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Erwin Moser. Wunderbare Gute-Nacht-Geschichten

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Erwin Moser, geboren 1954 in Wien und aufgewachsen im Burgenland, absolvierte eine Ausbildung zum Schriftsetzer. Die Liebe zum Fabulieren und das Zeichnen hat er früh für sich entdeckt, wie er berichtet: »In der Schule war ich im Zeichenunterricht längst schon aufgefallen. Was ich in Mathematik verpatzte, versuchte ich in den Zeichenstunden auszubügeln. Einmal erwischte mich der Mathelehrer, wie ich in der Geometriestunde anstatt Würfel oder solchem Zeug eine Horde reitender Indianer zeichnete. Der war vielleicht wütend! ›Das kann er!‹, hat er geschrien. ›Aber davon kann man nicht leben, Moser!‹«

Dass man sehr wohl vom Zeichnen und vom Geschichtenerfinden leben kann, beweist Erwin Moser nun schon seit vielen Jahren. Seine Bücher standen auf der Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis, er wurde mit dem japanischen Owl-Preis ausgezeichnet und erhielt den Rattenfänger-Literaturpreis der Stadt Hameln. Seine Geschichten und Bilder gehören heute zum Kanon der Kinderliteratur. 2014 wurde in seinem Heimatort Gols das Erwin Moser Museum eröffnet.

Inhalt

Bolo, der Elefant

Zwei Elefanten im Winter

Das Blockhaus

Begegnung im Schnee

Besuch aus Afrika

Die Kröte und der Schatz

Das Zauberbuch

Ein entfernter Verwandter

Die Brillenschlange

Ein melancholischer Freund

Das Schloss in der Wüste

Der erkältete Eber

Der verzauberte Hut

Das Schiff im Sandmeer

Das Regenmusikhaus

Der schlimme Bär

Die Schiffbrüchigen

Das Hubschrauberschloss

Das Haus im Kaktus

Die Mäusefamilie

Der Sägefisch

Der fremde Frosch

Das Luftschiff  »Qualle «

Die Mäuse und der Uhu

Der furchtlose Frosch

Der rauchende Uhu

Zwergmäuse und Motten

Der Pilzwald

Die übersinnlichen Katzen

Hamster Rudolf

Die Hexenkatze

Der sagenhafte Kugelfisch

Begegnung in der Wüste

Das Haus der Bisamratte

Der Schwebesessel

Der Traum des Löwen

Die Goldgräber

Der lästige Vogel

Der Vulkanausbruch

Das Hängebrückengebirge

Der reiche Mieter

Die Vogelfänger

Der Hut des Riesen

Der karierte Uhu

Der Katzenkönig

Die grünen Meerestiefen

Wendelin, der Hund

Das Dampfluftschiff

Das Hochwasser

Der violette Drache

Richard Schnurr, der Federnsammler

Die geheimnisvolle Tür

Das Labyrinth

Der Piratenschatz

Die traurige Bärin

Bruno, der Bär, ist krank

Der durstige Elefant

Die Überschwemmung

Das Notquartier

Franios Schloss

Der gerettete Hase

Der bunte Bär

Der Kapitän im Baum

Die Hamsterhöhle

Charles, der Strauß

Der Skiflieger

Die Eisburg

Der Rabe und die Maus

Interessante Besucher

Die Bruchlandung

Jerry, der Koalabär

Die Eispalme

Guido Wanderrattes weitere Abenteuer

Die Irrfahrt

Die mutigen Mäuse

Schwere Geschenke

Das Weihnachtsbaumhaus

Bolo, der Elefant

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Als Bolo noch klein war, wurde er in Afrika von Tierfängern gefangen und in einen Zoo irgendwo in einer Stadt im Norden gesperrt. Dort war Bolo sehr unglücklich, weil er so allein war. Eines Tages vergaß der Pfleger, die Tür zu Bolos Gehege abzuschließen. In einer regnerischen Nacht gelang Bolo die Flucht. Er verließ die Stadt und wanderte aufs Land hinaus. In einer Scheune übernachtete er. Am nächsten Morgen fanden ihn dort die beiden Mäuse Albert und Iris, denen die Scheune gehörte. Bolo war von dem kalten Regen und den Aufregungen der Flucht krank geworden. Albert und Iris brachten ihn in ihr warmes Bauernhaus, legten ihn ins Bett und pflegten ihn gesund. Bolo fühlte sich sehr wohl bei den Mäusen. Sie spielten miteinander, und als dann der Winter kam, brachten sie ihm Schlittschuhlaufen bei.

Die ganze Zeit über wurde der entlaufene Elefant von den Leuten aus dem Zoo gesucht. Auch im Radio wurden regelmäßig Suchmeldungen durchgegeben. Als Albert und Iris diese Meldungen hörten, ließen sie Bolo nicht mehr aus dem Haus. Sie wollten ihn nie mehr hergeben und Bolo wollte auch für immer bei ihnen bleiben.

Einmal durchsuchten mehrere Gendarmen alle Häuser der Umgebung. Albert und Iris sahen sie kommen und steckten Bolo schnell ins Bett. Sie deckten ihn gut zu und setzten ihm eine große Haube auf. Den Gendarmen erzählten sie, dass das ihre kranke Großmutter sei. Die Gendarmen wunderten sich zwar, dass so kleine Mäuse so eine große, dicke Großmutter haben können, aber sie dachten dann, das käme von der Krankheit, und zogen verlegen wieder ab.

Der Frühling kam und dann der Sommer, und Bolo wurde größer. Die Mäuse konnten sich ausrechnen, dass er spätestens in einem Jahr nicht mehr in das Bauernhaus passen würde. Außerdem bekam der Elefant in der warmen Jahreszeit schreckliches Heimweh nach Afrika.

Albert und Iris berieten sich und kamen schnell zu dem Entschluss, mit Bolo nach Afrika zu ziehen. Sie verkauften ihre Felder und den Bauernhof und kauften von dem Geld ein Auto mit einem geräumigen Wohnwagen. Der war für Bolo. Kurz vor der Grenze zum Süden verkleideten sie ihn wieder als Großmutter. Der Trick funktionierte abermals.

Nach einer abenteuerlichen Fahrt und einer Schiffsreise erreichten sie endlich Afrika. Albert und Iris hatten noch etwas Geld übrig. Sie kauften sich eine Farm und lebten dort mit dem überglücklichen Bolo viele, viele Jahre lang, ohne von irgendjemand behelligt zu werden.

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Zwei Elefanten im Winter

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An einem Tag mitten im Winter kamen einmal zwei Elefanten in ein Landgasthaus. Es waren ein männlicher und ein weiblicher Elefant und sie waren europäisch gekleidet. Die Landessprache konnten sie aber nicht verstehen. Sie trompeteten höflich und machten durch Zeichen verständlich, dass sie ein Zimmer mieten wollten.

Die Wirtin, eine weiße Katze, gab den beiden Elefanten das größte Zimmer, das sie hatte. Solche außergewöhnlichen Gäste hatte sie noch nie gehabt!

Zu Mittag erschienen die beiden Elefanten im Speiseraum und bestellten zwei riesige Portionen Spinat, die sie geschickt mit ihren Rüsseln aßen. Dann verließen sie das Gasthaus und stapften durch den Schnee auf einen Hügel, wo unter einem Baum eine Bank stand. Sie setzten sich auf die Bank und schauten still in die verschneite Landschaft. Selbst als es zu schneien anfing, blieben sie auf der Bank sitzen und schauten vergnügt den fallenden Schneeflocken zu. Erst als es Abend wurde, kamen sie in den Gasthof zurück. Sie aßen wieder eine Menge Spinat (diesmal mit zehn Spiegeleiern) und verschwanden anschließend auf ihr Zimmer. Am nächsten Tag wanderten die beiden wieder auf den Hügel und saßen stundenlang auf der Bank im Schnee und schauten in die Gegend. So machten sie es eine Woche lang, dann reisten sie ab.

Die Wirtin schaute dem Autobus, in den sie gestiegen waren, lange nach. Sehr angenehme Gäste waren das, dachte sie. Die beiden haben gewiss das erste Mal in ihrem Leben Schnee gesehen, anders kann es nicht sein. Ich hoffe, sie kommen nächstes Jahr wieder. Dann werde ich ihnen zeigen, dass man mit dem Schnee noch mehr machen kann, als ihn bloß anzuschauen! Ich werde ihnen unseren großen Pferdeschlitten leihen, mit dem können sie dann den Hügel hinuntersausen, das wird ihnen sicher Spaß machen …

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Das Blockhaus

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Aline, die Maus, hatte schon im Oktober gehört, dass ihr guter alter Freund, der Dachs Norbert, jetzt in einem Haus irgendwo in den Bergen lebte. Aline hatte Norbert lange nicht mehr gesehen. In den letzten Wochen, seit Schnee gefallen war, hatte sie öfter an ihn denken müssen. An seine angenehm brummende Stimme, an sein wohltuend warmherziges Wesen und an seine große Büchersammlung, aus der er ihr oft vorgelesen hatte. In Norberts Haus in den Bergen ist es jetzt sicher hell und warm und gemütlich, dachte die Maus, und ihre Höhle kam ihr gleich eng und stickig vor.

Am nächsten Tag fasste sie einen Entschluss: Ich werde zu Norbert gehen! Ich weiß zwar nicht, wo dieses Haus genau steht, aber so schwer kann es nicht zu finden sein.

Aline zog ihre warmen Mäusestiefel an und einen dicken Wollmantel und wanderte los. Immer höher stieg sie durch den tiefen Schnee den Berg hinauf. Beinahe hätte sie das Haus des Dachses nicht gefunden! Der Abend dämmerte schon und Aline kämpfte sich immer noch durch den finsteren Hochwald. Da setzte auch noch dichtes Schneetreiben ein. Doch der kleinen Maus war nicht bange. Wenn ich das Dachshaus heute nicht mehr finde, grabe ich mir ein tiefes Loch in den Schnee, dachte sie. So kann ich nicht erfrieren …

Aber dann fand sie doch endlich aus dem Wald heraus und sah vor sich, auf einem kahlen Abhang, das Haus des Dachses stehen! Es war ein Blockhaus. Gelbes, warmes Licht schien durch die Fenster und aus dem hohen Schornstein wehte eine lange Rauchfahne im Wind.

Aline nahm ihre letzten Kräfte zusammen und lief auf das Blockhaus zu. Natürlich freute sich der Dachs riesig über ihr Kommen. Und sie verbrachten einen wunderschönen, gemütlichen Winter in dem einsamen Blockhaus …

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Begegnung im Schnee

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Der Kater Maurizius wollte das erste Mal in seinem Leben einen Skiurlaub machen. Er kaufte sich ein Paar Ski und fuhr in einen beliebten Wintersportort in den Bergen. In einem kleinen Hotel war gerade noch ein Zimmer frei.

Kater Maurizius hatte sich das Skifahren spielend leicht vorgestellt. Als er dann aber vor dem steilen Abhang stand, bekam er ein mulmiges Gefühl im Magen. Der Kater nahm seinen ganzen Mut zusammen und fuhr los. Weit kam er nicht. Ein dickes Walross stand plötzlich mitten auf der Piste und Maurizius konnte nicht mehr ausweichen. Die beiden prallten zusammen, der Kater verlor dabei seine Skier und die Skistöcke, dann sausten die beiden in rasender Fahrt den Berg hinunter. Maurizius klammerte sich fest an das Walross. Von weitem sah es aus, als ob er auf einem Schlitten oder Schlauchboot kauerte. Weiter unten kam das Walross von der Piste ab, schlitterte durch einen jungen Nadelwald und fiel mitsamt dem Kater in einen Gebirgssee. Maurizius stieß einen lauten Schrei aus, dann war er auch schon versunken. Das Walross tauchte ihm sofort nach und zog ihn aus dem Wasser. Leute von der Bergrettung hatten den Unfall beobachtet und waren schnell zur Stelle. Aber dem Walross ging es ganz prächtig, es grunzte vor Vergnügen. Die Rutschpartie und das kalte Bad hatten ihm offenbar großen Spaß gemacht. Auch Kater Maurizius hatte sich nicht wehgetan. Er hatte nur einen großen Schreck gekriegt und sah in seinem nassen Fell recht kläglich aus. Die Leute von der Rettung hüllten ihn in warme Decken und brachten ihn auf dem schnellsten Weg in sein Hotelzimmer. Sie legten den Kater ins Bett, wo er sofort einschlief.

Am nächsten Morgen traf Maurizius das Walross auf der Hotelterrasse. Es aß gerade eine riesige Portion Eis. Maurizius bestellte sich eine Tasse Tee. Er entschuldigte sich für den gestrigen Vorfall und bedankte sich für seine Rettung aus dem Wasser, aber das Walross lachte nur. »Für mich war es ein Vergnügen!«, sagte es. »Wenn du willst, können wir das Gleiche heute noch einmal machen!«

Doch davon wollte der Kater nichts wissen. Er reiste noch am selben Tag ab. Das war sein erster und sein letzter Skiurlaub gewesen.

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Besuch aus Afrika

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Im vergangenen Oktober hatte Kater Samuel einen Brief nach Afrika geschrieben. Einen Brief an seinen Verwandten, den Löwen Lorenz. »Lieber Lorenz!«, hatte er geschrieben. »Nun ist es schon fünf Jahre her, seit ich bei dir in der heißen Steppe von Afrika war. Ich denke gern an diese schöne Zeit zurück. Ich möchte dir mitteilen, dass ich mein Traumhaus gefunden habe! Es steht in einem See, hoch oben in den Bergen von Katzenland. Rundherum siehst du Wälder und die Luft hier ist einfach herrlich. Lieber Lorenz, du hast mir damals versprochen, mich ebenfalls zu besuchen, wenn ich mein Traumhaus gefunden habe. Es ist so weit! Meine drei Hausmäuse und ich würden uns ganz verrückt freuen, wenn du kommen würdest! Verbringe doch den Winter bei uns! Wir könnten zusammen durch die verschneiten Wälder spazieren und am Abend am Kaminfeuer schöne Gespräche führen. Es würde dir gefallen! Viele Grüße. Dein Sammy.«

Kater Samuel wusste, dass Afrika sehr weit weg war, und er hatte wenig Hoffnung, dass der Löwe kommen würde. Doch siehe da! Mitte Dezember tauchte ein gelbes Flugzeug über dem Gebirgssee auf. Es wurde von einem Affen gesteuert und kam direkt aus Afrika. Es landete auf dem See und heraus stieg der Löwe Lorenz. Kater Sammy holte ihn mit seinem Ruderboot ab.

Dem Löwen gefiel es anfangs sehr gut im Gebirge. Alles war so anders als in Afrika! Und auch Samuels Haus fand er ganz entzückend. Nur das Klima wollte ihm nicht so richtig gefallen. »Sammy, du hast nichts davon geschrieben, dass es hier so kalt ist!«, sagte er eines Tages. »Ich habe zwar eine lange Mähne und ein gutes Fell, aber irgendwie ist mir immer kalt – besonders an den Füßen.«

»Daran wirst du dich schon gewöhnen«, sagte der Kater. »Die Mäuse werden dir warme Socken stricken und von mir bekommst du ein Paar Filzstiefel.«

Aber leider half das alles nichts. Der Löwe wurde krank. Er bekam einen schlimmen Husten und Fieber und musste ins Bett. Den ganzen Winter lang erholte er sich nur langsam von seiner Krankheit. Er musste all die Monate im Haus bleiben und konnte die verschneite Landschaft nur durch das Fenster betrachten. Kater Samuel und die beiden Mäuse taten ihr Bestes, um ihren Gast wieder gesund zu machen. Doch erst Anfang März, als der Schnee geschmolzen war, ließ sein Husten nach. Und da kam auch schon der Affe mit dem gelben Wasserflugzeug, um Lorenz abzuholen.

Kater Sammy ruderte den Löwen auf den See hinaus. »Also, auf Wiedersehen, Sammy«, sagte der Löwe. »Es tut mir sehr leid, dass ich krank geworden bin und euch so viele Umstände gemacht habe. Euer Winter ist sehr schön anzusehen, aber weniger gut anzufühlen, finde ich. Nächstes Jahr besuchst du mich wieder und darfst auch gern die Hausmäuse mitbringen, abgemacht?«

»Einverstanden!«, erwiderte Samuel und gab seinem Verwandten die Pfote.

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Die Kröte und der Schatz

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Die zwei Mäuse Nina und Maxi waren begeisterte Taucher. Jedes Jahr reisten sie an einen See und tauchten darin. Sie liebten die geheimnisvollen Stimmungen unter Wasser, das seltsame Licht, die wogenden Wasserpflanzen und die vielen merkwürdigen Tiere, denen sie dort begegneten.

In diesem Jahr hatte Maxi eine kleine Erbschaft gemacht und so konnten sie sich endlich eine Reise ans Meer leisten. Das war immer ihr größter Wunsch gewesen. Maxi mietete ein Motorboot und damit fuhren sie auf das große Wasser hinaus. Schon bei ihrem ersten Tauchversuch machten die beiden Mäuse eine tolle Entdeckung! Sie fanden auf dem Meeresgrund eine versunkene Mäusestadt! Drei Tage lang tauchten sie immer wieder zu den algenbewachsenen Ruinen hinunter und besichtigten alles. Am vierten Tag machten sie dann eine weitere Entdeckung! Goldstücke und Edelsteine schimmerten da in der grünlichen Tiefe – es sah phantastisch aus! Nina und Maxi hatten den verschollenen Schatz des sagenhaften Mäusekönigs Montemausa gefunden! Doch leider saß eine dicke, alte Kröte auf dem Goldhaufen. Sie war über und über mit grünen Warzen bedeckt und schaute die beiden Mäuse aus bösen Augen an.

Nina und Maxi tauchten auf und berieten sich in ihrem Boot. »Wie kriegen wir die Kröte dazu, dass sie wegschwimmt?«, überlegte Maxi. »Sie ist so groß, die lässt sich von uns Mäusen keine Angst einjagen. Muss ein uraltes Viech sein, so, wie die aussieht. Vielleicht ein paar hundert Jahre alt?«

»Ja«, sagte Nina-Maus, »schön ist sie nicht gerade, aber ich glaube auch nicht, dass sie richtig böse ist. Sie hat so etwas Trauriges in ihren Augen. Ich glaube, zu dieser Kröte ist in den letzten hundert Jahren niemand mehr freundlich gewesen.«

»Hmm … du könntest Recht haben«, erwiderte Maxi. »Ich habe eine Idee! Wir schenken ihr meine wasserdichte Taschenuhr! Mal sehen, wie sie reagiert!«

»Ja, das ist gut!«, sagte Nina. Maxi holte die Uhr hervor und sie tauchten wieder zum Meeresgrund hinunter. Die Kröte schien sie schon erwartet zu haben. Maxi schwamm langsam näher und ließ die Taschenuhr vor der Kröte zu Boden sinken. Die Kröte beäugte die Uhr und nahm sie in ihre Hände. Nina gab ihr durch Zeichen zu verstehen, dass die Uhr ein Geschenk sei. Da zog sich plötzlich der Mund der Kröte in die Breite und sie begann zu lächeln. Dann entdeckte sie, dass die Uhr tickte, und darüber war sie sehr entzückt. Die Kröte hielt die Uhr an ihr Ohr und nickte begeistert mit ihrem dicken Kopf. Das sollte wohl »Danke schön!« bedeuten. Dann erhob sie sich von dem Schatz und schwamm fröhlich davon.

Die Kröte war weg und Nina und Maxi konnten den Schatz in ihr Boot laden. Ein kleines Häufchen Edelsteine ließen sie zurück, damit die Kröte nicht wieder traurig wurde, wenn sie zurückkehrte. Aber wahrscheinlich hatte sie gar nicht gewusst, dass sie auf einem kostbaren Schatz gesessen war. Was sollte eine Kröte schon mit einem Schatz anfangen?

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Das Zauberbuch

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