cover

Inhalt

Die Kürzel hinter den Übungstiteln verweisen auf die Anzahl der Teilnehmer/innen für eine Übung: E = Einzeln, P = Paar, KG = Kleingruppe, PL = Plenum

Vorwort von Frank Gaschler

Ich weiß es noch ganz genau: Da war dieses GFK-Seminar damals in Berlin – oder war es Aachen? Na egal! Auf jeden Fall haben wir da diese Übung gemacht. Da ging‘s irgendwie um Empathie. Nicht einfach so. Nein, das war schon besonders. Ich glaub, wir saßen im Kreis und jeder schrieb was auf `nen Zettel. Was war nur die Fragestellung? „Wann hast du dich geärgert?“ Oder: „Wann hast du deine Partnerin geärgert?“ Oder: „Was ärgert dich überhaupt???“ Genau irgendwie etwa so. Ich weiß auf jeden Fall noch, dass ich total berührt war und sich dadurch in unserer Partnerschaft echt was verändert hat. Ich glaub, ich mach das heute Abend in meiner Übungsgruppe. Die werden total begeistert sein. Jetzt muss ich mir nur noch überlegen, welche Farbe die Zettel haben sollen...

Wenn wir es mal reduzieren, dann ist das Schema der Übungen auf Basis der Gewaltfreien Kommunikation recht einfach. Im Wesentlichen geht es um Gefühle und Bedürfnisse –meine oder deine – erfüllt oder nicht erfüllt – gefeiert oder bedauert. Dazu dann noch je nach Aufgabenstellungen Beobachtungen und Bitten, dazu ein „Nein“ und dann der Umgang damit. Aus diesen Zutaten entstehen allerdings unzählige Übungen, die so unterschiedliche Bereiche des menschlichen Miteinanders beleuchten können wie Konfliktgespräche, Glaubenssatzarbeit, Selbstempathie, Bearbeitung von Traumata, Ausdruck von Wertschätzung und Freude, usw.

Als Trainer oder Übungsgruppenleiter besteht die Kunst darin, diejenige Übung anzubieten, die gerade hilfreich erscheint und dabei möglichst klar zu sein in den Anweisungen. Ansonsten reden alle „über“ die Übung, statt zu üben. Ich freue mich sehr über das vorliegende Buch mit einer Sammlung von Schätzen unterschiedlicher Trainer. Ich feiere die Kreativität und die Freude am Teilen und die Leichtigkeit, die entstehen kann, wenn wir in Trainings weniger die Aufmerksamkeit auf das „wie“, denn auf die empathische Begegnung und das Lernen richten können.

Frank Gaschler

Autor von: „Ich will verstehen, was Du wirklich brauchst – Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern.” Das Projekt Giraffentraum.

Einleitung

Die Autorinnen

Birgit Schulze begeistert sich seit Jahren für die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) und damit auch für deren Einsatz im Arbeitsleben. Zur GFK kam sie jedoch durch ihre Kinder. Ihr ging es um einen verbindenden Austausch auch in für sie schwierigen Situationen, in denen sie ihren Kindern auf Augenhöhe begegnen möchte. Sie wollte auf Aussagen verzichten, die eine „wenn-dann“-Forderung nach sich ziehen, wie „Wenn Du jetzt nicht den Tisch mit abräumst, dann werde ich echt sauer!“ Die GFK unterstützte sie schnell dabei, ihren Kindern anders zu begegnen.

Gleichzeitig entdeckte Birgit Schulze die Gewaltfreie Kommunikation für den Einsatz im Arbeitsleben. Als Reklamations- und Beschwerdemanagerin setzte sie die GFK bei ihren Kunden und Kollegen wirkungsvoll ein. Die GFK gab ihr erstmals die Sicherheit einem aufgebrachten Kunden mit Ruhe zu begegnen. Sie verlor die Angst vor emotional aufgeladenen Situationen und trug dank der GFK zu einem positiven Ausgang der Reklamation- bzw. Beschwerde bei.

Sie hat mehrere intensive Trainings in GFK genossen und sich inzwischen als Wirtschaftsmediatorin ausbilden lassen. Heute arbeitet Birgit Schulze als freiberufliche Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation und Wirtschaftsmediatorin. Birgit Schulze ist aktives Mitglied des Netzwerkes Gewaltfreie Kommunikation Darmstadt-Südhessen e.V

Die Idee zu diesem Buch entstand in einem GFK-Vertiefungsseminar, an dem Birgit Schulze als GFK-Übende teilnahm und Irmtraud Kauschat als Trainerin kennenlernte.

Irmtraud Kauschat kam erstmals 1994 mit GFK in Berührung. Sie war damals als Begleiterin auf einem „Intercultural Peace Camp“ in Ungarn, das für Jugendgruppen aus verschiedenen west- und ost-europäischen Ländern sowie Serbien, Kroatien und Bosnien veranstaltet wurde. Das war gerade nach dem Krieg zwischen Serbien und Kroatien. Sie war beeindruckt über die friedliche Atmosphäre, die zwischen den Jugendlichen aus Serbien und Kroatien herrschte. Sie fand heraus, dass die serbischen Jugendlichen mit GFK-Trainerinnen aus Belgrad dort waren, die auch einen GFK-Workshop gaben. Wie sie die beiden Trainerinnen erlebte in der teilweise sehr spannungsgeladenen Nachkriegsatmosphäre, machte sie sehr neugierig auf die Gewaltfreie Kommunikation.

Sie blieb weiter mit der Gewaltfreien Kommunikation in Kontakt und integrierte sie in ihr persönliches und berufliches Leben als Ärztin und Trainerin. Die Menschen, die zu ihr in die Praxis kommen, profitieren davon, weil sie in der Sprechstunde Einfühlung bekommen, etwas über ihre unerfüllten Bedürfnisse erfahren und sie mit ihnen versucht herauszufinden, wie sie diese erfüllen können.

1996 und 1997 gab sie Kurse in Gewaltfreier Kommunikation in Kroatien und Bosnien. Seit 2006 ist sie zertifizierte Trainerin (CNVC), seit 2007 bietet sie Ausbildungskurse an. Sie ist seit 2007 regelmäßig als GFK-Trainerin in Kenia tätig, in den letzten Jahren auch in Israel, Island und der Ukraine.

Sie ist Mitbegründerin und Vorsitzende des Netzwerkes Gewaltfreie Kommunikation Darmstadt-Südhessen e.V. und des Netzwerkes D-A-CH deutsch sprechender Gruppen für Gewaltfreie Kommunikation e.V.

Wertschätzung

Unsere Wertschätzung geht an Frank Eberhard, der die Idee hatte, ein Büchlein zur GFK mit Übungen zu schreiben. Ohne diese Idee wäre dieses Buch nicht geschrieben worden.

Und ohne das Zutun der folgenden Personen wäre das Buch nicht das geworden, was es jetzt ist. Wir danken Nicole Leipert-Knaup für die Zusammenarbeit zu den Schlüsselunterscheidungen und die von ihr beigetragenen Übungen, Suse Schmitt für die graphische Gestaltung und den sicheren Blick für kleine und große Fehler, Yo Rühmer für die Illustrationen, Foto Studio Hirch für die Fotos, Frank Gaschler für das Vorwort, Joachim Born, Margrit Engel-Lippert, Petra Reuter und Christiane Welk für das Korrekturlesen, Uwe Peter für das Lektorat und seine immer wieder kehrenden Ratschläge in Bezug auf unser Expertentum.

Einige Übungen wurden uns geschenkt oder haben wir von anderen geliehen. Dafür drücken wir den folgenden Personen unsere Wertschätzung aus: Bridget Belgrave und Gina Lawrie, Stefan Fuchs, Frank und Gundi Gaschler, Nada Ignjatovic (†), Miki und Inbal Kashtan († 2014), Nicole Leipert-Knaup, Kathleen McFerran, Monika Oboth, Milli O'Naire (†), Katharina Ossko, ...

Mein persönlicher Dank gilt außerdem meinem Mann Stefan und meinen beiden Kindern Jean und Ben, die mir während der Entstehung die notwendige Zeit und Ruhe gelassen haben. (Birgit Schulze)

Mein persönlicher Dank gilt Christa Morf und Laurence Reichler, die meine ersten Gehversuche mit der GFK über einige Jahre begleitet haben sowie den vielen Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern, die bereitwillig mit mir geübt haben. (Irmtraud Kauschat)

Danke auch besonders an Marshall B. Rosenberg, der uns die GFK geschenkt hat.

Unsere Intention

Mit diesem Buch wollen wir Menschen, die Gewaltfreie Kommunikation weitergeben und solche, die schon Erfahrung mit der GFK gesammelt haben, ein Übungsbuch an die Hand geben. Sie finden in diesem Buch zahlreiche Übungen zu den GFK relevanten Themenbereichen. Es handelt sich dabei um Übungen, die uns bereichert und oft auch viel Freude, Verbindung und Wachstum ermöglicht haben. Möglicherweise wurden noch mehr Bedürfnisse erfüllt. So entstand im Laufe der Zeit eine Sammlung zu den unterschiedlichen Bereichen der GFK. Einige Übungen haben wir neu-, andere weiterentwickelt. Manche Übungen wurden uns geschenkt und wieder andere sind uns so wichtig, dass wir sie von anderen Trainern übernommen haben (diese sind speziell gekennzeichnet). Wir hoffen, mit dieser Sammlung einen Beitrag zur Entwicklung des GFK-Bewusstseins für Interessierte zu leisten und gleichzeitig Trainerinnen ein Spektrum an Übungen zur Verfügung zu stellen. Die Übungen können für Anfänger und Fortgeschrittene eingesetzt werden. Manche Übungen eignen sich zur Einzelarbeit, andere können als Partnerübungen durchgeführt werden und wieder andere in Kleingruppen oder im Plenum. Jede Übung ist entsprechend gekennzeichnet. Dies dient als Erleichterung zur Planung Ihrer Seminare/Übungseinheiten.

Über Ihr Feedback freuen wir uns, denn es zeigt uns, dass das Buch gelesen und auch benutzt wird. Wir wünschen Ihnen viel Spaß und Wachstum.

Zum Aufbau des Buches

Zu Beginn finden Sie eine kurze Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation. Darin beschreiben wir für Sie die Geschichte der GFK, die Grundannahmen sowie die Methode. Daran schließen sich die 13 Kapitel zu den verschiedenen Übungsbereichen zur

Planung Ihrer Trainingseinheiten an. Am Ende jedes Übungskapitels haben wir Leerseiten mit unserer Übungsstruktur eingefügt. Diese können Sie dazu nutzen, dieses Buch um „Meine eigene Übung“ zu ergänzen. So können Sie beim Planen Ihrer Übungseinheiten auch auf Ihren eigenen Übungsvorrat zurückgreifen.

In dem Kapitel Schlüsselunterscheidungen wollen wir anregen herauszufinden, in welchen Situationen Sie auf der Basis des GFK-Bewusstseins kommunizieren bzw. wo Sie sich weiter in diese Richtung entwickeln wollen.

Im kostenlosen Downloadbereich zu diesem Buch finden Sie Kopiervorlagen, die wir für unsere Seminare entwickelt haben und sie auf diesem Wege mit Ihnen teilen. Wir freuen uns, wenn Sie diese nutzen und uns dabei als Autorinnen angeben. www.gewaltfrei-uebungen.de

Ihr Feedback ist uns wichtig

Wir wünschen uns Rückmeldung zu unserem Buch. Vielleicht finden Sie an einigen der Übungen besonderen Gefallen oder Sie entwickeln selbst Ideen zu Variationen? Möglicherweise enthält dieses Buch Ihre Lieblingsübung auch gar nicht? Wenn Sie möchten, schicken Sie uns Ihre Übungen. In einer weiteren Auflage nehmen wir diese gerne unter Nennung der Autorin auf. Als Dankeschön erhalten Sie ein Gratisexemplar der neuen Auflage, handsigniert.

Über Ihr Feedback freuen wir uns, denn es zeigt uns, dass das Buch gelesen und auch benutzt wird. Wir wünschen Ihnen viel Spaß und Wachstum! Sprechen Sie uns an oder schreiben Sie uns (z. B. per E-Mail: irmtraudkauschat@yahoo.de oder info@birgitschulze.com).

Ihre Irmtraud Kauschat und Birgit Schulze

Die Übungen und Methoden

Schreibweise und Ansprache

Wir verwenden in diesem Buch zur besseren Lesbarkeit männliche und weibliche Formulierungen. Gemeint sind in jedem Fall Frauen und Männer.

Struktur der Übungsbeschreibungen

Die Übungen sind alle in derselben Weise beschrieben /strukturiert: Sie erkennen auf einen Blick, welche Wachstumsmöglichkeit die jeweilige Übung bietet. Wenn eine Übung mit einer bestimmten Methode durchgeführt werden kann, haben wir das entsprechend beschrieben. So können Sie Ihre Übungseinheiten durch abwechslungsreiche Methoden ergänzen.

Sie sehen, für welche Anzahl der Übenden die Übung aus unserer Sicht sinnvoll erscheint. Wir haben dies durch die Kürzel auch in den jeweiligen Überschriften gekennzeichnet:

E       =  Einzelübung

P       =  Paarübung

KG   =  Kleingruppe

PL    =  Plenum

So können Sie bereits bei Durchsicht des Inhaltsverzeichnisses gezielt Übungen nach diesem Kriterium finden.

Die Dauer der Übung haben wir nach unserer Erfahrung angegeben. Diese kann jedoch in Ihrem Übungsfall individuell abweichen. Es ist eine Richtlinie zur Planung Ihrer eigenen Seminare oder persönlichen Übungseinheiten.

Sofern Material für eine Übung notwendig ist, haben wir auch dieses für Sie beschrieben. Im kostenlosen Downloadbereich zu diesem Buch finden Sie zahlreiche Kopiervorlagen zur Ihrer Anregung/Unterstützung, auf die Sie gerne zur Ausführung Ihrer Übungen zurückgreifen können. Materialien, die Sie vorbereiten, können Sie für zahlreiche andere Übungen ebenso nutzen. Viele Übungen kommen ganz ohne Übungsmaterialien aus.

Die Beschreibung der Übung gibt Ihnen einen Überblick über den Ablauf/ die Struktur der Übung. Manche Übungen haben wir mit Beispielen angereichert. In einigen Übungen werden Sie auf folgende Personen stoßen, die Ihnen helfen, den komplexen Übungsablaufleichter zu verstehen: Ayse, Maria und Petra sowie Ben, Hans und Kemal.

Viele der beschriebenen Übungen können in unterschiedlichen Variationen ausgeführt werden. Das macht die Übung offener und somit für Sie möglicherweise attraktiver.

Verwendete Methoden

Grundlage der Übungen sind verschiedene Arbeitsmethoden, die wir zur erfolgreichen Umsetzung der Übungen anwenden. Die Übungen können ohne großen Aufwand durchgeführt werden. Im Folgenden sind die von uns verwendeten Methoden beschrieben, damit Sie die Übungsanleitungen nachvollziehen können:

Karten – In vielen Übungen setzen wir Karten ein. Je nach Übung beinhalten diese Begriffe zu Bedürfnissen oder Gefühlen. Wir empfehlen, die Kopiervorlagen auszudrucken, zuzuschneiden und dann zu laminieren. So sind diese Karten wiederholt für Sie einsetzbar.

Bodenanker – In einigen Übungen verwenden wir Karten als Bodenanker. Die Karten sind mit unterschiedlichen Begriffen beschriftet, z. B. mit Bedürfnissen oder jeweils einem der vier Schritte (Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis, Bitte). Der Übende wird so immer wieder an eine bestimmte Struktur erinnert, die ihn im Übungsprozess unterstützt.

Die Verwendung von Bodenankern hat den Vorteil, dass über die kinästhetische Erfahrung in den unterschiedlichen Schritten das Erlebte besser verankert wird. Es bietet sich an, diese Bodenankerkarten auf farbiges Papier auszudrucken und anschließend zu laminieren. So können sich die Teilnehmer darauf stellen. Sie können die Bodenankerkarten auch an Stühlen befestigen und die Teilnehmer bitten, sich darauf zu setzen.

Tanzparkette (dance floor) – Diese wurden von Bridget Belgrave und Gina Lawrie entwickelt. Es gibt Tanzparkette für innere Prozesse (Selbsteinfühlung – vier Schritte, Ärger, Ja-Nein, Erzieher und Entscheider) sowie für die Kommunikation mit anderen Personen (13-Schritte, in drei Stufen). Weitere Informationen und Bestellmöglichkeit finden Sie unter: www.life-resources-shop.com.