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Justin Mader, Gaby Merci

Die Advisoren Band V

Im Reich des Narmer und der Newet-Nut


Ich darf mich wieder recht herzlich bei Gaby Merci für die Korrektur meines (und ihres) Buches bedanken und ebenso für ihre zahlreichen guten Ideen, die sie hier kontinuierlich eingebracht hat.


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Einleitung

Die Ralarische Offensive hat Folgen. Die falschen Götter agieren im Untergrund weiter. Als unsere Helden, die Advisoren Lilian und Raphael einen Versuch der Annäherung machen, passiert es, die Situation eskaliert.

Doch nicht nur auf der Erde hat dieser Versuch Konsequenzen, auch in einem weit entfernten Sonnensystem werden die Weichen nun völlig anders gestellt. Und die Gegner der Menschen, die vogelähnlichen Djehutis schlagen unbarmherzig zu. Doch auch sie haben Probleme, die sie sich im Vorhinein so nicht vorgestellt haben.


Es gibt nur eine Möglichkeit die Situation wieder in den Griff zu bekommen...
Unsere Helden müssen ins Reich des Narmers gelangen...
zu dem Pharao der ersten Dynastie...
zu dem Zeitpunkt als das Ägyptische Reich gegründet wurde...
also kurz nach dem Untergang von Atlantis...

Der Versuch einer Annäherung

An und für sich wollten Raphael und ich nun nach der 'Ralarischen Offensive' wieder in unser eigenes Universum, unsere eigene Wirklichkeitsebene zurückkehren, jedoch erschien uns dies im Angesicht der neuen Probleme eher kontraproduktiv.

Ich und Raphael sind ...  ja wie soll man es am besten erklären, wir sind Advisoren. Advisoren sind Mitglieder einer Organisation, die sich dem Frieden in unserer Milchstraße verschrieben haben. Wir sind eine Art Ranger, die versuchten die Einheit und den Frieden zahlreicher Völkerschaften zu garantieren. Wir greifen dort ein, wo Not am Mann oder besser an der Frau ist. Ursprünglich waren die Advisoren eine delurische Organisation gewesen, aber mittlerweile war die Organisation interstellar und umfasste nunmehr über fünfzig verschiedene Völkerschaften. Aber die Organisation umfasste nicht nur verschiedenartige Spezies, sondern mittlerweile auch Völkerschaften von zwei verschiedenen Universen, die allesamt ähnliche Schicksale hatten. Ich selbst war damals vor drei Jahren im Zuge der Operation "Apokalypse" rekrutiert worden, eben von Raphael, meinem Raphael, meinem Lebenspartner. Denn ich hatte eine bestimmte Fähigkeit, ich war nämlich eine ausgezeichnete Telepathin. Damals vor drei Jahren hatte der große Krieg gegen die Djehutis begonnen. Und es sah nicht besonders gut für uns aus. Und eines der zahlreichen Hilfsvölker der Djehutis waren eben die Ralaren. Ein eigenartiges Volk, das sich trotz humanoider Gestalt völlig von der menschlichen Physe unterschied.

Die Ralaren hatten große Teile der terranischen Bevölkerung gegeneinander aufgehetzt und aus Terra einen Messiasstaat geformt. Mit den von Charon zurückgebrachten Hypnosestrahlern hatten wir zwar in zehn Sekunden die Ralaren befrieden können, doch wirkte diese Strahlung nur auf die spezielle Physe der Ralaren, nicht jedoch gegenüber den von den Ralaren beeinflussten Terranern.

Ein großes Aufgabengebiet lag also nunmehr vor uns. All die fanatischen und von den Ralaren aufgehetzten Terraner wieder zur Vernunft zu bringen, das würde eine wahre Sisyphusarbeit nach sich ziehen. Wir fingen an, doch selbst für uns Advisoren war es fast ein Ding der Unmöglichkeit hier zu wirken. Wir konnten zwar, dank der Hilfe unserer verbündeten Delurer entsprechende administrative Unterstützung leisten, immerhin war mein Angetrauter auch Delurer, aber gegen insgesamt fast vier Milliarden fanatische Anhänger des Ralarischen Glaubens Überzeugungsarbeit zu leisten, das war fast eine Unmöglichkeit.

Auch Raphael war nach einem derartigen Gespräch mit einem terranischen Religionsführer fürchterlich frustriert. Jedes rationelle Argument wurde mit religiösen Dogmen hinweggefegt, sodass wir das Gespräch abbrechen mussten und Raphael erzürnt nachher von sich gab: „Aber sollen sich doch die Ralaren selbst um das kümmern, was sie verbrochen haben!“

Da kam mir die Erleuchtung: „Ja, weshalb eigentlich nicht, sie haben dieses Organ, mit dem sie die Menschen in ihren Bann ziehen können! Die könnten uns doch die Überzeugungsarbeit bei den Fanatikern abnehmen.“

„Ja, aber dann wäre doch der freie Wille des Menschen nicht mehr gegeben und alle müssten nach unserer Pfeife tanzen, das widerspricht doch dem hohen moralischen Prinzip der Nichteinmischung durch uns Advisoren!“

„Nun sie sollen sie ja nicht weiter in unserem Sinne beeinflussen, sondern lediglich das zurücknehmen, was sie bei ihnen verbrochen haben!“, rutschte es mir nun emotional heraus.

Die überlebenden Ralaren waren nach unserer Ankunft interniert und in Bereiche gebracht worden, in denen sie keinen Einfluss mehr auf die menschliche Psyche ausüben konnten. Nun, nach Bestrahlung durch den von uns verbesserten djehutischen Hypnostrahler waren sie lammfromm und hatten die Sinnlosigkeit ihres Tuns eingesehen. Wobei mir natürlich nicht klar war, ob sie es wirklich einsahen, oder ob sie unter der Beeinflussung dieses Strahlers diese Erkenntnis erlangt hatten. Aber ich fand trotzdem, dass wir ihre Fähigkeiten für unsere Zwecke nutzen sollten. Immerhin hatten wir ein Kooperationsabkommen mit den Ralaren auf Ralar abgeschlossen, das sie eigentlich zu unseren potentiellen Verbündeten machte.

„Außerdem gibt es eine Studie, dass die Menschheit auch bisher nie einen freien Willen hatte, sondern durch soziale Zwänge und durch Beeinflussung von Medien und Politik stets zu bestimmten Reaktionen gezwungen, ähh ... naja, sagen wir zumindest so, 'geleitet' wurde! Es soll ja nur der alte Status quo wieder hergestellt werden. Und überdies ... nächste Woche tagt ohnedies der Advisorenrat und Turner und Svetlana, die Präsidenten von Amerika und Russland, werden auch anwesend sein. Vielleicht kannst du dann deinen Vorschlag ja vorbringen?!“

„Was heißt meinen Vorschlag, der kam doch ursprünglich ...“, dann sah ich wie er lächelte, „... oh du unmöglicher ... du ... du ... hast es ohnedies schon die ganze Zeit geplant gehabt und schiebst jetzt einfach mich vor ... ich ...“

„Nun, du weißt, weder ich noch mein Doktorvater Uryan sind Menschen und wenn wir einen Vorschlag einbringen würden ... du hingegen bist hier auf der Erde geboren worden ...“

„Ja, aber nicht auf dieser Wirklichkeitsebene ...“

„... und kannst somit viel leichter einen Initiativantrag einbringen.“

Oh diese hinterhältigen Delurer, immer für eine Spitzfindigkeit bereit ... Wenn ich Raphael nicht so lieben würde...

Er lächelte immer noch und seine samtbraunen Augen strahlten mich an. Ich konnte gar nicht anders und lächelte hingebungsvoll zurück.

Schließlich schloss er mich in seine Arme und wir vergaßen gemeinsam die großen Probleme, die vor uns lagen und ich konnte mir gar nicht vorstellen, welch turbulente Zeiten noch auf uns warten würden.

Die Woche darauf trug ich meinen Vorschlag unter großer Zustimmung im obersten Advisorenrat vor und auch der Senat sowie der Polit-Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika und Russland stimmten mit großer Mehrheit zu. Auch Charles Turner und Tamara Svetlana, die die Erde vor zwei Jahren vor dem Untergang gerettet hatten und mit ihrer spektakulären Rettungsaktion eine riesige Flotte aus Atlantis in unsere Zeit transferiert hatten, stimmten meinem Vorschlag lächelnd zu.

Allerdings gab es dann eine für mich und Raphael doch überraschende Zusatzaufgabe. Sie meinten, dass wir uns auch um die Details kümmern müssten und wir vor allem den Einsatzplan und die Umsetzung überwachen sollten. Was darauf hinauslief, dass mein Konzept nicht sofort eins zu eins umgesetzt werden sollte, sondern, dass wir, also konkret ich, einen Test mit dem Anführer der Ralaren, dem Eversti (Oberst) Eetu Turunen über die Bühne bringen mussten. Und das in einem äußerst gefährlichen Territorium. Nämlich im Zentrum des ralarischen Glaubensbekenntnisses, in Ägypten in Alexandria. Falls es ein Problem mit der Umsetzung meines Planes geben sollte, würden die Konsequenzen fatal sein, wir würden auf uns allein gestellt, in der Höhle des Löwen agieren müssen.

Für einen Augenblick hatte sich mein Pulsschlag ein wenig erhöht, als ich das erfuhr, aber es beunruhigte mich nicht wirklich. Ich war es ja gewohnt, dass ich selbstständig handeln musste.

Unser erster Weg führte Raphael und mich zum Gefängnis Polar-Eule, auf der Halbinsel Jamal in Sibirien. Denn dort waren alle verbliebenen 150.000 ralarischen Kämpfer interniert worden.

Dieses Gefängnis lag relativ weit von jeder menschlichen Behausung entfernt. Man wusste, die Ralaren waren gefährliche Fanatiker, die rein von der physischen Kraft, einem Menschen haushoch überlegen waren. Sie waren muskulös, zwei Meter hoch, aber auch zwei Meter breit.

Doch das Gefährlichste an ihnen war ihr spezielles, im konischen Kopf untergebrachtes Organ, das genau dort platziert war, wo beim Menschen im Normalfall das Gehirn lag. Ihr eigenes Gehirn war jedoch dort, wo beim Menschen wiederum die Magengrube lag. Ihr spezielles Organ konnte Vibrationen im Infraschall aussenden, die jedem Menschen im Unterbewusstsein Botschaften empfangen ließ, sodass dieser glaubte, dies wären die eigenen Gedanken, oder eben die Befehle einer höheren Macht. Die Ralaren nannten dieses Organ, das in der Nähe ihres eigenen Lustzentrums situiert war, auch nicht umsonst „Gottesorgan“. Denn auch sie selbst empfingen von dort Signale, allerdings auf einem anderen Frequenzband. Auf diese Art waren sie Jahrhunderte von ihren Herren, den Djehutis missbraucht worden. Denn sie sahen diese als ihre Götter an. Wir hatten sie erst vor Kurzem auf Charon davon überzeugen können, dass die Djehuti alles andere als Götter waren und sie nur ausgenutzt hatten.

Jedoch dort in Charon, (in, denn das Leben dieses Planeten spielte sich allsamt auf seiner Innenseite ab, Charon war nämlich eine Hohlwelt), aber auch auf ihrem Heimatplaneten Ralar, waren sie uns unterlegen gewesen und sie sahen den Wechsel von einem Gott zu einem anderen nicht als maßgeblich an. Wir hatten zwar versucht mit ihnen auf gleicher Ebene zu agieren, jedoch war das bei einem fanatisch religiösen Volk nicht ganz einfach, also sahen sie uns dort als eine Art Halbgötter an, denen man einfach gehorchen musste. Hier auf der Erde war die Situation jedoch eine gänzlich andere. Hier hatten sie uns für ca. ein halbes Jahr unterjocht gehabt und sahen sich daher selbst als die Überlegenen gegenüber unserer Spezies. Wir hatten sie natürlich mit der modifizierten djehutischen Waffe eines Besseren belehrt, aber die Zeit der Gewaltherrschaft der Ralaren über Terra war noch zu frisch in ihren Köpfen verankert. Es hatte Millionen von Toten gegeben, als sie in einem fanatischen Krieg die Nichtgläubigen vernichten wollten. Und das würden viele der Terraner ihnen auch nicht vergeben. Wir hatten also eine gespannte Situation vor uns. Da gab es fanatische Menschen, die noch an den ralarischen Glaubenslehren festhielten und auch nicht minder fanatische Anhänger, die die Ralaren schon morgen an die Wand stellen wollten. Und wie die wahre Einstellung der hier internierten Ralaren war, konnte uns auch keiner sagen. Maximal Svetlana, oder aber ich selbst, denn wir beide waren hochbegabte Telepathen. Naja, das war schließlich auch der Grund, weshalb sie mich vorgeschickt hatten.

Das Gefängnis war auf einer trostlosen Eiswüste der Halbinsel Jamal errichtet worden. Tosender Schneesturm erwartete uns, als wir aus unserem Gleiter stiegen. Dicht vermummt gingen wir durch die Schleuse in den inneren Bereich des Gefängnisses. Die Wachen riefen uns nur ein brummiges „Dobri wjetschur towarisch“ zu, als wir durch den Eingang schritten, immerhin waren wir von Svetlana angekündigt worden.

Natürlich wurde im Inneren geheizt, denn die Ralaren waren an ein völlig anderes Klima gewohnt, als es hier heraußen in der Eiswüste von Sibirien herrschte. Trotzdem spürte ich es in ihren Gedanken, sie froren erbärmlich und sahen die Unterbringung als eine Art psychische Folter an.

Als sich die Zellentür zum Anführer der Ralaren öffnete, löste sich die beeindruckende Gestalt des Oberst Eetu Turunen von seinem Lehn-Futteral, denn sitzen konnten die Ralaren aufgrund ihrer speziellen Physe nicht und erhob sich auf seinen drei Beinen zu seiner ganzen Größe von zwei Metern. Ein kalter Schauer ging mir den Rücken hinunter, als ich an meine Gefangennahme durch das fünfköpfige ralarische Commando damals auf dem Hohlkugelplaneten dachte. Und was sie damals mit mir geplant hatten, als ich mich in ihren Händen befand ... mich schauderte. Erst durch die selbstlose Hilfe von Raphael, meinem Raphael, war damals Ärgeres verhindert worden. Doch ich musste mich zusammenreißen, damals war nicht heute und die Person vor mir war auch nicht ident mit den Personen von damals. Keiner meiner Peiniger von damals lebte noch! Letzten Endes beruhigte mich diese Tatsache doch einigermaßen, denn es war keine schöne Vorstellung, immer in der Angst zu leben, seinen Peinigern noch einmal, von Angesicht zu Angesicht, zu begegnen.

Trotzdem musste ich tief durchatmen als ich den Ralaren erblickte und seinen fauligen Geruch roch. Und wenn ich noch daran dachte, dass er nach unseren Moralvorstellungen ein Kriegsverbrecher und für den Tod von Millionen Menschen verantwortlich war ... Doch ich musste cool bleiben und alle negativen Gedanken abstellen, denn wir mussten mit ihm zusammenarbeiten, wenn wir das Problem mit unseren religiösen Fanatikern lösen wollten.

Da stand er nun vor uns, Oberst Eetu Turunen, der Oberbefehlshaber der ehemaligen Flotte der Ralaren, der 22. Offensivflotte Laivaston vor Charon mit ihren ursprünglich 8.423 Einheiten, die unsere eigene Flotte auf nicht ganz 200 Schiffe reduziert hatte, dem es jedoch durch unsere eigene Unbedachtsamkeit gelang, ins Sol-System einzudringen und den gesamten Planeten zu unterjochen ... Nein, aus, keine negativen Gedanken mehr, wir mussten kooperativ bleiben und das Beste daraus machen!

„Nun Oberst, du wirst dir sicherlich nicht vorstellen können, weshalb wir dich jetzt sprechen wollen!“

„Nun, wenn ihr gekommen seid, um uns zu verhöhnen, soll es mir recht sein, das halte ich aus. Und wenn ihr gekommen seid, um uns alle umzubringen, soll es mir ebenso recht sein, auch das werden wir aushalten, wenn auch nur einmal!“, dabei lächelte er uns sarkastisch an. Und mit diesem Wesen sollten wir kooperieren? Na ja, es war schließlich meine Idee gewesen.

„Ich sagte bereits, du kannst dir nicht vorstellen, weshalb wir hier sind! Wir ersuchen ...“, oh nein diese Formulierung war einem Ralaren gegenüber schlecht, „... ähemm, wir fordern, dass ihr kooperiert und eure Schuld im gleichen Umfang uns gegenüber wieder abtragt!“

Nun schaute er lauernd, aber doch interessiert zu mir herüber, hatte er etwa angebissen?

„Wir verlangen ganz einfach, dass ihr die von euch fanatisierten Anhänger wieder auf normale Bahnen bringt. Ihr sollt ihnen die Erkenntnis vermitteln, dass eure Lehren falsch waren und ihr dies ihnen, nur durch eure Fähigkeiten eingeredet habt.“

Nun lächelte er durchgehend, er wusste, nun wollten wir etwas von ihm und das konnte er als Druckmittel gegen uns nutzen. Er konnte sich nunmehr, so dachte er, einen Vorteil uns gegenüber ausspielen, denn nur er und sein Volk hatten diese Gabe, die Menschen zu beeinflussen und zu überzeugen. Eine unheimlich komplexe Assoziationskette lief nun in seinem, im Magen befindlichen Gehirn ab. Ich hatte schwer zu arbeiten, all seine Gedanken und Überlegungen nachzuvollziehen und mich gleichzeitig auf das laufende Gespräch zu konzentrieren.

„Und du weißt, wenn ihr nicht kooperiert ... wir können auch anders, wir können euch durch den Hypnostrahler zu einem derartigen Handeln zwingen!“

Auf einmal erstarrten seine Gedanken und ich konnte nicht mehr nachvollziehen was er wirklich dachte, doch dann entspannte er sich und sagte: „Nun weshalb nicht! Natürlich werden wir kooperieren, wenn ihr es wünscht, wir werden euch bei eurem Vorhaben unterstützen. Ich möchte euch jedoch auf einen kleinen Logikfehler hinweisen. Wenn wir die Probanden davon überzeugen würden, dass wir nicht die angekündigten Propheten sind, dann würden sie aber auch unseren weiteren Empfehlungen nicht mehr folgen können und sie würden weiter fanatische Anhänger des Glaubens bleiben, auch ohne uns als Propheten. Wenn ich also dazu einen Vorschlag machen dürfte. Wir werden sie in ihrem Glauben stärken und dann langsam vom falschen Weg ablenken, bis sie letzen Endes wieder den Weg der Vernunft erreicht haben, dann können wir als Propheten abtreten und ihr habt euer Ziel erreicht!“

Nun, die Argumentationskette war logisch und einleuchtend. Und das erste Kapitel in Psychologie lautete, wenn jemand eigene Gedanke und Vorschläge in Richtung der grundsätzlichen Idee vorbringt, dann hat man ihn „ins Boot geholt“ und er würde an der Umsetzung der Idee selbsttätig arbeiten.

„Nun gut, dann werden wir so vorgehen! Was benötigt ihr noch zur Umsetzung?“

„Ich brauche mindestens zehn meiner Männer, ein besseres Essen und vielleicht eine wärmere Kleidung, sonst nichts, wir sind schließlich bescheiden!“

„Nun wenn es sonst nichts ist, das lässt sich leicht einrichten und das mit der Kleidung wird nicht notwendig sein, denn wir fliegen in wesentlich wärmere Gefilde, nämlich nach Ägypten!“

Eigentlich sollte ich nun erleichtert sein, denn die Ralaren kooperierten und wenn es hart auf hart kam, hatten wir noch immer den Hypnostrahler, aber ... Irgendwie hatte ich trotzdem ein fürchterlich schlechtes Gefühl in der Magengegend und ich konnte leider seine Gedanken nicht mehr erfassen. Das hätte mich eigentlich warnen sollen. Was war es, das mich so unruhig machte? Dass ich seine Gedanken momentan nicht mehr lesen konnte, war sicher auch ein Grund. Aber noch mehr hatte mich ein Blick in seine Augen erschreckt. Eiseskälte hatte mich da angestrahlt und ich wich automatisch einen Schritt zurück.

Doch dieser Sinneseindruck wich sofort einem leichten, gewinnenden Lächeln und der Eindruck der Eiseskälte verschwand nun und zwar so schnell, dass ich mich Sekunden später gar nicht mehr daran erinnern konnte.

Der Flug mit unserem Gleiter verlief ereignislos und die halbe Stunde Flugzeit von Sibirien nach Alexandrien verging ziemlich schnell. Im Transportraum unseres Gleiters saßen die zehn Ralaren und eine schnelle Eingreiftruppe von zwanzig Marines, die uns Geleitschutz geben sollten. Wir landeten schließlich am Vorplatz vor der El-Mursi Abul-Abbas Moschee in der der berühmte Sufistisch-islamische Heilige al-Mursi Abu'l-'Abbas seine letzte Ruhestätte gefunden hatte.

Hier sollte Eetu Turunen nun vor all den zahlreich erschienenen Gläubigen, seine Rede halten und sie in unserem Sinne beeinflussen. Die Marines nahmen Aufstellung und wir stiegen aus, aber unter den Blicken der riesigen versammelten Menschenmenge waren wir nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wenn Blicke töten könnten, wären wir bereits jetzt tot. Fanatische Schmählieder gegen uns Advisoren wurden vorgebracht, die jedoch jäh verstummten, als Turunen aus dem Gleiter stieg. Hochrufe, Lobpreisungen und lautes Geschrei brandeten auf, als er wohlwollend die Hände erhoben, die Moschee betrat. Das einzig Positive an der ralarischen Religion war, dass sie keinen Unterschied zwischen Frauen und Männer machte und daher auch ich die Moschee betreten durfte und zwar ohne in einen Tschador oder einer Burka gehüllt zu sein.

Als er die Dikka, die Empore des Iman bestieg, umringt von den übrigen zehn Ralaren, kehrte schlagartig Ruhe in die Menge ein.


Jumala on suurin, Jumala on suurin
Todistan, että ei ole Jumala paitsi Ze-Usses,
täten todistan, että olen Jumalan Lähettiläs
on houkuteltu rukoilla!


Gott ist der Größte, Gott ist der Größte
Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer dem Zeus gibt,
Hiermit bezeuge ich, dass ich der Gesandte Gottes bin,
kommt herbei, um zu beten!


Hier in der heiligen Moschee, des großen Heiligen
Shahab al-Din Abu Abbas Ahmad ibn Umar ibn
Mohammad al-Ansari al-Mursi,
der vor nunmehr über 700 Jahren hier wirkte
und gestorben ist,
darf ich im Namen des großen Gottes
Neues und Ehrerbietendes verkünden!


Der große Gott hat mir kundgetan,
dass ein neues Zeitalter angebrochen ist!
Eure bisherige Vorstellung des ewigen Heiles
waren genauso falsch,

wie meine eigenen Vorstellungen dazu.
Nunmehr habe ich die wahren Worte Gottes vernommen!
Ihr sollt die Ungläubigen nicht verfolgen
und versuchen sie zu bekehren ...“ 

Offensichtlich hatten unsere Intentionen Erfolg gebracht, er machte seine Sache wirklich gut, denn die Fanatiker hingen an seinen Lippen und waren bereit ihm bis in die Hölle zu folgen und wenn er sie nun lehrte, dass ihre bisherige Vorgehensweise falsch war ...

„... nein, ihr sollt nicht versuchen die Ungläubigen zu bekehren, nein ... "

Nun konnte man eine Stecknadel fallen hören.

"... sondern ... bringt sie gleich alle um ...
und nun los, macht sie endlich kalt!!“

Was dann folgte, war unbeschreiblich!

Kampf den Advisoren

Für einen Moment waren wir starr vor Schreck und ich fühlte mich von Kopf bis Fuß wie gelähmt. Es war unglaublich, das konnte doch nicht wirklich wahr sein. Ich sah, wie uns die Menschen einkreisten und dabei immer lauter schrien und spürte die bösen Blicke. Meine Gedanken arbeiteten fieberhaft, denn ich wusste, dass uns nun nur mehr ein paar Augenblicke Zeit blieben, um unser Leben zu retten.

Der Kreis der sich um uns herum bildete, wurde immer bedrohlicher und im Augenwinkel konnte ich bereits einige Personen erblicken, die Schuss- und Stichwaffen aus ihren Kleidungsstücken zogen. Und dort hinten konnte ich tatsächlich einen Bärtigen erblicken, der eine Kalaschnikow unter seinem Kaftan hervorzog. Es wurde brenzlig, allerdings, wie ich nach einem kurzen Durchatmen realisierte, nicht lebensbedrohend für uns. Allerdings würde es Tote geben und die Fanatiker würden neue Märtyrer für ihre Reihen rekrutieren.

Wir waren natürlich auf eine derartige Situation vorbereitet, denn wenn wir keine Vorbereitungen getroffen hätten, wäre es durchaus grob fahrlässig gewesen und so naiv uns ohne Schutz in diese Situation zu begeben, waren wir schließlich auch wieder nicht.

Also aktivierten wir unsere Individualschutzschirme, die in unseren Rucksäcken untergebracht waren und zogen unsere delurischen Strahler, die wir vorsorglich bereits auf Narkosewirkung gestellt hatten. Fächerförmig fielen die Menschen um uns herum zu Boden und kamen daher auch nicht an uns heran. Geworfene Messer und abgefeuerte Geschosse wurden von unserem Schutzschirm leicht in ein singuläres Nichts verwandelt. Nur den Marines ging es nicht so gut, denn die hatten keinen Individualschutzschirm und keine Narkosestrahler. Dort gab es Tote und die Salven der M16 stachelten den fanatischen Mob nur noch mehr an.

Als wir um uns herum genug Luft geschaffen hatten, starteten wir unsere Antigravaggregate, die auf der Abschirmwirkung der natürlichen Tachyonenstrahlung beruhten und die wir vor ca. einem Jahr aus den verbesserten djehutischen Maschinen entwickelt hatten, stiegen auf und säuberten auch das Gebiet um die GI’s vor den anbrandenden Massen. Rasch konnten wir ihnen den Weg zum Eingang und darüber hinaus zum wartenden Gleiter frei machen. Doch dieser Eetu Turunen sollte sich nicht zu früh freuen. Wir kehrten schwebend zu dem Gebetsraum der Moschee und somit zu der Dikka zurück, auf der er und seine zehn Ralaren noch standen. Dann aktivierten wir die Hypnosestrahler und der von den ralarischen Gottesorganen ausgesendete Hassimpuls stoppte sofort und wich den von uns gesendeten beruhigenden Impulsen. Alle Ralaren erstarrten in ihrer Bewegung ... bis auf Turunen selbst. Der reagierte offensichtlich überhaupt nicht auf unsere Impulse und schrie weiterhin auf die aufgebrachte Menge ein, was mich fürchterlich verwunderte. Wieso reagierte der eine einfach nicht auf die Hypnosestrahlung?

Und dann passierte es. Einer der gläubigen Anhänger in der Menge, hob ein eigenartiges Ding hoch und nahm uns damit in den Focus. Ich konnte es zuerst gar nicht glauben, aber das Ding war tatsächlich ein delurischer Hyperwerfer, der leicht unseren Individualschirm knacken konnte. Natürlich, wir hatten vor unserem Aufbruch zur großen ‚Ralarischen Offensive’ gegen die Hohlwelt Charon, den Menschen unsere gesamte Technologie zur Verfügung gestellt, um gegen eventuelle Invasoren der Erde gewappnet zu sein. Dass diese Waffensysteme nun gegen uns selbst gerichtet wurden, hatten wir dabei nicht bedacht.

Der Hyperwerfer bestand aus einem revolverartigen Geschossmagazin, das schwere Kaliber beinhaltete, aus einer Dematerialisationskammer, in der das Geschoss in eine elektromagnetische Strahlung umgewandelt wurde, dann dem Emitter zur Erzeugung des Transportstrahls und schließlich dem Tachyonenstrahler, der einen materiefreien Kanal im Raum schuf, an dessen Ende allerdings auch der Wiederverstofflichungsprozess des Geschosses stattfand. Der Strahl durchdrang daher jeglichen Schutzschirm und ließ das Geschoss dahinter zur Explosion bringen.

Der Strahl zuckte aus dem Hyperwerfer und fand sein Ziel mitten in meinem Schutzschirm. Ich warf mich vorher noch geistesgegenwärtig zur Seite, sodass ich nicht direkt getroffen wurde. Das Geschoss explodierte jedoch und ein fürchterlicher Schmerz durchzuckte meinen Körper. Der Individualschutzschirm und die Antriebsaggregate versagten, ich schlug auf und rutschte auf dem gefliesten Boden der Moschee bis zur gegenüber befindlichen Mauer. Ich spürte, wie eine warme Flüssigkeit von meinem Hals und meinem Kopf in meine Teflonschutzweste rann. Aus den Augenwinkeln konnte ich noch sehen, dass auch Raphaels Schirm versagte. Vor mir konnte ich nur mehr eine Tür erkennen, die offensichtlich den Gebetsraum von den übrigen Räumen der Moschee abgrenzte und die sich nun langsam öffnete, dann senkte sich die Schwärze wie ein Schleier um mich herum.

 

Zwischenbericht Eversti Eetu Turunen:

Es war eine fürchterliche Schmach, die ich und mein Volk von diesen Terranern hinnehmen mussten. Zuerst hatten sie meine gesamte 22. Offensivflotte Laivaston auseinandergenommen, dann hatten sie uns mit ihrer Ignoranz bestraft und uns nicht auch in die Ewigkeit des Nichts geworfen und dann, so hatte ich mittlerweile vernommen, hatten sie den djehutischen Werftplaneten Charon in ihre Gewalt gebracht und ... sie hatten auch meinen Heimatplaneten Ralar erobert und mein Volk unter Verwendung dieses heimtückischen Hypnostrahlers versklavt.

Da half auch nicht mein Sieg und die Unterwerfung ihres eigenen Planeten. Denn als sie von ihrer gottlosen Mission zurückgekehrt waren, hatten sie auch alle meine tapferen Kämpfer mit diesem Hypnostrahler zum Gehorsam gezwungen. Alle bis auf mich! Ha, denn dieses mein Geheimnis kannten sie natürlich nicht und würden es natürlich auch nie erfahren.

Und nur ich wusste weshalb ich als Einziger nicht beeinflussbar war. Ich war nämlich auf exakt dieser Frequenz des Hypnostrahlers taub. Ein Makel, der mir seit meiner Geburt mitgegeben war und den man mir auch durch viele teure Operationen nicht nehmen konnte. Ich würde nie die erquickende Stimme des Ze-Usses oder eines anderen Gottkönigs persönlich hören können, die mein gesamtes Volk so in Entzücken versetzen und zu all den Höchstleistungen puschen konnte. In meiner Jugend war ich ob meines Makels ausgelacht und geschmäht worden, aber trotzdem, oder gerade deshalb hatte ich meinen Weg gemacht und es sogar bis zum Kommandant einer Laivaston-Flotte gebracht. Natürlich hatte ich diesen Makel als ich in höhere Ränge vorgedrungen war, geheim gehalten und konnte die emotionellen Ausbrüche meiner Mitstreiter, wenn ein Gott sprach, recht gut simulieren, sodass es absolut nicht auffiel.

Ein weiterer Faktor, weshalb ich meinen Makel verbergen konnte, war Karlal Bögdesund. Mein alter Freund und Vorgesetzter Karlal Bögdesund, oder besser gesagt Yleiset (General) Karlal Bögdesund war mir sehr gewogen. Dadurch, dass meine Eltern ihn als Waise aufgezogen hatten, war er eigentlich eher mein größerer Stiefbruder. Doch das wusste man in der Öffentlichkeit natürlich nicht, denn ein Waisenkind war ein Tabuthema in meiner Kultur, ebenso die Unterstützung von nicht eigenen Kinder oder Verwandten. Und doch hatten meine Eltern ihn bei seiner Karriere unterstützt. Mich konnten sie nicht mehr unterstützen, da beide bei einem Anschlag von kontraklerikalen Aufrührern ums Leben gekommen waren. Also kümmerte er sich nun um mein Vorankommen und ohne ihn, wer weiß wie der Zentralrat dann damals bei meiner Ernennung zum Flottenkommandanten mit mir umgegangen wäre, als er die Wahrheit erfahren hatte.

Und nun hatte ich durch diesen Makel einen wesentlichen Vorteil. Ein Plan entwickelte sich in meiner Magengrube, als ich in dieser trostlosen, kalten Zelle in dieser Schneewüste, von den Menschen Sibirien genannt, saß und die trostlose Hygienezelle anstarrte, die neben meinem Bett aufgestellt war. Dabei konnte ich noch von Glück sprechen, dass diese Terraner so liberal waren und auf die speziellen Bedürfnisse unserer Spezies eingingen. Denn mit einem „Bett“ oder einer derartigen „Hygienezelle“ konnten wir absolut nichts anfangen. Unsere Physe hatte komplett andere Bedürfnisse.

Wir Ralaren waren muskulöse Wesen mit drei Beinen, oder besser gesagt zwei Lauffüßen und einem Tukiloppupää, einem Stützschwanz, der sich jedoch entwicklungsgeschichtlich den beiden Gehinstrumenten so angepasst hatte, sodass man ihn nicht von diesen unterscheiden konnte. Niederlegen oder niedersetzen konnten wir uns folglich auch nicht und wir benötigten zur Ruhelage ein bequemes Futteral, in das wir den Tukiloppupää stecken konnten, damit wir unsere Lauffüße in Ruhestellung bringen konnten. Auch befand sich unser Ausscheidungsorgan an einer gänzlich anderen Stelle als bei den Menschen, sodass wir auch mit dieser Hygienezelle absolut nichts anfangen konnten.

Doch das Problem hatten wir lösen können, trotzdem war es in diesen Gefängniszellen unangenehm kalt, wenn man im Normalfall ein subtropisches Klima gewohnt war. Doch die Terraner sollten diese Schmähung büßen und in mir reifte bereits ein Plan heran, denn wenn ich genau überlegte, würden sie mich zur Lösung ihres von uns verursachten Problems benötigen!

Dieser Plan beherrschte meine Gedanken und ich malte mir die bösen Einzelheiten in den buntesten Farben aus. Die Terraner würden große Augen machen, wenn sie merkten, wie grausam unsere Rache war.

Und tatsächlich, wenige Tage nach meinen Überlegungen, kamen zwei Vertreter dieser Unterdrückerorganisation, dieser Advisoren, also wörtlich übersetzt „die Einweiser“, und versuchten mich in ihrem Sinne zu beeinflussen. Natürlich roch ich den Braten, doch ich musste mich unvoreingenommen und unwissend stellen, denn ich wusste, einige dieser ungläubigen Besserwisser waren ausgebildete Telepathen oder Suggestoren, auch ohne die bekannten Hypnosestrahler. Mein spezieller Makel kam mir dabei sehr zu Hilfe. Einerseits konnte man mein Gottesorgan nicht beeinflussen, da es eben nicht richtig funktionierte und andererseits hatte ich durch jahrelanges Training mir die Fähigkeit erlernt, Telepathen in die Irre zu führen. Ich musste nur scharf so denken, wie sie glaubten, dass ich denken würde und schon waren sie von meiner Loyalität überzeugt. Außerdem war es hilfreich auf der zweiten Gedankenebene, die über dem „Unterbewusstsein“ situiert war, einen bewussten verwirrenden Schleier zu legen, womit die intimsten, innersten Gedanken überdeckt wurden. Also zitierte ich dort salfasische sechsdimensionale Mathematik, die zwar in sich logisch, jedoch äußerst undurchschaubar und letzten Endes auch falsch war. Aber damit konnte man Telepathen in eine gedankliche Endlosschleife zwingen, aus der sie letzten Endes entweder ausstiegen oder in den Wahnsinn getrieben wurden.

Natürlich versuchten sie es mit Telepathie, doch ich konnte sie ohne Probleme in meinem Sinne beeinflussen. Um aber einen tatsächlichen Einfluss auf Terraner ausüben zu können, musste ich lediglich zehn meiner besten Kämpfer einsetzen, die einige Erfahrung in der Beeinflussung terranischer Gläubigen mitbrachten. Ich hatte diese angeborene Möglichkeit durch meinen Makel natürlich nicht, aber wie gesagt, ich konnte rein aus der Gewaltigkeit meiner Worte die Ungläubigen überzeugen. Meine Mitstreiter wiederholten meine Worte lediglich in ihrem Unterbewusstsein und sendeten diese Worte so an die zu Beeinflussenden.
Ich hatte außerdem natürlich auch noch Connections zu einigen terranischen Untergrundorganisationen, die etliche weltraumtaugliche Kampfschiffe zur Verfügung hatten.

Somit hatte ich also recht gute Karten aus dem Gefängnis zu entkommen und eine Möglichkeit zu finden, diesen Hort des Unglaubens und meines ärgsten Feindes zu verlassen. Denn zu glauben, dass ich den Kampf gegen einen ganzen Planeten gewinnen würde ... dies wäre ein reiner Irrglauben! Ich konnte diese Gesellschaft maximal schwächen, ich konnte Misstrauen und Hass säen und diese Gesellschaft damit angreifbar gegenüber meinen Gottkönigen machen, aber ich allein gegen den Rest des Planeten ... dieser Illusion gab ich mich natürlich nicht hin.

Also auf welche eigenartigen unrationellen Technologien diese Terraner so kamen. Diese Explosionsmotoren waren, wie ich mich informiert hatte, äußerst unrationell, denn sie nutzten maximal zwanzig Prozent der eingesetzten Energiemenge. Achtzig Prozent gingen als Wärme verloren. Gut, vielleicht brauchten diese eigenartigen Bewohner dies, denn die Restwärme wurde dafür genutzt, den Innenraum dieser Fahrzeuge zu erwärmen. Und zugegeben, das Klima war tatsächlich viel zu kühl, um für uns Ralaren angenehm zu sein. Deshalb, so nahm ich an, wurde der Explosionsmotor primär dafür genutzt, dass dieses armselige Volk in ihren Fahrzeugen nicht erfror.

Ob das ein heimtückischer Anschlag auf unser Leben war, oder lediglich eine unrationelle Verwindung in den Gedanken terranischer Entwicklung, wusste ich natürlich nicht, nur bei uns Ralaren wussten selbst Kinder, dass eine Sonne des Typs „Blauer Hyperstrahlers“ mehr Energie abgab und somit heißer strahlte, als eine Sonne des Typs „Roter Riese“ oder auch „Roter Zwerg“.

Als uns die Wachmannschaften das Schiff nicht freiwillig herausrücken wollten, machten wir kurzen Prozess und nach einem kurzen Feuergefecht, in dem alle fünfzig Terraner dank meines mitgenommenen leichten Hand-Hyperwerfers den Tod fanden, hatten wir alles was wir brauchten. Gut, auch vier meiner Mitstreiter konnten nun nicht mehr mitfliegen, doch das kam mir sehr gelegen, denn die HK 55 bot ohnedies nur Platz für sieben Terraner. Und da wir Ralaren eben etwas breiter als Terraner waren, ging es sich in diesem Schiffchen gerade, zwar beengt aber doch, für fünf von uns aus.

Ich sinnierte nun so ein wenig verloren vor mich hin und hing seltsamen Gedanken nach, als sich plötzlich alles mit irrsinniger Geschwindigkeit im Kreis drehte. Durch die hohe Geschwindigkeit blieb mir fast die Luft weg.

Die Sicherheitscodes der Startsequenzen hatten unsere Freunde natürlich geknackt und anschließend entfernt, sonst hätte unser Start ziemlich bald geendet. So allerdings fiel die Erde schnell unter unserem Jagdboot zurück.

Dann gaben wir die Zielkoordinaten in den Rechnerverbund ein, die Kursdaten wurden exakt berechnet und der Kursvektor veränderte sich in der von uns geplanten Weise. Unser Ziel hieß Newet-Nut und war der Heimatplanet der göttlichen Djehutis.