Philip Roth

Mein Mann,
der Kommunist

Aus dem Amerikanischen
von Werner Schmitz

Carl Hanser Verlag

Dies ist ein Roman. Namen, Gestalten und Begebenheiten sind Erzeugnisse der Phantasie des Autors, es sei denn, es handelt sich um historische Persönlichkeiten und Ereignisse, die jedoch fiktiv verwendet werden.

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel

I Married a Communist

im Verlag Houghton Mifflin Co., Boston 1998.

© Philip Roth 1998

ISBN 978-3-446-25136-6

Alle Rechte der deutschen Ausgabe:

© 1999/2015 Carl Hanser Verlag München Wien

Umschlag: © Peter-Andreas Hassiepen

Satz: Fotosatz Amann, Aichstetten

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Meiner Freundin und Lektorin
Veronica Geng
1941–1997

Viele Lieder hab ich in meiner Heimat gehört –
Lieder von Freude und Leid.
Eins davon hat sich mir tief eingeprägt:
Das Lied des einfachen Arbeiters.

Ho, und schwingt den Knüppel,

Hau ruck!

Zieht, gemeinsam geht es besser,

Hau ruck!

»Dubinuschka«, ein russisches Volkslied.
In den vierziger Jahren in russischer Sprache aufgenommen vom Chor und Orchester der Sowjetarmee.

1

Mein erster Englischlehrer an der Highschool war Ira Ringolds älterer Bruder Murray, und über ihn bin ich an Ira geraten. Murray hatte 1946 seinen Abschied von der Armee erhalten, für die er mit der 17. Luftlandedivision an der Ardennenoffensive teilgenommen hatte; im März 1945 hatte er den berühmten Sprung über den Rhein getan, der den Anfang vom Ende des Kriegs in Europa einleitete. In jenen Tagen war er ein grober, aufdringlicher Kahlkopf, nicht so groß wie Ira, aber schlank und athletisch, ein Kerl, der uns mit seiner enormen Bewußtheit alle überragte. In Gebaren und Haltung war er vollkommen natürlich, in seiner Redeweise wortreich und geistig fast schon bedrohlich. Es war seine Leidenschaft, uns etwas zu erklären, zu erläutern und verständlich zu machen, mit dem Ergebnis, daß er jeden einzelnen Gegenstand, über den wir sprachen, mit der gleichen Akribie in seine Grundbestandteile zerlegte, mit der er an der Tafel irgendwelche Sätze syntaktisch auseinandernahm. Seine Spezialität war zähes Nachfragen, eine Rhetorik, die auch dann faszinierte, wenn er streng analytisch und lautstark und auf seine bestimmte Art kritisierte, was wir schrieben und vorlasen.

Neben seiner Muskelkraft und seiner auffallenden Intelligenz brachte Mr. Ringold eine Ladung instinktiver Spontanität mit ins Klassenzimmer, die für gebändigte, ehrbar gemachte Kinder, die erst noch begreifen mußten, daß die Befolgung der Anstandsregeln eines Lehrers nichts mit geistiger Entwicklung zu tun hat, eine Offenbarung war. Seiner charmanten Angewohnheit, einem Schüler, der nicht die erwünschte Antwort gab, den Tafelschwamm an den Kopf zu schmeißen, kam vielleicht mehr Bedeutung zu, als sogar er selbst sich vorstellte. Vielleicht aber auch doch. Vielleicht wußte Mr. Ringold ganz genau, daß, was Jungen wie ich zu lernen nötig hatten, nicht nur darin bestand, sich präzise auszudrücken und ein feineres Gespür für Worte zu entwickeln, sondern auch darin, Übermut nicht mit Dummheit zu paaren, weder allzu schweigsam noch allzu brav zu sein und den aufkeimenden männlichen Drang aus den Zwängen der institutionellen Rechtschaffenheit zu befreien, von denen sich vor allem die klugen Schüler unterdrückt fühlten.

Man spürte, im sexuellen Sinn, die Kraft eines männlichen Lehrers wie Murray Ringold – maskuline Autorität, die nicht von Frömmigkeit korrigiert wurde –, und man spürte, im priesterlichen Sinn, die Berufung eines männlichen Lehrers wie Murray Ringold, dem das amorphe amerikanische Streben nach Erfolg gleichgültig war und der – anders als die Lehrerinnen der Schule – auch fast jeden anderen Beruf hätte wählen können, es sich aber zum Zweck seines Lebens gemacht hatte, für uns dazusein. Er wollte tagtäglich nur eins: sich mit jungen Menschen beschäftigen, auf die er Einfluß nehmen konnte; und das Größte, was ihm im Leben widerfuhr, war ihre Reaktion.

Nicht daß der Eindruck, den sein drastischer Unterrichtsstil auf mein Gefühl für Freiheit hinterließ, mir damals bewußt gewesen wäre; so dachte kein Kind von der Schule, von Lehrern oder sich selbst. Eine beginnende Sehnsucht nach gesellschaftlicher Unabhängigkeit jedoch muß von Murrays Beispiel genährt worden sein, und das sagte ich ihm auch, als ich ihm im Juli 1997, zum erstenmal seit meinem Abgang von der Highschool im Jahre 1950, zufällig begegnete; er war jetzt neunzig Jahre alt, aber auf jede erkennbare Weise noch immer der Lehrer, dessen Aufgabe es ist, realistisch, ohne Selbstparodie und übertriebenes Theater, seinen Schülern gegenüber die Einzelgängermaxime »Das ist mir vollkommen egal« zu verkörpern und ihnen beizubringen, daß man, um Gesetze zu übertreten, kein Al Capone sein muß – daß man dazu nur denken muß. »In der menschlichen Gesellschaft«, lehrte uns Mr. Ringold, »stellt das Denken die größte Grenzüberschreitung von allen dar.« »Kri-ti-sches Den-ken«, sagte Mr. Ringold und klopfte zu jeder Silbe mit den Knöcheln auf sein Pult, »das ist die äußerste Subversion.« Ich erzählte Murray, nichts habe mir wertvolleren Aufschluß übers Erwachsenwerden gegeben als dieser Satz, den ich als Kind aus dem Mund eines männlichen Kerls wie ihm gehört und von ihm vorgelebt gesehen hätte; daran hätte ich mich festgehalten, auch wenn ich es nur halb verstanden hätte, ich, jener provinzielle, wohlbehütete, hochgesinnte Schuljunge, der sich sehnte, vernünftig, angesehen und frei zu sein.

Murray seinerseits erzählte mir alles über das Privatleben seines Bruders, was ich als junger Bursche nicht wußte und nicht gewußt haben konnte, ein schweres, an Farcen reiches Schicksal, über das Murray immer noch gelegentlich nachgrübelte, obwohl Ira nun schon seit über dreißig Jahren tot war. »Tausende Amerikaner sind in diesen Jahren vernichtet worden, Opfer der Politik, Opfer der Geschichte, Opfer ihrer Überzeugungen«, sagte Murray. »Aber ich wüßte niemand anderen zu nennen, den es so übel getroffen hätte wie Ira. Und nicht auf dem großen amerikanischen Schlachtfeld, das er selbst sich für seine Vernichtung gewählt haben würde. Trotz Ideologien, Politik und Geschichte ist eine echte Katastrophe im Kern vielleicht immer auf eine persönliche Betise zurückzuführen. Man kann dem Leben wahrlich nicht vorwerfen, es versage dabei, Menschen kleinzumachen. Man muß den Hut vor dem Leben ziehen, vor den Methoden, die ihm zur Verfügung stehen, einen Menschen seiner Bedeutung zu berauben und ihm jeglichen Stolz auszutreiben.«

Als ich ihn danach fragte, erzählte Murray mir auch, wie er selbst seiner Bedeutung beraubt worden war. Ich kannte die Geschichte im allgemeinen, wußte aber wenig von den Einzelheiten, da ich 1954, nach dem Abgang vom College, meinen Dienst bei der Armee angetreten hatte und Murrays politischer Leidensweg erst im März 1955 seinen Anfang nahm. Wir begannen mit Murrays Geschichte, und erst als ich ihn am Ende des Nachmittags fragte, ob er zum Abendessen bleiben wolle, schien er übereinstimmend mit mir das Gefühl zu haben, daß unser Verhältnis sich auf eine vertraulichere Ebene verlagert hatte und daß es nicht ungehörig wäre, nun auch offen von seinem Bruder zu sprechen.

In der Nähe meines Wohnorts im westlichen New England bietet ein kleines College namens Athena sommerliche Wochenkurse für ältere Leute an, und dort hatte sich Murray mit seinen neunzig Jahren für einen Kursus unter dem pompösen Titel »Shakespeare an der Jahrtausendwende« angemeldet. So war ich ihm an dem Sonntag seiner Ankunft in der Stadt begegnet – ich hatte ihn nicht erkannt, er zum Glück aber mich –, und so verbrachten wir schließlich sechs Abende miteinander. So tauchte diesmal die Vergangenheit wieder auf: in Gestalt eines hochbetagten Mannes, der das Talent besaß, seinen Problemen nicht eine einzige Sekunde länger nachzuhängen als sie verdienten, und der seine Zeit noch immer nicht damit vergeudete, über anderes als ernsthafte Dinge zu reden. Ein schier greifbarer Eigensinn verlieh seiner Persönlichkeit eine steinerne Kompaktheit, und dies trotz der Radikalkur, welcher die Zeit seinen einst athletischen Körper unterzogen hatte. Als ich Murray betrachtete, während er auf seine so vertraute, ebenso offene wie gewissenhafte Weise erzählte, dachte ich: Das ist es, das menschliche Leben. Das nenne ich Ausdauer.

55, fast vier Jahre nachdem Ira als Kommunist beim Rundfunk auf die schwarze Liste kam, wurde Murray von der Schulbehörde aus dem Lehramt entfernt, weil er sich geweigert hatte, mit dem Komitee für unamerikanische Umtriebe zusammenzuarbeiten, das damals vier Tage lang in Newark Anhörungen durchführte. Schließlich wurde er wieder eingestellt, freilich erst nach einem sechs Jahre währenden Prozeß, der mit einer 5:4-Entscheidung am Obersten Gerichtshof des Bundesstaates endete, wieder eingestellt mit Gehaltsnachzahlung, abzüglich des Betrages, den er in diesen Jahren als Staubsaugervertreter verdient hatte, um seine Familie über Wasser zu halten.

»Wenn einem sonst nichts mehr einfällt«, sagte Murray lächelnd, »verkauft man Staubsauger. Von Haus zu Haus. Kirby-Staubsauger. Man schüttet einen vollen Aschenbecher auf den Teppich, und dann saugt man das Zeug wieder auf. Man reinigt den Leuten das ganze Haus. Auf die Weise verkauft man ihnen das Ding. Ich habe seinerzeit bestimmt die Hälfte aller Häuser von New Jersey gereinigt. Mir haben damals viele Menschen zur Seite gestanden, Nathan. Ich hatte eine Frau, die ständig Arztrechnungen bekam, und wir hatten ein Kind, aber meine Geschäfte liefen ziemlich gut, mein Absatz an Staubsaugern war beträchtlich. Und Doris ist trotz ihrer Skoliose wieder arbeiten gegangen. Im Krankenhauslabor. Erst Blutuntersuchungen. Schließlich als Leiterin des Labors. Damals gab es noch die Trennung zwischen technischen und medizinischen Angestellten, und Doris hat alles gemacht: Blut abnehmen, Objektträger einfärben. Sehr geduldig, sehr gründlich am Mikroskop. Gut ausgebildet. Aufmerksam. Akkurat. Kenntnisreich. Und immer kam sie vom Beth Israel, gleich auf der anderen Straßenseite, rüber und machte uns in ihrem Laborkittel das Abendessen. Unsere Familie war die einzige, die ich kenne, in der das Salatdressing in Laborflaschen serviert wurde. In Erlenmeyerkolben. Den Kaffee rührten wir mit Pipetten um. Unser ganzes Glasgeschirr stammte aus dem Labor. Als wir völlig abgebrannt waren, hat Doris uns da rausgezogen. Gemeinsam waren wir imstande, es zu schaffen.«

»Man hat Sie also verfolgt, weil Sie Iras Bruder waren?« fragte ich. »Das hatte ich schon immer vermutet.«

»Ganz sicher bin ich mir nicht. Ira hat das vermutet. Vielleicht hat man mich verfolgt, weil ich mich nie so verhalten habe, wie man es von einem Lehrer erwartet. Vielleicht hätte man mich auch ohne Ira verfolgt. Am Anfang war ich ein ziemlicher Hitzkopf, Nathan. Ich brannte vor Eifer, der Würde meines Berufs Geltung zu verschaffen. Möglich, daß das sie mehr als alles andere gewurmt hat. Die persönlichen Demütigungen, denen die Lehrer ausgesetzt waren, als ich an der Schule anfing – Sie würden’s nicht glauben. Wurden behandelt wie Kinder. Die Worte der Vorgesetzten waren Gesetz. Uneingeschränkt. Sie erscheinen hier zu dieser oder jener Zeit, Sie tragen sich pünktlich ins Arbeitsstundenbuch ein. Sie verbringen soundso viele Stunden in der Schule. Und Sie haben für Nachmittags- und Abendveranstaltungen zur Verfügung zu stehen, auch wenn das im Vertrag nicht ausgemacht ist. Alles mögliche in dieser Art. Da fühlt man sich sehr erniedrigt.

Ich habe mich in die Gewerkschaftsarbeit gestürzt. Bin schnell zum Kommissionsvorsitzenden aufgestiegen, in Vorstandspositionen. Ich habe kein Blatt vor den Mund genommen – manchmal war ich, zugegeben, ganz schön frech. Ich glaubte auf alles eine Antwort zu wissen. Dabei wollte ich den Lehrern nur Respekt verschaffen – Respekt und angemessenen Lohn für ihre Mühen und so weiter. Die Bezahlung der Lehrer war miserabel, die Arbeitsbedingungen, die Altersversorgung …

Der Schulinspektor war kein Freund von mir. Ich hatte an vorderster Front gekämpft, ihm den Zugang zu diesem Amt zu verwehren. Mein Favorit war ein anderer, der jedoch unterlag. Da ich aus meiner Abneigung gegen diesen Schweinehund nie einen Hehl machte, konnte er mich auf den Tod nicht ausstehen, und 55 fiel die Entscheidung, ich wurde zu einer Anhörung des Komitees für unamerikanische Umtriebe vorgeladen. Um auszusagen. Vorsitzender war ein Abgeordneter namens Walter. Er kam in Begleitung von zwei weiteren Ausschußmitgliedern. Zu dritt waren sie mit ihrem Anwalt aus Washington angereist. Ihre Untersuchungen galten dem kommunistischen Einfluß auf alles mögliche in der Stadt Newark, vor allem aber dem, was sie die ›Infiltration von Arbeit und Erziehungswesen durch die Partei‹ nannten. Überall im Land hatte es solche Anhörungen gegeben – Detroit, Chicago. Wir wußten, daß es auch zu uns kommen würde. Das war unausweichlich. Uns Lehrer haben sie an einem einzigen Tag erledigt, am letzten Tag, einem Donnerstag im Mai.

Meine Aussage dauerte fünf Minuten. ›Sind Sie jetzt oder sind Sie früher jemals …?‹ Ich verweigerte eine Antwort. Warum sagen Sie nichts? fragten sie. Sie haben nichts zu verbergen. Warum rücken Sie nicht raus mit der Sprache? Wir sind lediglich auf Informationen aus. Nur deswegen sind wir hier. Wir formulieren Gesetze. Wir sind keine Strafrichter. Und so weiter. Aber nach meinem Verständnis der Grundrechte gingen meine politischen Überzeugungen diese Leute gar nichts an, und das sagte ich ihnen auch – ›Das geht Sie gar nichts an‹.

Ein paar Tage zuvor hatten sie den United Electrical Workers nachgestellt, Iras alter Gewerkschaft in Chicago. Am Montag morgen kamen tausend UE-Mitglieder mit Charterbussen von New York herüber, um sich als Streikposten vor das Robert Treat Hotel zu stellen, in dem die Komiteemitglieder abgestiegen waren. Der Star-Ledger bezeichnete das Erscheinen der Streikposten als ›eine Invasion feindlicher Truppen gegen die Nachforschungen des Kongresses‹. Nicht als rechtmäßige Demonstration, wie sie von der Verfassung jedem zugestanden wird, sondern als Invasion, wie die von Hitler in Polen und der Tschechoslowakei. Einer von den Kongreßleuten im Komitee erklärte vor der Presse – ohne daß ihn das Unamerikanische seiner Bemerkung im geringsten in Verlegenheit gebracht hätte: von seiten der Demonstranten seien auch viele spanische Parolen zu hören, und daraus müsse er schließen, daß sie gar nicht wüßten, was überhaupt auf ihren Transparenten stünde, und daß sie ahnungslose ›Deppen‹ der Kommunistischen Partei seien. Es beruhige ihn aber, daß sie von ›Verfassungsschützern‹ der Newarker Polizei seit langem beobachtet würden. Nachdem die Buskarawane auf dem Rückweg nach New York durch Hudson County gekommen war, wurde irgendein Oberpolizist von dort mit den Worten zitiert: ›Hätte ich gewußt, daß das Rote sind, hätte ich die tausend Mann allesamt eingebuchtet.‹ So war die Stimmung damals, und so hatte die Presse darüber berichtet, als ich an diesem Donnerstag als erster zur Anhörung vorgeladen wurde.

Am Ende meiner fünf Minuten sagte der Vorsitzende angesichts meiner Weigerung, da mitzumachen, es enttäusche ihn, daß ein gebildeter und intelligenter Mann wie ich nicht bereit sei, die Sicherheit dieses Landes zu befördern und dem Komitee zu sagen, was es hören wolle. Dazu sagte ich nichts. Feindselig geäußert habe ich mich nur ein einziges Mal, als einer dieser Mistkerle zum Schluß zu mir sagte: ›Sir, ich zweifle an Ihrer Loyalität.‹ Meine Antwort lautete: ›Und ich zweifle an Ihrer.‹ Darauf erklärte mir der Vorsitzende, er werde mich, sollte ich weiterhin irgendwelche Komiteemitglieder ›verunglimpfen‹, aus dem Saal werfen lassen. ›Wir haben es nicht nötig‹, sagte er, ›uns Ihr Gewäsch und Ihre Verunglimpfungen anzuhören.‹ ›Auch ich habe es nicht nötig‹, sagte ich, ›mir Ihre Verunglimpfungen anzuhören, Herr Vorsitzender.‹ Und das war schon alles. Mein Anwalt flüsterte mir zu, ich solle aufhören, und damit war mein Auftritt beendet. Ich durfte verschwinden.

Als ich dann aber aufstand und gehen wollte, rief einer der Kongreßabgeordneten mir nach, vermutlich um mich zu einer ungebührlichen Antwort zu provozieren: ›Wie können Sie das Geld von Steuerzahlern nehmen, wenn Ihr abscheulicher kommunistischer Eid Sie verpflichtet, im Unterricht sowjetische Standpunkte zu vertreten? Wo bleibt um Gottes willen Ihre freie Entscheidung, wenn Sie nach dem Diktat von Kommunisten unterrichten müssen? Warum treten Sie nicht aus der Partei aus und kehren auf den rechten Weg zurück? Ich beschwöre Sie – werden Sie wieder ein richtiger Amerikaner!‹

Aber ich schnappte nicht nach dem Köder, sagte ihm nicht, daß mein Unterricht keinem anderen Diktat als dem von Aufsatzschreiben und Literatur unterworfen sei, auch wenn es letztlich offenbar gleichgültig war, was ich sagte oder nicht sagte: am Abend prangte meine Visage auf der Titelseite der Spätausgabe der Newark News, und darunter stand: ›Roter Anhörungszeuge stur. – Brauchen uns Ihr Gewäsch nicht anzuhören, sagt das Komitee dem Newarker Lehrer.‹

Nun, eins der Ausschußmitglieder war Bryden Grant, ein Kongreßabgeordneter des Bundesstaates New York. Sie erinnern sich an die Grants, Bryden und Katrina. Jeder Amerikaner erinnert sich an die Grants. Und für die Grants waren die Ringolds so was wie die Rosenbergs. Dieser Schickeriaschnösel, dieses boshafte Nichts hat praktisch unsere Familie zerstört. Und wissen Sie eigentlich, warum? Weil Grant und seine Frau eines Abends auf einer Party waren, die Ira und Eve in der West Eleventh Street gaben, und Ira sich Grant an die Fersen heftete, wie nur er sich einem an die Fersen heften konnte. Grant war mit Wernher von Braun befreundet, oder jedenfalls glaubte Ira das, und Ira machte ihm deswegen heftige Vorhaltungen. Grant war – zumindest für das unbewaffnete Auge – ein saftloser feiner Pinkel von der Sorte, die Ira ganz besonders auf den Wecker ging. Seine Frau schrieb populäre Romane, die von den Damen verschlungen wurden, und Grant selbst war immer noch Kolumnist beim Journal-American. Für Ira war Grant die Verkörperung des verhätschelten Establishments. Er konnte ihn nicht ausstehen. Jede Bewegung Grants machte ihn krank, und seine Politik war ihm ein Greuel.

Jedenfalls kam es zu einer lautstarken Szene, Ira schrie Grant an und beschimpfte ihn, und bis ans Ende seines Lebens hat Ira behauptet, an diesem Abend habe Grant seinen Rachefeldzug gegen uns begonnen. Ira hatte so eine Art, sich ohne Tarnung darzustellen. Einfach so, wie er war, rückhaltlos und offen. Das zog einen magnetisch an, wirkte aber auf seine Feinde erst recht abstoßend. Und Grant zählte zu seinen Feinden. Der ganze Zank dauerte nur drei Minuten, doch Ira zufolge haben diese drei Minuten sein und mein Schicksal besiegelt. Er hatte einen Nachfahren von Ulysses S. Grant gedemütigt, einen Harvardabsolventen und einen Angestellten von William Randolph Hearst und natürlich den Gatten der Verfasserin von Eloise und Abelard, dem größten Bestseller von 1938, und von Galileos Leidenschaft, dem größten Bestseller von 1942 – und damit waren wir geliefert. Wir waren erledigt: mit seiner öffentlichen Beleidigung Bryden Grants hatte Ira nicht nur den makellosen Ruf des Gatten in Frage gestellt, sondern auch das unauslöschliche Bedürfnis seiner Frau, immer im Recht zu sein.

Ich bin mir nicht sicher, ob das irgendwas erklärt – wenn auch nicht deshalb, weil Grant etwa in irgendeiner Weise weniger rücksichtslos in der Anwendung seiner Macht gewesen wäre als der Rest von Nixons Bande. Bevor er in den Kongreß kam, schrieb er eine Kolumne für das Journal-American, dreimal die Woche eine Klatschspalte über den Broadway und Hollywood, angerührt mit etwas dreckiger Wäsche über Eleanor Roosevelt. So sah der Anfang von Grants Karriere im Staatsdienst aus. Das qualifizierte ihn so nachdrücklich für einen Sitz im Komitee für unamerikanische Umtriebe. Er war schon Klatschkolumnist, ehe dergleichen zum großen Geschäft unserer Tage wurde. Er war von Anfang an dabei, in der Blütezeit der großen Pioniere. Es gab Cholly Knickerbocker und Winchell und Ed Sullivan und Earl Wilson. Es gab Damon Runyon, es gab Bob Considine, es gab Hedda Hopper – und Bryden Grant war der Snob dieses Mobs, nicht der Straßenkämpfer, nicht der kleine quasselnde Insider, der sich bei Sardi, beim Brown Derby oder in Stillman’s Gym herumtrieb, sondern der Aristokrat des Pöbels, der sich im Racquet Club herumtrieb.

Grant begann mit einer Kolumne, die ›Grants Gerüchteküche‹ hieß, und wie Sie sich vielleicht erinnern, endete er beinahe als Nixons Stabschef im Weißen Haus. Kongreßabgeordneter Grant war einer von Nixons Lieblingen. Saß genau wie Nixon im Komitee für unamerikanische Umtriebe. Hat für Präsident Nixon eine Menge Drecksarbeit gemacht. Ich weiß noch, wie die neue Nixon-Regierung 68 Grants Namen für den Posten des Stabschefs in Umlauf gebracht hat. Zu schade, daß sie ihn wieder fallengelassen haben. Die schlechteste Entscheidung, die Nixon je getroffen hat. Hätte Nixon den politischen Vorteil erkannt, den die Ernennung dieses kultivierten Bostoner Schreiberlings, und nicht Haldemans, zum Leiter der Watergate-Verschleierungsoperation gebracht hätte, wäre Grants Karriere vermutlich hinter Gittern zu Ende gegangen. Bryden Grant im Gefängnis, in einer Zelle zwischen denen von Mitchell und Ehrlichman. Grants Grab. Aber es sollte nicht sein.

Auf den Aufnahmen aus dem Weißen Haus können Sie Nixon hören, wie er Grant Loblieder singt. Steht alles in den Abschriften. ›Bryden hat das Herz am rechten Fleck‹, sagt der Präsident zu Haldeman. ›Und er ist zäh. Der ist zu allem fähig. Zu allem, sage ich.‹ Er verrät Haldeman Grants Motto beim Umgang mit Feinden der Regierung: ›Vernichte sie mit der Presse.‹ Und dann fügt der Präsident – ein Epikureer der perfekten Verleumdung, der Schmähung, die mit diamantenharter Flamme brennt – bewundernd hinzu: ›Bryden hat den Killerinstinkt. Niemand beherrscht diesen Job besser.‹

Kongreßabgeordneter Grant ist im Schlaf gestorben, ein reicher und mächtiger alter Staatsmann, der in Staatsburg, New York, wo sie den Footballplatz der Highschool nach ihm benannt haben, noch immer in hohem Ansehen steht.

Ich habe Bryden Grant während der Anhörung beobachtet, habe versucht zu glauben, daß mehr an ihm sei als ein Politiker mit privaten Rachegelüsten, dem die gerade herrschende nationale Besessenheit das Mittel bietet, eine Rechnung zu begleichen. Im Namen der Vernunft sucht man nach irgendeinem höheren Motiv, nach irgendeinem tieferen Sinn – damals pflegte ich mich noch darum zu bemühen, Unvernünftiges mit Vernunft anzugehen und im Einfachen das Komplexe zu erblicken. Ich beanspruchte meine Intelligenz in Fragen, für die im Grunde gar keine nötig war. Ich dachte: Er kann doch nicht so seicht und kleinkariert sein, wie er sich darstellt. Das kann doch unmöglich alles sein. Da muß doch mehr dahinterstecken.

Aber wieso eigentlich? Kleinkariertheit und Seichtheit können auch in großem Maßstab auftreten. Was könnte beharrlicher sein als Kleinkariertheit und Seichtheit? Hindern Kleinkariertheit und Seichtheit einen daran, verschlagen und böse zu sein? Schwächen Kleinkariertheit und Seichtheit das Streben danach, eine bedeutende Persönlichkeit zu sein? Man braucht keine differenzierte Lebensanschauung, um die Macht zu lieben. Man braucht keine differenzierte Lebensanschauung, um an die Macht zu kommen. Eine differenzierte Lebensanschauung könnte in der Tat sogar das schlimmste Hindernis sein, der Mangel daran hingegen ein unschätzbarer Vorteil. Um aus dem Kongreßabgeordneten Grant schlau zu werden, mußte man nicht erst nach Schicksalsschlägen in seiner aristokratischen Kindheit forschen. Immerhin hat dieser Mann den Sitz im Kongreß von Hamilton Fish übernommen, dem ersten Roosevelt-Hasser. Einem Hudson-River-Aristokraten wie FDR. Fish ist mit FDR nach Harvard gekommen. Hat ihn beneidet, hat ihn gehaßt, und da zu Fishs Bezirk auch Hyde Park gehörte, ist er schließlich FDRs Kongreßabgeordneter geworden. Ein furchtbarer Isolationist und dumm wie Bohnenstroh. Fish war, damals in den Dreißigern, der erste prominente Ignorant, der beim Vorläufer dieses perniziösen Komitees den Vorsitz führte. Der Prototyp des selbstgerechten, fahnenschwingenden, engstirnigen adligen Schweinehundes – das war Hamilton Fish. Und als man 52 den Bezirk dieses alten Trottels umorganisierte, war Bryden Grant sein Mann.

Nach der Anhörung verließ Grant das Podium, auf dem die drei Komiteemitglieder und ihr Anwalt saßen, und kam schnurstracks auf mich zu. Er hatte zu mir gesagt: ›Ich zweifle an Ihrer Loyalität.‹ Aber jetzt lächelte er huldvoll – wie nur Bryden Grant es konnte, als habe er selbst das huldvolle Lächeln erfunden – und streckte mir die Hand entgegen, und ich, so widerwärtig es mir auch war, nahm sie und schüttelte sie. Die Hand der Unvernunft, und vernünftig, höflich, wie Boxer sich vor dem Kampf auf die Handschuhe klopfen, nahm ich seine Hand, und meine Tochter Lorraine war noch tagelang danach entsetzt von mir.

Grant sagte: ›Mr. Ringold, ich bin heute hierhergereist, um Ihnen zu helfen, Ihren Namen reinzuwaschen. Ich wünschte, Sie hätten sich kooperativer gezeigt. Sie machen es einem nicht leicht, nicht einmal denen von uns, die Ihnen günstig gesinnt sind. Ich möchte klarstellen, daß ich ursprünglich nicht für das Komitee in Newark vorgesehen war. Da ich aber wußte, daß Sie als Zeuge geladen waren, habe ich darum gebeten, daß man mich schickt, weil ich annahm, es würde Ihnen nicht sehr förderlich sein, wenn mein Freund und Kollege Donald Jackson hier auftauchen würde.‹

Jackson war der, der Nixons Sitz im Komitee übernommen hatte. Donald L. Jackson aus Kalifornien. Ein brillanter Denker, dessen öffentliche Erklärungen auf so was hinausliefen wie: ›Mir scheint, die Zeit ist reif, daß man sich als Amerikaner oder Nichtamerikaner zu erweisen hat.‹ Jackson und Velde waren die Anführer der Menschenjagd, die kommunistische Umstürzler in den Reihen der protestantischen Pfarrer aufstöbern sollte. Für diese Typen war das ein dringendes nationales Anliegen. Nach Nixons Abgang sah man in Grant die intellektuelle Speerspitze des Komitees, den Mann, der für die anderen die scharfsinnigen Schlüsse zog – und, so traurig es sein mag, genau das war er höchstwahrscheinlich auch.

Er sagte zu mir: ›Ich dachte, daß ich Ihnen vielleicht besser helfen könnte als der ehrenwerte Herr aus Kalifornien. Und trotz Ihres Auftretens hier und heute glaube ich immer noch, daß ich das kann. Sie sollen wissen, daß ich, wenn Sie die Sache überschlafen haben und zu dem Schluß kommen, daß Sie Ihren Namen doch noch reinwaschen wollen –‹

An dieser Stelle kam Lorraine dazwischen. Sie war gerade erst vierzehn. Sie und Doris hatten hinter mir gesessen, und während der ganzen Sitzung hatte Lorraine ihrer Wut noch deutlicher Ausdruck verliehen als ihre Mutter. Buchstäblich gewunden hatte sie sich vor Wut und Scham, kaum fähig, die Empörung in ihrem vierzehnjährigen Körper zu unterdrücken. ›Seinen Namen reinwaschen? Wovon?‹ sagte Lorraine zu dem Kongreßabgeordneten Grant. ›Was hat mein Vater getan?‹ Grant lächelte sie gütig an. Er sah sehr gut aus mit seinem silbernen Haarschopf, er war körperlich fit, er trug die teuersten Maßanzüge von Tripler, und an seinen Manieren hätte niemandes Mutter Anstoß nehmen können. Seine Stimme war fein und harmonisch, respektvoll, sanft und männlich zugleich, und er sagte zu Lorraine: ›Du bist eine loyale Tochter.‹ Aber Lorraine ließ nicht locker. Und weder Doris noch ich versuchten zunächst einmal sie aufzuhalten. ›Seinen Namen reinwaschen? Er braucht seinen Namen nicht reinzuwaschen – weil er nicht beschmutzt ist‹, sagte sie zu Grant. ›Sie sind es, der seinen Namen in den Schmutz zieht.‹ ›Miss Ringold, Sie sind nicht auf dem laufenden. Ihr Vater hat eine Vergangenheit‹, sagte Grant. ›Vergangenheit?‹ sagte Lorraine. ›Was für eine Vergangenheit? Was ist mit seiner Vergangenheit?‹ Wieder lächelte er. ›Miss Ringold‹, sagte er, ›Sie sind eine sehr nette junge Dame –‹ ›Ob ich nett bin, hat damit nichts zu tun. Was ist mit seiner Vergangenheit? Was hat er getan? Wovon soll er sich reinwaschen? Sagen Sie mir, was mein Vater getan hat.‹ ›Was er getan hat, wird uns Ihr Vater selbst erzählen müssen.‹ ›Mein Vater hat bereits gesprochen‹, sagte sie, ›und Sie verdrehen ihm jedes Wort im Mund und machen einen Haufen Lügen daraus, nur damit er schlecht dasteht. Sein Name ist sauber. Er kann sich abends mit gutem Gewissen schlafen legen. Ich weiß nicht, ob Sie das können, Sir. Mein Vater hat seinem Land gedient so gut wie jeder andere. Er weiß, was Loyalität und Kämpfen bedeutet und was es heißt, Amerikaner zu sein. So springen Sie also mit Leuten um, die ihrem Land gedient haben? Dafür soll er also gekämpft haben – daß Sie hier sitzen und seinen Namen anschwärzen können? Daß Sie einen Kübel Mist über ihn ausschütten können? Das also ist Amerika? Das also nennen Sie Loyalität? Was haben Sie eigentlich für Amerika getan? Klatschspalten geschrieben? Ist das so amerikanisch? Mein Vater hat Grundsätze, und das sind anständige amerikanische Grundsätze, und Sie haben nicht das Recht, ihn zu vernichten. Er geht zur Schule, er unterrichtet Kinder, er arbeitet so fleißig, wie er kann. Sie sollten eine Million Lehrer haben wie ihn. Stört Sie das? Daß er zu gut ist? Müssen Sie deswegen Lügen über ihn verbreiten? Lassen Sie meinen Vater in Ruhe!

Als Grant immer noch nicht antwortete, schrie Lorraine ihn an: ›Was haben Sie denn? Da oben hatten Sie doch so viel zu sagen – und jetzt sind Sie plötzlich auf den Mund gefallen? Hat’s Ihnen die Sprache verschlagen, Sie –‹ Hier legte ich meine Hand auf ihre und sagte: ›Das reicht.‹ Aber nun wurde sie wütend auf mich. ›Nein, das reicht nicht. Reichen wird es erst, wenn die aufhören, so mit dir umzuspringen. Wollen Sie denn gar nichts sagen, Mr. Grant? Das also ist Amerika – Vierzehnjährigen antwortet man einfach mit Schweigen? Nur weil ich noch keine Wählerin bin – ist es das? Na, Ihnen und Ihren miesen Freunden werd ich bestimmt nie meine Stimme geben!‹ Sie brach in Tränen aus, und dann sagte Grant zu mir: ›Sie wissen, wo Sie mich erreichen können‹, und er lächelte uns dreien zu und reiste nach Washington ab.

Und so läuft das immer. Erst machen sie einen fertig, und dann sagen sie: ›Sie können von Glück reden, daß ich Sie fertiggemacht habe und nicht dieser ehrenwerte Herr aus Kalifornien.‹

Ich habe mich nicht mit ihm in Verbindung gesetzt. Meine politischen Ansichten waren örtlich recht begrenzt. Nicht so umfassend wie die von Ira. Im Gegensatz zu ihm hatte ich am Schicksal der Welt kein Interesse. Mein Interesse war eher beruflich und galt dem Schicksal des Gemeinwesens. Meine Sorge war nicht einmal sosehr politisch als vielmehr ökonomisch und, könnte man sagen, soziologisch; ich habe mich für die Arbeitsbedingungen und die Lage der Lehrer in der Stadt Newark engagiert. Am nächsten Tag erklärte Bürgermeister Carlin vor der Presse, daß Leute wie ich unsere Kinder nicht unterrichten dürften, und die Schulbehörde leitete ein Verfahren wegen ungebührlichen Verhaltens gegen mich ein. Endlich hatte der Schulinspektor einen Grund, mich rauszuschmeißen. Ich hatte auf die Fragen einer verantwortungsbewußten Regierungsstelle die Antwort verweigert, und folglich war ich für den Schuldienst nicht geeignet. Ich sagte der Schulbehörde, meine politischen Ansichten seien für meine Tätigkeit als Englischlehrer im Newarker Schulsystem vollkommen unerheblich. Für eine Entlassung könne es nur drei Gründe geben: Gehorsamsverweigerung, Unfähigkeit und moralische Verworfenheit. Ich legte dar, daß nichts davon zutreffe. Ehemalige Schüler erschienen zur Anhörung vor der Schulbehörde und sagten aus, daß ich niemals versucht habe, irgend jemanden, weder im Unterricht noch sonstwo, zu indoktrinieren. Niemand im ganzen Bereich der Schule hatte jemals gehört, daß ich versucht hätte, irgendwem irgend etwas anderes beizubringen als Respekt vor der englischen Sprache – niemand, weder Eltern noch Schüler, noch meine Kollegen. Mein ehemaliger Captain bei der Armee hat ebenfalls für mich ausgesagt. Ist eigens aus Fort Bragg angereist. Das war schon beeindruckend.

Es hat mir Spaß gemacht, Staubsauger zu verkaufen. Natürlich gab es Leute, die auf die andere Straßenseite gingen, wenn sie mich kommen sahen, und manche von ihnen haben sich wahrscheinlich dafür geschämt, wollten aber keine Ansteckung riskieren, aber das hat mich nicht gestört. Ich erhielt viel Unterstützung von seiten der Lehrergewerkschaft und auch von außerhalb. Es gingen Spendengelder ein, wir hatten Doris’ Gehalt, und ich verkaufte meine Staubsauger. Ich lernte Menschen aus der ganzen Arbeitswelt kennen und nahm erstmals richtig Verbindung zur Realität außerhalb der Schule auf. Als Geistesarbeiter, als Lehrer hatte ich immer nur Bücher gelesen, Shakespeare unterrichtet, euch Kinder angehalten, Sätze auseinanderzunehmen, Gedichte auswendig zu lernen und Verständnis für Literatur zu entwickeln, und ich hatte immer gedacht, irgendein anderes Leben könne gar nicht lebenswert sein. Aber als ich dann loszog und Staubsauger verkaufte, konnte ich für viele Menschen, die mir begegneten, nichts als Bewunderung empfinden, und dafür bin ich immer noch dankbar. Das hat mir, glaube ich, zu einer besseren Einstellung zum Leben verholfen.«

»Angenommen, das Gericht hätte Sie nicht wieder ins Amt gesetzt. Wäre Ihre Einstellung zum Leben dann jetzt auch besser?«

»Wenn ich den Prozeß verloren hätte? Ich glaube, ich wäre auch so ganz gut durchs Leben gekommen. Ich glaube, das hätte mir nicht geschadet. Vielleicht hätte ich ein gewisses Bedauern empfunden. Aber ich glaube nicht, daß mir das aufs Gemüt geschlagen wäre. In einer offenen Gesellschaft gibt es immer, so schlimm es auch kommen mag, einen Ausweg. Seinen Job zu verlieren, von den Zeitungen als Verräter beschimpft zu werden – das sind sehr unangenehme Dinge. Aber es ist noch längst nicht die totale Katastrophe, die der Totalitarismus darstellt. Ich wurde nicht ins Gefängnis geworfen, ich wurde nicht gefoltert. Meinem Kind wurde nichts vorenthalten. Mir wurde mein Lebensunterhalt genommen, und manche Leute sprachen plötzlich nicht mehr mit mir, aber dafür bewunderten mich jetzt andere Leute. Meine Frau bewunderte mich. Meine Tochter bewunderte mich. Viele meiner ehemaligen Schüler bewunderten mich. Sagten es mir ganz offen. Und ich konnte vor Gericht gehen. Ich konnte mich frei bewegen, ich konnte Interviews geben, Gelder auftreiben, mir einen Anwalt nehmen, meine Sache vor Gericht vertreten. Und das habe ich getan. Natürlich kann man auch so deprimiert und unglücklich werden, daß man sich einen Herzinfarkt holt. Aber es gibt Alternativen, und die habe ich gefunden.

Wenn die Gewerkschaft versagt hätte, ja, das hätte mir zugesetzt. Aber dem war nicht so. Wir haben gekämpft, und am Ende haben wir gewonnen. Wir haben gleiche Bezahlung für Männer und Frauen durchgesetzt. Wir haben gleiche Bezahlung für Haupt- und Grundschullehrer durchgesetzt. Wir haben dafür gesorgt, daß alle außerschulischen Aktivitäten erstens freiwillig waren und zweitens bezahlt wurden. Wir haben für längere Freistellung bei Krankheit gekämpft. Wir haben für fünf freie Tage gestritten, die jeder zu jedem beliebigen Zweck nehmen kann. Wir haben Beförderung durch Leistungsüberprüfung – im Gegensatz zu der durch Vetternwirtschaft – erkämpft, so daß auch Minderheiten endlich eine faire Chance hatten. Wir haben Schwarze für die Gewerkschaft geworben, und als ihre Zahl zunahm, sind sie in Führungspositionen aufgestiegen. Aber das ist viele Jahre her. Heute ist die Gewerkschaft für mich eine einzige Enttäuschung. Ist zu einem Verein verkommen, der nur noch Geld im Kopf hat. Es geht ihr nur noch um die Bezahlung. Was man für die Ausbildung der Kinder tun kann, interessiert überhaupt keinen mehr. Eine einzige Enttäuschung.«

»Wie schlimm war das in diesen sechs Jahren?« fragte ich. »Wie sehr hat Sie das mitgenommen?«

»Ich glaube nicht, daß es mich mitgenommen hat. Nein, wirklich nicht. Natürlich hat man viele schlaflose Nächte. Ich habe ziemlich oft nicht schlafen können. Man denkt an alles mögliche – wie macht man dies oder das, und was macht man als nächstes, an wen soll man sich wenden, und so weiter. Immer wieder habe ich die vergangenen Ereignisse durchgespielt und mir die künftigen ausgemalt. Aber wenn dann der Morgen kommt, steht man auf und tut, was man zu tun hat.«

»Und wie hat Ira aufgenommen, was man Ihnen angetan hat?«

»Es hat ihn sehr bedrückt. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, es habe ihn zugrunde gerichtet, wenn ihn damals nicht schon längst etwas anderes zugrunde gerichtet hätte. Ich war die ganze Zeit zuversichtlich, daß ich gewinnen würde, und das sagte ich ihm auch immer wieder. Daß es für meine Kündigung keine rechtlich haltbaren Gründe gebe. Aber er hielt ständig dagegen: ›Du machst dir was vor. Die brauchen keine rechtlich haltbaren Gründe.‹ Er kenne genug Leute, die man gefeuert habe, Punkt. Am Ende habe ich gewonnen, aber er fühlte sich verantwortlich für das, was ich da durchmachte. Das hat er für den Rest seines Lebens mit sich herumgetragen. Die Sache mit Ihnen übrigens auch. Was Ihnen damals passiert ist.«

»Mir?« sagte ich. »Mir ist nichts passiert. Da war ich doch noch ein Kind.«

»O doch, Ihnen ist etwas passiert.«

Natürlich wäre es nicht sonderlich überraschend, herauszufinden, daß es in der eigenen Lebensgeschichte ein Ereignis gibt, irgend etwas Wichtiges, von dem man gar nichts gewußt hatte – die eigene Lebensgeschichte ist an und für sich etwas, von dem man nur sehr wenig weiß.

»Sie erinnern sich vielleicht«, sagte Murray, »daß Sie nach dem Collegeabschluß kein Fulbright-Stipendium bekommen haben. Das hatte mit meinem Bruder zu tun.«

1953/54, in meinem letzten Jahr in Chicago, hatte ich mich um ein Fulbright-Stipendium beworben, um in Oxford Literatur zu studieren, und war abgelehnt worden. Ich war einer der Besten meiner Klasse gewesen und hatte enthusiastische Empfehlungen vorzuweisen, und wie ich mich nun erinnerte – wahrscheinlich zum erstenmal, seit das passiert war –, hatte ich mich nicht nur über die Ablehnung empört, sondern vor allem darüber, daß das Fulbright-Stipendium für ein Literaturstudium in England dann an einen Mitschüler ging, der seinen Leistungen nach weit unter mir stand.

»Ist das wahr, Murray? Für mich war das damals nur bescheuert, unfair. Der Wankelmut des Schicksals. Ich wußte nicht, was ich davon halten sollte. Man hat mich beklaut, dachte ich – und dann wurde ich eingezogen. Woher kennen Sie die Hintergründe?«

»Ira hat das von einem Agenten gehört. Vom FBI. Der hat ihn mal besucht. Wollte ihn dazu bringen, Namen zu nennen. Hat ihm erzählt, auf die Weise könne er sich reinwaschen. Die hatten Sie mit Iras Neffen verwechselt.«

»Mit seinem Neffen? Wieso mit seinem Neffen?«

»Fragen Sie nicht mich. Das FBI hat nicht immer alles richtig gemacht. Vielleicht wollten die gar nicht immer alles richtig machen. Der Mann hat zu Ira gesagt: ›Sie wissen doch, daß Ihr Neffe sich um ein Fulbright-Stipendium beworben hat? Der Junge in Chicago? Er hat es nicht bekommen, weil Sie Kommunist sind.‹«

»Und Sie glauben, das war so?«

»Ohne jeden Zweifel.«

Während ich Murray zuhörte – und bemerkte, was für ein dürres Männlein er geworden war, und mir diese Gestalt als Verkörperung seines ganzen Lebenszusammenhangs vorstellte, als Ergebnis einer lebenslangen Gleichgültigkeit gegenüber allem anderen außer der Freiheit im strengsten Sinn … und dachte, daß Murray ein Essentialist sei, daß sein Charakter nicht zufallsbedingt sei, daß es ihm, wo auch immer er sich befunden haben mochte, und selbst als Staubsaugervertreter, gelungen sei, seine Würde zu finden … und dachte, daß Murray (den ich weder liebte noch lieben mußte; mit dem mich nur ein Schüler-Lehrer-Verhältnis verband) eine andere, geistigere, vernünftigere, nüchternere Ausgabe von Ira war (den ich tatsächlich liebte), ein Ira mit einem praktischen, klaren, genau definierten gesellschaftlichen Ziel, ein Ira ohne hochtrabende, verstiegene Intentionen, ohne diese leidenschaftliche, überhitzte Beziehung zu allem und jedem, ein Ira, der nicht von Impulsivität und Streitsucht beherrscht wurde –, sah ich im Geiste die ganze Zeit Murrays unbekleideten Oberkörper vor mir, der damals (als er immerhin schon einundvierzig war) noch mit allen Zeichen von Jugend und Kraft gesegnet gewesen war. Für mich war Murray Ringold immer noch der Mann, den ich eines Dienstag nachmittags im Herbst 1948 gesehen hatte, als er sich in der Lehigh Avenue im ersten Stock des Hauses, in dem er mit Frau und Tochter lebte, aus dem Fenster lehnte und ein Fliegengitter ausbaute.

Fliegengitter ausbauen, Fliegengitter einbauen, den Schnee räumen, Salz aufs Eis streuen, den Bürgersteig kehren, die Hecke schneiden, das Auto waschen, das Laub zusammenharken und verbrennen, von Oktober bis März zweimal täglich in den Keller steigen und den Ofen versorgen, der die Wohnung heizt – das Feuer schüren, das Feuer dämpfen, Asche schaufeln, die Asche in Eimern die Treppe hochschleppen und zur Mülltonne bringen: ein Mieter, ein Pächter, der ziemlich fit sein mußte, um vor und nach der Arbeit alle seine Aufgaben zu erledigen, umsichtig und gewissenhaft und fit, nicht minder fit als die Hausfrauen, die sich, mit beiden Füßen auf dem Fußboden der Wohnung stehend, bei jeder Temperatur aus den offenen Hinterfenstern lehnten und – Matrosen gleich, die hoch oben im Takelwerk arbeiten – die nasse Wäsche auf die Leine hängten, jedes einzelne Stück mit Wäscheklammern befestigten, die Leine bestückten, bis die ganze triefende Familienwäsche aufgehängt und die Leine voll war und in der Industrieluft von Newark flatterte, und dann die Leine wieder einholten, um die Wäsche Stück für Stück abzunehmen, alles abzunehmen und zu falten und in den Wäschekorb zu legen, den sie dann, wenn die Kleider trocken und bügelfertig waren, in die Küche trugen. Um eine Familie in Gang zu halten, mußte vor allem Geld verdient werden, mußte Essen gemacht und Disziplin durchgesetzt werden, aber dazu kamen auch diese schweren, unangenehmen, matrosenhaften Tätigkeiten, das Klettern, das Heben, das Schleppen, das Zerren, das Einkurbeln, das Abwickeln – all die Sachen, die damals immer an mir vorbeitickten, wenn ich auf dem Fahrrad die zwei Meilen von meinem Haus zur Bibliothek zurücklegte: tick, tack, tick, das Metronom des Alltagslebens, die alte städtisch-amerikanische Last des Daseins.

Gegenüber Mr. Ringolds Haus in der Lehigh Avenue stand das Beth Israel Hospital, wo Mrs. Ringold, wie ich wußte, bis zur Geburt ihrer Tochter als Laborassistentin gearbeitet hatte, und um die Ecke war die Büchereifiliale Osborne Terrace, in der ich immer meinen Wochenvorrat an Büchern holte. Das Krankenhaus, die Bücherei und, vertreten durch meinen Lehrer, die Schule: der institutionelle Zusammenhang meiner Wohngegend war mir praktisch in diesem einen Häuserblock höchst beruhigend gegenwärtig. Ja, das Nachbarschaftsleben funktionierte wieder einmal prächtig an jenem Nachmittag im Jahre 1948, als ich Mr. Ringold sah, wie er, weit über die Fensterbank gelehnt, an einem der vorderen Fenster ein Fliegengitter ausbaute.

Als ich mit angezogener Bremse die steile Lehigh Avenue hinunterfuhr, beobachtete ich, wie er ein Seil durch einen der Eckhaken des Gitters zog und es dann, nachdem er »Jetzt kommt’s« gerufen hatte, an der Fassade des zweieinhalbstöckigen Gebäudes in den Garten hinunterließ, wo ein Mann stand, der das Seil abmachte und das Gitter an einen Stapel stellte, der an der gemauerten Veranda lehnte. Es beeindruckte mich sehr, wie Mr. Ringold diese ebenso sportliche wie praktische Handlung durchführte. Um das so elegant zu tun, wie er es tat, mußte man sehr kräftig sein.

Als ich das Haus erreichte, sah ich, daß der Mann im Garten ein Riese mit Brille war. Es war Ira. Der Bruder, der unsere Highschool besucht hatte, um uns in der Aula Abe Lincoln vorzuführen. Er war kostümiert auf die Bühne gekommen und hatte dort ganz allein Lincolns Gettysburger und zweite Antrittsrede vorgetragen und dann mit einem Satz geschlossen, der, wie Mr. Ringold, der Bruder des Redners, uns später erklärte, nicht weniger erhaben und schön gewesen sei als alles, was irgendein amerikanischer Präsident oder irgendein amerikanischer Schriftsteller jemals geschrieben habe (eine tuckernde Lokomotive von Satz mit einer langen Reihe von Waggons hintendran, ein Satz, den wir dann eine ganze Unterrichtsstunde lang auseinandernehmen und analysieren und diskutieren mußten): »Mit Groll gegen niemanden, mit Nächstenliebe für alle, mit Entschlossenheit im Recht, wie Gott es uns erkennen läßt, so laßt uns weiter streben, um zu vollenden, was wir angefangen haben, um die Wunden der Nation zu verbinden, um für den zu sorgen, der die Schlacht geschlagen haben wird, und auch für seine Witwe und seine verwaisten Kinder, um alles zu tun, was einen gerechten und dauerhaften Frieden unter uns selbst und mit allen anderen Nationen herbeiführen und bewahren kann.« Für den Rest des Programms nahm Abraham Lincoln seinen Zylinderhut ab und debattierte mit dem pro Sklavenhaltung eingestellten Senator Stephen A. Douglas, dessen Beiträge (deren am bösartigsten gegen die Neger gerichteten Passagen von einer Gruppe von Schülern – uns Mitgliedern einer außerplanmäßigen Diskussionsgruppe, die sich Zeitgenössischer Club nannte – mit lauten Buhrufen bedacht wurden) von Murray Ringold vorgelesen wurden, der den Auftritt von Iron Rinn bei uns in der Schule organisiert hatte.

Als ob es nicht schon verwirrend genug gewesen wäre, Mr. Ringold ohne Hemd und Krawatte – sogar ohne Unterhemd – in der Öffentlichkeit zu sehen, trug Iron Rinn nicht viel mehr als ein Boxer. Shorts und Turnschuhe, sonst nichts – praktisch nackt, nicht nur der größte Mann, den ich je aus der Nähe gesehen habe, sondern auch der berühmteste. Iron Rinn war jeden Donnerstagabend im Radio zu hören, in Frei und tapfer – einer beliebten wöchentlichen Hörspielsendung mit anregenden Episoden aus der amerikanischen Geschichte –, wo er Leuten wie Nathan Hale, Orville Wright, Wild Bill Hickock oder Jack London seine Stimme lieh. Im wirklichen Leben war er mit Eve Frame verheiratet, der Hauptdarstellerin einer auf »seriöse« Dramen spezialisierten Repertoirebühne, die einmal wöchentlich eine Sendung namens Das amerikanische Radiotheater hatte. Meine Mutter wußte alles über Iron Rinn und Eve Frame, aus den Zeitschriften, die sie im Schönheitssalon las. Gekauft hätte sie sich diese Zeitschriften nie – sie hielt nichts davon, sowenig wie mein Vater, der seine Familie gern als vorbildlich gesehen hätte –, aber sie las sie unter der Trockenhaube, und sie durchblätterte auch sämtliche Modezeitschriften, wenn sie an Samstagnachmittagen ihrer Freundin Mrs. Svirsky half, die zusammen mit ihrem Mann ein Kleidergeschäft in der Bergen Street betrieb, gleich neben Mrs. Unterbergs Hutsalon, wo meine Mutter an Samstagen und während des vorösterlichen Andrangs ebenfalls gelegentlich aushalf.

Eines Abends, nachdem wir Das amerikanische Radiotheater gehört hatten, und das taten wir immer, solange ich denken kann, erzählte uns meine Mutter von Eve Frames Hochzeit mit Iron Rinn und all den Theater- und Radioleuten, die als Gäste geladen waren. Eve Frame trug dabei ein zweiteiliges Wollkostüm in Altrosa, die Ärmel besetzt mit je zwei Fuchspelzstreifen, und jene Art von Hut auf dem Kopf, die niemand in der Welt charmanter zu tragen verstand als sie. Meine Mutter nannte diesen Hut »eine verschleierte Einladung«, denn einen solchen Hut hatte Eve Frame als Partnerin des Stummfilm-Matinee-Stars Carlton Pennington in Einladung an die Geliebteamerikanischen Radiotheater Bob Hope Show