Reinhold Ruthe

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Andachten für jeden Tag

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 9783865066145

© 2011 Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers 

Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers

Satz: Satzstudio Winkens, Wegberg

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013

www.brendow-verlag.de

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

1. JANUAR

2. JANUAR

3. JANUAR

4. JANUAR

5. JANUAR

6. JANUAR

7. JANUAR

8. JANUAR

9. JANUAR

10. JANUAR

11. JANUAR

12. JANUAR

13. JANUAR

14. JANUAR

15. JANUAR

16. JANUAR

17. JANUAR

18. JANUAR

19. JANUAR

20. JANUAR

21. JANUAR

22. JANUAR

23. JANUAR

24. JANUAR

25. JANUAR

26. JANUAR

27. JANUAR

28. JANUAR

29. JANUAR

30. JANUAR

31. JANUAR

1. FEBRUAR

2. FEBRUAR

3. FEBRUAR

4. FEBRUAR

5. FEBRUAR

6. FEBRUAR

7. FEBRUAR

8. FEBRUAR

9. FEBRUAR

10. FEBRUAR

11. FEBRUAR

12. FEBRUAR

13. FEBRUAR

14. FEBRUAR

15. FEBRUAR

16. FEBRUAR

17. FEBRUAR

18. FEBRUAR

19. FEBRUAR

20. FEBRUAR

21. FEBRUAR

22. FEBRUAR

23. FEBRUAR

24. FEBRUAR

25. FEBRUAR

26. FEBRUAR

27. FEBRUAR

28. FEBRUAR

29. FEBRUAR

1. MÄRZ

2. MÄRZ

3. MÄRZ

4. MÄRZ

5. MÄRZ

6. MÄRZ

7. MÄRZ

8. MÄRZ

9. MÄRZ

10. MÄRZ

11. MÄRZ

12. MÄRZ

13. MÄRZ

14. MÄRZ

15. MÄRZ

16. MÄRZ

17. MÄRZ

18. MÄRZ

19. MÄRZ

20. MÄRZ

21. MÄRZ

22. MÄRZ

23. MÄRZ

24. MÄRZ

25. MÄRZ

26. MÄRZ

27. MÄRZ

28. MÄRZ

29. MÄRZ

30. MÄRZ

31. MÄRZ

1. APRIL

2. APRIL

3. APRIL

4. APRIL

5. APRIL

6. APRIL

7. APRIL

8. APRIL

9. APRIL

10. APRIL

11. APRIL

12. APRIL

13. APRIL

14. APRIL

15. APRIL

16. APRIL

17. APRIL

18. APRIL

19. APRIL

20. APRIL

21. APRIL

22. APRIL

23. APRIL

24. APRIL

25. APRIL

26. APRIL

27. APRIL

28. APRIL

29. APRIL

30. APRIL

1. MAI

2. MAI

3. MAI

4. MAI

5. MAI

6. MAI

7. MAI

8. MAI

9. MAI

10. MAI

11. MAI

12. MAI

13. MAI

14. MAI

15. MAI

16. MAI

17. MAI

18. MAI

19. MAI

20. MAI

21. MAI

22. MAI

23. MAI

24. MAI

25. MAI

26. MAI

27. MAI

28. MAI

29. MAI

30. MAI

31. MAI

1. JUNI

2. JUNI

3. JUNI

4. JUNI

5. JUNI

6. JUNI

7. JUNI

8. JUNI

9. JUNI

10. JUNI

11. JUNI

12. JUNI

13. JUNI

14. JUNI

15. JUNI

16. JUNI

17. JUNI

18. JUNI

19. JUNI

20. JUNI

21. JUNI

22. JUNI

23. JUNI

24. JUNI

25. JUNI

26. JUNI

27. JUNI

28. JUNI

29. JUNI

30. JUNI

1. JULI

2. JULI

3. JULI

4. JULI

5. JULI

6. JULI

7. JULI

8. JULI

9. JULI

10. JULI

11. JULI

12. JULI

13. JULI

14. JULI

15. JULI

16. JULI

17. JULI

18. JULI

19. JULI

20. JULI

21. JULI

22. JULI

23. JULI

24. JULI

25. JULI

26. JULI

27. JULI

28. JULI

29. JULI

30. JULI

31. JULI

1. AUGUST

2. AUGUST

3. AUGUST

4. AUGUST

5. AUGUST

6. AUGUST

7. AUGUST

8. AUGUST

9. AUGUST

10. AUGUST

11. AUGUST

12. AUGUST

13. AUGUST

14. AUGUST

15. AUGUST

16. AUGUST

17. AUGUST

18. AUGUST

19. AUGUST

20. AUGUST

21. AUGUST

22. AUGUST

23. AUGUST

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28. AUGUST

29. AUGUST

30. AUGUST

31. AUGUST

1. SEPTEMBER

2. SEPTEMBER

3. SEPTEMBER

4. SEPTEMBER

5. SEPTEMBER

6. SEPTEMBER

7. SEPTEMBER

8. SEPTEMBER

9. SEPTEMBER

10. SEPTEMBER

11. SEPTEMBER

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17. SEPTEMBER

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19. SEPTEMBER

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24. SEPTEMBER

25. SEPTEMBER

26. SEPTEMBER

27. SEPTEMBER

28. SEPTEMBER

29. SEPTEMBER

30. SEPTEMBER

1. OKTOBER

2. OKTOBER

3. OKTOBER

4. OKTOBER

5. OKTOBER

6. OKTOBER

7. OKTOBER

8. OKTOBER

9. OKTOBER

10. OKTOBER

11. OKTOBER

12. OKTOBER

13. OKTOBER

14. OKTOBER

15. OKTOBER

16. OKTOBER

17. OKTOBER

18. OKTOBER

19. OKTOBER

20. OKTOBER

21. OKTOBER

22. OKTOBER

23. OKTOBER

24. OKTOBER

25. OKTOBER

26. OKTOBER

27. OKTOBER

28. OKTOBER

29. OKTOBER

30. OKTOBER

31. OKTOBER

1. NOVEMBER

2. NOVEMBER

3. NOVEMBER

4. NOVEMBER

5. NOVEMBER

6. NOVEMBER

7. NOVEMBER

8. NOVEMBER

9. NOVEMBER

10. NOVEMBER

11. NOVEMBER

12. NOVEMBER

13. NOVEMBER

14. NOVEMBER

15. NOVEMBER

16. NOVEMBER

17. NOVEMBER

18. NOVEMBER

19. NOVEMBER

20. NOVEMBER

21. NOVEMBER

22. NOVEMBER

23. NOVEMBER

24. NOVEMBER

25. NOVEMBER

26. NOVEMBER

27. NOVEMBER

28. NOVEMBER

29. NOVEMBER

30. NOVEMBER

1. DEZEMBER

2. DEZEMBER

3. DEZEMBER

4. DEZEMBER

5. DEZEMBER

6. DEZEMBER

7. DEZEMBER

8. DEZEMBER

9. DEZEMBER

10. DEZEMBER

11. DEZEMBER

12. DEZEMBER

13. DEZEMBER

14. DEZEMBER

15. DEZEMBER

16. DEZEMBER

17. DEZEMBER

18. DEZEMBER

19. DEZEMBER

20. DEZEMBER

21. DEZEMBER

22. DEZEMBER

23. DEZEMBER

24. DEZEMBER

25. DEZEMBER

26. DEZEMBER

27. DEZEMBER

28. DEZEMBER

29. DEZEMBER

30. DEZEMBER

31. DEZEMBER

STICHWORTVERZEICHNIS

BIBELSTELLENVERZEICHNIS

VERWENDETE LITERATUR

Vorwort

Der Titel »Du bist an meiner Seite« verheißt

eine Zusage, die Mut macht,

eine Gewissheit, die aufbaut,

einen Schutz, der befreit.

Ich gehe getrost in den Tag, getrost in die Nacht, getrost an die Arbeit, denn ich habe die Verheißung, unser Herr ist bei mir. Er begleitet mich. Alles, was geschieht, Freud und Leid, Schlimmes und Schönes müssen an Ihm vorbei. Dieser biblische Gedanke räumt Sorgen und Befürchtungen aus dem Weg. Diese Aussage nimmt uns verschiedene Ängste, die sich in Herz und Hirn einnisten können.

Herr, Du hast es versprochen,

dass Du uns Worte in den Mund legst, wenn wir sprachlos werden,

dass Du nicht nur an unserer Seite bist, sondern dass Du uns von allen Seiten umgibst,

dass Du sogar unsere Haare auf dem Kopf gezählt hast.

Diese Zuwendung macht uns gelassen,

dieser Beistand macht uns stark,

diese Liebe schenkt uns Frieden.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern,

dass Ihnen diese Andachten Mut machen,

dass Ihnen diese Besinnungen helfen, Konflikte zu lösen,

dass Ihnen diese Auslegungen Kraft schenken,

und dass Er Ihrem Alltag und Sonntag, Ihrer Arbeit und Ihrer Freizeit seinen Stempel aufdrückt.

Reinhold Ruthe

1. JANUAR

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

PSALM 23, 1

Ein neues Jahr beginnt. Der erste Vers aus dem 23. Psalm ist wie eine Verheißung: Wir haben einen Hirten, was immer auch geschieht. Wir machen keine Schritte ins Blaue hinein, wir spazieren nicht einfach drauflos wie verlassene kosmische Waisenkinder.

Noch vor wenigen Stunden haben uns Partner, Kinder und Freunde zugerufen: »Einen guten Rutsch!« Haben Sie gewusst, dass das gar nichts mit Rutschen zu tun hat? Der Ausdruck »Rosch Ha Schana« bedeutet im Hebräischen »Anfang des Jahres«. Das Wort »Rosch«, mitunter auch »Rosh« geschrieben, bedeutet Kopf, Haupt, Spitze. Daraus entwickelte sich bei uns der Begriff »Rutsch«. Unsere Sprache hat viele Worte aus dem Jiddischen übernommen. So lautet der jiddische Neujahrswunsch: »A gut Rosch«. Und das heißt eben nichts anderes als »ein gutes neues Jahr« oder auch »ein guter Kopf möge dich leiten«.

Auf die Köpfe in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ist kein Verlass. Was sie gestern verkündet haben, ist heute Makulatur. Wo gestern ihr Stuhl gestanden hat, ist heute ein leerer Platz, oder ein anderer sitzt drauf. Köpfe, Posten und Leitungsfunktionen sind austauschbar. Die Herren der Welt kommen und gehen. Unser Herr bleibt! Die Köpfe in unserer Welt sind »Mietlinge« oder bezahlte Spitzenfunktionäre. Unser Hirte arbeitet nicht in die eigene Tasche. Er hat nur unser Wohl im Auge. Ihm will ich mich anvertrauen. Mit ihm gehe ich zuversichtlich ins neue Jahr.

In diesem Sinne: »A gut Rosch – ein guter Kopf möge dich leiten.« Und gibt es da eine schönere Verheißung für den Beginn des Jahres als »Der Herr ist mein Hirte«?

2. JANUAR

Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.

2. KORINTHER 5, 17

Das trifft genau für das neue Jahr zu. Das Alte gehört der Vergangenheit an, das Neue ist im Werden. Beim ehemaligen Bischof der bayerischen Kirche, Johannes Hanselmann, las ich ein bemerkenswertes Wort: »Ein kluger Kopf hat einmal gesagt: ›Ein Seil, das zwischen zwei Ufern ausgespannt ist, das sei der Mensch – ausgespannt zwischen dem Ufer der Vergangenheit und dem der Zukunft. Der Mensch zwischen woher und wohin.‹

Besonders im Monat Januar können wir uns darin wiederfinden: Das eine Ufer, die Vergangenheit, steht uns noch vor Augen, das andere indes ist uns noch gänzlich unbekannt. Insgesamt: Es ist eben tatsächlich wie in jedem Januar: Wenn wir uns gegenseitig ein gutes neues Jahr wünschen, so können wir nicht sagen, ob dieser Wunsch so in Erfüllung gehen wird … Wir wissen, dass unser Monat Januar seinen Namen von dem römischen Gott Janus, dem ›Doppelgesichtigen‹, hat. Heute noch reden wir vom Januskopf. Januskopf kann auch bedeuten, dass jemand beide Seiten im Blick hat – die Vergangenheit und die Zukunft.«

Wir blicken vielleicht reumütig oder frustriert zurück. Das alte Jahr ist vergangen, Neues ist geworden. Der oben angeführte Text heißt im Zusammenhang: »Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.« Leben wir in Christus, sind wir eine neue Schöpfung, das Alte gehört der Vergangenheit an. Auch das alte Jahr mit seinen Belastungen, Fehlschlägen und Krankheiten ist passé. Mit Ihm leben wir fröhlich im Heute als neue Menschen. Mit Ihm gehen wir unbelastet ins Morgen. Wer weiß, was kommt. Als Christen wissen wir: Er geht mit.

3. JANUAR

Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir 

essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns 

kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden.

Denn unser himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles bedürft.

MATTHÄUS 6, 31  32

Ich las einmal eine Geschichte von einem chinesischen Bauern, über die ich lange nachgedacht habe. Der Bauer ging die Straße entlang. Über seiner Schulter hielt er einen Stock. An diesem Stock hing ein Topf, der mit Suppe aus Sojabohnen gefüllt war. Plötzlich stolperte der alte Mann, der Topf fiel zu Boden und zerbrach. Doch er ging unbeirrt weiter, verschwendete keinen Augenblick an den Zwischenfall. Ein anderer Passant, der das Missgeschick des Bauern beobachtet hatte, stürzte herbei und rief aufgeregt: »Hast du denn nicht mitbekommen, dass dein Topf zerbrochen ist?« Der Alte ging ruhig weiter und sagte: »Doch, ich habe ihn runterfallen hören.« Der Passant schüttelte verständnislos seinen Kopf. »Und du hast dich nicht einmal umgedreht und etwas unternommen?« Der Alte lächelte und schaute den betroffenen Passanten an: »Der Topf ist zerbrochen, die Suppe ist weg. Was soll ich dagegen unternehmen?«

Es gibt Menschen, die unterhalten eine Sorgenfabrik. Sie grübeln über eine vergebene Chance und kommen über ein Missgeschick nicht zur Ruhe. Sie belasten sich, werden unglücklich und anfällig für alle möglichen Krankheiten. Der alte chinesische Bauer kann uns da zum Vorbild werden. Es lohnt sich einfach nicht, auch nur einen Blick auf die zerbrochene Suppenschüssel zu werfen. Problemlos – und das ist wörtlich zu verstehen – erreicht der Bauer sein Ziel.

Wie sieht die Straße unseres Lebens aus? Ist sie bedeckt mit zerbrochenen Schüsseln, mit angestaubten Problemen? Problemen, über die wir wieder und immer wieder grübeln? Pflegen wir den Lebensstil der Heiden, wie Jesus die Sorgenanbeter nennt?

Für heute und morgen will ich uns die Verheißung Jesu einhämmern: »Unser himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles bedürft.«

4. JANUAR

Und sie gehorchten dem Wort des Herrn, kehrten um 

und gingen heim, wie der Herr gesagt hatte.

1. KÖNIGE 12, 24

Der Text spricht vom Bruderkrieg Israel gegen Juda. Jerobeam, der König von Israel, führt Krieg gegen den König Rehabeam von Juda. Aber Gott interveniert über einen Propheten. Er will den Bruderkrieg verhindern. Das Erfreuliche und zugleich Wunderbare geschieht: Das ganze Haus Juda gehorcht und geht nach Hause. 180 000 streitbare Männer gehorchen. Eine einmalige Tat.

Eine alte jüdische Legende, die uns von Martin Buber überliefert wurde, lautet: »Als Gott seine Schöpfung vorbedachte und sie sich auf einen Stein hinritzte, wie ein Baumeister sich den Grundriss zeichnet, da sah er, dass die Welt keinen Bestand haben würde. Da schuf er die Umkehr. Nun hatte die Welt Bestand. Denn nun war ihr, wenn sie sich von Gott weg in Abgründe der Zerstörung verlief, die Rettung erschlossen und die Rückkehr ermöglicht.«

Immer wieder zerfleischen sich Völker. Unsere Welt wäre schon längst untergegangen, wenn es in ihr nicht die Möglichkeit zur Umkehr geben würde. Die Welt lebt von Umkehr und Versöhnung. Menschen leben davon, sich die Hand zu reichen. Granaten und Geschütze produzieren Tod, Trümmer und Feindschaft. Umkehr ist Rettung. Durch Umkehr ist Frieden möglich. Zerschnittene Tischtücher werden wieder geflickt. Kaputte Ehen werden wieder heil. Geballte Fäuste verwandeln sich in Hände, die den anderen umarmen.

Umkehr ist Geschenk. Versöhnung schafft Beziehungen, Freundschaften und ein friedliches Zusammenleben. Unser Herr Jesus will die Versöhnung, die Umkehr, den Frieden.

5. JANUAR

Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?

RÖMER 2, 4

Es geht um Buße und Umkehr in unserem Leben.

Eine orientalische Weisheit drückt es so aus: »Willst du das Land in Ordnung bringen, musst du erst die Provinzen in Ordnung bringen. Willst du die Provinzen in Ordnung bringen, musst du die Städte in Ordnung bringen. Willst du die Städte in Ordnung bringen, musst du die Familien in Ordnung bringen. Willst du die Familien in Ordnung bringen, musst du dich in Ordnung bringen.«

Buße, Umkehr und Bekehrung beginnen bei uns. Wer selbst umkehrt, trägt eine Verwandlung in Familien, Städte und das Land hinein. Umkehr ist Abkehr vom bisherigen Leben ohne Gott und Hinkehr zu Jesus. Die Botschaft des Neuen Testamentes und der Inhalt der Sendung Jesu können mit diesem einen Gedanken beschrieben werden. Jesus ist kein Philosoph, der über die Umkehr großartige Vorlesungen hält. Er verkündigt nicht nur das Reich Gottes, er setzt es in die Tat um.

Karl Marx hat mal gesagt: »Die Philosophen haben die Welt nur interpretiert. Es geht aber darum, die Welt zu verändern.« In der Tat, Jesus und Karl Marx hatten wenig gemeinsam. Aber damit stimmen beide überein: Die Veränderung muss geschehen.

Jesus hat nicht über edle Wege meditiert, er ist der Weg für uns geworden. Er hat nicht die Vergebung reflektiert, er hat sie praktiziert. Jesus hat nicht die Armut zum Thema erhoben, er hat sich Armen und Schwachen zugewendet.

Im zwischenmenschlichen Leben und in der Familie wird oft Umkehr durch Liebesentzug, durch Strafe und durch Erpressung erreicht. Wir sollen von der Faulheit umkehren zum Fleiß, von der Oberflächlichkeit zur Gewissenhaftigkeit und von der Unordnung zur Ordnung. Gott will uns nicht durch Gewalt, durch Vorwürfe und Anklagen zur Buße führen, sondern durch Güte und durch Freundlichkeit. Gott benutzt keine Drohgebärden, sondern Liebe.

6. JANUAR

Ich vergesse, was dahinten ist, ich strecke mich aus nach dem, 

was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, 

dem Siegespreis der himmlischen Berufung in Christus.

PHILIPPER 3, 13  14

Haben Sie ein Ziel vor Augen?

Viele Menschen leben plan- und ziellos vor sich hin. Andere jagen auch, wie der Apostel Paulus. Aber sie haben dabei ihre Karriere, Geld oder Häuser im Auge.

Ein bekannter amerikanischer Prediger erzählte einmal Folgendes: »Einer der besten Golfprofis sagte einmal zu mir: ›Eins der Geheimnisse eines guten Schlages besteht darin, zu sehen, wie der Ball dorthin geht, wo man ihn haben will – und zwar noch bevor man den Schlag ausführt. Was auch immer Ihr Ziel sein mag – um es zu erreichen, verankern Sie in Ihrem Geist ein deutliches, erfolgreiches Ergebnis. Halten Sie das Bild fest, und machen Sie sich dann an die Arbeit.‹«

Das Golfspiel war dem Paulus sicher unbekannt. Aber er handelte wie ein kluger Golfprofi, denn er behielt immer das vorgesteckte Ziel im Auge.

Die Vergangenheit ist passé.

Die schönen Dinge rechts und links am Wegrand sind reizvoll, aber nicht zielentscheidend.

Tausende von Angeboten übersteigen die Nachfrage. 

Wer alles mitmachen will, wer nichts »anbrennen« lassen darf, verliert sich und das Ziel aus dem Auge. Paulus lehnt faule Kompromisse ab. Mit der »Guten Nachricht« formuliert er: „Ich halte geradewegs auf das Ziel zu, um den Siegespreis zu gewinnen. Dieser Preis ist das neue Leben, zu dem Gott mich durch Jesus Christus berufen hat.«

7. JANUAR

Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, 

und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.

JESAJA 42, 3

Viele Menschen sind ausgesprochene Befürchtertypen.

Helmut Zöpfl bringt ein kleines Gedicht: »Wenn manche nur von Finsternissen und Dunklem zu berichten wissen, den Schatten stets der Sonn’ vorziehen und vor dem hellen Wege fliehen, dann tun sie das wohl aus dem Grunde, weil sie erkannt in lichter Stunde, dass nur im Dunklen dann und wann ihr kleines Licht kurz leuchten kann.«

In der Tat, Pessimisten sind Menschen, die in der Dunkelkammer sitzen und nur Negative produzieren. Wer am Anfang des Jahres schwarz in die Zukunft schaut, sollte sich dieses Wort auf den Schreibtisch stellen oder in die Küche hängen. Es ist ein Wort für alle Pessimisten. Wie viel Geknickte gibt es unter uns? Wie viel Menschen, die seelisch auf dem Zahnfleisch kriechen? Wie vielen ist der Lebensmut bis auf den »glimmenden Docht« heruntergebrannt?

In der Zeitschrift »Ethos« fand ich einige gute Sätze: »Ich bat Gott um Stärke – er aber machte mich schwach, damit ich Bescheidenheit und Demut lernte. Ich erbat seine Hilfe, um große Taten zu vollbringen – er machte mich schwach, damit ich gute Taten vollbrachte. Ich bat um Reichtum, um glücklicher zu werden – er machte mich arm, damit ich weise würde. Ich bat um viele Dinge, damit ich das Leben genießen könnte – er gab mir das Leben, damit ich alle Dinge genießen könnte. Ich erhielt nichts von dem, was ich erbeten, aber alles, was ich erhofft hatte. Gegen mich selbst wurden meine Gebete erhört. Ich bin unter allen Menschen ein gesegneter Mann.«

Wer sich das verheißungsvolle Wort aus dem Propheten Jesaja zu Herzen nimmt, der kann ermutigt und getröstet in die Zukunft schauen. Der kann hoffentlich sagen: »Ich bin unter allen Menschen ein gesegneter Mann, eine gesegnete Frau.«

8. JANUAR

Und lasst uns aufeinander achthaben und uns anreizen 

zur Liebe und zu guten Werken, und nicht verlassen unsere 

Versammlungen, wie einige zu tun pflegen.

HEBRÄER 10, 24  25

Wenn der Gottesdienst nicht mehr besucht wird, stirbt die Gemeinde. Pfarrerin Monika Deitenbeck-Goseberg erzählt die Mut machende Geschichte eines Pfarrers, der auf die geniale Idee kam, seine tote Gemeinde neu zu beleben. Er hatte gerade erst angefangen und musste bald feststellen, dass kaum jemand zum Gottesdienst kam. Bei seinen Besuchen in der Gemeinde bekam er überall zu hören: »Die Kirche ist tot.« Daraufhin setzte er eine Todesanzeige in die Zeitung und lud seine Gemeinde zur Beerdigung der Kirche ein.

An besagtem Tag war die Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt. Vorn stand ein geöffneter Sarg. Der Pfarrer bat, dass jeder nun noch einmal vor dem offenen Sarg Abschied nehmen und dann das Gebäude durch das Seitenportal verlassen sollte. Er selbst werde dann als Letzter in aller Stille die Beerdigung abschließen. Allerdings, sollten einige der Meinung sein, eine Wiederbelebung der Kirche sei möglich, dann bitte er diese, durch das Hauptportal wieder hereinzukommen. Mit ihnen würde er dann eine Lob- und Dankfeier abhalten.

Die Besucher des Beerdigungsgottesdienstes gingen nach vorne zum Sarg, denn sie waren auch neugierig, was wohl darin liegen würde. Wie erstaunt waren sie, als sie sahen, dass in dem Sarg nicht die kalte, tote Kirche lag, sondern sie sich selbst ins Gesicht blickten. Der Pfarrer hatte nämlich einen Spiegel in den Sarg gelegt! Sie waren die Glieder dieser toten Gemeinde! Die meisten kamen durch das Hauptportal wieder in das Gotteshaus zurück.

So ist es: Wenn die Kirche im Sarg liegt, sind in Wahrheit wir es, die drinliegen. Wenn die Kirche tot ist, sind wir es, die sie haben sterben lassen. Wenn wir die Kirche verlassen, stirbt die Gemeinde.

9. JANUAR

So gibt es nun keine Verurteilung mehr für die, 

welche in Christus Jesus sind.

RÖMER 8, 1

Viele Christen leiden an sich selbst. Ihre Selbstannahme ist durchlöchert. Sie verurteilen sich gnadenlos.

Der Begründer der Gestalttherapie, Frederick Pearls, hat mit knappen Sätzen formuliert, was die kranke Persönlichkeit von der gesunden unterscheidet: »Der Verrückte (der Geisteskranke) sagt: ›Ich bin Abraham Lincoln‹, der Neurotiker (der seelisch Gestörte) sagt: ›Ich wollte, ich wäre Abraham Lincoln‹, der Gesunde sagt: ›Ich bin ich, und du bist du.‹«

Viele Christen glauben nicht, dass Gott sie wirklich liebt. Je größer ihre Minderwertigkeitsgefühle, desto mehr versuchen sie, sich zu profilieren. Sie vergleichen sich mit anderen, die größer, schneller, gescheiter und schöner sind. Der Geisteskranke behauptet, um etwas aus sich zu machen, er sei Abraham Lincoln. Der Neurotiker wäre es gern. Der Gesunde hat Selbstvertrauen. Er ist, wie er ist.

Christen, die sich von Christus geliebt wissen, müssen sich nicht mehr verurteilen, klein machen und selbst diskriminieren. Sie sind wertvoll, weil Christus sie wertachtet. Sie sind liebenswert, weil Christus sie liebt. Das hat nichts mit Selbstruhm und Eitelkeit zu tun. Der Glaube an Christus und die Selbstannahme sind aufeinander bezogen. Glaubensschwierigkeiten und Selbstwertschwierigkeiten stehen in einem Zusammenhang.

Sie müssen nicht in Sack und Asche herumlaufen. Menschen, junge und alte, die glauben, gehören zur Gottesfamilie. Gott hat sie in Christus adoptiert. Das gibt Selbstwert und Selbstvertrauen.

10. JANUAR

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

3. MOSE 19, 18

Viele Christen haben Schwierigkeiten mit dem Begriff des Angenommenseins und der Selbstliebe. Wer sich selbst liebt und bejaht, hat Selbstwertgefühl.

Selbstliebe ist ein wesentliches Mittel, um Gott näherzukommen. Ohne ein gesundes Selbstwertgefühl sind wir ausschließlich mit uns selbst beschäftigt. Die Fähigkeit zu dienen setzt ein gesundes Selbstbild voraus.

Ein gläubiger Psychologe schreibt über die Selbstliebe: »Ist unsere moderne Beschäftigung mit dem Selbstbild in Wirklichkeit ein trojanisches Pferd, das weltliche Vorstellungen in die christliche Kirche hineinschmuggelt? Oder ist ein gesundes Selbstbild ein Segen, der denen geschenkt wird, die Gott kennen? … Eine Prämisse, die sowohl aus biblischer als auch aus psychologischer Sicht Gültigkeit besitzt, ist die, dass wir andere nur lieben können, wenn wir uns selbst angenommen haben. Fünfmal kommt der Satz ›Liebe deinen Nächsten wie dich selbst‹ in der Bibel vor. Jesus bezeichnet ihn als das zweithöchste Gebot. Zunächst müssen wir allerdings einmal zur Kenntnis nehmen, dass dieses Gebot uns nicht in erster Linie auffordern will, uns selbst zu lieben. Die Selbstliebe wird einfach vorausgesetzt.«

Das ist der springende Punkt: ohne Selbstliebe keine Nächstenliebe, ohne Selbstbejahung keine Bejahung der anderen. Bei Menschen mit schwach entwickeltem Selbstbild beobachten wir Folgendes: Sie leiden unter einer »doppelten Erniedrigung«. Entweder erniedrigen sie sich selbst, in der Hoffnung, andere widersprechen ihnen und bauen sie auf. Oder sie erniedrigen andere Personen, damit sie größer als diese erscheinen. Das oberste Ziel ist aber nicht die Erlangung eines gesunden Selbstbewusstseins, sondern Christus in seiner ganzen Fülle kennenzulernen. Selbstwertgefühl ist das Bewusstsein, dass der Mensch fundamentalen Wert besitzt, weil er von Gott nach seinem Bilde geschaffen wurde.

11. JANUAR

Aber Gott rief den Menschen: »Wo bist du?«… 

Der Mann erwiderte: »Die Frau, die du mir gegeben hast, 

reichte mir die Frucht, da habe ich gegessen.«

1. MOSE 3, 9  12

Wir erleben es täglich selbst, es gibt Lügen und Überzeugungen, die wir glauben.

Dieser Lügen-Marathon begann im Paradies. Nach dem Sündenfall halten Adam und Eva nicht mehr ihre Köpfe hin. Sie drücken sich, sie reden sich heraus. Beide schieben die Schuld auf den anderen. Adam beginnt mit dem verlogenen Spiel. »Die Frau, die du mir gegeben hast.« Zwei Frechheiten in einem Satz. Und das Ungeheuerliche: Adam glaubt, was er sagt. Er ist ehrlich von dieser »subjektiven Wahrheit« überzeugt. Eva macht es ihm nach. Sie antwortete: »Die Schlange ist schuld, die hat mich dazu verführt.«

Wir sprechen von Rationalisierungen, von Selbstrechtfertigungen, von Selbsttäuschungen und Lügen, die wir glauben.

Der amerikanische Psychiater Chris Thurman beschreibt diesen Vorgang so: »Jemand anders ist schuld. Unsere Emotionen stehen und fallen damit, wie wir über die Ereignisse unseres Lebens denken. Die nächste Lüge … erlaubt mir, die Schuld an all meinen emotionalen Ärgernissen, was gerade greifbar ist, anderen in die Schuhe zu schieben. Sie zeigt mit dem Finger auf andere. Jede eigene Verantwortung wird abgewiesen. Wie wir reagieren, ist letzten Endes allein unsere Entscheidung.«

Die Psychologen sprechen von einem Abwehrmechanismus, den Adam und Eva praktizieren. Sie wehren Schuld und Beschämung ab. Sie laufen vor der Verantwortung davon. Wir haben es teuflisch gut gelernt, die Schuld auf die anderen, auf die Umstände, auf die Politiker, auf den Staat, auf die Kirche, auf die Eltern und Kinder zu schieben. Es sind raffinierte Lügen, die wir glauben.

Gott schenke uns die Kraft, jede Schuldverschiebung auf andere ehrlich und gründlich zu überprüfen.

12. JANUAR

Da fragte der Herr ihn: »Wo ist dein Bruder Abel?«–»Was weiß ich?«, 

antwortete Kain. »Soll ich ständig auf meinen Bruder aufpassen?«

1. MOSE 4, 10

Bin ich das Kindermädchen für meine Mitmenschen? Oder haben wir uns vielleicht zu heillosen Egoisten entwickelt?

Wie oft bin ich stumm gewesen, wo ich eigentlich hätte reden müssen? 

Wie oft habe ich geschwiegen, wo ich eigentlich hätte schreien müssen?

In seinem Buch »Wer gesehen hat, muss schreien« erzählt Lindolf Weingärtner von einer alten Brücke, die eines Tages einstürzte und viele Menschen mit sich in die Tiefe riss. Nach dem Unglück geschah Folgendes: Menschen sammelten sich an beiden Ufern des Flusses. Und dann erzählte plötzlich einer mit wichtiger Miene, dass er gewusst habe, was passieren würde. Vor drei Wochen war er nämlich am Mittelpfeiler getaucht, weil sich ein Außenbordmotor seines Bootes gelöst hatte und bei der Brücke im Fluss versunken war. Dabei hatte er festgestellt, dass der Pfeiler völlig unterspült war und nicht mehr lange tragen würde.

»Und du hast nicht geschrien, Mann?«, fragte ihn ein anderer. »Hättest du nicht schreien müssen – auf der Straße? Bei der Behörde? Auf dem Bauamt?«

»Ich bin doch kein Fachmann!«, antwortete der Mann. »Mir hätte doch niemand geglaubt. Außerdem war es doch nicht meine Aufgabe, ich bin doch nur ein einfacher Bürger.«

Durch sein Schweigen waren viele Menschen zu Tode gekommen.

Auch ich habe manches Mal geschwiegen, weil ich dachte: »Misch dich nicht ein, wenn du nicht gefragt bist!«

Auch ich habe meine Vernunft sprechen lassen: »Der Mensch ist alt genug. Er muss wissen, was er tut!«

Auch ich habe mich entschuldigt: »Wenn du deine Hilfe aufdrängst, wirst du als Helfertyp abqualifiziert.«

Kennen Sie das auch? Kennen Sie auch diese Ausflüchte und Entschuldigungen? Dann machen Sie sich klar: Der Mitmensch ist mein Bruder, und Gott erwartet, dass ich mich um ihn kümmere.

13. JANUAR

Quält euch nicht mit Gedanken an morgen. 

Der morgige Tag wird für sich selber sorgen.

Ihr habt genug zu tragen an der Last von heute.

MATTHÄUS 6, 34

Viele Ängste bestehen aus unsinnigen Befürchtungen. Wir denken drei Meilen im Voraus. Hinter jedem Busch sehen wir einen Räuber. Aus Mücken machen wir Elefanten. Viele Menschen sind ausgesprochene Befürchtertypen. Überall lauern für sie Gefahren, überall gibt es Sackgassen, überall geht für sie etwas schief, überall wittern sie Unfälle. Wie wahr ist das: »Ein Pessimist ist ein Mensch, dem nicht wohl ist, wenn es ihm gut geht, weil er Angst davor hat, es könnte ihm schlechter gehen, wenn es ihm besser ginge.«

Werden Pessimisten so geboren? Nein. Kommen Menschen schon mit Befürchtungen zur Welt? Nein. Pastor Wolfram Kopfermann hat recht, wenn er im Vorwort eines Buches schreibt: »Wir sind nicht hilflose Opfer unserer Vergangenheit, vielmehr stabilisieren wir unser seelisches Leiden durch die unwahren Dinge, die wir uns heute sagen … Der Wandlungsprozess, den Menschen mit psychischen Problemen benötigen, rechnet mit der erneuernden Macht des Heiligen Geistes und ist daher ohne Gebet undenkbar.«

Viele Christen sind Meister darin, das Unglück an die Wand zu malen. Sie schauen auf den dunklen Horizont statt auf die Macht Gottes.

Wir quälen uns mit Gedanken an morgen, wir machen uns verrückt, wir produzieren Befürchtungen, und wir zermartern unser Hirn mit unberechenbaren Selbsteinreden. Gottes Heiliger Geist krempelt unser Gehirn um, er erneuert unser Denken und verscheucht unsere zerstörerischen Befürchtungen.

14. JANUAR

Auch dich lockt er aus dem Rachen der Angst 

in weiten Raum, da keine Bedrängnis mehr ist.

HIOB 36, 16

Wie Angst emotional erlebt wird, deutet bereits die Wortbedeutung Angst an. Angst kommt von dem lateinischen Wort »angustiae«, was Einengung bedeutet. Darüber hinaus enthält Angst aber auch das Gefühl, in die Enge getrieben zu werden, das Gefühl der Unsicherheit, der Beunruhigung, des Verlassen- und Ausgeliefertseins verbunden mit Sorgen und Gewissensqualen. Der Mensch ist gespannt und unruhig, erregt bis zur Flucht, sogar bis zur wilden sinnlosen Panik.

Einer der Freunde Hiobs, Elihu, sagt das oben genannte Wort. Das Bild ist treffend. Im Rachen, in der Enge, im Eingeschnürtsein wird die Angst zur grenzenlosen Bedrohung. Es sieht so aus, als gäbe es nur den Rachen eines Raubtieres und kein Entrinnen. Das Raubtier Angst ist existenzbedrohend. Wer im Rachen steckt, scheint rettungslos verloren. Gegen die fressende und vernichtende Angst steht Gottes Aber. Einen Vers vorher heißt es bei Hiob: »Aber den Elenden wird er erretten … « Aus der Enge in die Weite, aus dem Gefängnis in die Befreiung. Er lenkt uns und reißt uns aus dem Rachen der Angst und schenkt uns befreiende Weite.

Wie schrieb der Philosoph Nietzsche: »Liebe richtet den Blick nach vorne, Hass blickt zurück, Angst hat den ganzen Kopf voller Augen.« Nietzsche hat recht: Der überängstliche Mensch besteht nur aus Augen der Angst.

Übergroße Angst kann verrückt machen. Sie hat vorn und hinten Augen und fühlt sich rettungslos im Rachen eines Raubtieres. Sehen wir auf Jesus, dann hat die Angst ihren Schrecken verloren.

15. JANUAR

Ich bin gewiss, dass uns nichts von dieser Liebe trennen kann: 

weder Tod noch Leben, weder Engel noch andere Mächte, 

weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges.

RÖMER 8, 38

Eine Form der Angst ist die Sterbeangst. Der Arzt und Psychotherapeut Professor Horst-Eberhard Richter schreibt: »Das allgemeine Angstthema, das wir in der Psychotherapie dominierend vorfinden, ist die Sterbeangst. Das ist nur zu verständlich in einer Gesellschaft, der Größe, Stärke, ewige Fitness und Jugendlichkeit alles bedeuten. Da ist der Tod das unerträgliche Verhängnis schlechthin. Nichts bestätigt die Richtigkeit der These vom unbewussten Unendlichkeitswahn beziehungsweise dem Gotteskomplex unserer Gesellschaft so überzeugend wie diese Beobachtung, dass kaum jemand mehr sterben oder anderen zu sterben wirklich helfen kann und dass auch die Medizin das Sterben nicht eigentlich zu akzeptieren vermag. Die latente Unmenschlichkeit unserer heutigen Medizin besteht darin, dass sie den Tod pausenlos als Feind diffamiert, in dessen Verhütung sie hauptsächlich ihren Sinn sieht. Im Vorfeld der Sterbeangst findet sich die Angst vor Schwäche, Kleinheit, Gebrechlichkeit. Nur wenn der Mann groß ist, wenn er aufsteigt, wenn er andere unter sich hat, kann er anscheinend mit sich zufrieden sein. Jede Blöße, jede Schwachstelle bedeutet ein bedrohliches Ausgeliefertsein.«

Er hat recht: Der Mensch unserer Tage erlebt ein bedrohliches Ausgeliefertsein. Ohne Gott erliegt der Mensch einem »Unendlichkeitswahn«, endlos leben zu wollen, ohne Altern, ohne Gebrechlichkeit, ohne Schwäche. Das sind kindliche Illusionen. Die Gewissheit des Paulus besteht nicht darin, vor allem Schweren bewahrt zu bleiben, die Gewissheit besteht darin, dass uns nichts von Ihm trennen kann.

16. JANUAR

Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, 

so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; 

und wer da sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird aufgetan.

MATTHÄUS 7, 7  8

Kennen Sie die Geschichte von der rostigen Spitzhacke?

Irgendwo im Goldgebiet von Colorado fand man eines Tages eine alte, verrostete Spitzhacke. Der hölzerne Stiel war fast gänzlich verrottet, aber die Spitze der Hacke steckte auch nach hundert Jahren noch fest im Boden. Wahrscheinlich war der Goldschürfer eines Tages entmutigt davongelaufen. Seine Enttäuschung hatte ihn übermannt, und resigniert hatte er aufgegeben. Einige Jahre später hatten andere Schürfer, nur wenige Meter vom Fundort der Spitzhacke entfernt, eine ergiebige Goldader entdeckt. Sie hatte ihnen ein Vermögen eingebracht. Aber der Mann mit der Spitzhacke hatte resigniert aufgegeben.

Vielen Christen ist es ähnlich ergangen. Sie haben gebetet und nach kurzer Zeit aufgegeben. Sie haben bei Gott um Hilfe nachgesucht, und als nicht umgehend eine positive Antwort kam, haben sie die Hilfesuche eingestellt. In der Not haben sie bei Gott angeklopft, haben aber der Tür den Rücken gekehrt, als sich dort nichts bewegte.

Jesus macht uns Mut, nicht lockerzulassen. Er macht uns Mut, nicht zu resignieren.

Wissen Sie, was das Wort »Resignation« eigentlich bedeutet? Die ursprüngliche Bedeutung ist: Eine Unterschrift, die ich gegeben habe, wieder rückgängig machen. Einen Vertrag, den ich abgeschlossen habe, aufzulösen.

Wer als Christ resigniert, macht den Vertrag, den er mit Jesus geschlossen hat, rückgängig. Doch Jesus ermutigt uns, die Hoffnung nicht aufzugeben. Unser himmlischer Vater wird keinen Bittenden mit einer giftigen Schlange abspeisen, wird niemandem Steine zum Essen anbieten.

Wir können uns auf Jesus verlassen. Denken Sie an die rostige Spitzhacke. Wer aufgibt, der kann keinen Segen empfangen.

17. JANUAR

Von allen Seiten überfällt mich das Unglück. Ich kann nicht zählen, 

wie oft es zuschlägt. Meine Verfehlungen haben mich eingeholt, 

ich kann nichts anderes mehr sehen.

PSALM 40, 13

Unsere Wahrnehmung kann uns einen Streich spielen. Denn wir sehen, was wir sehen wollen. Unser Blick ist getrübt, unsere Wahrnehmung ist verzerrt. Wer sich auf Negatives konzentriert, wie der Psalmbeter, der sieht nur Negatives und Unglück.

Der Psalmist hat recht: »Ich kann nichts anderes mehr sehen.« Wir sprechen heutzutage von »Negaholikern«, von Menschen, die nur Fehler, Pleiten und Pannen wahrnehmen. Sie sind fehlerorientiert und werden von Befürchtungen heimgesucht.

Professor Thielicke hat mal spitzbübisch erzählt: »Um meinen Kindern einen Eindruck von christlicher Standhaftigkeit zu vermitteln, zeigte ich ihnen einmal ein illustriertes Buch über die Kirchengeschichte. Auf einer Seite waren christliche Märtyrer abgebildet, die im Kolosseum den Löwen vorgeworfen wurden. Eines der Kinder schluchzte auf, so tief beeindruckt schien es. Ich fragte den Kleinen: ›Warum weinst du denn so?‹ Der Junge zeigte auf einen der grimmigen Löwen und sagte: ›Der Löwe sieht so traurig aus. Er hat als Einziger noch keinen Christen abbekommen.‹«

Thielickes Lehrstunde war ein Misserfolg. Die christliche Standhaftigkeit hatte den kleinen Jungen überhaupt nicht beeindruckt, wohl aber der traurige Löwe.

Was sehen wir? Die Fehler oder den Erfolg? Die Rosen oder die Dornen? Die Blumen oder das Unkraut? Sehen wir Gottes Güte und Barmherzigkeit oder seine strafende Hand? Erkennen wir seine Führung und seinen Willen oder lediglich sein »Schicksal«, das blindwütig zuschlägt?

Gott schenke uns positive Augen, damit wir seine Wunder wahrnehmen und seine Wohltaten zählen und nicht nur die Unglücksfälle.

18. JANUAR

Wer den Sohn hat, der hat das Leben;

wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.

1. JOHANNES 5, 12

Professor Helmut Thielicke schreibt über den Sinn des Lebens Folgendes: »Ich wüsste kein besseres Modell für die Frage, welchen Sinn unser Leben hat, als das Gleichnis Jesu vom verlorenen Sohn. Der junge Mensch geht, um sich selbst zu finden. Damit man sich selbst finden kann, muss man manchmal eigene Wege gehen. Er ging, um die Freiheit kennenzulernen, und sah sich sehr schnell gekettet an seine Triebe; an seinen Ehrgeiz; an die Angst vor der Einsamkeit. Bei seiner Selbstentfaltung entwickelten sich auch die dunklen Seiten seines Wesens. Als er so im Elend des Knechtsdaseins sitzt, da sehnt er sich nach der Freiheit, die er als Kind im Elternhaus gewonnen hat. Freiheit hat er nur, wenn er im Einklang mit seinem Ursprung lebt, wenn er in Frieden mit Gott lebt. Und als er sich zur Umkehr entschließt, ist das kein moralischer Entschluss, sondern eine Wende, die von zitternder Freude und dem Glanz der Hoffnung erfüllt ist. Ich glaube, man wird verstehen, wenn ich die Geschichte als einen entscheidenden Beitrag zur Frage nach dem Sinn des Lebens bezeichnet habe. Denn diesen Sinn gewinnen wir nur, wenn wir die Erfüllung unseres Lebens finden, wenn wir verwirklichen, wozu wir entworfen sind.«

Unzählige junge Menschen wollen leben. Mit allen Mitteln wollen sie das Leben auskosten. Auch der verlorene Sohn hat die sogenannte Freiheit in vollen Zügen genossen. Aber Sinn, Zufriedenheit und Erfüllung hat er draußen nicht gefunden. Ohne Gott, ohne Christus hat er sein Leben verwirklichen wollen. Er ist gescheitert. Und dann geht er in sich. Er schlägt nicht wild um sich. Er findet den Weg zum Ursprung, zum Vaterhaus zurück. Sein Vater bringt es auf den Punkt: »Er war tot, jetzt ist er wieder am Leben.« Gott wurde in Christus Mensch, um uns wahres Leben zu garantieren. Wer diesen Christus hat, der hat das Leben. Er kann auf tausend Freiheiten verzichten, die den Menschen von heute verführen und ihm ein Scheinleben vorgaukeln. Er hat genug.

19. JANUAR

Du zeigst mir den Weg zum Leben. 

Deine Nähe erfüllt mich mit Freude, 

aus deiner Hand kommt ewiges Glück.

PSALM 16, 11

Wer mit dem Psalmbeter diesen Vers aus vollem Herzen beten kann, der lebt sinnvoll. Er lebt in der Gegenwart und schaut nicht ständig unzufrieden rückwärts oder resigniert in die Zukunft. Wer der Gegenwart Gottes ausweicht, lebt am Leben vorbei. Die Zeit verrinnt, alles Schöne und Beglückende bleibt ungelebt. In Gedanken ist er im Morgen. Ruhelos und besinnungslos schuftet er vor sich hin. Eine unbegreifliche Angst sitzt ihm im Nacken.