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Impressum

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2015

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2015

Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.

Projektleitung: Anne-Sophie Zähringer

Übersetzung: Andrea Haftel

Lektorat: Renate Haen, Karen Dengler

Covergestaltung: Martina Baldauf, herzblut02 GmbH

eBook-Herstellung: Dana Wingensiefen

impressum ISBN 978-3-8338-5528-3

2. Auflage 2016

Bildnachweis

Coverabbildung: John Laurie

Illustrationen: Alice Oehr

Fotos: John Laurie, Shutterstock, Madman Entertainment, Marieka Walsh

Rezepte: Michelle Earl, Zoe Tuckwell Smith, Sharon Johnston

Syndication: www.seasons.agency

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Das vorliegende eBook basiert auf der 3. Auflage der Printausgabe

Die GU-Homepage finden Sie im Internet unter www.gu.de

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VORWORT
VON DAVID GILLESPIE

Vor zehn Jahren nahm ich 40 Kilogramm ab, einfach indem ich keinen Zucker mehr aß. Wissenschaftliche Artikel legten mir die eindeutige Schlussfolgerung nahe, dass mein Übergewicht am Zucker lag. Seither habe ich mich immer wieder mit diesem Thema beschäftigt und weitere Studien über die schädliche Wirkung von Zucker gefunden.

Sicher, Zucker machte mich dick. Aber das war noch das geringste Übel. Die Forschung sagt uns auch: Zucker zerstört die Zähne, die Darmflora, die Leber, die Bauchspeicheldrüse, die Nieren und das Herz. Doch die Schädigung geht noch weiter. Im Lauf der Zeit wurde immer deutlicher, dass Zucker auch unsere Psyche beeinträchtigt. Wissenschaftliche Studien belegen, dass selbst »in Maßen« konsumierter Zucker (eine von der Lebensmittelindustrie erfundene Formulierung, die uns quasi einen Freibrief für ungezügelten Konsum ausstellt) wahrscheinlich die Ursache für die grassierende Verbreitung von Angststörungen und Depressionen ist.

Während es mir darum ging, in eine engere Jeans zu passen, kam Damon auf eigene Faust dahinter, dass er ohne Zucker ein besserer Mensch war. Er war – und ist – ein sportlicher, gesunder junger Mann, und es ging ihm nicht ums Abnehmen. Er wollte wissen, wie Zucker seine Stimmung beeinflusst. Also beschloss er herauszufinden, ob er sich mit weniger Zucker anders fühlen würde.

Er ließ das weiße Zeug weg und erlebte fast augenblicklich eine enorme Verbesserung seines Wohlbefindens. War es aber wirklich der Zucker? Oder nur Zufall? Damon hatte viele Gründe, sich gut zu fühlen. Er führte (und führt) eine glückliche Beziehung und freute sich auf die Geburt seines ersten Kindes. Auch seine Karriere entwickelte sich prächtig. Er war als Schauspieler erfolgreich, und seine erste Regiearbeit war 2011 völlig unerwartet mit dem ersten Preis beim Kurzfilmfestival Tropfest ausgezeichnet worden.

Wie viel von seinem neuen Lebensgefühl konnte er der zuckerarmen Ernährung zuschreiben? Oder war er nur gut drauf, weil es für ihn gut lief? Es war wie die Frage nach der Henne und dem Ei.

Irgendwann hörte mich Damon in einer Radiosendung über Zucker und Gesundheit sprechen. Er bat mich um ein Treffen. Ich zähle mich nicht zu den schöpferischen Menschen und bin nur wenigen professionellen Schauspielern begegnet (wenn man Politiker mal außen vor lässt). Aber ich war neugierig. Damon sprühte vor Energie und Ideen. Er wollte herausfinden, ob sein neues Wohlbefinden auf das Konto einer zuckerfreien Ernährung ging. Dazu plante er einen Selbstversuch: Zwei Monate lang wollte er täglich so viel Zucker zu sich nehmen wie ein durchschnittlicher Australier und beobachten, was geschah. Und er wollte es filmen. Und natürlich wollte er, dass es ein guter und erfolgreicher Film würde, ganz gleich, wie das Ergebnis ausfiel.

Ich fragte ihn, ob er noch alle Tassen im Schrank habe. Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmte, was ich gelesen hatte, würde er sich in echte Gefahr begeben. Schon möglich, dass ich recht hätte, meinte er, aber wie sonst solle er es herausfinden? Und wenn ich recht behielte, wäre das nicht die beste Chance, Millionen Menschen damit zu erreichen? Bald war sonnenklar: Wenn Damon einen Plan hat, hat man die Wahl, ihm zu folgen (und die Reise zu genießen) oder ihm aus dem Weg zu gehen. Ich entschied mich für Ersteres.

Damon nahm für uns alle das Risiko auf sich. Er tat es für Sie, für Ihre Kinder, für alle, die Ihnen am Herzen liegen. Und wie die meisten neugierigen Menschen dachte er nicht an die Konsequenzen. Die gab es nicht zu knapp – nicht nur für Damon selbst, sondern auch für seine damals schwangere Partnerin Zoe (deren unerschütterliche Unterstützung in jeder Szene deutlich wird).

Das Resultat, das Sie in Händen halten, ist die Geschichte eines Mannes, der sich selbst eine Frage beantworten wollte, in dem Bewusstsein, dass dies auch anderen helfen könnte. Damon zog die Sache durch. So ist er eben. Was er in Echtzeit und vor laufender Kamera bewiesen hat, wäre als wissenschaftliche Studie niemals genehmigt worden (ich hatte ihn gewarnt). Aber seine sorgfältige, intelligente Planung führte dazu, dass Sie nun über die verheerenden Auswirkungen von Zucker auf unsere Gesundheit Bescheid wissen. Die Menschen, die unsere Lebensmittel ersinnen und produzieren, die Menschen, die mit Gesundheitspolitik in Bezug auf Lebensmittel befasst sind, können sich angesichts der drückenden Beweislast nun nicht mehr verstecken.

Damon (ein gewöhnlicher außergewöhnlicher Bursche) und seine Familie haben mich eine Menge gelehrt, und ich habe unterdessen einen Freund gewonnen. Dieser bescheidene, praktisch veranlagte, coole Typ wollte einfach nur die Wahrheit herausfinden. Lesen Sie selbst und lassen Sie sich inspirieren!

DAVID GILLESPIE IST AUTOR ZAHLREICHER BÜCHER, DARUNTER DER BESTSELLERREIHE SWEET POISON ÜBER DIE GEFAHREN VON ZUCKER.

EINLEITUNG

Abgesehen vom Klimawandel oder vielleicht der Frage, wer der beste Sänger der Boygroup One Direction ist, ist Ernährung wohl das am heftigsten diskutierte, dogmenbehaftetste und auf Instagram meistbehandelte Thema auf diesem Planeten. Die Suche nach Antworten, besonders im Internet, fühlt sich manchmal an wie eine Reise durch eine konfuse, widersprüchliche Welt, in der undurchschaubare wissenschaftliche Daten, dogmatische Kulinarik-Gurus und wutschäumende Kommentare den Ton angeben. Ist Brot nun ein Freund oder ein Feind? Ist Käse bedenklich, Butter aber gut? Und wie steht es mit Schafskäse? Einige Lebensmittel werden als sogenannte Super-Foods gehypt und sollen nicht weniger als die ganze Welt retten.

Gesundheitsexperten, Medien, Blogger, Freunde – jeder hat offenbar eine ganz eigene Meinung zu der Frage, was wir essen sollten und was nicht. Der Lieblingsstar der Ernährungspaparazzi in dieser Debatte ist zweifelsohne der Zucker.

In den vergangenen Jahren dominierte Zucker die Schlagzeilen, und es gab reichlich Spekulationen und Gezanke über seine Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Ich stand der Frage unentschlossen gegenüber, bis eines Tages zwei blaue Streifen auf dem Schwangerschaftstest meiner besseren Hälfte zu sehen waren. Plötzlich schien mir das Thema von essenzieller Bedeutung, und ich beschloss, sämtliche Meinungen zu ignorieren und es selbst herauszufinden.

Wir können unendlich viel über ein Thema lesen, doch am Ende zählt unsere eigene Erfahrung. In diesem Buch möchte ich meine Erfahrungen mit Ihnen teilen.

60 TAGE, 40 TEELÖFFEL

Sechzig Tage lang probierte ich eine zuckerreiche Ernährung aus, indem ich das Äquivalent von vierzig Teelöffeln Zucker pro Tag zu mir nahm. »Das ist total durchgeknallt!«, höre ich meine Leser einwenden. Erschreckenderweise sind vierzig Teelöffel Zucker aber die Menge, die viele Australier jeden Tag konsumieren, und Teenager häufig sogar mehr.

Die Sache hatte jedoch noch einen zusätzlichen Dreh. Anders als der durchschnittliche Teenager wollte ich nur »gesunde« Lebensmittel essen, die nach landläufiger Auffassung wenig oder keinen Zucker enthalten. Ich musste also ohne Softdrinks, Schokolade, Eiscreme oder Süßgebäck auf meine vierzig Teelöffel Zucker pro Tag kommen. Stattdessen wollte ich Magerjoghurt, Frühstückszerealien, Müsliriegel, Obstsäfte und Sportdrinks zu mir nehmen, die alle »versteckten Zucker« enthalten.

Während des Experiments wurde ich von einem Team von Ärzten und Wissenschaftlern begleitet. Ich machte mich außerdem auf die Reise durch Australien und die USA und filmte das Ganze für einen abendfüllenden Dokumentarfilm. Ich traf wunderbare Leute, interviewte die international führenden Experten in Sachen Zucker, beobachtete, wie sich meine Psyche und mein Körper veränderten und lernte mehr über diese feine weiße Substanz, als ich mir je hätte träumen lassen.

Das Buch ist in vier Teile untergliedert. Für alle, die eine schöne (oder schreckliche, das ist Geschmackssache) Geschichte mögen, beschreibt der erste Teil die Höhen und Tiefen meiner sechzigtägigen Zuckerorgie. Im zweiten Teil geht es um die wissenschaftlichen Zusammenhänge: Die Fakten sind mit Bildern angereichert, um zu erklären, was der Zucker mit mir anstellte. Der dritte Teil beschreibt, wie ich vom Zucker wieder loskam. Er bietet auch einige Tipps für alle, die ihren Zuckerkonsum zurückschrauben und gesünder leben möchten. Der vierte Teil enthält die Rezepte, die mir während meiner Entgiftungsphase nach dem Experiment geholfen haben.

Ich begab mich in dieses Abenteuer, ohne zu wissen, was mich erwartete. Einiges von dem, was ich lernte und erlebte, war ziemlich beängstigend – aber es hat mein Leben und in der Folge das Leben meines Kindes verändert. Ich hoffe, dass ich ein klein wenig dazu beitragen kann, auch das Ihre zu verändern.

»ZUCKER IST NICHT DAS BÖSE SCHLECHTHIN, ABER OHNE ZUCKER IST DAS LEBEN UM SO VIEL BESSER.«

KATHLEEN DESMAISONS,
AUTORIN VON THE SUGAR ADDICT’S TOTAL RECOVERY PROGRAM

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DAS EXPERIMENT:
60 TAGE ZUCKER

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DIE WISSENSCHAFT, UND WAS DER ZUCKER MIT MIR ANSTELLTE

DAS ZUCKER-FAMILIENALBUM

Bevor wir loslegen, sollten Sie die Familie Zucker besser kennenlernen. Für die meisten Menschen sind die verschiedenen Zuckerarten wie Cousins zweiten Grades, die man nur zu Weihnachten sieht. Um unserer Gesundheit willen sollten wir uns jedoch mit ihnen vertraut machen. Einige Zuckerarten sind unentbehrlich (wie Tantchen, das uns jede Weihnachten Socken und Unterwäsche schenkt), andere können in unserem fein justierten Körper eine schädliche Wirkung entfalten (für mich wäre das dann der Onkel mit dem zermalmenden Händedruck, der immer peinliche Ausländerwitze macht.)

ZUCKER IN DER NATUR

DIES SIND DIE VIER WICHTIGSTEN ZUCKERARTEN, DIE IN DER NATUR VORKOMMEN:

GLUKOSE oder TRAUBENZUCKER findet sich in fast jedem Nahrungsmittel und ist eine wichtige Energiequelle für unseren Körper. Tatsächlich ist für den Körper das meiste, was wir essen, nichts anderes als Glukose in abgewandelter Form: Brot, Getreide, Reis, Nudeln, Obst und Gemüse werden in unserem Innern zu Glukose umgewandelt. Ist also von »Blutzucker« die Rede, ist damit Glukose gemeint.

LAKTOSE oder MILCHZUCKER ist ein Disaccharid, besteht also aus zwei Zuckerarten: Glukose (siehe >) und Galaktose (klingt nach einem gigantischen Planeten aus Milch, der von riesigen Kühen beherrscht wird). Laktose kommt nur in Milch vor und ist oft der erste Zucker, den wir schmecken, weil er auch in der Muttermilch enthalten ist.

SACCHAROSE oder KRISTALLZUCKER ist ebenfalls ein Disaccharid, bestehend je zur Hälfte aus Glukose und Fruktose. Zuckerrohr, Zuckerrüben und die meisten Früchte enthalten natürliche Saccharose. Zuckerrohr enthält nur zehn Prozent Saccharose, aber nach dem Raffinieren wird es zu dem, was meine Oma in Mengen in ihren Tee rührte – und die Lebensmittelindustrie fügt es liebend gern verarbeiteten Lebensmitteln hinzu.

FRUKTOSE oder FRUCHTZUCKER ist wie Glukose ein Monosaccharid, d. h. sie besteht aus nur einem Zuckermolekül. Im Gegensatz zur Glukose, die überall in der Natur vorkommt und seit Urzeiten Bestandteil unserer Ernährung ist, ist Fruktose in der Natur eher selten und vor allem in Baumobst, Weintrauben, einigen Wurzeln und in Honig vorhanden. Heute ist Fruktose allgegenwärtig. Während unser Körper jedoch im Lauf der Evolution gelernt hat, mit Glukose klarzukommen, ist die große Menge Fruktose, die wir heutzutage konsumieren, eher problematisch (siehe >).

Die Fruktosequellen unserer Vorfahren waren Honig (aus einem Bienenstock, wenn man es wagte), Obst der Saison, einige Gemüsesorten und der Hinterleib der Honigameise. Heutzutage steckt Fruchtzucker in Obstsäften, Softdrinks, Sportdrinks, Eiscreme, Schokolade, Bonbons und allen anderen Lebensmitteln, die Kristallzucker enthalten (rund achtzig Prozent aller verarbeiteten Lebensmittel), sowie in Honig, Obst, getrockneten Früchten und in Süßungsmitteln wie Agavendicksaft oder Fruktose-Glukose-Sirup.

ANDERE NATÜRLICHE ZUCKERARTEN:

MALTOSE oder MALZZUCKER besteht aus zwei Glukosemolekülen und kommt in gekeimtem Getreide wie Gerste vor. Maltose findet sich normalerweise in Bier.

STEVIA ist eine aus Brasilien und Paraguay stammende Pflanze. Sie erfreut sich zunehmender Beliebtheit als alternatives Süßungsmittel. Manche Leute haben Stevia im Blumentopf auf dem Fensterbrett und zupfen bei Bedarf ein Blättchen ab. Im Supermarkt findet man in der Regel nur (hochgradig) industriell verarbeitete Stevia-Produkte.

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DIE GUTE NACHRICHT, UND WIE ICH WIEDER GESUND WURDE

»WIE LANGE DAUERT ES? MANCHE MENSCHEN DURCHLEBEN EINE PHASE DER TRAUER, ALLES ERSCHEINT GRAU UND SCHAL – BIS SICH IRGENDWANN EIN INNERER FRIEDEN AUSBREITET, UND EINES MORGENS STEHT MAN AUF UND WEISS: ›DAS IST DER GRUNDZUSTAND, IN DEM ICH LEBEN MÖCHTE.‹«

KATHLEEN DESMAISONS, AUTORIN VON THE SUGAR ADDICT’S TOTAL RECOVERY PROGRAM

LEBEN OHNE ZUCKER

Okay, ich denke, es ist langsam Zeit für positive Nachrichten.

Nur zwei Monate nachdem ich zu meiner normalen zuckerfreien Ernährung zurückgekehrt war, hatte ich sechs der achteinhalb Kilogramm wieder verloren, und meine Blutwerte waren wieder so gut wie vor dem Experiment. Keine Fettleber mehr, kein Risiko einer Herzerkrankung; das Viszeralfett rund um meine Organe war enorm geschrumpft – allein durch die zuckerfreie Ernährung. (Sportlich war in dieser Zeit bei mir nicht viel los, ich war die meiste Zeit mit Filmschnitt und mit dem Schreiben dieses Buches beschäftigt.)

Meine zügige Erholung überraschte alle Beteiligten und stimmt hoffnungsfroh. Sobald ich keinen Zucker mehr aufnahm, produzierte meine Leber kein Fett mehr. Sie kehrte zu einer normalen Funktion zurück, und mit dem Sinken meines Insulinpegels wurde auch das Fett verbrannt. Ich habe mir sagen lassen, dass es oft kaum möglich ist, Bauchfett abzubauen, bevor sich die Leberwerte verbessert haben. Erst wenn die Leber wieder gut funktioniert, kann sie Fett effizient verbrennen, und man nimmt ab.

Der Verzicht auf Zucker kann heikel sein, wenn man nicht darauf vorbereitet ist. Ich hielt durch, weil ich überzeugt war, dass ich nichts aufgab und nichts verlor, sondern vielmehr ein gesünderes Leben und eine Reihe weiterer Vorteile hinzugewann. Man kann den Prozess ängstlich oder neugierig angehen – man hat die Wahl.

Ich hatte das Glück, dass mir während der Entwöhnung vom Zucker einige erfahrene Menschen zur Seite standen. Hinzu kam, dass ich es bereits einmal getan hatte und wusste, was mich erwartete. Ich freute mich darauf, wieder zuckerfreizu sein, denn in dieser Version mag ich mich selbst viel lieber. Viele kennen keinen Vergleich und fürchten den Schritt ins Ungewisse mit all seinen beängstigenden Aussichten: »Was werde ich zum Mittagessen trinken?«, »Welche Belohnung genieße ich nach dem Abendessen, wenn es keine Eiscreme gibt?«, »Wie kann ich ohne -Schokoriegel leben, wenn ich mal traurig bin?«.

Wir erinnern uns: Zucker setzt dieselben Beta-Endorphine frei wie Liebe, es kann also zu einer Art Trennungsschmerz kommen. Das ist völlig normal. Am Ende erwartet Sie aber eine viel bessere Liebesgeschichte. Zucker war der schnelle Aufriss in einem Nachtclub – jetzt sind Sie reif für die Ehe.

Ich möchte noch einmal betonen, dass ich während des Experiments Gewohnheiten und Verhaltensmuster herausgebildet hatte. Ich hatte mich konditioniert, und mein Körper verließ sich auf den Zuckerkick mit seinem vorübergehenden Hochgefühl und Energieschub.

Im frühen 20. Jahrhundert reichte Iwan Pawlow (der Forscher mit dem berühmten Hunde-Experiment) einer Gruppe von Testpersonen an fünf aufeinanderfolgenden Vormittagen einen stark zuckerhaltigen Imbiss. Noch Tage danach hatten die Probanden jeden Morgen um dieselbe Uhrzeit Heißhunger auf Süßes, selbst wenn sie normalerweise zu dieser Tageszeit nichts zu sich nahmen. Das ist Konditionierung. Sie kann sehr schwer zu durchbrechen sein, besonders wenn man von frühester Kindheit an jeden Tag Zucker gegessen hat und sich an die vorübergehenden positiven Gefühle gewöhnt hat, die er auslöst. Erst wenn man sich diese Muster bewusst macht, kann man beginnen, sie zu ändern.

Als ich noch rauchte, fühlte ich mich ohne Zigaretten mies. Das verstärkte nur mein Bedürfnis, mich wieder gut zu fühlen, was in meinem Kopf mit einer Zigarette verbunden war. Also steckte ich mir noch eine an. Zucker hat einen ähnlichen Effekt. In der frühen Phase der Zuckerentwöhnung wurde mein Durchhaltevermögen durch das Wissen gestärkt, dass der Zucker selbst diese Gelüste auslöste und mich krank machte. Sobald ich den Zucker wegließ und mich gesund ernährte, ließ das Verlangen nach Süßem nach, und an seine Stelle rückte ein echtes Gefühl der Gesundheit und des Glücks. Plötzlich verstand ich den ganzen Wirbel, der um Zucker gemacht wird, und nur wer es selbst erlebt hat, kann das nachvollziehen.

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DIE REZEPTE
VIERTER TEIL

»JE LÄNGER ICH MICH MIT DEM THEMA BESCHÄFTIGT HABE, DESTO DEUTLICHER WURDE MIR, DASS ZUCKER DAS PROBLEM IST. OHNE ZUCKER IST ALLES ANDERE RELATIV HARMLOS.«

GARY TAUBES, AUTOR VON WHY WE GET FAT

SCHLUSSWORT / EPILOG

In den vergangenen zwei Jahren spielte Zucker eine große Rolle in meinem Leben. Ich habe meinen Körper maximal damit belastet; ich träumte jede zweite Nacht von Zucker und habe fast jeden Artikel und wissenschaftlichen Beitrag zum Thema im Internet gelesen. Unsere dreijährige Tochter kann sich wirklich glücklich schätzen, dass sie nicht den Namen »Sugar« bekommen hat.

Es fühlt sich an, als hätte ich mit der Zuckersüße ein Verhältnis gehabt. Sie war anfangs so attraktiv, voller Energie und verspielt, aber als sie bei mir eingezogen war, kam ihr wahrer Charakter zum Vorschein. Sie ging mir auf die Nerven, war oberflächlich und schadete mir körperlich. Glücklicherweise sah ich schließlich ein, dass sie nicht die Richtige für mich war, und konnte sie loswerden. Das muss nicht heißen, dass sie auch für keinen anderen die Richtige ist, und natürlich können Sie sich verabreden, mit wem Sie wollen. Aber wenn Sie sich weiterhin mit ihr treffen möchten, sorgen Sie bitte dafür, dass es eine kurze, hitzige Affäre ist; verabreden Sie sich selten und nur zu besonderen Anlässen mit ihr und nehmen Sie sie auf keinen Fall mit nach Hause. Denn sie macht es sich nur allzu schnell in anderer Leute Leben bequem – sie wird Ihren Kindern Honig ums Maul schmieren, und bevor Sie’s merken, sind sie ihrem Zauber erlegen.

Ich bin ohne sie ein besserer Mensch. Und auch wenn sie sich immer wieder bei mir meldet, habe ich gelernt, ihre Botschaften zu ignorieren.

In wenigen Worten zusammengefasst lautet meine Lebenserfahrung: Man ist, was man isst. Der Spruch ist nun wirklich nicht neu, aber meiner Meinung nach drückt er eine tiefe Wahrheit aus. Würden wir ihn beherzigen, wäre unsere Welt ein gesünderer Ort. Zucker verschafft nur einen schnellen Kick. Wenn Sie eine wirklich innige Beziehung, befriedigende Arbeit und ein freudvolles, gesundes Leben erfahren möchten, sollten Sie Zucker von Ihrem Speiseplan streichen.

Wir haben nur dieses eine kurze Leben. Was wäre, wenn wir die Zeit, die wir mit Kalorienzählen, im Fitnessstudio oder mit dem Einwerfen diverser Pillen verbringen, auch nur halbieren würden, indem wir einfach bestimmte Zuckersorten weglassen oder einschränken? Wenn wir unsere Kinder entsprechend erziehen, können wir einen Paradigmenwechsel bewirken. Ziel sollte es sein, unser Wissen an die nächste Generation weiterzugeben, sodass sie glücklicher lebt als wir. Denn die nächste Generation wird die erste in der Geschichte sein, die eine kürzere Lebenserwartung hat als ihre Eltern. Das ist eine Tragödie.

In naher Zukunft wird man dieses Thema ausführlich diskutieren. Auf beiden Seiten werden neue Studien erscheinen, und die Lebensmittel- wie auch die Getränkeindustrie werden sich weitere Tricks einfallen lassen. Doch wir müssen uns klarmachen, dass sie nur so viel Macht haben, wie wir ihnen geben. Wir entscheiden, was wir essen. Gegenwärtig sind Lebensmittel mit hohem Zuckergehalt oft preiswerter als andere, aber wenn wir sie gemeinsam in den Regalen stehen lassen, werden sich die Lebensmittelhersteller auf die veränderte Nachfrage einrichten. Vergessen Sie nicht: Ich gebe heute genauso viel Geld für Lebensmittel aus wie während des Experiments, weil mich die Lebensmittel mit den gesunden Fetten besser satt machen.

Probieren Sie es selbst aus. Machen Sie sich Ihren Zuckerverbrauch bewusst und reduzieren Sie ihn für eine Weile. Beobachten Sie, ob dies Ihre geistige Verfassung beeinflusst, Ihr Wohlbefinden steigert oder psychische Veränderungen bewirkt. Meiner Erfahrung nach ist eine zuckerfreie Ernährung keine Modediät, sondern der Schlüssel zu einem anderen Leben.

Ich möchte betonen, dass dieses Buch von niemandem fordert, ganz auf Zucker zu verzichten. Manche Menschen vertragen Zucker in kleinen Mengen sehr gut, und das ist prima. Ich weiß, dass das bei mir nicht funktioniert – ich will immer nur mehr. Zudem habe ich gelernt, dass ich die Menge an Zucker, die ich brauche, aus ballaststoffreichen, vollwertigen Lebensmitteln und aus Gemüse beziehen kann, in denen er von Natur aus enthalten ist.

Für mich waren die schädlichen Auswirkungen von raffiniertem Zucker und allzu viel Fruktose sehr real. Handfeste Beweise waren die Verfettung meiner Leber, die Veränderungen meines Körpers und meiner Psyche. Ein Beweis ist auch eine zunehmend übergewichtige und kranke Bevölkerung. Ein Beweis ist zudem der amerikanische Junge, der immer noch den Softdrink trinkt, der ihn alle Zähne gekostet hat. Und schließlich ist da die Aborigine-Gemeinde, die den Zucker fortwünscht, damit die Menschen wieder gesund werden können.

Den letzten Beweis finden Sie, indem Sie ein altes Sprichwort befolgen: Probieren geht über Studieren.

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NÜTZLICHE BEGRIFFE / FACHWÖRTER

Adipositas: Anderes Wort für Fettleibigkeit.

Candida: Ein Hefepilz in der Darmflora, der sich insbesondere von Zucker ernährt. Gerät sein Wachstum außer Kontrolle, drohen Pilzinfektionen.

Cholesterin (großes, fluffiges LDL): Das missverstandene Cholesterin, das jahrelang für schädlich gehalten wurde. Es wird oft mit gesättigten Fettsäuren in Verbindung gebracht. Wie sich herausstellte, ist LDL-Cholesterin nicht der eigentliche Übeltäter.

Cholesterin (kleines, dichtes LDL): Der Bösewicht unter den Cholesterinarten. Diese Art bildet Beläge an den Gefäßwänden.

Fruktose: Das schwarze Schaf der Zuckerfamilie. Dieser Zucker ist in Obst enthalten und macht die Hälfte der Saccharose (des Kristallzuckers) aus. Evolutionär ist der Mensch nicht dafür geschaffen, große Mengen Fruktose zu konsumieren.

Gesättigte Fettsäuren: Sie wurden lang verteufelt. Neuere Studien zeigen jedoch, dass sie uns möglicherweise mehr nützen als schaden. Sie sind in Butter, Kokosprodukten und reifem Käse enthalten.

Hepatische Fructokinase: Das Enzym in der Leber, das die Fruktose aus dem Blutstrom zieht, ob sie nun dort gebraucht wird oder nicht. Es verursacht eine Überbelastung und sorgt für die Einlagerung von Fett in der Leber.

Insulin: Ein enorm wichtiges Stoffwechselhormon. Es sagt dem Körper, ob er den Zucker zur Energiegewinnung verbrennen oder einlagern soll. Ein hoher Insulinspiegel bewirkt, dass unsere Zellen ihr Fett behalten, statt es zu verbrennen.

Metabolisches Syndrom: Eine Reihe von Krankheiten, die heute in der Bevölkerung weit verbreitet sind, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Fettleibigkeit.

NAFLD (Abk. für Nonalcoholic fatty liver disease), nichtalkoholische Fettlebererkrankung: Sie entsteht, wenn die Leber zu viel Fettgewebe produziert. In meinem Fall war dies die Folge des vielen Zuckers (Fruktose), den ich aß. 5,5 Millionen Australier leiden heute an Fettleber.

Raffinierte Kohlenhydrate: Sie entstehen, wenn eine kohlenhydratreiche Pflanze so verarbeitet wird, dass fast nichts übrig bleibt außer den Kohlenhydraten (Stärke oder Zucker). Diese nimmt der Körper rasch auf, weil keine Ballast- und anderen Nährstoffe mehr enthalten sind, sodass der Insulinwert nach oben schnellt.

Triglyceride: Die Form, in der Fett überwiegend in der Nahrung und im Körper vorkommt. Sie finden sich auch im Blut, und die Leber wandelt Fruktose zu Triglyceriden um. Ein hoher Triglyceridwert im Blut ist ein Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen.

Typ-1-Diabetes: Eine Krankheit, bei der die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produziert. In der Folge kann der Körper Glukose nicht in Energie umwandeln.

Typ-2-Diabetes: Die Bauchspeicheldrüse produziert noch eine gewisse Menge Insulin, jedoch nicht genug. Es ist die häufigste Form des Diabetes; alle sechs Sekunden stirbt auf der Erde ein Mensch daran.

DANKSAGUNG

Für meine wunderbare Familie, Zoe und Velvet.

An die talentierten kreativen Köpfe, die die Zucker-Story ermöglicht haben: Gareth Davies, Rory Williamson, Nick Batzias, Virginia Whitwell, Jane Usher, Suzanne Walker, Seth Larney, Judd Overton, Trisha Garner, Alice Oehr.

An David Gillespie, für die unermüdliche Unterstützung.

Für die wissenschaftliche Unterstützung an Dr. Ken Sikaris, Dr. Simon Thornley, Dr. Kieron Rooney, Gary Taubes.

Für die liebevolle Unterstützung an Miriam McCaffrie, Jeff Gameau, Jill Testrow, Susie Tuckwell, Alan McConnell.

An das Zucker-Team: Dr. Debbie Herbst, Sharon Johnston, Andy Garlick,John Tregenza und die Mai-Wiru-Initiative.

Den Menschen im APY-Gebiet.

Dank auch an Monica Gameau, Jason Sourasis, Alethea Jones, Rod Tayler, Rory Robertson, Heather Billings, Scott Butterworth, Paul Wiegard, Marieka Walsh, Macks Faulkron, Dr. George Kolouris.

Meinem Verlagsteam bei Pan Macmillan: Ingrid Ohlsson, Paul O’Beirne, Jace Armstrong, Michelle Earl.

Für die Unterstützung im Anfangsstadium an Charlie Goldsmith, Sarah Wilson, Susie Tuckwell.

Damon Herriman für die Geschichte vom Mountain-Dew-Mund in einem Café.

An alle, die ich interviewen durfte: David Wolfe, Michael Moss, Kelly Brownell, Kimber Stanhope, Jean-Marc Schwarz, Professor Nick Allen, Eric Stice, Sonja Yokum, Kathleen DesMaisons, Thomas Campbell, Kathleen Page, Dr. Edwin Smith, Larry Hammons und Familie, Leonard Burton, Stephen Fry, Danielle Reed, Julie Menella, Howard Moskowitz, Cristin Kearns, Barry Popkin, Aaron Matheson, Dr. John Sievenpiper.

BIBLIOGRAFIE UND WEITERFÜHRENDE LITERATUR

BÜCHER

Bennett, Connie / Sinatra, Stephen, Sugar Shock!,

Penguin, New York, 2006

Gillespie, David, Sweet Poison,

Penguin Books Australia, Sydney, 2008

Kessler, David A., Das Ende des großen Fressens: Wie die Nahrungsmittelindustrie Sie zu übermäßigem Essen verleitet und was Sie dagegen tun können,

Goldmann, München, 2012

Moss, Michael, Das Salz-Zucker-Fett-Komplott: Wie die Lebensmittelkonzerne uns süchtig machen,

Ludwig Verlag, München, 2014

Taubes, Gary, Good Calories, Bad Calories,

Alfred A. Knopf, New York, 2007

Taubes, Gary, Why We Get Fat,

Alfred A. Knopf, New York, 2010

Yudkin, John,