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Über dieses Buch:

Der erste Fall für SOKO Ponyhof!

Michelle kann ihr Glück kaum fassen: Endlich darf sie Ferien auf einem echten Ponyhof machen. Das wird der beste Urlaub aller Zeiten! Schnell freundet sie sich mit Sarah und Julian an, deren Eltern der Rosenhof gehört. Als jedoch mysteriöse Drohbriefe auftauchen, nehmen Michelles Ferien eine ungeahnte Wendung. Dann verübt ein Unbekannter auch noch einen gemeinen Anschlag auf Hofhund Danny. Für Michelle und ihre Freunde steht fest: Sie müssen den Rosenhof und die Tiere beschützen!

Über die Autorin:

Marliese Arold, Jahrgang 1958, entdeckte schon als Kind ihre Leidenschaft für Geschichten. Statt Schriftstellerin wurde sie aber erst mal Bibliothekarin. Seit der Geburt ihrer Kinder schreibt sie selbst – über 180 Bücher sind es mittlerweile, die in 20 Sprachen übersetzt wurden. Sie lebt mit ihrem Mann in Erlenbach am Main.

Bei jumpbooks veröffentlicht sie auch:

SOKO Ponyhof, Band 2: Das gestohlene Gemälde

SOKO Ponyhof, Band 3: Die Jagd nach dem Dieb

SOKO Ponyhof, Band 4: Mädchen vermisst

Weitere Bücher sind in Vorbereitung.

Die Autorin im Internet: www.marliese-arold.de

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eBook-Neuausgabe April 2016

Copyright © der Originalausgabe 2010 arsEdition GmbH, München

Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Copyright © 2016 jumpbooks Verlag. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs

Titelbildabbildung: Rita Kochmarjova (fotolia.com)

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-115-9

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Marliese Arold

SoKo Ponyhof

Band 1 – Gefahr in den Ferien

jumpbooks

Ein Drohbrief zum Frühstück

»Richtig fies«, sagte Sarah Leitner und starrte durchs Küchenfenster. Draußen schüttete es. »So ein Sauwetter – und das an unserem ersten Ferientag!«

»Beschwer dich bei Petrus«, murmelte ihr Bruder Julian ungerührt und steckte zwei Scheiben Brot in den Toaster.

Sarah wandte den Kopf. »Was kann Petrus für das Regenwetter?«, fragte sie empört.

Petrus Meier war Pfleger auf dem Rosenhof. Er kümmerte sich um die Ponys und Islandpferde und kannte viele alte Geheimtipps, damit die Tiere sich wohlfühlten.

»Ich meine den anderen Petrus.« Julian deutete mit dem Daumen zur Zimmerdecke. »Den im Himmel. Der für das Wetter zuständig ist. Du kannst ihm ja eine E-Mail schreiben.«

»Haha, wie witzig.« Sarah streckte ihrem Bruder die Zunge raus, aber Julian schaute gar nicht hin. »Die Ferienreiter werden wegbleiben, wenn es so gießt.«

»Sollen sie doch«, sagte Julian. »Ferienreiter sind sowieso lästig. Sie können nicht reiten, haben keine Ahnung von Pferden, stehen nur im Weg herum und wollen dauernd helfen. Aber wenn man ihnen wirklich mal eine Aufgabe gibt, dann fangen sie an zu jammern, dass ihnen der Rücken gleich auseinanderbricht.«

»Na, ausgerechnet du musst das sagen«, murmelte Sarah. Ihr Bruder hatte die Arbeit auch nicht gerade erfunden. Er war zwölf – anderthalb Jahre älter als Sarah.

Es knallte, und die beiden Brotscheiben sprangen aus dem Toaster. Julian fasste sie mit spitzen Fingern an und bugsierte sie auf seinen Frühstücksteller. Sarah runzelte die Stirn. Die Scheiben waren ziemlich verkohlt.

»Du wirst Krebs bekommen, wenn du das da isst.«

Julian drehte die Scheiben und betrachtete sie. Die Rückseiten waren genauso schwarz. Er seufzte und warf das verbrannte Brot in die Schüssel für den Biomüll. »Ich verstehe nicht, warum Mama nicht schon längst einen neuen Toaster gekauft hat.«

»Weil es momentan wichtigere Anschaffungen gibt.« Paula Leitner war gerade zur Tür hereingekommen und hatte den letzten Satz gehört. Hinter ihr spazierte unbemerkt Gerlinde in die Küche. Die braue Henne

nutzte jede Gelegenheit, um sich im Haus umzusehen. Sie wusste, dass immer wieder Extrakrümel für sie abfielen.

Frau Leitner streifte die feuchten Schuhe neben der Tür ab und stellte sie auf eine alte Zeitung. Dann trat sie an den Tisch und legte einen Stapel Briefe ab. Einige hatten ein paar Regentropfen abbekommen.

»Bestimmt wieder lauter Rechnungen«, sagte sie. »Die mache ich erst nach dem Frühstück auf, sonst verderbe ich mir bloß den Appetit.« Seufzend zog sie mit der bestrumpften Ferse einen Küchenstuhl heran, setzte sich und schenkte sich Kaffee ein.

Sarah hatte Gerlinde entdeckt und fütterte die Henne mit einem altbackenen Brötchen. Julian sah unterdessen hoffnungsvoll die Post durch. Er beteiligte sich oft an allen möglichen Preisrätseln.

»Oh, was ist das?« Er zog einen weißen Umschlag heraus, auf dem gar nichts stand, weder eine Anschrift noch ein Absender.

»Mach ihn halt auf«, meinte Paula achselzuckend. »Schon mal was von Briefbomben gehört?« Julian hielt den Umschlag ans Ohr und lauschte. »Kein Ticken. Okay, ich riskier’s.« Er nahm ein Messer und schlitzte den Umschlag auf. Ein Zettel fiel heraus. Sarah machte einen langen Hals.

Wenn du nicht von hier abhaust, wird es dir und deinen Ponys schlecht gehen!

Sie runzelte die Stirn. »Das ist ja ein Drohbrief!« »Zeig mal her!« Paula Leitner zog den Zettel zu sich herüber und überflog die Zeilen.

»Unsinn«, meinte sie dann und lachte. »Da hat sich jemand einen Scherz erlaubt. Vielleicht einer meiner Reitschüler, den ich zu hart rangenommen habe.«

»Keine Marke und kein Poststempel«, sagte Julian, der den Umschlag in seiner Hand drehte. »Der Brief ist nicht mit der normalen Post gekommen. Jemand muss ihn heute Nacht in unseren Briefkasten gesteckt haben.«

»Kinder, jetzt lasst doch den dummen Brief.« Frau Leitners Stimme klang ein bisschen ungeduldig. »Das ist ein Streich, weiter nichts. – Oh, da ist Papa endlich mit den frischen Brötchen.«

Die Küchentür ging auf und Achim Leitner kam herein. Er trug noch seinen Regenumhang, denn er war mit dem Fahrrad unterwegs gewesen. Sarah half ihrem Vater, den Umhang auszuziehen, und brachte den Plastikponcho ins Gästeklo, damit er abtropfte.

Frau Leitner nahm die Brötchen aus der Papiertüte und legte sie in den Brotkorb. »Greift zu«, sagte sie. »Jetzt haben wir noch Ruhe zum Frühstücken. Spätestens um zehn kommen die ersten Ferienreiter.«

»Nicht, Gerlinde!«, beschwerte sich Julian, denn die Henne war ihm auf den Schoß gesprungen und schaute neugierig auf den Tisch.

»Das geht wirklich zu weit«, sagte Paula lachend.

»Das Biest wird jeden Tag frecher.« Julian grinste und setzte das Huhn wieder auf den Küchenfußboden. Gerlinde gackerte enttäuscht.

Sarah kam zurück und griff nach einem Brötchen. Die Familie frühstückte gemütlich. Ab und zu warf Sarah der Henne ein paar Krumen zu.

Frau Leitner schaute sorgenvoll aus dem Fenster. »Hoffentlich kommt bei dem Regenwetter überhaupt jemand. Ich wünschte, wir hätten schon eine Reithalle gebaut.«

»Dann wünsch dir am besten auch gleich das nötige Kleingeld dazu«, meinte Herr Leitner und griff nach der Kanne, um sich Kaffee nachzuschenken.

Frau Leitner begann inzwischen, die Briefe durchzusehen. »Ich hab’s ja gewusst: Rechnungen, Rechnungen, Rechnungen.« Sie stöhnte. »Und dann hier noch der Kostenvoranschlag für das neue Badezimmer.« Sie schob ihrem Mann die Unterlagen zu.

In den letzten Wochen war vieles am Rosenhof renoviert worden.

In diesem Jahr würde der Ponyhof im Sommer zum ersten Mal etliche Feriengäste haben, die nicht nur zum Reiten kamen, sondern auch hier essen und schlafen würden. Aus der Nürnberger Gegend hatte sich eine Gruppe von acht Mädchen angemeldet, alle zwischen acht und dreizehn Jahren, die heute ankommen sollten. Sarah war schon sehr gespannt auf sie. Ebenso neugierig war sie auf Michelle Pattmann, die mit ihrer Mutter ebenfalls heute noch anreisen würde. Frau Pattmann sollte sich während des Sommers um die Feriengäste kümmern – und Michelle kam mit, weil sie nicht allein zu Hause bleiben konnte. Sie musste in Sarahs Alter sein …

»Achttausend Euro«, murmelte Herr Leitner, nachdem er den Kostenvoranschlag studiert hatte. »Das können wir uns gerade noch leisten. Aber dann sind wir so gut wie pleite.«

Paula Leitner nickte. »Keine Angst, ich werde in diesem Sommer keine neuen Pferde oder Ponys anschaffen.«

»Ehrenwort?«, fragte Achim Leitner amüsiert.

»Ehrenwort«, sagte seine Frau.

Im Moment gab es sechzehn Islandpferde und neunzehn Shetlandponys auf dem Rosenhof, die Fohlen und Jährlinge nicht dazugerechnet. Außerdem hatten die Leittiers noch einige Pensionspferde. Paula und Achim hatten den Rosenhof vor fünf Jahren gekauft, um einen Reiterhof zu gründen. Seit drei Jahren züchteten sie auch Pferde. Das war schon immer Paulas Traum gewesen.

»Was hältst du davon, Papa?« Julian schob seinem Vater den anonymen Brief zu. »Da will uns jemand drohen.«

»Mama meint, es sei nur Spaß«, fügte Sarah hinzu.

Achim Leitner überflog den Text, schüttelte den Kopf und legte den Brief zur Seite.

»Es gibt wahrscheinlich einige Leute, die uns nicht leiden können und die froh wären, wenn wir von hier verschwinden würden.«

»Kannst du nicht mal Onkel Walter um Rat fragen?«, schlug Julian vor.

»Onkel Walter« war Papas bester Freund Walter Reimers. Er arbeitete bei der Polizei. Wenn er die Leitners besuchte, erzählte er immer hochinteressante Dinge über seine Arbeit. Julian konnte davon nie genug hören.

Achim schüttelte den Kopf. »Ich kann Walter nicht wegen so einer Kleinigkeit belästigen. Er hat momentan genug zu tun – bei der Personalknappheit in seiner Dienststelle.«

Julian machte ein enttäuschtes Gesicht. »Aber Onkel Walter könnte den Brief auf Fingerabdrücke untersuchen und mit den Computerdaten vergleichen …«

»Ach, Paula hat bestimmt recht. Es ist garantiert nur ein dummer Streich.« Herr Leitner musste schmunzeln. »Früher hab ich meiner Lehrerin auch mal einen anonymen Drohbrief geschrieben. Aus Rache, weil sie mir in einem Aufsatz eine Fünf verpasst hat – nur wegen meiner schlampigen Schrift. Den Brief hatte ich auch mit der Schreibmaschine getippt. Genau wie dieser hier.«

Sarah schnappte sich den Brief und fuhr mit den Fingern die Buchstaben nach. Richtig, der Text war nicht mit dem Computer geschrieben … Das war ihr vorher gar nicht aufgefallen.

Julian riss ihr den Brief aus der Hand. »Na toll, jetzt hast du bestimmt alle Fingerabdrücke darauf verwischt und man kann gar nichts mehr damit anfangen«, fauchte er sie an.

»Jetzt wirf den albernen Brief doch endlich zum Altpapier«, sagte Paula. »Es lohnt sich wirklich nicht, dass ihr euch deswegen streitet.«

Julian stand auf und tat so, als wollte er den Brief in den großen Pappkarton, in der Ecke stecken, in dem die Leitners das Altpapier sammelten. Aber Sarah sah, dass Julian den Brief doch nicht wegwarf, sondern ihn heimlich unter sein T-Shirt schob. Sie verdrehte die Augen. Typisch Julian! Bestimmt wollte er wieder Detektiv spielen …

In diesem Moment fuhr ein klappriger roter Polo in den Hof. Alle schauten aus dem Fenster. Gerlinde nutzte die Gelegenheit, um auf den Tisch zu flattern und sich ein Stück Apfel zu stibitzen.

»Das ist sicher unsere Ferienaushilfe«, sagte Paula und sprang auf, um Frau Pattmann und ihre Tochter zu begrüßen.

Ankunft auf dem Rosenhof

Michelle klappte ihr Skizzenbuch zu, obwohl sie am liebsten gleich den ganzen Hof gezeichnet hätte. So viele schöne Motive: das verwinkelte Bauernhaus mit den Kletterrosen, die grüne Bank, unter der sich eine Katze versteckt hatte, das offene Scheunentor, aus dem eine Ziege ihren Kopf steckte – von den vielen Ponys ganz zu schweigen …

Eines stand fest: Hier würde Michelle sich bestimmt nicht langweilen. Es war schon immer ihr Wunsch gewesen, auf einem Ponyhof Ferien zu machen, aber bisher hatte sie nur davon träumen können. Wie von so vielem, was Geld kostete … Das Geld war bei den Pattmanns äußerst knapp. Michelles Vater hatte sich vor vielen Jahren nach Amerika abgesetzt und zahlte keinen Unterhalt. Frau Pattmann versuchte nach Kräften, allein über die Runden zu kommen, und nahm alle Aushilfsjobs an, die sie bekommen konnte. Als sich ihr die Gelegenheit geboten hatte, als Ferienaushilfe auf dem Rosenhof zu arbeiten, hatte sie sofort zugesagt.

Michelle hatte in ihrer Schule erzählt, dass sie in diesem Sommer Urlaub auf dem Ponyhof machen würde. Das war immerhin nur halb gelogen … Michelle war fast die einzige in der Klasse, die in den Ferien immer zu Hause bleiben musste. Sie konnten es sich nicht leisten zu verreisen.

Michelles Mitschüler dagegen fuhren nach Portugal, nach Italien oder ins Allgäu. Manche schauten etwas mitleidig auf Michelle herab und stellten dumme Fragen. Michelle redete sich immer heraus, ihre Mutter müsse arbeiten oder bekäme keinen Urlaub. Sie hatte inzwischen eine ganze Liste von Ausreden auf Lager. Niemand sollte erfahren, dass die Pattmanns so wenig Geld hatten, dass Michelle ihre Kleider oft im Secondhandladen kaufen musste.

Die Klassenlehrerin schien allerdings etwas zu ahnen. Sie hatte Michelle zum Schuljahresende ein Skizzenbuch und einen Satz guter Bleistifte geschenkt, weil sie wusste, dass Michelle so gut zeichnen konnte wie kein anderer Schüler in ihrer Klasse. Michelle hatte sich riesig über das Geschenk gefreut. In den Ferien würde sie zeichnen, zeichnen, zeichnen! Insgeheim hoffte sie, einige ihrer Zeichnungen gegen Reitstunden eintauschen zu können. Denn sie liebte Pferde und Ponys über alles.

»Hier sieht es doch richtig nett aus«, meinte Frau Pattmann, als sie den Motor abstellte.

Michelle nickte. Sie beneidete die Leute, die auf dem Rosenhof wohnten. Wie schön musste es sein, wenn man morgens aufstand und wusste, dass man sich den ganzen Tag mit Ponys beschäftigen durfte!