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Die fotografischen Illustrationen zu diesem Buch gelangen Debra Bardowicks im und mit Pferden eines privaten Gestüts in Hamburg. Den Betreibern gilt mein ganz besonderer Dank.

Das Auge macht das Bild, die Leidenschaft drückt den Auslöser. Das ist das Erfolgsgeheimnis der begabten Tierporträtistin, die international große Anerkennung genießt.

© Aufmacherfoto Kap. 15: Lutz Toelle

© Aufmacherfoto Kap. 16: Schafft und Ellerbrock

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www.langen-mueller-verlag.de

© für die Originalausgabe und das eBook: 2016 LangenMüller

in der F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlagsgestaltung: Wolfgang Heinzel

Umschlagfoto: Debra Bardowicks

Satz und eBook-Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-7844-8262-0

Für Filia

Wenn Menschen denken,

dass Pferde nicht fühlen können,

so müssen Pferde fühlen, dass Menschen

nicht denken können.

Inhalt

Vorwort

1

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

2

Der Mensch schuf den Dämon nach seinem Bilde

3

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott

nicht zu sorgen

4

Den Weg können dir andere ebnen,

gehen musst du ihn selbst

5

Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück,

gehört es dir für immer

6

Glück bringt Freunde, Not stellt sie auf die Probe

7

Das Fenster ist der Augen Tür

8

Wir können die Schutzengel nicht sehen,

aber es reicht ja, wenn sie uns sehen

9

In jedem Verrat liegt am Ende doch ein guter Rat

10

Geduld, mit der Zeit wird aus Gras Milch

11

Der abscheulichste Einbruch ist der in die

Gefühle eines Menschen

12

Übe dich auch an Dingen, an denen du verzweifelst

13

Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein

14

Irgendwann im Leben ist immer das erste Mal.

Glück hat man, wenn es nicht das letzte Mal war

15

Willst du den Kern haben,

so musst du die Schale zerbrechen

16

Wir lassen nur die Hand los, nicht den Menschen

17

Entscheide lieber ungefähr richtig als genau falsch

18

Der Rost macht erst die Münze wert

19

Wo der Ehrgeiz endet, fängt das Glück an

20

Nicht jede Schnapsidee hat eine Schnapsflasche als Mutter

21

Du siehst die leuchtende Sternschnuppe erst dann,

wenn sie vergeht

Nachwort

Vorwort

Pferde sind die Brüder und Schwestern unserer Seele. Sie spüren, wonach wir uns sehnen, und schenken uns, was uns erfüllt. Spenden uns Trost, wenn wir traurig sind. Machen uns Mut, wenn wir verzagen, und geben uns Kraft, wenn wir Schwäche fühlen. Sie lassen die Sonne für uns scheinen und umarmen uns dabei mit ihrer Herzenswärme. Zeigen uns, wie wertvoll der Nächste für uns ist, und öffnen unsere Sinne für Selbstkritik und Demut. Nur, wer sich verstanden fühlt, versteht auch. Empathie ist die Magie der Pferde. Kaum jemand, der sich ihrem Zauber entziehen kann.

Etwa eine Million Pferde wiehern derzeit in deutschen Ställen. Weit über fünf Millionen Menschen finden Erfüllung bei ihnen, bevorzugt Frauen. Und täglich werden es mehr. Damit ist das Pferd nach seinem Niedergang Mitte des letzten Jahrhunderts zum beliebtesten großen Haustier nach Hund und Katze geworden. Und zum Ziel der größten Seelenflucht dieses jungen Jahrtausends: Weg aus der Kälte einer Gesellschaft, die kaum noch ihre Nachbarn und keine Werte mehr kennt, nur noch von allem den Preis. Hin zum Wohlfühltier Pferd. Die große Mehrheit genießt ihre Freizeit mit ihnen, eine Minderheit findet im Turniersport Erfüllung. Allen gemeinsam ist: Wer ein Pferd zum Freund hat, ist nie mehr allein und niemals mehr einsam.

Kaum eine Beziehung ist so alt, so eng, so emotional und so sehr von Abhängigkeit geprägt wie die zwischen Pferd und Mensch. Das Pferd hat uns aus der Antike in die Moderne gezogen und getragen. Auf seinem Rücken wurden Kulturen verbreitet, Weltreiche errichtet und zerstört. Ihm verdanken wir unseren Fortschritt. Als die technische Revolution das Pferd als Arbeitstier überflüssig machte, bewahrte es der Reitsport vor dem Aussterben. Eine Rettung, die Heldentum und Tragik gleichermaßen gebar und gebiert. Vom Wohlstand zum Investment erhoben und gleichzeitig zum Statussymbol erniedrigt, findet es seine Bestimmung mittlerweile immer mehr auch dort, wo es seinen Ursprung hat, in der Natur, als Befreier und Fixpunkt seiner Menschen.

Im Film, im Fernsehen und in Büchern ist es geblieben, was es immer war: Inbild von Tugend und Erhabenheit. Fury, der schwarze Hengst, galoppierte bei seinen Abenteuern direkt in die Kinderherzen der Welt. Liesl, das Bauernpferd, rührte Millionen zu Tränen, als es an gebrochenem Herzen starb, weil sein Gefährte, der Wallach Hans, nicht aus dem Zweiten Weltkrieg heimgekehrt war. Halla, das Springpferd, wurde zur Legende, als es ihren wegen eines äußerst schmerzhaften Muskelrisses in der Leiste nahezu bewegungsunfähigen Reiter Hans Günter Winkler über schwerste Hindernisse zu olympischem Gold trug. Der Wallach Rembrandt wurde unsterblich, als er als einziges Dressurpferd in der Geschichte der olympischen Reiterspiele seit 1912 mit seiner Reiterin Nicole Uphoff zwei Mal Einzelgold ertanzte.

Kein Tier seines Körpermaßes gilt als edler, keines als tapferer, keines als großmütiger als das Pferd. Keines als loyaler. Und keines ist uns so verbunden. Hätten Pferde noch die Größe von Füchsen wie vor 70 Millionen Jahren, als sie als Einhufer aus dem Nebel der Schöpfung traten, würden sie wohl eher nicht im Stall leben, sondern unter einem Dach mit uns.

Mich haben fünf Pferde durchs Leben begleitet, jedes von ihnen war anders in Art und Wesen, jedes für sich besonders. Eines aber war auf besondere Weise anders. Nennen wir es Felix, sagen wir, es war ein Fuchshengst, und vereinigen wir in ihm alle fünf. Felix hat mein Denken und Handeln nachhaltiger verändert und geprägt als vieles vor und nach ihm. Als Seelenverwandter, als Weggefährte, als Vertrauter und als Partner im Sport. Mit seinem Tänzertalent trug er mich hinauf in hohe emotionale Höhen und stürzte mich hinab in tiefste Tiefen.

Der Ball steigt zum Fall, auch wenn das im Moment des Erfolges unmöglich scheint. Indem mir Felix meine Grenzen zeigte, wies er uns beiden den Weg zu innerer Zufriedenheit, der schönsten Form des Glücks. Sie lässt sich nicht im Vergleich erringen, auch nicht im sportlichen Wettbewerb, so fesselnd und befreiend Erfolg hier wie da auch immer sein mag. Denn sie hängt nicht von Meriten ab, sondern von unserer Beziehung dazu. Sie erwächst aus Selbsterkenntnis. Wer gelernt hat, sich zufriedenzugeben, wird immer zufrieden sein. Albert Camus hatte recht, als er schrieb: Nicht der Misserfolg ist es, an dem der Mensch Schaden nimmt. Sondern der Erfolg. Nämlich dann, wenn das Verlangen nach dem Mehr Denken und Handeln bestimmt, falschen Ehrgeiz weckt und Selbstüberschätzung provoziert. Den Preis dafür, wenn der Mensch im Reitsport das Maß für sich verliert, zahlt immer auch das Pferd.

Davon und von anderen Erkenntnissen auch fürs Leben mit seinen unterschiedlichen Herausforderungen, die ich dem Lehrmeister Pferd verdanke, erzähle ich in diesem autobiografischen Roman. Aber auch von vielen lustigen Begebenheiten und, vor allem, vom Gefühlsgeheimnis zwischen Pferd und Mensch. Vielleicht ist es erhellend für die eine oder andere Leserin, den einen oder anderen Leser. Wer reiterliche Ratschläge erwartet, wird enttäuscht. Dafür fehlt mir jede Qualifikation, und das entspricht auch nicht meiner Intention. Ein Buch wie dieses verfasst zu haben, macht mich auch nicht zum Pferdefachmann, zumal die Basis dafür lange zurückliegt. Ich liebe Pferde seit Kindertagen dafür, dass man bei ihnen Mensch sein darf. Das ist es auch, worum es mir hier geht. Und Ihnen nach der Lektüre möglicherweise auch. Die Pferde hätten sicher nichts dagegen.

1

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

HERMANN HESSE