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Angelika Zwainz

Mut zum Selbermachen





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Kräuterkunde

Kräuterkunde

 

mit  leckeren und einfachen Rezepten

und dem Lebenselixier SCHWEDENBITTER


von

Angelika Zwainz

 

Eine kleine Reise durch die Zeit der Kräuterheilkunde

 

Die heilsame Wirkung vieler Pflanzen war schon den Menschen in der Steinzeit bekannt.

Bereits am Anfang der Menschheitsgeschichte spielten Pflanzen eine wichtige Rolle für den Menschen, der ja nicht wie wir heute in den Supermarkt gehen konnte und dort alles bekam, was er brauchte. Nahrung, Kleidung und Arznei musste er sich in der Natur sammeln, und das tat er auch! Und so nutzte er die Pflanzen zur Faserherstellung für Seile und Kleidung, zur Ernährung, zur Ölgewinnung für Lampen und als Nahrung, als Farbstoff, als Heilkraut oder für psychoaktive Zwecke. Man fand im heutigen Irak ein Grab der Neandertaler, das zwischen 50.000 und 70.000 Jahre alt sein soll, in dem sieben verschiedene Heilkräuter gefunden wurden, darunter waren die heute noch bekannte Malve und das wunderschöne Tausendgüldenkraut.

 

                                     Tausendgüldenkraut

 

 

Überall auf der Welt scheinen Vögel und Tiere instinktiv zu wissen, was die beste Hilfe für das gesundheitliche Problem ist, das sie gerade haben. Auch bei domestizierten Tieren scheint das zum Teil erhalten geblieben zu sein. Ihre angeborene Fähigkeit, die passende Heilpflanze zu wählen, wurde hart durch Versuch und Irrtum erlernt und weitergegeben.

 

Weniger intuitiv müssen wir Menschen vorgehen, denn wir können lernen und forschen, und inzwischen haben wir eine breite Grundlage über die Wirkung der Heilkräuter. Als Basis dafür diente in früheren Zeiten aber dennoch die Beobachtung der Tiere in freier Wildbahn. Unsere Hunde, Katzen, Vögel, Pferde und all die anderen Tiere waren die ersten Naturheilkundler und unsere Lehrer.

 

Welcher unserer Vorfahren auf die Idee kam, Pflanzen-genauer gesagt deren Inhaltsstoffe -für medizinische Zwecke zu nutzen, lässt sich heute nicht mehr eruieren. Wir können jedoch davon ausgehen, dass die Idee so alt ist wie die Menschheit selbst.

Es wird vermutet dass der Urmensch vorerst seinem Instinkt folgte, er aß Beeren, kaute Wurzeln und legte sich Blätter auf Wunden.

Auch die 1991 in den Ötztaler Alpen entdeckte Gletschermumie „Ötzi“ aus der Jung-bzw. Kupfersteinzeit trug einen Birkenporling bei sich. Dieser Pilz wurde lange Zeit aufgrund seiner entzündungshemmenden Wirkung als Arzneimittel verwendet, zum Beispiel bei Wundstillung.

 

Das erlangte Wissen wurde niedergeschrieben und weitergegeben und erweitert, zusammengefasst, überprüft - teilweise wurde auch so einiges "Magische" hinzugedichtet, wenn man sich etwas nicht erklären konnte.

 

Auf alten Lehmtafeln die über 4500 Jahre alt sind, fand man Niederschriften zu Symptomen und Arzneimitteln verschiedener Krankheiten. Es gibt auch einige wichtige Papierrollen, die wertvolle Quellen der Medizingeschichte sind. Dank dieser wissen wir, dass bereits die alten Ägypter an Krankheiten litten, die heute noch von vielen Menschen die Lebensqualität beeinträchtigen, wie Rheuma oder diverse Infektionskrankheiten.

 

Die alten Griechen waren die Ersten, die in Europa die Kunst des Heilens mit Kräutern kultivierten. Es gibt schriftliche Überlieferungen des Pflanzenwissens der Griechen, aber leider ist es nicht mehr vollkommen, denn durch Kriege, Feuer und Naturkatastrophen ist leider vieles verloren gegangen. Das gilt leider auch für viele Aufzeichnungen anderer Kulturen.

 

Der Grieche Theophrastos von Eresos (372-287 v. Chr.) verfasste das erste bis heute bekannte und berühmte Werk über die Welt der Pflanzen, und gilt seither als „Vater der Botanik“.

Im neunten Buch seiner „Naturgeschichte der Gewächse“ befasste er sich auch mit Säften und Arzneimitteln aus den einzelnen Pflanzen und legte somit den Grundstein der Pharmakologie.

 

Als das Christentum sich verbreitete, ging leider ein großer Teil des medizinischen Wissens verloren. Zum Glück pflegte man in den Klöstern nach wie vor die Traditionen. Es gibt einen handschriftlichen Klosterplan aus der Zeit um 830 n. Chr. Der den Idealen Klostergarten darstellt. Dieser ist in der Stiftstbibliothek des Klosters St. Gallen zu finden, er diente als eine Art „Vorzeigemuster“.

 

Man wollte sich durch die Klostergärten unabhängig von weltlichen und auch geistlichen Herrschern machen. Der Klostergarten war in einen Nutzgarten und einen Kräutergarten aufgeteilt und dort wo Klostergärtenangelegt waren, entstanden später auch die Klosterapotheken. Anfangs sammelten die Mönche Heilpflanzen für Ihre Tees und Tinkturen, Salben und Tropfen in den umliegenden Wäldern, erst später legte man dann innerhalb der Klostermauern die Gärten an. Der Kräutergarten befand sich angrenzend dem Klosterspital. So wie wir heute ganz selbstverständlich zum Arzt oder in eine Apotheke gehen, suchte man früher ein Kloster auf, wenn man krank war und sich behandeln lassen wollte oder Medizin kaufen wollte.

 

So blieb es auch bis Anfang des 19. Jahrhunderts bis die staatliche Einziehung oder Nutzung Kirchlicher Besitztümer begann, und dies den Untergang der Klöster bedeutete. In dieser Epoche verlor leider auch die Pflanzenheilkunde an Bedeutung. Aber nicht nur dies war der Grund. Es gelang Ärzten und Apothekern immer öfter, Wirkstoffe aus Heilpflanzen zu isolieren, daraus resultierte ein völlig neuer Wirtschaftszweig: die Geburtsstunde der pharmazeutischen Industrie. Es wurden schnell wirkende und gezielt einsetzbare chemische Mittel entwickelt und somit die Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) in den Hintergrund gedrängt.

Hildegard von Bingen

 

Hildegard von Bingen (1098 – 1179) galt als eine Universalgelehrte Ihrer Zeit die durch eigene Ideen neue Heilmethoden für Körper, Geist und Seele ermöglichte. In den von Ihr beschriebenen Visionen legte Sie den Grundstein für eine neue Volksmedizin, bei der Sie die Heilkraft von Pflanzen, Steinen und einfachen Nahrungsmitteln erkannte. Ihr selbstbewusstes und charismatisches Auftreten führte zu ihrer großen Bekanntheit. Wegen ihres Glaubens und ihrer Lebensart wurde sie für viele Menschen zur Wegweiserin. Schon zu ihren Lebzeiten nannten viele sie eine Heilige. Ihre moralische Lehre faszinierte zu ihrer Zeit nicht nur die Nonnen, sondern auch Mönche, Adlige und Laien. Mit starkem Selbstbewusstsein setzte sie ihre Interessen gegen andere durch, sowohl aus Überzeugung als auch zur Durchsetzung politischer Ziele. Vor allem sind es die drei theologischen Werke, die ihren damaligen Ruhm begründeten. Ihr Hauptwerk Scivias („Wisse die Wege“) ist eine Glaubenslehre, in der Weltbild und Menschenbild untrennbar mit dem Gottesbild verwoben sind. Das zweite Visionswerk Liber vitae meritorum („Buch der Lebensverdienste“) könnte man als visionäre Ethik beschreiben. In ihm werden 35 Laster und Tugenden gegenübergestellt. Das dritte Buch Liber divinorum operum („Buch der göttlichen Werke“) ist Hildegards Schau über Welt und Mensch. Sie beschreibt hier die Schöpfungsordnung gemäß der mittelalterlichen Mikrokosmos-Makrokosmos-Vorstellung als etwas, in dem Leib und Seele, Welt und Kirche, Natur und Gnade in die Verantwortung des Menschen gestellt sind.

Viele Anhänger der Naturmedizin sehen in den Heilmethoden von Hildegard den Ursprung der modernen Naturheilkunde.

Sie war nämlich die Erste, die eine Brücke zwischen Volkswissen und griechisch-römischen Traditionen der Medizin in Verbindung brachte. Das bedeutet sie verwendete nicht nur die aus dem Süden überbrachten mediterranen Kräuter, sondern auch heimische Pflanzen wie Brennnessel, Baldrian, Schlüsselblume usw. Als besonders wichtige Heilkräuter schätzte sie Quendel, Bertram, Galgant und Meisterwurz.