{4}Für Mike Gwilym (Schauspieler) und Jacky Stoller (Produzent)

{5}Prolog

Ich träumte, daß ich ein Rennen ritt.

Daran war an sich nichts Ungewöhnliches. Ich war schon in ungezählten Rennen geritten.

Es war ein Hindernisrennen. Da waren Pferde und Jockeys in den verschiedensten Farben und das Grün der Rennbahn. Da waren dichtgedrängte Reihen von Menschen mit rosaroten Gesichtern, die für mich, der ich in den Steigbügeln hockte und in gestrecktem Galopp an ihnen vorbeischoß, zu ununterscheidbaren rosa Farbklecksen verschwammen.

Die Münder der Menschen waren geöffnet, und obgleich ich keinen Laut hören konnte, wußte ich doch, daß sie schrien.

Sie schrien meinen Namen, um mich zum Sieg zu treiben.

Der Sieg allein zählte. Siegen, das war meine Aufgabe. Das war mein Daseinszweck, das war’s, was ich erstrebte, wozu ich auf die Welt gekommen war.

In meinem Traum gewann ich das Rennen. Die Anfeuerungsrufe verwandelten sich in Jubelgeschrei, und das Jubelgeschrei hob mich auf seinen Flügeln empor wie eine Woge. Aber allein der Sieg zählte, nicht dieser Jubel.

Wie so oft, wachte ich um vier Uhr morgens auf, noch vor Tagesanbruch.

Alles war still. Kein Jubel, nur Stille.

Ich konnte noch immer spüren, wie ich mich zusammen mit dem Pferd dahinbewegt hatte, fühlte noch das Spiel der Muskeln, das unsere beiden in der Anstrengung eins gewordenen Körper durchzitterte. Ich konnte noch die sich um meine Füße schließenden Steigbügel spüren, die angedrückten Waden, das {6}Gleichgewicht, den braunen Pferdehals nahe an meinem Kopf, die Mähne, die mir in den Mund geweht wurde, die Zügel in meinen Händen.

Dann kam der Augenblick meines zweiten Erwachens. Das wirkliche Erwachen. Der Moment, in dem ich mich bewegte, die Augen öffnete und wieder wußte, daß ich keine Rennen mehr reiten würde, nie wieder. Erneut durchfuhr mich der Schmerz des Verlustes. Der Traum – das war ein Traum für unversehrte Männer gewesen.

Ich träumte diesen Traum sehr oft.

Verdammt sinnlos.

Das Leben – das war natürlich etwas ganz anderes. Man löste sich von seinen Träumen, zog sich an und versuchte, das Beste aus dem vor einem liegenden Tag zu machen.

{7}1

Ich nahm die Batterie aus meinem Arm, steckte sie in das Aufladegerät und merkte erst zehn Sekunden später, daß ich es getan hatte, als sich nämlich meine Finger nicht mehr bewegten.

Sehr seltsam, dachte ich. Das Wiederaufladen der Batterie und die damit verbundenen Handgriffe waren mir derart in Fleisch und Blut übergegangen, daß ich das alles schon ganz automatisch und ohne Einschaltung meines Willens erledigte, etwa so, wie man sich die Zähne putzt. Mir wurde zum ersten Mal bewußt, daß sich mein Unterbewußtsein – jedenfalls wenn ich wach war – endlich mit der Tatsache abgefunden hatte, daß meine linke Hand nicht mehr aus Muskeln, Knochen und Blut bestand, sondern aus Metall und Plastik.

Ich nahm den Schlips ab und warf ihn achtlos auf mein Jackett, das über der Armlehne des Ledersofas hing, streckte mich, seufzte erleichtert, weil ich endlich wieder zu Hause war, lauschte der vertrauten Stille meiner Wohnung und verspürte einmal mehr, wie der mich umfangende Friede all die kräftezehrenden Anspannungen der Außenwelt löste. Meine Wohnung war in meinen Augen eher so etwas wie ein Ort der Zuflucht als ein richtiges Zuhause. Komfortabel, gewiß – aber nicht mit Ruhe, Zeit und Liebe eingerichtet. Das hatte ich an einem Nachmittag und in nur einem Geschäft getan, energisch und sachlich: »Ich nehme das … das … das … und das … Liefern Sie die Sachen bitte so schnell wie möglich.« Das Mobiliar war mehr oder weniger ansprechend, aber ich besaß nun nichts mehr, dessen Verlust mich hätte schmerzen können, und wenn dies meinem Bedürfnis nach Selbstschutz entsprungen sein sollte, so war mir das wenigstens bewußt.

{8}Ich wanderte zufrieden in Hemd und Socken umher, knipste die warmen Lichtkreise der Tischlampen an, sprach dem Fernseher mit einem geübten Faustschlag Mut zu, schenkte mir einen beruhigenden Scotch ein und beschloß, den Abwasch des Vortages stehenzulassen. Ein Steak lag im Kühlschrank und Geld auf der Bank, was brauchte man noch mehr im Leben?

Seit neuestem tat ich die meisten Dinge nur noch mit einer Hand, weil es einfach schneller ging. Meine so geniale Kunsthand, in der Magnetspulen die aus dem Rest meines Unterarmes kommenden elektrischen Impulse in Bewegung übersetzten, ließ sich zwar – wie ein Schraubstock – fest schließen und auch wieder öffnen, dies aber nur mit einer ihr eigenen Geschwindigkeit. Gleichwohl sah diese Hand ganz wie eine echte aus, so sehr, daß Leute manchmal überhaupt nicht merkten, wie wenig sie es war. Sie hatte richtige Fingernägel und Erhebungen, die Sehnen und Knochen darstellten, und bläuliche Linien als Adern. Wenn ich allein war, benutzte ich sie immer seltener, wobei ich es aber immer noch angenehmer fand, wenn ich sie aufgesteckt hatte.

Ich gedachte, diesen Abend so zu verbringen wie viele andere zuvor, saß mit angezogenen Knien auf dem Sofa, ein klobiges Glas in der Hand und glücklich, mit Hilfe des kleinen Bildschirms ein Ersatzleben führen zu können. Ich war deshalb ein wenig irritiert, als es mitten in eine einigermaßen unterhaltsame Komödie hinein an der Wohnungstür klingelte.

Mehr zögernd als neugierig erhob ich mich, stellte das Glas ab, suchte in meinen Jackentaschen nach der Ersatzbatterie, die ich dort hineingesteckt hatte, und drückte sie in den Sockel meiner Kunsthand. Dann ging ich, während ich die Manschette über das Plastikgelenk schob und zuknöpfte, hinaus in den kleinen Flur und spähte durch den Spion in der Wohnungstür.

Davor erwartete mich keine Unannehmlichkeit, es sei denn, diese hätte die Gestalt einer Dame mittleren Alters mit blauem {9}Kopftuch angenommen. Ich öffnete und sagte höflich: »Guten Abend, Sie wünschen bitte?«

»Darf ich hereinkommen, Sid?« fragte sie.

Ich sah sie an. Meines Wissens kannte ich sie nicht. Aber andererseits gab es einen Haufen Leute, die ich nicht kannte und die mich trotzdem Sid nannten, was ich immer als Kompliment aufgefaßt hatte.

Unter dem Kopftuch schauten dichte, dunkle Locken hervor, getönte Brillengläser verbargen die Augen, und leuchtend roter Lippenstift lenkte alle Aufmerksamkeit auf ihren Mund. In ihrem Verhalten drückte sich Verlegenheit aus, und sie schien in ihrem weitgeschnittenen, braunen Regenmantel zu frösteln. Ich gewann den Eindruck, als erwarte sie noch immer, daß ich sie wiedererkennen würde, aber das tat ich erst, als sie sich ängstlich umschaute und mir dabei ihr Profil zeigte.

Selbst da war ich noch nicht ganz sicher und fragte vorsichtig: »Rosemary?«

»Hören Sie«, sagte sie und schob sich an mir vorbei, als ich die Tür ein wenig weiter öffnete, »ich muß unbedingt mit Ihnen reden.«

»Nun ja … dann kommen Sie halt herein.«

Während ich die Tür wieder schloß, blieb sie vor dem kleinen Spiegel stehen, der im Flur hing, und begann am Knoten des Kopftuchs zu nesteln.

»Du lieber Himmel, wie sehe ich bloß aus!«

Ich bemerkte, daß ihre Finger viel zu heftig zitterten, um ihn lösen zu können, und sie griff schließlich mit frustriertem Aufstöhnen nach hinten, packte den Zipfel des Tuches und zog es ruckartig nach vorne. Zusammen mit dem Kopftuch kam auch die ganze schwarze Lockenpracht herunter, und die sehr viel vertrautere kastanienbraune Haarfülle von Rosemary Caspar, die mich schon seit fünfzehn Jahren Sid nannte, zum Vorschein.

»Du lieber Himmel!« sagte sie noch einmal, steckte die {10}Sonnenbrille in ihre Handtasche und zog ein Papiertaschentuch daraus hervor, um sich zunächst einmal das allerschlimmste Rot von den Lippen abzuwischen. »Ich mußte Sie unbedingt sprechen, ich mußte!«

Ich sah das Zittern ihrer Hände, hörte das Schwanken ihrer Stimme und dachte bei mir, daß ich eigentlich schon einer ganzen Menge Menschen in ebendiesem Zustand begegnet war, seit ich es mir zur Aufgabe gemacht hatte, mich mit den Problemen und Verhängnissen anderer zu befassen.

»Kommen Sie herein und trinken Sie was«, sagte ich, wohl wissend, daß sie dies ebenso brauchte wie erwartete, und beklagte dabei im stillen den ruinierten ruhigen Abend. »Whisky oder Gin?«

»Gin … Tonic … irgendwas.«

Ohne den Regenmantel abzulegen, folgte sie mir ins Wohnzimmer und ließ sich abrupt aufs Sofa fallen, als hätten ganz plötzlich ihre Beine unter ihr nachgegeben. Ich sah ihr kurz in die unruhigen Augen, stellte das Gelächter im Fernseher ab und schenkte ihr ein beruhigendes Quantum Seelentröster ein.

»Hier, bitte«, sagte ich und reichte ihr das Glas. »Was gibt’s denn für Probleme?«

»Probleme!« sagte sie mit einem Anflug von Entrüstung. »Wenn das alles wäre!«

Ich holte mir mein eigenes Glas und setzte mich ihr gegenüber in einen Sessel.

»Ich habe Sie heute beim Rennen gesehen, von weitem«, sagte ich. »War das Problem da schon vorhanden?«

Sie nahm einen großen Schluck. »Ja, das kann man wohl sagen! Warum, glauben Sie, sollte ich sonst mit dieser schäbigen Perücke auf dem Kopf durch die Nacht schleichen und Ihre verdammte Wohnung suchen, wenn ich schon beim Rennen geradewegs auf Sie hätte zugehen können?«

»Nun … warum?«

{11}»Weil der letzte Mensch, mit dem man mich auf einem Rennplatz oder sonstwo sprechen sehen darf, Sid Halley heißt.«

Vor langer Zeit war ich auch ein paarmal für ihren Mann geritten. In den Tagen, als ich noch Jockey gewesen war. Als ich noch leicht genug für Flachrennen gewesen war und mich noch nicht der Steeplechase zugewandt hatte. In den Tagen vor dem Erfolg und dem Ruhm, den Stürzen und der zerschmetterten Hand … und was nicht noch allem. Mit dem Ex-Jockey Sid Halley hätte sie an jedem Ort und zu jeder Zeit sprechen können. Aber zu dem Sid Halley, der sich vor kurzem zu einer Art Allzweck-Detektiv gewandelt hatte, war sie bei Dunkelheit und voller Furcht gekommen.

So um die Fünfundvierzig, vermutete ich – und es wurde mir jetzt erst bewußt, daß ich mir, obwohl ich sie schon seit Jahren mehr oder weniger gut kannte, ihr Gesicht noch nie lange oder genau genug angesehen und seine einzelnen Züge registriert hatte. Da war immer nur der allgemeine Eindruck schlanker Eleganz gewesen. Die fallenden Linien der Augenbrauen und Lider jedoch, die kleine Narbe am Kinn und der leichte, kaum sichtbare Flaum auf ihren Wangen – das alles war Neuland für mich.

Sie hob plötzlich die Augen und unterzog mich der gleichen prüfenden Betrachtung, als habe auch sie mich noch nie wirklich wahrgenommen – und ich nahm an, daß ihre Neueinschätzung weitaus radikaler ausfiel als die meine. Ich war nicht mehr der junge Bursche, dem sie damals in recht barschem Ton taktische Anweisungen zum Rennen gegeben hatte, sondern ich war ein Mann, zu dem sie gekommen war, weil sie Schwierigkeiten hatte. Ich hatte mich inzwischen daran gewöhnt, daß dieses Bild von meiner Person an die Stelle älterer und unbeschwerterer Beziehungen getreten war, und wenn ich das auch oftmals bedauerte, gab es doch ganz offensichtlich kein Zurück mehr.

»Alle sagen …«, fing sie zweifelnd an, »ich meine … seit einem Jahr schon höre ich andauernd …« Sie räusperte sich. »Es {12}heißt, daß Sie gut sind … sehr gut sogar … was Sachen dieser Art angeht. Aber ich weiß nicht … jetzt, wo ich hier bin … scheint es doch nicht … ich meine … Sie sind doch Jockey.«

»War«, sagte ich lakonisch.

Sie warf einen schnellen Blick auf meinen linken Arm, sagte aber nichts dazu. Sie wußte Bescheid. Auch in der Welt des Pferdesports wurde getratscht, und es war die Neuigkeit des vergangenen Jahres gewesen.

»Warum erzählen Sie mir nicht einfach, was Sie von mir wünschen?« fragte ich. »Sollte ich Ihnen nicht behilflich sein können, werde ich es Ihnen sagen.«

Die Vorstellung, daß ich ihr vielleicht gar nicht würde helfen können, ließ ihre alten Befürchtungen zurückkehren und sie wieder in ihrem Regenmantel zittern.

»Es gibt niemanden sonst«, sagte sie. »Ich kann mich an keinen anderen wenden. Ich muß mich darauf verlassen … ich muß … daß Sie all das auch können … was Sie angeblich können sollen.«

»Ich bin nicht Superman«, wandte ich ein. »Ich schnüffle nur ein bißchen rum.«

»Nun ja … o Gott …« Das Glas schlug klirrend gegen ihre Zähne, als sie es bis zum letzten Tropfen leerte. »Ich hoffe zu Gott …«

»Ziehen Sie erst mal den Mantel aus«, redete ich ihr zu. »Nehmen Sie noch einen Gin, setzen Sie sich bequem hin und erzählen Sie der Reihe nach, von Anfang an.«

Sie erhob sich wie benommen, knöpfte den Mantel auf, warf ihn neben sich und nahm wieder Platz.

»Es gibt keinen Anfang.«

Sie nahm das wieder gefüllte Glas und drückte es an ihre Brust. Die jetzt sichtbare Garderobe bestand aus einer cremefarbenen Seidenbluse unter einem nach Kaschmir aussehenden, rostroten Pullover, einer schweren Goldkette und einem gut {13}sitzenden, schwarzen Rock – all dies der alltägliche Ausdruck materieller Sorgenfreiheit.

»George ist bei einem Abendessen«, sagte sie. »Wir bleiben über Nacht hier in London … Er denkt, daß ich im Kino bin.«

Ihr Mann George gehörte zu den drei Spitzentrainern Großbritanniens und international wahrscheinlich zu den zehn besten. Er wurde auf den Rennplätzen zwischen Hongkong und Kentucky als einer der Großen seiner Zunft verehrt. In Newmarket aber, wo er lebte, war er der absolute König. Wenn seine Pferde das Derby, das Arc de Triomphe oder das Washington International gewannen, überraschte das niemanden. Jahr für Jahr gelangte ein Großteil vom Besten, was die Vollblutzucht zu bieten hatte, in seinen Stall, und es genügte schon, ein Pferd bei ihm stehen zu haben, um dem Besitzer ein gewisses Ansehen zu verleihen. George Caspar konnte es sich leisten, jedes Pferd und jeden Besitzer abzuweisen. Gerüchte wollten wissen, daß er Frauen dagegen nur selten zurückwies – und wenn das Rosemarys Problem war, so würde ich ihr ganz bestimmt nicht helfen können.

»Er darf’s nicht erfahren«, sagte sie nervös. »Sie müssen mir versprechen, ihm nicht zu erzählen, daß ich hier war.«

»Ich verspreche es unter Vorbehalt«, sagte ich.

»Das ist mir nicht genug.«

»Das muß es aber sein.«

»Sie werden ja sehen«, sagte sie. »Sie werden sehen, warum …« Sie nahm einen Schluck. »Er gibt es vielleicht nicht zu, aber er macht sich entsetzliche Sorgen.«

»Wer … George?«

»Natürlich George, wer denn sonst? Stellen Sie sich doch nicht so dämlich an. Für wen sonst würde ich es wohl auf mich nehmen, in dieser blödsinnigen Verkleidung hierher zu kommen?« Der Zornesausbruch ließ ihre Stimme schrill werden, was sie zu überraschen schien. Ich konnte sehen, wie sie ein paarmal {14}tief Luft holte, bevor sie weitersprach: »Was halten Sie von ›Gleaner‹?«

»Hm«, sagte ich. »Eine Enttäuschung.«

»Die reinste Katastrophe«, sagte sie, »das wissen Sie ganz genau.«

»So etwas ist immer mal drin«, entgegnete ich.

»Nein, so etwas ist ganz und gar nicht drin. Einer der besten Zweijährigen, die George je hatte. Hat die drei großen Rennen für Zweijährige alle brillant gewonnen. Galt dann den ganzen Winter über als der Favorit für die 2000 Guineas und das Derby. Alle waren sich einig, daß er ganz groß rauskommen, ein Spitzenpferd werden würde.«

»Ja«, sagte ich, »ich erinnere mich.«

»Und was war dann? Im vergangenen Frühjahr lief er bei den Guineas und war eine große Pleite. Totaler Flop. Und kam fürs Derby auch nicht annähernd in Frage.«

»So etwas kommt vor«, sagte ich.

Sie sah mich ungeduldig an, preßte die Lippen zusammen. »Und ›Zingaloo‹?« fragte sie dann. »War das auch so was, was halt mal vorkommt? Die beiden besten Fohlen im ganzen Land, beide als Zweijährige einfach hervorragend, beide in unserem Stall. Und beide gewannen als Dreijährige im vergangenen Jahr nicht einen Penny. Standen schlicht in ihren Boxen rum, sahen gesund und munter aus, fraßen sich einen an und waren, verdammt noch mal, zu rein gar nichts gut.«

»Schon ein bißchen rätselhaft«, räumte ich ohne große Überzeugung ein. Pferde, die den in sie gesetzten Erwartungen nicht entsprachen, waren so normal wie verregnete Sonntage.

»Und schließlich ›Bethesda‹, im Jahr davor!« Sie starrte mich aufgebracht an. »Beste zweijährige Stute, monatelang Favorit für die 1000 Guineas und die Oaks. Bei den Guineas ging sie an den Start, als wäre sie eine Million Dollar wert, und wurde Zehnte. Zehnte, ich bitte Sie!«

{15}»George hat die Pferde doch sicherlich alle untersuchen lassen«, sagte ich begütigend.

»Selbstverständlich. Wochenlang krochen die verdammten Viehdoktoren bei uns rum. Dopingkontrollen, alles. Alle Tests negativ. Drei großartige Pferde und alle drei zu nichts nütze. Und keine Erklärung dafür … Nichts!«

Ich seufzte leise. Das klang in meinen Ohren eher nach dem Schicksal der meisten Trainer als nach dem Anlaß zu melodramatischen Besuchen im Schutze von Perücke und Sonnenbrille.

»Und jetzt«, sagte sie und ließ die Bombe ganz beiläufig platzen, »haben wir da auch noch ›Tri-Nitro‹.«

Ganz gegen meine Absicht stieß ich die Luft hörbar aus, so daß es fast wie ein Aufstöhnen klang. »Tri-Nitro« füllte gerade die Sportseiten der Zeitungen, wurde als der beste Hengst des ganzen Jahrzehnts gepriesen. Im vergangenen Herbst hatte er als Zweijähriger alle Kontrahenten in den Schatten gestellt, und was seine Vormachtstellung im herannahenden Sommer anging, so wurde sie kaum in Frage gestellt. Ich hatte ihn im September die Middle Park Stakes in Newmarket in Rekordzeit gewinnen sehen, und mir war der weitausholende Schritt, der dieses Pferd in unglaublicher Schnelligkeit über den Turf jagen ließ, noch in lebhafter Erinnerung.

»Bis zu den 2000 Guineas sind es nur noch zwei Wochen«, sagte Rosemary. »Ja, genau noch vierzehn Tage. Stellen Sie sich mal vor, es passiert was … stellen Sie sich vor, es wird wieder genauso schlimm … und er versagt wie die anderen …?«

Sie zitterte wieder, aber als ich den Mund öffnete, um ihr zu antworten, fuhr sie schnell und mit erhobener Stimme fort: »Heute abend war die einzige Möglichkeit … ich konnte nur heute abend herkommen … und George würde fuchsteufelswild werden. Er meint, dem Pferd könne nichts passieren, niemand komme an es heran, sie hätten alles für seine Sicherheit getan. Aber er hat Angst, das weiß ich. Ist nervlich äußerst angespannt, fix {16}und fertig. Ich habe ihm vorgeschlagen, Sie zu bitten, die Bewachung des Pferdes zu übernehmen, aber da ist er fast durchgedreht. Ich weiß nicht, warum. Ich habe ihn noch nie so wütend gesehen.«

»Rosemary«, setzte ich an und schüttelte den Kopf.

»Hören Sie«, schnitt sie mir das Wort ab, »ich möchte Sie bitten, dafür Sorge zu tragen, daß ›Tri-Nitro‹ vor den 2000 Guineas nichts zustößt, das ist alles.«

»Alles …«

»Es wäre nicht sehr sinnvoll, sich hinterher zu wünschen … wenn da irgend jemand was versuchen würde … daß man Sie doch um Hilfe gebeten hätte. Ich könnte den Gedanken nicht ertragen. Deshalb mußte ich herkommen. Ich konnte nicht anders. Sagen Sie schon ja. Sagen Sie mir, wieviel Sie dafür haben wollen, und ich zahl’s Ihnen.«

»Es geht mir nicht ums Geld«, sagte ich. »Sehen Sie … es ist doch ganz unmöglich, ›Tri-Nitro‹ ohne Wissen und Zustimmung von George zu bewachen. Das geht einfach nicht.«

»Sie schaffen das schon, da bin ich sicher. Sie haben doch schon öfter Dinge getan, von denen die Leute meinten, sie seien nicht machbar. Ich mußte kommen, ich halte das alles nicht mehr aus. George auch nicht … nicht drei Jahre hintereinander. ›Tri-Nitro‹ muß gewinnen. Sie müssen dafür sorgen, daß nichts dazwischenkommt. Sie müssen.«

Sie zitterte plötzlich noch heftiger als zuvor und sah ganz so aus, als würde sie im nächsten Augenblick einen hysterischen Anfall bekommen. Weniger aus dem Gefühl heraus, zur Lösung der mir zugedachten Aufgabe in der Lage zu sein, sondern eher in dem Bemühen, sie zu beruhigen, sagte ich: »Also gut, Rosemary. Ich will es versuchen.«

»Er muß gewinnen«, sagte sie.

Ich erwiderte besänftigend: »Warum sollte er auch nicht.«

Ihrem unfehlbaren Gespür entging der Unterton nicht, der {17}sich ganz gegen meinen Willen in meine Worte eingeschlichen hatte: die Skepsis und eine selbstgefällige Neigung, ihr Drängen als Ergebnis der Hirngespinste einer nur allzu leicht erregbaren Frau abzutun. Ich konnte diese Nuancen selbst hören, hörte sie voller Unbehagen mit ihren Ohren.

»Du liebe Güte, ich verschwende nur meine Zeit, nicht wahr?« sagte sie bitter und stand auf. »Sie sind wie alle Männer. Sie glauben, mir sind die Wechseljahre aufs Gehirn geschlagen, und das erklärt dann alles.«

»Das stimmt nicht. Ich habe doch gesagt, daß ich’s versuchen will.«

»Ja.« Ihre ganze Verachtung lag in diesem einen Wort. Sie war dabei, ihren eigenen Zorn anzufachen, brauchte wohl eine Explosion. Genau genommen reichte sie mir ihr leeres Glas nicht, sondern warf es nach mir. Ich konnte es nicht auffangen, und es fiel auf die Kante des Couchtisches, wo es zerbrach.

Sie blickte auf die glitzernden Glassplitter hinab und rang um Beherrschung.

»Tut mir leid«, sagte sie kurz.

»Ist schon gut.«

»Schreiben Sie’s meiner Überanstrengung zu.«

»Ja.«

»Ich muß los und mir diesen Film ansehen. George wird danach fragen …« Sie schlüpfte in ihren Regenmantel und ging mit unsicheren Schritten zur Tür, da ihr ganzer Körper noch vor Anspannung zitterte. »Ich hätte nicht herkommen sollen. Aber ich dachte …«

Ich sagte mit Entschiedenheit: »Ich habe zugesagt, daß ich’s versuchen will, Rosemary, und mein Wort gilt.«

»Niemand weiß, wie das ist, was ich durchmache.«

Ich folgte ihr in den Flur hinaus und hatte fast das Gefühl, als versetze ihre schrille Verzweiflung die Luft regelrecht in Schwingungen. Sie nahm die schwarze Perücke von dem kleinen {18}Garderobentischchen und setzte sie sich auf den Kopf, wobei sie ihr eigenes braunes Haar mit wilden, unwilligen Bewegungen darunterstopfte, voll Haß auf sich selbst, auf ihre Verkleidung und auf mich – sie haßte diesen Besuch, die Lügen, die sie George auftischen mußte, die miese Heimlichkeit ihres Tuns. Sie schminkte ihre Lippen wieder dunkelrot – mit unnötigem Kraftaufwand, als attackiere sie sich selbst. Dann zog sie mit heftigem Ruck den Knoten des Kopftuches fest und wühlte in ihrer Handtasche nach der Brille mit den dunkel getönten Gläsern.

»Vorhin habe ich mich auf der Toilette in der U-Bahn-Station umgezogen«, sagte sie. »Das Ganze ist widerlich. Aber ich möchte nicht, daß mich jemand von hier fortgehen sieht. Da ist was im Gange, ich weiß es. Und George hat Angst …«

Sie blieb vor der Wohnungstür stehen und wartete darauf, daß ich ihr öffnete – eine schmächtige, elegante Frau, die unbedingt häßlich aussehen wollte. Es wurde mir bewußt, daß sich wohl keine Frau ohne zwingende Gründe so verhielt – Gründe, die wichtiger waren als alle Selbstachtung. Ich hatte nichts getan, um ihre Sorgen zu verringern, und das lag wohl daran, daß ich sie viel zu lange in einer ganz anderen Rolle gekannt hatte. Sie hatte immer ganz selbstverständlich das Sagen gehabt, und ich war seit meinem 16. Lebensjahr respektvoll ihren Wünschen nachgekommen. Es ging mir durch den Kopf, daß ich ihr an diesem Abend wahrscheinlich mehr gedient hätte, wenn ich sie zum Weinen gebracht, ihr Wärme, menschliche Nähe, vielleicht sogar einen Kuß gegeben hätte. Aber die Sperre war da und ließ sich so leicht nicht lösen.

»Ich hätte nicht herkommen sollen«, wiederholte sie. »Das ist mir jetzt klar.«

»Möchten Sie denn nun eigentlich … daß ich was unternehme?«

Ein Zucken verzog ihr Gesicht. »Ach Gott … Ja, doch, das möchte ich schon. Aber es war dumm von mir, und ich hab mir {19}was vorgemacht. Schließlich und endlich sind Sie ja nur ein Jockey.«

Ich öffnete die Tür.

»Ich wünschte«, sagte ich leichthin, »ich wär’s.«

Sie sah mich an, ohne mich wahrzunehmen, war in Gedanken schon auf der Rückfahrt, bei ihrem Film, bei dem, was sie George darüber berichten würde.

»Ich bin nicht verrückt«, sagte sie.

Sie drehte sich abrupt um und schritt davon, ohne sich noch einmal umzusehen. Ich beobachtete, wie sie zur Treppe ging und ohne sich aufzuhalten aus meinem Blickfeld verschwand. Mit dem anhaltenden Gefühl, ihr nicht gerecht geworden zu sein, schloß ich die Tür und kehrte ins Wohnzimmer zurück – und es schien mir, als ob auch dort die Luft von ihrer intensiven Ausstrahlung in Unruhe wäre.

Ich bückte mich und hob die größeren Glasscherben auf, aber es lagen zu viele kleine Splitter herum, um es dabei bewenden lassen zu können, weshalb ich Kehrbesen und Schaufel aus der Küche holte.

Die Kehrschaufel konnte ich gut mit der linken Hand halten. Wenn ich einfach versuchte, die echte Hand, die nicht mehr da war, nach hinten zu biegen, dann lösten sich die künstlichen Finger vom Daumen und öffneten sich. Wenn ich nun wie gewohnt die Botschaft an die Hand schickte, sie solle sich nach innen biegen, so schlossen sich die Finger wieder. Zwischen dem mentalen Befehl und der elektrischen Reaktion gab es stets ein Intervall von ungefähr zwei Sekunden, und es war für mich am schwersten gewesen, mich an diese Verzögerung zu gewöhnen.

Natürlich konnten die Finger nicht spüren, ob ihr Griff fest genug war oder nicht. Die Leute, die mir die Hand angepaßt hatten, hatten mir gesagt, daß der Gradmesser des Erfolges das Aufheben von Eiern sei, und ich hatte anfangs bei den entsprechenden Übungen wohl ein Dutzend und mehr zerdrückt. {20}Geistesabwesenheit hatte implodierende Glühbirnen und flachgequetschte Zigarettenschachteln zur Folge gehabt, was erklärte, warum ich dieses Wunderwerk der Technik weit weniger oft benutzte, als es möglich gewesen wäre.

Ich leerte die Glasscherben in den Mülleimer und schaltete den Fernseher wieder ein. Aber die Komödie war schon vorbei, und den nun laufenden Krimi störten Gedanken an Rosemary. Mit einem Seufzer schaltete ich den Apparat ab, briet mir das Steak und ging, nachdem ich es verzehrt hatte, zum Telefon, um Bobby Unwin anzurufen, der beim Daily Planet arbeitete.

»Informationen gibt’s aber nicht umsonst«, sagte er sofort, als er mitbekommen hatte, wer der Anrufer war.

»Was willst du haben?«

»Eine kleine Gegenleistung.«

»Geht in Ordnung«, sagte ich.

»Was suchst du denn?«

»Hm«, sagte ich. »Du hast mal vor ein paar Monaten für eure Wochenendbeilage einen langen Artikel über George Caspar geschrieben. Geradezu endlos.«

»Stimmt, ein Special Feature. Analyse seines Erfolges. Der Planet bringt einmal im Monat eine Serie über Erfolgsmenschen. Unternehmer, Popstars und was weiß ich. Legen sie unters Klischeemikroskop und kommen dann mit einer großen, gähnend langweiligen Enthüllungsstory raus, die nichts als heiße Luft ist.«

»Bist du in der Horizontalen?«

Es trat kurz Stille ein, der ein unterdrücktes Mädchengekicher folgte.

»Verkrümel dich mit deinen Eingebungen doch nach Sibirien«, sagte Bobby. »Wie kommst du darauf?«

»Wahrscheinlich der blanke Neid.« Ich hatte aber eigentlich nur herausbekommen wollen, ob er allein war, ohne daß es allzu wichtig klang. »Bist du morgen in Kempton?«

{21}»Ich denke schon.«

»Könntest du mir ein Exemplar dieser Beilage mitbringen? Ich kauf dir dafür auch eine Flasche deiner Wahl.«

»Junge, Junge. Abgemacht.«

Sein Hörer wanderte ohne weitere Umschweife zurück auf die Gabel, und ich verbrachte den Rest des Abends damit, mich an Hand der Formbücher der vergangenen Jahre über die Entwicklung von ›Bethesda‹, ›Gleaner‹, ›Zingaloo‹ und ›Tri-Nitro‹ zu informieren, was mir aber zu keinerlei neuen Erkenntnissen verhalf.

{22}2

Ich hatte es mir in letzter Zeit zur Gewohnheit gemacht, donnerstags mit meinem Schwiegervater zu Mittag zu essen. Ex-Schwiegervater, um genau zu sein. Admiral (im Ruhestand) Charles Roland, Vater des schlimmsten Fehlers, den ich je begangen hatte. Ich hatte seiner Tochter Jenny all die innige Zuneigung entgegengebracht, deren ich fähig war, und ihr lediglich das vorenthalten, was sie mir irgendwann als ihren einzigen Wunsch offenbarte, nämlich daß ich die Rennreiterei aufgäbe. Wir waren fünf Jahre verheiratet gewesen – zwei glückliche, zwei uneinige und ein bitteres. Und jetzt waren nur noch die juckenden, halb verheilten Wunden da. Die und die Freundschaft ihres Vaters, die ich mir nur unter großen Mühen erworben hatte und nun als das einzig Wertvolle pries, das ich aus dem Wrack meiner Ehe hatte bergen können.

Wir trafen uns meistens um zwölf in der im ersten Stock gelegenen Bar des »Cavendish Hotel«, wo diesmal ein Pink Gin für ihn und ein Whisky mit Wasser für mich auf hübschen kleinen Untersetzern neben einer Schale mit Erdnüssen standen.

»Jenny wird am Wochenende in Aynsford sein«, sagte er.

Aynsford war sein Haus in Oxfordshire. London am Donnerstag, das war »geschäftlich«. Die Reise von einem Ort zum anderen machte er in einem Rolls.

»Ich würde mich freuen, wenn du auch kämst«, sagte er.

Ich betrachtete sein feines, sehr distinguiertes Gesicht und lauschte dem distanziert-näselnden Tonfall seiner Stimme. Ein Mann von großem Feingefühl und Charme, der einen aber auch wie ein Laserstrahl durchbohren konnte, wenn er dies für {23}erforderlich hielt. Ein Mann, dessen Integrität ich blind vertraute, dessen Mitleid aber nicht eine Sekunde.

Ich sagte vorsichtig und ohne Groll: »Ich komme aber nicht, um mich dauernd von ihr anschießen zu lassen.«

»Sie war damit einverstanden, daß ich dich einlade.«

»Das glaube ich nicht.«

Er blickte mit verdächtiger Konzentration auf sein Glas. Lange Erfahrung hatte mich gelehrt, daß er mich nie ansah, wenn er etwas von mir wollte und wußte, daß ich es nicht gern tun würde. Und dann trat, so wie jetzt, meistens eine Pause ein, in der er sich sammelte, um schließlich Feuer an die Lunte zu legen. Die Länge dieser Pause war in gar keiner Weise tröstlich. Endlich sagte er: »Ich fürchte, sie ist in ziemlichen Schwierigkeiten.«

Ich sah ihn an, aber er wollte die Augen nicht heben.

»Aber, Charles«, sagte ich verzweifelt, »du kannst nicht von mir … du kannst mich doch nicht ernstlich bitten … du weißt doch, welchen Ton sie mir gegenüber am Leibe hat.«

»Du zahlst ihr mit gleicher Münze heim, wenn ich mich recht erinnere.«

»Man muß nicht ganz bei Troste sein, wenn man zu einem Tiger in den Käfig klettert.«

Er warf mir einen kurzen, mich von unten her anblitzenden Blick zu, und sein Mund zuckte ganz leicht. Vielleicht war es ja wirklich nicht sehr passend gewesen, zum Vater in dieser Form von seiner hübschen Tochter zu sprechen.

»Du bist meines Wissens schon häufiger in den Käfig eines Tigers gestiegen«, meinte er.

»Dann eben Tigerin«, verbesserte ich mich in einer Anwandlung von Humor.

Er stürzte sich sofort darauf. »Du kommst also?«

»Nein … also wirklich, es gibt Dinge, die sind nun mal einfach zuviel verlangt.«

Er seufzte und lehnte sich im Stuhl zurück, sah mich über sein {24}Glas hinweg an. Ich mochte diesen leeren Blick seiner Augen gar nicht, denn er verriet mir, daß er noch immer mit seinem Anschlag auf mich befaßt war.

»Seezunge?« schlug er verbindlich vor. »Soll ich den Ober rufen? Wir könnten eigentlich bald essen, meinst du nicht auch?«

Aus alter Gewohnheit bestellte er Seezungenfilet für uns beide. Ich konnte inzwischen durchaus in Restaurants essen, aber es hatte auch eine lange, unangenehme Zeit gegeben, wo meine natürliche Hand nur ein unbrauchbares, nutzloses und deformiertes Glied gewesen war, das ich, mir dieser Tatsache ständig bewußt, möglichst in Taschen verborgen gehalten hatte. Als ich mich endlich damit abgefunden hatte, war sie mir erneut zertrümmert und ganz abgenommen worden. So war wohl das Leben. Man gewann und verlor, und wenn man etwas aus den Trümmern zu retten vermochte, und sei es auch nur ein winziges Restchen von Selbstachtung, dann war das genug, um einen über die nächste Runde zu bringen.

Der Ober teilte uns mit, daß unser Tisch in zehn Minuten fertig sei, und ging still davon, Speisekarten und Bestellblock an seine Smokingjacke und die graue Seidenkrawatte gedrückt. Charles schaute auf seine Uhr und sah sich dann gemächlich in dem großen, hellen, stillen Raum um, in dem auch noch andere Menschen in beigefarbenen Sesseln saßen und den Lauf der Welt erörterten.

»Fährst du heute nachmittag nach Kempton?« fragte er.

Ich nickte. »Das erste Rennen ist um halb drei.«

»Arbeitest du gerade an einem Fall?« Für eine beiläufige Erkundigung klang das eigentlich zu verbindlich.

»Ich komme nicht nach Aynsford«, sagte ich. »Jedenfalls nicht, solange Jenny dort ist.«

Er schwieg eine Weile und sagte dann: »Ich wünschte, du kämst doch, Sid.«

Ich antwortete nicht, sah ihn nur an. Seine Augen folgten {25}einem Kellner, der weiter entfernt sitzenden Gästen Getränke servierte, und er brauchte viel zu lange, um sich den nächsten Satz zurechtzulegen.

Er räusperte sich und sagte, ohne mich dabei anzusehen:

»Bedauerlicherweise hat Jenny Geld … und ihren Namen … für ein Unternehmen hergegeben, das man wohl als betrügerisch bezeichnen muß.«

»Sie hat was

Sein Blick schnellte mit verdächtiger Geschwindigkeit zu mir zurück, aber ich ließ ihn nicht zu Wort kommen.

»Nein«, sagte ich. »Wenn sie das wirklich getan hat, dann ist es doch wohl an dir, dich darum zu kümmern.«

»Sie hat natürlich deinen Namen benutzt«, sagte Charles. »Jennifer Halley.«

Ich konnte spüren, wie die Falle zuschnappte. Charles betrachtete mein stummes Gesicht und trennte sich mit einem kleinen Seufzer der Erleichterung von einer bestimmten Befürchtung. Er war viel zu geschickt, dachte ich bitter, als daß ich ihm hätte entwischen können.

»Sie fühlte sich zu einem Mann hingezogen«, sagte er leidenschaftslos. »Ich mochte ihn nicht sonderlich, aber das galt anfangs ja auch für dich … Ich habe dieses Fehlurteil übrigens als sehr hinderlich empfunden, weil ich danach meinem spontanen Urteil nicht mehr zu trauen wagte, jedenfalls nicht immer.«

Ich aß eine Erdnuß. Er hatte mich nicht gemocht, weil ich Jockey gewesen war und er in einem solchen keinen passenden Ehemann für seine wohlerzogene Tochter gesehen hatte – und ich hatte ihn im Gegenzug als intellektuellen und sozialen Snob abgelehnt. Es war schon ein recht eigenartiger Gedanke, daß ausgerechnet er jetzt der Mensch war, den ich von allen am meisten schätzte.

Charles fuhr fort: »Der Mann hat sie überredet, sich an einer Art Versandhandel zu beteiligen … alles furchtbar {26}gewinnbringend und respektabel, zumindest an der Oberfläche. Eine legitime Methode, Gelder für wohltätige Zwecke zu erwirtschaften … du kennst so etwas ja. Wie Weihnachtskarten, nur daß es sich in diesem Falle, glaube ich, um irgendeine Wachspolitur für antike Möbel handelte. Die Kundschaft kaufte dieses sehr teure Wachs vor allem, weil sie wußte, daß ein Großteil des Gewinns einer guten Sache zufließen würde.«

Er blickte mich ernst an. Ich aber wartete ab – und dies ohne allzu große Hoffnung.

»Bestellungen gingen reichlich ein«, sagte er. »Und mit ihnen natürlich auch Geld. Jenny und eine Freundin von ihr hatten alle Hände voll zu tun, um mit dem Versand der Politur nachzukommen.«

»Die Jenny«, riet ich, »gegen Vorauskasse gekauft hatte?«

Charles seufzte. »Ich muß es dir also nicht genauer erklären, nicht wahr?«

»Und Jenny zahlte Porto und Verpackung und Werbebroschüren und Anschreiben?«

Er nickte. »Das eingehende Geld zahlte sie auf ein besonderes Konto ein, das von dieser Wohltätigkeitsorganisation eröffnet worden war. Und das Geld ist abgehoben worden, der Mann verschwunden, und die Wohltätigkeitsorganisation hat sich als inexistent herausgestellt.«

»Und Jennys Lage?« fragte ich.

»Leider sehr schlecht. Es könnte durchaus sein, daß Anklage erhoben wird. Ihre Unterschrift steht überall drauf, und die von dem Kerl nirgends.«

Mir war nicht nach Spott zumute. Charles registrierte mein bestürztes Schweigen und nickte verständnisvoll.

»Das war alles äußerst töricht von ihr«, sagte er.

»Hättest du sie nicht daran hindern, sie warnen können?«

Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich habe von all dem ja erst gestern erfahren, als sie ganz verzweifelt in Aynsford {27}erschien. Sie hat das Geschäft von der Wohnung aus abgewickelt, die sie sich in Oxford gemietet hat.«

Wir gingen zum Essen, und ich konnte mich hinterher überhaupt nicht mehr erinnern, wie die Seezunge geschmeckt hatte.

»Der Name des besagten Mannes ist Nicholas Ashe«, sagte Charles beim Kaffee. »Jedenfalls hat er den genannt.« Er schwieg ein Weilchen. »Mein Anwalt meint, es wäre gut, wenn du ihn ausfindig machen könntest.«

 

Auf der Fahrt nach Kempton waren meine Seh- und Muskelreflexe auf Autopilot geschaltet, während meine Gedanken voller Unbehagen bei Jenny weilten.

Die Scheidung hatte allem Anschein nach nicht das geringste geändert. Der kürzlich erfolgte, antiseptische Trennungsschnitt, die unpersönliche Gerichtsverhandlung, zu der wir beide nicht erschienen waren (keine Kinder, keine Unterhaltsstreitigkeiten, keine Andeutung von Versöhnungsbereitschaft – dem Antrag wird stattgegeben, der nächste Fall bitte), schien hinter unser gemeinsames Leben keinen Punkt gesetzt zu haben, ja, kaum so etwas wie ein Komma. Die gerichtliche Klärung hatte sich nicht als großer, befreiender Neuanfang herausgestellt. Die Erholung von der emotionalen Katastrophe schien ein langwieriger Vorgang zu sein, die Scheidungsurkunde so gut wie keine Hilfe.

Hatten wir uns einst voller Freude und Leidenschaft aneinander geklammert, so zerfleischten wir uns jetzt gegenseitig, wenn uns der Zufall zusammenführte. Ich hatte fünf Jahre damit zugebracht, Jenny zu lieben, zu verlieren und zu betrauern, aber ich mochte noch so sehr wünschen, daß meine Gefühle tot seien – sie waren es nicht. Bis zur Gleichgültigkeit schien es noch ein beschwerlicher Weg zu sein.

Wenn ich ihr in ihrer mißlichen Lage half, würde sie mir das Leben zur Hölle machen. Half ich ihr jedoch nicht, würde ich es mir selbst zur Hölle machen. Warum nur, dachte ich erbittert {28}und in ohnmächtiger Auflehnung, hatte das dumme Luder so blöde sein müssen?

 

Für einen Wochentag im April war Kempton recht gut besucht, obwohl ich einmal mehr Anlaß fand zu bedauern, daß in Großbritannien Rennplätze um so leichter Opfer nichtanwesender Zuschauermassen wurden, je näher sie bei London lagen. Städter mochten zwar der Wetterei verfallen sein, nicht aber der frischen Luft und den Pferden. Birmingham und Manchester hatten schon in lange zurückliegenden Tagen ihre Plätze auf Grund mangelnden Zuschauerinteresses eingebüßt, und der in Liverpool verdankte sein Überleben einzig und allein dem Grand National. Die Bahnen auf dem platten Lande jedoch platzten meistens aus allen Nähten und hatten sehr oft keine Rennkarten mehr zu vergeben – die blühendsten Gewächse entsprossen noch immer den ältesten Wurzeln.

Draußen vor der Waage stand die gleiche Versammlung vertrauter Gestalten wie immer und war in Unterhaltungen vertieft, die im Grunde seit Jahrhunderten dieselben geblieben waren. Wer würde welches Rennen reiten, wer würde gewinnen, und man sollte unbedingt das Reglement ändern, und was Soundso über sein erfolgreiches Pferd zu sagen gewußt hatte, und waren die allgemeinen Aussichten nicht düster, ach, und wußten Sie schon, daß der junge Dingsda seine Frau sitzengelassen hat? Da waren die skurrilen Geschichten und die leichten Übertreibungen und die glatten Lügen. Die ewig gleiche Mischung aus Ehrenhaftigkeit und Korruptheit, aus Prinzipientreue und Nützlichkeitserwägungen. Leute, die sich nicht scheuten zu bestechen, und Leute, die bereitwillig die Hand aufhielten. Die kleinen, gequält Hoffenden und die arroganten großen Tiere. Die Verlierer, die sich kühn herausredeten, und die Sieger, die ihre Ängste zu verbergen suchten. Alles so, wie es immer gewesen war und bleiben würde, solange es den Rennsport gab.

{29}Ich hatte eigentlich gar nicht mehr das Recht, im Bereich vor der Waage umherzuschlendern, aber bisher hatte mir noch nie jemand den Zutritt verwehrt. Ich gehörte in die Grauzone der Ex-Jockeys – das Betreten der Waage selbst war uns zwar nicht gestattet, im übrigen aber drückte man tolerant ein Auge zu. Das innerste Heiligtum war an dem Tage futsch gewesen, an dem eine halbe Tonne Pferd mit den Vorderhufen auf meinem Mittelhandknochen gelandet war. Seitdem war ich schon froh, daß ich der Bruderschaft überhaupt noch angehören durfte, und die Sehnsucht danach, wieder reiten zu können, war bloß Bestandteil meines allgemeinen Kummers. Ein anderer Ex-Champion hatte mir einmal erzählt, daß es zwanzig Jahre gedauert habe, bis er sich nicht mehr danach verzehrte, da draußen auf den Pferden zu sitzen, und ich hatte mich herzlichst bedankt für seinen Trost.

George Caspar, der an diesem Nachmittag drei Pferde laufen hatte, war da und unterhielt sich mit seinem Jockey. Und dann sah ich auch Rosemary, die heftig zusammenzuckte, als sie mich in zehn Meter Entfernung erblickte, und sich abrupt abwandte. Ich konnte mir die Unruhe gut vorstellen, die sie durchbebte, obwohl sie äußerlich wieder ganz die gepflegte, elegante Dame war – ein Nerz gegen den kühlen Wind, glänzende Stiefel und ein Hut aus Samt. Sollte sie befürchten, daß ich ihren Besuch bei mir ausplauderte, so irrte sie sich.

Jemand ergriff mich kaum spürbar am Ellbogen, und eine angenehme Stimme sagte: »Ein Wort unter vier Augen, Sid.«

Ich lächelte, noch bevor ich mich zu dem Sprecher umdrehte – zu Lord Friarly, Graf, Großgrundbesitzer und ein wahnsinnig netter Kerl, einer jener Leute, für die ich früher viele Rennen geritten hatte. Er war ein Aristokrat der alten Schule, um die sechzig, von untadeligen Umgangsformen, zu aufrichtigem Mitgefühl fähig, ein klein wenig exzentrisch und weitaus intelligenter als von den meisten erwartet. Sein leichtes Stottern hatte {30}nicht das geringste mit Sprachstörungen zu tun, sondern sollte nur den Eindruck vermeiden, er wolle sich in dieser egalitären Welt vielleicht seiner sozialen Stellung brüsten.

Im Laufe der Jahre war ich mehrfach Gast in seinem Hause in Shropshire gewesen, meistens zu rennsportlichen Ereignissen im Norden des Landes, und hatte mit ihm zusammen ungezählte Meilen in den verschiedensten, recht betagten Automobilen zurückgelegt. Das Alter der Wagen war allerdings kein weiterer Ausdruck seiner zurückhaltenden Bescheidenheit, sondern entsprang seiner Abneigung, Geld an unwichtige Dinge zu verschwenden. Und wichtig im Sinne der gräflichen Einkünfte war allein die Erhaltung von Friarly Hall und der Besitz so vieler Pferde wie möglich.

»Schön, Sie zu sehen, Sir«, sagte ich.

»Ich hab Ihnen doch gesagt, Sie sollen mich Philip nennen.«

»O ja … Verzeihung.«

»Hören Sie«, sagte er, »ich möchte Sie um etwas bitten. Wie man mir sagt, sind Sie sehr gut darin, Dingen auf den Grund zu gehen. Wundert mich natürlich gar nicht. Sie wissen, daß ich schon immer viel auf Ihre Meinung gegeben habe.«

»Selbstverständlich helfe ich gern, wenn ich kann«, sagte ich.

»Ich werde das unbehagliche Gefühl nicht los, daß man mich irgendwie benutzt«, sagte er. »Sie wissen ja, daß ich ganz versessen darauf bin, meine Pferde laufen zu sehen, je öfter, desto lieber, wenn ich so sagen darf. Nun, im vergangenen Jahr habe ich mich bereit erklärt, als registrierter Besitzer für ein Syndikat aufzutreten … Sie kennen das ja, man teilt sich die Kosten mit acht oder zehn anderen, die Pferde laufen aber weiter unter dem Namen ihres Besitzers und seinen Farben.«

»Ja«, sagte ich und nickte, »ich hab davon gehört.«

»Na ja … die anderen Leute sind mir nicht alle persönlich bekannt. Diese Syndikate wurden von einem Burschen ins Leben gerufen, der nichts anderes macht als ebendies, nämlich Leute {31}zusammenbringen und ihnen ein Pferd verkaufen. Sie verstehen?«

Ich nickte. Es hatte schon Fälle gegeben, wo solche Syndikatsgründer Pferde billig eingekauft und dann den Mitgliedern des Syndikats für das Vierfache des gezahlten Preises verkauft hatten. Ein gewinnbringendes kleines Geschäft, soweit auch noch nicht illegal.

»Diese Pferde laufen nicht so, wie sie es von ihrer Form her könnten, Sid«, sagte er in aller Offenheit. »Ich habe das häßliche Gefühl, daß es da irgendwo in diesen Syndikaten jemanden gibt, der bestimmt, wie die Pferde zu laufen haben. Würden Sie das für mich überprüfen? In aller Stille?«

»Ich will’s gern versuchen«, sagte ich.

»Gut«, äußerte er befriedigt. »Dachte es mir. Ich habe Ihnen deshalb auch gleich die Namen der Leute mitgebracht, die den Syndikaten angehören.« Er zog ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Innentasche seines Jacketts. »Hier sind sie«, fuhr er fort, entfaltete das Papier und zeigte darauf. »Vier Pferde. Die Syndikate sind alle beim Jockey Club registriert, alles einwandfrei, Bücher geprüft und so weiter. Auf dem Papier, da sieht alles vollkommen in Ordnung aus, aber wenn ich ehrlich sein soll, Sid, macht mich die Geschichte nicht sehr glücklich

»Ich will mir das mal genauer anschauen«, versprach ich, und er dankte mir ebenso überschwenglich wie aufrichtig. Nach ein paar Minuten entfernte er sich, um mit Rosemary und George zu sprechen.

In einiger Entfernung machte Bobby Unwin, Notizblock und Stift gezückt, einem mittelklassigen Trainer, wie es schien, das Leben schwer. Seine Stimme drang bis zu mir herüber, von der Aggressivität des Nordengländers geschärft und mit jenem inquisitorischen Tonfall, den er Fernsehreportern abgelauscht hatte. »Können Sie also sagen, daß Sie mit der Art, wie Ihre Pferde laufen, voll und ganz zufrieden sind?« Der Trainer sah sich nach {32}Fluchtwegen um und trat von einem Bein aufs andere. Es war schon erstaunlich, dachte ich, daß er sich das gefallen ließ, auch wenn Bobby Unwins gedruckte Bösartigkeit leicht noch schlimmer ausfiel, wenn er sich des Vergnügens beraubt sah, sein Opfer in direktem Gespräch einschüchtern zu können. Er hatte eine gute Schreibe, wurde mit Begeisterung gelesen und war vielen Angehörigen der Rennsportzunft von Herzen zuwider. Zwischen ihm und mir hatte viele Jahre lang eine Art Waffenstillstand geherrscht, was in der Praxis bedeutete, daß Wörter wie »blind« und »stümperhaft« nicht mehr als zweimal pro Absatz vorkamen, wenn er von Rennen berichtete, die ich verloren hatte. Seit ich mit der Rennreiterei aufgehört hatte, stellte ich keine Zielscheibe mehr für ihn dar, und folglich gewannen wir unseren Gesprächen eine perverse Befriedigung ab – es war so, wie wenn man sich einen juckenden Pickel kratzt.

Mich aus den Augenwinkeln erspähend, ließ er sofort von dem unseligen Trainer ab und lenkte seine schnabelartige Nase in meine Richtung. Er war groß, vierzig und ging beständig damit hausieren, daß er in einem Hinterhof von Bradford das Licht der Welt erblickt habe – ein Kämpfer, der sich hatte durchboxen müssen und das niemanden je vergessen lassen würde. Uns hätte eigentlich vieles verbinden müssen, da auch ich das Produkt einer schäbigen Seitenstraße war, aber das Temperament hat nichts mit der Umgebung zu tun. Er neigte dazu, das Schicksal mit wilder Entschlossenheit anzugehen, während ich die Ruhe bevorzugte, was bedeutete, daß er viel redete und ich zuhörte.

»Die Beilage liegt in meiner Aktenmappe im Pressezimmer«, sagte er. »Wofür brauchst du sie denn?«

»Interessiert mich halt ganz allgemein.«

»Na, komm schon«, sagte er. »Woran arbeitest du?«

»Und würdest du mich bitte bei deinem nächsten heißen Knüller vorab informieren?« erwiderte ich.

»Gut, gut«, sagte er. »Schon kapiert. Aber das kostet dich eine {33}Flasche vom besten Schampus, der in der Clubbar zu haben ist. Nach dem ersten Rennen, okay?«

»Und könnte ich für ein paar zusätzliche Lachssandwiches auch ein paar Hintergrundinformationen bekommen, die noch nicht im Druck erschienen sind?«

Er grinste häßlich und meinte, er sehe keinen Grund, der dagegen spreche – und zu gegebener Zeit, das heißt nach dem ersten Rennen, hielt er sich an die getroffene Vereinbarung.

»Du kannst es dir doch leisten, Sid, alter Junge«, sagte er, verschlang ein Sandwich mit rosafarbenem Belag und legte schützend die Hand um den mit Goldfolie überzogenen Hals der Flasche, die neben uns auf dem Bartresen stand. »Was möchtest du denn nun wissen?«