringen. Ich möchte mir Zeit nehmen, auf dem Markt, beim Metzger oder an der Obsttheke im Supermarkt auch mal ein Schwätzchen zu halten – so oft treffe ich nette Menschen, die sich mit mir unterhalten wollen. Die, wie ich, neugierig geblieben sind, die wissen wollen, was da in ihrem Kochtopf schmort. Denn die Lust am Kochen ist für mich – wie alles, was ich im Leben tue – eine absolute Herzenssache.

Mit diesem Buch möchte ich euch einladen, mit mir einzukaufen, zu kochen und nach Herzenslust zu genießen. Ich würde mich freuen, wenn ihr meine Gedanken über den vernünftigen, natürlichen und menschlichen Umgang mit Lebensmitteln, tierischen Produkten und Tieren nicht als verschrobene Spinnerei abtut, sondern als Anregung, die Natur und ihre essbaren Kostbarkeiten als das zu begreifen, was sie sind: ein Geschenk von Mutter Erde, das wir hegen und pflegen müssen.

In diesem Sinne wünsche ich euch viel Lust, Spaß und Genuss mit diesem Buch und meinen Lieblingsrezepten.

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HORST AUF DEM BAUERNMARKT

Das Schönste an meinem Beruf sind die Menschen, die ich jeden Tag kennenlernen darf. Und mit den Menschen ist es oft wie mit dem Essen – die ehrlichen, einfachen ohne viel Firlefanz und Schnickschnack sind mir manchmal die liebsten. Diese Spezies Mensch trifft man zum Beispiel auf einem richtig schönen Bauernmarkt. Kleine Frage: Wann seid ihr das letzte Mal auf dem Markt gewesen? Als Koch muss man ja leider immer hetzen und hat so wenig Zeit. Aber wenn ich jetzt mal über einen Markt gehe, dann zelebriere ich das auch richtig. Dann freue ich mich schon abends wie Bolle und stelle mir sogar den Wecker.

HARTE ARBEIT BEI JEDEM WETTER

Denn für mich sieht ein perfekter Marktbesuch so aus: am besten an einem frühen Frühlingsmorgen, wenn die Sonne gerade aufgegangen und die Luft noch klar und frisch ist. Einfach herrlich! Dann schlendere ich von Stand zu Stand und unterhalte mich mit diesen wunderbaren Menschen, die hart arbeiten und in aller Herrgottsfrühe aufstehen, damit wir ihre frischen Eier, Kräuter, Kartoffeln und Gemüse kaufen können. Nicht nur an einem schönen Frühlingsmorgen, sondern auch, wenn es in Strömen regnet und bitterkalt ist. Diesen Menschen fühle ich mich nah, denn mit schwerer Arbeit kenne ich mich aus. Ich unterhalte mich auch gerne mit den Marktleuten über Gott und die Welt, höre zu, was sie erfreut oder ihnen Sorgen macht. Solche Gespräche sauge ich auf wie ein Schwamm, denn ich will immer wissen, wie der ganz normale Mensch denkt, damit ich mich von der Glitzerwelt des Fernsehens nicht einlullen lasse.

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Und dann diese Gerüche! Thymian, Majoran und Basilikum duften um die Wette. Die Kartoffeln riechen nach unserer guten, alten Mutter Erde. Das Leben ist herrlich. Dann hole ich mir einen heißen Kaffee bei den Bäckersfrauen und starte meinen Rundgang: Ich probiere Äpfel, Radieschen, Honig oder einen Kanten frisches Landbrot. Überall gibt es etwas Leckeres zu entdecken! Knackigen grünen Spargel oder einen schneeweißen Blumenkohl, so groß wie ein Fußball.

Herrschaften, eine Sache stelle ich immer wieder fest: Frisches Gemüse gehört für mich zu einer guten Ernährung wie der Sicherheitsgurt zum Autofahren. Komisches Beispiel? Gar nicht, denn Gemüse ist genauso wichtig für das gesunde Überleben. Die Nährstoffe, Mineralien und Vitamine braucht unser Körper für eine ausgewogene Ernährung, aber leider ernähren sich die Leute kaum noch mit frischem Gemüse. Von den Kindern will ich gar nicht erst reden. Das ist doch schade, denn ich liebe frisches Möhrengemüse mit Stampfkartoffeln. Den feinen Nussgeschmack von Wirsing. Scharfen Rettich zur Brotzeit. Gebratenen Blumenkohl mit Bratkartoffeln und Speck.

GANZ WICHTIG: FRISCHE KRÄUTER

Was bei mir immer nach einem Marktbesuch in der Küche steht, sind frische Kräuter. Kinders, wie schnell und einfach wird aus einem Töpfchen Basilikum, Olivenöl, italienischem Hartkäse und gerösteten Pinienkernen ein frisches, selbst gemachtes Pesto, das auf jeden Fall hundertmal leckerer schmeckt als das Fertigprodukt aus dem Supermarkt. So ein Pesto passt zu Nudeln, zu einem schmackhaften Tomätchen, zum Steak – und ich hau es mir sogar ab und zu ins Kartoffelpüree.

Ich kann es gar nicht oft genug sagen: Frische Kräuter sind einfach der Knaller und so vielseitig einsetzbar. Sie bereichern unsere Küche auf grandiose Art und Weise: Ihre ätherischen Öle bringen Duft, Schärfe, Frische und Würze an unsere Speisen und machen sie so wunderbar abwechslungsreich.

Rosmarinkartöffelchen, Rucola mit Parmesan zum Carpaccio, ein cremiges Brunnenkresse-Süppchen – oder ganz einfach für einen launigen Grillabend ein gutes Stück Butter in der Küchenmaschine zur Kräuterbutter veredeln. Ihr müsst ja nicht wie Alfons Schuhbeck gleich zur Kräuter- und Gewürzhexe werden. Aber was man mit den klassischen Kräutern alles Feines anstellen kann, gehört für mich zum kleinen Kücheneinmaleins.

EIN BISSCHEN GUTE ALTE ZEIT

Darum sind Bauernmärkte für mich auch ein Stück unverzichtbare Kultur. Hier nimmt man sich Zeit, hier reden die Menschen miteinander, probieren, prüfen und verkaufen ehrliche Produkte. Man trifft Freunde und Bekannte, sucht noch schnell einen Strauß Blumen aus für seinen Schatz und genießt die Vorfreude auf das Kochen. Gerade in einer Zeit, in der wir oft nach der Arbeit noch hektisch durch den Supermarkt hasten und dann doch nur wieder schnelle Küche mit Tiefkühlkost auf den Tisch kommt, möchte ich meinen geliebten Markt nicht missen. Denn schon meine Oma hat mir eine alte Volksweisheit beigebracht, die ich bis heute beherzige: »Horst, am Markt lernt man die Leute kennen!«

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