Über das Buch

Die Natur ist aus den Fugen, das Land vom Sturm verwüstet, ein feiner Sand färbt alles blutrot. Die 16-jährige Elin lebt mit ihrer Familie auf dem Land, Überfälle und Regierungskontrollen sind an der Tagesordnung, jeder Schritt wird überwacht. Überraschend taucht Elins Tante Karin auf. Ihr Besuch gefährdet alle, denn Karin ist die Anführerin des Untergrunds. Nach ihr wird im ganzen Land gefahndet. Tatsächlich wird Elin kurz darauf von der Regierung verhört und verschleppt. Sie kann fliehen und macht sich auf einen langen lebensgefährlichen Weg nach Hause.

Mats Wahl

STURMLAND

Die Kämpferin

Aus dem Schwedischen
von Gesa Kunter

Carl Hanser Verlag

Die Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel Blodregn: Krigarna bei Natur & Kultur, Stockholm.

Zitat auf Seite 15: Stevie Smith, Not Waving but Drowning, aus:
New Selected Poems, New Directions Publishing Corporation, 1988

Songtext auf Seite 157/158: Nat Burton:
The White Cliffs of Dover, 1941

Zitat auf Seite 159: Winston Churchill, Rede vor dem
Britischen Unterhaus vom 4. Juni 1940

Zitat und Songtext auf Seite 160: Ross Parker/Hughie Charles:
We’ll meet again, 1939

Zitat auf Seite 163: Oscar Wilde: De Profundis, 1895–1897

Zitat auf Seite 345: Njals Saga: Die Saga von Njal und dem Mordbrand,
herausgegeben und übersetzt von Hans-Peter Naumann, Wien 2011 (LIT Verlag)

Abdruck mit freundlicher Genehmigung

Zitat auf Seite 350: Taira no Kanemori: Bambuflöjten,
aus dem Schwedischen von Gesa Kunter

ISBN 978-3-446-25225-7

© Mats Wahl, 2014

Alle Rechte der deutschen Ausgabe:

© Carl Hanser Verlag München 2016

Umschlag: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen

Piktogramme: Thinkstock, getty images

Satz im Verlag

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1

Sie reiten von Liden aus nach Norden. Als sie den Ripsee vor sich liegen sehen, zügelt Vagn das Pferd. Er dreht sich im Sattel zu ihnen um.

»Der sieht kalt aus.«

Folke zuckt mit den Schultern, Elin reitet an ihn heran und gibt ihm einen Klaps zwischen die Schulterblätter. Sie trägt gelbe Handschuhe und vom See bläst ein Wind herauf, der die Wangen rot färbt.

Als sie fast unten am Seeufer angelangt sind, nähert sich ihnen von Westen ein Hubschrauber. Die drei Reiter zügeln die Tiere und reden beruhigend auf sie ein, während die Maschine dicht über ihren Köpfen hinwegfliegt.

Folkes Pferd trippelt ein paar Schritte zur Seite. Er beugt sich vor und flüstert dem Tier ins Ohr. Doch dann ist der Hubschrauber schon über dem See, steigt höher und verschwindet über den Hügeln auf der Nordseite. Die Pferde beruhigen sich. Sie reiten hinunter zum Sandstrand, dorthin, wo Elin und Vagn schwimmen gelernt haben. Der Strand ist so klein, dass es eng wird, als die drei Pferde nebeneinanderstehen.

Folke steigt ab, während Vagn und Elin sitzen bleiben. Vagn streicht seinem Pferd mit der behandschuhten Hand über den Rücken, während Elin etwas in ihren Jackentaschen sucht.

»Armer Folke, nur weil die Schneeglöckchen ihre Köpfe hervorstrecken, ist noch längst kein Badewetter.«

Folke hockt sich ans Ufer und hält die rechte Hand ins Wasser. Er hat den Kragen der Jacke hochgeschlagen und trägt eine Lederkappe mit herunterhängenden Ohrenklappen.

»Ist es warm?«, fragt Vagn.

»Nicht am Ufer«, antwortet Folke.

»Vielleicht weiter draußen«, mutmaßt Vagn.

Im Sattel sitzend schlingt Elin die Arme um ihren frierenden Oberkörper, während Folke die Jacke auszieht und Pullover, Schuhe, Strümpfe sowie Hose und lange Unterhose ablegt. Schließlich hat er nur noch die Kappe auf dem Kopf. Elin zieht die Handschuhe aus und fischt eine fingerbreite Mutter aus der Jackentasche. Sie bindet eine Schnur daran und knotet an das andere Ende der Schnur einen Korken. Als sie den Knoten geprüft hat, dreht sie sich zu Folke um:

»Bist du bereit?«

Er nickt, nimmt die Kappe ab und gibt sie ihr. Elin wirft die Mutter samt Korken und Schnur hinaus aufs Wasser. Ein Stück vom Ufer entfernt versinkt alles mit einem gluckernden Geräusch.

»Du hast nicht weit genug geworfen«, rügt Vagn.

»Wo er gelandet ist, ist das Wasser tief genug«, behauptet Elin.

»Du hast trotzdem nicht weit genug geworfen.«

»Er muss tauchen. Das genügt.«

»Du hast nicht weit genug geworfen.«

»Ich bin nicht so gemein wie du.«

»Vielleicht ist es ja weiter draußen wärmer«, sagt Vagn und lacht.

Während sie reden, watet Folke tiefer ins Wasser, bis zu der Stelle, wo nach dem Versinken von Mutter und Korken keine Ringe mehr auf der Oberfläche sichtbar sind, und taucht ab. Nach einer Weile kommt er wieder hoch, prustet und streicht sich die Haare aus dem Gesicht. Er macht ein paar Schwimmzüge Richtung Ufer, bis er Grund unter den Füßen hat.

»Hast du die Mutter?«, fragt Elin.

Folke watet an Land, öffnet die Hand und reicht Elin die Mutter mit Korken und Schnur. Sie nimmt sie entgegen, steckt sie zurück in die Jackentasche und setzt ihm die Kappe auf den Kopf.

»Dir ist dein Schwanz abhandengekommen«, feixt Vagn. »Er ist kleiner als der Fingerhut unserer Mutter.«

Folke zittert vor Kälte und Elin sieht an ihm hinab. Da hören sie einen Kugelhagel von der anderen Seite der Hügel und sie drehen sich zu dem Geräusch um.

»Wildschweine«, sagt Vagn, während Folke sich mit dem Handtuch abtrocknet, das Elin ihm gereicht hat.

Als sie auf den Hof reiten, kommen Hubschrauber von Norden und fliegen so niedrig, dass es aussieht, als würden sie mit dem Windrad kollidieren. Unter der dröhnenden Maschine hängt das Netz, in dem die toten Wildschweine liegen, einer der Wildschweinkörper blutet noch immer. Als der Hubschrauber über den Hackklotz hinwegfliegt, fällt ein Schwall Blut herunter und landet neben der Axt. Es sieht aus, als wäre dort einem Huhn gerade der Kopf abgeschlagen worden. Den zerschundenen toten Menschenkörper zwischen den Schweinen entdeckt niemand.

2

Elin hat Gerda im Arm und ihre Wangen sind noch gerötet, als sie leise in das Zimmer des Alten schlüpft und sich zu ihm auf die Bettkante setzt. Das Baby beginnt zu weinen, Elin knöpft das Hemd auf, macht die Brust frei und Gerda verstummt. Der Alte öffnet die Augen und legt eine Hand auf Elins Oberschenkel.

»Bist du draußen gewesen?«

»Wir sind zum Ripsee geritten. Folke musste tauchen. Er hat eine Wette verloren.«

»Um was habt ihr gewettet?«

»Dass ich länger den Atem anhalten kann als er.«

Der Alte verzieht den Mund, doch nicht so weit, dass es als Lächeln bezeichnet werden kann. Er ist unrasiert und blass.

»Gerda scheint Hunger zu haben.«

»Sie hat immer Hunger.«

»Das hattest du auch immer.«

»Wie fühlst du dich?«

»Müde.«

»Brauchst du irgendetwas?«

»Die Fernbedienung.«

Elin streckt sich danach und reicht sie dem Alten, der auf ein paar der Tasten drückt. Auf der Bildwand erscheint ein Klavierspieler.

»Wer ist das?«

»Kempff. Guck dir seine Augen an. Er sieht die beiden Weltkriege. Seine Trauer ist endlos.«

Der Alte schließt die Augen und drückt Elins Oberschenkel. Er ist sehr schwach und sein Griff ist nicht besonders fest.

»Tut dir was weh?«

»Nein.«

»Hast du etwas von Åke bekommen?«

»Nur das, was ich vorher schon hatte.«

»Möchtest du allein sein?«

»Bleib doch noch ein Weilchen hier sitzen.«

Sie sitzt noch eine Weile bei Frans am Bett. Als sie die Brust wechselt und das Kind an die andere legt, öffnet der Alte die Augen, und als das Kind zur Ruhe gekommen ist und nicht mehr strampelt, schließt er sie wieder.

Nachdem Gerda fertig getrunken hat, schlafen sowohl das Kind als auch der Alte. Elin schaltet leiser und die Beethovensonate mit dem Schwarz-Weiß-Bild des gealterten Gesichts und dem nahezu bewegungslosen Körper am Flügel wird erneut abgespielt. Sie steht auf, geht in die Küche und zieht die Tür hinter sich zu. Vagn, Folke und Åke sitzen am Tisch. Sie trinken Tee und essen Mandelgebäck. Elin setzt sich neben Vagn und wendet sich dem Onkel zu.

»Wie geht es ihm?«

»Er ist sehr müde«, antwortet Åke. »Das Herz macht es vermutlich nicht mehr sehr lange.«

»Und er will nicht ins Krankenhaus gehen?«

Åke schüttelt den Kopf. Vagn steht auf und holt eine Tasse für seine Schwester.

Elin zieht ein Stück Decke über den Kopf des Kindes.

»Sie sieht zufrieden aus«, sagt Åke, den Blick auf Gerda gerichtet.

Elin lächelt.

»Gerda ist immer zufrieden.«

Åke und Folke stehen auf.

»Jetzt müssen wir nach Hause.«

Lisa kommt aus ihrem Zimmer.

»Hola!«, ruft Åke.

»Buenas tardes«, antwortet Lisa.

Åke und Folke gehen ins Arbeitszimmer, wo sich Gunnar und Anna an ihren Computern gegenübersitzen und Wertpapiere kaufen und verkaufen. Anna trägt einen Pyjama und hat ungewaschene Haare.

Åke bleibt in der Tür stehen und Folke stellt sich neben ihn. Er ist einen halben Kopf größer als der Vater.

»Ich habe ihm schmerzstillende Mittel und Schlaftabletten für die Nacht gegeben, aber ich glaube nicht, dass es ihm schwerfallen wird zu schlafen.«

Anna erhebt sich, Gunnar lehnt sich im Stuhl zurück und legt die Hände in den Nacken. Anna geht zu Åke und umarmt ihn.

»Wie lange hat er noch?«

»Eine Woche, einen Monat oder ein paar Stunden. Es kann jederzeit passieren.«

Anna umarmt Folke.

»Schön, dich zu sehen. Es ist viel zu lange her seit …«

Sie beendet den Satz nicht.

Gunnar streckt den Arm aus und winkt.

»Wiedersehn, Åke, und danke! Wiedersehn Folke!« Er wendet sich im Stuhl sitzend um, richtet den Monitor und tippt etwas auf der Tastatur. Die Hunde begleiten die Gäste nach draußen.

3

Lisa steht auf dem Hof und hält eine Puppe im Arm. Sie sieht zu, wie Gunnar den Korb auf dem Sulky befestigt und die Pferde davorspannt.

Anna tritt mit Gerda im Arm aus dem Haus und Elin und Vagn kommen aus dem Stall dazu. Elin reitet auf Black und Vagn sitzt auf Kille. Der Himmel leuchtet blau und niemand ist schwarz gekleidet.

Gunnar schließt die Tür ab und steigt in den Sulky. Lisa setzt sich zwischen Gunnar und Anna. Gerda liegt in Annas Armen, eingewickelt in eine himbeerfarbene Decke.

Sie brechen auf und Elin reitet neben Vagn, beide lachen über etwas, das Lisa zu verstehen versucht.

Als sie unten am Sicherheitsweg ankommen, erwacht Gerda und schreit. Elin steigt ab, Anna steigt aus dem Sulky und reicht ihr das Kind. Während Anna einen Fuß in den Steigbügel stellt und sich in Blacks Sattel schwingt, nimmt Elin nun im Sulky Platz.

Gunnar versucht vergeblich, eine Verbindung zur Verkehrsbehörde aufzubauen.

»Die Leitung ist tot.«

Elin und Vagn versuchen nun auch beide, mit ihren Mobilen die Verkehrsbehörde zu erreichen, aber es passiert nichts.

Von oben aus der Kurve bei Wongs kommt ein Wagen, der von zwei Pferden gezogen wird. Auf dem Kutschbock sitzt Tor aus Målgårn, hinter ihm fünf seiner Enkel. Nach ihm kommt sein ältester Sohn Hammar mit seiner Frau Lina und drei Hunden. Die beiden Wagen halten vor der Familie aus Liden. Lina kämmt ihre langen Haare. Hin und wieder pflückt sie eine Haarsträhne aus dem Kamm, die sie auf den Asphalt fallen lässt.

»Unser Beileid«, sagt Tor und er und Anna blicken einander an. »Frans war ein feiner Kerl.«

Zu Gunnar gewandt sagt er: »Seit gestern Abend gibt es keine Verbindung. Wir versuchen es zu ignorieren. Kommt mit, hier können wir nicht stehen bleiben.«

Gunnar sucht Annas Blick.

»Können wir nicht in Schwierigkeiten kommen?«

»Es passiert schon nichts«, verspricht Tor.

»Versuchen wir’s«, sagt Gunnar, schnalzt und treibt die Pferde an. Die Pferde setzen sich in Gang. Als sie auf der asphaltierten Straße ankommen, guckt Gerda die Mutter an.

»Sie hat wieder Hunger«, sagt Elin und öffnet die Jacke.

»Wird deine Milch nie leer?«, fragt Lisa und legt sich die Puppe an die Brust. »Meine Milch auch nicht. Ich habe mehrere Liter davon.«

Und dann erzählt sie der Puppe vom Großvater.

Elin wickelt den Deckenzipfel enger um Gerdas Kopf.

Der Redner, der eine Ansprache am Grab hält, macht seine Sache gut. Bei der Treppe vom Gemeindehaus machen die Beerdigungsgäste einen Abstecher zu der Schonung vor Grusvalds Haus.

Dort liegt ein abgestürzter Beobachter. Seine Flügel haben eine Spannweite von vier Metern, er hat ein breites Heck und sieht aus wie ein heruntergefallener Blechadler mit drei Kronen auf der verbeulten Nasenpartie.

Grusvald erzählt mit lauter Stimme, wie er ihn vom Küchenfenster aus gesehen hat, wie das Flugobjekt dann immer tiefer und in immer engeren Kreisen sank und wie er dachte, dass es auf den Hof stürze.

»Aber dann flog er wieder hinauf, ungefähr auf Höhe der Fahnenstange. Einen Moment sah es aus, als würde er weitersteigen, bevor er dann in die Schonung sackte, krachend durch die Zweige brach und landete. Das Militär war innerhalb einer Stunde hier. In den Nachrichten haben sie nichts dazu gesagt. Auch nicht in den Lokalnachrichten. Da bringen sie doch sonst alles. Als Kohlen-Nilssons Katze Junge bekommen hat, lief es auf der Bildwand. Genauso als Flicken-Lisa hundert Jahre alt wurde, da waren es fünf Minuten mit Interview und allem. Aber wenn ein Militärflugzeug hinter meiner Scheune vom Himmel fällt, sagt niemand ein Wort.«

Es folgt Gemurmel und viel Gerede auf dem Weg zum Gemeindehaus. Als sie eintreten, packen Tollnilsar und Grusvald ihre Instrumente aus und stimmen sie. Es wird Bier ausgeschenkt und Schnaps in kleinen hohen Gläsern, dazu gibt es Knäckebroträder und Teller mit gebeizter Forelle auf den mit Tischtuch gedeckten Tischen an der Tür sowie hinten im Saal.

Jemand öffnet ein Fenster und sagt, so viele Leute hätten sie im Gemeindehaus nicht mehr gehabt, seit Rune aus Skattfalle zu Grabe getragen wurde, und das sei immerhin bald zehn Jahre her.

Tollnilsar und Grusvald spielen Lieder, die sie gemeinsam mit Frans früher auf Hochzeiten und Begräbnissen gespielt haben. Zwischen den Liedern erwähnen sie etwas, das Frans getan oder gesagt hat.

»Er konnte die Geige unterm Kinn geklemmt haben und dabei erzählen und lachen«, sagt Grusvald und blickt in den Saal. »Er winkte mit den Händen, stach mit dem Bogen in die Luft und die Geige blieb da, wo sie saß. Manchmal passierte es, dass die Leute anfingen zu weinen, wenn er zu spielen begann. Er war ein Spielmann, wie man ihn heute nur noch selten trifft.«

Danach erzählt Tollnilsar, der dabei war, als Frans Reichsspielmann wurde. Anschließend spielen sie einige der Lieder, die Frans selbst geschrieben hat. Nach dem ersten sagt Grusvald, dass niemand, der tanzen will, sich genieren muss, eine größere Ehre könne man einem Spielmann gar nicht erweisen, als auf seiner Beerdigung zu tanzen.

Einige junge Mädchen sehen sich um und versuchen herauszufinden, ob das, was über das Tanzen gesagt wurde, ernst gemeint ist. Vagn geht auf eines von ihnen zu und fordert es auf. Sie tanzen einen Walzer, den Frans für Grusvalds Hochzeit geschrieben hat. Das Mädchen hat rote Wangen und tanzt den Walzer sehr gut. Folke fordert Hammars Frau mit den langen Haaren auf und sie tanzen fast noch besser. Ein paar Leute flüstern, dass Hammar diese Art Tanz wohl nur ungern sehen wird.

Kurze Zeit später wird das Geigenspiel beendet und die Menschen stehen in Trauben und unterhalten sich darüber, was mit der Regierung geschehen wird.

»Sie können die Festung jeden Moment stürzen«, sagt Valdemar Hanson, der im Gemeinderat sitzt und eine Schwägerin im Reichstag hat. »Dass ihre Drohnen abstürzen, ist ein gutes Zeichen.«

Lisa zeigt den Kindern von Målgårn ihre Puppe und erzählt von ihrer zweiten, die die Wildschweine geholt haben, als sie sie draußen vergessen hat.

Dann bemerkt Lisa die hochschwangere Frau in weißer Strickjacke und geblümtem Kleid, die sich mit Elin unterhält. Lisa nimmt Elins Hand und betrachtet mit offenem Mund Ida Torsons Bauch.

»Jeden Moment«, sagt Ida. »Es wird ein Junge. Er soll Harald heißen oder vielleicht Gunnar.«

»Harald«, wiederholt Elin. »Ja, natürlich.«

»Gerdas Papa hieß Harald«, informiert Lisa.

»Ich weiß«, sagt Ida und streicht Lisa über das Haar. »Ich bin Haralds Schwester.«

Lisa ist sprachlos.

»Viel Glück!«, sagt Elin, als Idas Mann Vidar dazukommt und sich neben seine Frau stellt. Er ist außergewöhnlich breitschultrig und hat ein breites Kinn, aber dem Gerede der Leute zufolge ist er liebenswürdig. Er betrachtet Gerda, lächelt und legt den Kopf schief.

»Sieht aus wie ein kleiner Torson.«

»Bald kommt noch einer dazu«, sagt Ida und legt die Hände auf den Bauch, als müsste sie das Ungeborene festhalten.

»Er tritt«, sagt sie. Lisa blickt zu ihr auf.

Das Mädchen legt eine Hand auf Idas Bauch, und als es spürt, wie das Kind tritt, strahlt es über das gesamte Gesicht.

Der Kaffee und die Torten werden hereingetragen, zwei Tische zusammengeschoben und auf den Tisch ein Stuhl gestellt, auf dem Elin Platz nimmt. Vagn reicht ihr die Gitarre und es wird still im Saal. Gerda liegt ruhig in Annas Armen.

»Frans hat mir das Gitarrespielen beigebracht«, sagt Elin mit kräftiger, klarer Stimme. »Er hat mir gezeigt, wie man spielt, als ich noch nicht einmal den Gitarrenhals umfassen konnte, und er hat mir die Griffe gezeigt, während ich auf seinem Schoß saß. Ihm verdanke ich es, dass ich Gedichte so mag, und er war es, der gesagt hat, dass ich das eine mit dem anderen verbinden soll. Vor einem Jahr hat er mir diesen Text hier gezeigt und ich habe die Musik dazu geschrieben. Er hat gesagt, dass ich es auf seiner Beerdigung spielen soll.«

Sie beugt sich über die Gitarre, und während sie singt, senkt Anna den Kopf und küsst Gerda auf die Stirn.

Nobody heard him, the dead man,

But still he lay moaning:

I was much further out than you thought

And not waving but drowning.

Poor chap, he always loved larking

And now he’s dead

It must have been to cold for him his heart gave way,

They said.

Oh, no, it was too cold always

(Still the dead one lay moaning)

I was too far out all my life

And not waving but drowning.

Anschließend brechen die Leute auf. Die Nachmittagskälte breitet sich unter dem immer blauer strahlenden Himmel aus. Elin nimmt Gerda auf den Arm und geht zum Friedhof. Sie geht an Frans’ Grab vorbei und weiter zu der Stelle, wo Harald liegt. Gerda gluckst vor sich hin und streckt ihre Finger nach dem Gesicht der Mutter aus.

Haralds Grab hat einen Stein aus Granit bekommen, so groß wie ein Zehnlitereimer. Elin streicht dem Kind über den Kopf und steht eine Weile da. Dann kehrt sie zum Gemeindehaus zurück, legt das Kind in Annas Arme und steigt in den Sattel. Sie reitet vor den anderen nach Hause, ohne sich umzusehen.

4

Lisa kriecht unter die Decke und Anna sitzt auf der Bettkante.

»Warum lebt man?«, will das Mädchen wissen.

Anna hält einen Moment inne, bevor sie antwortet. Lisa wird ungeduldig und wiederholt die Frage:

»Warum lebt man?«

»Weil man geboren wurde.«

»Aber warum wurde man geboren?«

»Weil die Menschen Kinder haben wollen.«

»Warum wollen sie das?«

Anna streicht ihr über die Wange.

»Weil es schön ist mit Kindern.«

Lisa runzelt die Stirn.

»Du und Papa konntet doch nicht wissen, ob es schön mit mir werden würde.«

»Nein, das stimmt.«

»Und manchmal bin ich nicht nett.«

»Das stimmt auch.«

Lisa lächelt.

»Und manchmal bist du nicht nett.«

»Das stimmt wirklich.«

Lisa schweigt eine Weile, bevor sie weiterspricht:

»Glaubst du an Gott?«

»Nein.«

»Glaubt Elin an Gott?«

»Ich glaube nicht.«

»Und Vagn?«

»Vagn glaubt nicht an Gott.«

Lisa schweigt wieder. Dann fragt sie weiter:

»Wenn da jemand ist, der alles bestimmt, warum sollte er dann wollen, dass es Wildschweine gibt?«

»Das sind Fragen, die man denen stellen muss, die an Gott glauben.«

»Kennen wir jemanden?«

»Nicht, dass ich wüsste. Der Pfarrer, der Großvater begraben hat, natürlich, aber den kennen wir kaum.«

»Warum wollte Großvater von einem Pfarrer begraben werden, wenn er nicht an Gott geglaubt hat?«

»Vielleicht, weil es ihm richtig vorkam.«

»Wie kann es einem richtig vorkommen, von einem Pfarrer begraben zu werden, wenn man nicht an Gott glaubt?«

»Ich weiß nicht, was er dachte.«

»Du hättest ihn fragen müssen.«

»Es gibt vieles, was ich hätte fragen sollen.«

»Da war ein alter Mann, der gesagt hat, dass Großvater ein Weiberheld war.«

»Was war das für ein Mann?«

»Er war groß und trug eine Kappe und mit dem einen Auge stimmte was nicht. Es war, als ob das Augenlid runterhing.« Lisa legt den Zeigefinger auf ihr rechtes Augenlid und zieht es herunter. »Weißt du, wer das war?«

»Ja«, antwortet die Mutter.

»Warum hat er gesagt, dass Großvater ein Weiberheld war?«

»Ich weiß es nicht.«

»Was ist ein Weiberheld?«

»Jemand, der Frauen mag.«

»Ist Papa ein Weiberheld?«

»Das glaube ich nicht.«

»Aber er mag dich.«

»Das stimmt. Vielleicht ist er also doch ein Weiberheld.«

»Wie alt werde ich sein, wenn du stirbst?«

»Keine Ahnung.«

»Aber ungefähr.«

»Das kann man nicht wissen.«

»Warum nicht?«

»So ist das Leben. Wir wissen morgens nicht, was bis zum Abend passieren wird.«

»Wusste Großvater, dass er sterben wird?«

»Ja.«

»Hatte er Angst?«

»Ich glaube nicht.«

»Jetzt liegt er unter der Erde.«

»Ja.«

»Schade, dass ich nicht an Gott glaube.«

»Warum?«

»Wenn ich an Gott glauben würde, könnte ich daran glauben, dass Großvater und ich uns im Himmel wiedertreffen. Wir könnten jeder auf seiner Wolke sitzen und er könnte mit den Engeln singen. Er wäre doch bestimmt auch im Himmel Spielmann geworden. Könnte ich heute Nacht sterben?«

»Das ist nicht anzunehmen.«

»Woher weißt du das?«

»Ich weiß gar nichts, aber es ist einfach unwahrscheinlich.«

»Also glaubst du nicht, dass ich heute Nacht sterbe?«

»Ich bin sicher, dass du in ungefähr acht Stunden aufwachen wirst, und dann wirst du dich hinsetzen, um ungefähr zwanzig spanische Vokabeln zu lernen, und du wirst die Bildwand anschalten und mit all deinen Freunden in all deinen Sprachen sprechen.«

»Ich kann Schwedisch, ein bisschen Englisch und ein kleines bisschen Spanisch.«

»Und außerdem kannst du auf den Händen gehen, Gleichungen lösen und auf Black reiten.«

»Und ich bin erst acht.«

»Genau. Und wenn man erst acht ist, muss man um diese Uhrzeit längst schlafen.«

Lisa lacht.

»Sag Papa, dass er noch kommen und mich in den Arm nehmen soll.«

5

Draußen vor dem Fenster ist es dunkel und Gerda und Lisa schlafen. Anna, Gunnar und Elin sitzen am Küchentisch, auf den Vagn eine Teekanne und einen Teller mit Mandelgebäck stellt.

»Es war eine schöne Beerdigung«, sagt Gunnar und sieht seine Frau an.

Sie nickt.

»Morgen früh werde ich den Stein bestellen.«

»Was wollte er darauf haben?«

»Den Namen und das Datum.«

Vagn gießt ihnen Tee ein und Anna nimmt einen Mandelkeks, beißt die Hälfte ab und gibt Elin den Rest. Die wendet das Gebäckstück in der Hand, als würde sie überlegen, was sie damit machen soll.

»Lisa hat gefragt, warum man lebt«, erzählt Anna.

Elin steckt den Keks in den Mund.

»Die Beerdigung hat natürlich Fragen aufgeworfen.«

»Habt ihr Hammars Gesicht gesehen, als Lina getanzt hat?«

Vagn zerkleinert seinen Keks sorgfältig mit mahlenden Kiefern, als ob er ihn zu Pulver verarbeiten wollte. Anna nickt und nimmt noch einen Mandelkeks. Elin kommt ihr rasch zuvor:

»Den kannst du selbst essen.«

Anna beißt die Hälfte ab, schluckt und gibt den Rest an Vagn, der den Keks in den Mund stopft, während der Dackel mit dem Schwanz wedelt, und der Jämthund sabbernd bettelt.

Gunnar legt den Kopf schief und sieht seine Frau an.

»Was hast du gesagt?«

»Zu wem?«

»Lisa.«

»Ich habe gesagt, dass man lebt, weil man geboren wurde und weil die Menschen Kinder haben wollen.«

»Hast du nichts über Liebe gesagt?«, fragt Elin kopfschüttelnd.

»Sie hat gefragt, ob Papa ein Weiberheld ist.«

Da schaltet sich die Bildwand ein.

In der oberen Ecke des Bilds wird der Abstand zum Objekt mit 507 Metern angegeben und die Richtung mit 232 Grad. Die Geschwindigkeit des Objekts beträgt drei Kilometer in der Stunde. Gunnar ist der Einzige, der auf der Bank sitzt und die Bildwand im Blick hat. Die anderen sitzen ihm gegenüber und drehen sich jetzt um.

»Es ist eine Frau«, stellt Vagn fest und greift nach der Fernbedienung. Er zoomt das Gesicht heran, das bis zu den Augen mit einem Halstuch bedeckt ist.

Anna keucht.

»Ist es Karin?«

Gunnar beugt sich vor, hält eine Hand hinter die Flamme und bläst die Kerze aus. Dann erhebt er sich, öffnet das Fenster und schließt die metallenen Fensterläden. Anna geht zur Haustür, die Hunde folgen ihr. Auf der Bildwand ist zu sehen, wie die Frau sich das Tuch vom Gesicht reißt, als wüsste sie, dass sie beobachtet wird.

»Es ist Karin«, sagt Vagn und Anna holt tief Luft.

Die Frau rennt jetzt die Böschung herunter und auf das Haus zu. Die Nachtlichtkameras folgen ihr mit dem Vollbild links und einer Nahaufnahme von ihrem Gesicht rechts. Anna öffnet die Haustür und der Dackel bellt.

»Still«, zischt Anna und hält sich mit einer Hand am Türrahmen fest, als müsste sie sich stützen, um nicht umzufallen. Gunnar stellt sich neben sie und legt ihr einen Arm um die Taille. Elin und Vagn stellen sich vor die Eltern.

Es ist so dunkel, dass man die Person, die da auf sie zuläuft, nicht mit bloßem Auge erkennen kann, bis sie direkt an der Tür angelangt ist. Und auch da ist es noch so dunkel, dass sie sie erst richtig sehen, als Anna die Tür schließt und die Lampe anmacht.

Sie umarmt die Schwester.

Sie halten einander einen Augenblick lang fest, bis Karin einen Schritt zurückmacht und Gunnar, Vagn und Elin anblickt.

»Ich bleibe nicht lange. Und ihr dürft nicht fragen. Wir haben neunzig Prozent der Leistungskraft ihrer Computer ausgeschaltet. Sie kontrollieren fast nur noch die Nachrichten. Der Rest ist außer Gefecht gesetzt. Die Beobachter sind seit mehr als einer Woche halb blind. Sie fliegen noch weiter, weil die Leute glauben sollen, dass alles wie immer ist. Kann ich etwas zu trinken bekommen? Und ein Brot?«

Ihr Gesicht ist blass, die Wangenknochen stechen hervor und sie hat dunkle Ringe unter den Augen. Die Pupillen scheinen schwarz wie Teer und das Haar ist strähnig.

Vagn holt eine Tasse. Karin geht auf Elin zu, und als sie vor ihrer Nichte steht, bekommt sie glänzende Augen. Sie streckt eine Hand nach Elin aus und berührt mit zwei Fingern ihre Wange. Elin macht einen Schritt nach vorne und sie fallen einander in die Arme. Dann nimmt Karin die Teetasse von Vagn entgegen.

»Wie groß du geworden bist, Vagn. Wo ist Papa?«

Anna blickt zu Gunnar.

»Wir haben ihn heute beerdigt.«

Karins guckt jetzt drein, als bekäme sie einen Speer in die Seite gestochen und würde alles dransetzen, um den Schmerz nicht zu zeigen.

»Es war vor drei Wochen«, sagt Gunnar. »Er ist hier gestorben.« Und er deutet auf den Fußboden neben dem Küchentisch.

»Lisa hat eine Kreide verloren und Frans hat sich runtergebeugt, um sie aufzuheben. Dann ist er umgefallen und liegen geblieben.«

»Woran ist er gestorben?«

»Das Herz.«

Karin keucht, schweigt einen Augenblick und sucht den Blick der Schwester.

»Sie haben mich heute früh in ein Lazarett gebracht. Ich sollte einen Herzschrittmacher bekommen. Der Krankensaal, wo sie mich eingesperrt haben, wurde in Brand gesetzt.«

Karin legt die Hand unter das Schlüsselbein auf die linke Brust.

»Es ist kein Tag vergangen, wo sie mich nicht verhört haben, und sie glauben immer noch, dass ich etwas zu erzählen habe und mich ihnen offenbaren soll. Es ist eine einfache Operation mit lokaler Betäubung. Wenn ich sterben würde, würde ich ein Symbol für den Kampf werden, und das wollen sie um jeden Preis verhindern. Auf dem Heimweg wurde ich mitgenommen und jetzt bin ich hier. Ich bleibe eine halbe Stunde. Darf ich die Toilette benutzen?«

Ohne eine Antwort abzuwarten, biegt sie in den Flur ab, in Richtung Elins Schlafzimmer.

Anna holt die Reste der gebeizten Forelle und das Knäckebrot hervor. Ihre Hände zittern, als sie den Teller auf den Tisch stellt.

»Sie wird noch mehr brauchen können«, sagt Vagn. »Ich koche Eier.«

Er dreht sich zum Herd um und Elin beißt sich auf die Unterlippe. »Wenn die Polizei sie fasst, werden sie fragen, wo sie die Eier herhat.«

Anna und Gunnar drehen sich zu ihr um.

»Ja?«, sagt Gunnar und es scheint, als würde in dem kurzen Wort sämtliche Enttäuschung stecken.

»Ihr Computersystem ist zerstört«, erinnert Anna.

Elin schüttelt den Kopf.

»Das wissen wir nicht, wir vermuten es nur. Wie gut informiert ist Karin wohl nach einem Jahr Gefangenschaft? Sie weiß nur das, was ihre Freunde ihr erzählt haben.«

»Sie bleibt eine halbe Stunde«, erinnert Vagn sie, während er Haferflocken in einen Topf schüttet.

Elin schluckt, geht zum Tisch, trinkt einen Schluck Tee und stellt dann die Tasse vor sich ab. So entschieden, dass der Tee überschwappt und auf den Boden tropft. Der Dackel kommt angelaufen und schnüffelt daran.

»Sie dürfen Gerda nichts antun«, sagt Elin.

»Gerda ist wohl am wenigsten von Interesse für sie«, gibt Gunnar zu. »Karin bleibt eine halbe Stunde. Sie braucht Essen und es wird ihr guttun, einen Moment zu sitzen.«

»Mir gefällt das hier nicht«, sagt Elin. »Ich habe gefesselt auf einem Stuhl gesessen, während eine nackte Frau vor mir auf dem Fußboden lag. Ich weiß, wozu sie fähig sind. Und ich weiß, dass sie ständig Fallen stellen.«

»Wir wissen, wozu sie fähig sind«, sagt Gunnar und legt einen Arm um Elins Schultern. »Karin riskiert ihr Leben, um sie auszuschalten.«

Elin setzt sich an den Tisch und stützt den Kopf in die Hände. Vagn rührt in dem Topf mit Grütze und Karin kommt von der Toilette zurück. Sie hat die tarnfarbene Jacke ausgezogen und hält sie zusammen mit einem grauen Pullover im Arm. Das grüne Hemd trägt sie über der Hose.

»Ich habe eine Wunde am Rücken. Sie blutet. Es ist nicht der Schrittmacher, der sitzt hier.«

Sie zieht das Hemd zur Seite und zeigt auf ein Pflaster, das mit einer dünnen Kunststoffschicht bedeckt ist und so groß ist wie die Handfläche eines erwachsenen Menschen. Rund um das Pflaster breitet sich ein grüngelber Fleck aus.

»Das hier ist die Wunde am Rücken«, sagt Karin, dreht sich um und zieht das Hemd ganz aus. Ein Pflaster klebt neben dem linken Schulterblatt.

»Als sie mich festgenommen haben, haben sie einen Kontrollchip eingepflanzt. Falls ich geflohen wäre, was sie als unmöglich erachteten, hätten die Drohnen mich geortet und ich wäre entweder getötet worden oder die Hubschrauber wären gekommen und hätten mich geholt. Sie haben auch meine Schuhe und die Unterwäsche mit Chips versehen. Die Chips sind kleiner als Ameiseneier. Aber ich habe die Kleider gewechselt und den Chip im Rücken hat man herausgenommen, nachdem ich freigekommen bin. Er liegt im Graben vor Idre. Das Risiko, dass sie gerade jetzt meine Position auf ihrem Bildschirm angezeigt bekommen, ist gering.«

Karin wirft einen Blick auf die Armbanduhr, die viel zu groß für das schmale Handgelenk ist.

»Ich bleibe zwanzig Minuten. Habt ihr Pflaster?«

Anna zieht eine Schublade in der Kommode neben dem Herd auf und nimmt eine Pflasterrolle und ein paar Kompressen heraus. Karin setzt sich auf einen Stuhl, beugt sich über den Tisch und legt die Wange auf die Tischplatte.

»Reiß das alte ab und mach ein neues drauf.«

Anna und Gunnar tauschen Blicke aus und dann tritt Anna vor, setzt Daumen und Zeigefinger an den Pflasterrand und reißt.

»Ich habe eine Tochter«, sagt Elin, als Gunnar die Kompresse auf der Wunde am Rücken platziert. Anna schneidet ein Stück Pflaster ab und drückt es fest über die Kompresse.

»Sie heißt Hallgerd, aber wir nennen sie Gerda. Sie ist vier Monate.«

Karins und der Blick ihrer Nichte kreuzen sich.

»Wie schön für dich. Sie schläft bestimmt.«

Und dann dreht sie sich um zu Anna, als wolle sie das Thema wechseln.

»Und wie geht es Lisa?«

»Lisa geht es gut. Sie ist munter und neugierig und entzückt davon, Tante zu sein. Wenn ich etwas sage und streng klinge, dann sagt sie: ›So redet man nicht mit einer Tante.‹«

Karin lächelt.

»Warum fragst du nicht, wer Gerdas Vater ist?«, fragt Elin.

Karin dreht sich zurück zu Elin.

»Das will ich natürlich wissen. Wer ist Gerdas Vater?« Karins Gesichtshaut hat die gleiche Farbe wie Eierschalen und ihre Augen glänzen vor Müdigkeit.

Elin schüttelt den Kopf.

»Du weißt es, oder?«

Karin runzelt die Stirn.

»Jetzt verstehe ich nicht recht …«

»Du weißt, dass Harald Gerdas Vater ist und dass es deine Kameraden waren, die ihn ermordet haben.«

Gunnar stellt sich neben seine Tochter.

»Elin …«

»Du weißt es, weil du die Anweisung dafür gegeben hast, nicht wahr?«

»Beruhige dich, Elin«, ermahnt Gunnar sie. »Das ist nicht der rechte Augenblick.«

Elin steht auf.

»Die Polizei kann jede Minute hier sein. Ich will nicht hier sitzen und auf sie warten. Ich gehe.«

Karin steht auf mit einem Butterbrot in der Hand.

»Du hast recht. Ich sollte euch dem hier nicht aussetzen. Ich verschwinde.«

»Die Eier«, sagt Vagn.

»Ich stecke sie in die Tasche. Gib mir etwas Salz in einem Stück Papier mit.«

»Sie haben dir einen Herzschrittmacher eingesetzt«, sagt Elin. »Was haben sie dir außerdem noch eingepflanzt? Warum bist du so sicher, dass du nicht auf den Bildschirmen zu sehen bist? Nur weil du ein Ameisenei aus dem Rücken genommen und deine alten Kleider weggeworfen hast? Sie können jederzeit hier vor dem Haus auftauchen und dann will ich nicht mit Gerda hier sein.«

Karin hat sich den Rest Brot in den Mund gesteckt. Sie nimmt einen Schluck Tee, zieht sich das Hemd an und den Pullover und die Jacke darüber.

»Es war ein Fehler, herzukommen. Ich wollte Papa wiedersehen.«

Vagn reicht ihr zwei Eier in einem Handtuch und etwas zusammengeknülltes Papier mit Salz darin.

Karin zieht sich die Handschuhe an, steckt die Eier und das Salz in die Jackentasche und geht auf Elin zu.

»Ich glaube nicht, dass wir es waren, die Gerdas Vater getötet haben.«

Dann küsst sie Elin auf die Wange, nickt den anderen zu und geht durch die Tür.

Auf der Bildwand sehen sie, wie Karin den Hügel hinaufsteigt. Ihre Geschwindigkeit beträgt drei Kilometer in der Stunde. Die Richtung wird mit 130 Grad angegeben. Als die Entfernungsanzeige 506 Meter beträgt, schaltet sich das Bild ab. Anna sitzt über den Tisch gebeugt da und ihr ganzer Körper zittert.

»Schlechtes Herz und Schrittmacher«, sagt Gunnar. »Sie wird nicht allzu schnell gehen können.«

»Und auch nicht sehr weit«, sagt Vagn und beobachtet Elin, die den Blick senkt.

»Sie war kaum wiederzuerkennen«, flüstert Anna.

6

Elin kramt im Schrank und sucht die Sachen heraus, die sie mitnehmen will. Gunnar legt den Arm um sie.

»Elin, was machst du?«

Ohne sich umzudrehen und mit einer Tüte Milchpulver in der Hand sagt sie, dass sie fortgeht. Anna wimmert.

»Du kannst nicht mitten in der Nacht fortgehen«, sagt Gunnar.

»Du darfst Gerda nicht mitnehmen!«, ruft Anna.

»Sie ist meine Tochter«, erklärt Elin, den Blick auf ein Paket getrocknete Apfelscheiben gerichtet.

»Sei nicht so unerbittlich«, versucht Gunnar es. »Warte wenigstens bis morgen.«

Elin dreht sich um und Gunnar macht einen Schritt zurück.

»Sie haben Karin mehr als ein Jahr in einem geheimen Gefängnis eingesperrt. Sie ist im Moment angeblich die meistgesuchte Person im ganzen Land. Einen Chip im Rücken können ihre Freunde vielleicht entfernen, aber wenn sie den Herzschrittmacher herausnehmen, stirbt sie. Die Polizei verfolgt sie. Vielleicht war es ja auch beabsichtigt, dass sie flieht, damit sie sehen, wohin sie geht? Vielleicht ist das ihre Art herauszufinden, wo ihre Kameraden sich verstecken? Wenn es so ist, dann haben wir sie bald hier. Karin war für mehr als ein Jahr ihre Gefangene. Wie lange können sie mich gefangen nehmen? Und euch? Sie können uns so lange gefangen nehmen, wie es ihnen passt. Ich verschwinde von hier und ihr könnt mich nicht daran hindern.«

»Es ist dunkel draußen und es sind null Grad«, sagt Vagn.

Anna schreit so, als hätte sie Schmerzen.

»Wie soll Gerda das bekommen, was sie braucht?«

»Ich bin ihre Mutter und gebe ihr, was sie braucht.«

»Jetzt beruhige dich, Elin«, sagt Gunnar. »Schlaf eine Nacht darüber und dann besprechen wir alles in Ruhe morgen früh.«

»Morgen früh ist es hell«, sagt Elin, zieht ihr Mobil hervor und legt es auf die Küchenablage. Das rote Band, an dem es befestigt ist, baumelt herunter.

»Wenn es hell ist, können sie mich sehen«, spricht sie weiter. »Ich habe mein ganzes Leben hier gewohnt. Ich finde den Weg. Sie nicht.«

»Wohin willst du?«, fragt Gunnar. »Welchen Weg willst du nehmen?«

Elin schüttelt den Kopf.

»Sie würden euch foltern und einer würde mich verraten. Ich sage es nicht.«

»Du darfst Gerda nicht mit dir nehmen«, schluchzt Anna. »Du reißt mir das Herz aus dem Leib. Erst Karin, dann Papa. Und jetzt du und Gerda. Das halte ich nicht aus! Ich verliere alle, die ich liebe!«

Sie steht auf, macht ein paar wankende Schritte auf Elin zu.

Vagn stellt sich in den Weg.

»Mama«, sagt er und hält sie fest. »Mama …«

Aus Annas Gesicht ist alle Farbe gewichen.

»Du darfst sie nicht mitnehmen!«, heult sie. »Du nimmst mir das Leben!«

Vagn hält Anna an der Taille und Elin betrachtet die Mutter.

Anna schluchzt, die Beine geben unter ihr nach und sie sackt zu Boden. Vagn setzt sich neben sie. Er legt beide Arme um die Mutter. Gunnar nestelt an dem Paket Apfelscheiben in seiner Hand herum und reicht es Elin.

»Wenn du fortgehen musst, dann tu es. Wenn du glaubst, dass das das Beste ist, dann muss es so sein.«

Sie stehen mit dem Paket zwischen ihnen da. Beide atmen schnell, als wären sie gerannt.

»Geh nicht«, schluchzt Anna vom Boden aus, »wenigstens nicht heute Nacht!«

Es ist, als ob die Kraft aus Elin wiche. Die Hand, die das Apfelscheibenpaket hält, wird schwach und der Arm schwer. Sie lässt das Paket los, steht da und sieht den Vater an.

»Soll ich bleiben?«

»Tu, was du willst«, flüstert Gunnar.

Elin sieht zur Mutter, die zusammengekauert auf dem Boden liegt, den Kopf auf Vagns Schoß.

»Ich bleibe bis morgen«, sagt sie.

Anna richtet sich auf und streckt die Hand nach der Tochter aus.

»Danke«, sagt sie. »Morgen darfst du gehen.«

7

Elin reitet auf den Ripsee zu und sieht die himbeerfarbene Decke ausgebreitet am Sandstrand. Sie denkt, dass Gerda unter der Decke liegt. Sie steigt vom Pferd und hebt die Decke an, aber da liegt keine Gerda, da liegt Harald, nackt. Er setzt sich auf und zeigt auf den See. Weit vom Ufer entfernt sieht Elin einen Mann mit nacktem Oberkörper, der ihr den Rücken zudreht. Über der Schulter des Mannes sieht sie Gerdas Gesicht. Elin und das Kind blicken einander an, dann verschwinden der Mann und das Kind.

Elin wacht von ihrem Schrei auf, steht auf und holt das Kind. Sie hat es auf dem Arm, als sie hört, wie sich das Fahrzeug nähert.

8

Gunnar erwacht, als sich die Bildwand einschaltet. Er geht in die Küche und beobachtet, wie sich der Militärgeländewagen auf dem Weg von Westen her nähert. Er ermahnt die Hunde und befiehlt ihnen, still zu sein.

Vagn stellt sich schlaftrunken neben ihn. Als das Fahrzeug fünfzig Meter von der Haustür entfernt stehen bleibt, kommt Elin mit Gerda im Arm dazu.

Vagn schaltet zwischen den unterschiedlichen Zoomeinstellungen um.

»Sieht so aus, als ob nur eine Person im Auto ist.«

Er zoomt den Fahrersitz heran.

»Vielleicht sitzt noch jemand dahinter, ich weiß nicht.«

Der Mann auf dem Fahrersitz öffnet die Tür und steigt aus. Er ist mit einem blauen Overall uniformiert und er setzt sich eine blaue Mütze mit goldenen Abzeichen der Reichspolizei über dem Schirm auf. Sein Bart ist grau und mehrere Zentimeter lang.

Vagn zoomt das Gesicht heran.

»Das ist der, der schon mal vor einem Jahr hier war.«

»Frank«, sagt Elin. »Ich kenne ihn am besten.«

Sie gibt Gunnar das Kind und verschwindet in ihr Zimmer.

Der Uniformierte entfernt sich ein paar Schritte vom Auto und guckt zu den Hügeln, hinter denen die Sonne gerade aufgeht. Er nimmt ein kleines Fernglas aus der Brusttasche. Dann wendet er den Blick zum Himmel.

»Wonach hält er Ausschau?«, wundert sich Vagn.

»Nach einem Vogel oder einem Beobachter, schwer zu sagen.«

»Was will er?«

»Das werden wir bald wissen.«

Gunnar spricht mit dem Kind, das die Augen geöffnet hat.

»Milchsuppe?«

Das Kind gibt ein glucksendes Geräusch von sich.

»Oder die Mama?«

Das Kind gluckst wieder.

»Wir versuchen es mal mit Milchsuppe, auch wenn es Protest gibt.«

Gunnar geht zum Herd und stellt einen Topf auf die kleinste Platte. Die Hunde streichen ihm um die Beine und Vagn redet beruhigend auf sie ein.

»Es ist gut, dass ihr nicht bellt, aber ihr könnt jetzt nicht raus. Niemand weiß, wie unser Besucher reagiert, wenn ihr knurrt. Platz, legt euch hin.«

Er wiederholt es noch einmal:

»Platz, legt euch hin!«

Aber die Hunde sind neugierig und stehen erwartungsvoll da, als Elin in Jeans und kariertem Hemd hereinkommt. Sie zieht sich Stiefel und Jacke an, während sie mit dem Bruder spricht.

»Halt sie fest, damit sie nicht rausschlüpfen können.«

Sie öffnet die Haustür, nimmt eine graue Wollmütze aus der Jackentasche und setzt sie auf. Sie holt die Handschuhe aus den Taschen, und als sie vor dem Mann im Overall steht, hat sie sie über die Hände gezogen. Der kleine linke Finger ist durch ein Loch im Handschuh zu erkennen.

»Schöner Morgen.«

Elin steckt die Hände in die Jackentaschen.

»Was wollen Sie?«

Frank betrachtet sie, ohne zu antworten.

»Was wollen Sie?«, wiederholt Elin.

Frank blinzelt in die Sonne, hebt den Arm und zeigt nach oben.

»Siehst du den Beobachter?«

»Nein.«

»Zwölfhundert Meter hoch. Die Kamera kann das Loch in deinem Handschuh erkennen und solltest du Schuppen haben, sehen sie das ebenfalls. Deine Tante kann vielleicht untertauchen, wenn sie ein Haus gefunden hat, in dem sie sich verstecken kann. Eine richtig dichte Fichte kann ihr auch Schutz bieten, aber schlussendlich finden wir sie. Wir haben den Chip gefunden. Hat sie erzählt, dass ihr ein Chip aus dem Rücken geschnitten wurde?«

Elin tritt gegen einen Stein, sodass er wegrollt.

»Was wollen Sie?«

»Sie hat vielleicht nicht so viel erzählt, aber auch scheinbar unbedeutende Worte können eine Hilfe sein. Ich kann mir denken, dass sie nicht verraten hat, wohin sie gehen wollte, und mir ist klar, dass sie, wenn sie offensichtlich nach Süden verschwunden ist, trotzdem nach einer Weile nach Norden gegangen sein kann. Du kannst natürlich nicht wissen, wo sie ist, bestenfalls weißt du, wohin sie angeblich gehen wollte.«

Er schweigt, nimmt die Mütze ab und setzt sie wieder auf. Elin zittert vor Kälte. Er verzieht den Mund.

»Du hättest einen Pullover anziehen sollen. Es sind null Grad und bald fängt es an zu stürmen.«

»Wenn Sie nur hergekommen sind, um so einen Mist zu erzählen, dann verstehe ich nicht, warum ich hier stehe.«

»Deine Tochter heißt Hallgerd, nicht wahr?«

Elin schnaubt verächtlich, aber spürt, wie das Unbehagen ihre Brust hochkriecht.

»Gerda ist ein Säugling.«

»Sie ist vier Monate alt, nicht wahr?«

»Wenn Sie nichts zu sagen haben, dann können Sie von mir aus auch wieder verschwinden, damit ich wieder hineingehen kann.«

»Dir ist sicher klar, dass wir es mit einem Großeinsatz zu tun haben.«

Elin schnaubt wieder und gibt sich Mühe, unbeteiligt zu wirken.

»Großeinsatz?«

»Bei der Befreiung wurden zwei Polizisten getötet und mehrere verletzt. Du begreifst sicher, dass wir deine Tante fassen wollen.«

»Ich kann Ihnen nicht helfen.«

»Was du in dieser Sache kannst und was nicht, bestimmen andere. Ich will, dass du erzählst, was in der Nacht passiert ist. Am besten wäre es, wenn du das jetzt tust.«

Frank zeigt zum Himmel, der immer heller und blauer wird.

»Die Kamera da oben sieht uns und dieses Mikrofon nimmt alles auf, was wir sagen.«

Er legt eine Hand auf sein rechtes Revers. Das Mikrofon, das dort befestigt ist, ist so klein, dass Elin es nicht erkennen kann.

»Wir gehen ein Stück in diese Richtung.«

Er zeigt noch einmal auf die aufgehende Sonne.

»Das Mikrofon hat eine effektive Reichweite von fünfzehn Metern. Halte das Gesicht zur Sonne, dann sieht die Kamera da oben, wenn du dir auf die Lippen beißt und wann du rot wirst, und alles ist genauso, wie wir es haben wollen.«

Er verschränkt die Hände hinter dem Rücken und geht ein paar Schritte nach Osten. Elin folgt ihm mit den Händen in den Jackentaschen.

Er dreht sich nicht um, als er fragt:

»Also, was ist passiert?«

Elin zögert und er spricht weiter:

»Wir wissen, dass sie zu euch gekommen ist, und ich werde euch alle verhören, also kannst du ebenso gut gleich erzählen, was passiert ist, dann müssen wir nicht länger als nötig hier stehen und frieren.«

»Lisa hat geschlafen«, sagt Elin.

»Sie ist acht Jahre alt, oder?«

»Ja.«

»Deine Schwester hat geschlafen. Was haben alle anderen gemacht?«

»Wir haben am Nachmittag Großvater beerdigt.«

Frank bleibt stehen und dreht sich zu Elin um.

»Woher weiß ich wohl, dass dir Gedichte gefallen, was meinst du?«

»Jemand war auf der Beerdigung, der erzählt hat, was passiert ist. Aber es ist nichts Besonderes passiert.«

Frank legt den Kopf schief und schiebt sich erneut die Mütze zurecht.

»Ist die Mütze zu klein?«, fragt Elin, aber er antwortet nicht.

»97 Beerdigungsgäste, Kinder eingerechnet. Wir wissen so manches, Elin. Erzähl, was gestern Abend passiert ist.«

»Wir saßen in der Küche und haben Tee getrunken.«

»Worüber habt ihr gesprochen?«

Elin seufzt.

»Mama hat einen Keks genommen und die Hälfte abgebissen und mir den Rest gegeben. Wollen Sie so etwas hören?«

»Unter anderem. Was für Kekse waren es?«

»Das ist doch völlig egal.«

»Lass mich entscheiden, was von Bedeutung ist und was nicht. Worüber habt ihr gesprochen?«

»Die Beerdigung.«

»Was habt ihr genau gesagt?«

»Dass sie schön war.«

»Wer hat etwas dazu gesagt?«

»Vagn und ich, meine Mutter und mein Vater.«

»Und wo befanden sich Gerda und Lisa?«

»Sie haben geschlafen. Meine Mutter hat bei Lisa gesessen. Lisa hatte gefragt, warum man lebt.«

»Und was hat deine Mutter geantwortet?«

»Weil man geboren wird.«

Der Polizist dreht das Gesicht zur Sonne und schließt die Augen.

»Mein lieber Scholli.«

»Was hätten Sie geantwortet?«

»Ich stelle hier die Fragen, schon vergessen?«

»Mama hat von Großvaters Grabstein gesprochen, was draufstehen soll.«

»Was soll auf dem Stein stehen?«

Elin hebt die Stimme.