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Jens Voigt   
James Startt

JENS
VOIGT

SHUT
UP
LEGS

Meine
Profijahre
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Aus dem Englischen
von René Stein

 

 

 

DELIUS KLASING VERLAG

INHALT

Vorwort

Eine Jugend in der DDR

Anfänge auf dem Rad

Lesen

Deutsche Wiedervereinigung

Mein erster Profivertrag

Blütezeit des Radsports

Umzug nach Frankreich

Der erste Sieg

Meine erste Tour de France

Team Crédit Agricole

Weggefährten

Wechsel zum Team CSC

Operación Puerto

Training

Aufopferung

Deutschland-Tour

Stürze

Lance Armstrong

Team Leopard Trek

Familie

Schlechtes Essen, schlechte Hotels

Der Kult um »Jensie«

Team Radio Shack

Die Kunst der langen Fluchten

Auf zu neuen Ufern

Der Stundenweltrekord: Vorbereitung

Der Stundenweltrekord: Tag x

Das Leben danach

Danksagungen

Die Autoren

VORWORT

»Überall lauern Tretminen.«

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UND DANN KLOPFTE ES AN MEINER TÜR. Ich saß im Schlafraum am Sportgymnasium in Ostberlin und quälte mich durch meine Hausaufgaben, als Mitschüler hereinstürmten: »Die Mauer ist offen! Sollen wir uns anschauen, was drüben abgeht?« Das war am 9. November 1989. Ich war gerade 17 geworden, aber schon damals schwante mir, dass sich mein Leben von nun an für immer verändern würde.

Natürlich wusste ich, dass da draußen eine andere Welt existierte, außerhalb der Deutschen Demokratischen Republik … denn auch, wenn die führenden Politiker und die staatlichen Medien uns immer weismachen wollten, die Mauer sei zu unserem Schutz gebaut worden, war uns allen klar, dass sie uns über Jahrzehnte eingesperrt hatten.

Ich werde – wie wohl jeder Deutsche – diese Nacht nie vergessen. Einige Menschen hatten wirklich Angst, den Schritt über die Grenze nach Westberlin zu wagen. Für mich kein Problem! Ich ging direkt zur Invalidenstraße, da befand sich der berühmte Checkpoint Charly, das war einer der drei Grenzübergänge, die in dieser Nacht geöffnet waren. Als ich drüben war, traute ich meinen Augen erst einmal nicht mehr. Das war ja eine ganz andere Welt! Da gab es mehr Schokolade in einem einzigen Kioskregal, als ich in meinem ganzen Leben gesehen hatte. Und alles war so sauber, gar kein Vergleich zu Ostberlin! Alles war größer und besser, so schien es. Jedenfalls war alles neu und gut in Schuss. Du konntest das Geld förmlich riechen. Es war eine andere Welt. Es war einfach UNGLAUBLICH!

Aber gleichzeitig war die ganze Sache auch sehr seltsam. Ich war nervös. Man darf nicht vergessen: 17 Jahre Gehirnwäsche bleiben nicht ohne Spuren, 17 Jahre, in denen Leute mir gesagt hatten, dass der kapitalistische Westen unser Todfeind sei. Und hier stand ich nun. Mir war beigebracht worden, dass mir im Westen jederzeit meine Geldbörse geklaut werden konnte. Wie ich schon sagte, die Mauer war ja angeblich errichtet worden, um uns vor dem bösen Westen zu beschützen. Niemand hatte laut gesagt, dass die Mauer nur dazu da war, uns im Käfig zu halten. Wenigstens in den ersten Stunden hatten wir das unheimliche Gefühl, jederzeit auf eine Tellermine treten zu können. Es war ein ganz merkwürdiger Moment. Wir waren total fasziniert, und gleichzeitig war mir bewusst: Jens, du bist gerade nicht in deinem Heimatland! Das fühlte sich so unangenehm an, wir mussten schrecklich wachsam bleiben. Aber, Junge, war das aufregend!

Stunden, Tage, ja sogar noch Wochen später erwarteten wir, dass die Bonzen die Mauer einfach wieder dichtmachen würden und sagen: »Okay, ihr habt gesehen, was auf der anderen Seite los ist, aber das war’s. Zurück an die Arbeit!« Nach etwas über einem Jahr waren dann Ost- und Westdeutschland offiziell vereinigt, und so lange hat es ehrlich gesagt auch gebraucht, bis wir kapiert hatten, dass die Mauer für immer Geschichte war. Bis dahin hatten wir wirklich geglaubt, der Russe könnte in jedem Moment aufkreuzen und alles wieder rückgängig machen.

Und selbst heute muss ich oft an diese eine Nacht zurückdenken und daran, wie mein Leben bis zu diesem Zeitpunkt gewesen war. So etwas passiert mir sehr oft.

Leute fragen mich oft: »Wie ist es denn so, Jens Voigt zu sein?« Und wenn ich darüber nachdenke, auch nach zwei Jahrzehnten als Fahrer im Radsportzirkus bei einigen der besten Teams, dann muss ich oft an meine Zeit damals in Ostdeutschland zurückdenken. Und, mal ganz ehrlich: Die Zeit damals hat zumindest mir nicht geschadet.

Ich weiß, dass das heute vielleicht komisch klingt, aber in der DDR aufzuwachsen war einfach großartig. Für Kinder war es toll, sehr sicher, und für uns wurde viel getan. Alles drehte sich um das Gemeinwohl, die Kommune; der Einzelne spielte viel weniger eine Rolle als in einem kapitalistischen Land. Schon als junger Steppke hab’ ich gelernt, ein Teamplayer zu sein, was mir meine gesamte Karriere über geholfen hat. Und ich hatte das Glück, vielleicht ein Profi werden zu können und bei einem der vielen Radsportteams dieser Welt anzuheuern, als die Mauer fiel – eine Möglichkeit, die viele meiner Landsleute vor mir niemals hatten, auch wenn sie noch so gut Rad fahren konnten. So gesehen haben mir viele Dinge aus meiner Jugend dabei geholfen, später so eine lange und erfolgreiche Karriere zu erleben. Und weil ich eine größere Karriere erreicht habe, als ich es mir jemals erträumt hätte, habe ich nichts für selbstverständlich genommen. Im Gegenteil, es hat mich angespornt: Jens, arbeite immer hart und mach einfach weiter mit dem, was du so liebst und kannst – und das war immer nur Rad fahren.

Und heute kommen Leute auf Radmessen auf mich zu, tragen T-Shirts mit Zitaten von mir wie »Shut up, legs!«1 und bitten mich: »Sag es, Jens, come on. Wir wollen es hören!« Und natürlich tue ich ihnen den Gefallen: »Shut up, legs!« Die Leute lieben es einfach.

Dabei war es nur ein blöder Spruch, den ich mal einem Journalisten auf die Frage gesteckt habe, wie ich es nur schaffen würde, mich immer so zu quälen. Aber der Spruch zog seine Kreise. Die Leute mögen meine Einstellung zum Sport. Das überrascht mich einerseits, andererseits bin ich natürlich geschmeichelt. Stolz. Diese Art der Aufmerksamkeit ist höchste Anerkennung für mich, denn es zeigt, dass ich Leute inspiriere. Und wie viele Sportler können schon von sich sagen, dass sie tatsächlich einen Einfluss auf andere haben und Leben, wenn auch nur ein ganz klein wenig, verändern? Das allein ist mehr wert als all die ganzen Pokale und Trikots, die ich im Lauf der Jahre gesammelt habe.

Die Kehrseite: Damit ist viel Verantwortung verbunden. Das überrascht mich immer noch, denn ich habe nie auf solche Sachen hingearbeitet. Ich bin immer ich selbst, und die Fans wissen immer, was in mir vorgeht, denn ich sage klipp und klar meine Meinung, frei heraus, wobei ich schon versuche, keinem auf die Füße zu treten.

Ich glaube, das haben die Leute irgendwann gemerkt und sich gesagt: »Hey, guck dir mal den an. Der Jens ist immer geradeheraus. Da gibt’s keine krummen Geschichten, keine Skandale. Auf den kann man sich verlassen. Man kann auf ihn zählen.«

Vielleicht sollte man nicht vergessen, dass mein lustiger deutscher Akzent, wenn ich Englisch oder Französisch spreche, ein bisschen nachgeholfen hat. Natürlich kann ich nur vermuten, warum ich irgendwann so beliebt geworden bin, aber ich denke, es muss was mit diesen Dingen zu tun haben.

Die Leute erkennen, was sie an mir haben, und sie bekommen, was sie sehen. Ich spiele ihnen nichts vor, mache keine Show. Ich trage keine Brillantohrringe, bin nicht tätowiert. In meiner Garage steht kein Porsche oder Ferrari. Ich bin einfach der Jens. Ich bin nicht in einer materiell orientierten Umgebung aufgewachsen, vielleicht ist es das, was verbindet. Es gibt so viele Krisenherde in der Welt. Und während meiner ganzen Karriere, so kommt es mir jedenfalls vor, hatte der Radsport immer mit großen Problemen zu kämpfen. Die Dinge ändern sich so schnell, vielleicht sehen die Leute mich als eine Art Fels in der Brandung, stabil, unverrückbar. Die Wellen brechen an mir, aber ich bleibe einfach stehen. Unbeweglich. Das Leben ist voller Risiko, und es gibt so viele Enttäuschungen und Skandale im Sport. Ich glaube, dass man mich da draußen wahrnimmt als jemand, der ein klein wenig Verlässlichkeit in diese von Chaos geprägte Welt bringt.

Was genau es ist? Ich weiß es nicht. Aber eins kann ich sagen: Die ganze Aufmerksamkeit hat dafür gesorgt, dass ich bis an das Ende meiner Karriere immer unglaublich motiviert war; sie hat ohne Zweifel einen großen Anteil daran, dass ich so lange weitergemacht habe.

Es war eine aufregende Tour, wirklich, und manchmal kneif ich mich selbst, wenn ich daran denke, was für einen Verlauf mein Leben genommen hat. Ich habe mehr Rennen gewonnen, als ich jemals für möglich gehalten hätte, aber genauso wichtig für mich ist, dass ich die ganze Welt bereist habe und unglaublich viele Orte und Menschen kennenlernen durfte. Und die ganze Zeit steckte tief in mir auch noch der kleine Jens aus einem Dorf in Ostdeutschland, der aus dem Staunen nicht mehr herauskam.

 

 

 

1 Frei übersetzt: »Klappe halten, Beine!«

EINE JUGEND IN DER DDR

»Das kommunistische System mag auf dem Papier ja ganz schön aussehen, aber leider wird es von Menschen geführt.«

»SCHIESS MIR BLOSS NICHT IN DEN RÜCKEN! Von mir aus hau ab, aber was du auch tust, schieß nicht auf mich!«

Das hat mein Vater Egon als junger Soldat der Volksarmee jede Nacht seinem Begleiter beim nächtlichen Wachgang eingeimpft. Er wurde 1946 geboren und war eines der ersten Kinder der neu gegründeten Republik. Auch wenn Ost- und Westdeutschland kurz darauf auch faktisch zwei verschiedene Staaten wurden, blieben die Grenzen für den Großteil seiner Kindheit noch geöffnet.

Vor dem Mauerbau im Jahre 1961 waren die Leute nicht gezwungen gewesen, sich für die eine oder andere Seite zu entscheiden, erst dann flüchteten einige verzweifelt in den Westen. Genau zu der Zeit leistete mein Vater seinen Wehrdienst bei der Volksarmee ab. Reden wir heute von der Mauer, denken die meisten Leute nur noch an den kleinen Streifen, der Berlin durchtrennte. Aber das war natürlich nur ein kleiner Teil, denn der »imperialistische Schutzwall« schlängelte sich die gesamte innerdeutsche Grenze entlang.

In den frühen Tagen des Kommunismus in Deutschland, als sie begannen, die Mauer zu errichten, gingen die Wachsoldaten immer zu zweit auf Patrouille. Teil der kruden Logik: Sie überwachten sich damit auch gegenseitig. Und wenn einer von beiden in den Westen »rübermachen« wollte, wurde von dem anderen erwartet zu schießen.

Und da Dassow, ein kleines Kaff an der Ostsee, wo mein Vater damals noch lebte, nah an der westdeutschen Grenze war, wagten eine ganze Menge Soldaten die Flucht. Und dieses Patrouillensystem brachte damit neben der Überwindung der Grenze ein weiteres Problem mit sich, denn wenn ein Soldat jetzt fliehen wollte, musste er zuerst den anderen Wachsoldaten erschießen, damit der ihn nicht erschießen konnte.

Jede Nacht machte mein Vater seinem Kollegen unmissverständlich klar, dass er nicht schießen würde, also gäbe es keinen Grund für ihn, durchzudrehen und ihm erst eine Kugel zu verpassen. Total verrückt! Aber das waren auch verrückte Zeiten.

Mein Vater war wie die meisten Deutschen, und die meisten von uns sind wie alle anderen Menschen auf der Welt. Und wie es nun mal so ist: Stellt man Menschen vor die Wahl, wo sie leben möchten, so wird sich der Großteil dafür entscheiden, genau dort zu bleiben, wo er gerade ist. Und mein Vater war auch so ein Typ. Er wäre niemals weggelaufen, aber er wollte auch nicht dafür abgeknallt werden, in Ostdeutschland zu bleiben!

Ich sagte es ja bereits: Obwohl meine Kindheit in Ostdeutschland mehr und mehr in die Vergangenheit rückt, macht diese Zeit einen Großteil von mir aus. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass all die Jahre zusammengezählt weniger als die Hälfte meines Lebens ergeben. Aber es waren prägende Jahre, und ich lebte in einer gänzlich anderen Welt als meine Kinder heute.

Und wie die meisten Menschen versuche ich, die schlechten Erinnerungen auszublenden und die guten zu bewahren. Vielleicht ist auch das der Grund, so viele Jahre später, dass ich nicht viel Schlechtes über meine Kindheit in der DDR sagen kann.

Ich wuchs glücklich auf, hatte eine Kindheit ohne Stress. Das Leben war etwas langsamer, kleinformatiger als heutzutage. Und es war entspannter. Das lag zum Teil daran, dass Dassow so ein kleines Kaff war. Ich erinnere mich noch gut an 1988, an die Feier zur 50-jährigen Verleihung des Stadtrechts an Dassow. Bis dahin war es nur ein Dorf gewesen, und nun dachte ich: »Hoppla, das kleine Nest war auf einmal offiziell groß genug, um sich Stadt zu schimpfen?« Mir kam es damals so klein vor, und ich habe in Dassow niemals mehr gesehen als ein Dorf, denn … mehr ist es einfach nicht.

Als ich dort aufwuchs, verbrachte ich die meiste Zeit draußen im Freien. Wenn ich dann 20, 30 Schritte in eine Richtung machte, kam es mir so vor, als würde ich das Dorf schon hinter mir lassen. So klein kam einem diese »Stadt« vor, selbst als Kind. Es gab ein Schuhgeschäft, einen Klamottenladen, einen Blumenladen, ein Spielzeuggeschäft, einen Zeitungsstand, ein Schreibwarengeschäft, einen Lebensmittelladen und einen Bäcker. Das war’s. Und das lag zum Teil an der Zugehörigkeit zu Ostdeutschland, denn so etwas wie Konkurrenz gab es nicht, also hatten wir für jeden Bereich ein Geschäft, das musste reichen. Aber zum Teil lag es auch einfach an Dassow.

All das konnte mich aber nicht davon abhalten zu träumen. Mein erster großer Wunsch: Ich wollte Astronaut werden. In das Weltall zu fliegen war einfach das Größte, was ich mir vorstellen konnte. Der Traum wurde vom ostdeutschen Fernsehen befeuert, das ausgiebig über das russische Raumfahrtprogramm und die Abenteuer von Sigmund Jähn berichtete, der 1976 als erster Deutscher im Zuge des sowjetischen Kosmonautenprogramms ins Weltall flog. Jähn war der Held für uns; ich glaube, in der Zeit wollten die meisten ostdeutschen Kinder Kosmonaut werden.

Aber schon bald darauf wurde mir klar, dass das Weltall doch nichts für mich war, ich mich aber als Förster gut machen würde. Ich liebte es einfach, im Freien zu sein. Der Traum hielt genau so lange an, bis ich auf das Sportinternat »Ernst Grube« in Ostberlin kam. Da habe ich schnell kapiert, dass es ziemlich unvereinbar war, im Wald zu arbeiten, wenn ich gleichzeitig ein Topathlet auf dem Rad sein wollte.

Im Sportinternat fand ich den Beruf Journalist ideal, um Karriere zu machen. Lesen hab ich schon immer geliebt, und auch, wenn Sie es nicht glauben, ich war sogar mal in einem Dichterclub. Schreiben mochte ich auch, und die Idee, für eine dieser Nachrichtenagenturen zu arbeiten, war schon sehr reizvoll. Aber als die Mauer fiel, änderte sich alles.

Vor dem Fall der Mauer lief das Leben viel entspannter ab, alles war einfacher. Das kommunistische System unternahm alles, um Konkurrenzdenken zu unterbinden. Man brauchte sich keinen Kopf um die Karriere zu machen, oder darüber, jemand anderen zu übertrumpfen. Für uns Durchschnitts-Ossis bestand kein großer Unterschied zwischen den einzelnen Berufsgruppen, denn in Ostdeutschland verdienten ein Ingenieur, ein Arzt oder ein Fabrikarbeiter wie mein Vater so ziemlich das gleiche Geld. Egon arbeitete als Metallurgist für eine Firma, die Zubehör für die Landwirtschaft produzierte, und meine Mutter Edith war eine der Fotografinnen der Stadt.

Egon war ein Riesenkerl, so groß wie ich und stark wie ein Ochse. Aber er war auch ein stiller Zeitgenosse, so ganz anders als ich. Als Kind konnte er ziemlich gut Fußball spielen, aber er hatte nie auch nur den Hauch einer Chance, seiner Leidenschaft nachzugehen, denn er musste bereits früh Verantwortung auf dem elterlichen Hof übernehmen. Als er älter war, halfen ihm seine Kräfte und seine Erfahrung natürlich bei der Arbeit in der Fabrik.

Um ehrlich zu sein, ich habe von meinem Vater in meiner Kindheit nicht viel mitbekommen. Meistens war er schon aus dem Haus, bevor ich überhaupt aufgestanden bin. Er kam nachmittags zwischen halb fünf und fünf zurück. Manchmal haben wir dann noch zusammen Hausaufgaben gemacht, aber irgendwann habe ich dann kapiert, dass mein Vater nach der Arbeit einfach nur noch erschöpft war.

Von meiner Mutter hingegen bekam ich viel mehr mit. Edith hatte das Zeug dazu, sich die Arbeit freier einzuteilen, weshalb sie meistens nur den halben Tag arbeitete und sich um uns drei Kinder kümmern konnte. Sie stand morgens mit uns auf, machte Frühstück und ging dann zur Arbeit. Nach der Schule gingen wir Kinder oft direkt zum Fotostudio und erledigten dort die Hausaufgaben, bis sie mit der Arbeit fertig war. Und dann machten wir uns zusammen auf den Heimweg.

Meine Eltern hatten also nicht die großen, wichtigen Berufe, aber sie verdienten nicht viel weniger Geld pro Monat als ein Arzt. Und Konkurrenz gab es auch nicht groß, denn jeder wusste ja, dass man, egal, wie man es anstellte, nicht reich werden konnte. Dieses Wissen führte zu viel weniger Neid und Eifersucht unter den Leuten, nicht so wie heute, denn worauf sollten die Menschen neidisch sein? Ich glaube ja, dass die Menschen damals noch freundlicher zueinander waren. Sie hatten einfach mehr Zeit, im Garten zu sitzen, mit ihren Freunden zu reden, zu grillen, Fußball zu spielen …

Und zudem – ein Gedanke, den man sich heute kaum noch vorstellen kann – existierte in der DDR quasi überhaupt kein Konsum. Erstens: Es gab ja kaum Marken oder Produkte, aus denen wir auswählen konnten. Die Motorräder waren alle von MZ, Fernseher von Staßfurt, Fotoapparate kamen von Praktica. Es war immer dasselbe für nahezu alle Dinge: Radios, Brot, Zucker, was auch immer. Oder die Autos: Es gab nur zwei Marken zur Auswahl – einen kleinen Wagen, den Trabant, und einen größeren Wagen, den Wartburg. Da konnten die Leute kaum von Fabrikat, Modell oder Größe ihrer Autos besessen sein. Man war einfach froh, wenn man eins hatte.

Denn wie alles – abgesehen von Nahrungsmitteln – waren Autos in der DDR schwer zu beschaffen. Die meisten Leser werden es wissen, aber vielleicht sind ja auch jüngere darunter, die sich das gar nicht mehr vorstellen können. Die Standardprozedur war wie folgt: Wenn ein Baby geboren wurde, haben die Eltern für ihren Nachwuchs ein Auto bestellt. Im Schnitt wartete man 17 Jahre auf ein Auto – wenn das Kind dann also 16 oder 17 war, durften die Eltern das Auto abholen. Ausstattung und Farbe konnte man sich zwar wünschen, aber das spielte keine Rolle: Man musste nehmen, was gerade kam.

Meine Eltern waren ganz normale Leute aus der Arbeiterklasse, mit drei Kindern: mein älterer Bruder Ronny, ich und meine Schwester Cornelia. Geld gab’s nicht viel, und das erste Auto bekamen wir, da war ich ungefähr 15. Aber wie gesagt, wir hatten, was wir zum Leben brauchten.

In einigen Bereichen unterschied es sich schon von anderen Teilen im Land, in Dassow aufzuwachsen, denn das Dorf lag nahe an der Grenze zwischen West- und Ostdeutschland. Wir bekamen die Unterschiede zwischen den beiden Kulturen daher viel stärker mit als viele andere Ostdeutsche. Wir konnten ja sogar westdeutsches Fernsehen und Radio empfangen, wenn wir die Antennen in die richtige Richtung drehten! Aber da musste man aufpassen, denn das durfte die Polizei (oder der Nachbar) nicht sehen, sonst klopfte es an der Tür.

Doch trotz allem hatten wir wenig zu meckern über unser Leben in Ostdeutschland. Mein Vater hatte sich in Dassow eine Existenz aufgebaut, hier gehörte er hin, hier hatte er Edith getroffen. Hier wurden seine Kinder geboren, hier hatte er seinen Job – er hatte einfach keinen Grund, unglücklich zu sein. Wenn ich an meine Eltern zurückdenke, dann waren sie immer sehr bodenständig und haben die Dinge immer sehr nüchtern betrachtet.

Dass sie nie einen Fluchtversuch gewagt haben, bedeutet nicht, dass sie das kommunistische System unterstützt haben. Sie haben es sogar abgelehnt, der SED beizutreten, und das hatte natürlich Konsequenzen. Mit Sicherheit hat es meinen Vater einige Jobs gekostet, und ich kann Ihnen auch sagen: Die fehlende Mitgliedschaft in der Partei sah auf meinem Einschreibebogen für das Sportinternat gar nicht gut aus. Aber Egon hat immer gesagt: »Jens, Abkürzungen bringen immer nur kurz einen Vorteil. Steh dazu, wer und was du bist!«

Mein Vater hat auch begriffen, dass er ein Niemand gewesen wäre, wenn er rübergemacht hätte. Er hätte ganz von vorn beginnen müssen, und es war keinesfalls selbstverständlich, dass sein Leben besser werden, dass er dann das große Geld machen würde. Es gab viele Republikflüchtlinge, die es drüben nicht gepackt haben.

Ich weiß noch, dass die Leute nach dem Mauerfall sagten: »Ja, jetzt haben wir zwar die schöne Freiheit, aber wir haben nicht das Geld, die Freiheit auch zu genießen.« Und damit hatten sie recht. Theoretisch hätten sie natürlich sofort alles zusammenpacken und nach Hawaii fliegen können, aber das bedeutete nicht, dass man auch das Geld für die Flugtickets auf der hohen Kante hatte.

Als also die Mauer fiel, haben wir Ostdeutschen ganz schnell verstanden, dass es jetzt das Potenzial für ein besseres Leben gab, aber das lag nicht jedem. Mehr Stress, mehr Verantwortung für uns alle. Daran hatten wir erst mal zu knapsen.

Denn in Ostdeutschland eigentlich nicht hart schuften. Kündigungen kamen praktisch nicht vor, und es gab in der DDR keine Arbeitslosigkeit – können Sie sich das heute noch vorstellen? Auch wenn man faul oder ganz einfach blöd war, der Staat hat einem schon irgendeine Stelle besorgt. Das gehörte definitiv zu den Vorteilen des damaligen Systems.

Doch das kommunistische System mag auf dem Papier ja ganz schön aussehen, aber leider wird es von Menschen geführt. Und deshalb musste es unweigerlich den Bach runtergehen. Die Idee war gut: Jeder arbeitet, so hart er kann, für das Gemeinwohl und strebt danach, besser zu werden – mit gutem Gewissen und hochmotiviert von innen heraus. Die Stärkeren würden sich zusammentun, um die Schwächeren mitzuziehen. Was für eine schöne Idee, doch grau ist alle Theorie, und leider hat sich dann ja alles ganz anders entwickelt.

Und natürlich war das tägliche Leben nicht nur schön. Es war durchzogen von Propaganda und Überwachung, und der Staat hat den Einzelnen kontrolliert. Offiziell war es verboten, westdeutsches Radio zu hören oder westdeutsche Filme zu gucken, obwohl es gewisse Filme, Bücher und Musik gab, die erlaubt waren. Doch meine Eltern sahen das ganz entspannt. Sie haben uns immer Filme aus dem Westen gucken lassen. Wir mussten allerdings versprechen, am nächsten Tag in der Schule niemandem davon zu erzählen. Wie ich schon sagte, wenn die Radio- und Fernsehantennen in die falsche Richtung – nach Westen – zeigten, dann stand die Polizei vor der Tür. Daher mussten wir die Antennen oft nach Osten ausrichten, auch wenn wir wussten, dass der Empfang aus dem Westen darunter leiden würde.

Das war teils wirklich beängstigend. Ich erinnere mich noch genau an eine Begebenheit, ungefähr zehn Jahre nach dem Mauerfall. Mein Vater hörte Radio Hamburg und arbeitete in der Garage, als plötzlich ein Polizeiauto vorbeifuhr – und mein Vater wie von der Tarantel gestochen aufsprang! Es war ein Reflex. »Oh, mein Gott«, seufzte er. »Kannst du das glauben, nach all den Jahren hab ich immer noch Angst, den falschen Sender zu hören?« Unglaublich, wie sehr sich der antrainierte Reflex in sein Gehirn gebrannt hatte. Wie stark mussten die Kontrollen und die Angst gewesen sein? »Ich muss über mich selbst lachen«, meinte er noch, »aber ich bin echt geschockt, wie tief das noch in mir drinsitzt.«

Standen die Wahlen zur Volkskammer an, kreuzte die Polizei bei dir auf, wenn du nicht vor zwölf Uhr das Kreuzchen gemacht hattest. Ich erinnere mich noch gut an meine Oma Frieda, die ein wenig rebellisch war. Sie vergaß die Wahlen meist ganz einfach. Sie war eine starke Frau, hart im Nehmen, und sie hat immer auf dem Bauernhof gearbeitet. Sie hat ihre Hühner gefüttert oder was weiß ich, und da tauchte die Polizei auf und nahm sie mit zur Wahlkabine. Frieda hatte zudem drei Schwestern in Westdeutschland, und man übte Druck auf sie aus, den Kontakt abzubrechen. Aber das hat sie immer abgelehnt, sie haben sich weiterhin geschrieben, auch wenn das überhaupt nicht gut ankam. Die Briefe wechselten hin und her zwischen den beiden Staaten, und wir haben zu Weihnachten oft Briefe oder Pakete von unseren Verwandten im Westen bekommen, obwohl ich sicher bin, dass sie von der Stasi zuvor geöffnet und kontrolliert worden waren.

Und meine Großmutter? Nahm es, wie es kam. In der Schule hatten uns die Lehrer beigebracht, dass die Landwirte nach dem Mauerbau all ihre Gerätschaften dem Kollektiv gespendet hätten. Aber Frieda hatte es am eigenen Leib anders erfahren. »Oh nein«, widersprach sie, »sie sind um drei Uhr morgens auf den Hof gekommen und haben uns alles weggenommen. Die haben nicht gefragt. Die sind einfach gekommen und haben sich alles unter den Nagel gerissen.«

Sie müssen wissen: Erst als ich 22 geworden bin, habe ich verstanden, dass Hitler und Stalin einen Nichtangriffspakt unterzeichnet hatten, den Hitler-Stalin-Pakt, der vor allem die Aufteilung Polens zum Ziel hatte. Aber so was lernten wir nicht in der Schule! Dort wurde unterrichtet, dass der böse Hitler Polen überfallen hatte, und dass der gute, weise Stalin daraufhin im Osten Polens einmarschiert war, um so viele Menschen wie möglich vor dem Zugriff der Nazis zu schützen. Was die Lehrer verschwiegen, waren die Siegesparaden, die abgehalten wurden, als sich die deutschen und sowjetischen Truppen in der Mitte trafen und das Land als Kriegsbeute praktisch in zwei Teile aufgeteilt wurde. Nein, das wurde nicht in der Schule unterrichtet.

Erst lange Zeit nach der Wiedervereinigung, meine Kinder gingen schon in die Schule, habe ich wirklich begriffen, wie viel von dem nicht stimmte, was man uns beigebracht hatte. Ich weiß noch, dass ich mir in einer Bibliothek förmlich anlas, was damals tatsächlich im Zweiten Weltkrieg geschehen war. Sie haben eine ganze Generation belogen!

Eines hab ich allerdings aus all dem mitgenommen: Der Gewinner schreibt die Geschichtsbücher. So ist das Leben. Und so ist es im Übrigen auch im Radsport. Und als ich im Osten aufwuchs, hieß der Sieger Kommunismus!

Es war also offensichtlich nicht alles Gold, was im Osten glänzte. Aber wenn ich zurückschaue, dann war ich doch ziemlich glücklich damals in der Schule, denn ich hatte tolle Lehrer. Die Tatsache, dass meine Eltern keine Mitglieder in der Sozialdemokratischen Einheitspartei Deutschlands waren und wir Verwandtschaft im Westen hatten, hat mir auf dem staatlich geführten Sportinternat keinerlei Vorteile gebracht. Und schon als Junge sagte der kleine »Jensi« immer seine Meinung, also das, was ihm gerade durch den Kopf ging.

Aber glücklicherweise mochte mich mein Klassenlehrer, Dieter Richnow, der ganz genau wusste, dass es nicht exakt der Wahrheit entsprach, was in der Schule unterrichtet wurde. Wenn ich sagte: »Oh nein, meine Oma hat erzählt, dass die einfach gekommen sind und alle Werkzeuge und Maschinen geklaut haben!«, dann konnte er dem natürlich vor der ganzen Klasse nicht zustimmen. Er sagte dann Sätze wie »Nein, nein, der Staat würde so etwas niemals tun!«. Aber er hat mich nicht angeschwärzt. Wenn er das getan hätte, wäre das Spiel aus gewesen und ich sofort nach Hause geschickt worden.

Aber wie ich oben schon sagte, am stärksten ist mir in Erinnerung geblieben, wie entspannt das Leben damals in der DDR war. Zumindest was das Stressniveau anbelangt, auf dem Gebiet war das System sehr erfolgreich, denn es gab einfach kaum Stress. Und das hatte einen nachhaltigen Einfluss darauf, wie ich später als Profi meine finanzielle Situation gesehen habe.

Vielleicht hätte ich mehr Geld verdienen, beharrlicher sein, das Team öfter wechseln können. Aber die meiste Zeit war ich glücklich dort, wo ich gerade war, und als Profifahrer war ich grundsätzlich immer ganz zufrieden mit meinem Jahressalär. Ich habe definitiv einige Gelegenheiten ausgelassen, noch etwas mehr einzusacken. Aber das hätte wiederum mehr Stress mit sich gebracht, und den hab ich immer zu vermeiden versucht.

Und das liegt einfach an meiner Erziehung, denn wenn es um Geld geht, war ich immer der Meinung: Wenn ich genug Geld zum Leben verdiene, wofür brauche ich dann noch mehr? Wie viele Betten braucht man, um nachts zu schlafen? Was soll ich mit einem Haus mit 15 Schlafzimmern anfangen?

Diese Art von Materialismus hat mich erst später beschäftigt, denn sechs Kinder in einer Stadt wie Berlin großzuziehen sensibilisiert einen etwas mehr für diese Dinge. Die Lebenshaltungskosten für sechs Kinder beeindrucken mich schon, finanzielle Sorgen gehören zum Alltag. Die Tage, als ich mich so dahintreiben ließ, sind längst vorüber. Aber auch mit dem Druck, eine Familie ernähren zu müssen, habe ich immer versucht, die finanziellen Dinge ganz nüchtern zu betrachten. Ich wollte gutes Geld verdienen, klar, aber nicht nach dem Motto: Koste es, was es wolle. Weniger Zeit mit meiner Familie zu verbringen war es mir nicht wert.

ANFÄNGE AUF DEM RAD

»Ich verdanke alles den Schweinen!«

Jens aus der Sicht von Jan Schaffrath (Klassenkamerad von Voigt; ehemaliger Profifahrer und derzeit Direktor beim belgischen Team Etixx-Quick Step):

Ich kenne Jens, seit er acht oder neun Jahre alt war. Wir sind am gleichen Tag geboren worden, im gleichen Jahr, wir waren also in gewisser Weise Brüder, als wir in Ostdeutschland aufwuchsen. Wir haben beide mit Langdistanzläufen begonnen und in sehr jungen Jahren um den Sieg bei Geländelaufwettbewerben gekämpft. Und erst einige Jahre später begegneten wir uns wieder an der Sportschule und wurden richtig gute Freunde.

Das Sportinternat war zu Anfang wirklich hart für ihn. Er war ein Landei und plötzlich ganz allein in Berlin, und er hat seine Eltern wirklich vermisst. Ich hingegen kam aus Berlin und bin abends immer nach Hause gefahren, nicht so wie Jens, der im Schlafsaal übernachtete. Meine Familie hat ihn, besonders im ersten Jahr, ein wenig unter die Fittiche genommen, er kam oft mit zu uns nach Hause.

In besagtem ersten Jahr musste er wirklich kämpfen, um seinen Platz im Internat zu behalten. Der Konkurrenzkampf war sehr groß, manchmal prügelten sich die Schüler regelrecht untereinander. Die ganze Zeit ermutigte ich ihn, denn ich wusste, dass in ihm mehr steckte als in den meisten anderen dort. Am Ende des Schuljahres hatte Jens es tatsächlich geschafft, andere hingegen schickte man nach Hause. Er hatte einfach den stärkeren Willen!

Wenn ich ihn heute sehe oder treffe, denke ich oft an die Zeiten von früher zurück. In einem Punkt hat sich Jens nie verändert: Dieser Siegeswille war immer in ihm, egal ob beim Geländelauf, Fußball oder Radfahren – er wollte immer der Erste sein. Im Sportinternat stand im Winter oft Fußball auf der Tagesordnung, und Jens spielte auch da mit, um zu gewinnen. Er war weit davon entfernt, ein guter Spieler zu sein, aber er rannte unentwegt das Feld hoch und runter. Er gab einfach niemals auf. Das Wort »Niederlage« kam in seinem Vokabular überhaupt nicht vor. Bis heute nicht!

GENAU WIE JEDER KLEINE JUNGE IN DEUTSCHLAND HABE ICH MIT FUSSBALL ANGEFANGEN. Aber mir fehlte es an der Fuß-Augen-Koordination, die für den Sport ziemlich wichtig ist. Und was ich überhaupt nicht konnte, war dribbelnd Verteidiger stehen zu lassen und Tore zu schießen, was alle Jungs wollen, wenn sie erst einmal anfangen. Wenn ich ehrlich zu mir bin, dann würde ich sagen, ich war ein hoffnungsloser Fall. Aber ein schlechter Kicker zu sein hatte einen Vorteil: Schnell steuerte ich in Richtung Ausdauersport, einen Bereich, in dem ich ziemlich gut war.

Natürlich hatte ich damals noch keinen blassen Schimmer. Ich war neun Jahre alt, ich wusste nur eins, und so ging es den meisten: Ohne Fußball hatte ich viel zu viel Zeit. Und viel zu viel Energie, die sich irgendwo entladen musste. Doch wohin mit der Energie? Einmal hatte ich einen großartigen Einfall, jedenfalls dachte ich, ich wäre lustig und sehr kreativ, als ich bei einem Bauern in der Nähe auf dem Rücken eines Schafes umherritt. Da fühlte ich mich wie John Wayne!

Genau zu der Zeit standen gerade Piraten- und Westernfilme hoch in unserer Gunst, die wir uns wenn möglich anschauten, sofern der Empfang aus dem Westen gut genug war. Aber wir konnten nie darüber in der Schule reden, denn es war strengstens verboten, Westfernsehen zu gucken. John Wayne und Kommunismus? Das passt einfach nicht zusammen. Für sich selbst eintreten, wie Wayne das machte, und die Gerechtigkeit in die eigenen Hände nehmen, das war bestimmt nicht das, was die ostdeutsche Obrigkeit als Vorbild wollte.

Kleine Aussetzer wie die Nummer mit dem Schaf jedoch amüsierten weder meine Lehrer noch meine Eltern. Damit handelte ich mir für gewöhnlich eine Menge Ärger ein. In den Augen meiner Lehrer war ich ein nicht zu bremsender Wirbelwind, weshalb mein Klassenlehrer das Gespräch mit meinen Eltern suchte. »Ihr Sohn hat einfach zu viel Energie. Er muss irgendeinen Sport machen, damit er sich abreagieren kann. Er muss!« Nun ja, damals galt ich als ein sehr wildes Kind. Heute hat man dafür einen anderen Namen. Heute hätte ich innerhalb kürzester Zeit die Diagnose ADHS bekommen, wäre von Therapeut zu Therapeut geschleppt und mit Medikamenten behandelt worden, bis ich wieder normal (erschienen) wäre.

In Ostdeutschland jedoch gab es diese Art von personalisierter Aufmerksamkeit nicht. Stattdessen wurde Laufen meine Medizin. Schon bald fand ich heraus, dass die Mittel- und Langdistanzen mir lagen, ich gewann auch sofort kleine Rennen in der Umgebung und holte Platzierungen bei größeren Wettkämpfen. Hätte Radfahren nicht dazwischengefunkt, aus mir wäre sicher ein 5000- oder 10 000-Meter-Läufer geworden.

Doch meine Leichtathletikkarriere erlebte ein jähes Ende, als ich eines Tages den Mindestwert bei einem Weitsprungtest nicht erreichte. Mein Trainer war überzeugt, dass ich nicht alles gegeben hatte, also schickte er mich laufen. Runde um Runde wuchs mein Ärger darüber, er wurde größer und größer, bis ich es schließlich aufgab und es nie wieder versuchte.

Wenn ich heute zurückschaue, denke ich immer noch, dass es die richtige Entscheidung war. Ich meine, wie oft haben Sie jemanden Jens Voigt kritisieren hören, dass er nicht alles gegeben hätte? Das bin nicht ich. Und diese Einstellung wurde mir in der frühesten Kindheit von meinem Vater eingehämmert. »Junge, wenn du etwas machst, dann mach es ganz!« Egon war der Typ, der aus der Mode gekommene Weisheiten von sich gab, und er selbst war ganz der altmodische Typ. »Jungs weinen nicht!« Noch so eine Weisheit. Und das hat bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, bis heute habe ich nur bei einer Gelegenheit geweint – der Geburt meiner Kinder.

Ich musste mich also nach diesem Erlebnis auf die Suche nach einem anderen Sport machen. Schon kurz darauf machte der Radverein BSK Traktor Dassow Station in der Schule, der Polytechnischen Oberschule Ernst Puchmüller – zwangsläufig benannt nach einem Antifaschisten aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Trainer machte eine kleine Präsentation über das Radsportteam, aber der Knüller war, dass jeder ein brandneues, silbern glänzendes Rennrad bekommen sollte, wenn er sich noch am gleichen Nachmittag einschrieb.

Und, hey, wenn du ein zehn Jahre alter Junge aus einer Arbeiterfamilie bist und dir ein nagelneues Rennrad angeboten wird, was bleibt dir anderes übrig als »Ja, verdammt, natürlich trete ich bei!« zu sagen?

Ein Rennrad für umsonst? Das war einfach großartig. Und die Marke werde ich niemals in meinem Leben vergessen: Es war ein Diamant. Allerdings war das auch leicht zu merken, denn wir hatten nur diese eine Fahrradmarke in Ostdeutschland.

Und da stand ich nun mit meinem neuen Diamant und strahlte vor Glück. Natürlich wusste ich damals noch nichts von Gitane, Pinarello oder wie die ganzen berühmten Radschmieden damals hießen. Ich war einfach nur happy, mein eigenes Fahrrad zu haben! Nach einigen Wochen Training nahmen wir am ersten Rennen teil, den Ostdeutschen Meisterschaften im Bergzeitfahren, circa 200 Kilometer von Dassow entfernt. Ich hab es gewonnen!

Schon lustig, denn wenn ich heute daran zurückdenke, dann ist es nicht das Rennen, das mir stark in Erinnerung geblieben ist, sondern die elende Warterei, bevor ich das Ergebnis endlich meinen Eltern erzählen konnte. Warum, fragen Sie sich? Nun, aus dem ganz einfachen Grund, dass wir kein Telefon hatten. Ich meine, klar, das war lange vor Internet und Mobiltelefonen, aber wir hatten nicht mal einen Festnetzanschluss!

In diesen ersten Jahren, so mit zehn oder elf, habe ich – glaube ich wenigstens – alle Rennen gewonnen, bei denen ich gestartet bin, vielleicht mit Ausnahme der Nationalen Meisterschaften. Ich war stärker als die anderen Jungen, ich setzte mich an die Spitze, und keiner konnte mehr folgen. Als ich zwölf war, hab ich noch ungefähr drei von vier Rennen gewonnen. Sport war Spaß. Die ganze Sache war einfach ein Spiel. Doch schon bald wurde ich eingeladen, es einmal an der elitären Nationalen Sportschule zu versuchen, eine große Ehre für jedes Kind in Ostdeutschland, denn der Sport spielte eine große Rolle in der kommunistischen Gesellschaft.

Doch leider brach 1984 die Maul- und Klauenseuche in Dassow aus, das ganze Gebiet wurde unter Quarantäne gestellt. Klingt aus heutiger Sicht natürlich nicht tragisch, doch auf meine Karriere hatte es einen ziemlich großen Einfluss: Plötzlich konnte ich nicht mehr trainieren!

Meine ganze Kondition war dahin. Wir durften die Stadt nicht verlassen, und die Behörden wollten nicht einmal, dass wir Kinder Sport trieben. Der Ausbruch der Seuche fiel genau in den Zeitraum, als ich die Aufnahmetests für das Sportinternat machen sollte. Ich habe die Aufnahmeprüfung dann irgendwie bestanden, aber ich war nicht so gut wie zuvor. Von heute auf morgen musste ich wirklich mal dafür arbeiten!

Da war ich also, der kleine Jens, 14 Jahre alt, und wurde tatsächlich in der Sportschule KJS Ernst Grube aufgenommen. Wie jede Schule in der DDR war auch diese nach einem NS-Gegner benannt, der unter der Naziherrschaft getötet worden war, und Ernst Grube war einer von ihnen gewesen.

Berlin, das war die große Stadt, und das beschauliche Dassow mit 14 Jahren zu verlassen war nicht einfach. Das erste Mal sah ich Häuser, die mehr als zwei oder drei Etagen hatten – in meinen Augen eine ziemlich große Sache. Und es änderte sich eine Menge. Ich war der jüngste Schüler im Internat, und natürlich machten mir die älteren Mitschüler schnell klar, wo sich mein Platz in der Hackordnung befand. In Dassow war ich noch eine große Nummer in der Schule gewesen, denn ich hatte gute Noten und war gut im Sport. In Berlin dagegen fing ich von vorn an. Das war sehr hart. Oft habe ich mich geprügelt, und das viele Lernen und Trainieren zermürbten mich, während mein Körper wuchs und wuchs.

Das war tatsächlich eine schwere Zeit. Plötzlich musste ich schauen, dass ich überhaupt mithalten konnte, dass ich die Prüfungen jedes Jahr aufs Neue bestand, dass ich die geforderten Zeiten im Zeitfahren ablieferte und so weiter. Ich war also nicht mehr so gut wie zu meinen Dassower Zeiten, und das war schwer zu akzeptieren.

Der Radsport in der DDR war so strukturiert, dass es für mich keine Sportschule weiter nördlich in der Republik gab; also mussten wir uns mit den besten Kindern aus der Umgebung von Berlin messen. Das war ein harter Konkurrenzkampf! Nach den ersten Tests blieben noch 45 Kinder übrig, nach dem zweiten noch 30. Im Anschluss daran ging es zu der nationalen Miniolympiade nach Dresden, der sogenannten Spartakiade, zu der nur zehn bis 15 Kinder aus jeder Region ausgewählt wurden. Nicht nur unsere Werte auf dem Rad, sondern auch die allgemeine Athletik wurde getestet. Das ging sogar so weit, dass sie diese raffinierten Morphologietests durchführten, mit denen sich Vorhersagen erstellen ließen, wie sich unsere Körper bis ins Erwachsenenalter entwickeln würden. Diese Tests haben mich tatsächlich weitergebracht, denn ich war ein Spätentwickler, während andere sich schon mit 14 rasieren mussten. Aber ich nicht! Und weil dieser Test auf einer Art Leistungskurve basierte, die das gegenwärtige Wachstumslevel berücksichtigte, konnte ich Punkte gegen andere Kinder gutmachen, die schon weiter waren als ich.

Ich hielt durch bis zum Schluss und wurde 1984 nach Berlin aufs Internat geschickt. Aber aus dem Spiel war ernsthafter Sport geworden, und plötzlich musste ich sehr hart kämpfen, nur um überhaupt mitzuhalten. Richtig hart arbeiten, Opfer bringen, und dann bekam ich trotzdem eins auf die Mütze. Dann fing ich wieder von vorne an und bekam wieder eins auf den Deckel. Es war hart, aber die Erfahrungen von damals haben mich einiges darüber gelehrt, was es heißt, Opfer zu bringen und zu leiden. Zwei Dinge, die mir während meiner gesamten Karriere stets von Nutzen waren.

Ich denke oft, dass die Sportschule meine eigene Schule des Leidens war. Wie ich schon sagte, ich mühte mich ab, nur um zu überleben. Deshalb glaube ich, dass ich in diesen Jahren meine Schmerzschwelle höher gelegt habe, als andere Leute dies tun mussten. Und nachdem ich nun knapp 20 Jahre im Profiradsport unterwegs gewesen bin, glaube ich, dass ich zehn bis 20 Prozent mehr an Schmerzen ertragen kann als die meisten anderen. Ob sich das wissenschaftlich beweisen lässt, kann ich nicht sagen, aber ich glaube fest daran. So fühlt es sich an. Man muss immer wieder leiden, bis der Körper sich sagt: »Okay, ich weiß, wie es sich anfühlt. Aber jetzt mach mal ein bisschen mehr!«

Außerdem sieht man die Welt ein wenig anders, wenn man am Boden ist. Wenn du strauchelst, wird es immer Leute geben, die dir noch einen Tritt verpassen. Andere hingegen helfen dir, sie reichen dir die Hand, damit du aus dem Schlamassel rauskommst. Und in diesen Augenblicken erkennst du, wer es ehrlich meint, wer falsch ist, wer ein Freund ist und wer – höchstens – ein Möchtegern.

Einer meiner besten Freunde in der Schule war Jan Schaffrath. Er war genauso alt wie ich, aber eine Art Superheld an der Sportschule. Er war einfach so gut – unglaublich. Er konnte Zeitfahren, gewann sowohl Rennen auf der Straße als auch auf der Bahn. Er war unfassbar schnell und schlug sogar Profis wie Olaf Ludwig oder Erik Zabel, als er noch als Amateur fuhr. Ein Riesentalent und gleichzeitig mein Freund! Und es war gut, ihn als Freund zu haben, denn er half mir, wenn ich an der Schule schikaniert wurde. Quasi als Ausgleich hab ich dann oft für ihn gearbeitet. Er fuhr Rennen für das Team Telekom und für Milram, bevor er eine erfolgreiche Laufbahn als Sportlicher Leiter einschlug. Ein großartiger Fahrer und toller Kerl!

Waren die Zeiten hart? Ja, und wie! Ich war erst 14, als alles begann. Ich litt schrecklich an Heimweh, und gleichzeitig musste ich mit ansehen, wie einige meiner Freunde hinschmissen und heimkehrten. Der erste Mitschüler gab nach einem Monat auf, der zweite kehrte aus den Weihnachtsferien nicht mehr an die Schulte zurück.

Die Veränderungen waren einfach so überwältigend. Die ersten 14 Jahre wuchs ich wohlbehütet und ohne jeglichen Druck auf. Und plötzlich umgab mich dieses Leistungsdenken. Im Sportinternat ging es nur darum, es zu schaffen, gut genug zu sein, etwas, das ich mich zuvor nie gefragt hatte.

Zudem wuchs ich in einer sehr harmonischen Familie auf, ich war es nicht gewohnt, allein zu sein. Und weil ich so viel Zeit in das Training investierte, litten meine Noten. Aber ich sagte mir wieder und wieder: »Nein, nein, du darfst nicht aufgeben!« Meine Eltern liebten mich, natürlich boten sie mir an, jederzeit wieder nach Hause zu kommen. Aber ich wusste auch, dass sie furchtbar stolz auf mich waren bei dem, was ich tat. Sie haben niemals Druck auf mich ausgeübt, und ich wollte sie wirklich nicht enttäuschen. Schon im Alter von 14 oder 15 Jahren war ich also erstmalig mit der Entscheidung konfrontiert: alles oder nichts.

Um ehrlich zu sein, es gab natürlich zahlreiche Momente, in denen ich das Handtuch werfen wollte. Aber zum Glück hatte ich gute Freunde, auf die ich mich verlassen konnte, ich lernte eine Menge über mich selbst und wuchs als Persönlichkeit. Außerdem konnte man nicht einfach sein Zeug zusammenpacken und eben mal nach Hause fahren. Meine Eltern hatten zu der Zeit kein Auto (der erste Trabi war bestellt) und lebten 300 Kilometer weit weg. Ich konnte nicht mal eben nach Hause und mich ausweinen, wenn mir danach war. Nein, ich hatte nur mich!

Nach der ersten Zeit wurde es langsam besser, aber in den ersten Jahren in der Sportschule habe ich gelernt, dass man ein gutes Team braucht, um Erfolg zu haben … dass du nicht immer der Stärkste sein kannst und dass es im Sport, genau wie im richtigen Leben, immer ein Geben und Nehmen ist. Zufälligerweise passte das ja genau zu dem, was uns in der Schule über das Kollektiv eingetrichtert wurde, das Kollektiv, in dem die Stärkeren den Schwächeren helfen sollten. Niemand hätte jemals gesagt: »Wenn du Karriere machen willst, dann fahr die Ellbogen raus!« Diese Mentalität existierte einfach nicht.

Das alte System an der Sportschule brachte mir zudem bei, mit Druck umzugehen, denn wie ich schon sagte – Druck gab es immer. Dauernd wurden wir getestet, und wurde ich ausgewählt, dann bedeutete das nicht eine sonnige Tour auf dem Ausflugsdampfer, sondern zog nur noch mehr Tests nach sich. Zu Anfang waren es ungefähr 150 Kinder aus dem ganzen Land, die bei dem Programm mitmachen wollten, nach dem Auswahlverfahren hatten sich knapp 15 Fahrer qualifiziert. Man hatte keine Wahl: Der Druck wurde zu einer täglichen Begleiterscheinung.

Während das System in der DDR darauf ausgelegt war, für das Gemeinwohl zu arbeiten, lernte ich auf dem Rad schnell, auch für mich zu kämpfen. Individualismus beziehungsweise der Einzelne zählte im Sozialismus nicht viel, aber auf dem Rad passierte etwas wirklich Merkwürdiges, und plötzlich kamen all die Fragen in mir auf. Im dritten Jahr auf der Schule gewann ich mein erstes Straßenrennen, und das komischerweise bei einem Rennen, bei dem ich als einziges Mitglied meines Teams angetreten war. Wie verrückt war das denn? Das hat mich damals schwer beeindruckt, plötzlich hinterfragte ich nicht nur mich, sondern auch, was uns da so beigebracht wurde. Ich hatte zwar einige Zeitfahren gewonnen, aber nie ein Straßenrennen. Da wurde mir klar, dass es in solchen Rennen kein Sicherheitsnetz gibt. Keiner konnte mir in einer bestimmten Situation helfen, außer ich selbst. Kein Trainer sagte mir, was ich tun sollte, wann essen, wann attackieren. Bei diesem Wettkampf begriff ich zum ersten Mal, dass ich sehr viel besser sein konnte, wenn ich das Glück in die eigenen Hände nahm. Dieses Rennen werde ich niemals vergessen. Es herrschte ein Sauwetter, und im Finale waren noch 25 Fahrer dabei. Ich wartete den richtigen Moment ab, attackierte ungefähr drei Kilometer vor dem Ziel und gab Vollgas. Und ich habe tatsächlich gewonnen.

Ich bin total ausgeflippt, klar, aber es war auch kurios, weil ich es ganz allein geschafft hatte. Seltsames Gefühl. Waren die Teamkameraden schlecht für meine Leistung? Dieser Gedanke bohrte sich in mein Gehirn, aber vor allem bekam an diesem Tag mein Selbstvertrauen einen großen Schub. Ich realisierte, dass ich kein Mitläufer sein musste, mit ein wenig Glauben an mich selbst konnte es genauso gut funktionieren! Der Anfang im KJS Ernst Grube war ja nicht nach dem Motto »Hoppla, jetzt komm ich!« verlaufen. Dort hatte ich mich zum Arbeiter entwickelt, der nur das tat, was von ihm erwartet wurde. Aber seit jenem Tag bin ich die Rennen mit sehr viel mehr Selbstvertrauen angegangen.

An der Sportschule fällt einem nichts leicht, aber dort habe ich meine Lektionen für meine spätere Profikarriere gelernt. Ich sag es ja oft, ich persönlich hatte das Beste aus beiden Welten.

Sport war natürlich superwichtig in Ostdeutschland, und die Schulbehörden arbeiteten eng mit dem Sportsystem zusammen, damit auch ja kein Talent durchflutschte. Dieses System war sehr, sehr teuer und in vielen Bereichen sehr erfolgreich. Mittlerweile, in der Rückschau, wissen wir, dass es ein überaus mangelhaftes System war, durchsetzt von systematischem Doping. Andererseits mussten wir gerade in den letzten Jahren erfahren, dass der Westen dem in nichts nachstand; über Doping in den westdeutschen Teams ist auch genug berichtet worden. In der Retrospektive waren die Olympischen Spiele nichts weiter als ein Zusammenprall der Doping-Titanen.

Nichtsdestoweniger war das ostdeutsche System sehr erfolgreich darin, Talente in ganz jungen Jahren herauszufischen und entsprechend zu fördern. Und dieser Aspekt hat sich bis heute in Deutschland gehalten und den Zusammenbruch des Sozialismus überlebt.

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»Ich möchte einen Buchladen eröffnen, in dem ich mein bester Kunde bin.«

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Ich hätte niemals so viele Jahre als Profi auf dem Rennrad durchgehalten ohne eine gute Auswahl an Büchern. (James Startt)

FÜR DIE MEISTEN HERANWACHSENDEN SPIELEN FRÜHER ODER SPÄTER BÜCHER, MUSIK UND FILME EINE WICHTIGE ROLLE IM LEBEN. Da habe ich keine Ausnahme gemacht, auch wenn die Zensur alles kontrollierte, was wir lasen, hörten oder im Fernsehen sahen.