Epub cover

Für Alexander Grothendieck und das fragliche Mädchen

»Ich hoffe sehr, daß es im einundzwanzigsten Jahrhundert 
keine Revolutionen mehr geben wird.« 

Wladimir Putin

»Of course you realize this means war.« 

Bugs Bunny

Die Menschen, Ereignisse und großen historischen Züge in diesem Buch sind frei erfunden. Firmen, Personen der Zeitgeschichte und andere aus den Nachrichten, dem Feuilleton oder akademischen Zusammenhängen bekannte Einzelwesen verhalten sich nicht so, wie hier geschildert, haben das nie getan und werden das auch in Zukunft bestimmt nicht tun. Eine Wirtschaftsordnung, wie der Roman sie skizziert, wäre nicht lebensfähig, politische Entscheidungsträger und Gelehrte, die den hier beschriebenen glichen, wären verrückt und gemeingefährlich. Ähnlichkeiten mit dem, was tatsächlich der Fall ist, sind also zufällig und eigentlich eher unwahrscheinlich. Es ist alles in Ordnung, es gibt nichts zu sehen, bitte nicht stehenbleiben, schön weitergehen.

Dank an Jörg Sundermeier und Werner Labisch, ohne die es Cordula Späth so nicht gegeben hätte.

Very special thanks to the gracious people of Wilmington, NC, for providing perspective. I’ll see you, Joey.

Impressum und Copyright



Durchgesehene und korrigierte Neuauflage

Verbrecher Verlag Berlin 2013

www.verbrecherverlag.de


Cover: Sarah Lamparter

Satz und E-Book-Umsetzung: Christian Walter


Der Verlag dankt Barbara Kirchner, Daniela Burger und Heide Franck


© Texte by Dietmar Dath

Illustrationen: Daniela Burger


ISBN Print: 978-3-940426-02-4

eISBN EPUB: 9783943167542

eISBN Mobipocket:  9783943167559  



VIERTES KAPITEL

Die Männer sind schuld • Ein Plan, ein Geschäft und eine fertige Katastrophe

1 Zwei über dreißig Jahre alte Herren, nicht böse noch gut, mit besten Absichten, verschoben das Leben der fünfzehnjährigen Valerie Thiel auf ein seltsames Gleis. Das waren der ehemalige Musikzeitschriftenchef und jetzige Redakteur im Feuilleton einer der größten deutschen überregionalen Tageszeitungen Robert Rolf sowie der Popmusiker und Elektronik-Befürworter Michael Beer. Beide lebten gerade herzlich unzombotisch kregel vor sich hin, wenn auch nicht übertrieben glücklich, ja in Rolfs Fall nachhaltig verdrossen.

Ich will sie Euch beschreiben und erläutern: Rolf sah aus, wie man in seinem Beruf aussah – milde verwahrlost, aber unterm Fusselbart allemal angespannt, nicht dick, nicht dünn, oben am Schädel prononcierte Geheimratsecken, lief gern in Jeans rum, Hose wie Jacke, manchmal durfte es auch Leder sein.

Intellektuell hatte er schon einiges hinter sich, den meisten gängigen Mumpitz, den man in Büchern lesen konnte, über die zuviel geredet und geschrieben worden ist, hatte er fleißig mitgemacht, ohne eine hartnäckige, verschleppte Aufgeklärtheit je loszuwerden, mit der er sich bei frühem Kontakt mit vernünftigem Gedankengut angesteckt hatte. Seine Frau, die fern seiner dermaligen Kreise in der Schweiz lebte und zu der er nach über zehn Jahren mehr oder weniger loyalen Zusammenrumhängens ein entferntfreundschaftliches Verhältnis hatte, war die Nichte von Valerie Thiels Vater, dem treusorgenden Knabenmörder und Gatten einer Zombotikerin. Valerie Thiel stellte deshalb so etwas wie eine angeheiratete Cousine Robert Rolfs dar. Daran hatte er allerdings bis zu dem Augenblick, in dem eine Idee ihn packte, wie man sie pro Leben nur einmal findet, noch nie einen Gedanken verschwendet.

Michael Beer, dessen Verwandtschaftsverhältnisse Ihr nicht kennenlernen werdet und der aus dieser Geschichte demnächst verschwinden wird, wenn auch nicht spurlos, war ein auffällig gutaussehender Mann, der auf seine eigene Art fast Freddy Schörs hätte Konkurrenz machen können: Wild frisierte Haare und eine schöne, nicht ganz astreine, aber umso charaktercharmantere Stimme akzentuierten seine füchsischen Gesichtszüge und eine entspannte Haltung zu praktisch allem, was es gab. Die mußte er gar nicht penetrant zur Schau tragen, damit man sie ihm zutraute und glaubte.

Rolf wohnte in Frankfurt, Beer in Köln, ersterer war gerade zu seiner Freundin nach Berlin gezogen, letzterer hielt sich von der Hauptstadt einstweilen umsichtig fern. Der Journalist und der Musiker, die viele gemeinsame Bekannte hatten, wußten wenig übers Privatleben des je andern. Ihre Bekanntschaft aber machte beiden Spaß, wenn öffentliche und halböffentliche Schauplätze sie riefen: Partys; Lesungen mit Rolf, der nicht nur ein erfolgreicher Journalist, sondern auch ein weniger erfolgreicher, aber durchaus langfristig vor sich hin dichtender Schriftsteller war; die eine oder andere Ausstellung; gelegentliche Symposien (wie an diesem Samstag im Karlsruher ZKM), und alle paar Jahre Interviews mit Beer und seinem Partner Vitus Wendlein bei der Elektronik-Popgruppe Martian Spouse, wenn Rolf eine ihrer Platten gern genug mochte, um deswegen einen Artikel springen zu lassen, oder jemand seine bescheidene Expertise in der Angelegenheit mieten wollte.

Konzerte von Martian Spouse und zufällige Zusammentreffen in der Redaktion von Spock, der Kölner Monatsmusikzeitschrift, deren ­Chef­re­dak­teur Rolf vor knapp drei Jahren noch gewesen war und für die er immer noch sporadisch arbeitete, waren Anlässe ihrer ersten Begegnungen gewesen, das lag schon eine Weile zurück:

Beer war während Robert Rolfs »Amtszeit« öfter in den Büros der Zeitschrift aufgetaucht, um, wie er erklärte: »euch zu bedrohen.« Robert Rolf hatte das gefallen, er interpretierte es auf die wohlwollendste Weise: Hier war einer, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, daß die Künstler, über die man in dieser Redaktion andauernd alle möglichen analytischen Artikel, Plattenkritiken und Kurzporträts schrieb, durchaus echte, für voll zu nehmende, denkende Menschen waren und in dieser Eigenschaft jederzeit körperlich auftauchen konnten, um das allzu thesengewisse und selbstgefällige Geschreibsel über sie und ihre Werke zu stören, zu begrenzen, einfach durch ihr mahnendes Herumgeistern.

Das Thema der Tagung im Zentrum für Kunst und Medien, auf der Beer und Rolf sich gerade ein lustiges Podium geteilt hatten, als Rolf die furchtbarste Idee seines Lebens einfiel, lautete: »Computer-, Internet- und Mediendiskurse: Zum postmodernen Paradigma als relevantem Dispositiv mit lauter so tollen Ausdrücken«.

Nein, stimmt nicht, das war keineswegs das offizielle Thema. Aber auf diesen Titel für alles, was ihnen gerade passiert war, hatten sich Rolf und Beer geeinigt, um sich mit einer Rumcola (Rolf) und einem Milchkaffee (Beer) jetzt unter der Laufkundschaft an der Caféausgabe niederlassen und alsbald über Wichtigeres reden zu können.

»Das war ja vielleicht wieder ein hypnotischer Mist, oder?« wagte Robert Rolf eine gutmütige Überleitung vom Erlebten zum Interessanten.

Beer stimmte zu: »Ja, klar. Aber andererseits, was soll schon rauskommen, wenn man drüber reden soll, ob das World Wide Web die Musik verändert hat, und wenn ja: ob mehr die Rezeption oder eher die Produktion, und falls beides, ob interaktive Animationen mit riskanten Menüs nicht die visuelle Entsprechung dazu sind. Und dann noch: daß Musik als einzige Kunstform unter denen der ›alten Medien‹ echte Zeit wirklich vernichtet, statt sie nur in Anspruch zu nehmen, daß Musik nicht auf Dauer angelegt ist und … ähm … hilf mir mal: Was stand noch im Programm, worüber wir hätten reden müssen?«

»Ob der, der, der Mensch, also das Subjekt, nein nee, halt: ob die Identität vom heutigen, mehrfachen Modul des Selbst im Imaginären des … sich … vom realen, aber scheinbaren … phantas… nee: plasmodi… schlumpi… Schwammsalz, hinsichtlich auch aber Mastkuh. Das inter- und hyperhafte Kartöffelchen als neuer Studiengang in ­Groß­euro­pa. Ob der digitale Holzwurm sich … na …« Robert Rolf hatte vergessen, wie der Satz weitergehen hätte sollen. Beer half ratend: »Im Kreis rumdreht? Wie eine CD? Wegen dem neuen, neuen doll Technik? Mit virtuellen Möglichkeiten von morgen erst?«

»Ja. So was. Und wegen auch die Beats per Minute.«

»Darf man gar nicht ignorieren. Per Minute macht das Subjekt erst voll knackwarm.«

Still sahen Beer und Rolf in ihre Gläser. Sie lächelten dabei, müde, so sollte das jedenfalls aussehen: Wenn man schon überflüssig war, dann bitte voll bewußt.

Dergleichen denken zu können, ohne viele Worte drum machen zu müssen, war, bildeten sie sich nicht ganz unberechtigt ein, ihr ideologiekritischer Vorsprung vor den armen Leuten, die ihresgleichen als Vordenker auf solche Veranstaltungen einluden. Ohne Zorn, bloß flausig, meinte Beer nach einer Weile: »Ist natürlich sehr beliebig, die Rolle, die wir hier haben. Alles überschreiten, alles auflösen, stellvertretend für ängstliche Professoren und verwirrte Studenten flexible Künstler und Denker sein.«

Beer rümpfte seine hübsche Nase, als er das sagte, und Robert Rolf ergänzte: »Ja, eben. Es geht nicht um irgendeine, sondern, wenn das Paradox erlaubt ist, um eine sehr präzise Beliebigkeit. Die sollen wir vorleben, als Performance-Illusion, die sich sanft über die große Sozialbosheit legt und sie unsichtbar macht, die in Wirklichkeit hinter dieser Beliebigkeit steckt. Wir sind flexibel, originell und gut drauf, damit die andern, die Mehrheit, die den Bus nicht mehr erwischt hat, sich mit den eigenen Flexibilitätszumutungen besser arrangiert. Eigentlich sollen die nämlich flexibel sein vor allem im Sinne von: kein Kündigungsschutz mehr, keine Krankenversicherung mehr, kein solidarisches, vernünftiges gar nichts mehr. Öhm, und andererseits, also außer das Biegsame und jederzeit Beherrschbare elegant vorzudenken und vorzuschlackern, als Kopfhelden, sind wir natürlich dafür da, das alles auch noch als ›futuristisch‹ und ›fortschrittlich‹ zu verkaufen, mit dem dazugehörigen Gerümpelpark der Computer und Multimedien. Es gibt wahrscheinlich inzwischen sogar Leute, die daran wirklich Spaß haben, oder sich jedenfalls willig dazu anbieten, anderen einzureden, sie hätten dran Spaß. Okay. Danke.«

Beer hatte ein Päckchen Zigaretten geöffnet und hielt es, nachdem er sich selbst eine rausgezogen hatte, Rolf hin, der gern eine annahm. Beer zündete beide an, dann fuhr Rolf, nach dem ersten Zug, lebhaft fort, während er die Zigarette als Dirigentenstock mißbrauchte, kleine heitere Bögen in der Luft malte: »Wenigstens ist das bei uns noch alles im Bereich der, wie heißt das: Ideen. Das kann man noch verkraften, da geht es noch nicht handfest zur Sache. Aber diese ganzen Kunstkritiker, die sich freuen, wenn sich einer mit Vaseline einschmiert, sich Nägel durch Hände und Füße schlagen läßt und dann zur Ausstellungseröffnung erst mal eine halbe Stunde an der Wand hängt, Unverständliches schreit …«

»Transgression«, spitzte Beer den Mund zum dazugehörigen Zauberwort.

Rolf lachte, sich vor Abscheu schüttelnd: »Das Schönste ist: Das kommt alles schon aus der letzten großen Krisenzeit, als das Welthirn der reichen Länder seinen ersten Verblödungsschock erfuhr, im Horror darüber, daß es offenbar halt doch nicht einfach immer so weitergehen kann. Die Ideologie dazu, den transgressiven Quatsch, haben die Zuständigen ja alle vom Obergiftzwerg jener letzten großen Schlackerzeit, ihrem komischen Michel Foucault.«

»Aber war denn der nicht sehr toll?« hob Michael Beer mißtrauisch die Brauen.

»Mal sehen. Also, was ist er gewesen? Antikommunist, Drogenfresser, Sadist gegenüber seinen Studenten – macht sie in Prüfungen zur Sau, wo er kann, kleiner wilder Beamten-Nietzsche –, dann Khomeini-Sympathisant, insgesamt ein unglaublicher Tabu-Zertrümmerungs-Spießer, hoch die Kranken, Lahmen, Irren, Krummen und Stummen, Elende aller Länder, erzwingt die Anarchie … nein, stimmt alles, der war schon super. Lumpenpapst, Lenin des Anarchismus … ja, ist natürlich weniger bei rausgekommen als beim richtigen Lenin, aber das liegt am Anarchismus, nicht an Foucault. Wenn’s nicht geht, dann geht es nicht.«

»Denkst du an wen Bestimmten, wenn du sagst: die Zuständigen?«

»Nicht unbedingt«, log Robert. Eine flammend rothaarige Kunststudentin in ganz kleinem T-Shirt, die eben am Tisch der beiden vorbeiging, bezog sein Zwinkern auf sich. Ohne daß irgendwer, sie selbst vermutlich inklusive, hätte deuten können, was mit dieser ihrer ­Ant­wort­geste möglicherweise gemeint war, wackelte sie (aufreizend? spöttisch? absurd?) mit den beiden Colaflaschen, die sie an den Hälsen in beiden Händen trug. Es entstand ein angemessen peinlicher Moment, bis Robert Rolf kapitulierend den Kopf schüttelte und sie lachte.

»Na gut. Also, ich denke an unseren gemeinsamen Freund Fuchs.«

Beer nickte ernst. Das war jetzt keine gelassene Erörterung des intellektuellen Übels mehr. Hier wurde es persönlich. Aber konnte die Unterhaltung nicht dennoch gutartig bleiben, wenn man allzu bequemes Lästern bleiben ließ und beim Reden über Abwesende mitbedachte, daß die ein Recht auf eine faire Klatschverhandlung hatten? Dieter Fuchs, gute zehn Jahre älter als der Musiker und der Journalist, gehörte innerhalb der ihnen beiden so wohlbekannten Kölner Pop-, Kunst- und Debatten-Westentaschenavantgarde zu den Leuten, über die sich Beer und Rolf mit Vorliebe unterhielten, wenn sie mal zusammenkamen.

Erstens nämlich wurde das Gespräch, wenn’s von Fuchs handelte, nicht allzu gallig, einfach weil der ein netter Kerl war, dessen Integrität als Kunstkritiker, zeitweiliger Redakteur von Spock und linker Intellektueller außer Zweifel stand. Zweitens aber bot er, abstrakt als Thema betrachtet, also als Angeklagter, trotz solcher Vorzüge noch genügend Handhaben, sich über all das zu verständigen, was es an der eigenen Szene kritisch zu zergliedern, zu ironisieren und sogar zu bejammern gab.

»Ja, der hat es öfter mit dem Transgressiven, nicht? Und zugleich mit dem Korrekten. Wie bringt er das eigentlich zusammen, dein Fuchs?« fragte Beer gelinde stichelnd.

Er wußte nämlich, daß Rolf und Fuchs in engerem Kontakt standen als Fuchs und er selbst.

»Was jetzt wie genau?«

»Na, daß er so gegen Sexismus und Rassismus und den ganzen Dreck ist, und andererseits immer zu haben für Performances, bei denen Leute sich auf dem Boden im eigenen Sperma wälzen, oder Platten, auf denen aufgebrachte Schwarze aus Amerika schildern, wie sie ihre untreuen Lebensabschnittsgefährtinnen abknallen, schlachten, häuten und essen?«

»Ja, wie bringt er … weiß auch nicht … pfft.«

Robert Rolf blies eine kleine wortlose Ausrede aus Zigarettenrauch durch die Nase. Als jedoch Beer ihn eine weitere Minute lang direkt ansah, mutmaßte er seufzend: »Ich nehme an, die Transgression ist das Theoretische, sozusagen das Reich Gottes und Foucault-Nietzsches, während das konkrete menschliche Zusammenleben von Anstand und rühmlicher Gesittung reglementiert zu sein hat. Mit viel Mutter Theresa drin. Oder so.«

»Oder so«, prostete der Musiker dem Journalisten zu.

Ein unverschämtes Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit, das sagen sollte: Ich bin ein Künstler und kann es mir daher leisten, den Unterschied zwischen individuell freiheitlicher Theorie und konkretem menschlichem Zusammenleben gar nicht erst kapieren zu wollen.

Die rothaarige Studentin hatte sich auf einen Platz ganz in der Nähe gesetzt, weitere junge Frauen in Babydoll-Mini-T-Shirts, Jeans oder Wickelröcken und knöchelhohen Stiefeletten, welche mehr oder weniger erfolgreich auf ihre Waden aufmerksam machen sollten, gesellten sich aus verschiedenen Richtungen zu ihr und schauten bald interessiert zum schönen Techno-Musiker und seinem unauffälligeren journalistischen Begleiter herüber.

Rolf, in seiner alten Jeansjacke und der weiten Hose mit den mili­tä­risch breiten Taschen dran, fühlte sich gemütlich inadäquat unter diesen Blicken. Fast hätte er nicht mitgekriegt, daß Michael Beer als nächstes etwas wirklich Riskantes sagte: »Ist also der brave Dieter Fuchs so etwas wie ein Wichser?«

2 Rolf hustete, wandte den Blick von den Mädchen und wand sich: »Ach, na ja, Wichser … das hat ja als Beleidigung auch nicht mehr die Unschuld, die es mal hatte. Das letzte dunkle Eckchen war damit gemeint – das einzige sexuelle Laster, das man nicht dauernd irgendwo präsentiert bekommt, und zur Nachahmung empfohlen, aber mit Schildchen dran: Macht nur, ihr werdet sehen, es ist so langweilig wie alles andere.«

Die jungen Frauen schauten nach wie vor ganz offen her, schwatzten dabei und lachten.

Es war Robert Rolf angenehm, über Sexualverkrampfungen zu dozieren, während er diese Orangenlippenstift-Münder lächeln sah, diese Brustbetonungs-T-Shirts anstarrte, sich über diese sauberen Gesichter freute.

Er war auf dem Weg in die Hölle, aus Überdruß an seinem Beruf, der ein Verrat an den Absichten seiner Jugend war, und wußte es, das war der Spaß dran, gar nicht. Er hatte, kurz gesagt, einen miesen Tag erwischt, um sich auf etwas einzulassen, daß ihn für immer verändern mußte, aber in diesem Augenblick war ihm das alles andere als klar, schließlich hielt er gerade im Gespräch Einsichten hoch über den Schlamm der Gegenwart, die zwar als solche, als Wahrheiten in seinem Kopf, für sein Verhalten überhaupt keine Konsequenzen hatten, aber eben deshalb, nämlich weil sie ihn davor bewahrten, mit dem Unsinn, den er lebte, ernstlich aufräumen zu müssen, in all ihrer Wahrheit falsches Bewußtsein bedeuteten: tödlich richtige Selbstberuhigung.

Kurz davor, diese Wahrheiten anschauen zu müssen, wagte Robert die Flucht zur Seite: »Es gibt da jetzt so’n Buch, weißt du. Ich rezensiere das gerade für unser Blatt. Der Autor ist ein amerikanischer Soziohistoriker, nennt sich Thomas W. Laqueur, seine Schwarte hat zig hundert Seiten und heißt ›Solitary Sex: A Cultural History of Masturbation‹. Wenn man das liest, ach du lieber mein Vater: Da steht man mitten in Dieter-Fuchs-Land. Drastisches Um-den-Brei-Herumreden mit besten Absichten als der neue Extremsport. Du fühlst dich dauernd an Epochen erinnert, in denen sich manche Sachen gefahrlos überhaupt nur auf lateinisch sagen ließen: ›a tergo‹, ›cunnilingus‹ und so. Aber ganz anders. Das heißt nämlich nicht, daß der Typ in Mönchssprache schreibt, sondern es gibt halt einen postmodernen Ersatz für diese universale Lingua franca der distanzierten Gelehrten, einen Slang, der es heute als einziges Ausdrucksmittel erlaubt, von Sachen zu schreiben und zu reden, die sich nicht dem Sozialverträglichen beugen, das hinter dem ganzen Wilder-Heini-Gequake der Diskursanarchisten lauert, etwa so, wie sich junge Leute die Hörner abstoßen sollen, um am Ende dann ganz normale Arschlöcher zu werden, wie die ganzen Riskant-Philosophen ja auch alle brave Professoren sind.«

»Hömm?«

»Na, du darfst den asozialsten crazy shit reden und schreiben, über Kannibalismus, Wichsen, whatever, so lange dein Stil versichert, daß du niemals wagen würdest, aus den Sprachregelungen der offiziellen Wirrmacherei auszuscheren. Geschraubte Scheißhausparolen, verbindlich wie das Paternoster, das ist die Parallele zum Mönchslatein. Für Nietzsche, der ja keinen Lehrstuhl für solche Einsichten bekam, war der verächtliche Schuß Angepaßtheit, der die rebellischen Zeitgenossen als Mitläufer kenntlich machte, noch das gute alte ›Moralin‹, von dem er die Sachen durchsäuert fand, die diese Typen geschrieben haben, ob Sozialisten, ob Christen, ob Antisemiten. Immer dieselbe Heuchelei des rebellisch Unfrommen, der heimlich ganz lammfromm ist.

Aber heutzutage gibt es als Entsprechung was viel Schlimmeres, das ›Sozialin‹: Es muß immer alles gesellschaftlich relevant, gesellschaftlich erzeugt, gesellschaftlich konstruiert und vermittelt sein, damit dann erstaunlicherweise nichts weiter draus folgt, als daß man rumzickt, wäh­rend man alles so läßt, wie es ist. Dieses posthum auf deutsch erschienene Buch von Foucault heißt ja auch so, sehr sprechend, wie auch immer es ›gemeint‹ ist: ›Verteidigung der Gesellschaft‹.«

»Sorry«, lächelte Beer maliziös. »Jetzt hast du mich abgehängt. Wir waren bei ’nem Wichsbuch, oder?«

»Ja, das wäre eben das Beispiel, an dem ich … Schau: Das Wichsbuch ist randvoll mit Sozialin, und das dazu passende, wie hab’ ich’s genannt … das dazu passende Latein ist eine von scheinaufrührerischen Gallizismen durchgiftete Sprache, die vor allem … andauernd … von diesen verdammten ›Diskursen‹ redet. Der Typ schreibt da also seine Sittengeschichte der Masturbation ganz nach Vorschrift als reine Textchronik runter, folgt superstreberhaft ohne eine einzige Ausnahme im ganzen riesigen Wälzer der ersten Grammatikregel des Diskurslateinischen: Die Praktiken, um die es geht, also bei ihm die der Onanie, sind immer, ausnahmslos, von irgendwelchen klassischen Texten, die sie erstmals kodifizieren, nicht etwa begleitet, verallgemeinert und objektiviert worden, sondern exklusiv von ihnen hervorgebracht. So muß man das nämlich sagen, seit Foucault, selbst als Nichtfoucauldianer, und wenn es zehnmal nicht stimmt: Wissen, Macht, Begehren konstituieren irgendeinen Hokuspokus, blaß, allgemein. Die Idee der Masturbation führt, einmal verbreitet, erst zur Masturbation als relevantem Phänomen. Das ist der Kardinaldenkfehler: als ob der Rassismus die Sklaverei erklärt statt umgekehrt. So wird Geschichte verblödet, von denen, die sie schreiben …«

»Ach?« quittierte Beer den kleinen Wutanfall und strich sich eine Strähne von der Stirn. Die Frauen im Fanclub am Nebentisch waren begeistert – nicht lärmend, aber deutlich erkennbar.

Robert Rolf holte, nach dreimaligem kurzem Paffen an der Zigarette, noch einmal etwas weiter aus: »Schau ähm … Mister Laqueur läßt das ganze … soziale … Problem der Onanie mit dem achtzehnten Jahrhundert anheben. Das kann er machen, ohne deswegen gleich beängstigende Originalität für sich in Anspruch zu nehmen, denn heute fängt in diesen Kreisen, die hauptsächlich dazu da sind, die europäische Aufklärung zu diskreditieren, alles im achtzehnten Jahrhundert an, was uns derzeit Probleme macht: der Computer, die Pornographie, die Heavy-Metal-Musik, was weiß ich. Das wird dann aufgezählt, wie seitenweise Nebenwirkungen im Beipackzettel eines Medikaments, und natürlich wird damit vor allem dieses Medikament madig gemacht. Wären wir besser krank geblieben, lautet die Botschaft, auch wenn sie sich den zynischen Anstrich verpasst: Natürlich ist unser modernes, komplexes Leben durch all die vielen Nebenwirkungen erst richtig interessant geworden. Aber wer noch nicht ganz verrückt ist, hätte es lieber schön und kommod, und die hinterhältige Suggestion ist eben die, im Mittelalter wär’s schön und kommod gewesen. Der Urtext, der uns aus dem Unschuldsparadies vertrieben hat, heißt bei Laqueur: ›Onania or The Heinous Sin of Self Pollution, and all its Frightful Consequences, in both SEXES considerered, with Spiritual and Physical Advice to those who have already injured themselves by this abominable practice. And seasonable Admonition to the Youth of the nation of Both SEXES‹.«

Beer nickte und kicherte, das Spiel spielten sie öfter: Robert Rolf konnte immer mal wieder irgendeinen Mist auswendig, vor allem Gedichte – Yeats, Pound, Baudelaire, Teile des »Faust«.

»Weiter, weiter«, ermutigte ihn Beer, der bei der zweiten Zigarette angelangt war.

Robert Rolf gehorchte: »Dieses Textchen, ›Onania‹, wurde im Jahre 1712 oder nahe daran veröffentlicht und stammt von irgendeinem armen Spinner, der damals schon raus hatte, was Stern und Spiegel und Focus heute auch wissen: Mit nichts kann man die Leute so einträglich aufgeilen wie mit der pausbäckigen Warnung vor im Dunkeln blühenden Sauereien. Sei’s Kinderporno, Sextourismus, Sadomaso oder, wie damals Siebzehnhundert-noch-was, eben das neue, unbekannte Wichsen. Der Autor des Traktätchens legt es also bei seinen Skandaldarlegungen, betont Laqueur, mit derselben Gründlichkeit auf bürgerliche Tugend an wie die zur nämlichen Zeit erscheinenden frühen Romane Daniel Defoes. Das Regiment der Sünde, dem sich die vom Heil Abgefallenen im Mittelalter unterstellten, war, sagt er breit und lang, im Grunde weniger verderblich für das seelische Gleichgewicht des verdorbenen Frommen, als für den Bürger das harte Regiment einer Lust, die ihm verspricht, jenseits der bürgerlichen Welt Erfüllung zu finden. Dem Bürger muß man nämlich, will man ein geschäftsfähiges Subjekt aus ihm machen, einreden können, daß er der Gesellschaft gewissermaßen willentlich beigetreten ist, anstatt bloß hineingeboren worden zu sein wie der mittelalterliche Mensch in seinen ›Stand‹. Gesellschaftlich, sagt die frühe Aufklärung, will man sein, weil Gesellschaft ihren, sagen wir: Teilnehmern die Erfüllung aller vernünftig wünschbaren Wünsche verspricht. Sexualität ist in diesem Rahmen nur ein Köder unter vielen – aber, weil mit der Natur des Menschen im Bunde, wie die Aufklärung sie sieht, ein besonders sicherer, den man deshalb nicht vom Haken rutschen lassen darf. Im Zuge seiner Erläuterungen dazu, wie das neue Laster von der so beschaffenen neuen Tugend der aufgeklärten Vergesellschaftung hervorgebracht wurde, breitet der Autor dann … wie soll ich sagen … beeindruckendes Wissen über das Schicksal jener Bücher und Pamphlete aus, die damals den neuen Menschen zu sich selbst kommen ließen: Wir erfahren einiges von Verlegern, deren größter Markt vor der Masturbationskunde die Branche ›Vertrieb von Zahnschmerzbroschü­ren‹ war, und wir lernen: Die Antwort auf das Asoziale der einsam lüsternen Wichser war ihre Erschaffung als soziales Phänomen, ihre Anbindung an einen protopornographischen Markt, wie er ganz ähnlich, diesmal als so richtig pornographischer, seither in allen Schubphasen sexueller Liberalisierung erneut entstanden ist.«

Beer gähnte niedlich, leckte sich die Oberlippe, drückte seine Kippe im Glasaschenbecher aus. Dann sagte er: »So, also, jetzt hast du versucht, das Buch gleichzeitig zu referieren und zu kritisieren. Am Ende hat das Referat gewonnen, oder? Ich meine, ist das nicht alles extrem richtig und lehrreich soweit? Für Studentinnen und Studenten der Sexualarchäologie? Lesbisch, schwul und hetero / Lobet all den Herrn Foucault?«

Beer grinste. Ein Nerv war getroffen.

»Ach Scheißhaus!« wetterte Robert Rolf. »Das alles, sagenwermal: schafft dem Autor Verdienste, schon recht. Aber dann wird’s einfach nur noch balla, wenn er mit wachsender Emphase Zeugs hinschreibt, wie daß ohne den blühenden Handel mit Büchern und Medizin und ohne das Profitmotiv die Onanie nicht existieren würde. Hallo? Erde an Diskurs? Solche Konjunktive sind Ergebenheitsadressen an die akademischen Standards, die Tatsachen aus Redeweisen herleiten wollen statt umgekehrt. Das einsame Laster der Diskursforschung, und das reicht von Urmel Foucault selbst über Leute, die zwischen de Sade und dem Surrealismus auf Spurensuche nach den Textgründen des, igitt, so genannten ›Begehrens‹ gehen, bis zum Dekonstruktivismus, für den es ›nichts außerhalb von Texten‹ gibt, und was weiß ich was alles für Käse noch – hier hast du es. Die glauben wirklich, man dürfe den Nominalismus vergessen, der da so richtig lehrt: Zeichen sind nicht Sachen, sondern Vereinbarungen. Diese Typen meinen, sie hätten was unglaublich Kritisches bei der Hand, wenn sie die Vereinbarungen als von Gewalt, oder wie sie etepetete umschreiben, von ›Macht‹ verzerrt finden, aber die Macht ist dann auch immer nur eine Redeweise bei ihnen, und so werden Redeweisen auf Redeweisen bezogen und falls doch mal wirkliches Tun der Menschen in den Blick kommt, dann eben nur als Konsequenz oder Epiphänomen von Redeweisen. Die Welt als ein einziges riesiges ewiges Gequassel, ständige Produktion von irgendwelchen verfickten Symbolen …«

»Verwichsten Symbolen«, berichtigte Beer.

»Verwichsten Symbolen, Verzeihung«, stimmte Rolf zu und fuhr fort: »Und wenn man das dann so macht, wenn man die ganze soziale Welt bloß als Kommunikation faßt, wie zum Beispiel auch dieser Luhmann, den sie da haben, dann ist man den Nominalismus natürlich im Abstrakten los, dann sind die Worte gleich den Dingen, das schneidet dann einfach frech die Überlegung ab, wieweit gesellschaftliche Praxis und gesellschaftliche Redeweisen einander genau nicht bedingen, einander oft nicht einmal verstehen.«

»Okay, okay, verstehe, nicht ausrasten«, gab sich Beer versöhnlich. »Damit wären wir wieder beim Thema, oder?«

»Hmpf?« machte Rolf unentschlossen, ihm war ganz entglitten, daß es ein Thema gegeben hatte.

»Na ja: wie unser Dieter Fuchs das hinkriegt. Die überschreitende, geile, allwissende private Geheim-Auskenner-Theorie, die kaum dreißig Menschen pro Großstadt begreifen – von Foucault bis zu irgendwelchen visuellen Kulturanalysemodellen von nächster Woche –, und zweitens die Bewunderung fürs Irre, und drittens dann die zahme Lebensweise, die sich in nichts von jedem armen Affen unterscheidet, der irgendwo als freischaffender Werbetexter …«

»Ja, Moment, Moment. Das war es vorhin nicht – davon haben wir’s nicht gehabt, vom Spalt zwischen Theorie und Leben. Wir waren davon ausgegangen, daß es vielmehr sogar schon zwei Theorien sind – eine für’s Besserwissen und eine für’s Guter-Mensch-Sein. Das zahme Leben wäre dann erst deren gemeinsames Produkt … wenn es stimmt, wenn das so ein Leben ist. Wir wissen aber gar nicht, ob Dieter so zahm ist. So zahm lebt«, gab Robert zu bedenken.

Das wiederaufleuchtende Grinsen Beers sah überraschend teuflisch aus: »Dann müßte man das eben mal rausfinden, oder?«

Es wäre ganz bestimmt besser für Robert Rolf gewesen, wenn er nicht nachgefragt hätte.

Aber er tat’s: »Wie meinst du das?«

»Na ja … empirische Sozialforschung … verstehst du … eine kleine Aktion. Man müßte, wenn man das ernst meinen würde, was du da erzählst, mal ein beispielhaftes Zeichen setzen, gegen die Überschätzung der Zeichen. Dafür, daß die äh gegenständliche Wahrheit des Denkens nur an Praxis gemessen werden kann. Am Hervorbringen oder ­Kaputt­machen, nicht am Reden.«

»Und wie willste das machen?«

»Indem man so jemanden wie Laqueur oder unsern Dieter, jemanden, der abstrakt vor keiner Transgression zurückschreckt, seien es Wichser, Performancekünstler oder Bombenwerfer, und konkret keiner Fliege was zuleide tun will, mal mit etwas konfrontiert, das ihn wirklich irritiert.«

Überrascht begriff Robert Rolf im selben Moment, daß der scheinbar ganz auf ihn und seinen Monolog konzentrierte Musiker aus irgendwelchen mit keiner Blickverfolgungs-Software zu berechnenden Augenwinkeln heraus offenbar die ganze Zeit verfolgt hatte, was halb hinter seinem Rücken geschehen war: daß sich da junge Frauen zueinandersetzten und über ihn, den Popstar, redeten, daß dadurch eine kaum greifbare Erotisierung der Situation zustandegekommen war, mitten im großen Raum, daß jetzt, endlich, etwas geschehen mußte, und wäre es bloß ein Entschluß zu großem Unheil.

Fast hinter Beer in Deckung gehend, den Kopf jedenfalls ein wenig senkend, sagte Robert Rolf: »O.k. Gut. Dieter Fuchs erschrecken. Aber was genau hast du im Sinn?«

»Du hast es vorhin schon erwähnt«, lächelte Beer milde. »Kindersex. Also nicht so, wie du es erwähnt hast: als Kinderpornographie, das wäre ja wieder bloß ein Zeichen. Nein. Nö, weißt du, was ich mich frage, ist: Wie würde so ein moderner Diskursanalytiker reagieren, wenn ein Bekannter, mit dem er sonst keine Probleme hat, einer aus demselben Milieu, der ungefähr so alt ist wie er, ungefähr so intellektuell versaut, ungefähr so welterfahren, plötzlich mit einem ganz unglaublich jungen Mädchen auftaucht, auf Partys, auf Vernissagen, auf Konzerten …«

»So jung wie die Studentinnen da drüben?« fragte Rolf und kam sich gleichzeitig sehr plump vor.

»Auf keinen Fall! Viel, viel jünger! So jung es überhaupt nur geht! Minderjährig, unbedingt! Aber kein Kind, das ist Satire, das merkt jeder gleich. Nein, so ein Dreißigjähriger mit was halb so Altem, aber voll raushängen lassen, echt eklig. Und damit es richtig wehtut, sollte der Mensch, der dieses Wesen mit sich rumschleppt, ganz ernsthaft darauf insistieren: Das hier ist meine Freundin, mit der hab’ ich was Ernstes, die ist sexy wie die Hölle.«

Ungläubig schüttelte der Journalist den Kopf: »Und wie soll … das ist doch …«

»Was denn? Ein ganz exakter Versuchsaufbau, kein Problem. Das Ergebnis schreibt man dann auf, als Tagebuch, oder Drehbuch, was auch immer.«

»Und was hat man davon?«

»Den Weg von der Praxis zum Diskurs festgehalten, woran der ganze Scheiß scheitert, den du so haßt. Und außerdem hätte man damit noch eine nebenbei sogar hochwissenschaftlich hyperkomplexe Rückkopplungs-Lolita-Romankunst hergestellt. Meinetwegen auch einen Artikel in deiner Zeitung oder …«

»Also, mit anderen Worten: nicht irgendwer, sondern ich soll das machen. Weil ich gegen den Diskursmist bin.«

»Klar. Perverse Praxis gegen verkehrte Theorien. Muß ja nichts strafrechtlich Relevantes sein. Höchstens mal ein Zungenkuß oder so, die meisten Menschen, von denen man annimmt, sie seien zusammen, und die man um sich hat, ziehen einander ja auch nicht aus, auf den herkömmlichen Zusammenkünften. Es geht nur um den Ernst der Inszenierung. Das Mädchen wird selbstverständlich eingeweiht, kriegt von mir aus, ich weiß nicht, damit es noch schlimmer ist, als künstlerische Kinderprostitution, irgendeine materielle Entschädigung.«

»Und woher soll ich das Mädchen … ich kann doch keine Anzeige in die ›Bravo‹ setzen oder auf Schulhöfen rumlungern oder …«

»Ruhig, Robert. Hast du nicht ’ne Verwandte in dem Alter? Hat deine Frau nicht in der Fabrik ’ne CD von uns haben wollen, als Geburtstagsgeschenk für so’n Mädchen?«

Das traf zu: Letztes Jahr, in Zürich, bei einem Besuch, den Robert mit seiner Freundin seiner Frau und deren Freund abgestattet hatte, war man zusammen auf ein »Martian Spouse«-Konzert in der Roten Fabrik gegangen und anschließend mit Michael und Vitus rumgehangen. Bei der Gelegenheit hatte die Zürcherin Beer eine CD für Valerie Thiel abgeluchst, und das einzig Erstaunliche war für Robert, als ihm das wieder einfiel, daß sich Michael Beer noch daran erinnerte.

»Super – Inzest auch noch? Mit meiner netten Verwandten?«

»Die du wahrscheinlich nicht mal richtig kennst. Und die vor allem nicht blutsverwandt ist, oder? Und jetzt, wo du endlich zu deiner Freundin nach Berlin gezogen bist, lebt sie doch sogar in derselben Stadt wie du, oder?«

Robert hob abwehrend die Hände, obwohl er seine Sache schon verloren gab: »Zwei-, dreimal höchstens hab ich die auf Familienfesten gesehen, an Weihnachten und, Dings, beim Geburtstag der Schwiegermutter … Das sind Leute, die … ihre Mutter ist tot, das heißt …«

»Eine Zombotikerin. Ich weiß. Deine Frau hat’s erwähnt.«

»Siehste, und da bin ich dann eh befangen und … und sie hat psychologisch durch ihre Mutter ja wohl genug Ärger am Bein und … also, kann man denn einfach, sag selber, so ein argloses junges Blut in die Fehde wider die Diskurstheorie und dieses Zeugs reinziehen? Ist das nicht purer … ich meine, bitte … also …«

»Ich biete dir ein Honorar, wenn du es machst. Stattlich. Fürstlich. Komm schon: der totale Film, oder? Gib es zu.«

Nichts gab Robert Rolf zu, sondern schwieg eine schwebende, gedehnte Pause lang.

Der Jux war keiner mehr, seit das Honorarangebot stand: Geld, das bedeutet immer »mit Blut unterschreiben«. Robert wollte nicht wissen, wie viel Geld Beer im Sinn hatte. Der spielte mit der dritten Zigarette zwischen den Fingern, lächelte, leckte sich noch mal die Oberlippe und nannte dann erbarmungslos ruhig den Betrag, als habe er sich das alles schon lange überlegt: »Tausend Euro. Vorausgesetzt, es ist dokumentiert … Finde jemanden, der euch fotografiert, schreib es auf … häng ein Vierteljahr in der Szene mit ihr rum. Zeige dich. Bring deine Freundin dazu, es irgendwie abzusegnen. Das wird ein Jahrtausendhit, glaub mir. Wir machen ein Video, wir machen ein ­Kon­zept­album. Du wirst eine Poplegende.«

Robert spürte, wie die Halle um sie größer wurde, der Fahrstuhl weiter wegrückte, der Kosmos ihn einatmen, verschlucken wollte. Ihm war, als habe er den Musiker mit Mephistos Stimme sagen hören: »Du wirst, mein Freund, für deine Sinnen, / In dieser Stunde mehr gewinnen, / Als in des Jahres Einerlei.«

Er hätte dennoch nicht zusagen müssen. Er hätte, vor allem, nicht zusagen dürfen.

Die rothaarige Frau am Tisch gegenüber stand auf. Ihre Tischnachbarinnen sahen nicht mehr zu Beer und Rolf – wie lange? –, redeten schon über was anderes, sie aber sah noch einmal mit nicht zu deutendem Gesichtsausdruck – fragend? bedauernd? gelangweilt? – zu den beiden her, vom einen zum andern, wandte sich dann ab und ging fort, die Treppe hoch zur Toilette.

»O.k. Ich versuch’s«, sagte Robert Rolf leise.

»Bitte?« zog der relaxte Teufel ihn auf, das sollte heißen: Lauter sprechen.

»Ich sage, ich versuch’s. Aber nicht wegen dem Geld.«

Er streckte Michael Beer die Hand entgegen, der sie nahm und schüttelte.

Im großen Zusammenhang der Welt kam in diesem Moment ein Sturm auf, von Winden getragen, die nach menschlichen Leibern rochen, der obere Äther über allem dünnte flimmernd aus.

Es blitzte, als, sehr weit außerhalb der Erfahrungswirklichkeit, eine kleine, geschmeidige, bewegliche Dämonin, halb nackt und mehr als nur halb wahnsinnig, mit blanken kleinen Brüsten und fiebrigen Nervenenden, aus dem weißglühenden Nichts heraus Gestalt annahm und sich, kaum war sie wirklich geworden, augenblicklich auf den Weg machte, in einen nicht ganz ahnungslosen fünfzehnjährigen Körper zu fahren.

PROLOG

Einige Personen der Handlung

(verschiedene Namen bezeichnen nicht zwingend verschiedene Menschen)

Beate »Bea« Eich: Kunstbuchlektorin

Fred Jochen »Freddy« Schörs: Buchhändler

Ianthe: böse Feindin

Matjasewitsch: Bote

Valerie Thiel: Schöninchen, später Messerfrau

Margarete Thiel: Mutter, tot oder lebendig

Peter Thiel: Vater, Mörder

Christina: befreundet mit Valerie

Sarah: auch befreundet mit Valerie

Torsten Herbst: nicht mehr zusammen mit Valerie

Philip Klatt: Alkoholiker und Mathematiker

Astrid Riedler: Rechtsradikale

Schacko: kleiner Dealer

Alfred: ein Schulrektor

Michaela Klatt: Philips Exfrau

Peter: vielseitiger Kleinkrimineller

Robert Rolf: Journalist und Schriftsteller

Judith Neumann: Roberts Freundin

Ileana: befreundet mit Judith

Rainer »Der Dokter« Utzer: Vollzeitfaschist

Klaus Utzer: Rainers Bruder

Joachim Behnke: Mitläufer

Gina Weil: dumme Kuh

Schorsch: Neonazi

Bernd: noch ein Neonazi

Frau Flasch: ehemalige Mathematiklehrerin

Karl: Verleger

Jochen: ebenfalls Verleger

Isabella Ackermann: Jugendbetreuerin

Jennifer Brunner: bestinformierter Mensch der Welt

Michael »Michi« Beer: Popmusiker

Vitus Wendlein: auch Popmusiker

Patrick Baumann: Ex-Musikzeitschriftenchef

Der Hausmeister: ein Kuriosum

Hillary Rodham Clinton: Senatorin

William Jefferson Clinton: Schlingel

Iyari »Chica«: aus Las Vegas

Madeleine Albright: Ex-Ministerin

Bettina: Robert Rolfs Ehefrau

Dieter Fuchs: Kunstexperte

Stefanie Mehring: Fuchsens Frau

Anselm: Kunstunterstützer

Zetta: eine Verwahrloste

Teufel: ein Verwahrloster

Julia / »Fette«: mag Junk Food

Andreas »Andy« Witter: Punkrocker

Der Bürgermeister von Sonnenthal: Zombotiker

General Christof Reuland: Bonapartist

Der Mecklenburger: Reulands rechte Hand

Wladimir Putin: Russe

Skriba: Gastwirt

Machmud Abdullajew: Unterhändler

Yakov: Söldner

Jamal: Palästinenser

Jim Corbett: ehemaliger Agent

Karin Lay: ehemalige Wissenschaftlerin

Simon: Karins erster Sohn

John: Karins zweiter Sohn

Aeryn: Karins Tochter

W Sinja: eine Diaphane

W Rod: Widerstandskämpfer

W Bela: erst recht Widerstandskämpfer

Carl von Ranke: reicher Mann

Jeanne Alber: reiche Frau

Dr. Rock: Praktiker

W Jerry Cornelius: Berühmtheit aus England

W Catherine Cornelius: noch eine Berühmtheit aus England

W Una Persson: Berühmtheit aus Skandinavien

Vijay Prashad: Revolutionär

Mister Cohn: guter Nachbar

Miß Rosenberg: Biographin

Lena Dieringshofen: klügste Frau der Welt

Mark Dieringshofen: Lenas Mann

Eugen Leviné: kommunistischer Gelehrter

Jürgen: Denker

Jacques: zweiter Denker

Colin Kreuzer: Auswanderer

Denise Ehrke: Vertraute Kreuzers

General Jabotinsky: Schusselchen

Miri Eisin: Veteranin

F-4-10-7-100-95: Haftopfer

Toussaint L’Ouverture: Rebell

Franz Rosenzweig: Mystiker

Roland Koch: Kanzler

Klemens August Braun: Theoretiker

Cordula Späth: Musikantin

Das flinke Scheusal: Taktiker

Johanna Rauch: Psychologin

Elizabeth Anne Summers: Facharbeiterin

DRITTES KAPITEL

Fremde Körper • Schau heimwärts, Esel • Baby where I come from

1 Es war kühl in dem Zimmer. Die Wände glänzten wie frisch gewaschene, geölte Haut.

Zeit verging langsamer denn je. Philip nahm an, daß es gegen fünf Uhr morgens sein mußte. Er lag mit Astrid auf dem Teppich, zwischen seinen Büchern. Astrid schlief, ihr Kopf ruhte auf seiner Brust, der Rest von Schweiß in seinen kräuseligen Brusthaaren kühlte allmählich ab und ließ ihn frösteln. Wir brauchen keine Decke: Ihr langer, innen gefütterter, brauner und brüchiger Ledermantel bedeckte die Beine der Ruhenden. Draußen ging die Sonne auf, man sah sie aber von hier unten auf dem Boden nicht, nur die heller werdenden Wände, als ob das Zimmer zu sich kam, in Erwartung von, weiß auch nicht: Geräuschen vielleicht?

Gitarren konnten Glockenschläge imitieren, dachte Philip. Früher war er denen am Allerliebsten auf den Leim gegangen. Schläge, solche von der Musik, als Kick, und solche von der Arbeit, die er nicht versteht, so daß er sich ein neues Denken dann mit aller Gewalt einbimsen mußte – solche Schläge hat er immer willkommen geheißen, sogar gebraucht. Ein Heavy-Metal-Fan war er geworden, weil es da solche Schläge zu holen gab.

Schläge … erst jetzt waren Tritte und Bisse dazugekommen. Selig im Verstehen: Es ist nicht an uns, darüber zu richten, welche Vernichtungsmechanismen zwei Menschen brauchen, um sich und einander glücklich zu machen.

Philip lächelte: Das war jetzt also das volle Leben. Ich erlebe ein Alter, das Jesus gar nicht mehr erreicht hat. Gut? Schlecht? Ganz ehrlich: einigermaßen supi.

Andererseits: Sowas sagt man sich vor allem, weil es ja keine Geld-zurück-Option gibt.

Man muß es nehmen, und bevor man richtig kriechen gelernt hat, wollen sie schon, daß man tanzt. Astrids Ledermantel roch gut in der Morgenkälte. Diese Frau schenkte Gerüche, die mehr mitteilten, als Duft sonst sagen kann – überall Meldestellen der magischen Körperchemie, unter den Achseln, zweieinhalb Handbreit unterm Bauchnabel, sogar ihr Mundgeruch nach dem Aufwachen war gut, das lag wahrscheinlich an den Zigarillos, die sie schmauchte. Astrid: Drachenmuschi.

Philip sagte sich, daß er jetzt glücklich war. Erstaunlich: Das Letzte, was er, wunderte er sich, in diesem Nest zu finden gehofft hatte, war ganz sicher Glück gewesen oder auch nur etwas, das entfernt daran erinnerte.

Vor dem Fenster, unterhalb der Kirche, in den dunklen Bäumen, fingen Vögel an zu tschirpen und zu schwatzen. Eher synästhetische Farbspritzer als Töne: Psychedelica Salsa.

Philip spürte, daß es in seinem Bart ein bißchen juckte. Es wurde Zeit, sich zu rasieren. Sofort sehe ich ein Lustrum jünger aus, wenn ich das mache, das ist das Tolle daran, wußte Philip. Paßt zur zweiundzwanzigjährigen Geliebten, macht was her, die Engel freuen sich.

Ich hatte ja schon ewig mit ihr auf dem Boden vögeln wollen, fiel ihm dann ein.

Übermüdet lächelte er: Man darf doch sagen, daß es gelungen ist. Er drehte den Kopf etwas zur Seite und sah an der Couch ihre Stiefel stehen. Man könnte glauben, eine Frau, die solche Stiefel trägt, möchte beim Vögeln unbedingt kratzen, beißen, den Kerl vielleicht auch auspeitschen. Stimmt aber nicht, und soweit es doch stimmte, war’s nicht der Grund dafür, daß Philip hier lag.

Der ehemalige Kommunist, Mathematik- und Physiklehrer war mit sich einig wie schon lang nicht mehr, so eng umschlungen mit einem Mädchen, das nichts mehr lernen konnte. Man denke: ich, einst links wie Pfeffer, dann sogar mal kurz SPD-Wähler, danach zumindest lange Zeit Abonnent der tageszeitung – und diese Frau, die gegen »Kanaken« nicht nur derbe Reden schwingt, sondern auch den Baseballschläger und, ja, ich habe es gesehen, wenn auch nicht gegen harmlose Migranten, sondern gegen Dealer: Peitschenstock und Schnappmesser.

Meine toughe Nazifreundin und ich, vereint im düstern Dorf am Ende aller Welt.

Es lag also nicht an ihren Stiefeln, daß das alles ein Glück war, auch nicht an ihrem babyfeinen, blonden, kurzen Haar, sondern eher, wie es in dem Lied von Iggy Pop hieß: an der Wüste in ihrem Blick.

Zweiundzwanzig Jahre alt? In vielem deutlich älter, als ich je werden möchte. Enttäuscht, verlebt, immer sauer.

Hat, als sie siebzehn war, ihrem Vater das Nasenbein gebrochen, als der sie mal unsanft umgriffen hat und versuchte, ihr einen Jägermeister-Stinkekuß auf den Mund zu pressen.

Sie ist allerdings nicht mehr die tödliche Waffe, die sie mal sein wollte und vor einem Jahr, bevor das alles passiert ist, bevor ich in die Stadt gekommen bin, wahrscheinlich wirklich war. Sie ist älter, auch noch ein bißchen bitterer geworden und auf ihre Art inzwischen fast elegant. Trägt aber immer noch keine Unterhose in den Stonewashed-Jeans mit den umgekrempelten Beinen. Ihre Jugend ist verlorener, als meine war, und sie kommt trotzdem klar.

Hat so viele Techniken, mich zum Reden zu bringen, oder sonst zu allerhand. Ich liebe es, mein Nazimädchen, denkt Philip. Er sehnt sich sehr nach was zum Rauchen. Aber das hat er aufgegeben – einer dieser guten Vorsätze, als er in die Stadt zurückkehrte, vielleicht der einzige, an den er sich auf Dauer wird halten können.

Nicht in allem haben die romantischen Songs recht: Meine Liebste kann kein Französisch. Dafür ist ihr Hintern vollkommen, ihr Kreuz ein Wunder, antilopen- und katzenschön. Sie trägt einen Totenkopf-SS-Ring am Ringfinger der Linken, den sie auch dann nicht abnimmt, wenn wir am Fluß spazierengehen und Händchen halten. Ich spüre ihn dann, in meiner Hand.

Astrid zuckte mit dem rechten Bein, er merkte das, und gleich danach, daß er schon wieder Lust auf sie hatte.

Ist Astrid böse?

Wie sehr sie Ingwerplätzchen liebt! Wie cool sie alles nascht, was sie will. Sie ist nicht dumm. Das ist wichtig. Hartes, selbständiges ­Nazi­mäd­chen. Ich bin verloren, das war Philip klar, und es machte ihm wenig aus.

Die kalte Luft umgab ihn wohlig. Ihre Brust auf seinem Bauch gefiel ihm furchtbar sehr, ihre Schultern hoben und senkten sich ganz leicht. Er war sich ja doch sicher, daß Astrid die schönste Frau war, die es im Diesseits geben konnte. Trotzdem: perverse Aura, diese »politische Einstellung«.

An ihren Taten sollt ihr sie erkennen: Philip hatte nur einmal erlebt, wie Astrid »aus Überzeugung« gewalttätig wurde, auf dem Jahrmarkt, gegen den armen Schacko. Was für ein »nur einmal«. Der Mann war buchstäblich mit einem blauen Auge davongekommen – ja, richtig, eine Eigenheit des modernen Grauens, des Faschismus, wenn Philip sich an die Stelle bei Karl Kraus richtig erinnerte: daß die Metaphern buchstäblich wurden.

Was war denn nun das wirklich Nazihafte an der schönsten aller Frauen?

Bemerkbar machte es sich ihm jedenfalls als harsches, auch erotisches Kraftfeld, mußte er zugeben – der Physiker in ihm dachte an Energie, daran, daß man ihre Feldgrenzen bestimmen konnte, daß sie Masse ohne Form war, und ja, Gott sei Dank: Wir können das heute alles in einem Grad auseinanderhalten, unterscheiden, von dem die Alten nicht zu träumen gewagt hätten, und so denken wir nicht länger an Gestalt noch an Ort, wenn wir uns Energie vorstellen.

Trennschärfe, bis in die fürchterliche Unmittelbarkeit des Visuellen: Die Rose, die der Magnet produziert, aus den Eisenspänen, ist ja auch bloß Metapher, bringt uns nicht dazu, in botanischen Begriffen von der magnetischen Kraft zu denken. Ein deutsches Mädel.

Philip hatte in Wirklichkeit sehr große Angst, um seinen Arsch ebenso sehr wie um seine Liebe, aber er wußte es nicht. Grund dazu bestand unbedingt: Während er seine Hand unter die improvisierte Decke schob und sie Astrid auf den flachen Bauch legte, der muskulöser war als sein eigener und sich fast gar nicht bewegte, während sie ihren Traumballschläger, Fahrradketten, Schlagringe und drei Küchen- bezie–­­­