PINK CHRISTMAS 3

Etwas andere Weihnachtsgeschichten

C.B. Behm

Andy Claus

Andrea Conrad

Diare Cornley

Martin Falken

Marc Förster

Rainer Frank

S. Pavlovic

Justin C. Skylark

Kai Steiner

S.A. Urban


Bisher erschienen im Himmelstürmer Verlag:

Pink Christmas

ISBN print 978-3-86361-076-0 Herbst 2011

Pink Christmas 2

ISBN print 978-3-86361-184-2 Herbst 2012

Beide Bücher auch als E-books

Himmelstürmer Verlag, Kirchenweg 12, 20099 Hamburg,

Himmelstürmer is part of Production House GmbH

www.himmelstuermer.de

E-mail: info@himmelstuermer.de
Originalausgabe, Oktober 2013

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages

Rechtschreibung nach Duden, 24. Auflage.

Coverfoto: fotolia.de

Das Model auf dem Coverfoto steht in keinen Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches und der Inhalt des Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Models aus.

Umschlaggestaltung: Olaf Welling, Grafik-Designer AGD, Hamburg. www.olafwelling.de

ISBN print 978-3-86361-343-3
ISBN epub
978-3-86361-344-0

ISBN pdf: 978-3-86361-345-7

Die Handlung und alle Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten mit realen Personen wären rein zufällig.

Pikantes unterm Weihnachtsbaum

Von Martin M. Falken


Verträumt schaute ich aus dem Zugfenster und betrachtete die tief liegende Wintersonne, die die Fichten gespenstisch lange Schatten auf die verschneite Tallandschaft werfen ließ.

„Ficken?” Jakobs Flüsterton riss mich aus meinen Gedanken. Ich war nur verblüfft, dass er mir diese Frage hier im Zug stellte. Ich liebte es, wenn er hin und wieder die Dinge beim Namen nannte und etwas vulgär wurde. Ich sah ihn nur fragend an.

„Du hast mich schon verstanden!” Seine blauen Augen funkelten verheißungsvoll. Nun waren wir fast ein halbes Jahr zusammen und noch immer konnte ich mich an ihm nicht satt sehen. Wie oft hatte ich mich in den letzten paar Monaten in seinen Augen verloren?

„Aber doch nicht im Zug”, erwiderte ich leise. Jakob lachte. Hatte ich mal wieder nichts verstanden?

„Heute Abend. Bei dir. In deinem Zimmer.”

„Ach so! Warum fragst du mich? Du weißt doch, dass ich allzeit und überall auf dich drauf springen kann. Wir müssen aber leiser als sonst sein … wegen meinen Eltern und meinem alten Holzbett.”

„Kein Problem. Ich kneble dich!”

„Nix da! Du brüllst doch immer wie ein Löwe.”

„Die Fahrkarten bitte!”, rief die Stimme des Schaffners. Ich verdrehte meine Augen, als ich sah, dass er nicht seine übliche Schaffnerkappe, sondern eine blinkende Nikolausmütze trug. Laufen alle Beamten an diesen Tagen so rum? Na ja, spräche auf jeden Fall für die Deutschen. Trotzdem, muss nicht sein. Wenn er einen Schwarzfahrer erwischen würde, würde den Schaffner mit dieser Mütze doch niemand ernst nehmen.

Jakob und ich reichten ihm unsere Tickets, die er durch seine dicken Brillengläser nur grob musterte.

Beim nächsten Halt kamen mehr Fahrgäste in den Zug und als es draußen zu dämmern begann, war beinahe das gesamte Abteil besetzt und das nicht nur von Menschen, sondern auch von deren Geschenktüten mit Rentier-, Putten- und Schneeflockenmotiven. Neben uns im Abteil setzte sich eine alte Dame mit schlohweißem Haar und einem Pudel hin, der die gleiche Farbe hatte. Sie nickte uns freundlich zu, bevor sie eine kleine Dose mit weißem Pulver auspackte.

„Mottenpulver”, murmelte ich. „Gleich riecht hier alles nach Mottenpulver. Ich kenne das Zeug von meiner Oma.”

„Ne”, sagte Jakob, der die Szene aus seinen Augenwinkeln deutlicher beobachten konnte. „Das ist was anderes. Warte ab!”

Die alte Dame zog ihr Portemonnaie heraus, aus dem einige grüne und sogar lilafarbene Scheine herausragten. Jakob schmunzelte. Warum schmunzelte er jetzt? Ah, jetzt gerieten wir in einen Tunnel und im Fenster spiegelte sich die alte Dame: Sie gab das Pulver auf ihre linke Handfläche und verteilte es mit einer Art Kreditkarte in kleine Rationen. Es war nicht zu überhören, dass sie den Stoff tief durch ihre mindestens siebzigjährige Nase zog.

„Jakob?”, flüsterte ich. „Hab ich das gerade richtig gesehen?”

Er grinste und nickte.

Da meldete sich die Koksende zur Wort: „Sie habe ich schon mal irgendwo gesehen.” Jakob schien erstaunt. „Spielen Sie in einer der Telenovelas mit?”

„Nicht, dass ich wüsste”, antwortete er.

„Das haben wir gleich”, sagte sie und lächelte. Sie begann in ihrer hellbraunen Handtasche zu kramen und zog mehrere Hochglanzmagazine heraus. Auf den Covern erkannte ich viele Männer in teils knapper und in teils extravaganter Kleidung.

„Hier!”, rief sie und deutete mit ihren rosa lackierten Fingernägeln auf ein Foto, das zweifelsohne Jakob in Lederjacke, weißem Unterhemd, Röhrenjeans und braunen Stiefeln darstellte. „Da sind Sie! Würden Sie unterschreiben?” Sie reichte ihm das Magazin und einen Edding. „Für Elisabeth, bitte!”

Ich sah Jakob an, dass er die Situation unterhaltsam fand. Wenn die Alte uns jetzt aber bis nach Koblenz vollquatschen sollte, verpfeife ich sie an die Polizei! Immerhin hatten wir noch eine Stunde Fahrt vor uns.

„Haben Sie nach 2008 gar nichts mehr gemacht? Ich habe sie seitdem nicht mehr in einem Magazin gefunden.”

„Nein, eher seltener. Ich bin fast 30 und modele so gut wir gar nicht mehr.”

„Ach, Unsinn! Sie sollten weiter modeln, mein Bester! Jetzt sind Sie doch in den besten Jahren und einfach ein Traum von einem Mann. Ihr Freund kann sich glücklich schätzen.”

Woher wusste sie mich richtig einzuordnen? So skurril sie auch auftrat, so unheimlich war sie mir auch.

„Das ist er! Ich mache ihn regelmäßig glücklich”, erwiderte Jakob und zwinkerte mir zu.

Ich wurde rot.

Plötzlich zog die alte Dame ein Päckchen Kondome aus ihrer Handtasche. „Hier, mein Weihnachtsgeschenk für die kommenden Tage.”

Jakob blieb offenbar ebenso ein Kloß im Halse stecken wie mir. Gleichwohl nahm er die Geste an.

„Danke!”

„Sie können und müssen es auch gebrauchen! Sehen Sie mich an! Glauben Sie, ich könnte in der Nacht zum Heiligen Abend noch irgendeinen attraktiven Witwer auf mich aufmerksam machen, der idealerweise zwanzig Jahre jünger ist als ich? Sie brauchen nicht antworten, die Frage ist rein rhetorisch.”

Es trat genau das ein, was ich befürchtet hatte: Die Alte laberte uns voll. Ich war so erleichtert, als ich mit meinem Gepäck in die eisige Abendluft trat. Sie war kurz davor, uns nach unseren Sexvorlieben und -stellungen auszufragen. Nicht, dass ich prüde bin, aber was bitte sollten die anderen Fahrgäste denken?

Irgendwie erinnerte mich die Frau, so abgehoben sie auch wirkte, an meine Mutter. Ich war auf ihren Empfang gespannt und ich konnte nicht den Eindruck loswerden, dass sie etwas für meinen Freund Jakob übrig hatte. Und zwar mehr als nur Sympathie.

Mit unserem Gepäck machten wir uns auf den Weg in mein Heimatdorf, nahmen einen der Busse, die nach zwanzig Uhr noch durch die schneematschigen Straßen fuhren.

„Wie feiern deine Eltern eigentlich Weihnachten?”, fragte ich Jakob.

„Feiern kann man das nicht nennen”, antwortete er. „So traditionell haben wir noch nie Weihnachten gefeiert.”

„Und du? Hast du nie was vermisst?”

„Nun ja … Ich habe meinen Zivildienst damals in der AIDS-Hilfe gemacht und an Heiligabend wollte ich unbedingt bei einem Hilfsprojekt im Hospiz mitmachen.”

„Im Hospiz?”, fragte ich. „Ist das der Ort, wo …?”

„Ja, sozusagen Endstation. Wir verteilten Heiligabend einige Geschenke. Einige bekamen Schokolade, andere Plüschtiere, solche kleinen Aufmerksamkeiten eben. Die meisten freuten sich sehr darüber. Aber eine Frau, die etwa Anfang vierzig war und wusste, dass sie in wenigen Wochen sterben würde, fragte, warum wir uns nur an Weihnachten so intensiv um sie kümmerten.”

Jakob stockte, während der Bus einen Berg anfuhr. Der Motor dröhnte in meinen Ohren.

„Ich konnte darauf nichts antworten”, setzte Jakob fort. „Auf diese Reaktion war ich nicht vorbereitet. Plötzlich warf sie ihren kleinen Plastiktannenbaum von ihrem Nachttisch. Erst nach diesem Ausbruch vertraute sie mir an, dass ihr größter Lebenswunsch, Kinder zu haben, nicht von ihrem Mann erfüllt worden ist. Stattdessen gab er ihr diesen Virus mit. Und die beiden waren verheiratet. Nur ihr Mann, über den sie kein gutes Wort verlor, nahm es mit der Treue nicht so genau und betrog sie mit anderen Frauen.”

„Endstation”, rief der Fahrer, als nur noch Jakob und ich im Bus saßen. Wir hatten gar nicht mitbekommen, dass wir schon am Ziel waren. Wir nahmen unser Gepäck und liefen die letzten Meter zu meinem Elternhaus durch den tiefen Schnee.

Mein Heimatdorf war zwar trist, doch die beleuchteten Fenster der Häuser machten den Ort zu einem kleinen Lichtermeer. In Gedanken war ich immer noch bei Jakobs Geschichte.

„Haben sich denn auch viele über eure Geschenke gefreut?”

„Die meisten schon. Vielen sah man ihre Dankbarkeit in den Augen an, was mich natürlich freute. Es war in der Tat ein Geben und Nehmen von beiden Seiten. Einerseits war es das schönste, andererseits auch das schrecklichste Fest, das ich bislang erlebt habe.”

Vor meinem Elternhaus fuhr mein Vater mit seinem Mercedes an. Ich liebte dieses Geräusch, wenn Reifen in den frischen Schnee fuhren, dieses herrliche Knacken.

„Guten Abend, ihr beiden!”

Oh nein! Er trug auch so eine blinkende Nikolausmütze. Aus dem Kofferraum holte er mehrere Einkaufstüten. „Fabian, lenk mal deine Mutter ab, damit ich die Geschenke noch verstecken kann!”

„Du kaufst am Abend des 23. Dezembers noch Geschenke? Bist du masochistisch?”

„Ja, das bin ich”, erwiderte er und schloss seinen Wagen ab. „Bin nicht umsonst mit deiner Mutter verheiratet.”

So klingelte ich und schon kam meine Mutter an. Sie hatte sich besonders zurecht gemacht, hatte Locken in ihren dunkelroten, langen Haaren. Natürlich gefärbt, versteht sich.

„Fabian!”

Ich war kaum über die Türschwelle getreten, schon umarmte sie mich kräftig und küsste mich mehrmals auf meine Wange. Grauenhaft.

„Jakob!”

Auch ihn empfing sie mit offenen Armen und küsste ihn ebenso oft auf seine Wange wie mich. „Ich habe gerade einen Spekulatius-Tee aufgesetzt. Kommt, lasst uns ins Wohnzimmer setzen.”

Ich bestand darauf, erstmal das Gepäck hinaufzubringen. Mit Jakob ging ich über die knarrende Holztreppe in mein Zimmer. Selbst hier standen überall kleine Nikoläuse aus Porzellan herum und eine große Schneekugel mit einem Pinguin stand auf meiner Fensterbank.

„Du siehst, hier ist jedes Zimmer geschmückt”, sagte ich zu Jakob. „Ich hoffe, sie hat im Bad keinen Duschvorhang mit einem Christkind aufgehängt.”

„Küss mich!” Jakob packte mich an meinen Oberarmen und zog mich zu sich. Er gab mir einen innigen Kuss, seine Zunge umspielte meine Zähne und drang immer tiefer, er war so voller Lust, dass er mein Gesicht auf animalische Weise abschleckte.

„Jakob! Fabian! Der Tee ist fertig!” Die Stimme meiner Mutter machte mich jetzt schon aggressiv. Ob es die richtige Idee war, hier zu feiern? Ich hätte mit Jakob am liebsten in einer einsamen Berghütte feiern sollen …

„Die Stimme deiner Mutter ist ein echter Liebestöter”, bemerkte Jakob.

„Nicht nur ihre Stimme …”, setzte ich hinzu.

„Sag mal, Fabian. Wie muss ich mir die nächsten Tage vorstellen?”

„Sei gefasst auf ein typisch deutsches Weihnachtsfest.”

„Sag mir bitte nicht, dass ihr Heiligabend Würstchen mit Kartoffelsalat esst.”

Oh nein! Jetzt musste ich improvisieren! Natürlich gab es dieses Traditionsgericht an diesem Tag bei uns und gegessen wurde immer um 19 Uhr. Nein, das konnte ich Jakob nicht antun.

„Es gibt Lachs mit Kartoffelgratin”, log ich. So, damit hatte ich mich gewissermaßen verpflichtet, das Alternativ-Essen zu kochen.

„Oh, klingt delikat. Dann ist deine Mutter doch nicht so spießig.”

So, das Pflichtprogramm begann mit einem Tee, der nicht im Entferntesten den Hauch von Spekulatiusgewürz hatte. Wir saßen mit meinen Eltern bei selbst gebackenen Butterplätzchen und einer Tasse heißen Wassers im Wohnzimmer und hörten dem knisternden Feuer im Kamin zu. Mein Vater trug einen Verband am Daumen, den er eben noch nicht hatte.

„Was hast du da gemacht?”, fragte ich.

Er schüttelte nur seinen Kopf, als wollte er von sich ablenken.

„Hat wohl wieder versucht, Geschenke zu verpacken”, wandte meine Mutter ein und verdrehte ihre Augen. „Du, Jakob, magst du Gans?”

„Äh … ja, klar.”

„Und wie magst du Vanille-Eis? Mit Eierlikör oder lieber mit Champagner?”

„Du hast nur billigen Sekt im Haus”, wandte mein Vater ein.

„Mit Champ … Sekt”, antwortete Jakob.

„Ach, wie ihr beiden da so nebeneinander sitzt. Ich könnte euch glatt trauen.”

Meine Mutter war so was von peinlich! Ich hatte schon den Verdacht, sie hatte drei Flaschen Sekt intus. Schlimm war aber, dass sie absolut nüchtern war, denn sie verhielt sich wie immer. Und wieso sprach sie nur Jakob an? Zählte meine Meinung nicht mehr?

Ich sah in die Ecke neben den Kamin, wo morgen der Weihnachtsbaum aufgestellt werden sollte. Er lehnte noch völlig verschneit vor der Haustür. Da fragte ich mich auch, warum sie den nicht längst hätten aufstellen können. Und da fiel mir ein, dass ich überprüfen wollte, ob meine Mutter den Kartoffelsalat zubereitet hatte.

„Rate mal, mit welchem Buchstaben dein Geschenk anfängt!”, sagte meine Mutter plötzlich zu meinem Vater, der sie verdutzt anschaute.

„Ach, lass doch den Unsinn! Ich hasse Ratespiele!”

„Es fängt mit K an und hört mit e auf. Es gibt auch ein Synonym dafür, das mit S beginnt und mit s aufhört. Ich dachte, deine Krawatten sind alle so zerschlissen, da wird’s Zeit für Neues.”

„Und ihr beiden? Was glaubt ihr, was ich für euch habe?”, fragte sie uns mit einem Augenzwinkern. „Na? Ratet ruhig!”

„Vera, das sind zwei erwachsene Männer, jetzt behandle sie bitte auch so!”, fuhr mein Vater sie an. Doch sie ließ sich von ihm nicht beirren.

„Ich war für euch im Sex-Shop!”

Jakob verschluckte sich an seinem Tee, der keinen Geschmack hatte, und spuckte einen Schwall heißen Wassers auf seinen roten Pullover. Ich klopfte ihm auf den Rücken, bevor ich das Wohnzimmer verließ, um auf Toilette zu gehen. Auf dem Weg zum Badezimmer spähte ich kurz in den Kühlschrank, wo ich eine große Schüssel mit fertigem Kartoffelsalat entdeckte. Ich nahm die Schüssel raus und dachte kurz nach. Nicht über den dämlichen Salat, sondern über die Frage, was uns meine Mutter aus dem Sex-Shop morgen unter den Weihnachtsbaum legen würde. Und Jakob würde sich mit dem Salat und den Würstchen zufrieden geben müssen … Ich wünschte, wir würden wieder abreisen …

Wir saßen noch bis nach Mitternacht im Wohnzimmer. Meine Mutter kramte nach uralten Fotoalben, in denen peinliche Aufnahmen von mir waren. Schlimm daran war, dass Jakob sich wirklich für diese Fotos interessierte. Na ja, was heißt schlimm? Ich fühlte mich auch geschmeichelt. Während meine Mutter sich in ausschweifenden Erinnerungen fallen ließ, schnarchte mein Vater in seinem Sessel, nachdem er eine Flasche Rotwein fast alleine ausgetrunken hatte.

„So, es ist schon spät”, sagte meine Mutter und klappte das letzte Fotoalbum zu, das mit einem Bild von meinem Abi-Ball abschloss.

„Ja, aus dem hässlichen Entlein ist ein schöner Schwan geworden”, kommentierte Jakob den Fotomarathon abschließend.

Sollte ich das nun als Kompliment verstehen? War ich als Kind so hässlich?

„So, wir gehen dann auch ins Bett”, sagte meine Mutter und kniff meinen Vater in seine rasierte Wange. Er erschrak aus seinem Schlaf. Ich zog Jakob mit mir zu meinem Zimmer. Schnell schloss ich die Tür und zog mich bis auf die Unterhose aus, ich wollte meinen Freund unbedingt noch verführen, den ganzen Tag hatte ich schon darauf gewartet.

„Hol mich zu dir!”, sagte ich mit verführerischer Stimme.

Jakob aber ließ sich mit all seinen Klamotten aufs Bett fallen.. „Ich vertrage keinen lieblichen Wein”, sagte er. „Ich hab jetzt schon Kopfschmerzen.” Mit müden Bewegungen zog er seinen Pullover, seine Jeans und seine Socken aus, die er achtlos neben mein Bett warf.

Na danke! Wieso musste meine Mutter ihm auch lieblichen Wein reichen? Warum trank er ihn überhaupt, wenn er ihn nicht vertrug? Ich zog mir trotzig ein Shirt über und legte mich neben Jakob.

„Ich hab zu wenig Platz!”, jammerte ich und stieß ihn zur Seite. Ich erinnerte mich daran, als ich im vergangenen Sommer schon einmal so neben ihm lag, da waren wir aber noch nicht zusammen … Damals musste ich mich neben dem halbnackten Jakob erleichtern, sonst hätte ich vor Erregung nicht einschlafen können. Aber das würde heute nicht passieren, ich wollte die frisch bezogene Bettwäsche nicht schon jetzt beschmutzen.

Obwohl es schon halb eins war, konnte ich nicht einschlafen. Immer wieder dachte ich daran, was meine Mutter uns aus dem Sex-Shop schenken könnte. Wenn’s nur ein Porno wäre, wäre das noch zu verkraften. Oder ein Bildband mit Männern in Unterwäsche, worin Jakob auf jeden Fall eine wunderbare Figur machen würde. Ich hatte nur das schlechte Gefühl, dass sie uns ein Sex-Spielzeug gekauft hatte, was sie wohl noch schön in einem Papier voller unschuldiger Engel verpackt hatte.

Während Jakob neben mir langsam ein- und ausatmete, stieg ich aus dem Bett und verließ auf nackten Füßen mein Zimmer. Auf Zehenspitzen ging ich langsam die knarrende Treppe hinunter. Ich erinnerte mich noch genau, dass meine Mutter alle Geschenke stets im obersten Fach des Wohnzimmerschranks aufbewahrte. Ich öffnete die Schranktür und sah tatsächlich einen Haufen voller mit schickem Weihnachtspapier verpackter Pakete. Zum Glück waren sie schon beschriftet. Ich zog ein Päckchen heraus, auf dessen Schild unsere beiden Vornamen standen: Für Jakob und Fabian. Es war klar, dass er zuerst erwähnt wurde.

„Fabian!”, hörte ich die Stimme meiner Mutter hinter mir und sie machte das Licht an, das meine Augen kurz schmerzen ließ.

„Was machst du da?”, fragte sie.

„Ich … ich wollte hier mein Geschenk für Jakob verstecken.”

„Ja, ja! Ich sehe genau, was du da in der Hand hältst. Das ist mein Geschenk an euch. Komm, leg es wieder zurück und gedulde dich!” Bei so was verstand meine Mutter keinen Spaß.

„Du kannst es wohl kaum erwarten, es auszuprobieren, was? Aber morgen Nacht dürft ihr euch damit vergnügen.” Sie warf mir ein Grinsen zu.

„Mama! Bitte! Wir wollen so was nicht! Wir brauchen das nicht!”

Na ja, das entsprach nur halb der Wahrheit. Das ein oder andere Spielzeug fand ich schon prickelnd. Aber musste sie sich da einmischen? Nur hoffentlich hatte sie uns keinen Dildo gekauft, denn den brauchten wir in der Tat nicht.

„Ich tausche es aber nicht selbst um”, erwiderte meine Mutter. „Und für einen guten Zweck kann man es wohl kaum einsetzen.”

Wie skurril diese Situation war! Ich diskutierte mit meiner Mutter in der Nacht zum 24. Dezember über Sex-Spielzeug. „Du, ich brauche dringend Schlaf!”, sagte ich und verließ das Wohnzimmer. Nein, es gab keine Chance, das Geschenk zum Verschwinden zu bringen.

Am nächsten Tag verfolgte mich das Rätsel um das Geschenk. Und wie das so an dem Nachmittag des 24. Dezember ist, verging die Zeit nicht, was ich als Kind damals auch schon besonders quälend fand.

Mein Vater servierte uns im Esszimmer einen gekauften Butterchriststollen, während meine Mutter vor dem CD-Schrank kniete und nach Weihnachtsmusik suchte.

„Jedes Jahr dasselbe! Ich finde sie nicht!”

„Dann lass doch die Musik! Lass uns lieber in Ruhe essen!”, sagte mein Vater, als er vier Kerzen des Adventskranzes anzündete.

„Wollen wir den Baum schon anzünden?”, fragte meine Mutter und sah aus dem Fenster. Draußen dämmerte es bereits und es schneite.

„Wir haben noch nicht mal halb fünf”, sagte ich.

„Na und? Willst du jetzt zum Spießer mutieren?”, fragte meine Mutter mich und schaute mich angewidert an. „Die Nachbarn machen ihn um 19 Uhr an, wir machen ihn noch vor 17 Uhr an!”

Wie konnte man sich über solchen Blödsinn ernsthaft Gedanken machen?! Kurzerhand ging sie ins Wohnzimmer und drehte an den elektrischen Lichtern. Doch es tat sich nichts, der rot-gold geschmückte Weihnachtsbaum wollte nicht erstrahlen.

„Jetzt sag nicht, dass die Kerzen defekt sind!”, sagte sie aufgeregt. „Ich hab heute Morgen drei Stunden gebraucht, um diese Scheiß Schnur zu entwirren! Jedes Jahr dasselbe! Und das ist jetzt der Dank!”

Mein Vater ignorierte sie und setzte sich. „Esst schon mal!”, sagte er zu uns. Ich spürte, dass Jakob innerlich schmunzelte, sich aber nichts anmerken ließ. Ich hingegen war genervt und wurde nervös, wenn ich unter den Weihnachtsbaum sah, wo die verpackten Geschenke parat lagen.

Meine Mutter war wegen der Kerzen verstimmt, aß ihren Christstollen auf und begab sich dann in die Küche, wo sie das Abendessen vorbereitete, also lediglich den Kartoffelsalat aus dem Kühlschrank holte und die Würstchen in heißes Wasser schmiss.

Jakob untersuchte unterdessen das Kabel und verfolgte es bis zum Stecker.

„Ohne Steckdose kann ja nichts funktionieren.”

Und schon erstrahlte der Baum in vollem Glanz.

Meine Mutter schaute sich das an und umarmte Jakob innig. „So ein geschickter Mensch! Ja, Fabian hat in dir nicht nur einen tollen Liebhaber, sondern auch einen genialen Handwerker gefunden. Du musst wissen, Fabians Feinmotorik lässt zu wünschen übrig.”

„Das weiß ich”, erwiderte Jakob und grinste mich an. Du fieser Kerl, du!

Wenig später saßen wir schon wieder beim Essen, obwohl ich immer noch den Geschmack von Christstollen im Mund hatte. Irgendwie bestand unser Fest immer aus Fressorgien und Frustration. Das war schon immer so.

Meine Mutter drängte auf die Bescherung, sie wurde wie ich zunehmend ungeduldiger. Mein Vater hatte sein Würstchen noch nicht aufgegessen, da zog sie ihm schon den Teller unter seiner Nase weg und räumte den Tisch ab.

„Eines sage ich dir”, flüsterte mir Jakob ins Ohr, „nächstes Jahr fliegen wir weit, weit weg! Wo ist überhaupt dein berühmtes Lachsgericht? Und das Kartoffelgratin?”

„Wir fliegen weg!”, stimmte ich bloß zu.

„Bescherung, Kinder!”, rief meine Mutter und wedelte wild mit dem Glöckchen. Es könnte so gemütlich sein, aber sie verbreitete eine derartige Hektik, dass in mir Stresshormone freigesetzt wurden.

„So, unterm Baum liegen eure Geschenke! Die sind alle beschriftet.” Meine Mutter setzte sich neben meinen Vater auf die Couch, während Jakob und ich das heikle Geschenk aus dem Sex-Shop in der Hand hielten. Ich öffnete es schnell unter den neugierigen Blicken meiner Familie. Schrecklich! Noch schrecklicher war es dann, als ich sah, was es war: Hand- und Fußfesseln aus Metall mit entsprechenden Seilen daran.

„Wie sie sich freuen!”, sagte meine Mutter.

Ich versuchte, dieses Geschenk zu ignorieren und sah, dass Jakob in sich hineinlachte. Ja, er fand es so unterhaltsam, dass er schon Tränen in den Augen hatte. Umso mehr freute ich mich aber über sein Geschenk: Ein selbstentworfenes Armband mit seinem Namen. Wie gut, dass ich ihm ein kleines Fotobuch von unserer letzten Urlaubsreise erstellt hatte. Begeistert blättere er es durch. Währenddessen spielte mein Vater seine Freude über die neue quietschgelbe Krawatte vor. „Die war im Sonderangebot”, sagte meine Mutter lächelnd und schien noch stolz darauf zu sein.

Ich griff nun nach dem Karton mit den Fesseln und fragte meine Mutter, was das eigentlich bedeuten soll.

„Fabian, tu nicht so prüde!”, sagte sie.

„Ich bin nicht prüde! Kannst du das bitte zurücksenden? Oder eintauschen?” Eigentlich war es unhöflich von mir, so eine Forderung noch während der Bescherung zu stellen, aber noch viel unhöflicher war ihre Art von Geschenk.

„Du stehst doch darauf!”

„Mama, bitte!”

„Ach, Fabian! Ich kenne doch deine bevorzugten Schwulen-Pornos.”

„Wie bitte?”, fragte ich. Hinter meinem Rücken kicherte Jakob.

„Als ich dich beim Pornoschauen im Internet erwischt habe, hast du den Verlauf nicht gelöscht. Außerdem hast du die Bondage-Pornos allesamt in deiner Favoriten-Liste gespeichert.”

„Du warst an meinem PC?” Ich klang fast schon hysterisch.

„Das ist Jahre her! Das war noch zu einer Zeit, als man für zehn Filmminuten ne halbe Stunde Zeit zum Runterholen brauchte.”

„Runterladen”, verbesserte mein Vater sie.

„Oder so! Jedenfalls fand ich die Pornos allesamt unterhaltsam … oder besser gesagt, anregend. Wer von euch beiden nun welche Position einnimmt, geht mich nichts an.”

So, für mich war der Abend gelaufen! Ich war verstimmt und mir war es unangenehm, wie weit meine Mutter in meine Intimsphäre gedrungen war. Sie scheute nicht davor, mich vor meinem eigenen Freund bloßzustellen!

Aus Höflichkeit blieben wir noch eine Weile bei meinen Eltern unterm Weihnachtsbaum sitzen und schauten uns Loriots Weihnachten bei Hoppenstedts an. Heute konnte ich ausnahmsweise nicht darüber lachen. Immer wieder schweifte mein Blick auf den Karton mit dem Sex-Spielzeug …

Nach dem Film gingen Jakob und ich dann in mein Zimmer. Ich knallte die Tür hinter uns zu. „Mir so was zu schenken! Geschmacklos!”

„Beruhig dich endlich! Du freust dich doch innerlich darüber. Nur du magst solche Geschenke nicht von deiner Mutter geschenkt bekommen.”

„Wie bitte? Nein, ich … ich …”

„Mir gegenüber kannst du es ruhig zugeben”, sagte er sanft und schritt auf mich zu. Er schaute mir tief in die Augen. „Ich bin dein Freund! Wenn du es mir gegenüber nicht zugeben kannst, wem dann? Deine Mutter hat schon recht.”

„Inwiefern?”

„Dass du prüde bist. Zumindest in gewissen Belangen.” Jakob strich mir eine Haarsträhne von der Stirn und küsste mich sanft auf meine Lippen. „Probieren wir es aus?”

„Was?”, fragte ich, obwohl ich wusste, dass er sich ebenfalls, wie ich, für das pikante Geschenk interessierte.

„Also gut!”

„Du oder ich?”

„Du!”, sagte ich direkt. „Ich bin schon genug gestraft mit meiner Mutter und du hast du mich gestern Abend sexuell verhungern lassen.”

Ich begann, Jakob seine Klamotten bis auf seine dunkelroten Boxer Shorts vom Leib zu reißen und warf ihn dann rücklings auf meine Matratze. Ich öffnete den Karton mit den Hand- und Fußfesseln und legte sie Jakob an. Da sie aus Metall waren, musste ich sie nur einrasten lassen. Dann zog ich die vorgesehenen Seile durch die Haken und verknotete sie mit den Bettpfosten. Allein das Fesseln machte mich schon geil! Schnell zog ich mich aus, während Jakob mir dabei zuschaute und sein Schwanz immer weiter wuchs, wie ich durch seine Boxer Shorts erkennen konnte.

Nackt stand ich vor ihm und umfasste seinen harten Prügel, den ich zu massieren begann. Jakob stöhnte laut.

„Leise!”, zischte ich. Doch bei jeder noch so kleinsten Berührung stöhnte er erneut laut. So griff ich nach einem meiner Wollsocken und knebelte ihn damit. Er schaute mich verzweifelt an. „Ja, die hören uns sonst”, sagte ich.

Ich suchte in meiner Reisetasche nach dem Kondom mit Spekulatiusgeschmack (war eine Adventsaktion und besonders teuer!) und streifte es über sein hartes Liebesschwert. Sanft legte sich meine Zunge um seine Eichel, dann nahm ich den ganzen Schwanz in den Mund und saugte heftig. Jakob würde nun wie ein Löwe stöhnen, wenn er könnte. Als ich merkte, dass sein Körper regelrecht zu beben begann, spritzte er ab wie ein brodelnder Vulkan. Schnell befreite ich ihn von der Wollsocke. Er atmete angestrengt und schnappte nach Luft. „Das machst du nicht noch mal! Ich stehe nicht auf Socken, schon gar nicht auf getragene!”

Na und?! Was konnte ich dafür, wenn gerade nichts Besseres auffindbar war? Und trotzdem hatte ich ihm einen tollen Orgasmus beschert. Mein Schwanz stand noch immer aufrecht und ich wollte, dass Jakob mir einen runterholt. Ich suchte im Karton nach den Schlüssel für die Metallfesseln.

„Da ist nichts drin!”, stellte ich fest.

„Wie da ist nichts drin? Ich dachte, du hättest die Fesseln auch abgeschlossen!” Jakob klang leicht panisch.

„Nein, die rasten so ein und sind dann zu.” Ich suchte weiter nach dem entsprechenden Schlüssel, der ziemlich klein sein müsste. Doch ich fand weder in der Verpackung noch auf dem Boden etwas.

„Fabian, jetzt mach!”, rief Jakob ungeduldig und wand sich auf meinem Bett. Ach, irgendwie süß!

„Dann mach wenigstens die Seile ab, dann helfe ich dir beim Suchen!”

Doch auch das Öffnen der Knoten bereitete mir plötzlich Schwierigkeiten.

„Warum dauert das so lange?”

„Ich hab irgendwie … Ich bekomme die Knoten nicht mehr auf.”

„Fabian, einfache Doppelknoten!”

„Ne, Doppelknoten bekäme ich spielend auf. Aber diese hier habe ich mal gelernt … Na ja, du meintest ja selbst, ich hätte eine schlechte Feinmotorik.” So, das hatte er jetzt davon.

„Ich geb’s auf”, sagte ich und knetete meinen Schritt, als ich mir meinen nackten, gefesselten Freund ansah. Ich war schon so hart am Limit, dass ich meinen Orgasmus kaum aufhalten konnte und schon ergoss sich mein Sperma über seinen Bauch.

„Danke”, sagte er missmutig.

„War geil!” Ich legte mich auf die alte Couch in meinem Zimmer, da Jakob ja mein ganzes Bett ausgestreckt für sich beanspruchte.

„Was machst du?”

„Schlafen. Ist schon nach Mitternacht.”

„Und ich? Hallo? Du kannst mich doch nicht so liegen lassen!”

„Du hast mich gestern auch am langen Arm verhungern lassen.” Kurzerhand löschte ich das Licht und bewahrte bis zum Morgen das Geheimnis, dass der Schlüssel für die Fesseln sehr wohl im Karton war und dass ich durchaus dazu in der Lage war, die Knoten zu lösen.

Als ich morgens die Vorhänge aufzog, sah ich den schönen, nackten Körper Jakobs, immer noch gefesselt. Er blinzelte süß.

„Gut geschlafen?”, fragte ich und begab mich mit dem Schlüssel an seine Fesseln.

„Es geht … “, antwortete er völlig verschlafen. Ausgeschlafen war in der Tat was anderes.

„Was machst du da?”, fragte er, als ich seine Beine von den Metallfesseln löste.

„Dich befreien!”

„Wo hast du den Schlüssel her?”

„Aus dem Karton. Wo er hingehört!”

„Heißt das, dass du … du Mistkerl!”

„Sei lieb zu mir”, sagte ich. „Deine Hände sind ja noch nicht befreit.”

Doch da ich nicht so bin und auch noch einmal Jakobs streichelnde Hände spüren musste, befreite ich ihn vollends. Jakob warf sich direkt auf mich und ich landete unter ihm krachend auf dem Boden.

„Sorry …”, sagte ich nur und lächelte ihn an.

„Wofür? Trotz der Aufregung war das die erotischste Weihnachtsnacht, die ich je hatte! Und ich werde mich revanchieren …”

Das Geschenk war also doch nützlicher, als ich erst zugeben wollte.




ISBN print  9783863613280  176 Seiten  Auch als E-book


„Seit Monaten keinen Sex mehr gehabt!“, denkt sich der Student Fabian, der mit seinen beiden Freunden Jamal und Saskia eine „Queer-Wohngemeinschaft“ in Köln teilt. Kaum erfährt Fabian von dem Einzug eines neuen Nachbarn, sammelt er Infos über den Neuzugang, der den außergewöhnlichen Namen Jakob Clayton trägt, Ende zwanzig ist und nebenberuflich als Model arbeitete.

An einem sehr heißen Sonntagmorgen begegnet Fabian erstmals Jakob und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Während Saskia und Jamal ihre Ferienreise vorbereiten, versucht Fabian sich dem neuen Nachbarn anzunähern und bietet trotz seiner zwei linken Hände seine Hilfe bei den anstehenden Renovierungsarbeiten an. Dabei erfährt Fabian, dass Jakob auch schwul ist und lädt ihn auf ihren bevorstehenden, kleinen Trip Richtung Norddeutschland ein.

Eine heitere und spritzige Sommerreise beginnt, auf der der schüchterne Fabian Jakob mit jedem Tag näher zu kommen versucht. Die Nähe Jakobs, seine leichte Bekleidung und sein Charme treiben den verliebten Fabian fast in den Wahnsinn. Peinliche Situationen sind die Folge. Er ist aber fest entschlossen, dem attraktiven Mann seine Liebe zu gestehen, wäre da nicht die große Angst vor dem entscheidenden Schritt …



ISBN print  9783863612696  176 Seiten  Auch als E-book


Für Sascha beginnt mit seinem Studium ein neuer Lebensabschnitt. Zu seiner Freude studieren auch seine langjährigen Freunde Kai und Jenny an der gleichen Uni. Als Sascha zu Beginn des Wintersemesters ein Päckchen Weingummis in seinem Schließfach findet, reagiert er geschockt. Irritiert fährt er zu seinem Studentenzimmer, wo sich jemand Zugang verschafft und unter anderem sein After Shave gestohlen hat. Zu seinem Entsetzen folgen weitere Zeichen der geheimnisvollen Person, die Sascha offenbar beobachtet. Völlig verstrickt in seine Gedanken, verliebt sich Sascha in René, den er in einem Seminar kennenlernt. Als sich beide im Raum des Schwulenreferats näher kommen wollen, meldet sich der Stalker mit einer drohenden SMS.. Allmählich schwinden seine Nerven, da sich sein Stalker immer nur mit Zeichen und Drohungen meldet, aber nie sein Gesicht zeigt. Als auch René durch den Stalker bedroht wird, will Sascha dem Geschehen ein Ende bereiten. Bei einem Treffen lernt Sascha die tragischen Beweggründe, aber auch die finsteren Seiten seines Stalkers kennen. Erst jetzt beginnt für Sascha ein wahrer Albtraum und er fragt sich, ob er seine Freunde und vor allem seine neue Liebe René jemals wiedersehen wird…

Schleichwege

von Kai Steiner


Ich schaue in eine Pfütze. Ich glaubte vorher, ein glückliches Gesicht zu sehen. Schließlich schlafe ich jede Nacht an Joshuas Seite. Ich erkenne eine Fratze, von Angst zerfressen, die aus jeder Pore schießt. Ja, ich habe Angst. Große Angst. Nicht, dass wir von Raubkatzen angegriffen werden. Auch nicht, dass diese eines unserer Schafe und Ziegen reißen, die wir zur Nacht in ein umzäuntes Areal treiben.

Es ist Herodes der Große.

Mir träumte, er werde alle männlichen Säuglinge bis zu zwei Jahren töten, von Süden nach Norden, von Judäa über Samaria bis Galiläa. Ich musste an meine Schwester denken und ihren Mann, Elisabet und Zacharias. Sie sagten, sie wollten neben Johannes noch einem Kind das Leben schenken. Vielleicht war es schon unterwegs, wer weiß? Mit mir haben sie darüber sonst nicht geredet. Zu jung, sagten sie.

Ich bin bei ihnen groß geworden.

Ein schreckliches Vorhaben, was Herodes sich ausgedacht hatte.

Den Grund hierzu kenne ich nicht. Aber ich weiß schon mit meinen sechzehn Jahren, wie grausam dieser König ist, rücksichtslos, um seine Macht zu erhalten, die er aus der Oberstadt von Jerusalem aus jeden spüren lässt, der gegen ihn ist, handelt oder spricht. Umgeben von einer Schar Schergen, so nennt man diese wohl, oder? Man sagt, dass seine Spitzel und Beobachter schon jetzt überall auftauchen und nur auf Opfer warten.

Ich heiße übrigens Aaron. Ich stamme aus dieser Gegend, dem judäischen Bergland.

„Du hast dich plötzlich aus dem Schlaf aufgerichtet, mit den Armen herumgefuchtelt und mich gerufen”, sagt Joshua nach meinem Traum.

„Was war?“

„Nichts!”, antworte ich aus Furcht, dass ich mich bei ihm lächerlich mache. Ich wollte nicht, dass er, der Jüngere, fünfzehn Jahre, seine Überzeugung verlieren würde, ich sei der Stärkere von uns beiden. Ich bin es nämlich tatsächlich.

„Es war nur ein Traum!”

Ich kleiner Lügner. Aber besser Joshuas Achtung erhalten, als von ihm vielleicht untergebuttert zu werden.

Er ist nämlich klug, dafür schmächtig, ich dagegen körperlich robust und kräftig, außerdem bald einen Kopf größer. Ich bin auch nicht dumm. Nur mein Wissen über Schafe, Ziegen, über Milch, Wolle und was weiß ich, ist unvollkommen.

Die drei Hirten hatten mich an der Straße nach Bethlehem beim Betteln aufgelesen. Als sie mich sahen, fragten sie mich, ob ich ihnen nicht beim Schafe-Hüten helfen wollte, ich hätte sogar einen Gefährten, Joshua, dieser sei der Enkel von Jacob, dem Ältesten der Hirten. Ich willigte sofort ein.

Joshua hat inzwischen ein Feuer entfacht, ich drückte währenddessen das Gatter zu, damit die Tiere nicht weglaufen. Jetzt liegen wir beide auf Fellen am Feuer und erzählen uns Geschichten. Wie jeden Abend, seit ich hier bin. Und das ist schon drei Monate so.

Die drei Hirten habe ich nur wenige Wochen näher kennen gelernt, nun sind sie in Bethlehem. Sie wollten richtige Männer sein und sich Weiber suchen und saufen, meinte Lev, der jünger ist als Jacob, aber älter als Simon.

„Ihr schafft es allein, die Tiere zu versorgen, es ist noch nicht kalt, und sollte es frieren oder schneien, dann wisst ihr, wohin ihr sie führen müsst, nämlich in die Steinhöhle, von der Straße aus uneinsehbar, einhundert Meter vor dem Stadttor. Wir haben in der Vergangenheit alles für die Winterbleibe vorbereitet.”

Und dann zogen die Drei auf einem Esel in die sündige Stadt davon. Man hatte ihnen gesagt, dass sich da mehr Dirnen anbieten als in Jerusalem, obendrein seien diese auch noch preiswerter.

Sie lächelten verheißungsvoll, als sie sich von den Jungen verabschiedeten.

Der Himmel ist klar. Die ersten Sterne leuchten bescheiden, das wird sich in einer Stunde ändern. Die Nacht bricht immer schnell herein. Joshua hat genug Reisig zusammengetragen, sogar ein paar alte verrottete Baumwurzeln, diese werden reichen, uns warm zu halten. Nachts geht nämlich die Temperatur erheblich zurück.

Unsere Arme berühren sich, ein wohliger Schauer durchfährt mich. Ich versuche, mein linkes Bein über sein rechtes zu schlagen.

„Wegen der Nachtkühle”, sage ich, was nicht stimmt. Seinetwegen, unseretwegen, ich will seine Nähe spüren. Joshua lässt es sich gefallen. Ein Zeichen, dass es ihm ähnlich wie mir gehen muss.

„Ob die Drei eine Frau gefunden haben?”

„Werden sie!”, antworte ich kurz.

„Hast du was?”, fragt Joshua.

„Was denn?”, entgegne ich, „nein, sollte ich?”

Natürlich habe ich was! Ich möchte in ihn hineinkriechen.

„Du redest komisch!”, meint Joshua.

„Siehst du den Sternenhimmel?”, lasse ich vernehmen. Bloß nicht, dass er noch sauer über mich wird.

„Lenk nicht ab!”, raunt er mir zu und boxt mir in die Seite. „Was soll das? Erzähl mir lieber von deiner Schwester und ihrem Mann!”

„Wie bitte?”, frage ich. „Was denkst du?”

„Schwer von Kapee, Mann? Eine Frau und ein Mann …!”

Natürlich wusste ich gleich, was mein Freund wissen möchte. Ich lasse ihn einen Augenblick zappeln, warte mit der Antwort, damit er sich näher erklärt. Ich will nicht den schwarzen Peter haben, wenn irgendwas zwischen uns läuft.

„Hast du mal gesehen, wie die beiden …?” Tatsächlich, er fällt drauf rein. Ich bin doch klüger …

„Ich muss mal nachdenken, Joshua. Ja, tatsächlich, oh, mein Gott, ich habe es fast vergessen. Wie hast du gefühlt, dass ich da ein Erlebnis hatte?”

Joshua rekelt sich. Stolz im Gesicht. Sicher denkt er gerade, was für eine tolle Type er ist.

Er ist tatsächlich top . . .

Einer, den ich gleich von Anfang an mochte. Seine weiße Haut hat es mir angetan, seine schmalen Hüften. Nicht zu vergessen, sein Hinterteil. Ich habe das alles bei Zacharias entdeckt, als dieser sich nackt wusch.

Ich erinnere mich jetzt sehr genau an ihn, habe sogar meine Schwester vor Augen, und erzähle.

Ich war voll aufgeregt.

Elisabet lag auf dem Boden, Zacharias auf ihr drauf. Beide Gesichter einander zugewandt. Ich fürchtete für sie, dass er ihr wehtat. So ein wuchtiger Mann.”

Ich drehe mich zu Joshua hin, der mit weit aufgesperrten Ohren eben zuhörte. Sein Herz schlägt laut, so angespannt lauert er auf meine Worte.

„Stell dir vor, du liegst unter mir, so etwa!”, schießt es aus mir heraus. Hoffentlich habe ich mich nicht verraten …

Joshua blinzelt mich grienend an. Hat er je darüber nachgedacht? Ich denke nicht. Er ist ein Jahr jünger als ich, mit fünfzehn Jahren verschwendet man keine Gefühle auf andere.

„Weiter! weiter!”, drängt Joshua.

„Und dann bewegte er seinen Po - hoch und runter - zuerst sprachen sie miteinander, lachten und küssten sich, lachten wieder, dann wurde Zacharias wilder, plötzlich war nur ihr Hecheln zu hören, immer im Takt, meine Schwester wimmerte. Ich wollte stören, wollte Zacharias von ihr stoßen. Mein Gott, er wird sie verletzt haben, schrie es in mir. Irrtum! Ein gleichzeitiges Aufbäumen, ein einziger Schrei, ein zweiter. Gemeinsam, genau auf den Punkt! Es hätten auch unabhängige Laute sein können, zeitlich versetzt, nein, alles passierte zusammen.”

Joshua hat sich aufgerichtet. Seine Wangen sind gerötet, seine Augen glänzen.

„Begreifst du, Joshua?”

„Spannend, Aaron. Was dann?”

„Ein verklärtes Lächeln. Sie waren eins geworden. Das soll das Schönste zwischen zwei Menschen sein.”

„Eins? Verstehe ich nicht!”

Ist er nicht ein liebenswerter Schwindler? So etwas sollte doch jeder verstehen! Dennoch bin ich mir nicht im Klaren darüber. In jedem Fall bin ich mir nicht zu schade, es ein zweites Mal mit anderen Worten zu erklären.

„Ihre Bewegungen, ihre Laute, ihre Verklärung im selben Augenblick!”

Schon liege ich auf Joshua, der mich verdutzt ansieht. Mit diesem Streich hat er nicht gerechnet. Er wehrt sich nicht. Fast ist mir, als sehe ich bereits in seinem Blick so etwas, was ich bei den beiden sah.

Ich weiß auch nicht, was ich genau tun muss …

Beim Jungen fehlt doch etwas …

Wie soll das gehen? Ich glotze wohl genau so wie er, denn wir lachen beide laut los.

„Ich habe auch keine Ahnung!”, flüstert mir Joshua jetzt verlegen zu. Dann gibt er zu bedenken, dass das Gesetz Männern untersagt, zusammen zu sein. Das sei eine große Sünde, und Jahwe würde dieses Tun nicht verzeihen. Ich antworte ihm, obwohl ich seiner Meinung bin, man müsse das ausprobieren, denn wenn danach nichts mit uns passiert, ist der Himmel einverstanden.

Darauf zitiere ich aus den heiligen Schriften:

Gott ist Liebe, und wer in der Liebe lebt, der lebt in Gott und Gott in ihm.”

„Wow! Aaron, du bist ein verschlagener Hund!”, murmelt Joshua mir ins Ohr.

Ohne nachzudenken, wie von irgendwo gesteuert, liegt mein Mund auf seinem, sucht meine Zunge seine, findet einen Gegner, Partner, Freund. Alles ist so leicht, so selbstverständlich. Instinkt.

Als ich zu schnauben beginne, meine Lippen sich ohne mein Zutun von seinen lösen und ein Zittern durch meine Glieder fährt, höre ich mein eigenes Stöhnen, dann ein Rufen:

„Joshua!”

Hemmungslos hätte ich aufgeschrieen, äußerte sich der Junge sehr viel später.

„Nun ich!”

Ich sage ihm nicht, dass etwas zwischen uns anders gewesen ist als zwischen Elisabet und Zacharias. Wir waren nicht ein- und dieselbe Person, den Traum, den ich vorher geträumt habe.

Joshua ist nicht zu bändigen. Er kann sich nicht kontrollieren. Seine Zunge gleitet über meine Wangen, kitzelt meine Stirn, spielt mit den Wimpern. Er wippt auf und ab, lacht, stöhnt, ächzt.

„Aaron, Jahwe hat uns nicht gestraft”, haucht mir mein Freund ins Ohr, als alles vorbei war. Er spricht so leise, als ob er sonst doch noch die bösen Geister weckt. Sein überirdisches Lächeln macht mich glücklich.

Wir liegen beide nebeneinander, Kopf an Kopf, durchgeschwitzt und wohlig. Um uns herum ist es still, nur manchmal hört man ein Schaf blöken, eine Ziege meckern, das Feuer lodert immer noch.

„Es ist erlaubt, glaube mir!”

„Erlaubt, erlaubt!”, grölt Joshua nun in die Nacht hinaus. Warum sollte er auch nicht? Wir sind auf weiter Flur allein und Gott ist mit uns.

Joshuas vom Feuer angestrahltes Antlitz wirkt auf mich wie ein Engelsgesicht. Er ist geblieben, was er immer war.

Ich kann nicht schlafen, während Joshua ruhig und gleichmäßig atmet. Ihm fielen sofort die Augen zu, als er entkräftet auf mir lag. Ich schob ihn zärtlich zur Seite, deckte ihn gut zu und freute mich über seine Unbekümmertheit.

Ich male mir unsere Zukunft aus. Das reicht aus, mich wach zu halten.

Der Mond legt die Landschaft um uns herum in ein fahles Licht. Ich lasse meine Augen schweifen und spanne mein Gehör an. Irgendetwas stimmt heute nicht. Ein leises Schwirren in der Luft verwirrt mich. Ist Jahwe uns doch böse, kann er uns nicht verzeihen?

Wenn dem so ist, schwöre ich, Aaron, Bruder der Elisabet

Nanu, der trockene Busch, ein leichter Feuerschein von unten. Soll ich Joshua wecken? Nein, der Junge ist zu erschöpft. Ich werde schon damit fertig. Vielleicht ist es nur eine Fata Morgana. Es wird heller … Jahwe … ich schließe vor Helligkeit, nein vor Blendung die Augen.

Eine Stimme:

„Aaron, hörst du mich? Ich bin ein Engel des Herrn! Hab Vertrauen zu mir! “

Zuerst zucke ich zusammen, erschrecke. Dennoch, ich bin zu neugierig. Wer hat das eben von sich gegeben? Die Stimme war sanft und so wie die von Joshua. War er es etwa? Ich öffne meine Augen zu einem winzigen Spalt. Sehe nichts. Doch … jetzt … ein Engel schwebt über dem lodernden Zweigen. So hübsch wie Joshua. Ich muss lächeln.

Herr, verzeih mir, denke ich, will ihm das leise zurufen, bewege aber kaum meine Lippen.

Glaube mir, Jahwe, ich erfülle jede Forderung, sage sie mir durch den Mund deines Engels.”

Dann wieder die Stimme des Engels:

„Euch ist der Heiland, der künftige König der Juden, geboren! Er heißt Jesus. Gehet hin und betet zu ihm!”

„Nichts weiter als das?”

„Oh doch, du wirst die heilige Familie unter einer Voraussetzung auf der Flucht nach Ägypten bis zur Verbindungsstraße nach Alexandria begleiten. Es gibt allerdings eine Voraussetzung, die du erfüllen musst. Schau der Mutter, Maria, in die Augen, betrachte ihr Antlitz. Es ist hübsch, offenbart großes Glück, das sie empfindet. Wenn du etwas bemerkst, was niemand sonst erkennen kann, dann vertraut dir der Herr diese Aufgabe an.”

Was hat das zu bedeuten?

Flucht?

Ich denke einen Augenblick nach. Mir kommt mein Traum in Erinnerung. Darin Herodes der Große mit der Morddrohung.

Ich bin erschüttert? Das Kind, das gerade geboren wurde, wird mit dem Tode bedroht.

Warum? Warum?

Herr, gib eine Antwort!

Noch kann ich mir keinen Reim darauf machen. Das einzige, was ich in diesem Moment begreife, ist: Herodes’ Häscher werden bereits mit ihrer Suche begonnen haben … Die Gefahr zwingt zur Flucht.

Ich zittere. Öffne die Augen.

Was meinte der Engel mit Voraussetzung? Was muss ich erkennen? Hat Maria ein besonderes Muttermal im Gesicht? Ist vielleicht ein Auge blind? Unsinn, das werden auch andere Gläubige wahrnehmen. Nein, es muss etwas anderes sein. Doch bloß was? Ich bin verzweifelt. Oh, Herr, wie soll ich eine solche Besonderheit wahrnehmen, schreit es in mir. Kann Joshua mir nicht helfen?

Die Flamme ist erloschen, über dem Strauch ist es dunkel. Aber vor mir ist ein heller Fleck, als würde sich ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke gestohlen haben und eine winzige Fläche bescheinen. Tatsächlich, ein Lichtstrahl. Ein Blick an den Himmel. Da! Ein Stern! Seine Leuchtkraft überstrahlt alle übrigen Gestirne.

Nachdem ich mich beruhigt habe, schüttle ich Joshua. Zuerst lässt er sich nicht stören, aber dann schreckt er hoch.

„Schon wieder?”

Ich muss schmunzeln. Dieser Junge. Er ist kaum jünger als ich, aber noch kindlicher. Das tröstet mich. Gleichzeitig fällt mir ein, dass der Engel uns nicht bestraft, nicht einmal ein Wort über uns verloren hat. Also werden wir von unserem Schöpfer auch wie Mann und Frau geliebt.

Mich erfasst eine wohltuende Ruhe, was Joshua nicht verborgen bleibt.

„Aaron, sind wir keine bösen Sünder?”

Ich berichte, was ich erlebt habe, bleibe aber unpräzise. Wenn er nämlich erfährt, dass ich ihn allein lassen muss …, wenn sich gewisse Voraussetzungen erfüllen.

Joshua ist erstaunt. Er glaubt bestimmt, dass ich fantasiere. Soll er nur, er wird alles früh genug erfahren.

Was sich nun ereignet, ist wieder ohne mein Zutun geschehen. Als ich nämlich feststelle, dass Joshua den Lichtfleck vor unserer Lagerstatt nicht wahrnimmt, ziehe ich seine linke Hand auf die tellergroße Stelle, lege meine darüber. Nur der Himmel weiß, warum ich mich so verhalte, ich habe keine Ahnung.

Ich folgte wohl einer Eingebung.