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Umsorgen Hospiz- und Palliativarbeit praktisch

 

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Bd. 1

Schulung ehrenamtlicher Hospizbegleiter (Gratz, Mayer, Weidemann; ISBN: 978-3-17-029940-5)

Bd. 2

Auf dem Weg zur Kooperationsvereinbarung (Kittelberger, Gratz, Rösch; ISBN: 978-3-17-029944-3)

Bd. 3

Trauerbegleitung organisieren (Meyer, Brüning-Wolter, Fischinger, Rudert-Gehrke, Stockstrom; ISBN: 978-3-17-029948-1)

Bd. 4

Hospiz- und Palliativversorgungsnetzwerke gestalten (Rösch; ISBN: 978-3-17-030770-4)

 

In Vorbereitung:

•  Die Schätze des Alters heben (Bergmann, Kittelberger; ISBN: 978-3-17-031883-0)

•  Hospizkultur und Palliativkompetenz in stationären Einrichtungen entwickeln und nachweisen (Rösch, Kittelberger; ISBN: 978-3-17-031891-5)

Stefan Meyer, Barbara Brüning-Wolter, Esther Fischinger, Regine Rudert-Gehrke, Christine Stockstrom

Trauerbegleitung organisieren

Unter Mitarbeit von Barbara Mallmann, Monika Weis, Chris Paul

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

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1. Auflage 2016

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-029948-1

E-Book-Formate:

pdf:       ISBN 978-3-17-029949-8

epub:    ISBN 978-3-17-029950-4

mobi:    ISBN 978-3-17-029951-1

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»Zwiegespräch«
Bronze: Jürgen Ebert; Foto: Wolf Eckart Freiherr von Gemmingen-Homberg

Inhalt

 

  1. Vorwort
  2. 1 Theoretische Grundlage
  3. Regine Rudert-Gehrke und Stefan Meyer
  4. 1.1 Grundverständnis der Trauerbegleitung
  5. 1.2 Jeder Mensch trauert anders
  6. 1.3 Trauermodelle
  7. 1.4 Trauer im Team – Wenn wir selbst betroffen sind
  8. 2 Voraussetzung und Qualifizierung für Trauerbegleitung
  9. Christine Stockstrom
  10. 2.1 Sterbebegleitung versus Trauerbegleitung
  11. 2.2 Folgerungen für Vorstände und Koordinatoren der Hospizdienste
  12. 2.3 Von der Notwendigkeit, zur Trauerbegleitung zu qualifizieren
  13. 2.4 Standards in der Qualifizierung: Notwendigkeit und Herausforderung
  14. 2.5 Qualifizierung zur Trauerbegleitung
  15. 2.6 Das Thema »Trauer« in der Hospizbegleiter-Befähigung
  16. 3 Angebote und Formen von Trauerbegleitung in Hospizdiensten
  17. Barbara Brüning-Wolter
  18. 3.1 Vorüberlegungen
  19. 3.2 Rahmenbedingungen
  20. 3.3 Angebotsformen
  21. 3.4 Organisation
  22. 3.5 Finanzierung
  23. 3.6 Regionale Vernetzung
  24. 4 Kinder und Jugendliche in der Trauer begleiten
  25. Esther Fischinger
  26. 4.1 Entwicklungspsychologische Grundlagen
  27. 4.2 Risiken für Komplikationen im natürlichen Trauerprozess
  28. Literatur
  29. Anhang: Praxishilfen
  30. I Umgang mit Trauer und Verlust am Arbeitsplatz
  31. Barbara Mallmann
  32. II Wenn lebensbedrohliche Krankheit, Behinderung, Tod das Leben der Schule berühren
  33. Monika Weis
  34. III Dokumentation von Trauerbegleitungen
  35. Chris Paul

Vorwort

 

Seit den Anfängen der Hospizbewegung gehört auch Trauerbegleitung zu den Aufgaben der Hospizdienste. Menschen in der Hospizbewegung erleben immer wieder Trauernde, für die der Weg zurück in das (neue, andere, ungewohnte) Leben als nicht zu bewältigende Herausforderung oder nahezu unmöglich erscheint. Alleine und verlassen, keine neue Perspektive, keine Hoffnung, vom Umfeld nicht verstanden, keine Kraft für die Dinge des Alltags, eines Stücks der Identität beraubt – all das und vieles mehr können Gefühle sein, die Trauernde bewegen.

In diesem Buch haben Praktiker der Trauerbegleitung ihre Erfahrungen zusammengetragen und wollen all jenen eine Unterstützung sein, die in ihren Hospizdiensten »Trauerbegleitung organisieren«. Auch wenn es auf den ersten Blick ganz einfach erscheint, bedarf es neben dem nötigen Wissen auch vielfältiger Kompetenzen und Rahmenbedingungen. In den verschiedenen Kapiteln wird auf die einzelnen Bereiche von Trauerbegleitung eingegangen.

Ich möchte mich an dieser Stelle ganz besonders bei allen Mitautoren für die Geduld und Ausdauer bei der Erstellung dieses Werkes bedanken. Besonderer Dank gilt Barbara Mallmann, Chris Paul und Monika Weis, die die Praxishilfen im Anhang erstellt haben. Durch das Einbringen ihrer persönlichen Erfahrungen und ihrer Mithilfe sind Empfehlungen entstanden, die im Umgang mit trauernden Kollegen, bei Trauer in der Schule und der Dokumentation im Hospizdienst praktische Hilfestellung geben. Für die aktive Unterstützung dieser Reihe »Umsorgen – Hospiz- und Palliativarbeit« des BHPV als Schriftleitung gilt Margit Gratz ein spezieller Dank.

Möge dieses Buch allen Lesern neue Impulse für die Praxis bereithalten und die Organisation von Angeboten der Trauerbegleitung erleichtern.

 

Stefan Meyer

 

 

 

 

 

 

1          Theoretische Grundlage

Regine Rudert-Gehrke und Stefan Meyer

1.1       Grundverständnis der Trauerbegleitung

Das Grundverständnis der Hospizarbeit ist seit jeher die ganzheitliche Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen und ihrer Zugehörigen, auch auf dem Weg durch die Trauer.

•  Aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen ist der Bedarf größer geworden: das zeigt die deutlich steigende Zahl der Anfragen nach Unterstützung im Trauerprozess.

•  Der Verlust eines nahestehenden Menschen ist eine starke emotionale Belastung und kann den Trauernden in eine existenzielle Krise führen.

•  Zudem kann Trauerbegleitung ein wichtiger Beitrag zur Gesundheitsprophylaxe sein.

Deshalb ist Trauerbegleitung eine mitmenschlich notwendige Aufgabe für jeden Hospizdienst.

Trauerbegleitung und Sterbebegleitung sind zwei Säulen in der Hospizbewegung und dürfen nicht vermischt werden. Die Sterbebegleitung durch die Hospizbegleiter1 endet mit dem Tod. Auf Wunsch können Angehörige in bestehende Angebote für Trauernde eingebunden werden.

Die Angebote der Trauerbegleitung stehen allen Menschen offen – unabhängig von einer zuvor stattgefundenen Sterbebegleitung.

1.2       Jeder Mensch trauert anders

Ebenso wie in einer Hospizbegleitung ist der Umgang mit trauernden Menschen von Respekt und Wertschätzung geprägt. Sie orientiert sich an den individuellen Wünschen und Bedürfnissen, sucht nach den Ressourcen des Trauernden und vertraut auf die Selbstheilungskräfte und Entwicklungsmöglichkeiten des betroffenen Menschen. Persönliche Lebenserfahrungen mit Sterben, Tod und Trauer müssen wahrgenommen und berücksichtigt werden.

Trauernde fühlen sich oft ausgegrenzt, unverstanden und allein gelassen. Trauer kann einsam und krank machen oder Ängste auslösen. Durch die Trauerbegleitung bekommen Betroffene Unterstützung in ihrem Trauerprozess. Trauernde Menschen werden ermutigt, ihre Trauergefühle zuzulassen, den Trauerweg zu durchleben und ihren eigenen Weg der Reorganisation ihres Lebens zu suchen.

Die Trauerreaktionen und Trauerverläufe hängen von vielen persönlichen Faktoren ab (vgl. Müller et al. 2014):

•  Art und Qualität der Beziehung

•  War der Verlust erwartet oder völlig unerwartet?

•  War der Tod natürlich oder unnatürlich (Suizid, Mord, Unfall, Fahrlässigkeit)?

•  Hätte der Trauernde das eintretende Ereignis verhindern können (Schuldfragen)?

•  Konnte der Trauernde sich verabschieden?

•  Persönlichkeitsstruktur und Reife

•  Haltung, Werte, Spiritualität

•  Soziale Einbindung und materielle Situation

Trauerbegleitung kommt dann an ihre Grenze, wenn der Hinterbliebene therapeutische Hilfe benötigt. Auch erschwerte oder komplizierte Trauerverläufe erfordern grundsätzlich eine Begleitung und Unterstützung durch therapeutische Fachkompetenz. Erschwerte Trauerverläufe können verursacht sein durch (vgl. Müller et al. 2014):

•  uneindeutige Verluste (z. B. vermisst, Flugzeugabsturz),

•  hochambivalente Beziehungen (z. B. Ablehnung des Verstorbenen, Tod in der Trennungsphase),

•  mehrere Verlusterfahrungen in kurzen Abständen (müssen nicht zwingend Todesfälle sein),

•  Tabuisierung/Negierung des Verlustes (z. B. Suizid, Fehlgeburt, Abtreibung, Mord).

Bei diesen Trauerverläufen ist ein örtliches Netzwerk mit therapeutischen Unterstützungsmöglichkeiten sinnvoll (Notfallseelsorge-Team, Telefonseelsorge, Krisendienst, Psychologische Beratungsstellen, Traumatherapeuten etc.).

1.3       Trauermodelle